William und Joanna - 1194

Philippa


Philippa schüttelte leicht den Kopf. "Nein. Große Feiern gibt es hier oft, das ist so...unpersönlich. Eine kleinere Feier ist doch viel gemütlicher. Außerdem stehe ich fast so ungern wie du derart im Mitttelpunkt. Es wird auch so wunderschön werden, allein schon, weil ich dich endlich heiraten kann, mein Liebster." Gemeinsam liefen sie die Gänge entlang. Philippa brachte Jonathan zum Arbeitszimmer seines Vaters, dem Ort, an dem die Königin ihrem Mann oft Gesellschaft leistete, wenn sie sonst kaum auffindbar war. Phillippa klopfte, trat ein und knickste.
"Mein König, meine Königin, ich habe jemanden mitgebracht.", sagte sie dann leise. Sie hatte vor allem vor Jonathans Vater immer noch einen Heidenrespekt, obwohl sie sehr freundlich zu ihr waren.

Jonathan

"Ja, endlich ist es soweit. Das ist das einzige, was wirklich zählt dabei, nicht wahr? Dass wir heiraten können." Und diesen Tag sehnte er so sehr herbei. Es würde ohne Zweifel der glücklichste in seinem Leben werden.
Sie erreichten das Arbeitszimmer seines Vaters und ehe Jonathan Philippa hindern konnte, war sie nach einem Klopfen eingetreten und kündigte ihn regelrecht an. Kopfschüttelnd folgte er ihr, legte einen Arm um ihre Taille und hauchte einen Kuss auf ihre Wange. "Das musst du dir aber abgewöhnen, sobald wir verheiratet sind." raunte er und sah dann lächelnd zu seinen Eltern hinüber. "Mutter. Vater. Schön euch endlich wieder zu sehen."

Philippa


Philippa lächelte. "Ja, das ist es, was zählt.", erwiderte sie sanft. "Bald ist es soweit..." Sie betraten das Arbeitszimmer und sie legte den Kopf leicht schief, als Jonathan beinahe verlegen reagierte und sie küsste. Das machte sie ein wenig verlegen, schließlich waren seine Eltern anwesend. Sie errötete leicht.
"Warum denn? Das gehört sich doch so. Ich kann doch nicht einfach..." Sie war schließlich nur eine Hofdame der Königin.  Zwar von Adel, aber das war nun einmal das Königspaar.
Beatrice sah auf, als jemand herein kam und  zögerte dann nicht mehr länger. Stürmisch schloss sie ihren Sohn in die Arme.
"Jonathan! Du bist wieder da...Gott, du bist so...erwachsen geworden." Wenn sie daran dachte, was für ein schmächtiger, kleiner Kerl er gewesen war. Immer hatte sie das Gefühl gehabt, ihn beschützen zu müssen, auch wegen seiner Beeinträchtigung.

Jonathan

"Weil du dann zur Familie gehörst. Von da an wirst du angekündigt." raunte Jonathan leise und zwinkerte Philippa kurz zu, ehe er sich in der stürmischen Umarmung seiner Mutter wiederfand. Er blinzelte verblüfft, dann legte er die Arme um sie und gestattete sich einen Moment lang sich in ihrer Umarmung zu ergehen und die beruhigende und schützende Nähe seiner Mutter zu genießen. Sie war immer für ihn da gewesen, war sein Fels in der Brandung bei allen Unwegsamkeiten gewesen, auch als er mit seinem Vater gehadert hatte. Sie war immer für ihn da.
Er lächelte schief. "Nun, das wird sich noch zeigen, nicht wahr? Aber größer bin ich in jedem Fall geworden." erwiderte er und küsste seine Mutter auf die Wange. "Es ist so schön dich wieder zu sehen, Maman." erklärte er sanft. Für ihn war seine Familie vielleicht noch ein wenig Wichtiger als für andere Menschen, dachte er oft.

Beatrice hielt ihren Sohn noch einen Moment fest, ehe sie sich von ihm löste. "Oh, ich bin mir ganz sicher. Wirklich. Du strahlst es aus, weißt du." Sie legte ihm kurz die Hand an die Wange. "Ich bin auch froh, dass du endlich wieder zurück bist. Du hast gefehlt."
Richard erhob sich und trat auf seinen Sohn zu, legte ihm die Hände auf die Schultern. "Jonathan...." Als er gegangen war, war Jonathan fast noch ein Bengel gewesen. "Deine Mutter hat vollkommen recht. Du bist ein Mann geworden, mein Sohn."
Und das war gut zu sehen, er hatte ihm oft zu wenig zugetraut.

Jonathan

"Wirklich? Gut das zu hören. Wenngleich du als meine Mutter solche Dinge wohl immer schon gern gesagt hast." bemerkte er ein wenig amüsiert, aber zugleich wusste er, dass sie nie Dinge gesagt hatte, die nicht der Wahrheit entsprachen. Wenngleich sie dazu geneigt hatte ihn mehr als ihre anderen Kinder beschützen zu wollen, so hatte sie auch immer sorgsam darauf geachtet, dass er trotz allem nicht weltfremd wurde, nicht verweichlichte und zu sehr an ihrem Rock hing. Das, was er heute war, verdankte Jonathan in nicht geringem Maße seiner Mutter, das wusste er.
Jonathan spürte wie sein Herz ein wenig stolperte als sein Vater auf ihn zutrat und die Hände auf seine Schultern legte. Es war eine sehr typische Begrüßung, war er doch ohne Zweifel der Sohn, den Richard Plantagenêt am wenigsten verstehen konnte. Sie beide waren sich nie so nahe gewesen, waren nie so herzlich miteinander, wie Jonathan mit seiner Mutter. Trotzdem liebte er seinen Vater von ganzem Herzen und spürte auch jetzt wieder, dass er dessen Anerkennung aufsog, wie ein trockener Schwamm das Wasser.
Er schluckte leicht. "Danke, Sire." erwiderte er mit einem verlegenem Lächeln. "Es bedeutet mir viel, das von dir zu hören, weißt du?" fügte er leise hinzu.

Beatrice lachte leise. "Ja, ich weiß. Ich sage solche Dinge gern, weil ich an euch glaube. Aber ich bin wirklich davon überzeugt, dass es so ist. Dein Selbstbewusstsein ist verändert, das ist offensichtlich. Philippa wird es dir bestätigen." Sie hatte immer darauf geachtet, dass Jonathan trotz aller Hindernisse Selbstvertrauen bekam, ihn unterstützt, aber auch selbst versuchen lassen. Das zahlte sich nun aus.
Richard erwiderte den Blick seines Sohnes und nickte leicht, lächelte dann.
"Ich weiß, ich sage es viel zu selten, aber ich bin wirklich stolz auf dich." Und Beatrice hatte von Anfang an recht gehabt, auch aus Jonathan hatte ein wunderbarer Mann werden können. Er würde sogar heiraten.
"Wann wollt ihr heiraten, hm? Wir sollten anfangen das Fest zu planen."

Jonathan

Jonathan nickte langsam. "Es war eine völlig andere Erfahrung mich dort in Bologna auf mich allein gestellt durchzubeißen. Sicher, es war kein Geheimnis wer ich bin, aber ... es war dort weniger wichtig. Viel mehr hat gezählt, was ich dort getan habe." Und das hatte ihm Zuversicht beschert, hatte ihm gezeigt, wer er war, unabhängig von dem großen Namen, den er trug.
Jonathan biss sich auf die Unterlippe und senkte rasch den Blick. Kurz kämpfte er gegen die Tränen an, dann hatte er sich wieder im Griff, hob den Kopf wieder und erwiderte das Lächeln seines Vaters. "Danke, Vater."
Jonathan sah zu Philippa und griff nach ihrer Hand, seine Augen leuchteten. "Wie wär's mit morgen?" schlug er dann lachend vor. Wenn es nach ihm ginge, hätte er Philippa noch in diesem Augenblick zum Kirchentor geführt, aber er wusste natürlich, dass es zumindest einige Vorbereitungen gab, die er als Sohn des Königs wohl für diesen Rahmen treffen musste.

"Eine völlig andere Erfahrung, aber eine gute für dich. Es gibt einem Mann viel Selbstvertrauen, wenn man etwas selbst erreicht, nicht nur wegen seines Namen. Ich bin sicher, du wirst für uns von großem Nutzen sein als Rechtsgelehrter. Auch dein Bruder wird dein Wissen sehr zu schätzen wissen. Aber zuerst solltest du tatsächlich endlich deine geduldige Braut heiraten."
Richard lachte leise.
"Ein bisschen vorbereiten müssen wir noch, aber bald. Wir müssen uns über viele Dinge unterhalten, Einladungen verschicken. Ein Brautkleid hat deine Liebste ja schon, ließ mich deine Mutter wissen." Philippa errötete leicht.
"Wir sollten uns morgen zusammen setzen und alles besprechen. Ich gehe davon aus, dass ihr hier heiratet."

Jonathan

Jonathan wurde ein wenig rot und nickte langsam. "Ich hoffe sehr, dass ich von Nutzen sein kann." Und dass er die Erwartungen, die man an ihn nun hatte, nicht enttäuschen würde.
Sein Blick glitt wieder zu Philippa und er musste lächeln. "Tatsächlich? Dann muss ich mich mit meiner Garderobe ja ein wenig ran halten." bemerkte er und legte einen Arm um Philippas Taille. "Aber es bedeutet mir viel, dass du schon so vorausschauend ein Kleid besorgt hast." fügte er leise hinzu.
Dann sah Jonathan seine Eltern wieder an und nickte. "Das klingt gut. Je eher wir die Planung in Angriff nehmen, desto besser will ich meinen." Das Warten sollte schließlich endlich ein Ende finden.

"Guillaume, nicht so schnell...", rief Emma ihrem fünfjährigen Sohn amüsiert hinterher, der wie ein kleiner Wirbelwind durch die Gärten tobte, obwohl sie eigentlich einen Spaziergang im Sinn gehabt hatte. Sie wollte, dass ihre Kinder viel an der frischen Luft waren und sie wollte sich auch selbst ablenken, wo Guillaume so lange fort war.
Sie hatte verstanden, dass er Berengaria mitgenommen hatte nach London, sie aber hatte bleiben müssen. Trotzdem machte es sie ein bisschen schwermütig. Umso mehr erfreute sie sich am Überschwang ihres Sohnes.
"Komm einen Moment her zu mir, ja? Lass uns ein bisschen hier auf die Bank setzen und die Sonne genießen. Ich kann dir auch eine Geschichte erzählen, wenn du willst."

Guillaume

Guillaume fühlte sich als würde er einfach überlaufen vor lauter Energie und so war er überglücklich, dass seine Mutter mit ihm in den Garten gegangen war, während Aliénor ihren Mittagsschlaf machte. Mit seinen fünf Jahren kam er mittlerweile zu dem Privileg sich mittags nicht mehr hinlegen zu müssen, wenn er nicht müde war und nicht selten, konnte er so etwas kostbare Zeit mit seiner Mutter allein für sich gewinnen.
Er hörte die Ermahnung seiner Mutter, aber auch das Lächeln in ihrer Stimme und so drehte er noch einen Bogen um den nächsten Rosenbusch, dann kam er zurück zu ihr und ergriff ganz selbstverständlich ihre Hand, um mit zu der Bank hinüber zu gehen. "Aber Maman! Ich ... platzte fast vor Lust zu Laufen." erklärte er grinsend, kletterte aber ohne weiteren Widerspruch auf die Bank. Auch wenn es in ihm kribbelte und er sich bewegen wollte, so liebte er es doch auch, bei seiner Mutter zu sitzen und eine ihrer Geschichten zu hören.
"Ja gern." willigte er ein und sah zu ihr auf. "Vielleicht so eine ähnliche wie Papa sie das letzte Mal erzählt hat. Bevor er weg gegangen ist, weißt du noch?" Es war eine wirklich spannende Geschichte gewesen und irgendwie anders als die, die Guillaume sonst kannte. "Papa sagte sie sei so merkwürdig weil sie aus ... aus ... Wales kommt, glaube ich. Weißt du wo Wales ist, Maman?"

Emma lächelte, als ihr Sohn zurückkam und folgsam ihre Hand nahm. "Oh, ich weiß...du bist wie ein ungeduldiges Fohlen, immer voller Energie. Aber weißt du, man muss sich auch einmal Zeit nehmen zur Ruhe zu kommen. Das ist wichtig. Du darfst gleich noch ein bisschen laufen."
Sie setzte sich gemeinsam mit ihm auf die Bank. Sein Vater...ja, Guillaume erzählte so spannende Geschichten, die Kinder liebten es.
"Oh ja, ich erinnere mich. Die Waliser sind ein seltsames Völkchen, daher auch so seltsame Geschichten. Von Drachen und Trollen...Aber ja, ich weiß, wo Wales ist. Es grenzt an England, weißt du. Es ist also gar nicht so weit entfernt."

Guillaume

Guillaume grinste und nickte eifrig, dann schmiegte er sich leicht an seine Mutter als sie sich neben ihn setzte. Er kicherte leise. "Dachen und Trolle, genau. Dabei gibt es die doch gar nicht." Er hatte sich sehr amüsiert über diese Geschichte.
Dann legte er jedoch die kleine Stirn in Falten und dachte nach. "An England? Aber dann muss es doch furchtbar weit weg sein. England ist doch da, wo Papa gerade ist. Und der hat gesagt, er müsse sogar über das Meer!" erinnerte der Junge sich dann wieder. "Ist es ... gefährlich über das Meer zu fahren?" erkundigte Guillaume sich dann ein wenig unschlüssig. Er wusste, dass sein Vater schon in England war, sie hatten Briefe bekommen, die er zwar noch nicht lesen konnte, aber seine Mutter hatte sie ihm vorgelesen und er erkannte zumindest schon die Unterschrift seines Vaters. Da er selbst doch den gleichen Namen trug, hatte er sich früh bemüht, sich zu merken, wie dieser aussah.
Wenn sein Vater aber wieder zurück nach Bordeaux wollte, musste er das Meer ja noch einmal überqueren.

"Oh, wer weiß das schon. Du bist ja auch manchmal ein kleiner Kobold.", neckte Emma Guillaume liebevoll. "Ich wäre mir gar nicht so sicher, ob es sie wirklich nicht gibt." Sie zuckte leicht mit den Schultern. "So weit ist es gar nicht. Ja, dein Vater ist in England. Man muss zwar mit dem Schiff über das Meer, aber man ist nur wenige Tage unterwegs. England liegt gar nicht weit über das Meer. Das Meer ist launisch, es kann auch gefährlich sein, besonders bei Sturm. Aber meistens ist es nicht gefährlich. Besonders, wenn man schwimmen kann wie du, du schwimmst ja fast wie ein kleiner Fisch, nicht wahr?" Guillaume hatte das mit Freuden von seinem Vater gelernt.
"Ich war auch schonmal in England, es ist wirklich gar keine so lange Reise bis dorthin. Eigentlich ist man länger mit dem Pferd unterwegs als mit dem Schiff."

Guillaume

Guillaumes Augen weiteten sich. "Wirklich? Auch Drachen, meinst du?" fragte er verblüfft und war sich nicht ganz sicher, ob seine Mutter ihn damit aufziehen wollte oder ob sie die Wahrheit sagte.
Er legte den Kopf ein wenig schief. "Oh, achso." Nachdenklich nickte er während seine Mutter von der Reise nach England berichtete, dann kicherte Guillaume und nickte. "Fast schon wie ein großer Fisch!" erklärte er strahlend. Das war etwas, was Guillaume wirklich gerne gelernt hatte und als es ihm das erste Mal wirklich gelungen war, hatte sein Vater ihn anschließend kaum mehr aus dem Wasser bekommen.
Guillaume legte den Kopf an die Schulter seiner Mutter und staunte. "Wirklich? Wie war es dort? Und meinst du, ich darf auch irgendwann einmal nach England?" fragte er neugierig.
So ganz sicher war Guillaume sich nicht, ob er wirklich verstanden hatte, wieso er mit seiner Mutter und seiner Schwester hatte hier bleiben müssen. In jedem Fall nicht, weil er zu klein war, denn schließlich hatten sein Vater und Berengaria auch Beatrice mitgenommen und die war ja noch viel kleiner als Aliénor. Vielleicht durfte er einfach aus irgendwelchen Gründen nicht nach England ...

"Unmöglich ist es nicht. Aber vielleicht sind es ja auch ganz kleine Drachen, sodass sie deshalb kaum jemand je sieht. Unsere Eidechsen hier im Garten sehen ja auch aus wie kleine Drachen, findest du nicht?"
Emma lächelte. "Es war schön dort, aber kälter als hier und es regnet oft. Hier ist das Klima etwas milder. Ich bin lieber hier, aber schön ist es dennoch. Es gibt so viele grüne Wiesen und jede Menge Schafe. ich bin mir ganz sicher, dass du auch einmal nach England kommst."
Es war schwierig dem Jungen zu erklären, warum Berengaria und die kleine Beatrice mitgegangen waren, sie aber hatten bleiben müssen. Wie sollte ein fünfjähriger Junge das verstehen? Es war eben ein kleiner Schandfleck auf der Familienehre, dass Guillaume eine Mätresse und zwei Bastarde hatte. Das war hart für sie, aber was nutzte es, sich Illusionen zu machen.
"Beim nächsten Besuch nimmt dein Vater dich bestimmt mit." Besonders, wenn Guillaume älter war. "Spätestens, wenn du alt genug bist um Knappe zu werden und mit ihm ein bisschen zu reisen."

Guillaume

Guillaume blinzelte verblüfft, denn der Gedanke war ihm noch nie gekommen. Wenn er jetzt aber darüber nachdachte, erschien es ihm gar nicht so abwegig. "Du meinst, sie sind winzige Drachen?" fragte er und seine Augen leuchteten begeistert auf. Sobald er wieder eine Eidechse sah, würde er sie genau in Augenschein nehmen, so viel war sicher.
Er rümpfte etwas die Nase. "Ich glaub, dann will ich dort gar nicht hin. Regen mag ich nicht so gern." erklärte Guillaume, seufzte dann aber theatralisch. "Aber das dauert ja noch eeewig bis ich Knappe werden kann." bemängelte er. Zwar hatte er noch kein so richtiges Verständnis für Zeit, aber er kannte die anderen Knappen und wusste, dass er noch ziemlich viel wachsen musste bis er so groß war wie sie. Und obendrein war er erst fünf Jahre alt.
Guillaume schwieg einen Moment nachdenklich. "Wieso hat Papa eigentlich nicht dich geheiratet?" fragte er dann leise. Er wusste, dass es ein schwieriges Thema war über das in seiner Familie eigentlich nicht gesprochen wurde, aber er wusste auch, dass andere Kinder nur einen Mutter und einen Vater hatten und letzterer nicht noch eine andere Frau. Zwar verstand Guillaume noch nicht so ganz genau, was verheiratet eigentlich bedeutete, aber es war etwas wichtiges, so viel war ihm klar. "Ich meine ... ich mag Berengaria ja. Und Beatrice auch. Sie gehören zur Familie, das weiß ich, aber ..." Er zuckte leicht mit den Schultern. "Ich weiß nicht genau warum das so ist."

"Ich weiß es nicht, aber findest du das so abwegig? So stelle ich mir Drachen in groß vor. Zumindest so ähnlich.", erwiderte Emma. "Ja, ich bin auch kein großer Freund von Regen, aber die Erde braucht den Regen und deshalb ist England ein so fruchtbares Land. Alles Grüne wächst und gedeiht dort wirklich gut."
Emma legte ihrem Sohn die Hand auf die Schulter. "Die Zeit wird schneller vergehen, als du jetzt glaubst. Und vielleicht nimmt dein Vater dich auch vorher einmal mit nach England, wenn er wieder dorthin reisen muss."
Und schließlich kam wieder eine der Fragen, die sie so schwer zu beantworten fand. Sie haderte ja selbst manchmal damit, dass sie Guillaume teilen musste. Letztlich musste sie immer zurückstecken.
"Weil ich keine Prinzessin bin, Guillaume, und ein Prinz muss immer eine Prinzessin heiraten oder zumindest eine Frau von Adel. Das bin ich aber nicht, ich habe als Küchenmagd gearbeitet und als Zofe. Berengaria ist die Prinzessin von Navarra. Aber da ich deinen Vater trotzdem liebe und er mich, bin ich trotzdem bei ihm geblieben und wir sind eine große Familie. Beatrice ist ja auch deine Halbschwester." Immerhin mochte Guillaume beide, das machte es leichter.

Guillaume

Guillaume lachte leise und schüttelte den Kopf. "Nein, gar nicht. Ich finde es großartig! Ich wollte schon immer mal einen Drachen sehen und nun kann ich sie mir in klein anschauen. Das ist vielleicht auch ein bisschen sicherer als einen großen Drachen zu sehen." beschied er zuversichtlich.
Guillaume hörte aufmerksam zu und dachte über das nach, was seine Mutter da erklärte, dann atmete er geräuschvoll aus. "Ich bin froh, dass du trotzdem bei ihm geblieben bist. Wir gehören doch zusammen." beschied Guillaume, auch wenn er durchaus verstand, dass diese Situation kompliziert war - und das nicht nur für ihn, weil er noch klein war. "Aber ... ich bin kein Prinz, nicht wahr? Ich muss später keine Prinzessin heiraten, sondern kann heiraten, wen ich will, oder?" fragte er und runzelte leicht die Stirn. "Gilt das für alle Menschen? Das sie jemanden heiraten müssen, der wie sie selbst ist?"

"Da hast du absolut recht, das ist auf jeden Fall sehr viel ungefährlicher. Die Eidechsen sonnen sich gern auf Steinen, da wirst du sicher Gelegenheit haben ein paar zu beobachten.", riet sie ihrem Sohn liebevoll. Wie begeisterungsfähig er war....Sie fand es großartig.
"Ja, wir gehören zusammen. Deshalb hätte dein Vater mich ja auch nie wirklich gehen lassen. Nein, du bist kein Prinz. Aber das ist auch gut so, sonst müsstest du viel zu früh anfangen dich wie ein Höfling zu benehmen, das macht gar keinen Spaß. Aber so musst du keine Prinzessin heiraten, das ist richtig. Du sollst heiraten, wen du willst und wen du liebst."
Sie seufzte leise. "Nein, nicht für alle. Es gibt auch Ausnahmen. Aber nicht so oft. Doch gerade bei Adeligen ist es wirklich wichtig, damit die Linie erhalten bleibt. Sie sind da ein wenig eigen."

Guillaume

"Tatsächlich? Dann ist es ja gut, dass sie hier bei uns leben und nicht in England, da würden sie sich gar nicht so oft sonnen können!" bemerkte Guillaume und schenkte seiner Mutter ein hoffnungsvolles Lächeln. "Können wir nachher welche suchen, Maman? Vielleicht genießen Sie ja gerade wie wir die Sonne." bat der Junge ein wenig aufgeregt. Sicher hatte er schon zuvor Eidechsen gesehen, aber sie erhielten eine ganz neue Faszination, jetzt da er in ihnen kleine Drachen sah.
Guillaume dachte über das nach, was er gerade gehört hatte und kuschelte sich dabei etwas dichter an seine Mutter. Schließlich seufzte er erleichtert. "Wie gut, dass ich kein Adliger bin." Beschied er. Es klang wenig verlockend mit all diesen Regeln und Vorschriften.

Emma nickte. "Ja, das stimmt. Hier fühlen sie sich deutlich wohler, es ist warm hier und die Sonne wärmt oft die Steine, zwischen denen sie leben. Sicher, wir können nachher sehen, ob wir welche finden. Die Sonne scheint genügend dazu."
Sie legte beide Arme um ihren Sohn und stützte das Kinn einen Moment auf seinen Schopf. "Ja, das ist nur gut so, da bin ich sicher. Ich bin auch froh. Das bedeutet viel weniger Regeln für uns. Ein einfacheres Leben..."
Emma lächelte leicht. "Es ist schon gut wie es ist. Und jetzt erzähle ich dir deine Geschichte, was denkst du? Bevor wir die kleinen Drachen suchen."

Jane stand zusammen mit Stephan etwas am Rand des bunten Treibens in der Halle und beobachtete wie gekonnt sich all die zurechtgemachten Höflinge und Damen zu der Musik über die Tanzfläche bewegten. Sie hatten eine Weile ebenfalls mitgemacht, doch sie waren sich einig gewesen, dass es Zeit für eine Pause war. Jane hatte das Gefühl seit Wochen in einem endlosen Fest gefangen zu sein, aber natürlich war es nur richtig, dass die Rückkehr des Königs in Verbindung mit dem Osterfest mehrere Tage an Feierlichkeiten erforderte.
Unauffällig lehnte sie sich etwas mehr an ihren Gemahl und sah zu dessen Bruder hinüber, der unter einigem Beifall gerade seine Frau zum Tanz führte. "Es ist erstaunlich. Die beiden geben wirklich ein nahezu perfektes Paar ab und gewogen sind sie sich ja durchaus ... ich frage mich oft, wie sie das alles aushalten." murmelte Jane und griff nach einer von Stephans Händen. "Ich würde verrückt werden, wenn ich dich teilen müsste."

Stephan legte den Arm um seine Frau und lächelte leicht, als sie sich an ihn lehnte. Jane hatte sich hervorragend hier eingelebt und sich auch in ihre Rolle als Prinzessin eingefügt.
Er beobachtete mit ihr gemeinsam, wie Guillaume seine Frau auf die Tanzfläche führte und küsste sie auf die Schläfe. "Ich verstehe dich, ich könnte dich auch nicht teilen. Für die Öffentlichkeit sind sie ein perfektes Paar. Er mag sie gern, aber sein Herz gehört Emma. Wobei ich mir da manches Mal selbst gar nicht sicher bin. Vielleicht ist er das selbst nicht, er könnte sich wohl kaum für eine von ihnen entscheiden, sie liegen ihm Beide am Herzen."
Er seufzte leise.
"Manchmal tut mir Emma wirklich leid..."