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Joanna & William
Anno Domini 1155...Henry II regiert über England. Immer an seiner Seite ist dabei sein Cousin, William of Cornwall. Als er sich in Joanna of Warwick, eine junge Frau unter seinem Stand, verliebt, beginnt sein eigener Kampf gegen das Denken seiner Zeit,
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 6:55 am
Levi
Levi schüttelte leicht den Kopf. "Es ist keine Sturheit, John. Ich ... ich habe den Fall von allen Seiten beleuchtet, Ihr habt alles getan, was ich auch getan hätte." wiederholte Levi und ließ den Blick unsicher schweifen. "Es gibt nichts, was ich noch tun könnte. Ich würde ... ich würde es höchstens noch schlimmer machen." Murmelte er unbehaglich. Wenn er kam, würden die Leute sich Hoffnungen machen, denn aus nur weil er Giselle geholfen hatte, schien man hier beinahe zu glauben, er wäre ein Wunderheiler. Aber so etwas ging nur gut, wenn Levi Erfolg hatte. Andernfalls würde es ihm nur wieder an den Kragen gehen. Levis Blick flackerte. "Solch schäbige Methode hätte ich Euch gar nicht zugetraut." räumte er leise ein, denn bei John Worten regte sich natürlich sofort sein schlechtes Gewissen. Aber Levis Angst davor alles, was er hier gefunden hatte wieder zu verlieren war einfach viel größer.
Chrisi Admin
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 10:06 am
"Nun denn...wie du meinst. Aber wie solltest du es schlimmer machen? Wenn kein Wunder geschieht, stirbt er. Was also soll da noch falsch zu machen sein?" John seufzte leise und erhob sich dann. Schließlich aber lächelte er schief. "Nicht meine Art, das gebe ich zu, aber ich bin verzweifelt. Daher versuche ich alles auszuschöpfen. William ist ein sehr alter Freund, diese Hilflosigkeit behagt mir nicht." Und mit Levis Abweisung war das alles nur noch schlimmer geworden. "Dann entschuldige, dass ich dich damit belästigt habe. Einen Versuch war es immerhin wert, denke ich. Ich wollte nichts unversucht lassen."
GreyStorm
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 10:37 am
Levi
Levi fuhr sich unbehaglich mit der Zunge über die Lippen. "Ich könnte Hoffnungen und Erwartungen wecken, die ich nicht erfüllen kann." erwiderte er gedämpft. Levi senkte den Kopf, er hatte sich lange nicht mehr so elend gefühlt. Doch bevor John ging, sah er wieder auf und bedachte den Arzt mit einem unsicheren Blick. "Ich ... ich werde noch einmal über seinen Fall nachdenken. Vielleicht fällt mir ja doch noch etwas ein." erklärte Levi zögerlich. "Aber Ihr müsst mir versprechen niemandem davon zu erzählen. Ich will nicht, dass jemand falsche Hoffnungen in mich setzt." Denn in so einer Situation wieder Hoffnung zu schöpfen und dann doch enttäuscht zu werden War grauenvoll, das wusste Levi
Chrisi Admin
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 11:44 am
Wie alle ihre Geschwister hatte auch Mary sich mit Charles auf den Weg nach Truro gemacht, kaum dass die Nachricht ihrer Mutter sie erreicht hatte. Sie war sehr besorgt um ihre Eltern und wäre am liebsten ohne Pause nach Truro galoppiert. Doch Charles bremste sie immer wieder, aus Sorge um sie, schließlich war ihre Schwangerschaft deutlich fortgeschritten. Er hatte auch wirklich Sorge, sie könne sich anstecken, doch er verstand natürlich, dass sie ihren Vater sehen wollte. So hatte Mary das Gemach betreten und ihre Mutter liebevoll umarmt, der man das Leid im Gesicht ablesen konnte. Dann hatte sie sich auf die Bettkante gesetzt. So krank und verletzlich hatte sie ihren sonst so starken Vater noch nie gesehen, es schmerzte sie beträchtlich.
GreyStorm
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 12:34 pm
Die Phasen in denen William wach und bei Bewusstsein war, wurden immer kürzer, dafür schlief er vermehrt, teilweise tief und traumlos, teilweise von Fieberträumen geplagt. Doch es war wie ein zusätzlicher Sinn, was ihn nun aufwachen ließ als sich jemand auf die Bettkante setzte. Er schlug die Augen auf und als sich sein Blick klärte, lächelte er matt. "Mary ..." Seine süße, kleine Mary auf deren Kind William sich doch so sehr gefreut hatte. Und nun würde er diesen Enkel nie kennenlernen. Sicher, er hatte Joanna versprochen zu kämpfen und das tat er auch, sonst wäre er schon längst nicht mehr am Leben. Aber ahnte auch, dass es aussichtslos war. Dieses Mal würde er dem Tod nicht noch einmal von der Schippe springen.
Chrisi Admin
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 3:41 pm
Mary lächelte leicht, als ihr Vater blinzelte und sie schließlich mit glasigen Augen ansah. Aber er war bei Bewusstsein, das war schon ein kleines Wunder. Sie strich ihm zärtlich über die heiße Wange. "Vater...dich kann man nicht allein lassen, hm?" Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ihr klar wurde, dass er tatsächlich sterben würde. Sie konnte es sehen, er wirkte wirklich am Ende seiner Kräfte. Und besonders seit sie Charles hatte, konnte sie verstehen, was das für ihre Mutter bedeuten musste. Wie sehr sie litt.... "Es ist schön dich zu sehen, auch wenn es unter solchen Umständen ist." Sie hätte sich nie verziehen, hätte sie ihn nicht noch einmal gesehen.
GreyStorm
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 3:49 pm
William gab einen Laut von sich, der ein Lachen hätte sein können, wäre er nicht von einem Husten unterbrochen worden. Er rang einen Moment nach Atem, dann lächelte er schief. "Tja, scheinbar nicht." erwiderte er und griff nach Marys Hand als sie über seine Wange strich. Wortlos hielt er sie einen Moment lang fest, sah seiner Tochter einfach in die Augen, dann drückte er ihre Hand leicht. "Und wie immer ist es ein erquickender Anblick dich zu sehen." bemerkte William schleppend. Das Atem war so schon mühsam genug und es kostete ihn einiges an Anstrengung genug Luft zum Sprechen zu sammeln. "Es ist gut von Euch, dass ihr alle hergekommen seid." stellte er fest, dann streckte er die Hand aus und legte sie leicht auf Marys runden Bauch. Er lächelte traurig. "Ich hätte sie so gerne kennen gelernt." murmelte er leise. Er wusste nicht, wie er auf die Idee kam, aber er hatte einfach so ein Gefühl, dass er bald noch eine Enkelin bekommen würde ... ein süßes kleines Mädchen, das er nicht mehr auf dem Arm würde halten dürfen. "Erzähl ihr ein paar schöne Geschichten von mir, ja? Und sag ihr, dass es mir Leid tut, dass ich sie ihr nicht selbst erzählen kann."
Chrisi Admin
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 4:11 pm
Mary seufzte leise, als sie hörte, wie beschwerlich die wenigen Worte für ihren Vater waren. Man musste kein Arzt sein, umzu sehen, wie schlecht es stand. Als er die Hand auf ihren Bauch legte, musste sie ein Schluchzen unterdrücken. "Wie könnten wir nicht kommen? Ich hätte mir nicht verziehen, wäre ich nicht hier. Sie?" Sie lächelte überrascht. "Du meinst also, es wird ein Mädchen, ja? Mutter sagte schon einmal, du hättest eine hellseherische Gabe, was das angeht. Ich bin gespannt, ob du Recht behältst." Als er allerdings weiter sprach, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten und ein paar Tränen kullerten über ihre Wangen. "Das werde ich tun, ich verspreche es dir.", sagte sie leise. "Aber noch geben wir die Hoffnung nicht ganz auf, hm?"
GreyStorm
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 4:28 pm
William musste lächeln. "Dass ihr alle so emsig hergekommen seid, zeigt mir, dass ich wohl doch einiges richtig gemacht habe als Vater." entgegnete William mit einem kleinen Augenzwinkern. Dann hob er leicht die Schultern. "Deine Mutter übertreibt." schloss er und strich sachte über den Bauch seiner Tochter. "Aber ja, ich glaube, dieses Mal wird es ein Mädchen. Es ist einfach ... so ein Gefühl." Williams Blick wurde zärtlich als er die Tränen in Marys Augen sah. "Danke." erwiderte er leise und nahm dann seine Kräfte zusammen, um die Hand an ihre Wange zu legen und sachte die Tränen mit dem Daumen wegzustreichen. "Noch nicht. Nicht solange ich noch atme, nicht wahr?" Doch wenn er insgeheim ehrlich zu sich war, ahnte William, dass das nicht mehr allzu lange der Fall sein würde. Und gerade deshalb war er so froh, dass er seine Kinder noch einmal wieder sehen konnte.
Chrisi Admin
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 4:57 pm
"Du bist der beste Vater, den ich mir wünschen kann. Du hast alles richtig gemacht. Wir können uns sehr glücklich schätzen." Mary nickte langsam. "Dein Gefühl wird sicher recht behalten. Ich würde mich über ein Mädchen wirklich freuen." Mary schloss die Augen, als er die Tränen von ihrer Wange strich undnickte dann. "So ist es. Wie könnte ich? Du hast uns immer gelehrt, nicht die Hoffnung aufzugeben, von Anfang an. Das werde ich doch jetzt nicht ändern." Sie küsste seine Wange. "Und jetzt will ich dir nicht noch mehr von deiner Kraft rauben. Ruh ein wenig, ich bin sicher, du bekommst noch ein bisschen Besuch."
GreyStorm
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 5:03 pm
Robert stand an dem Zaun einer der großen Koppeln auf denen sie die Stuten mit ihren Fohlen stehen hatten und ließ den Blick schweifen. Er war zunächst im Garten gewesen, hatte dort aber keine Minute still sitzen können also war er weiter gegangen bis er das Gestüt und die weitläufigen Koppeln erreicht hatte. Wenn man hier stand und die Fohlen beobachtete, war es schwer vorstellbar, dass zur gleichen Zeit an dem gleichen Ort solche Idylle und solches Leid herrschen konnte. Nie hätte er für möglich gehalten, dass er seinen Vater nun so plötzlich verlieren könnte. Dabei war doch alles so gut durchdacht gewesen. Er hatte den offiziellen Platz des Earl of Cornwalls eingenommen, damit sein Vater nun in Ruhe seinen Lebensabend bestreiten konnte und Robert war froh darüber gewesen, dass ihm sein Vater trotz allem noch zur Seite stehen würde, wenn er Hilfe benötigte. Und nun lag William of Cornwall, der allen immer so unerschütterlich vorgekommen war, dort oben auf der Burg im Sterben und Robert war vollkommen machtlos. Er konnte einfach nichts tun, um es zu verhindern.
Chrisi Admin
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 5:41 pm
Beatrice war ebenfalls bei ihren Eltern gewesen und hatte ein kurzes Gespräch mit ihrem Vater geführt. Als der Bote ihrer Mutter gekommen war, hatte sie nicht gezögert, sondern war nach Truro gereist. Eine Weile war sie nicht hier gewesen und jetzt wegen so einem Anlass, das war wirklich bitter. Sie seufzte leise und schlenderte weiter. Nachdem sie ein wenig ihre Mutter getröstet hatte, hatte sie etwas frische Luft schnappen wollen. Ihr Weg führte sie zum Gestüt und dort entdeckte sie ihren Bruder am Zaun. Beatrice gesellte sich zu ihm. "Es ist erschreckend friedlich hier. Man sollte nicht glauben, dass in der Burg derzeit so anders aussieht. Und es ist irgendwie...ungerecht, findest du nicht?"
GreyStorm
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 6:09 pm
Robert brauchte nicht einmal hinzusehen, um zu wissen, dass es Beatrice war, die dort gerade gekommen war. Er hörte es an ihrem Gang und er ... spürte es. Sie beide hatte schon immer ein ganz besonders festes Band verbunden und daher überraschte es ihn auch nicht, dass ihre Worte genau in die Richtung gingen, die auch seine Gedanken eingeschlagen hatten. Robert seufzte schwer und sah seine Schwester dann doch an. "Ja. Ein Stoiker würde wohl sagen, dass Gott uns mit dieser Friedlichkeit vor Augen führen will, dass das Leben weiter geht und wir alle nur einen kleinen Teil darin spielen und so vieles von einzelnen Personen einfach unberührt bleibt." mutmaßte er und fuhr sich mit einer Hand über das Kinn. "Das ist es in der Tat. Das hier ... das hat er einfach nicht verdient. Und Mutter auch nicht. Er hat sich so sehr aufgeopfert in all der Zeit und die letzten Jahre waren besonders hart für ihn. Und jetzt, da er endlich mit allem versöhnt ist und sich Zeit nehmen wollte, um mit Mutter zu reisen und das Leben zu genießen ... jetzt soll ihm das verwehrt bleiben?" Robert schüttelte den Kopf. Er begriff einfach nicht, wie Gott so entscheiden konnte. Robert sah Beatrice unglücklich an. "Und er quält sich so damit, mit dieser widerlichen Krankheit ..." murmelte er betroffen.
Chrisi Admin
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 6:31 pm
Beatrice lächelte, als Robert ohne sich umzudrehen wusste, dass sie es war. Von klein auf waren sie einander verbunden gewesen, beinahe wie Zwillinge. Sie verstanden sich. Möglicherweise lag es am frühen Tod ihrer Mutter und der folgenden Zeit ohne ihren Vater. "So ist es wohl. Aber wenn Vater stirbt, wird es doch sein, als würde die Welt einen Moment still stehen. Er hatte all die Jahre so viele Fäden in der Hand. Es ist beinahe unheimlich es sich ohne ihn vorzustellen." Sie seufzte niedergeschlagen. "Nein, das hat er nicht. Sie Beide nicht. Sie hatten noch so viel vor. Kein Wunder, dass Mutter sich betrogen vorkommt. Ich habe sie noch nie so gesehen...Sie versucht stark zu sein für uns und auch für Vater, aber innerlich ist sie völlig verzweifelt. Ich glaube, sie hat seit Tagen weder geschlafen noch gegessen. Vielleicht wäre es leichter für sie, wenn Vater nicht so leiden und sich nicht mit dieser Krankheit so quälen würde. Aber ich glaube, wenn kein Wunder geschieht, wird er keine zwei Tage mehr durchhalten. Er ist so...erschöpft, am Ende seiner Kräfte. Ich habe nur Angst, dass Mutter ihn nicht lange überleben wird, wenn sie so weiter macht."
GreyStorm
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 6:39 pm
Robert nickte. "Für uns auf jeden Fall. Unsere Welt wird erschüttert und inne halten und ich weiß noch nicht, wie sie aussehen soll, wenn sie sich schließlich weiter dreht. Ein Leben ohne Vater ..." Er schüttelte den Kopf, weil ihm die Worte fehlten. Sicher, Robert war kein Narr, er wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, aber hatte nicht gedacht, dass es sobald und auf solch grausame Weise sein würde. Robert schloss für einen Moment die Augen. "Den Eindruck habe ich auch." gestand er leise. "Ich wünschte, er würde sich erholen, aber es sieht so schlecht aus ... und er quält sich nun schon so lange damit, weil er einfach nicht aufgeben will. Er will eigentlich nicht sterben und doch ist diese Krankheit so fatal, dass er keine Chance zu haben scheint." Robert atmete tief durch. "Rob war mit dem Kleinen einmal bei ihm. Als ich ihn hinterher gesehen habe, dachte ich, es reißt mir geradewegs das Herz heraus. Er häng so an seinem Großvater." erzählte Robert langsam.
Chrisi Admin
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 6:50 pm
Beatrice schaute ihren Bruder nachdenklich an. "Es ist unvorstellbar, nicht wahr? Er war immer Teil unseres Lebens, immer da, immer unsere Festung. Ich wünschte auch so sehr, er würde den Tod noch einmal besiegen. Aber ich denke auch, seine Kräfte sind aufgebraucht. Er hat sich ohnehin viel zugemutet in der letzten Zeit. Er will nicht sterben und er will Mutter nicht allein lassen. Doch ich denke fast, sie ist auch beinahe soweit ihn gehen zu lassen, nur damit er nicht mehr leidet. Es ist....so unfassbar, dass diese Krankheit so plötzlich kommt und alles zunichte macht." Sie legte den Arm um Roberts Taille und lehnte sich an ihn. "Ja, Rob und er waren doch immer schon ein Herz und eine Seele. Es wird so hart für den Jungen werden. Vater hat ihm immer beigestanden, wenn er Zweifel hatte an seinem Stand und seiner Zukunft. Aber was hilft es schon... Wir müssen abwarten und beten."
GreyStorm
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 7:02 pm
Robert legte den Arm um Beatrices Schultern als sie sich an ihn lehnte und zog seine Schwester noch etwas näher. "Ja, ich schätze, wenn sie an diesem Punkt angekommen ist, wird es schnell gehen mit ihm." überlegte Robert ein wenig heiser. Er konnte sich gut vorstellen, dass Joanna der entscheidende Grund war wieso sein Vater überhaupt noch lebte und solange gegen diese Krankheit ankämpfte. Robert stützte sein Kinn leicht auf Beatrices Scheitel ab und seufzte. "Abwarten und beten ... du hast ganz Recht, mehr können wir wohl nicht mehr tun." Was für ein eigentümliches Gefühl. Und Robert erschien es grundverkehrt, dass sein Vater an so einer Krankheit starb ... dass ihn ausgerechnet das Lungenfieber dahin raffen sollte, nachdem er so viel überstanden hatte.
Chrisi Admin
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 7:36 pm
Beatrice nickte. "Das glaube ich auch. Ich denke, viel von seinem Lebenswillen liegt an Mutter. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es für die Beiden sein muss. Du kannst das besser verstehen, ihr hattet ja auch schon so eine Situation." Sie legte beide Arme um ihren Bruder und fand Trost in dieser innigen Umarmung. Es tat gut, sich gegenseitig beizustehen und ein wenig das Herz auszuschütten. "Nein. Letztlich ist es ja doch in Gottes Hand, was mit uns passiert. Aber ich denke, die Entscheidung steht fest. Die Würfel werden gefallen sein..."
GreyStorm
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 8:34 pm
Levi
Levi hatte durchaus Wort gehalten und sich noch einmal Gedanken über die Krankheit des Earls gemacht, doch er war zum gleichen Ergebnis wie zuvor gekommen, er konnte nichts weiter tun. Schon gar nicht, wenn er den Patienten nicht gesehen hatte, das wusste er selbst nur zu genau. Aber seine Furcht vor dem, was passieren konnte, war einfach zu groß als dass er sich bisher hätte überwinden können. Ihm war auch nicht allzu wohl dabei John über den Weg zu laufen, dennoch war er heute im Hospital, um dort ein paar Kräuter zu sammeln. In einer kleinen Ecke hatte er mit Elenas Unterstützung ein paar Kräuter gepflanzt mit denen er eine Paste herstellte, die Giselle besonders nach einem Tag Behandlung gut tat. Trug man die Paste dünn auf die Haut auf und massierte sie vorsichtig ein, half sie den Muskeln dabei sich zu entspannen und zu regenerieren und das war ausgesprochen wichtig bei dem weiten Weg, den sie noch vor sich hatten.
Chrisi Admin
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 8:52 pm
Joanna hatte erneut den ganzen Tag an Williams Bett gewacht und mit sich gerungen. Sie wusste, sie musste ihn gehen lassen. Er würde friedlich einschlafen, wenn sie ihm die Last seines Versprechens nahm zu kämpfen. Doch es fiel ihr unendlich schwer, diese Entscheidung zu treffen, so selbstsüchtig das auch war. Sie wollte einfach nicht, dass er sie allein ließ. Doch er war so schwach, es gab keinen anderen Weg. Als die Verzweiflung sie übermannte, ließ sie sich ablösen. Sie wollte William ihren Kummer nicht aufhalsen, sie brauchte ein paar Minuten allein, um mit sich zu ringen. Sie war langsam durch den Garten gelaufen, in dem sie so viele schöne Stunden mit ihrem Mann verbracht hatte und hatte versucht sich damit anzufreunden, dass er sterben würde. Es war vergebens, die Vorstellung allein war zu schrecklich für sie. Aber sein Leid konnte sie auch nicht mehr ertragen. Als sie ihr Spiegelbild in dem kleinen Teich sah, erschrak sie. Ein schmales, blasses Gesicht mit riesigen Augen sah ihr entgegen. Sie sah beinahe selbst aus, als wäre sie dem Tode geweiht. Was sollte das alles nur bringen? Warum tat Gott ihr das nur an? Keiner hatte William helfen können, kein Arzt und keiner der Priester. Joanna blieb stehen. Nun, sie hatte es mit der christlichen Seite versucht, aber möglicherweise blieb ja noch eine andere Möglichkeit. Auch Giselle wäre unter den Händen der Ärzte aus dem Hospital wohl gestorben, doch waren sie und ihr Sohn wohlauf. Es gab jemanden, dessen Wissen anderen Ursprung hatte, als das der anderen Ärzte. Levi... Es war ein einziger Strohhalm, an den sie sich klammerte, aber sie wollte nicht aufgeben, ohne wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben. Vermutlich hatte John den Juden auch um Rat gefragt, aber William angesehen hatte er nicht. Joanna machte kehrt und hielt den nächstbesten Diener an, um ihn nach Levi zu fragen. Und so eilte sie ins Hospital, so rasch ihre Beine sie noch trugen. Sie fand ihn im Garten. "Levi...ich brauche deine Hilfe."
GreyStorm
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 8:58 pm
Levi
Levi hörte die eiligen Schritte und wenngleich hier oft ein Kommen und Gehen herrschte und ab und zu auch Eile geboten war, lief ihm ein Schauer über den Rücken während er sorgfältig eine weitere Blüte pflückte. Diese eiligen Schritte waren für ihn bestimmt. Und im nächsten Moment hörte er auch bereits die Stimme vor der er sich wohl noch mehr gefürchtet hatte als vor Johns. Levi biss sich kurz auf die Unterlippe, dann legte er seine Ernte in den kleinen Beutel, den er mitgebracht und bereits zur Hälfte gefüllt hatte, und erhob sich. "Mylady." Levi verbeugte sich leicht und schluckte leicht als er Joanna of Cornwall ins Gesicht sah. Sie war schwer gezeichnet von den letzten Tagen, war ebenso mitgenommen von der Krankheit ihres Mannes. "Was ... kann ich für Euch tun, Mylady?" erkundigte er sich, wenngleich er die Antwort schon kannte.
Chrisi Admin
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 9:13 pm
Joanna hätte aus der Haut fahren können, als sie die ruhige Gelassenheit des Juden sah. Er wusste doch sicherlich, was sie wollte und dass ihr die Zeit davon lief. Wie konnte er so seelenruhig da stehen, seine Pflanzen in den Beutel legen und dann einmal zu ihr aufsehen? Sie riss sich zusammen, schließlich wollte sie ja etwas von ihm. "Ich bin sicher, dass du das weißt. Ich will, dass du mit mir kommst und meinen Mann untersuchst. Du bist die einzige Chance, die wir noch haben. Die einzige Chance, ihn am Leben zu halten. Du hast ihn dir nicht angesehen, vielleicht hast du eine Idee, was du tun kannst...." Sie schaute ihn eindringlich an. "Bitte, Levi..." Er musste einfach helfen. Er würde doch nicht einfach ablehnen können, sie war immerhin die Gräfin, er lebte unter ihrem Dach.
GreyStorm
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 10:42 pm
Levi
Levi seufzte verstohlen. Ja, er wusste, wieso sie hier war und das stimmte ihn alles andere als glücklich. "Mylady, ich fürchte, ich bin keine Chance für Euren Gemahl." erwiderte er langsam. "Ich habe ihn mir nicht angesehen, das ist wahr, aber ich habe mit John über ihn gesprochen und ich hätte ebenso gehandelt wie er." Levi senkte kurz den Blick und sammelte seinen Mut, dann sah er Joanna wieder an. "Ich will keine falschen Hoffnungen wecken, Mylady. Ich weiß, dass ... manche Menschen kleine Wunder von mir erwarten, weil ich Giselle helfen kann, aber ihre Krankheit und meine Behandlung ist etwas ganz anderes als das was Euer Gemahl benötigt. Ihre Wirbel kann ich nach und nach mit meinen Händen einrenken, aber ich kann das Fieber Eures Mannes nicht einfach so aus ihm heraus holen, kann seine Lungen nicht befreien ..." Levi sah Joanna unglücklich an. "Es tut mir wirklich Leid, dass es ihm so schlecht geht, Mylady, aber ich wüsste nicht, was ich noch tun kann ohne es für alle Beteiligten noch schlimmer zu machen, wenn es ebenso nicht gelingt."
Chrisi Admin
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 10:52 pm
"Was redest du für einen Unsinn? Warum sollte es keine Chance sein? Eine Chance ist derzeit alles, was auch nur eine Möglichkeit ist. Du hast mit John gesprochen, aber du hast William nicht gesehen. Und jeder Arzt, den ich kenne, sagte mir, man könne einen Patienten nur dann heilen, wenn man ihn mit allen Sinnen untersucht. Das hast du nicht getan." Joanna kam einen Schritt näher. "Ich erwarte kein Wunder von dir. Ich erwarte Hilfe. Hilfe für den Mann, der dir Obdach gewährt und seinen Schutz. Glaubst du, Robert hätte dir hier eine Stellung angeboten ohne das mit meinem Mann zu besprechen?" Sie verengte die Augen und ballte die Hände zu Fäusten, um sich daran zu hindern, völlig hysterisch zu werden. "Wie sollte es noch schlimmer werden, Levi? Wie? Ich werde in den nächsten Stunden meinen Mann verlieren und ich weiß nicht, wie ich das überstehen soll. Was also willst du noch schlimmer machen? Es kann nicht schlimmer werden, denn ich bin jetzt auch völlig machtlos. Wenn es schief geht, gut, aber dann leidet er vielleicht nicht mehr. Und er stirbt, Levi. Ob jetzt oder morgen, was macht es für einen Unterschied, wenn es einen kleinen Funken Hoffnung geben kann?"
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Thema: Re: William und Joanna - 1194 Fr Jul 27, 2018 11:07 pm
Levi
Levi senkte betroffen den Kopf. Er wusste selbstverständlich, dass er seinen Platz hier genauso dem alten Earl verdankte und so wie es bei Johns Worten schon gewesen war, sorgten auch Joannas Vorhaltungen für ein schlechtes Gewissen. Trotzdem ... aus Schaden wurde man klug und Levi fürchtete sich vor den Konsequenzen, wenn er den alten Earl nicht retten konnte. Andererseits konnte er wohl so oder so nicht mehr hier bleiben, wenn William of Cornwall starb, stellte er fest. Nicht mehr nachdem Lady Joanna nun zu ihm gekommen war. Wenn er sich den alte Earl nicht ansah und der Mann starb, würde er ebenso verantwortlich dafür gemacht werden - gerade weil er nichts getan hatte. Levi stöhnte leise. "Ich würde es schlimmer machen, weil ich Hoffnung wecke und diese nicht erfüllen kann." murmelte er und schloss für einen Moment fest die Augen, rang mit sich und kämpfte gegen all die Gefühle an, die in ihm tobten. Dann atmete er geräuschvoll aus und sah Joanna wieder an. "Mylady, ich ..." Seine Stimme brach und er musste sich räuspern und noch einmal ansetzen. "Ich liebe meine Arbeit hier ... ich ... ich habe endlich einen Platz gefunden an dem ich sein kann und ich ..." Levi stockte erneut, sein Blick huschte durch den Garten, fast wie bei einem wilden Tier, das in die Enge getrieben worden war und einen Ausweg suchte. "Ich ... ich hoffe, dass ich diesen Platz hier immer noch haben werde, wenn ich mir Euren Gemahl angesehen habe. Auch, wenn ich nichts für ihn tun kann." erklärte er dann leise.