William und Joanna - 1194

Guillaume

"Und doch hast du sie verdient, denn nur deshalb sage ich sie ja auch. Es ist nichts als die Wahrheit." Keine Schmeicheleien, so etwas brauchte er gar nicht. Er hielt sich einfach nur an die Wahrheit und schon fielen ihm genug Dinge ein, die es Emma zu sagen lohnte.
Guillaume lachte leise. "Oh, irgendwas wird mir da schon einfallen, ich bin sicher." erklärte er vergnügt und strich Beatrice dann sanft über die weichen Locken als seine Tochter sich zufrieden auf ihm zurecht kuschelte und gähnte. Was aus ihr nur eines Tages werden sollte? Aber das würde sich schon alles irgendwie finden, da war er sicher.
Guillaume sah von seiner kleinen Tochter wieder hinüber zu der kleinen spielenden Kinderschar. "Ich bete zu Gott, dass sie auch noch so einvernehmlich miteinander sein werden, wenn sie größer werden." bemerkte er dann nachdenklich. Was könnte alles damit gewonnen werden ... vor allem was Gui und Louis anging, beobachtete Guillaume diese Entwicklung mit Freude, denn was seinen Ältesten betraf hatte er bereits einen Entschluss gefasst für den er alle Unterstützung benötigen würde, die er kriegen konnte - auch und vielleicht sogar besonders französische.

Emma gab Guillaume zum Dank einen langen Kuss und strich ihm über die Wange. "Das werden sie, da bin ich sicher. Gui ist eine Frohnatur, er ist offen gegenüber jedem. Mach dir keine Gedanken. Der Grundstein ist jetzt gelegt worden und bessere Beziehungen könnte unser Junge nicht aufbauen. Aber sie sind noch so klein, lass sie erst einmal in Ruhe aufwachsen."
Die Zukunft konnte man noch gestalten, wenn es soweit war. Bis dahin würde noch so manches Jahr ins Land gehen.
"Er wird seinen Weg schon gehen, da bin ich ganz sicher." Das würde sicherlich jedes ihrer Kinder. "Und auch Beatrice wird ihren Weg finden. Erst einmal muss sie größer werden und dabei werden wir ihr schon behilflich sein."

Guillaume

Guillaume deutete ein Nicken an. "Du hast Recht, der Grundstein ist gelegt und das ist wirklich wichtig. Sie mögen noch klein sein, aber ... aber die Bindung zu Louis, zum französischen Hof, wird für ihn später wichtig werden, wenn alles so funktioniert, wie ich es mir erhoffe." erwiderte Guillaume und sah von Emma zu seiner Schwester. Er würde Eleonores Unterstützung in dieser Sache benötigen, denn sie konnte auf Philippe einwirken. Und mit Philippe als Rückendeckung wäre ein großer Schritt getan, denn ganz offiziell waren die Herzöge von Aquitanien ja französische Vasallen.
Er wusste, dass es dennoch schwierig werden würde und Guillaume war fest entschlossen auch noch einmal mit seiner Großmutter zu sprechen. Sie liebte Aquitanien schließlich innig und hatte nach wie vor die besten Beziehungen zu den aquitanischen Großen. Und obendrein würde sie seinen Vater bändigen können.
Guillaume lächelte leicht. Allmählich nahmen all diese Dinge Gestalt an.

Emma hob die Augenbrauen. "Das wird für ihn wichtig werden?" Manchmal wusste sie nicht, worauf Guillaume hinaus wollte, aber sein wacher Verstand heckte immer gern raffinierte Pläne aus. Offensichtlich hatte er solche auch mit ihrem Sohn.
Auch Eleonore hatte aufgehorcht und einen Blick mit Emma getauscht, die letztlich die Frage stellte, die sie Beide interessierte.
"Was hast du vor, Guillaume? Was für Pläne hast du mit Gui? Wie wird seine Zukunft aussehen? Offenbar hast du da ja sehr konkrete Vorstellungen, so wie du redest."
Und nicht einmal sie konnte immer voraussehen, was in Guillaume vorging.

Guillaume

Guillaume atmete tief durch und ließ seinen Blick zu seinem Sohn hinüber wandern, ehe er antwortete. "Herzog von Aquitanien." murmelte er leise, beinahe gedankenverloren. Ja, Gui sollte Herzog von Aquitanien werden, das war der Ort an den der Junge gehörte, das war sein Platz, davon Guillaume mittlerweile felsenfest überzeugt.
Sein Blick löste sich wieder von dem glücklich spielenden Jungen, glitt kurz zu seiner Schwester, dann wieder zu Emma. "Er soll Aquitanien bekommen. Das ist der Platz an den er gehört, da bin ich mir absolut sicher." Es war unkonventionell, aber nicht unmöglich, davon war er überzeugt. Außerdem waren die Menschen in Aquitanien generell anders, sie waren offener, unkomplizierter und Guillaume liebte diese Art, die er auch in seinem Sohn immer wieder entdeckte.

Emma stockte einen Moment der Atem und sie wusste nicht, ob Panik, Sorge oder Ehrfurcht das vorherrschende Gefühl in ihr war. Ihr kleiner Sohn sollte eines Tages Herzog von Aquitanien werden? Das würde auch ihn so sehr in dieses politische Spiel ziehen, das ihr so verhasst war. Was wenn er zwischen die Mühlsteine geriet? Viele würden nicht begeistert sein und ihrem Sohn Verachtung entgegen bringen, während er jetzt angenehm im Verborgenen aufwuchs.
Sie schluckte schwer.
"Bei Gott, Guillaume, ist dir überhaupt klar, was du ihm damit aufbürdest? Die Leute werden sich erheben, wenn du das durchsetzt. Bei seiner Herkunft....Das wird ihm doch ewig nachhängen. Und was wird werden, wenn du eines Tages einen ehelichen Sohn hast und ihm Aquitanien zugunsten eines unehelichen Sohnes nimmst?"
Eleonore nickte langsam. "Ehrgeizige Ziele, Bruderherz."

Guillaume

Guillaume setzte sich vorsichtig auf, bedacht darauf, die kleine Beatrice nicht zu sehr zu stören und legte das nun fast schon fest schlafende Mädchen daher vorsichtig vor sich auf die Decke. Dann sah er Emma wieder an und nickte. "Ja. Und nein, das werden sie nicht. Denn sie werden wissen, dass es die richtige Entscheidung ist, sie werden es erkennen ... sie werden ihn als einen der ihren erkennen, als einen Aquitanier durch und durch und das ist es, was zählt. Er wird ihnen ein guter Herzog sein und das werden sie erkennen. Außerdem werden wir diese Dinge genau vorbereiten. Ich werde sicher nicht einfach so anfangen das zu verkünden." Er würde sich absichern und sich Unterstützung suchen, erst dann würde er es bekannt machen.
Guillaume hob leicht die Schultern. "Tja soweit muss es erst einmal kommen, nicht wahr? Im Moment ist er mein einziger Sohn und es liegt bei Gott daran etwas zu ändern. Und sollte ich noch mit einem weiteren Sohn gesegnet werden, so wird dieser England bekommen, die Normandie und den gesamten Norden unserer Gebiete auf dem Festland ... reiche Beute will ich meinen. Und ich bin zuversichtlich, dass all meine Kinder so einvernehmlich aufwachsen, wie wir es getan haben, so dass keines von ihnen dem anderen etwas neiden wird."
Guillaume sah zu Eleonore und musterte seine Schwester aufmerksam. "Ehrgeizige, vielleicht, ja. Aber du hältst es nicht für unmöglich, wie ich sehe. Du siehst den Vorteil darin, nicht wahr?"

 

Emma schaute Guillaume zweifelnd an. "Ich hoffe wirklich, dass du damit Recht hast. Ich will nicht, dass mein Kind in den Mahlsteinen der Politik zerrieben wird. Er hat es schwer genug. Ich weiß, er ist Aquitanier durch und durch, aber genügt das? Er weiß doch gar nicht, was es bedeutet, Herzog zu sein. Das wird noch sehr viel Vorbereitung brauchen. Ich hoffe, du übernimmst dich nicht. Dein Vater wird nicht sehr begeistert sein."
Eleonore war weniger pessimistisch. "Nein, in der tat nicht. Es wird nicht leicht werden, aber ich glaube nicht an das Unmögliche, sonst wäre ich auch nicht Königin von Frankreich geworden, nicht wahr? Es wäre sehr von Vorteil, besonders wenn Louis und Gui ihre Freundschaft über die Jahre bewahren sollten. Ein beiderseits vorteilhaftes Bündnis."

Guillaume

"Das wird er nicht, er ist ein kluger Kopf und er wird alles lernen, was er braucht, um sich gut zurecht zu finden." erwidert Guillaume und lächelte dann sanft. "Für die Aquitanier genügt es, ja. Sie hatten schon immer lieber einen Herzog dessen Herz für sie schlug und der dafür womöglich in anderen Teilen des Reiches für schrullig gehalten wurde als jemand fremdes. Und natürlich weiß er noch nicht was es bedeutet, aber er ist gerade einmal fünf Jahre alt, Emma, er kann außer seinem Namen noch kein einziges Wort schreiben - du siehst also, er hat ohnehin noch viel zu lernen und auch noch viel Zeit dafür." Dann zuckte er leicht mit den Schultern. "Und meinen Vater lass nur meine Sorge sein. Bis er es erfährt, wird noch genug Zeit vergehen in der wir Vorbereitungen treffen können und dann wird er nicht das Geringste mehr dagegen tun können." erklärte Guillaume augenzwinkernd. Er wusste schließlich ganz genau, wessen Hilfe er brauchte, um seinen Vater zu beeinflussen.
Guillaume grinste. "Das ist wahr, Schwesterherz. Und es wäre in der Tat ein gewinnbringendes Bündnis. Unserem König von Frankreich müssen doch schon die Hände feucht werden vor Aufregung bei der Vorstellung einen Herzog von Aquitanien bekommen zu können, der der französischen Krone zugetan ist, hm Philippe?" neckte Guillaume dann amüsiert, denn Aquitanien war ja schon lange Zeit ein immer wiederkehrender großer Streitpunkt zwischen Frankreich und England.

Emma biss sich auf die Unterlippe. "Ich hoffe, du hast Recht." Sie sorgte sich wirklich um die Zukunft ihres Sohnes. Was man ihm nur alles zumutete... Zum Glück ahnte er davon noch nichts und konnte seine Kindheit unbeschwert genießen.
"Ja, er hat viel Zeit zu lernen. Ich hoffe nur, er kann die Verantwortung tragen. Aber unterschätze deinen Vater nicht. Er hat uns schon einmal Steine in den Weg gelegt, ich... will ihn ehrlich gesagt nicht vollkommen vor den Kopf stoßen. Sein Wohlwollen ist nicht unerheblich für unsere eigene Zukunft."
Philippe grinste träge zurück und schlug die Beine übereinander. Die ganze Zeit hatte er schweigend gelauscht, aber jetzt...
"Sagen wir so, ich wäre ganz und gar nicht abgeneigt. Das macht uns hier die Dinge sehr viel einfacher, nicht wahr?"

Guillaume

Guillaume legte eine Hand an Emmas Wange und sah seiner Liebsten in die Augen. "Emma, ich will nur das beste für unser Kind, das weißt du doch, hm? Ich würde ihn nie opfern, nie in Gefahr bringen. Ich weiß, dass das sein Platz ist, dort gehört er hin und das hat er verdient. Ich werde ihn auf dem Weg dorthin gut beschützen, das schwöre ich dir." erklärte Guillaume leise.
"Und ich unterschätze meinen Vater nicht, hab keine Angst. Mir ist bewusst, wie gefährlich er sein kann, aber ich weiß auch, wie man an ihn heran kommen kann und wer mir helfen kann ihn zu beeinflussen."
Guillaume küsste Emma auf die Stirn, dann sah er zu Philippe hinüber. "Ja, ich glaub's sofort, dass du nicht abgeneigt bist. Aber warten wir es ab, noch ist all das Zukunftsmusik. Ich wäre jedoch ganz und gar nicht böse darum, wenn ich eure Unterstützung in dieser Sache habe, wenn es irgendwann nötig werden sollte."

Emma erwiderte Guillaumes Blick und nickte dann leicht. "Ja, ich weiß...du würdest ihm nie schaden wollen. Er ist dir wichtig, du liebst ihn. Wenn du....wenn du denkst, das ist sein Platz, soll es so sein. Ich nehme dein Versprechen sehr ernst und ich werde darauf achten, dass du es einhältst."
Sie seufzte. "Übernimm dich bei ihm nicht. Ich hoffe, derjenige hat wirklich genügend Einfluss auf deinen Vater, um ihn im Zaum zu halten."
Philippe lächelte träge und legte den Arm um Eleonores Taille. "Ja, es wird noch ein bisschen Zeit ins Land gehen, aber man kann nie früh genug planen. Ich denke, unserer Unterstützung kannst du dir sicher sein. Für uns hat diese Sache schließlich nur Vorteile, nicht wahr? Für uns und für Frankreich." Eleonore wusste ihren Neffen gut versorgt und ein Freund von Louis würde Herzog von Aquitanien.

William hatte die Arme um Joanna gelegt als diese ihren Kopf auf seine Schulter gebettet hatte und strich ihr nun sanft durch die langen Haare. Seit seiner schweren Krankheit wusste er die Zeit mit seiner Liebsten noch mehr zu schätzen als ohnehin schon. Dieses Mal war es wirklich knapp gewesen und sie alle hatten geglaubt, Gott würde ihn abberufen, doch noch war es nicht an der Zeit gewesen und dank des jungen Juden weilte William nun noch immer unter seinen Liebsten und erfreute sich nun auch wieder guter Gesundheit.
"Liebste ..." murmelte er leise und küsste Joanna auf die Schläfe. "Sag, bevor du einschläfst ... was hältst du davon, wenn wir nun endlich auf unsere Reise gehen, hm?" fragte William sanft. "Die ärztlichen Wachhunde, die du mir so beständig auf den Hals jagst, sind alle samt zufrieden mit meinem Zustand, wir sollten aufbrechen, denkst du nicht? So wären wir im Winter auch in wärmeren Gefilden, vielleicht sogar in Italien bei Giovanni ..."

Joanna genoss die ruhigen Stunden mit ihrem Mann in vollen Zügen. Auch sie hatte das Gefühl, jede einzelne Sekunde ausnutzen zu müssen, die sie gemeinsam hatten. Wie schnell es vorbei sein konnte, hatten sie erst vor Augen geführt bekommen.
Als er nun wieder das Wort ergriff und ihre Schläfe küsste, öffnete sie die Augen wieder. Sein Vorschlag behagte ihr sogar sehr.
"Oh, davon würde ich wirklich viel halten, weißt du. Ich habe mich auf die Reise gefreut, also lass sie uns jetzt machen. Du hast Recht, sie sind sehr zufrieden mit dir und werden nichts dagegen haben. Einem Winter fernab vom kalten England wäre ich auch gar nicht so abgeneigt."

William hatte gehofft, dass Joanna dieses Mal einwilligen würde und wurde nicht enttäuscht. Sein Lächeln malte zahlreiche Fältchen um seine Augen und er beugte sich etwas vor, um Joanna dieses Mal einen richtigen Kuss zu geben. "Gut." murmelte er zufrieden. "Es wird fantastisch werden, da bin ich sicher. Mit dir zu reisen war immer schon am Schönsten." Sie würden zu erst eine kleine Runde durch England reisen, nach Pembroke, über Winchester und Oxford unter anderem, damit sie ihre Kinder besuchen konnten, dann hinüber zum Festland, vielleicht auch noch einmal bis in das schöne Aquitanien und dann als Krönung der Reise nach Italien. "Und Robert und Josephine haben hier ohnehin alles genau im Blick. Wir können uns also auf unsere Reise freuen und unser Gold und Silber in Italien für die besten von Giovannis Weinen ausgeben." schlug William augenzwinkernd vor.
Nachdem sein Start mit dem Italiener so schwierig gewesen war, waren sie über die Jahre hinweg zu guten Freunden geworden und obendrein war Giovanni ihr verlässlichster Lieferant für italienische Weine geworden.

Joanna strich ihm über die Wange und fuhr dann mit dem Zeigefinger die Fältchen um seine Augen nach. "Wer hätte gedacht, dass wir unser Ziel erreichen und zusammen alt und grau werden. Aber ich mag diese Spuren der Zeit an dir, sie sind Zeugen unserer gemeinsamen Jahre. Und für mich bist du nach wie vor der attraktivste Mann überhaupt."
Sie lächelte zufrieden. "Das glaube ich auch. Ich habe die gemeinsamen Reisen mit dir auch immer sehr genossen. So können wir alles noch einmal wiedersehen, die Kinder besuchen und uns so viel Zeit lassen, wie wir eben möchten. Cornwall ist in ausgezeichneten Händen. Oh ja, nicht, dass unser Weinkeller zur Neige geht. Aber es gibt viele wunderbare Dinge in Italien, wir werden einfach nach Herzenslust einkaufen. Und leben....Ich freue mich so darauf Giovanni wieder zu sehen."
Diese Reise war wirklich etwas, auf das sie sich nur freuen konnte.

"Einer meiner wirklich innigen Wünsche, die Gott mir erfüllt hat. In dieser Hinsicht bin ich wirklich ein Glückspilz. Er hat mich in meiner dunkelsten Stunde wieder zu dir geführt, hat mir geholfen dich an meiner Seite zu halten, egal was für Dummheiten ich angestellt habe und er hat mich lange genug leben lassen, um meine Kinder und Enkel aufwachsen zu sehen und nun sogar schon meinen Urenkel ... das ist wirklich eine große Gnade." murmelte William und lachte dann leise. "Das ist ein wirklich schönes Kompliment. Und eines das ich nur aus vollstem Herzen erwidern kann, meine Schöne."
William atmete tief durch. "Und leben ... das klingt nach einem hervorragenden Plan." beschied er und lehnte den Kopf sanft an Joannas Stirn, schloss einen Moment die Augen und schickte ein stummes Dankesgebet gen Himmel. Dass er all diese Dinge erleben durfte, war wirklich ein Segen.

"So wie ich auch...Das ist mehr, als viele Menschen in ihrem Leben von sich behaupten können. Ich bin auch wirklich dankbar, dass sie alle so glücklich sind." Joanna lehnte die Stirn an seine und grinste flüchtig. "Das höre ich wirklich gern. Das ist für eine Frau in meinem Alter wirklich ein besonders großes Kompliment." Aber es war einfach das, was ihre Liebe zueinander ausmachte. Sie würde nie enden und niemand würde sie je zerstören können.
"Nicht wahr? Ich finde diesen Plan auch gut." Sie war damit wirklich glücklich. "Ich wette, die Kinder haben auch schon wieder Wünsche für bestimmte Mitbringsel. Ich freue mich aber schon darauf unsere Kinder zu sehen. James zum Beispiel ist in Winchester immer so...anders. So würdevoll. Und er hat Alan bei sich. Ich sorge mich allerdings ein bisschen um Guillaume. Was er jetzt wohl tun wird nach berengarias Tod? Das macht die Sache nicht einfacher."

"Das ist wahr. Besonders wenn man bedenkt, dass die meisten Menschen ja doch nicht aus Liebe heiraten." Ganz gleich ob Bauer oder Edelmann, die meisten Ehen wurden aus Zweckmäßigkeit heraus geschlossen und das machte ihre eigene Ehe zu einem noch viel größeren Schatz.
William schmunzelte und deutete ein Nicken an. "Ganz sicher, aber es ist ja auch immer wieder schön ihnen diese Wünsche erfüllen und ihre Augen leuchten sehen zu können." gab er lächelnd zu bedenken. "Und unser James hat in Winchester nun einmal den Platz gefunden an dem er sein kann. Würdevoll, ja, das macht sein Amt wohl aus, aber ich finde, er ist wirklich hervorragend in dem was er tut. Und ganz gleich wie schockiert die Welt darüber wäre: ich bin froh, dass er Alan bei sich hat und diese Freundschaft so unverbrüchlich ist."
William runzelte etwas die Stirn als er an seinen Enkel dachte. "Tja, da hast du wohl Recht. Aber zu Guillaumes Leid fürchte ich, dass er zu sehr Staatsmann ist, um etwas anderes zu tun als wieder eine gute Partie zu machen. Sobald er Berengarias Tod überwunden hat, wird für ihn wieder eine politische Ehe anstehen."

"Leider ist das immer noch so und es hat sich über all die Jahre nicht wirklich verändert. Aber ich bin einfach dankbar für das Leben, das ich an deiner Seite führen darf. Vielleicht wird auch die Welt irgendwann ein bisschen umdenken."
Joanna lächelte melancholisch. "Da könntest du Recht haben. Guillaume ist von klein auf mit diesem Pflichtbewusstsein groß geworden. Er wird seine Emma nicht heiraten können, so sehr er sich das vielleicht auch wünscht. Wäre er ein geringerer Mann, vielleicht, aber nicht als Thronfolger. Das wird er selbst schmerzlich wissen. Ich hoffe nur, er findet eine Partie, die den Beiden nicht noch mehr Steine in den Weg legt, denn er wird von Emma niemals ablassen. Er wird sie nie fortschicken. Das könnte noch zu großen Problemen führen."
Wenn eine weitere Frau ins Spiel kam und da Schwierigkeiten machte, würde das Ganze wirklich zur gefährlichen Mischung werden.

"So wie ich. Dankbar für dieses Leben, dass ich doch um ein Haar einfach so verspielt hätte in meinem Leichtsinn." Er hatte sich seinem Vater gebeugt, hatte getan was er damals glaubte tun zu müsseb. Heute war er in diesem Punkt anderer Ansicht, war mit dem Alter klüger geworden und wusste dass er es allein Gottes Gnade verdankte, dass er trotz dieses Fehlers doch noch Joanna hatte heiraten können.
"Aber weißt du, auch wenn die Welt sich jetzt noch nicht viel geändert hat, so werden doch zumindest wir etwas von Dauer hinterlassen. Wir haben unseren Kindern die richtigen Werte vermittelt und gepriesen sei Gott dafür, dass sie alle es verstehen den anderen Menschen in ihr Herz zu schauen und nicht auf deren Abstammung. Wir haben Ihnen unser eigenes Leben als Beispiel dafür vorgelebt, wie viel Wert eine glückliche, aus Liebe geschlossene Ehe hat. Und wenn sie diese Dinge auch ab ihre Kinder weiter geben so wird die Welt Stück für Stück ein wenig besser."
William betrachtete Joannas melancholisches Lächeln und seufzte leise. "Bis diese Dinge sich ändern, muss die Welt wohl noch einmal mindestens tausend Jahre alt werden." murmelte er. "Aber du hast Recht, hoffen wir darauf, dass er noch ein zweites Mal eine umgängliche Gemahlin findet. Es ist wirklich eine fürchterliche Lage in der er sich befindet. Zumal er ein viel zu gutes Herz hat, um eine Gemahlin abzuweisen. Andere Männer mögen es fertig bringen mit ihrer Frau einen Erben und vielleicht noch das ein oder andere Kind zu zeugen und kein weiteres Wort mit ihr zu sprechen und sich stattdessen ihren Geliebten zu widmen, aber so ist Guillaume nicht."

Joanna nickte leicht. "Ich sehe, du kommst mit den Jahren zu immer neuen Erkenntnissen über dich selbst, so geht es mir auch. Beinahe faszinierend."
Aber seine Worte hatten viel Wahrheit in sich und sie konnte sich nur anschließen. Sie hatten ihren Kindern all die Werte vermittelt, die sie immer gelebt hatten. Das würden auch sie weiter tragen und somit hatten sie etwas Gutes für die Nachwelt geschaffen.
"Ja, das glaube ich auch. Und Guillaume...er wird Mühe haben eine Frau zu finden, die seine Liebschaft duldet und Emma und den Kindern nicht das Leben zur Hölle macht. Das wird ihm noch viel abverlangen, aber er braucht unbedingt einen Erben. Doch nein, so ist er wirklich nicht. Wenn sie nur ein einigermaßen nettes Wesen hat, wird er sie mögen und er wird den selben Konflikt wieder haben, den er mit Berengaria und Emma hatte."

William grinste leicht. "Da siehst du einmal, wie sehr du mich beeinflusst, mein Engel. Das Leben an deiner Seite lässt mich klüger werden." erklärte er zwar mit amüsiertem Ton, meinte die Worte aber vollkommen ernst. Durch Joanna und seine Liebe zu ihr war ihm so manches Mal die Augen geöffnet worden und er war heute doch um einiges klüger, wusste bestimmte Werte mehr zu schätzen als früher.
William dachte über seinen königlichen Enkel nach und seufzte leise. "Weißt du, als ich noch ein junger Dummkopf war, habe ich mir manchmal im Stillen ausgemalt, wie es gewesen wäre, wenn mein Großvater meine Großmutter zur Frau gehabt hätte, wenn mein Vater sein legitimer Sohn und Erbe gewesen wäre. Nur im Geheimen und nie hätte ich Henry gegenüber auch nur ein Wort darüber verloren. Aber wenn man jung ist und denkt, die ganze Welt liegt einem zu Füßen, dann bleiben solche Gedanken wohl nicht aus, wenn man der Sohn eines königlichen Bastards ist. Aber Gott weiß, dass ich heute mehr als nur froh bin, dass dieses Los nicht das meine war und mir die Bürde der Krone erspart geblieben ist. Und wenn ich Guillaume ansehe, diesen kleinen romantischen Narren, dann tut es mir einmal mehr Leid, dass nun doch eines Tages mein Enkel auf dem Thron sitzen wird."

Joanna lachte auf. "Wie reizend von dir. Aber ja, ich habe auch viel gelernt an deiner Seite. Mein Temperament zu zügeln, zum Beispiel. Wir streiten nicht mehr so wie früher, das macht es doch sehr viel harmonischer."
Aber sie hatte gelernt, dass sie nicht immer ihren Sturkopf durchsetzen musste. Das war auch gar nicht mehr nötig, sie waren kaum noch unterschiedlicher Ansicht. Oft dachten sie dasselbe.
"Ich bin froh, dass dein Vater nicht der legitime Erbe war. Und du auch nicht. Ich hätte nie Königin sein wollen, dafür wäre ich auch nicht geeignet gewesen. Doch unsere Tochter hatte Anderes im Sinn, sodass unser Enkel nun doch König werden wird. Ich hoffe, er wird diese Bürdegut tragen können, denn er mutet sich viel zu und er ist wirklich ein sehr großherziger Mensch. Ein Romantiker, da gebe ich dir Recht. Ich weiß nicht, ob das gut ist."

William lachte leise und küsste dann sanft Joannas Nasenspitze. "Das hast du Recht. Ich glaube allerdings, dass wir nicht nur weniger streiten, weil du dein Temperament besser im Zaum hast, sondern auch, weil du gelernt hast mich viel besser zu beeinflussen." neckte er und zog sie ein wenig enger an sich, um sie liebevoll zu küssen. "Je älter wir werden, desto weniger kann ich gegen die bestehen."
William strich Joanna über die Wange. "Ich auch. König sein ist nicht so erstrebenswert, wie viele vielleicht denken mögen. Ich war lange genug an Henrys Seite um das zu erkennen und ich bin lieber hier mit dir und glücklich als mit einer Krone auf dem Kopf völlig allein." William lächelte leicht. "Tja, wer hätte das gedacht, dass Beatrice irgendwann Königin von England wird? Oh und ich höre sie immer noch, die Stimmen damals als ihre Hochzeit bekannt geworden ist und später als Richard die Krone haben wollte ... wie sie mir unterstellt haben, all das wäre genau mein Plan und dabei lag mir eigentlich nie etwas ferner als meinem Mädchen eine Krone auf den Kopf zu setzen." Williams Hand wanderte ein wenig weiter und seine Finger strichen Gedankenverloren über Joannas warme, weiche Haut. "Es ist ... auf jeden Fall schwierig. Wenn er von den richtigen Menschen umgeben ist, die ihn unterstützen und sein großes Herz nicht ausnutzen, dann ist es eine wundervolle Gabe, aber es ist zweifelsohne gefährlich." murmelte er. "Aber ich freue mich darauf sie zu besuchen, wenn wir uns auf unsere Reise begeben." fügte William dann lächelnd hinzu.