William und Joanna - ab 1183

Mary erschien der Weg zugleich endlos lang und viel zu kurz. Als sie Charles und eine Frau entdeckte, die zweifellos Emilia sein musste, wäre sie am liebsten wieder umgedreht, doch stattdessen nahm sie sich zusammen, straffte die Schultern etwas und legte die letzten Meter zurück.
Emilia knickste etwas unbeholfen vor ihr und Mary sah auf die junge Frau hinab und wusste nichts zu sagen. Eine Ehre war es wohl kaum, im Gegenteil, ihr wäre es lieber, wenn sie sich nie begegnet wären, aber das konnte sie unmöglich aussprechen. Also sah Mary sie einen schier endlos langen Moment schweigend an, dann nickte sie schließlich leicht. "Willkommen in Dover, Emilia." flüchtete sie sich dann in eine Begrüßung, die ihr zumindest nicht ganz so heuchlerisch vorkam.
Kurz glitt ihr Blick zu dem Mädchen hinüber, das an dem Teich stand und interessiert die Fische daran beobachtete. Sowohl ihr als auch ihrer Mutter sah man die Strapazen der Reise selbst nach ausgiebigem Essen und einer Nacht Ruhe noch deutlich an und Mary wollte sich lieber nicht zu sehr ausmalen, wie sie hatten durchstehen müssen.
Ihr Blick wanderte von dem Mädchen weiter zu Charles, der so angespannt war, wie eine Bogensehne, und musste an ihre eigene erste Begegnung denken. Daran, wie unglücklich sie damals gewesen war, wie sehr sie gelitten hatte in ihrer ersten Ehe und wie bedingungslos Charles ihr aus dieser Katastrophe geholfen hatte.
Mary schloss kurz die Augen und atmete tief durch, dann wandte sie sich wieder Emilia zu. "Charles hat mir erzählt, dass ihr Hilfe braucht und ... die sollte ihr hier bekommen. Noch nie haben wir einen Menschen in Not abgewiesen und das wird jetzt auch nicht geschehen." erklärte Mary und wies dann auf die Bank an der Seite. "Wieso setzen wir uns nicht, du erzählst mir, was genau euch hergeführt hat und stellst mir deine Tochter vor." schlug Mary vor und versuchte sich an einem Lächeln.

Emilia

Emilias Schultern sanken ein wenig herab, als die erste Anspannung verflog, weil Mary sie nicht unfreundlich und abweisend empfing. Im Gegenteil, sie war so viel freundlicher, als sie wohl in dieser Situation gewesen wäre.
"Ich danke Euch, Mylady. Das ist sehr großzügig." Ein bisschen zögerlich setzte sie sich neben Mary auf die Bank. Charles hatte nach einem kurzen Blickwechsel mit seiner Frau entschieden, sich erst einmal zu entfernen und die Beiden ihrem Gespräch zu überlassen, von Frau zu Frau.
"Ich...wir konnten einfach nicht mehr Zuhause bleiben. Es war am Anfang mit einem unehelichen Kind schon nicht einfach, aber wir kamen zurecht. Ich habe geheiratet und es war....alles soweit gut. Aber Frederic ist vor einem dreiviertel Jahr gestorben und ich habe keine Arbeit gefunden. Ich wusste nicht mehr, wie ich Megan ernähren sollte, als der Reeve dann auch noch Forderungen gestellt hat. Ich wusste mir keinen anderen Rat. Charles...er hat mir damals gesagt, wenn ich jemals Hilfe brauchen sollte, würde er mir helfen. Ich würde Euch sonst niemals belästigen und ich bin auch nicht hier um Ärger zu machen oder irgendetwas wegen Megan zu verlangen. Das ist meine Verantwortung." Sie biss sich mit gesenktem Blick auf die Unterlippe. "Ich wollte es ihm gar nicht sagen...aber er hat mich durchschaut. Sie sieht ihm ja auch ähnlich. Ich wusste einfach nicht, wohin...und ich wollte sie nicht hungern lassen. Ich konnte einfach nicht...", berichtete sie leise, unsicher.

Mary nickte nachdenklich während sie Emilias Geschichte lauschte. Sie wusste, wie die Leute waren, wenn sie über jemanden die Nase rümpften und als Frau auf sich alleine gestellt zu sein war nie einfach, ganz gleich ob man aus einfachen Verhältnissen oder dem Adel stammte.
"Kein Mensch sollte je Hunger leiden müssen. Ein Kind erst Recht nicht." erwiderte Mary entschieden und sah kurz zu Megan hinüber, die sich mittlerweile an den Rand des Teiches gehockt hatte, um besser hinein sehen zu können. Welche Entbehrungen dieses kleine Mädchen schon durchgestanden haben musste in ihrem kurzen Leben ... der Gedanke ließ Marys Herz schwer werden und sie wusste, dass sie nicht in der Lage sein würde darauf zu bestehen, dass Charles die beiden irgendwo anders unterbrachte.
Trotzdem ...
Sie sah Emilia wieder an und zögerte etwas bevor sie weiter sprach. "Du hast das Richtige für sie entschieden, und für dich. Hier wird euch niemand zu nahe treten und ihr müsst euch keine Sorgen mehr darum machen, ob ihr am nächsten Tag noch etwas zu Essen haben werdet. Aber ..." Mary schluckte leicht. "Aber du wirst verstehen, dass das hier auch für mich nicht leicht ist. Dich hier zu haben und daran erinnert zu werden, was vor all den Jahren passiert ist und wovon ich glaubte, dass es endlich weit hinter uns liegen würde."

Emilia

Emilia nickte langsam, ein wenig befreit. "Ich danke Euch von Herzen, Mylady. Es ist nicht selbstverständlich, dass Ihr das für uns tut. Ich kann das nie vergelten..." Sie bedachte Mary mit einem traurigen Blick.
"Natürlich. Und ich hätte auch Verständnis, wenn Ihr uns nicht hier haben wolltet. Aber was passiert ist, ist passiert und Charles wird es niemals wieder tun. Mir wäre auch lieber gewesen, ich müsste Euch nicht belästigen. Aber ich bereue es nicht, denn Megan ist alles, was ich habe."
Und so schwer es auch manchmal war, ihren kleinen Engel wollte sie nicht missen. "Ich bin nach ihr nur noch einmal schwanger geworden und habe das Kind verloren. Ich schätze, egal, wie mein Leben verlaufen mag, sie wird mein einziges Kind bleiben. Und daher bin ich dankbar für sie, sie hat mich so viele Dinge gelehrt. Ich will mich nicht in Eure Ehe drängen und Euch Ärger bereiten, nichts läge mir ferner."

"Du kannst versuchen es mir zu vergelten indem du die Chance nutzt, die ihr bekommt und du deiner Tochter ein gutes Leben ermöglichst. Erzieh sie zu einer guten, selbstbewussten Frau und tu alles, was in deiner Macht steht, damit sie glücklich wird." erwiderte Mary langsam. "Und indem du dich an dein Wort hältst und mir und Charles keinen Ärger machst."
Mary konnte Emilia gut verstehen. Zwar hatte sie eine ganze Schar an Kindern vorzuweisen und nicht nur eines, aber sie liebte sie alle von ganzem Herzen und wollte keines von ihnen missen.
"Charles und ich werden bald für einige Zeit an den Hof reisen müssen. Nutzt die Zeit, um zur Ruhe zu kommen, euch zu erholen und hier ein wenig einzufinden. Ich werde mit dem Steward sprechen, an ihn wirst du dich wenden können, sobald du bereit bist hier ein wenig mit anzufassen. Und wenn wir vom Hof zurück sind ... nun, ich schätze, dann werden wir weiter sehen. Irgendeine Lösung wird sich für euch schon finden."

Emilia

"Das werde ich, Mylady. Ich werde Euer Vertrauen nicht enttäuschen. Ich habe kein Interesse daran, Eure Ehe zu sabotieren. Ich bin froh, dass er so glücklich ist." Sie wollte ihn nie wieder so verzweifelt sehen müssen wie damals.
"Gebt mir ein paar Tage zur Erholung, dann werde ich gern anpacken, wo immer es notwendig ist. Nur jetzt wäre ich noch keine allzu große Hilfe. Ich danke Euch für Eure Großzügigkeit."
Sie sah zu ihrer Tochter hinüber. "Megan, Liebes, komm einmal her..." Das Mädchen richtete sich folgsam auf und kam zu ihnen herüber.
"Megan, sieh mal, das ist Lady Mary. Sie wird jetzt unsere Herrin sein. Mylady, das ist Megan." Das Mädchen schaute die Dame in dem feinen Kleid schüchtern an und griff in die Rockfalten ihrer Mutter. Doch sie war nicht ängstlich, nur unsicher.
"Entschuldigt, sie ist normal ein Plappermäulchen, aber sie ist....naja, alles ist so neu für sie und es war eine schwere Zeit."

Mary nickte und hoffte inständig, dass es tatsächlich so war, dass Emilia keinerlei Versuche starten würde, um Charles vielleicht doch noch einmal um den Finger zu wickeln. Aber erst einmal wollte sie ihr eine Chance geben.
Sie beobachtete, wie Megan folgsam zu ihnen herüber kam, sich aber schüchtern an den Rockfalten ihrer Mutter festhielt. Der Anblick des Mädchens sorgte dafür, dass sich Marys Herz zusammen zog. Ihrem Gesicht konnte man deutlich ansehen, wie anstrengend die Reise gewesen war und dass sie nicht nur in den letzten Tagen hatten hungern müssen. Doch trotzdem konnte man erkennen, dass sie ein hübsches Kind war und sicher eines Tages zu einer ebenso hübschen Frau heran wachsen würde. Und auch Charles' Züge erkannte Mary in diesem Gesicht wieder.
Sie schenkte Megan ein Lächeln, etwas, das ihr leichter fiel als sie befürchtet hatte. "Es freut mich dich kennen zu lernen, Megan." erklärte sie und winkte dann leicht ab, als Emilia sich für die Scheu der Kleinen entschuldigte. "Deine Mutter hat mir erzählt, dass ihr eine weite Reise hinter euch habt. Ihr werdet euch in den nächsten Tagen hier erst einmal in aller Ruhe erholen können. Und ich hoffe, ihr habt eine schöne Kammer bekommen?" Mary bedachte das Mädchen mit einem nachdenklichen Blick. "Weißt du ... ich glaube, du solltest einmal meine Tochter Joan kennenlernen. Ihr beide seit ungefähr im gleichen Alter, sie kann dir die Burg zeigen. Was hältst du davon?" Dem Mädchen würde es sicher gut tun mit anderen Kindern möglichst schnell in Kontakt zu kommen, damit sie all die Schrecken hinter sich lassen konnte.

Emilia

Emilia beobachtete genau, wie Mary auf ihre Tochter reagierte. So dankbar sie auch war, niemand durfte je unfreundlich zu ihrem Kind sein. Doch man merkte, dass Mary selbst mehrfache Mutter war und Emilia war ihr dankbar für ihr Einfühlungsvermögen.
Megan schien auch ein wenig aufzutauen und nickte ein bisschen offener. "Das Bett ist schön weich.", sagte sie dann leise. Bei der Aussicht, Spielgefährten zu gewinnen, leuchteten ihre Augen auf.
"Das...klingt gut. Danke! Die Burg ist soo groß, da brauchen wir bestimmt ewig." Emilia strich ihr bestätigend über den Rücken.
"Aber Joan kennt sich gut aus, sie wird bestimmt wissen, wie man schnell alles Wichtige sieht.", beruhigte sie sie.
"Ich danke Euch, Mylady. Ich wäre froh, wenn Megan hier schnell Anschluss findet. Den hatte sie immer zu wenig." Und Kinder konnten wirklich grausam sein.

Mary lächelte aufmunternd. "Das freut mich. Und in einem so weichen Bett kann man doch auch gleich noch viel besser schlafen, nicht wahr?" Sie sah Megans Augen aufleuchten und seufzte innerlich. Wie hätte sie ein unschuldiges Kind fortschicken können? Wie einem Mädchen eine gute Zukunft verwehren, nur weil ihr eigener Stolz angekratzt war?
"Deine Mutter hat Recht, Joan wird dir die wichtigsten Orte zuerst zeigen und alles andere könnt ihr dann nach und nach entdecken, immerhin werdet ihr viel Zeit dafür haben." pflichtete sie Emilia bei, um das Mädchen zu ermutigen, dann sah sie dessen Mutter wieder an und nickte leicht. "Das kann ich mir vorstellen. Aber hier hat sie nichts zu befürchten und es gibt mehr als genügend Kinder mit denen sie sich wird anfreunden können." Und Mary selbst würde einfach zusehen müssen, wie sie mit all dem zurecht kam. Irgendwie würde sie einen Weg finden und vielleicht war es wirklich gut, dass sie in Kürze an den Hof gingen und sie Charles dort erst einmal wieder für sich hatte, fern von der fremden Frau und der illegitimen Tochter.

Emilia

Emilia war froh, dass Megan sich entspannte. "Oh ja.", bestätigte das Mädchen. "Und ich freue mich, Joan zu treffen." Emilia legte ihrer Tochter die Hand auf den Rücken. "Geh dir doch noch ein bisschen die Fische ansehen, hm?"
Megan nickte und ging wieder zurück zum Teich. Emilia lächelte leicht. "Ich danke Euch wirklich, Mylady. Ihr seid sehr freundlich zu uns und ich bin nicht sicher, ob ich das verdiene. Aber für meine Kleine ist das hier...ein Paradies. Und sie kennt ja nur Frederic als Vater. Vielleicht wird es ihr gut tun, wenn sie in Charles wieder einen bekommt."
Frederics Tod war für sie Beide wirklich schwierig gewesen.

Sébastien

Sébastien hatte Martha schon länger im Auge und sie war auch alles andere als uninteressiert, dessen war er sich sicher nachdem sie schon den ein oder anderen vielsagenden Blick in der letzten Zeit getauscht hatten. Wann immer sie sich im Dorf oder sonst irgendwo begegnet waren, war es so gewesen und mittlerweile juckte es Sébastien einfach so sehr in den Fingern, dass er es nicht länger bei ein paar Blicken belassen wollte.
Und heute bot sich ihm die perfekte Gelegenheit als er Martha allein von der Burg kommen sah, wo sie immer wieder ein wenig als Magd aushalf, um ihre Eltern dabei zu unterstützen ihre Familie durchzubekommen.
Rasch sah er sich um, doch weit und breit war niemand zu entdecken, also legte er ein wenig an Tempo zu, um Martha auf dem Hauptweg zu erreichen und schloss lächelnd zu ihr auf. "Martha! Schon fertig für heute mit der Arbeit?" fragte er mit einem unbekümmerten Lächelnd.

Martha

Martha hatte gerade ihre Arbeit auf der Burg beendet und war auf dem Weg zurück nach Hause ins Dorf. Sie überlegte schon, was Zuhause noch alles zu tun war, als sie in der Ferne Sébastien auf sie zu kommen sah. Instinktiv errötete sie leicht. Er war so ein stattlicher Mann und schon seit einigen Wochen tauschten sie immer mal wieder verführerische Blicke aus. Er schien trotz seiner Ehe ganz und gar nicht abgeneigt zu sein, sie war nicht ganz sicher, ob es eine gute Idee war. Aber sie war ganz vernarrt in ihn.
"Oh ja, Sébastien. Heute konnte ich ein bisschen früher gehen. Und du, alle Pferde schon versorgt? Was treibt dich hierher?"
Seine Lächeln machte ihr beinahe die Knie weich. "Dein Großvater wird bald heim kommen, ist das nicht großartig? Sie fehlen ja doch irgendwie."

Sébastien

Sébastien sah die feine Röte auf Marthas Wangen und beglückwünschte sich zu seiner Entscheidung. Sie sah wirklich niedlich aus, wenn sie so rot wurde. Er nickte leicht. "Fürs Erste ist alles fertig, um diese Zeit ist es im Gestüt eigentlich immer ruhig. Heute Abend gibt es noch einmal etwas zu tun, aber bis dahin ..." Er zuckte leicht mit den Schultern. "Ich sah dich von der Burg kommen und dachte, ich könnte dich ein Stück begleiten. Nicht, dass du auf dem Heimweg noch verloren gehst, hm?"
Sébastien steckte die Hände in die Hosentaschen und nickte lächelnd. "Oh, sicher. Ich bin auch schon sehr gespannt darauf, was er alles zu erzählen hat, wenn er zurück ist. Auf so einer Reise erlebt man sicher eine ganze Menge." Und insgeheim hoffte Sébastien ja darauf, dass sein Großvater wieder neue Pferde von der Reise mitbrachte, das hatte er schließlich schon mehrmals getan.

Martha

"Bis dahin hast du Müßiggang, hm? Du hast Recht, das muss ja auch einmal sein. Du arbeitest schließlich hart genug um auch einmal eine Pause zu verdienen." Martha hob überrascht die Augenbrauen. "Oh, dass ich nicht verloren gehe? So weit ist der Weg doch gar nicht..." Sie zwinkerte ihm zu. "Aber ich habe gegen Begleitung trotzdem nichts einzuwenden."
Sie hatte so eine Ahnung, was er von ihr wollte, denn man hörte über ihn allerhand. Und sie wusste, wie er vor seiner Ehe gewesen war.
"Das wird er wohl haben, er ist ein weit gereister Mann. So weit fort werden wir vermutlich nie kommen. Aber man könnte wohl ein bisschen neidisch auf das warme Wetter dort sein, wenn man unseren Winter so betrachtet."

Sébastien

Sébastien lachte leise und nickte dann. "Wohl wahr, eine Pause dann und wann tut ganz gut. Aber du hast Recht, bis dahin kann ich einmal tun und lassen wonach mir der Sinn steht." erwiderte er und grinste dann leicht als Martha ihm zuzwinkerte. "Zu zweit ist es schließlich weniger langweilig als allein, hm?"
Sébastien ließ den Blick kurz gen Himmel wandern und zuckte dann mit den Schultern. "Ach, das stört mich auch gar nicht so sehr. Ich fühle mich hier ohnehin am wohlsten. Das Dorf, das Gestüt ... das ist mein zu Hause. Und ohne die Gäule würde ich eingehen." stellte Sébastien unbekümmert fest. Große Reisen interessierten ihn nicht wirklich.
"Und ständig nur gutes Wetter ist doch auch langweilig, oder? Schließlich ist es erst der viele Regen, der unser schönes England so grün macht." gab er zu bedenken.

Martha

Martha lächelte. "Das passiert dir wahrscheinlich selten genug. Ihr habt schon wahnsinnig viel Arbeit." Aber ich fühle mich hier genauso wohl wie du....Du ohne die Pferde, das wäre ja undenkbar." Sie lachte leise auf. "Ja, zu zweit ist es weniger langweilig." Und da ihr nicht klar war, worauf er hinaus wollte, würde sie ein wenig die Richtung einschlagen.
"Und was genau hast du dir vorgestellt als Mittel gegen die Langeweile, hm?"
Sie ahnte schon, dass Laura nicht begeistert sein würde, aber das war im Moment auch egal. Nichts verband sie mit Laura, die einfach nur Glück gehabt hatte. Sébastien hatte sie schließlich nur geheiratet, weil sie ihm ein Kind angehängt hatte.
Das sprach zwar niemand aus, aber es war irgendwie offensichtlich gewesen, immerhin war der Kleine auch einige Wochen früher gekommen.

Sébastien

Sébastien nickte entschieden. "So ist es und deshalb treibt es mich auch gar nicht in die Ferne." Hier hatte er alles, was er brauchte.
Ein wenig überrascht, aber mehr als zufrieden stellte er fest, dass Martha offenbar bereit war ihm mehr als nur eine Vorlage zu bieten und er bedachte sie mit einem wissenden Blick. "Oh, da würde mir so aller Hand einfallen." erklärte er ein wenig gedämpft. "Was hältst du zunächst von einem kleinen Rundgang durchs Gestüt? Da die Arbeit dort erst einmal getan ist, haben wir dort unsere Ruhe ... ich könnte dir ein wenig die Pferde zeigen ..." Und den Heuboden zum Beispiel schoss es Sébastien durch den Kopf und er musste grinsen.
Wegen Laura hatte er kein schlechtes Gewissen, sie wusste immerhin genau wie er war, so hatten sie beide ja schließlich auch nur zusammen gefunden. Und er hatte auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich für sie völlig ändern würde. Dafür war er tatsächlich schon erstaunlich lange nur in ihrem Bett zu finden gewesen, in seinen Augen hatte Laura also keinen Grund sich zu beklagen.

Martha

Martha tat, als müsse sie einen Moment überlegen, denn immerhin wollte sie es ihm nicht gar zu leicht machen. "Na schön, warum nicht? Das klingt gut, ich war isher viel zu selten im Gestüt, ich kenne es gar nicht richtig. Dort gibt es bestimmt ein paar schöne Fleckchen.", erwiderte sie, nur scheinbar unbedarft. Und wie sie ihn einschätzte, hatte er auch schon ganz konkrete Pläne.
"Wird Laura dich nicht vermissen?", fragte sie durch die Blume. Sie legte es nicht darauf an, jetzt Ärger mit ihr zu provozieren, weil sie im Gestüt unterwegs waren. Dort war Laura immerhin auch öfter einmal zu finden.
"Nicht, dass wir unseren Rundgang abbrechen müssten..."

Sébastien

Sébastien beobachtete Martha und grinste als sie vorgab zu überlegen, dann aber einwilligte. Es gefiel ihm, dass sie sich ihm nicht einfach an den Hals warf, aber zugleich auch keine Scheu vor seinen Plänen hatte.
"Oh ja, das gibt es. Ich zeige sie dir, sei unbesorgt." erwiderte Sébastien augenzwinkernd.
Als sie den Weg zum Gestüt einschlugen, schüttelte er den Kopf. "Keineswegs, sie ist mit Philipp bei Elena zu Besuch. Damit die Kinder heute Nachmittag zusammen spielen können. Sie wird also erst zum Abendessen zurück sein und mich vorher auch nicht erwarten. Du siehst also, ich wäre ganz allein ohne dich und würde mich sicher fürchterlich langweilen ... du tust also ein gutes Werk, wenn du mir erlaubst dich etwas herumzuführen."

Martha

Martha nickte. "Wunderbar, das wollte ich hören." Sébastien hatte schon sehr konkrete Pläne, schien ihr. "Nun, wie könnte ich solch werbenden Worten bloß widerstehen? Es wäre ja grausam von mir dich allein zu lassen, hm? Dann los, lass uns gehen. Ich will mein gutes Werk tun."
Und wenn sie ehrlich war, wollte sie diese Gelegenheit auf jeden Fall nutzen. Sie konnte es kaum erwarten, träumte sie doch schon so lange davon.
Und diese Chance war unglaublich gut, Laura würde sie nicht stören. Ein kleines schlechtes Gewissen hatte sie zwar, aber die Lust überwog.

Sébastien

Sébsatien lachte vergnügt, das versprach ein äußerst amüsanter Nachmittag zu werden. Er führte Martha wie angekündigt tatsächlich etwas herum, doch schließlich blieben sie an der Leiter zum Heuboden stehen und Sébsatien sah seiner Besucherin in die Augen. "Und hier kommen wir wohl zum spannendesten Teil ..." bemerkte er und legte eine Hand auf eine der Sprossen. "Ich hoffe, du hast keine Höhenangst, meine Schöne." murmelte er und machte eine kleine auffordernde Geste. "Im Notfall werde ich dir aber auch dabei behilflich sein können. Wir wollen ja nicht, dass du das beste verpasst, nicht wahr?"
Wann bot sich schließlich das nächste Mal eine solch wunderbare Gelegenheit wie diese?

Martha

Martha betrachtete staunend die edlen Pferde, die so zahlreich auf dem Gestüt zuhause waren. Schließlich führte er sie zu einer Leiter, die wohl zum Heuboden führte. Sie grinste ihn an. "Der spannendste Teil? Na da will ich mich ja gern überraschen lassen. Ich hoffe, du kannst die Erwartungen auch erfüllen. Aber keine Sorge, ich habe keine Höhenangst."
Flink erklomm sie die Leiter und schaute sich neugierig um. "Hier wird uns tatsächlich niemand finden, hm? Es ist großartig. Und wenn du wirklich Recht hast und das Beste noch kommt, dann habe ich ja keinen grund unseren Nachmittag zu bereuen. Gib dir ein bisschen Mühe, hm?"
Sie schaute ihn unter ihren langen Wimpern hervor an.

Sébastien

Sébastien ließ Martha scheinbar großzügig den Vortritt und nutzte die Gelegenheit um sie dabei zu beobachten, wie sie die Leiter empor kletterte. Es war ein wirklich verlockender Anblick und so folgte er ihr schließlich mit einem Kribbeln im Bauch nach oben.
"Niemand. Vor morgen besteht für keinen mehr die Notwendigkeit hier hochzusteigen, wir sind also ungestört." erklärte er, trat zu Martha und legte die Arme um sie. "Sei unbesorgt, meine Schöne, ich gebe mir immer die größte Mühe." verkündete Sébastien lächelnd und gab ihr den ersten hingebungsvollen Kuss. Er zog ihn in die Länge und ließ seine Hände dabei sachte ihre Taille entlang wandern, dann erst löste er die Lippen wieder von den ihren. "Du wirst nicht bereuen mich erhört zu haben, glaub mir." wisperte er und küsste sie erneut, zog sie dabei sanft mit ins Heu hinab.

Martha

"Das trifft sich gut..." Martha hatte nur darauf gewartet, dass er die Arme um sie legte und erwiderte den Kuss leidenschaftlich. Sie hatte so gehofft, dasse es soweit kommen würde. Sie schlang die Arme um seinen Hals und ließ sich mit ihm ins Heu ziehen.
"Das hoffe ich doch...", wisperte sie gegen seine Lippen und begann ihm sein Hemd auszuziehen. Sie fuhr erfreut über seine nackte Brust und ließ die Lippen darüber wandern.
"Gott, ich warte schon viel zu lange darauf...Du machst es einem wirklich nicht einfach." Seit ein paar Woche schon schlichen sie umeinander herum, dabei hatte sie nur auf ein eindeutiges Zeichen von ihm gewartet. Ein Zeichen, das mehr als nur Blicke beinhaltete.

Sébastien

Sébastien hatte gewusst, dass Martha kein scheues Pflänzchen war und auch nicht erwartet, dass sie sich hier oben zieren würde, aber die Lust und Offenheit mit der sie ihm hier begegnete, überraschte ihn doch ein wenig.
"Süßer Jesus ..." Er keuchte leise als sie sein Hemd so ohne zu zögern auszog und ihre kleinen, geschickten Hände über seine Brust fuhren. "Hätte ich geahnt, dass du so sehnsüchtig auf mich wartest ..." brachte er atemlos hervor und machte sich mit bebenden Fingern daran ihr Kleid zu öffnen. Am liebsten hätte er es einfach rasch in Fetzen gerissen, aber das ging natürlich nicht, also musste er sich wenigstens noch einen Moment zusammen nehmen, um die Schleife zu lösen, dann hatte er endlich freie Bahn ...
Kaum zu glauben, dass jemand über ihn einmal sagen würde, er würde es einem nicht einfach machen. Und dabei hatte er vor seiner Hochzeit doch immer ohne zu zögern jedes Mädchen um den Finger gewickelt, dass er hatte haben wollen. Hatte er sich wirklich so verändert? Und das nur wegen dieser unsinnigen Zeremonie?