William und Joanna - ab 1183

Martha

Martha lachte atemlos auf. "Du hast mich eben unterschätzt. Aber ich bin nicht leicht zu haben, also musstest du dich eben ein wenig anstrengen."
Sie spürte seine Ungeduld, das behagte ihr sehr, aber dennoch war sie froh, dass er besonnen genug war ihr Kleid nicht zu zerstören. Das hätte sie sonst wahrscheinlich verraten, wenn sie die Stallungen wieder verließ. Es würde so schon nicht ganz leicht werden.
Martha zog ihm das Hemd aus und machte sich an seinem Hosenbund zu schaffen. Sie stöhnte leise auf, als seine rauen Hände über ihre Rundungen wanderten. Wie gut sich das doch auf ihrer Haut anfühlte. Endlich...
"Ich kann es kaum erwarten...", wisperte sie rau.

Sébastien

"Gut so, es wäre auch viel zu langweilig, wenn es anders wäre." Und wäre sie leicht zu haben gewesen, hätte sie sein Interesse vermutlich gar nicht geweckt. Wenn er es einfach wollte, konnte er sich auch in seinem Ehebett austoben. Nicht, dass es mit Laura langweilig war, aber es fehlte einfach dieser ganz besondere Reiz jetzt da sie verheiratet waren. Dass sie beide das Bett miteinander teilten, war etwas normales, ja es wurde sogar von ihnen erwartet als eheliche Pflicht ... das hier mit Martha hingegen ... das war etwas ganz anderes.
Sébastien grinste schelmisch und entledigte sich seiner Hose nachdem Martha sie aufgeschnürt hatte. "Freut mich zu hören, ich wollte auch nicht länger warten." räumte er ein und gab ihr noch einen Kuss, während seine Hände ihre Schenkel hinab glitten. Sie erreichten ihre Knie und er schob sie auseinander, um zwischen ihre Schenkel zu gleiten. "Also widmen wir uns vergnüglichen Dingen ..." wisperte Sébastien und drang mit leisem Stöhnen in sie ein.

Martha

Das Verbotene war einfach so reizvoll, stellte Martha immer wieder fest, und sie genoss es mit Sébastien hierzu sein, Spaß zu haben.
Martha kam ihm willig entgegen und stöhnte auf. Sie schlang die Arme um seinen Hals und ließ sich auf seine Bewegungen ein.
Sie liebten sich nicht besonders zärtlich, dafür voller Leidenschaft und schließlich lag sie ermattet in seinen Armen.
"Das war großartig, du hast wirklich nicht zu viel versprochen.", wisperte sie zufrieden. "Das könnten wir bei Gelegenheit wiederholen." Sie hatte wirklich nichts dagegen einzuwenden.

Sébastien

Es war ein stürmischer Akt voller Leidenschaft und sie schenkten sich beide nichts bis Sébastien sich schließlich neben Martha ins Heu sinken ließ und sie schwer atmend an sich zog. Er lachte leise auf und küsste ihren Scheitel in einem Anflug von Zärtlichkeit, dann grinste er jedoch wieder anzüglich. "Ich pflege meine Versprechen stets zu halten, meine Schöne." erklärte er und ließ die Hand nun träge über ihren Rücken gleiten. "Hm, da hätte ich ganz und gar nichts gegen einzuwenden." stimmte er zu und schloss für einen Moment zufrieden die Augen, um dem ganzen noch einmal etwas nachzuspüren, während sein Atem sich beruhigte und auch sein Herzschlag gleichmäßiger wurde.
Und warum auch nicht? Dann und wann einen kleinen Ausflug auf den Heuboden mit Martha konnte er sich gut vorstellen. Und Laura hatte schließlich gewusst worauf sie sich einlassen würde als sie ihn geheiratet hatte, sie sollte daher besser gar nicht erst versuchen ihm ein schlechtes Gewissen zu machen.

Sébastien

Sébastien hatte keinen Anflug eines schlechten Gewissens. Laura wusste, dass er nicht gerade ein treuer Ehemann war und er hatte den Nachmittag mit Martha genossen. Er würde es ihr irgendwie sagen müssen, das hatte er schließlich versprochen. Das war eine kleine Bürde, aber er würde einen Weg finden.
Gemütlich schlenderte er nun nach Hause. Ausnahmsweise war er einmal nicht zu spät zum Abendessen, sondeern zu früh.
Er betrat das Haus und schaute sich um. Laura schien allein zu sein, der Rest würde bald aufkreuzen zum Essen. Er begrüßte seine Frau mit einem Kuss auf die Wange.
"Oh, da bist du also...Wie war dein Tag, mein holdes Eheweib?", fragte er fröhlich. Sicherlich hatte sie auch einen schönen Tag gehabt. "Schläft unser Söhnchen?"

Laura

Laura war seit einer kleinen Weile zurück von ihrem Besuch bei Elena und Lucas und da der kleine Philipp furchtbar müde gewesen war, hatte sie ihn sogleich ins Bett gesteckt und sich dann an die Vorbereitungen für das Abendessen gemacht. Solange sie alleine hier war, konnte sie sich so schon einmal nützlich machen bevor ihre Schwiegermutter heimkam und dann ohnehin bald auch der Rest der Familie auftauchen würde.
Ganz zu ihrem Erstaunen war es aber ausgerechnet Sébastien, der als erstes zurück kam - ausgerechnet ihr Mann, der sonst doch mit Vorliebe zu spät kam, weil er noch bei irgendeinem Gaul nach dem Rechten hatte sehen müssen.
Sie lachte leise als er sie mit einem Kuss auf die Wange begrüßte. "Oh, dein holdes Eheweib hatte einen recht vergnüglichen Tag. Elena und ich haben uns einen schönen Nachmittag gemacht und die Kinder haben Lucas ziemlich auf Trab gehalten." berichtete sie amüsiert. Laura war wirklich froh, dass sie in Elena durchaus eine gute Freundin gefunden hatte, denn auch wenn es hier bei weitem nicht so förmlich zuging wie auf der Burg, so war das Stallmeisterhaus doch auch etwas anderes als ihr früheres Leben in einer der Katen im Dorf und Elena verstand sie gut, runzelte nicht die Stirn über sie, sondern nahm sie so wie sie war.
"Ja, ich habe ihn ins Bett gebracht als wir zurückkamen, er war völlig erledigt." erklärte sie und strich Sébastien sachte über die Brust. "Und was hat mein werter Gemahl heute getrieben? Du bist früh dran, wie kommt es? War der Hunger heute so groß?" neckte sie ihn munter.

Sébastien

Sébastien lächelte leicht. "Das klingt doch hervorragend. Ein erfüllter Tag. Elenas Kinder und unser Rabauke haben sicherlich für ein bisschen Trubel gesorgt. Ich bin froh, dass du so eine gute Freundin gefunden hast. Aber kein Wunder, dass unser Kleiner so erschöpft ist. Er hat ein bisschen Schlaf verdient."
Er überlegte einen kleinen Moment, beschloss dann aber ihr die Wahrheit zu sagen. So hatten sie es schließlich vereinbart.
"Ich hatte einen entspannten Nachmittag. Ich hatte....eine nette, spontane Verabredung." Sébastien hob die Schultern.
"Und da die Pferde alle hervorragend versorgt sind, bin ich früher da. Ich bin in der Tat hungrig und ich kann ja nicht immer zu spät kommen."

Laura

"In der Tat, das haben sie. Ich habe ohnehin das Gefühl, dass kein Tag vergeht an dem Philipp das nicht tut seit er laufen kann." bemerkte sie vergnügt. Während die Entdeckung ihrer Schwangerschaft damals ein echter Schock für Laura gewesen war, so hatte das Muttersein sich für als recht erquicklich entwickelt. Sicher auch Philipp war mal schlecht gelaunt und quenglig, aber solche Tage hielten sich in Grenzen und selbst wenn sie auftraten, war es nicht so schlimm, dann Laura liebte ihren Sohn einfach abgöttisch.
Laura hob mit einer Mischung aus Belustigung und Verwunderung eine Augenbraue. "Eine nette, spontane Verabredung ... na das kling ja ... nett." neckte sie. "Und was war das für eine Verabredung, wenn sie dich so guter Dinge zurück lässt? Oder ist das ein Geheimnis?" fragte sie schelmisch, dann streckte sie sich und küsste ihn auf die Wange. "Eine weise Erkenntnis, mein Gemahl. Ich bin stolz auf dich, dass du so pünktlich sein kannst."

Sébastien

"Er ist eben ein kleiner Wirbelwind und das ist doch gut so." Auch für Sébastien war sein Sohn zum Mittelpunkt geworden. Er liebte den Kleinen sehr, auch wenn das am Anfang wohl niemand geglaubt hätte, am wenigsten er selbst. Abe es hatte sich eingespielt...
Er war ein bisschen irritiert, dass Laura so begriffsstutzig reagierte. Er war davon ausgegangen, dass sie direkt wusste, worum es eigentlich ging.
"Kein Geheimnis....zumindest habe ich ja versprochen, dass es keines ist. Keine große Sache...ein Besuch auf dem Heuboden wie früher."
So hatte es bei Laura und ihm schließlich überhaupt erst angefangen. "Was gibt es denn zu essen, hm? Ich hoffe, was Gutes."

Laura

Laura blinzelte als Sébastien weiter sprach und sie langsam begriff von was er da eigentlich redete. Diese Neuigkeiten trafen sie hart und zwar aus ganz unterschiedlichen Gründen. Er hatte es ihr von Anfang an gesagt, hatte gesagt, dass er kein treuliebender Ehemann sein würde und sie hatte gewusst worauf sie sich einließ. Sie selbst war doch letztlich auch nur zu dieser Ehe gekommen, weil Sébastien nichts anbrennen ließ. Und er hatte erstaunlich lange durchgehalten, Philipp war immerhin schon rund ein Jahr alt. Und in dieser Zeit war Laura tatsächlich töricht genug gewesen zu glauben, dass er sich vielleicht doch änderte ... dass er vielleicht nicht vollkommen treu sein würde, aber dass sie genug für ihn war. Hatte geglaubt, dass er vielleicht nur zu anderen Frauen ging, wenn er sie nicht haben konnte, weil sie schwanger war oder sonst etwas.
Und nun hatte er es das erste Mal getan und erzählte es ihr - vollkommen unverblühmt und wie sie zu ihrem Entsetzen voller Betroffenheit feststellte so vollkommen ohne Reue, kein Hauch eines schlechten Gewissens oder auch nur Verlegenheit deswegen. Als wäre es wirklich die normalste Sache der Welt.
Laura wich einen kleinen Schritt zurück, um Abstand zwischen sie beide zu bringen.
Und wie er einfach zu der nächsten Belanglosigkeit über ging ... Laura verengte ein klein wenig die Augen. "Ich weiß es nicht. Das kommt drauf an, wie gut du kochen kannst." fuhr sie ihn ärgerlich an. "Oder du fragst deine kleine Hure, ob sie dir etwas zu essen macht. Dafür wird sie ja sicher auch gut genug sein." zischte sie, wandte sich dann ab und ließ ihn stehen.
Ihr Herz raste und am liebsten wäre die mit den Fäusten auf ihn los gegangen - und auf sich selbst, weil sie so eine dumme Gans gewesen war und zugelassen hatte, dass er sich in ihr Herz schlich, so dass es sie nun verletzte, wenn er fremdging.

Sébastien

Sébastien hob ein wenig verwundert die Augenbrauen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Laura so reagieren würde, immerhin hatte sie ja Bescheid wissen wollen.
"Red keinen Unsinn, sie ist keine Hure. Was ist eigentlich dein Problem? Es war dein Wunsch, dass ich dir reinen Wein einschenke und dir keine Ausrede auftische. Ich bin ehrlich und es ist doch wieder nicht gut. Außerdem hast du genau gewusst, wie ich bin... Dass eheliche Treue nicht meine Stärke sein würde, war dir vor der Ehe schon bewusst. Was verlangst du also? Ich habe mir wirklich Mühe gegeben und ich war dir wirklich lange treu." Er hatte sich doch nur an ihre Vereinbarung gehalten und trotzdem war Laura so böse auf ihn. Verstand einer die Frauen... Aber davor hatte er seinen Vater gewarnt. Er war kein guter Ehemann, aber sie hatten es ja alle nicht wahr haben wollen.
"Jetzt bleib schon hier und renn nicht weg, Laura! Davon wird es auch nicht besser. Hätte ich dich besser anlügen und Spekulationen überlassen sollen?"

Laura

Laura hielt inne, noch gut zwei Schritte von der Tür entfernt, und drehte sich wieder um. "Ach nein? Und du glaubst, wenn ich hier bleibe und mir dein selbstgefälliges Lächeln ansehe wird es besser?" fuhr sie ihn an und machte wieder einen Schritt in Sébastiens Richtung. "Ich wollte, dass du mir keine Ausreden auftischst, dass du mich nicht anlügst, ja. Aber ich hatte nicht erwartet, dass du ... dass du nicht einmal den Hauch eines schlechten Gewissen verspüren würdest, sondern auch noch stolz auf das bist, was du getan hast. Ich hatte nicht erwartet, dass dir unsere gemeinsame Zeit wirklich so gleichgültig ist." Sie Närrin hatte in der vergangen Zeit doch wirklich gedacht, dass sie ihm etwas bedeutete. Nicht genug, um die Finger von anderen Frauen zu lassen, aber doch wenigstens so viel, dass er ihr solche Fehltritte mit ein klein wenig Scham beichten würde.
"Was hat sie, das ich nicht habe, hm?" fragte sie dann herausfordernd. "Wieso jetzt? Wieso hast du dieses kleine Flittchen mitgenommen, statt einfach noch ein paar Meter weiter bis nach Haus zu gehen und zu mir zu kommen?" Das verletzte sie wirklich mehr als sie erwartet hatte und das fachte ihren Zorn noch zusätzlich an. Wie hatte sie nur so dumm sein können?

Sébastien

Sébastien schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht stolz darauf, aber ich bin...auch nicht betroffen. Soll ich dir vorheucheln, dass ich es wäre? Die Zeit mit dir ist mir nicht gleichgültig, wie könnte sie auch? Aber es ist einfach...der Reiz des Verbotenen. Ich bin kein guter Ehemann, das wusste ich vorher schon. So sehr auch jeder versucht hat mir das Gegenteil einzureden. Es hat gar nichts mit dir zu tun. Überhaupt nichts, ich bin gern bei dir. Aber manchmal...manchmal brauche ich etwas Abwechslung. Es tut mir leid, dass esdich so verletzt, das wollte ich nicht. Aber ich dachte einfach, du willst die Wahrheit höre."
Er seufzte tief.
"Nichts. Und es hätte nichts geändert nach Hause zu gehen. Weil es....der Reiz des Unbekannten war. Warum kannst du nicht einfach darüber hinweg sehen? Es ändert nichts daran, dass du zu mir gehörst und dass du mir viel bedeutest. Es hat nichts mit dir zu tun. Begreife das doch, Laura. Es bedeutet nicht, dass mir irgendjemand wichtiger ist."

Laura

"Oh doch, das bist du. Glaub mir, ich kann es dir ganz genau ansehen." erwiderte Laura. Sie kannte Sébastien mittlerweile durchaus gut genug, konnte in seinem Gesicht lesen und wusste, wie zufrieden er mit sich und wie stolz er auf diese Eroberung war.
"Du bist gern bei mir, dir ist unsere gemeinsame Zeit nicht gleichgültig ... aber ich bin dir nicht wichtig genug als dass du meinetwegen verzichtest. Ich bin ... nicht wichtig genug, um nicht verletzt zu werden." brachte sie mit belegter Stimme hervor. Dann lachte sie auf, bitter wie sie feststellte. "Einfach darüber hinweg sehen, ja, das sieht dir ähnlich."
Laura atmete zitternd durch und schüttelte den Kopf. "Es bedeutet nicht, dass dir jemand wichtiger ist als ich. Es bedeutet nur, dass ich nicht wichtig genug bin." stellte sie fest. "Und das nach einem gemeinsamen Kind und einem Jahr Ehe festzustellen tut weh, weißt du? Ich will nicht angelogen werden, da hast du Recht, aber ich bin auch kein Stein, der solche Dinge einfach über sich hinwegspülen lässt. Es ist hart, festzustellen, wie unwichtig man ist." erklärte Laura, dann wandte sie sich ab. Wenn sie sich noch länger sein Gerede anhörte, würde sie entweder ganz die Fassung verlieren und in Tränen ausbrechen oder ihm die Augen auskratzen und sie wollte das eine so wenig riskieren wie das andere.

Sébastien

"Dann weißt du mehr als ich...Hör mal, du wusstest doch genau, dass ich wohl nie ein treuer Ehemann sein werde. Warum machst du mir das nun zum Vorwurf? Was das angeht, bin ich eben schwach. Ich habe lange verzichtet, aber es ist eben passiert. Ich will dich nicht verletzten, aber ich wünschte, du würdest es dir nicht so zu Herzen nehmen. Du bist mir wichtig. Wichtiger als jede andere Frau. Aber das hat doch nichts damit zu tun, dass ich mal...ein wenig Abwechslung suche. So bin ich eben. Als ich dich geheiratet habe, sagtest du, ich soll sein, wie ich bin. Daran halte ich mich."
Er seufzte, ließ sie dann aber gehen. Es hatte ja doch keinen Sinn. Warum nur machte sie so ein Drama daraus? Dass diese Ehe zwar auf Zuneigung, aber nicht auf der großen Liebe beruhte, war ihr doch auch von Anfang an klar gewesen.

Laura

Laura war ganz froh, dass Sébastien sie nicht noch einmal aufhielt, wenngleich ihr das noch einmal zeigte, wie unbequem ihm dieser Streit war und dass er durchaus froh war, wenn er aus dieser Situation heraus kam.
Er hatte auch so leicht reden ... sich das nicht zu Herzen nehmen! Als könnte sie das einfach so entscheiden! Laura verließ nicht nur die Küche, sondern ließ auch das Haus hinter sich. In Kürze würde der Rest der Familie eintreffen und das Abendessen würde anstehen, aber sie konnte sich jetzt unmöglich mit an den Tisch setzen und so tun als wäre alles in Ordnung. Schon gar nicht während Sébastien neben ihr völlig gelassen sein Essen in sich hinein schaufelte. Und abgesehen davon hatte sie auch keinen Hunger mehr, der war ihr gerade wirklich vergangen.
Also schlug sie den Weg zu den Stallungen ein. Auch sie hatte mittlerweile festgestellt, dass man dort wunderbar zur Ruhe kommen konnte, wenn der tägliche Betrieb erledigt war und die Pferde hatten eine beruhigende Wirkung. Also würde Laura sich erst einmal hier ein Plätzchen suchen und nachdenken ... unter anderem darüber, wo sie heute die Nacht verbringen sollte, denn sie war sich nicht sicher, ob sie sich einfach so wieder neben Sébastien legen konnte. Nicht heute Abend schon.

Amélie war natürlich sofort aufgefallen, dass ihre Schwiegertochter nicht auffindbar war. Als Laura jedoch auch zum Essen nicht erschien und Sébastien eher ausweichend antwortete, machte sie sich auf die Suche. Sie ahnte bereits, wo sie Laura finden würde, denn jeden au der Familie zog es mit Kummer doch zu den Pferden.
Sie fand sie auf einem Strohballen in der Nähe von Odysseus' Box und setzte sich zu ihr. "Was ist los, mein Kind? Du hast Kummer.", stellte sie fest. "Und so wie er mir ausgewichen ist, ist mein Sohn der Grund dafür. Willst du dich mir nicht anvertrauen?"
Sie wusste, Laura hatte es nicht immer leicht mit Sébastien. Aber man musste ihm woihl zugute halten, dass er sich wirklich sehr bemüht hatte. Mehr, als sie alle geglaubt hatten.

Laura

Lauras Plan ging eine ganze Weile lang auf, dann jedoch wurde ihre Ruhe gestört und leichte Schritte kamen näher. Irgendwie war Laura sogar erleichtert als sie den Kopf hob und Amelie entdeckte. Ihre Schwiegermutter war neben Elena wohl die einzige Person mit der sie über diese Dinge sprechen konnte ohne im Boden zu versinken vor Scham.
Sie seufzte leise und bestätigte mit einem Nicken Amelies Vermutung. "Er ... er hat im Grunde nur getan, was er so lange schon prophezeit hat." murmelte sie und fuhr sich etwas müde über die Augen. "Er war mit irgendeiner anderen auf dem Heuboden und ich ... ich nehme es schwerer als gut für mich ist." stellte Laura fest und sah ihre Schwiegermutter ein wenig verzweifelt an. "Ich bin eine Närrin es mir so zu Herzen zu nehmen, aber ich ..." sie brach ab und hob ein wenig resigniert die Schultern. Sie hatte ihn in ihr Herz gelassen und nun hatte er es gebrochen. So einfach war es im Grunde.

Amélie seufzte tief und legte den Arm um Laura. Sie hatte es ja geahnt. "Ich habe es befürchtet. Aber ehrlich gesagt kenne ich ihn gut und es wundert mich beinahe, dass es so lange gedauert hat. Er ist ein Filou und vermutlich wird er es immer bleiben."
Sie schüttelte leicht den Kopf. "Du hast aber recht. Es ist müsig, wenn du es dir so zu Herzen nimmst. Er tut es nicht, um dich zu verletzen. Er war als Kind schon abenteuerlustig und sprunghaft, schnell gelangweilt. Es stand nicht zu erwarten, dass sich das jemals ändern wird. Aber weißt du...die Hauptsache ist doch, dass er immer wieder zu dir zurückkommt. Es ist nicht die große Liebe, aber hast du die erwartet, als du geheiratet hast? Er hängt an dir, das sehe ich jeden Tag. Und er kommt zurück, kümmert sich um dich und Philipp. Und dabei hatte er solche Angst vor dem Dasein als Ehemann und Familienvater. Sei ein bisschen nachsichtig, wenn du es in deinem Herzen findest. Er denkt sich einfach nicht so wahnsinnig viel dabei."

Laura

"Ich weiß, dass er es nicht deswegen tut, aber ... es verletzt mich trotzdem." erwiderte Laura resignierend. Sie konnte es ja auch nicht einfach abstellen, dieses Gefühl. Sie wünschte, sie könnte es, denn dann würde sie nicht hier sitzen und hätte sich die Augen ausgeheult.
"Er hat ja von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht wie er ist und nur deshalb kam es ja überhaupt alles erst soweit, aber ..." Sie seufzte tief. "Aber er hat es so lange nicht getan, er war so wundervoll mit Philipp und er ... er hat mir mehr gegeben als ich für möglich gehalten hatte als wir geheiratet haben. Ich törrichtes Ding hatte geglaubt, dass sich in der Zeit womöglich doch etwas verändert hätte. Und dann das ... dann nimmt er irgendein Mädchen mit ins Heu, obwohl ich nur ein paar Meter weiter zu Hause war. Griffbereit, sozusagen. Das ... es ist schwer, festzustellen, dass man einfach nicht wichtig genug ist." erklärte Laura leise und mit heiserer Stimme.

Amélie nickte. "Ich verstehe dich gut, Kind. Es ist schwer. Aber du darfst nicht denken, dass du nicht wichtig genug bist. Das ist nicht wahr. Außer Philipp ist ihm niemand so wichtig. Diese Sache ist für ihn....körperlich. Und weißt du denn nicht, dass nicht das reizvoll ist, was man immer haben kann, sondern das, was wirklich schwer zu bekommen ist? Ich schätze, ihm stand der Sinn nach etwas Abwechslung. Er sorgt ich um die Konsequenzen erst hinterher oder gar nicht."
Aber so war er eben immer schon gewesen.
"Es hat sich verändert, sonst wäre er dir nicht so lange treu geblieben. Aber, Liebes, wenn du nicht deine Ehe unglücklich verbringen willst, wirst du lernen müssen damit umzugehen. Denn so ungern ich das auch sage....ganz ändern wird er sich nicht."
Er würde nie ein treuer Ehemann wie sein Vater werden.

Laura

Laura hob leicht die Schultern. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht ... mir würde es ausreichen ihn zu haben." Sie brauchte niemanden sonst, nichts verbotenes, um sich daran zu erfreuen.
Sie lächelte bitter. "Also heißt es: akzeptiere es oder geh zu Grunde." murmelte Laura und sah auf ihre Hände hinab. Vermutlich könnte sie es besser akzeptieren, wenn sie in den letzten Monaten nicht so genossen hätte wie er war, wenn er ihr nicht so wichtig geworden wäre. Sicher, er war auch in der Zeit manchmal anstrengend gewesen und hatte sie zuweilen aufgeregt mit seiner Sorglosigkeit, seiner Unbedachtheit. Aber er hatte sie nie hintergangen. Nun war es doch passiert und sie litt mehr darunter als sie wollte.
Laura hob den Blick und sah ihre Schwiegermutter an. "Und wenn ich es nicht kann?" fragte sie leise, verzweifelt. "Wenn ich mich so in ihn verliebt habe, dass es mir jedes Mal wie Verrat vorkommen wird?" Sie schluckte. Die Vorstellung, dass Sébastien es wieder und wieder tun würde und sie wieder und wieder darunter litt, war fürchterlich. "Vielleicht wäre es auch einfacher gewesen, wenn ... um uns herum nicht alle so unfassbar glücklich wären. Wie soll man zwischen all diesen glücklichen, liebenden Menschen eine so verkorkste Ehe führen und damit zufrieden sein?"

"Was hast du für eine Alternative? Ihn mit Verachtung strafen? Willst du das wirklich? Du würdest euch doch Beiden das Leben verbittern. Auf seine ganz eigene Weise liebt er dich auch, Laura. Aber nicht so wie du ihn, vermutlich. Doch du bedeutest ihm etwas. Hast du nicht gelobt, ihn auch in schlechten Tagen zu lieben? Du hast dich dafür entschieden ihn zu heiraten, mit all seinen Fehlern. Seine Fehler sind zahlreich, das mag sein. Aber er hat so viele liebenswerte Seiten. Und immerhin ist er ehrlich zu dir, er hat dir nie etwas vorgemacht."
Sie nickte langsam.
"Ich verstehe das Problem. Aber man sollte mit dem zufrieden sein, was Gott einem geschenkt hat. Und weißt du...vielleicht solltest du einfach versuchen, euer Eheleben wieder ein bisschen spannender zu gestalten. Lass den Alltag nicht einkehren. Wenn du spannend für ihn bist, wird er sich vermutlich weniger versucht fühlen sich andere Frauen anzulachen."

Laura

Laura gab einen kleinen, verzweifelten Laut von sich und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Ihr Blick wanderte die Stallgasse entlang und sie bekam eine leichte Gänsehaut. Ja, was für Alternativen hatte sie schon? Keine, war die ehrliche Antwort. Und zumindest hatte sie keinen Mann abbekommen, der sie von morgens bis abends grün und blau schlug. Das wusste sie ja durchaus zu schätzen, aber dennoch fühlte sie sich elend. Weil Sébastien ihr etwas gegeben hatte, mehr als sie je zu träumen gewagt hätte, und es ihr nun wieder genommen hatte.
Sie kaute einen Moment auf der Unterlippe herum, dann stieß sie leise die Luft aus. "Also ist das Fazit aus der ganzen Sache, dass ich selbst Schuld bin an allem und mich gefälligst mit dem zu begnügen habe, was ich gekriegt habe." stellte sie leise fest. Sie schluckte, dann rutschte sie von dem Strohballen hinunter und klopfte sich die Halme von den Röcken. "Ich ... ich glaube, darin werde ich mich noch üben müssen. Genügsam sein." erklärte sie und sah ihre Schwiegermutter wieder an, ein wenig zögerlich. "Vielleicht habe ich auch einfach zu sehr gehofft, es würde mir so gehen wie Euch. Dass aus einer Zweckehe doch noch so viel mehr wird. Aber auch das ist müßig, denn ganz offensichtlich ist es mir nicht gelungen. Also ... beginne ich lieber sofort damit mich in Demut zu üben."

"Das habe ich nicht gesagt. Du denkst es nur. Ich meinte, dass es die Möglichkeit gibt zu jammern und dich selbst zu bemitleiden, oder du versuchst die Situation zu deinen Gunsten umzupolen. Denkst du nicht, dass liegt dir eher? Mach das Beste aus deinen Möglichkeiten, das kann ich dir nur raten.", versuchte Amélie ihre Schwiegertochter ein bisschen aufzubauen.
"Das meine Ehe so glücklich geworden ist, war ein Glücksfall und auch harte Arbeit. Denkst du, wir hätten nie schwierige Phasen gehabt? Philippe hatte eine sehr harte Schale, die ich erst einmal knacken musste. Aber vergiss nicht, wie viele Jahre wir schon verheiratet sind..."
Sie hob die Schultern.
"Demut schadet nie, aber man sollte es nicht übertreiben."