William und Joanna - ab 1183

Miriam

Miriam beobachtete amüsiert, wie Levi schon darüber verwirrt war, dass die den Earl aufgesucht hatte und letztlich im Schock vollends stehen blieb.
Sie hielt inne und wandte sich zu ihm um. Dann lächelte sie ein wenig scheu. "Natürlich....Solange wir nicht verheiratet sind, kann man uns so leicht auseinander reißen, aber ich will dich niemals wieder verlieren. Wenn ich deine Frau bin, kann meine Familie nie mehr auf den Gedanken kommen mich von hier wegzuholen. Von dir. Oder...willst du nicht?", fragte sie dann ein bisschen unsicher.
"Ich dachte, ich...ich muss auch einmal etwas für uns tun, nicht immer nur du. Und er war sehr freundlich." Das hatte die Dinge leichter gemacht und sie war ein bisschen stolz auf sich, dass sie es gewagt hatte. Und sie hatte Erfolg gehabt.
"Was sagst du?", fragte sie und legte Moses leicht die Hand auf den Kopf, als er sich an ihre Beine schmiegte.

Levi

Kurz schloss Levi die Augen und dankte Jahwe für seine Gnade und dieses große Geschenk, das er ihm nun machte. Alles was Levi erlebt hatte, schien in diesem Moment einen Sinn zu ergeben, denn es hatte ihn hier her geführt, zu Miriam.
Er schlug die Augen wieder auf, trat auf Miriam zu und ergriff ihre Hände. "Natürlich will ich." wisperte er leise. "Ich will nichts auf der Welt lieber als dich zu heiraten." erklärte er und lächelte. Was für ein berauschendes Gefühl es doch war, zu wissen, dass Miriam ihn wollte und dass sie nun tatsächlich bald Mann und Frau sein würden.
Er ließ ihre Hände wieder los, zog sie in seine Arme und gab ihr einen innigen Kuss. "Oh Miriam ..." murmelte er als sich ihre Lippen wieder trennten und lehnte sachte die Stirn an ihre. "Du machst mich gerade zum glücklichsten Mann der Welt. Wie könnte ich etwas anderes als ja sagen?"

Miriam

Miriam wartete ein wenig ängstlich ab, aber natürlich enttäuschte Levi sie nicht. Im Gegenteil, er schien ausgesprochen gerührt zu sein. Sie begann zu lächeln, als er ihre Hände griff und zustimmte. Sie erwiderte den Kuss und schmiegte sich an ihn. Es war ein inniger Moment und sie hatte nie geglaubt, dass sie jemals wieder so glücklich sein würde.
"Das ist wundervoll....ich bin froh. Ich hatte Sorge, du würdest es nicht gutheißen, dass ich es getan habe...aber ich....ich dachte, ich muss es tun. Weil du so rücksichtsvoll bist."
Miriam küsste ihn erneut.
"Lass uns heute noch einen Boten schicken...ich kann es kaum erwarten. Wenn der Rabbi herkommt, hätten wir unsere Freunde hier dabei."
Und da sie nur wenige Freunde hatte, würde gerade das die Zeremonie wohl umso besonderer für sie Beide machen. Hier waren sie Zuhause.

Levi

"Wirklich? Aber wie könnte ich mich nicht darüber freuen? Dich zu heiraten ist mein sehnlichster Wunsch, Miriam. Ich ... ich wollte dich nur nicht zu irgendetwas drängen, deshalb habe ich nie etwas gesagt." Levi lachte leise, erleichtert, dass sich diese Dinge nun so leicht entwickelt hatten. "Meine kluge Fast-Ehefrau." murmelte er und strich Miriam zärtlich über die Wange und erwiderte dann ihren Kuss.
"Nur zu gern. Ich würde dich lieber heute als morgen heiraten." räumte er ohne zu zögern ein. "Und im Anschluss werde ich noch einmal bei Lord Robert vorbei gehen und mich bedanken. Das ist wirklich eine schöne Geste von ihm." Levi wusste wirklich zu schätzte, dass sie beide und ihr Glaube hier so sehr akzeptiert wurden, dass sie sogar nach ihren Bräuchen heiraten konnten und nicht verstohlen und heimlich irgendwo anders hin reisen mussten, um es zu tun.

Miriam

"Nein, ich weiß. Und ich bin für deine Rücksicht auf mich wirklich dankbar. Aber deshalb habe ich selber das Ganze in die Hand genommen."
Und sie war froh, dass Levi sich so darüber freute. "Ich kann es auch kaum erwarten. Dann kann uns endlich niemand mehr trennen. Ich war nicht sicher, wie Lord Robert das aufnehmen würde, aber du hattest Recht. Er ist ein guter Mann und...es schien mir, als würde er sich wirklich für uns freuen. Das habe ich nicht erwartet."
Miriam neigte den Kopf. "Es ist schön einen Ort gefunden zu haben, an de wir Beide gehören, obwohl wir Juden sind. Truro ist ein ganz besonderer Platz. Wie gut, dass Jahwe uns hergeführt hat."

Gabriel

Gabriel glitt aus dem Sattel seines Pferdes und atmete tief durch als er den Blick schweifen ließ. Er war für ein paar Tage nach Truro gekommen, um seine Großeltern zu besuchen, die aus Italien zurückgekehrt waren und natürlich Amelié. Da Guillaume im Moment keine dringende Verwendung für ihn hatte, war es kein Problem gewesen dem Prinzen einige freie Tage abzuringen, damit er herkommen konnte.
Gabriel war auf seinem Weg zuerst am Gestüt vorbei gekommen und hatte entschieden, zuerst hier Halt zu machen, ehe er auf die Burg hinauf ging. Er brachte sein Pferd dort zu den Stallungen und traf auf einen der Stallburschen, der ihm sagte, dass Philippe gerade beim Training der jungen Hengste war, Amelié aber vermutlich mit den Kindern im Haus zu finden sei.
Als überließ Gabriel seinen Vierbeinigen Gefährten dem Stallburschen und machte sich auf den kurzen Weg hinüber zum großen Stallmeisterhaus.
Er freute sich immer wieder hier her zu kommen, es war wie ein kleines Stück Heimat und Amelié hatte auch nie aufgehört für ihn eine Art Mutter zu sein, auch nach all den Jahren nicht.

Amélie beschäftigte sich gerade im Haus und hatte beschlossen, ein wenig zu sticken. Ihre Kinder waren größtenteils ausgeflogen und so verbrachte sie eine Musestunde mit Zeit für sich, während ihr Mann beim Training war. Laura war mit dem kleinen Philipp in den Stallungen unterwegs. Sie genoss die so seltene Ruhe in diesem lebhaften Haushalt.
Als jemand herein kam, sah sie auf und legte dann achtlos ihr Stickzeug beiseite. Sie erhob sich und zog Gabriel in ihre Arme.
"Oh, Gabriel...wie schön, dass du hier bist!" Sie freute sich ganz und gar ihren Schützling zu sehen, zu dem sie so eine innige Beziehung hatte. Irgendwie hatten ein paar Wochen ausgereicht um ein festes Band wie zwischen Mutter und Sohn zwischen ihnen für den Rest ihres Lebens zu knüpfen und sie liebte den Jungen wie ihr eigenes Fleisch und Blut.
"Ich hatte ja keine Ahnung, dass du kommst. Wie geht es dir, mein Schatz? Komm nur, komm herein und setz dich.", begrüßte sie ihn überschwänglich.

Gabriel

Gabriel betrat das große Haus in dem es eigentümlich ruhig war, doch er wurde dennoch fündig. Amélie saß in einem bequemen Sessel im großen Wohnraum und stickte, erhob sich aber sogleich als er eintrat. Ein Lächeln trat auf Gabriels Lippen als er so ohne zu zögern in die Arme geschlossen wurde und erwiderte die Umarmung sanft.
Es tat immer wieder gut herzukommen und mit solcher Wärme empfangen zu werden. Er grinste über den Kosenamen und küsste Amélie auf die Wange, ehe er die Umarmung löste. "Ein spontaner Besuch, ich habe den Prinzen um ein paar freie Tage gebeten, da Großvater und Großmutter doch zurück sind und die Gelegenheit musste ich natürlich ausnutzen." erwiderte er und zuckte dann leicht mit den Schultern, während sie zu den Sesseln hinüber gingen und sich setzten. "Ich bin froh angekommen zu sein. Die Reise wurde mir so ganz alleine doch ein wenig lang. Aber ansonsten ... kann ich mich wohl nicht beklagen." schloss Gabriel mit einem kleinen Lächeln. Und es war ja auch durchaus die Wahrheit, an sich ging es ihm gut. Hervorragend sogar, wäre da nicht diese eine Sache mit Giulia ...

"Und ein sehr willkommene Überraschung. Du kommst vom Hof? Erzähl, was hast du erlebt, hm? Du hast vollkommen Recht, deine Großeltern sind zurück und sehen blendend aus. Sie werden sich sehr freuen, dass du sie besuchst."
Amélie lächelte leicht. "Das kann ich verstehen. Es ist eine weite Reise. Du hättest dir Begleitung mitnehmen sollen." Sie musterte ihn einen Moment.
"Du kannst dich nicht beklagen, aber ganz in Ordnung ist nicht alles, nicht wahr? Ich kenne dich gut, Gabriel. Irgendetwas belastet dich."
Sie mochte ihren Ziehsohn selten sehen, aber sie hatte ein unfehlbares Gespür wie ihn, wie sie es auch für ihre Kinder hatte.
"Wie geht es Claire? Ist alles in Ordnung in Oxford?"

Gabriel

Gabriel nickte. "Ja, für die Hochzeitsfeier des Prinzen sind wir hingereist. Das war ein gewaltiges Fest, so etwas habe ich vorher glaube ich noch nie erlebt. Und er hat mich wieder in seinen Dienst aufgenommen." berichtete Gabriel und musste dabei lächeln. Er war wirklich froh gewesen, dass Guillaume ihn so selbstverständlich wieder als seinen Knappen hatte haben wollen, das hatte Gabriel wirklich etwas bedeutet.
Gabriel senkte kurz den Blick als Amélie ihn so treffsicher durchschaute und fuhr sich durch den roten Haarschopf, ehe er sie wieder ansah. "Es ist ... eigentlich albern, dass ich das immer noch mit mir herum schleppe." begann er dann ohne weiteres Zögern. Amélie war wohl eine der wenigen Personen, der er sich mit wirklich allem anvertrauen konnte ohne sich dabei unwohl zu fühlen. "Als ich mit in Paris war, da ... habe ich ein Mädchen kennengelernt. Eigentlich mit einem unmöglichen Charakter und einem furchtbaren Sturkopf, aber irgendwie ... naja, ich konnte sie mir nicht mehr aus dem Kopf schlagen. Allerdings scheint das nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen, denn obwohl ich ihr einen langen Brief geschrieben habe, habe ich nichts mehr von ihr gehört." Gabriel seufzte leise. "Du siehst also, eigentlich sollte ich endlich damit abschließen." Aber er hatte zum ersten Mal sein Herz verloren und er kam nicht so leicht darüber hinweg, dass es so kläglich gescheitert war.
Gabriel seufzte leise. "Claire geht es gut, sie und mein Vater sind ... noch so vernarrt ineinander wie am ersten Tag, schätze ich." bemerkte er und zuckte leicht mit den Schultern. Das war für ihn immer noch ein etwas merkwürdiges Thema.

"Das freut mich wirklich für dich. Ich bin überzeugt, der Prinz könnte keinen besseren Knappen als dich finden. Du wirst ihm und deinem Vater Ehre machen. Du bist so ein guter Junge." Und es schien, als habe dieses verlorene Knäblein seinen Platz in der Welt gefunden und war dabei zum Mann zu werden.
Amélie neigte den Kopf und lauschte aufmerksam.
"Das ist alles Andere als albern." Sie lächelte nachsichtig. "Es hat dich eben erwischt, Gabriel, dagegen ist man machtlos. Und ich schätze, sie hat auch eine andere Seite als diesen unmöglichen Charakter, sonst hättest du nicht nicht so in sie verguckt. Du bist nicht so oberflächlich, dass es nur an einem hübschen Köpfchen liegt. Es ist schade, dass sie nicht antwortet. Aber entweder Gott führt Euch wieder zusammen oder du solltest sie dir aus dem Kopf schlagen. Die Zeit spielt auf die eine oder andere Weise für dich, also keine Sorge. Aber ich bin froh, dass du in den Genuss kommst, denn Liebe ist etwas Schönes."
Amélie nickte zufrieden. "Das ist gut. Ich will nicht, dass sie die Entscheidung bereut nach Oxford gegangen zu sein."

Gabriel

Gabriel wurde ein klein wenig rot bei Amélies lobenden Worten, aber er spürte auch die Wärme in seiner Brust, die die Ehrlichkeit der Worte hervorrief. Es war nicht einfach eine Floskel, das wusste er genau. Was Amélie sagte, kam von Herzen. Er lächelte ein wenig scheu. "Ich geb mir zumindest Mühe." erwiderte er.
Aufmerksam lauschte er ihren Worten, dann seufzte er leise. "Ein guter Rat. Ich werde sehen, ob Gott doch noch etwas bereit hält und wenn nicht will ich versuchen sie zu vergessen, auch wenn sich das bisher als ziemlich schwierig erweist. Und im Moment kann ich auch nicht behaupten, dass das mit der Liebe so unglaublich schön ist. Es bringt mir viel eher Ungemach." bemerkte er und schnitt eine kleine Grimasse. Genau deshalb hatte er sich nämlich auch nie verlieben wollen. Er hatte nicht gewollt, dass er darunter irgendwann leiden musste.
"Nein, das möchte ich auch nicht. Sie hat es verdient glücklich zu sein. Aber das ist sie auch, ich denke, sie hat bekommen, was sie wollte."

"Oh, warte ab...Du wirst die richtige Frau finden und dann weißt du, was ich dir sagen will. Weißt du, ich habe auch nicht aus Liebe geheiratet. Es war ein Zweckbündnis und Philippe war ein wirklich harter Brocken. Aber wir haben zueinander gefunden und ich wollte es nie wieder anders haben, weil ich ihn so liebe. Man findet die Liebe in den seltsamsten Winkeln, also gib die Hoffnung nicht auf, mein Junge."
Amélie legte kurz die Hand auf seinen Arm.
"Also hab ein wenig Hoffnung, alles wird gut werden. Wie lange wirst du bleiben, hm?" Sie hoffte, er würde nicht allzu bald wieder aufbrechen, denn sie sah ihn für ihren Geschmack viel zu selten.
"Du musst auf jeden Fall zum Essen kommen und die Anderen sehen. Sie werden sich freuen dich zu sehen und du wirst staunen, wie Philipp gewachsen ist."
Alle waren ganz vernarrt in den Kleinen.

Gabriel

Gabriel sah auf Amélies Arm hinab und lächelte ein wenig schief als er sie wieder ansah. "Ein harter Brocken ... sollte Gott also beschließen sie und mich noch einmal aufeinander treffen zu lassen, dann weiß ich ja, wo ich mir dieses Mal Rat holen werde." Denn Guilia war ja auch alles andere als einfach.
"Ich schätze, eine Woche kann ich bleiben. Im Moment bin ich noch recht abkömmlich am Hof." erklärte er und lachte dann leise auf. "Gerne. Ich freue mich auch schon darauf sie alle wieder zu sehen. Zumal ein Abendessen hier immer einen munteren Abend bedeutet." Und in der doch recht großen Runde hier im Stallmeisterhaus hatte Gabriel sich immer schon wohl gefühlt. Zwar fehlte Claire mittlerweile um das Bild hier komplett zu machen, doch auch ihren Geschwistern stand er durchaus nahe genug, um sich auf einen Abend in vertrauter Runde zu freuen.

Amélie nickte langsam. "Nur zu, das kannst du gern tun. Ich gebe dir gern einen guten Rat. Und wir erweichen den Sturkopf schon noch. Sie wäre so dumm, wenn sie einen Mann wie dich nicht haben wollte. Sie könnte keinen Besseren finden?"
Amélie lächelte erfreut. "Wunderbar, dann habe ich ja noch ein bisschen was von dir. Und ich bin sicher, alle sind froh, wenn du unsere Runde einmal wieder bereicherst. Bevor du zum essen kommst, solltest du aber deine Großeltern auf jeden Fall besuchen. Komm, schenk uns einen Becher Wein ein und erzähl mir noch ein bisschen von deiner Angebeteten."
Sie war ausgesprochen neugierig und wollte teil haben an Gabriels Leben, auch wenn sie ihn so selten sah. Er war ihr einfach wichtig.
"Sie wird schon noch einsehen, dass du eine gute Partie bist."

Gabriel

Wenngleich Gabriel ein klein wenig rot wurde vor Verlegenheit, so musste er doch auch lächeln und neigte leicht den Kopf. "Dein Wort in Gottes Ohr." bemerkte er halb amüsiert, hab resigniert, denn mittlerweile war er nicht mehr wirklich sicher, dass Giulia ihm je antworten würde.
Gabriel grinste. "Jede Menge. Da ich nun schon einmal hier bin, müssen wir das auch ausnutzen, nicht wahr?" erwiderte er und erhob sich dann, um Amélies Aufforderung nachzukommen und ihnen zwei Becher mit Wein zu füllen. Er trank einen Schluck und seufzte dann leise. "Da wäre ich mir nicht so sicher." entgegnete Gabriel langsam. "Sie ist sehr überzeugt davon, dass niemand, der aus England kommt, ihr auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Ich glaube, sie hält uns alle für ungebildete Barbaren ... ihr Leben am Hof in Paris hat sie auch nur gerade so ertragen, scheint mir. Im Grunde will sie nur zurück nach Italien, aber ... ach, ich weiß auch nicht, als wir miteinander geredet haben, da ... ich konnte einfach nicht aufhören sie anzusehen. Sie ist hübsch, keine Frage, aber es lag nicht einfach daran, es war ihre ganze Art, das was hinter ihrer gerümpften Nase hervorschien."

Amélie grinste zurück. "So ist es. Ich sehe dich selten genug, mein Schatz. Du fehlst mir." Sie lauschte der Erzählung über Gabriels Liebste und fühlte sich lebhaft an Joannas neuen Schützling erinnert. Konnte das möglich sein? Auch Giulia kam vom französischen Hof und hielt von England und seiner Bevölkerung nicht allzu viel.
"Ah, also hat sie eine Fassade der Hässlichkeit aufgesetzt, damit niemand sie mag und sie niemanden hier mögen muss. Aber du wirst sie schon auftauen, ganz sicher. Die Italiener haben eben ein feuriges Temperament." Sie trank einen Schluck Wein.
"Oh, wenn wir unseren Wein getrunken haben, begleite ich dich zur Burg. Dann haben wir noch ein bisschen Zeit zusammen und ich muss ohnehin dort noch etwas erledigen."
Und sie war gespannt, ob Giulia wirklich seine Liebste war.

Gabriel

"Du mir auch." gestand Gabriel ohne zu zögern ein. Als Helene noch in Oxford gewesen war, hatte diese ihm immerhin noch etwas Halt geboten, aber vor allem nach ihrem Fortgang hatte Gabriel sich wieder reichlich verlassen gefühlt und war froh gewesen, wenn er bei Amélie ein wenig Zuflucht hatte finden können.
Gabriel nickte. "So ist es. Ich schätze, sie hat es auch getan, damit sie möglich schnell wieder nach Italien zurück kann. Aber eigentlich ist sie nicht so, das ... das hab ich einfach gespürt." Und vielleicht waren sie sich in dieser Sache auch sehr ähnlich, sie beide hatten eine Art Schutzwall um sich errichtet in der Hoffnung die Welt nicht zu dicht an sich heran zu lassen. Nur dass Giulia dabei wesentlich offensiver vorging als er.
"Auftauen ... ja, falls ich sie jemals wieder sehe, werde ich es jedenfalls versuchen." erklärte er und lächelte als Amélie erklärte, sie wolle ihn begleiten. "Nur zu gern. Dann wird mir der Weg dorthin nach so viel mütterlicher Wärme hier nicht zu einsam." bemerkte er augenzwinkernd und nahm ebenfalls noch einen Schluck von dem Wein.

Amélies Herz wurde warm, als Gabriel so vorbehaltlos eingestand, dass sie ihm gefehlt hatte. Es schien, als hätte sie Einiges richtig gemacht. "Du bist hier immer willkommen, Gabriel, das weißt du. Auch wenn du nur mal einen Abstecher brauchst."
Sie lächelte. "Ich bin sicher, du hast Recht. Das Herz sieht viele Dinge, die Auge und verstand erst einmal nicht nachvollziehen können. Mir ging es ähnlich. Philippe war scheußlich zu mir, aber ich wusste, er wollte einfach nur, dass ich ihn nicht mag und nicht zu nahe an ihn heran komme."
Eine Weile saßen sie noch plaudernd zusammen und leerten ihren Wein. "Nun komm, lass uns gehen, damit wir zum Abendessen zurück sind. Deine Großeltern werden sich freuen."
Amélie erhob sich und stellte ihren Becher zur Seite. Sie war so gespannt, was passierte, wenn Gabriel auf Joannas Schützling traf.

Gabriel

Gabriel nickte und legte lächelnd eine Hand auf seine Brust, direkt oberhalb des Herzen. "Ich weiß und es wärmt mir jedes Mal das Herz, wenn ich daran denke. Es tut wirklich gut zu wissen, dass ich hier immer einen Platz habe." erwiderte er leise.
Nachdenklich sah Gabriel zu Amélie hinüber. "Wieso eigentlich? Ich meine ... wieso wollte er dich nicht haben bevor ihr geheiratet habt? Ihr passt so wunderbar zusammen."
Auch Gabriel leerte seinen Wein und stellte den Becher zur Seite, ehe er sich erhob und seiner einstigen Ziehmutter den Arm anbot. "Ja, besser wir gehen, denn wenn ich ihnen erst einmal begegnet bin, lassen sie mich so schnell vermutlich auch nicht wieder ziehen. Da könnte es eng werden mit dem Abendessen." scherzte er munter.

"Immer. Du bist im Herzen mein Sohn wie jeder meiner leiblichen Söhne und ich liebe dich. Ich habe dich nur ein paar Monate groß gezogen, aber du hast dich so an mich geklammert, dass ich nicht anders konnte als dich in mein Herz zu schließen. Es hat mir das Herz gebrochen dich hergeben zu müssen." Und Gabriels Leben wäre sicher besser und ruhiger gelaufen, wenn er in ihrer Obhut und mit der Nestwärme ihrer Familie hätte aufwachsen dürfen.
"Weil er ein paar ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht hat. Er hat gelitten und sich in einen Panzer gehüllt, damit niemand ihn mehr verletzen kann. Ich habe...den Panzer irgendwann durchbrochen."
Amélie nahm seinen Arm und kicherte. "Du hast Recht. Lass uns gehen."
Sie erreichten bald Joannas Gemächer. "Joanna, ich bringe dir Besuch.", verkündete sie fröhlich und sah sich flüchtig um, triumphierend. Wie sie gehofft hatte, leistete Giulia Joanna Gesellschaft.

Gabriel

Gabriel musste schlucken, denn mit einem Mal hatte er einen dicken Kloß in der Kehle. Er wusste ja genau wie es zwischen Amélie und ihm stand, aber es so deutlich zu hören rührte ihn dennoch zutiefst. Ohne zu zögern zog er sie noch einmal in eine Umarmung und schloss für den Moment die Augen. "Ich liebe dich auch." wisperte er leise.
Dann nahm er sich wieder zusammen und löste die Umarmung, so dass sie beide sich auf den Weg zur Burg machen konnten.
"Hm, ich glaube, das kann ich ganz gut nachvollziehen." Er wusste zwar nicht, was für schlechte Erfahrungen Philippe gemacht hatte und ob seine eigenen mit diesen vergleichbar waren, aber er kannte das Gefühl das Amélie dort beschrieb, dieses Bestreben sich vor allem zu schützen, das einem nahe kommen könnte.
Sie machten sich auf den kurzen Weg zur Burg hinauf und nur kurze Zeit später kündigte Amélie ihn bei seiner Großmutter an. Mit einem seligen Lächeln trat Gabriel ein - und blieb so abrupt stehen als sei er geradewegs gegen einen Balken gelaufen. "Oh mein Gott." Seine Stimme war kaum mehr als ein Wispern. Sein Blick hing nicht an seiner Großmutter, die sich gerade aus dem Sessel erhoben hatte, um ihn zu begrüßen, sondern an der zweiten, zierlichen Gestalt die sich im Raum befand und von der Gabriel geglaubt hatte, sie nie wieder zu sehen.

Giulia

Amélie beobachtete ihren Ziehsohn genau und sie wurde nicht enttäuscht. Was für ein seltsamer Zufall es doch war, dass ausgerechnet seine angebetete Giulia hierher zu Joanna gekommen, Gabriels Großmutter. Offensichtlich war Gott noch nicht fertig mit Gabriel und hatte die Beiden zusammen geführt. Nun konnte er also beweisen, dass er die Italienerin auftauen konnte.
Giulia hatte mit mäßigem Interesse aufgeschaut, als Besuch eintrat und dann fiel ihr plötzlich ihr Stickzeug aus der Hand und ihre Wangen röteten sich. Gabriel, ausgerechnet der Engländer, dem sie immer noch nicht geantwortet hatte, weil sie nicht wusste wie und dessen Brief sie dennoch noch gut aufbewahrte.
"Signore..." Sie starrte ihn an, fassungslos. Was war das für ein Spiel?
Joanna musterte die Beiden kurz, ergriff dann aber die Initiative und umarmte ihren Enkel. "Wie schön dich zu sehen, Gabriel...du kennst Giulia schon?"

Gabriel

Gabriels Mund öffnete und schloss sich wieder ohne dass ein Laut hervorgekommen war. Er konnte einfach nicht glaube, was er hier sah. So lange hatte er gehofft, gebangt, ja sogar gebetet er möge irgendetwas von Giulia hören und jetzt saß sie hier einfach vor ihm als wäre es die normalste Sache der Welt, dass sie hier in Truro war ...
Erst die Umarmung seiner Großmutter riss Gabriel ein wenig aus seiner Starre. Er blinzelte und löste den Blick von der jungen Italienerin, wenngleich er sich regelrecht zwingen musste seine Großmutter anzusehen. "Großmutter." Er schluckte erneut und nickte dann. "Ich ... ja ... wir ... wir haben uns in Paris kennengelernt." Und danach habe ich in mühsamer Arbeit Italienisch gelernt, dir einen langen Brief geschrieben und du hast mir nicht eine Zeile geantwortet.
Gabriels Blick war unweigerlich wieder zu Giulia gewandert. "Es ..." Er musste sich räuspern, weil seine Stimme etwas heiser klang. "Es freut mich Euch wieder zu sehen, Signorina. Ich hoffe, Ihr seid wohl?"

Giulia

Giulia nickte kurz, als er seiner Großmutter erklärte, woher sie sich kannten und sie ahnte nur zu gut, was er dachte. Sie fühlte sich blamiert. Aber er war doch nur ein raubeiniger Engländer, warum sollte er verletzt sein, wenn sie nicht auf einen Brief antwotete? Gut, er hatte sich Mühe geben, aber dennoch..
Sie schluckte und schaute ihn an, ihre Empfindungen nun besser verbergend. "Sicher, ich danke Euch. Ich bin immer noch kein Liebhaber dieses Landes, aber man arrangiert sich langsam." Und das war wohl vor allem Madeleines Verdienst.
"Ich hatte nicht erwartet Euch hier zu treffen. Ich hoffe, es ist Euchauch gut ergangen seit unserer letzten Begegnung."
Vielleicht war es gut, dass sie nicht allein waren, sonst würde er wohl offener sprechen. So war es einfacher zu tun, als sei es ihr egal.