William und Joanna - ab 1183

Eleonore nickte langsam. "Ich schätze, das kann ich tatsächlich verstehen...Du hast auch viel erlebt. Und ich sollte dich nicht drängen..."
Sie schmiegte sich an ihn und entspannte sich dann. "Danke..." Sie wollte wirklich nicht, dass er ein Gelübde ablegte. Das würde alles so sehr verändern.
"Na gut, ich verspreche es dir. Ich werde mich erholen." Und dann würde sie es vielleicht versuchen und ihn ins Bett locken. Aber jetzt noch nicht.
Eleonore neigte den Kopf.
"Ich bin froh, dass du bei mir bist." Sie würde schon einen Weg finden. Sie hatte von Tränken gehört, mit denen man die Dinge beeinflussen konnte.

Gabriel

Gabriel wanderte unruhig auf und ab. Er befand sich in dem Arbeitszimmer seines Großvaters, den seine Großmutter für die nächste Zeit daraus verbannt hatte, damit Gabriel hier in Ruhe mit Giulia Englisch üben konnte. Sie hatte sich lange geziert nachdem seine Großmutter ihr von diesem Plan erzählt hatte, aber letztlich hatte Giulia scheinbar nachgegeben. Oder man hatte ihr keine Wahl gelassen ... mutmaßte Gabriel.
Er war sich nach wie vor nicht sicher, was er von dieser Sache halten sollte. Einerseits war es perfekt, um Zeit mit Giulia zu verbringen, andererseits fürchtete er, dass ihr Unwillen sie nur noch weiter gegen ihn einnehmen würde.
Unruhig sah er zur Tür und ließ den Blick dann aus dem Fenster schweifen. Wenn sie noch länger auf sich warten ließ, würde er vermutlich noch gänzlich die Nerven verlieren, stellte er seufzend fest.

Giulia

Giulia hatte versucht es hinaus zu zögern und sich gewunden, aber letztendlich hatte sie der energischen alten Gräfin nicht besonders viel entgegen zu setzen. Und so hatte sie sich heute widerwillig zum Unterricht auf gemacht, den sie von Gabriel erhalten sollte. Ausgerechnet...als wäre die Sache zwischen ihnen nicht schon peinlich und kompliziert genug.
Sie war etwas spät an, aber dennoch hielt sie noch einmal inne um sich zu sammeln. Dann klopfte sie an die Tür des Arbeitszimmers des alten Earl und trat ein.
Gabriel war schon da und wirkte ausgesprochen nervös. Warum zur Hölle war er nervös? Er hatte doch nun seinen absoluten Willen bekommen.
"Nun, hier bin ich...", sagte sie ein bisschen widerwillig.

Gabriel

Gabriel fuhr herum als es an der Tür klopfte und spürte, wie sein Herz stolperte als die Tür sich öffnete und Giulia herein trat. Er war nun nicht erst seit gestern hier und sie hatten sich nun schon häufig gesehen, trotzdem traf ihr Anblick ihn immer wieder mitten ins Herz.
Er sah an ihrer ganzen Haltung und in ihrem Blick, dass sie nur widerwillig her gekommen war, trotzdem brachte er ein kleines, einigermaßen glaubwürdiges Lächeln zu Stande und verneigte sich leicht mit einer Hand auf der Brust. "Mylady. Es freut mich, dass Ihr gekommen seid." Er deutete auf die zwei freien Plätze am Tisch. "Wollen wir uns setzen? Dann können wir direkt anfangen."
Eine kleine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen als ihm bewusst wurde, dass er instinktiv Französisch gesprochen hatte und wie unsinnig das eigentlich war. Aber es war nun einmal nach wie vor die vorherrschende Sprache am Hof und bevor er Italienisch gelernt hatte, hatten sie beide ja auch gar keine andere Möglichkeit gehabt miteinander zu sprechen. Jetzt kam es ihm aber irgendwie unsinnig vor.
Er setzte sich zu Giulia an den Tisch und deutete auf eine Sammlung von Pergamentrollen. "Ich habe ein paar Gedichte herausgesucht, ein paar von englischen Dichtern, ein paar auch vom Festland, die wir in englischer Übersetzung hier haben ... ich dachte mir, wir fangen mit so etwas an und widmen uns erst später den alten angelsächsischen Texten ... damit Ihr mir nicht gleich am Anfang schon davon lauft." erklärte er mit einem kleinen, nervösen Lächeln, dieses Mal jedoch auf Italienisch. "Und ich ... ich dachte, wir könnten von diesem Arrangement beide profitieren, wenn Ihr Englisch mit mir redet und ich Italienisch mit Euch." Er hatte schließlich selten genug Gelegenheit dazu und sein Italienisch war alles andere als perfekt, er musste ebenfalls noch so einiges lernen.

Giulia

Giulia nahm doch ein wenig erfreut zur Kenntnis, dass ermit ihr französisch sprach. Das war so viel einfacher...Warum musste sie nur unbedingt Englisch lernen?
"Meinetwegen.", erwiderte sie und setzte sich auf einen der Stühle. Dann hatte sie es vielleicht schneller hinter sich. "Ich bin nicht sonderlich erpicht darauf, aber unglücklicherweise hat Eure Großmutter eine Art an sich, der man kaum etwas entgegen setzen kann."
Giulia beäugte die Pergamentrollen skeptisch und verzog den Mund. Aber wie leicht er ins Italienisch gewechselt war.
"Meine Begeisterung hält sich ohnehin in Grenzen, daher solltet Ihr mich wohl wirklich nicht gleich verschrecken. Es wird allerdings schwierig Euren Vorschlag umzusetzen. Euer Italienisch ist doch um Einiges besser als mein Englisch. Ich kann kaum drei Brocken sprechen..."

Gabriel

Gabriel grinste ein wenig. "Das ist wahr. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann geschieht das auch früher oder später. Sie bekommt immer ihren Willen." Und in gewisser Weise erinnerte ihn die Art seiner Großmutter an Giulia, wenngleich dieser womöglich noch die nötige Erfahrung fehlte, um am Ende tatsächlich zu bekommen, was sie wollte. Aber stur war sie zweifelsohne genug dafür.
Unbekümmerter als er sich fühlte, zuckte Gabriel mit den Schultern. "Man könnte allerdings auch erwidern, dass es dann ja ohnehin keinen Unterschied mehr macht - wenn Ihr ohnehin schon keinerlei Begeisterung aufbringen könnt." bemerkte er und fuhr sich dann mit der Hand über das Kinn. "Dann werdet Ihr in nächster Zeit sehr viel mehr reden müssen als ich, um diesen Mangel wieder auszugleichen." Wenngleich Gabriel schon ahnte, dass Giulia nicht den geringsten Wert darauf legte ihr Englisch zu verbessern. "Wollt Ihr ... wollte Ihr mir zunächst erzählen, was Ihr schon könnt und wie Ihr es gelernt habt? Oder sollen wir einfach mit einem Text beginnen und sehen, wie es geht?" fragte er nachdenklich. Im Grunde hatte er selber ja nicht die geringste Ahnung, wie man jemandem eine Sprache beibrachte.

Giulia

Giulia hob die Schultern. "Ja, den Eindruck habe ich auch. Ich wünschte manchmal, ich wäre damit auch so erfolgreich." Dann wäre sie längst nicht mehr hier...Dann wäre sie zurück in ihrem geliebten Italien und müsste sich nicht mehr mit Englisch-Unterricht herum schlagen.
"Ja, schon....Unrecht habt Ihr nicht. Aber ich bezweifle, dass ich sehr viel mehr reden werde als Ihr." Giulia neigte den Kopf.
"Naja...Ich kann nicht viel. Madeleine hat mich auf ein Fest geschleppt und hat mir auf die Schnelle ein paar Brocken beigebracht, damit ich mich wenigstens ein bisschen unterhalten kann. Aber naja...Madeleine und ich unterhalten uns in ihrem schlechten Französisch und mein Englischlässt zu wünschen übrig. Daher wird es wohl eher gar nicht gehen mit dem Text...", erwiderte sie.
"Ich glaube nicht, dass das so einfach wird."

Gabriel

Gabriel wiegte leicht den Kopf hin und her. "Vermutlich hat der Erfolg viel mit Erfahrung zu tun." stellte er in Aussicht. Dann schlug er die Beine übereinander, lauschte Giulias Bericht und musste ein Seufzen unterdrücken. Allein die Art und Weise wie sie erzählte, zeigte ihm mehr als deutlich, dass er auf wahrlich verlorenem Posten kämpfte. Giulia hatte wirklich nicht das geringste Interesse daran eine neue Sprache zu lernen. Jedenfalls wenn es sich dabei um Englisch handelte.
Nachdenklich betrachtete er Giulia und fuhr sich dann durch seinen feuerroten Schopf. "Nun dann ..." murmelte er und sah sie unverwandt an. "Wieso weigert Ihr Euch so standhaft etwas Englisch zu lernen? Wenigstens so passabel, dass Ihr mit den Menschen reden könnt? Es ist nicht so furchtbar sich verständigen zu können, oder? Ihr würdet Euch das Leben um so einiges leichter machen, wette ich." erkundigte Gabriel sich dann. Er hatte mittlerweile ja durchaus begriffen, dass sie nicht hier sein wollte, aber sie war es nun einmal. Und durch ihre so strikte Ablehnung isolierte sie sich und legte sich selbst eine Einsamkeit auf, die in seinen Augen so gar nicht zu ihr passte.

Giulia

Giulia verzog das Gesicht. "Das könnte tatsächlich der Fall sein. Was bedeutet, ich muss noch lange warten, bis ich hoffen kann zu bekommen, was ich gern möchte."
Sie seufzte tief. "Weil ich mich dann mit meinem Schicksal abfinde. Und ich will einfach, dass mein Vater begreift, dass er mich nach Hause holen muss. Und wenn er denkt, dass ich mich gut einlebe, wird er mich bestimmt noch viel länger hier lassen."
Sie war ein bisschen einsam, weil sie mit niemandem reden konnte. Niemand verstand sie. Aber wenn sie etwas änderte, würde sie vermutlich mit irgendeinem Engländer verheiratet werden und das wollte sie auf gar keinen Fall.
"Aber naja...jetzt...zwingt mich Eure Großmutter ja dazu. Und ich könnte sie erwürgen dafür. Aber letztlich ändert es ja nichts mich noch mehr quer zu stellen."

Gabriel

Gabriel legte den Kopf schief und runzelte die Stirn. "Aber er wird Euch doch auch so zurück holen, wenn Ihr unbedingt wollt. Es wird sicher dauern, weil er wie alle Eltern der Meinung sein wird, Kinder müssten sich nur ordentlich anstrengen, aber gegen Euren Willen wird er Euch doch nicht hier lassen. Und ... Ihr macht Euch selbst das Leben doch nur schwer, wenn Ihr Euch von allem hier ausgrenzt. Das ... das passt überhaupt nicht zu Euch. Diese Einsamkeit, diese Trübsal ..." bemerkte Gabriel und seine Stimme war bei den letzten Worten etwas leiser geworden. Er hatte Giulia in Paris als aufbrausende, temperamentvolle und lebenslustige Frau kennengelernt und das, was er hier sah, ihren Kummer, ihre Einsamkeit, machten ihn selbst traurig.
"Ihr ... Ihr seid wie ein Vogel im Käfig, dessen Tür offen steht, doch Ihr traut Euch nicht hinaus zu fliegen, weil ... weil Ihr Angst habt, dass es Euch gefallen könnte." Und sie wollte ja um keinen Preis hier bleiben, das verkündete sie ja bei jeder Gelegenheit sehr nachdrücklich.
"Und dabei wäre es schön Euch endlich wieder fliegen zu sehen." Sie lächeln zu sehen, ihr Temperament überlaufen zu sehen ... diesen Übermut zu erleben, der so ansteckend war, dass er selbst Gabriel gefesselt hatte.

Giulia

Giulia hob die Schultern. "Ich weiß es nicht...Meinen Vater kann ich vielleicht überzeugen, aber mein Bruder wird alles daran setzen, dass ich irgendwie einflussreich heirate und das kann nicht gut enden. Ich...weiß." Und sie war all das. Sie war traurig und einsam. Und sie traute sich nicht, weil sie Angst hatte, dass es ihr wieder Willen doch gefiel. Er hatte völlig Recht.
"Ja, vielleicht ist es so..."
Und wie konnte er solchen Anteil nehmen, nachdem sie ihn so mies behandelt hatte? "Vielleicht habe ich das Fliegen einfach verlernt...", bekannte sie ein wenig mutlos.
Sie fühlte sich hier wirklich, als hätte man ihre Seele in einen Käfig gesperrt.

Gabriel

"Aber Euer Vater ist Euer Vormund. Im Zweifelsfall würde Euer Bruder nicht damit durchkommen Euch zu verheiraten, wenn Ihr nicht wollt." Nur ihr Vater konnte über sie verfügen und selbst dann wurde es schwierig, sollte sie sich am Kirchenportal wirklich weigern. Aber Gabriel verstand natürlich, dass sie es darauf nicht ankommen lassen wollte, denn solch eine Szene würde zweifelsohne eine tiefe Kluft in die Familie reißen.
Gabriel sah Giulia an und schüttelte den Kopf. "Nein, das habt Ihr nicht. Solche Dinge verlernt man nicht. Ihr ... habt vielleicht nur ein wenig vergessen, wie gut Ihr es könnt und wie gut es sich anfühlt. Dann unterliegt man leicht dem Irrglauben, man hätte es verlernt." Gabriel lächelte leicht. "Ihr solltet es einfach versuchen, Euch einfach trauen. Was habt Ihr schon zu verlieren?"

Giulia

Giulia hob die Schultern. "Das ist er, aber mein Bruder hat viel Einfluss. Er wird ihn versuchen umzustimmen...und außerdem bin ich dann wieder die Böse, weil ich Unfrieden in die Familie gebracht habe." Giulia schüttelte den Kopf. "Ihr seid so sicher....Ich habe trotzdem das Gefühl, ich sei mutterseelenallein hier und das ist grausam. Ich vermisse Zuhause..."
Sie vermisste den heimischen Weinberg so sehr, dass es schmerzte.
"Und wie soll ich mich daran erinnern? Dazu fällt mir nichts ein...Einfach versuchen...Wahrscheinlich habe ich wirklich nichts mehr zu verlieren."
Giulia seufzte tief und straffte die Schultern.
"Also gut, lasst es uns versuchen..."

Gabriel

Gabriel nickte schweigend. Er konnte Giulia gut verstehen. Zwar hatte er keinen einflussreichen großen Bruder, da er der Erstgeborene seines Vaters war, aber er stammte aus einer einflussreichen, großen Familie, die schon immer ehrgeizige Männer hervorgebracht hatte. Er hatte durchaus ein Gefühl dafür, was solche Dinge mit sich brachten.
Gabriel seufzte leise und zuckte leicht mit den Schultern. "Und das obwohl Ihr von so vielen Menschen umgeben seid, die Euch wieder und wieder ihre Freundschaft anbieten. Das sollte Euch zu denken geben, Signorina." Bemerkte Gabriel und grinste dann geisterhaft. "Ja, lasst es uns versuchen. Vielleicht werdet Ihr ja überrascht." Mutmaßte er, zog das erste Pergament zu ihnen heran und überflog den Text, um zunächst die wichtigsten Begriffe darin mit Giulia zu üben.

Giulia

"Ja...wobei es so viele gar nicht sind. Ich bin eine Fremde hier. Und ich fühle mich einsam trotz allem." Giulia neigte den Kopf und richtete den Blick auf das Pergament. Schon der erste Blick auf die Worte lösten Verzweiflung in ihr aus.
Es hätten ebenso alte Runen dort stehen können, sie verstand einfach kein Wort. "Überrascht? Bei diesen Krächzlauten, die ihr von sich gebt, werde ich mir wahrscheinlich noch die Zunge brechen."
Doch wo sie schon einmal hier war, würde sie sich natürlich auch nicht die Blöße geben und es nicht versuchen."
"Zeigt es mir...worum geht es in diesem...Gedicht, wenn man es so nennen kann?" Aber irgendwie hatte sie nicht viel Hoffnung, dass es ihre Interessen weckte.

Richard saß in ihrem Gemach, ausnahmsweise war er einmal der erste, der hier aufgetaucht war. Diese ungewohnte Ruhe hatte seine Gedanken umso mehr kreisen lassen und ganz wie von selbst hatten seine Hände nach der Laute gegriffen und nachdenklich hatte er zu spielen begonnen. Das hatte er immer schon gerne getan, aber in letzter Zeit viel zu selten, wie ihm in diesem Moment bewusst wurde. Seine Finger glitten kurz über das glatte Holz, ehe sie wieder sie Saiten fanden und er das nächste Lied anstimmte. Es war eines der Lieder, die er selbst geschrieben hatte, während er im verfluchten Deutschland in Gefangenschaft gesessen hatte und irgendwie passte es gut zu seiner nachdenklichen Stimmung. Leise begann er zu singen und dachte bei sich, dass dieses Lied nun auch ein paar neue Verse verdient hätte. Wie gern hätte er sich wieder mehr solchen Dingen gewidmet als den ewigen Regierungsgeschäften und dem unvermeidlichen Krieg. Es war Teil seines Lebens und Richard hielt jeden Krieg in den er zog für eine gerechte und notwendige Sache, aber hin und wieder verlangte die feinfühlige Seite in ihm auch nach mehr Zeit zur Muße.

Als Beatrice ihre Gemächer betrat, entspannte sie sich unwillkürlich ein bisschen, denn Richards leise Stimme und die Klänge der Laute hatten immer eine beruhigende Wirkung auf sie.
Sie setzte sich in einen Sessel und schloss für einige Momente die Augen. Vergessen war der Brief, der sie in Sorge versetzt hatte und all ihre Pflichten für den Moment...
Sie sehnte sich oft nach mehr Zeit mit ihrem Mann, in der sie sich einfach dem Müßiggang hingeben konnten. Aber diese Zeit war immer knapp bemessen.
Als Richard endete, seufzte sie leise.
"Wunderschön... du singst viel zu selten. Dabei genieße ich es wirklich dir zuzuhören."

Richard hörte wie sich die Tür öffnete, hielt jedoch nicht in seinem Spiel inne. Das tat er nie, wenn nicht gerade eilige Nachrichten ihn unterbrachen und da Beatrice leise eintrat und sich zu ihm setzte, nahm er sich die Zeit das Lied in aller Ruhe zu beenden.
Als die letzten Töne verklungen waren, hob er den Blick und schenkte Beatrice ein kleines Lächeln. "Weil es nach wie vor wunderlich für einen König ist. Aber trotzdem hast du Recht, ich tue es viel zu selten." bemerkte er und legte die Laute vorsichtig bei Seite, um sich seiner Gemahlin besser zuwenden zu können. "Aber obwohl du es genießt, hat mein Gesang die kleine Falte auf deiner Stirn nicht verschwinden lassen." bemerkte Richard langsam. "Was ist los?" Irgendetwas schien Beatrice zu beschäftigen und das hatte nichts mit dem etwas melancholischen Lied zu tun, das er gerade gesungen hatte.

"Das ist wahr. Aber ich bin trotzdem froh, dass du so bist. Und dass du mir deine sanfte Seite zeigst..." Beatrice seufzte leise. Natürlich durchschaute er sie sofort, er kannte sie viel zu gut. Aber sie hatte es ja ohnehin nicht vor ihm zu verheimlichen.
"Hm, nein, da hast du wohl Recht. Ich mache mir Sorgen, weißt du.", begann sie dann langsam. "Ich habe einen Brief aus Paris erhalten. Eleonore...Eleonore hat ein Kind verloren. Sie war eine Weile krank, aber jetzt scheint es aufwärts zu gehen. Aber sie tut mir so leid, weißt du. Sie wünscht sich so sehr noch ein Kind, aber..."
Sie wollte doch so, dass Eleonore glücklich wurde.
"Sie sind ein wenig uneins, wie es in dieser Sache weitergehen soll. Und auch wenn du es nicht glaubst, aber Philippe scheint der Vernünftigere von Beiden zu sein."

"Dir zeige ich sie doch immer gern." erwiderte Richard mit einem Lächeln. Beatrice kannte alle Seiten an ihm und genau so wollte er es auch. Wenn er nahezu vor der ganzen Welt bestimmte Dinge verbergen musste, so brauchte er sich vor ihr nie zu verstecken.
Richard versteifte sich ein wenig als Beatrice zu sprechen begann. Paris ... das konnte nichts Gutes bedeuten. Und er sollte Recht behalten. Für einen Moment stützte Richard die Stirn in die Hand und schloss die Augen. Das war nun schon die zweite Fehlgeburt, die seine Tochter wegen dieses verfluchten, französischen Hurensohnes hatte durchstehen müssen!
Richards Unterkiefer mahlten leicht, dann sah er wieder auf. "Nun, ich werde ihnen die Entscheidung leicht machen." erwiderte er dann, die Stimme etwas belegt. Ich habe genug von Philippes Spielchen und ich will endlich unsere Grenzen wieder sicher haben. Ich kann nicht länger anderen überlassen, was eigentlich in meiner Verantwortung liegt, also werde ich zurück auf den Kontinent gehen und uns die Burgen zurück holen, die Philippe sich während meiner Abwesenheit unter den Nagel gerissen hat. Und wenn der Bastard auch nur noch einen Funken Anstand im Leib hat, wird er sich selbst um diese Angelegenheit kümmern und unser Kind hat endlich einmal Ruhe vor ihm." Nach wie vor konnte Richard einfach nicht wirklich ertragen, dass Eleonore ausgerechnet Philippe von Frankreich geheiratet hatte, das war ein Stachel, der einfach zu tief saß.

Beatrice hatte geahnt, dass Richard das nicht so wahnsinnig gutaufnehmen würde, weil er die Beziehung der Beiden ohnehin missbilligte. Dabei liebte Eleonore ihren Mann doch so sehr...
"Oh, bitte Richard....Lass es gut sein. Du weißt genau, dass Eleonore keine Ruhe vor ihm haben will. Sie braucht ihn jetzt umso mehr. Und du willst dafür sorgen, dass sie alleine in Paris zurück bleibt. Es ist unklug jetzt einen Krieg anzuzetteln."
Sie seufzte tief und griff nach seiner Hand.
"Sei nicht so verbittert. Er liebt sie wirklich und mehr brauchen wir nicht zu wissen. Es steht uns nicht zu uns einzumischen. Sie will ein Kind...und sie leidet, weil Gott es ihr verwehrt."

Richard schüttelte den Kopf. "Ich zettle keinen Krieg an, Beatrice, wir haben ihn doch die ganze Zeit über schon. Während wir hier sitzen, Feste geben und so tun als wäre alles wieder in bester Ordnung, habe ich Truppen im Feld stehen. Gute Männer versuchen in meinem Namen unsere Besitzungen zurück zu erobern und zu halten. Was für ein König lässt seine Gefolgsleute in solchen Zeiten so lange alleine?" erwiderte Richard angespannt. Als Beatrice nach seiner Hand griff, drückte er sie leicht. "Ich weiß dass sie das tut, auch wenn es mir unbegreiflich ist. Und es schmerzt mich, dass sie leidet, dass sie unglücklich ist ... ich wünsche ihr wirklich nur Gutes, Beatrice. Aber trotzdem kann ich vor dem, was Philippe tut, nicht die Augen verschließen." Richard fuhr sich durch die roten Locken und atmete geräuschvoll aus. "Ich ... werde ein paar meiner Lords herbitten, um mich mit ihnen zu beraten. Deine Brüder unter anderem. Und dann sehen wir weiter. Vielleicht ... vielleicht möchtest du Eleonore anbieten dich in Bordeaux oder Poitiers zu besuchen? Sie war früher immer gerne dort, vielleicht tut es ihr gut, ihre Heimat einmal wieder zu sehen und dich vor allem." Außerdem wüsste er seine Tochter so in Sicherheit und das würde ihn wirklich ruhiger schlafen lassen.

Beatrice seufzte tief. "Ja, du hast schon Recht. Aber ich wünschte, es wäre noch eine Weile alles in bester Ordnung. Ich wünschte außerdem, ihr würdet euch ein bisschen besser verstehen. Frieden wäre schön...Und ich will nicht, dass du in den Krieg gehst, Richard. Was, wenn ich dich verliere? Du warst erst so lange fort von hier..."
Sie biss sich auf die Unterlippe. "Nein, das kannst du wohl nicht. Aber ich gebe zu, wenn du die Lords einberufst, wird mir wohler sein. Sie sind gute Ratgeber...Ich werde deinem Wunsch Folge leisten. Es scheint so, als wäre Philippe auch im Krieg....Eleonore wird daher vielleicht nicht abgeneigt sein mich zu besuchen. Mir tut es vielleicht auch gut Bordeaux wieder zu sehen."
Auch, wenn sie schon wusste, dass sie jeden Tag Ängste ausstehen würde um ihren Mann. Die Vorstellung, dass ihm etwas zustieß, war unerträglich.

Richard lehnte seine Stirn an Beatrices. "Ich werde für Frieden sorgen, das verspreche ich dir." erwiderte er leise. "Ich hole uns zurück, was uns gehört und wenn ich Philippe in die Schranken gewiesen habe, wird ihm nichts anderes übrig bleiben als in einen Frieden zu meinen Bedingungen einzuwilligen." erklärte er und gab Beatrice dann einen sanften Kuss. "Du wirst mich nicht verlieren. So schnell wirst du mich nicht los." wisperte er dann und zwinkerte ihr aufmunternd zu.
Richard nickte sichtlich erleichtert darüber, dass Beatrice einwilligte. "Gut. Und nimm um Gottes Willen Guillaume mit nach Aquitanien bevor er mir noch schwermütig wird hier in England. Zumal ihn ohnehin nichts mehr hier halten wird, wenn Eleonore nach Bordeaux kommt. Er wird sie sehen wollen, sobald er hört, wie es ihr geht." Denn nach wie vor waren ihre Kinder eng miteinander verbunden und es war wahrlich einer von Guillaumes schönsten Charakterzügen, dass er sich so sehr um seine Familie sorgte.

Beatrice atmete durch. "Ich werde dich beim Wort nehmen. Weise ihn nur nicht zu viel in die Schranken...Ihm sollte nichts geschehen, unserer Tochter zuliebe. Aber Frieden zu deinen Bedingungen klingt gut..."
Sie erwiderte seinen Kuss, dann lachte sie leise auf. "Herrje, du hast Recht. Er muss dringend zurück nach Aquitanien. Und natürlich, wenn Eleonore kommen wird, wird er sich nicht aufhalten lassen. Die Beiden sind wie Pech und Schwefel. Also nehme ich ihn, Emma und die Kinder gleich mit. Dann haben wir auch ein bisschen Trubel, es wird nicht langweilig."
Und es würde sie ablenken von ihren Sorgen.
"Die Menschen dort lieben Guillaume."