William und Joanna - ab 1183

Richard seufzte leise. "Keine Sorge, ich werde ihn unversehrt lassen." versicherte er, wenngleich er sich Philippe zu gerne einmal vorgenommen hätte. Aber dieser war nun einmal sein Schwiegersohn, ob es Richard passte oder nicht und Eleonore zu liebe, würde Richard vorsichtig sein müssen.
Zufrieden nahm Richard Beatrices Lachen auf und grinste leicht. "So ist es. Es liebt Aquitanien und die Menschen dort ihn ... und das soll mir nur Recht sein, wir haben dort immerhin auch wundervolle Zeiten erlebt." Besonders bevor sein Bruder gestorben und die Krone für Richard somit greifbar geworden war. Sie hatten unbeschwerte Zeiten in ihrem hübschen Herzogtum verlebt.
"Und wenn Eleonore kommt, bringt sie womöglich auch ihren Stiefsohn mit ... dann schlagen wir gleich noch eine weitere Fliege mit einer Klappe, denn Gui wird mich nicht länger mit vorwurfsvollen Blicken strafen." bemerkte Richard mit einer Mischung aus Belustigung und Spott.

Beatrice nickte langsam. "Das ist gut. Sie wird dir dankbar sein. Und ich dir auch. Ich will, dass unser Mädchen glücklich ist, nachdem wir sie schon das erste Malnicht beschützeen konnten vor Bernard, diesem Ungeheuer."
Sie hob die Schultern. "Das war immer seine Heimat. Mehr als England, er hat sich dort immer am Wohlsten gefühlt. Oh weißt du, manchmal vermisse ich unsere Zeit in Bordeaux. Wir waren so unbeschwert ohne die Last der Krone. Nur die Kinder und wir uns das wundervolle Aquitanien."
Sie biss sich auf die Unterlippe und gluckste amüsiert.
Da hast du Recht, das hätte einen Vorteil. Gui ist immer noch der Ansicht, dass du Schuld bist an der Trennung von seinem besten Freund. Ob Philippe ihn aber mitkommen lässt, wage ich zu bezweifeln. Er misstraut dir genauso wie du ihm."

Richard stieß geräuschvoll die Luft zwischen den Zähnen hervor. "Wie sehr wünschte ich, ich hätte diesen Widerling in die Finger bekommen ..." grollte er leise. Allein bei dem Gedanken daran, was sein kleines Mädchen alles hatte durchstehen müssen während er fort gewesen war, ließ den Zorn in Richard noch immer hoch kochen.
Dann verschwand sein Zorn jedoch auch wieder so schnell, wie er gekommen war und ein Lächeln löste das Stirnrunzeln ab als er Beatrice etwas an sich zog. "Hm, das kann ich gut verstehen. Es waren weitestgehend unbekümmerte Zeiten." murmelte er und gab ihr einen Kuss. "Aber auch mit der Last der Krone haben wir bisher das Beste daraus gemacht, denkst du nicht?"
Er grinste über die Reaktion seiner Gemahlin und seufzte dann theatralisch. "Ja, ich bin der finstere, böse Großvater, der die Jugendfreundschaft auseinander gerissen hat ... aber ernsthaft, Beatrice, wenn der Bengel mir noch länger gram ist, kriege ich Ausschlag davon." prophezeite Richard mit einer kleinen Grimasse. "Aber wir werden abwarten. Vermutlich hast du Recht und Philippe lässt ihn nicht gehen, aber andererseits hat Eleonore großen Einfluss auf ihn und ich bin mir nicht sicher, ob er einen todunglücklichen, jammernden Sohn alleine in Paris zurück lassen will. Ich schätze fast, dass sein Vertrauen in Eleonore größer ist als sein Misstrauen in mich."

"Nun, Guillaume hat das Ganze ja für dich erledigt und sie wusste sich ja auch sonst ganz gut selbst zu verteidigen. Eleonore war schon immer ein Sturschädel, Gott sei Dank dafür." Beatrice schmiegte sich an ihn. "Das haben wir wohl...Aber trotzdem fehlt es mir ein bisschen...Es ist nicht mehr so wie damals." Damals hatten sie viel Zeit füreinander gehabt, sie waren nicht so unter Beobachtung gewesen. Jetzt war Richard viel unterwegs, dachte immer wieder an den nächsten Krieg.
"Nun ja, irgendjemand muss ja der Sündenbock sein, Richard. Er ist ein Junge...Er kriegt sich schon wieder ein. Er kennt dich nur nicht so gut, aber eigentlich bewundert er dich. Eigentlich ist er wütend auf seinen Vater, denke ich. Allerdings stimme ich dir zu, sein Vertrauen in Eleonore ist nahezu unbegrenzt. Sie wird ihn sicher überzeugen können."
Beatrice schaute ihn an. "Ich hoffe, du brichst nicht allzu bald auf in den Krieg."

"Zum Glück, ja." Er selbst hätte diesen Bastard nicht so leicht davon kommen lassen, davon war er überzeugt. Er nickte langsam. "Ja, mir auch. Aber so ein Leben als Königspaar hat doch auch seine Vorzüge." bemerkte er und strich Beatrice sanft über die Wange. Außerdem gab es da ja auch noch einen Makel, der an ihm selbst haftete und der ihre Zeit in Aquitanien mitunter sehr überschattet hatte. Und das war eindeutig etwas worüber er froh war, es nun offensichtlich hinter sich gelassen zu haben.
"Ja, ich weiß. Aber ich kann das Missfallen unserer Kinder und Enkel einfach nicht so gelassen hinnehmen wie du. Darin war ich noch nie sonderlich gut." Er hatte sich immer schwer damit getan unpopuläre Entscheidungen für die Kinder zu treffen. Er hatte immer die Notwendigkeit darin gesehen und war auch häufig sehr entschieden dabei, aber schwer gefallen war es ihm dennoch jedes Mal.
"Warten wir es ab. Erst einmal müssen unsere Lords sich ja hier einfinden und erfahrungsgemäß dauert das immer eine Weile. Und dann sehen wir weiter." Er hauchte einen Kuss auf Beatrices Stirn und lächelte sanft. "Ich bin auch am liebsten hier bei dir, das weißt du doch."

Beatrice hob die Schultern. "Ja, schon. In gewisser Hinsicht." Sie legte die Hand auf seine Brust über sein Herz. "Weil du ein weiches Herz hast, mein liebster König."
Sie seufzte leise. "Und deshalb kannst du ihnen so schlecht etwas abschlagen. Du zwingst dich hart zu bleiben und hinterher fühlst du dich schlecht."
Sie lächelte. "Aber genau deshalb liebe ich dich so sehr. Und ich will dich nicht gehen lassen, nicht jetzt und nicht später. Je länger es also dauert, desto froher werde ich sein, glaube ich."
Sie wollte bei ihm bleiben, aber es war das Los der Frauen ihre Männer gehen lassen zu müssen. Sie sollte nach all den Jahren daran gewöhnt sein.
"Ich liebe dich..."

Rob saß im Garten der Burg und ließ den Blick schweifen, bewunderte hier und da die Veränderungen, die der Herbst in dem Bild hervorrief, das sich dem geneigten Betrachter hier draußen immer bot. Die leuchtenden Farben des Frühlings und Sommers waren gewichen, aber der Garten war deshalb nicht weniger bunt und besonders an sonnigen Tagen wie heute noch immer ein wunderbarer Rückzugsort.
Er löste den Blick von den Blumen und Sträuchern als sich sein Sohn auf seinem Schoß ein klein wenig regte und seine Position veränderte. Sie waren vorhin gemeinsam in den Garten gegangen, um sich bei dem schönen Wetter die Zeit draußen zu vertreiben und nach ausgelassenem Spiel hatte der kleine Will nach einer Geschichte verlangt. Kaum hatten sie auf einer der Bänke Platz genommen und Rob zu erzählen begonnen, waren dem Jungen bereits die Augen zugefallen. Lächelnd sah Rob auf den wirren, dunklen Schopf hinab, der unter seinem Mantel hervor lugte. Nicht mehr lange und Will würde ein Geschwisterchen bekommen und obendrein selbst schon zwei Jahre alt werden … Rob konnte manchmal gar nicht glauben, wie schnell die Zeit verging. Aber in diesen zwei Jahren hatte er durch seinen Sohn mehr über sich selbst und auch über seine eigenen Eltern gelernt als er je für möglich gehalten hätte.
Zärtlich strich er dem Jungen die Haare aus der Stirn und zog den Mantel etwas zurecht, damit Will es warm genug hatte. Ohne eine bewusste Entscheidung zu treffen, schickte Rob ein stummes Gebet zum Himmel, Gott möge dafür sorgen, dass sein Verhältnis zu seinem Sohn noch möglichst lange so rein und ungetrübt sein würde.
Er wusste, dass sich das irgendwann ändern würde und das war ganz normal. Je älter Kinder wurden, desto häufiger mussten Eltern auch unpopuläre Entscheidungen treffen, aber Rob hoffte, dass er es trotzdem gut anstellen würde. Und er hoffte zudem inständig, dass er seinem Sohn nie Anlass dazu geben würde einen Groll gegen ihn zu hegen, denn er wusste noch genau, wie er seinem Vater früher manchmal bittere Vorwürfe gemacht hatte und er wusste mittlerweile nicht nur, dass sie ungerechtfertigt waren, sondern auch wie schmerzhaft es für seinen Vater gewesen sein musste, sich solche Dinge ausgerechnet von seinem geliebten Kind anhören zu müssen.

Joanna schlenderte zufrieden durch den herbstlichen Garten und genoss die Ruhe. Da entdeckte sie ihren Enkel auf der Bank, den kleinen Will mit unter seinem Mantel. Sie lächelte liebevoll und setzte sich zu ihm. "Ist der kleine Mann ein bisschen müde?", fragte sie zärtlich. "Er ist so wundervoll...und er wird immer lebhafter, der kleine Kobold."
Sie neigte den Kopf. "Wie fühlst du dich? Bei Giselle dürfte es bald so weit sein, hm?" Und sie wusste, dass Rob sich viele Gedanken um seine Frau machte.
"Es wird schon alles gut gehen." Es war eine seltene Freude, dass sie das miterleben durfte. Wer konnte schon behaupten, dass er seine Urenkel aufwachsen sah?
"Ich bin wirklich stolz auf dich."

Rob hob den Blick als er leichte Schritte näher kommen hörte und lächelte seine Großmutter an. "Ziemlich. Aber wir haben auch sehr ausgiebig hier draußen gespielt, er hat sich einen kleinen Mittagsschlaf wirklich verdient." erklärte er und sah auf den wirren Schopf hinab, der unter seinem Mantel hervor schaute. Robs Augen leuchteten selig als er seinen Sohn beobachtete. "Das ist er." stimmte er leise zu. "Und er ist auch ein wahres Wunder. Dass es ihn überhaupt gibt ... manchmal kann ich unser Glück immer noch nicht so richtig fassen." Als er Giselle damals geheiratet hatte, hatte er das in dem Wissen getan, dass sie womöglich niemals Kinder haben würden und dann war es alles anders gekommen. Giselle hatte tatsächlich empfangen, doch wäre Levi mit seinen verrückten Heilkünsten nicht gewesen, hätten weder Giselle noch Will die Niederkunft überlebt.
Rob wandte den Blick wieder seiner Großmutter zu und seufzte leise. "Die meiste Zeit des Tages über rastlos und kribbelig vor Sorge." gab er ohne zu zögern zu. "Es kann nicht mehr lange dauern, ja und ich weiß, dass Levi sein Bestes schon bei der Vorbereitung gegeben hat und er wird da sein, wenn es soweit ist, aber ..." Rob atmete geräuschvoll aus. "Mir wird bei dem Gedanken an ihre Niederkunft trotzdem Angst und Bange."
Er schenkte seiner Großmutter ein dankbares Lächeln für ihre aufmunternden Worte und lachte dann leise. "Stolz? Warum? Weil ich hier auf einer Bank sitze?" scherzte er dann.

Joanna lachte leise. "Nun, dann ist es kein Wunder. Die frische Luft macht Kinder immer müde. Das war bei dir auch schon immer so, als du in diesem Alter warst. Wir waren immer viel mit dir draußen. Dein Großvater hat es geliebt mit dir draußen herum zu streifen, er konnte dir einfach nicht widerstehen, auch wenn er es am Anfang wollte."
Sie legte Rob die Hand auf den Arm. "Ja, ich weiß. Wir waren alle überrascht und es ist ja glücklicherweise alles gut gegangen."
Joanna neigte den Kopf und drückte seine Hand. "Ich verstehe das. Wer besser als ich, nachdem ich deinen Großvater fast verloren habe? Levi hält seine schützende Hand über Giselle und wird diesmal von Anfang an dabei sein. Es wird gut gehen."
Sie schüttelte den Kopf.
"Weil du dein ganzes Leben so gut gemeistert hast und nun in dir ruhst. Du bist ein hervorragender Vater und Ehemann. Du machst deine Sache wundervoll."

Bei der Erinnerung, die seine Großmutter herauf beschwor, musste Rob lächeln. "Ich erinnere mich gut daran. Dass er viel mit mir unternommen hat, meine ich. Ich hatte so gut wie immer das Gefühl, er habe Zeit für mich ... ich frage mich heute noch so manches Mal, wie er das eigentlich bewerkstelligt hat; sich so viel Zeit zu nehmen, meine ich. Und er hat mich nie etwas anderes als seine Zuneigung und Liebe spüren lassen, ganz gleich was er am Anfang vielleicht gedacht hat." Und das hatte Rob immer ein gutes, warmes Gefühl von Geborgenheit gegeben.
Rob erwiderte den leichten Händedruck und nickte. "Ja, es ist ein furchtbares Gefühl, wenn man nur machtlos daneben stehen kann." Sicher wussten sie alle, dass Gott sie eines Tages abberufen würde, aber das machte es trotzdem nicht leichter, wenn es schien als würde man einen geliebten Menschen verlieren.
Rob senkte eilig den Blick als seine Kehle eng wurde und seine Ohren heiß. Ein solches Lob machte ihn einfach verlegen, dagegen kam er nicht an. Er schluckte und zwang sich dazu den Blick wieder zu heben, ein verlegenes, fast scheues Lächeln auf den Lippen. "Süßer Jesus, mein ganzes Leben gemeistert ... das klingt als sei ich steinalt, Granny ..." protestierte Rob halbherzig, musste aber dennoch unweigerlich über das nachdenken, was sie gesagt hatte. Ruhte er wirklich in sich selbst? Vielleicht, ja ... aber wann war es eigentlich dazu gekommen?

"Lass ihm seine kleinen Geheimnisse. Du warst ihm immer wahnsinnig wichtig, vielleicht weil du ihm so ähnlich bist. Und ich denke, das hat ihn auch überzeugt. Außerdem konnte er Kindern noch nie etwas abschlagen."
Joanna küsste ihn auf die Wange. "Nein, das bist du nicht, Rob. Aber du hattest auch keinen leichten Start. Daher sollten wir uns trotzdem darauf einigen, dass ich das sagen darf. Außerdem bin ich alt genug, ich ändere meine Art nicht mehr."
Sie zwinkerte ihm zu.
"Ich schätze, wir sollten rein gehen, es wird kühl. Nicht, dass der Junge sich noch erkältet. Er hat es zwar unter deinem Mantel recht warm, aber wir sollten nichts provozieren. Und außerdem willst du bestimmt nach Giselle sehen."

"Und das weiß ich wirklich zu schätzen. Zu ihm kann ich bis heute mit jedem noch so kleinen Kummer gehen und fühle mich immer ernst genommen." erwiderte Rob und dachte bei sich, dass es wirklich ein Segen war, solche Großeltern zu haben.
Rob grinste. "Das ist wahr und ich hoffe wirklich, dass du dich nicht mehr änderst, das wäre doch langweilig." bemerkte er augenzwinkernd. "Aber du hast ganz Recht, es war kein leichter Start und ich ... ich habe gerade darüber nachgedacht, wie es für Will sein wird. Ich hoffe wirklich, dass ich mit ihm alles richtig mache und ich hoffe, dass ich mir nie so bittere Vorwürfe werde anhören müssen wie Vater." räumte er dann mit einer kleinen Grimasse ein. Vielleicht würde er bei Gelegenheit auch einmal mit seinem Vater über diese Dinge reden, sobald dieser vom Hof zurück war. Und sich entschuldigen für das, was er manchmal gesagt hatte.
"Ich glaube, man fängt wirklich erst an seine Eltern zu verstehen, wenn man selbst Kinder bekommt." mutmaßte Rob versonnen, sah wieder auf Will hinab und nickte. "Ja, lass uns langsam zurück gehen. Dann kann er in seinem Bettchen noch etwas weiter schlafen." Und er selbst würde Zeit für Giselle haben, die jetzt, da die Schwangerschaft so weit fortgeschritten war, ja auch nur noch wenig vor die Tür kam.

Joanna nickte. "Das sollte auch so sein. Wir haben schon immer Wert darauf gelegt, dass unsere Kinder und Enkel keine Angst davor haben, mit ihren Kümmernissen zu uns zu haben."
Sie lachte und legte ihm die Hand auf die Schultern. "Keine Sorge. ich werde mich nicht mehr ändern, dazu bin ich wirklich zu alt."
Sie neigte den Kopf.
"Kinder machen ihren Eltern Vorwürfe, auch wenn sie nicht immer gerecht sind. Dein Vater trägt sie dir sicher nicht nach. Und Will kann sich mit solchen Eltern wie euch sehr glücklich schätzen. Doch es ist ganz natürlich, dass man den Blick auf die Dinge ändert."
Sie ging mit ihm zurück zum Haus.
"Grüß Giselle lieb von mir."

Edward glitt aus dem Sattel, überließ seinem Knappen die Zügel und trat dann zu Claires Stute, die gerade neben ihm zum Halten gekommen war, um ihr selbst aus dem Sattel zu helfen. Richard hatte ihn nach Westminster gebeten und natürlich war er der Aufforderung gefolgt - in gewisser Weise auch freudig, weil der Hof immer Abwechslung bedeutete und vor allem, weil der Brief hatte durchblicken lassen, dass Richard nicht nur ihn, sondern so ziemlich jeden von Rang und Namen für Beratungen nach Westminster bat und das bedeutete unweigerlich, dass ein ganzer Teil seiner Familie auch hier eintreffen würde und darauf freute Edward sich immer ganz besonders. Immerhin hatten so ziemlich alle seine Geschwister dann einen Grund an den Hof zu kommen und es würde ein freudiges Wiedersehen geben. Und vielleicht ... vielleicht konnte er dann auch einen Weg finden, um sein schlechtes Gewissen ein wenig zu mildern, denn natürlich hatte er Claire nach wie vor nicht erzählt, was zwischen Helene und ihm so vorgefallen war, doch absolut wohl fühlte er sich dabei dennoch nicht.
Trotzdem ließ er sich nichts anmerken als er Claire nun auf die Füße stellte und ihr einen Kuss gab. "Ihr seht hinreißend aus, Mylady. Ich wette, Ihr werdet zahlreiche bewundernde Blicke ernten." wisperte er leise.

Claire hatte die Gelegenheit genossen einmal wieder aus Oxford heraus zu kommen. Sie war überwiegend an Edwards Seite geritten, hatte die Landschaft bewundert. Sie würde einmal wieder an den Hof kommen, neue Leute treffen.
Als Edward ihr aus dem Sattel half, erwiderte sie seinen Kuss und lächelte zufrieden. "Was für ein reizendes Kompliment, Mylord. Ich sonne mich schon in diesen Blicken. Ich liebe bewundernde Blicke. Ich bin gespannt, was Richard von dir möchte."
Aber offensichtlich hatte er alle hohen Lords eingeladen, es würde also etwas von Bedeutung sein. "Du wirst gleich zu ihm gehen, hm? Kann ich dich erst einmal begleiten oder willst sofort allein zu ihm gehen?" Sie wusste nie so recht, wo ihr Stand war.

Edward grinste leicht. "Und so lange sie dir nur bewundernde Blicke zuwerfen und dir nicht zu nahe kommen, ist mir das auch recht." bemerkte er und legte den Arm um Claires Taille. Er musste zugeben, dass es ihm durchaus gefiel, wie viel Aufmerksamkeit seine Frau auf sich zog, aber keiner von diesen eitlen Gecken sollte es je wagen, ihr auf die Pelle zu rücken, dabei verstand er dann wirklich keinen Spaß mehr.
Edward sah kurz an sich hinab und wiegte leicht den Kopf hin und her. "Lass uns einen kleinen Halt in unserem Gemach einlegen, die Reise war zwar nicht lang, aber wenigstens in Ruhe den Mantel ablegen und einen Schluck trinken kann nicht schaden. Und ich würde mich freuen, wenn du mich begleitest." Falls Richard später noch einmal nur mit ihm reden wollte, konnte er ihn ja immer noch einmal rufen lassen, aber er wollte seinen König mit Claire an seiner Seite begrüßen.

Claire grinste zurück. "Oh keine Sorge. Sie wollen sich nicht mit dir anlegen. Daher schauen sie zwar, aber sie würden nie wagen mich anzufassen."
Und eigentlich gefiel es Edward ja auch, wie viele Männer bewunderten, was nur er allein haben konnte. Claire nickte und schenkte ihm dann ein ausgesprochen dankbares Lächeln. "Das ist doch eine wirklich gute Idee. Und dann werde ich den König sehen, also muss ich schließlich manierlich aussehen." Claire griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich.
"Aber einen König lässt man wohl besser nicht warten. Besonders, wenn er den Beinamen Löwe trägt, nicht wahr?"
Ein Diener wies ihnen den Weg und bald erreichten sie ihr Gemach. "Oh, es ist ein wenig komfortabler als sonst. Will er etwas von dir?"

Edward lachte leise als Claire ihn mit sich zog und folgte bereitwillig. "Nein, das sollte man besser nicht tun. Allerdings ist er gar nicht so unbändig, wenn man ihn zu nehmen weiß." Aber die ganzen Geschichten und Legenden, die es um Richard gab, machten es natürlich noch leichter, dass die Leute vor ihm Respekt hatten und ihn noch mehr verehrten.
Edward ließ kurz den Blick durch das Gemach huschen, ehe er Claire noch einmal an sich zog und ihr einen innigen Kuss gab, ehe er seinen Mantel ablegte.
"Keine Ahnung. Es scheint als wolle er einige Dinge mit seinen Kronvasallen besprechen ... ich vermute, unser König sehnt sich schon wieder danach in einen Krieg zu ziehen." spekulierte Edward, der zum einen Richard gut kannte und zum anderen auch immer wieder die Nachrichten vom Festland hörte. Die Lage dort war an den Grenzen nicht gerade rosig und Richard war einfach niemand, der sich zurück lehnte und andere die Arbeit für ihn machen ließ.

Claire lachte leise. "Und du weißt ihn offenbar sehr gut zu nehmen., denn du hast so gar keine Angst vor ihm." Und sie war froh, dass es so war. Edward war nahezu unentbehrlich für Richard, wenn es um wichtige Dinge ging. Das sicherte die Zukunft.
Sie erwiderte seinen Kuss.
"In den Krieg?", wiederholte sie dann ein bisschen schockiert. "Bei Gott, du wirst doch nicht in den Krieg ziehen und mich direkt wieder allein lassen?"
Er war gerade erst aus Dover zurückgekommen und sie würde um ihn fürchten. Sie wollte ihn einfach nicht verlieren.
Claire neigte den Kopf. "Oh, Ed, das gefällt mir gar nicht."

Edward grinste. "Meistens weiß ich das, ja. Aber ich kenne Richard auch schon ewig und vor allem dieser verrückte Kreuzzug hat uns ziemlich zusammen geschweißt, würde ich sagen." Das war wohl die Erfahrung gewesen, die ihn endgültig von Richard überzeugt hatte. Während Robert schon lange Richards Loblied gesungen hatte, hatte Edward sich lange Zeit schwer damit getan, war er doch dem alten König Henry bis aufs Blut ergeben gewesen. Doch anders als sein Vater, dem es ja ganz genau so ergangen war, hatte Edward sich mit dem neuen König anfreunden können.
Edward unterdrückte ein Seufzen und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt für seine lose Zunge. Das hätte er wirklich etwas geschickter angehen können ... Er legte den Mantel über die Sessellehne und trat wieder zu Claire. "Warten wir erst einmal ab, ob meine Vermutung überhaupt stimmt bevor wir uns Gedanken über sowas machen, hm? Vielleicht irre ich mich ja auch. Aber es ist nicht ganz abwegig, denn auf dem Kontinent geht es immer hin und her zwischen unseren Truppen und Philippes, das muss endlich ein Ende haben." Edward ergriff Claires Hände und hauchte Küsse darauf. "Und selbst wenn Richard geht, heißt das noch nicht, dass ich ihn begleiten werde." fügte er hinzu. Allerdings wussten sie beide, dass Edward keine große Wahl haben würde, sollte Richard es wirklich fordern. Als Kronvasall schuldete er dem König eine bestimmte Anzahl an Tagen Waffendienst im Jahr und bisher hatte Richard noch keinen davon eingefordert.

Claire nickte langsam. "Ja, ich schätze, es bleibt einem auch nichts Anderes übrig, wenn man so lange Zeit zusammen verbringt. Es war sicher eine harte Zeit und ihr habt gelernt, dass ihr euch aufeinander verlassen könnt."
Sie seufzte ein wenig unglücklich. "Na gut. Du hast ja Recht. Wir sollten erst einmal abwarten, was er gern möchte. Aber ein ewiges Hin und Her...ich will einfach nicht, dass du derjenige bist, der das beenden muss. Das ist zu gefährlich und ich brauche dich hier bei mir."
Claire küsste ihn sanft.
"Nur lüg mich nicht an. Und jetzt komm, wir sollten uns frisch machen und den König nicht warten lassen. Sonst ist er doch noch ungehalten."

Edward seufzte verstohlen und nickte. "Eine harte Zeit in der Tat." murmelte er. Wenn Edward ehrlich war, war an diesem Kreuzzug einfach nichts glorreiches gewesen und all die schönen Lieder und Geschichten verklärten das, was eigentlich geschehen war maßlos. Ein Krieg war immer scheußlich und der im Heiligen Land war kein Deut besser gewesen, auch wenn alle sich das immer einreden wollten, war es doch eine heilige Sache.
Edward lächelte schief. "Keine Sorge, so schnell wirst du mich nicht los. Selbst wenn Richard darauf bestehen sollte, dass ich ihn begleite, werde ich so schnell wie möglich wieder bei dir sein. Wie könnte ich auch länger als unbedingt notwendig von dir getrennt sein wollen, hm?"
Lachend hauchte er Claire noch einen Kuss auf die Lippen und trat dann zu der Waschschüssel, die ein guter Geist für sie bereit gestellt hatte, um wenigstens Gesicht und Hände zu waschen. "Meine kluge Gemahlin, du hast ganz recht. Beeilen wir uns lieber ein bisschen."

"Und genau deshalb würde ich mir wünschen, dass du nicht mehr in den Krieg ziehen musst." Claire nickte langsam. "Hm, das weiß ich auch nicht, Edward. Aber ich habe einfach ein bisschen Angst, dass wir dadurch viel zu lange oder...für immer getrennt werden."
Claire seufzte und machte sich dann ebenso ein wenig frisch. Schließlich wollte sie nicht vollkommen staubig vor den König treten.
Schließlich wartete sie auf ihren Mann. "Nun gut, jetzt sind wir wahrscheinlich Beide ein bisschen präsentabler. Lass uns zu unserem König gehen."
Und sie war gespannt, wie er reagieren würde. Allzu oft war sie noch nicht mit Edward bei Hofe gewesen, aber sie genoss es.

Zusammen mit Claire betrat Edward wenig später die königlichen Gemächer und verbeugte sich vor Richard, verzichtete angesichts der Tatsache, dass sie unter sich waren, aber darauf niederzuknien, wie es zum Beispiel in der Halle vor aller Augen erforderlich gewesen wäre. "Sire. Ihr habt gerufen und hier bin ich." erklärte er mit einem kleinen Lächeln, ehe er zu Beatrice trat, ihre Hand ergriff und einen Kuss darauf hauchte. "Schwesterherz, schön dich wiederzusehen." Zwar war es noch nicht so furchtbar lange her, dass sie für die Hochzeitsfeierlichkeiten hier gewesen waren, aber in der Zwischenzeit war Edward ja unter anderem in Dover gewesen und die Zeit da fühlte sich manchmal an als hätte er Jahre dort verbracht.
Er trat wieder einen Schritt zurück und legte Claire, die vor dem Königspaar geknickst hatte, einen Arm um die Taille. "Hattet ihr solche Sehnsucht nach mir?" fragte er neckend, wenngleich etwas vor allem in Beatrices Augen ihm verriet, dass die Lage nicht ganz so rosig zu sein schien.