William und Joanna - ab 1183

Mary lächelte. "Eine gute Idee. Mein Bruder wird sicher jemand geeignetes wissen." Immerhin hatte James in Winchester genügend strebsame, junge Priester um sich und die besten Kontakte über ganz England hinweg verteilt.
Geduldig ließ Mary Martins Untersuchung über sich ergehen, doch ihr Blick ruhte auf Charles als dieser den Arzt nach seiner Einschätzung fragte.
Martin wiegte leicht den Kopf hin und her. "Ein ganz leichtes Fieber hat eingesetzt. Nicht besonders schlimm, aber wir sollten es gut im Auge behalten. Ich werde ein paar Kräuter zusammen stellen, die gegen das Fieber helfen und gleichzeitig eine stärkende Wirkung haben. Und ihr solltet gut Essen, Maylady. Auch wenn ihr womöglich wenig Appetit habt. Eine starke Brühe würde zum Beispiel gut tun." Riet Martin dann. Er wusste, dass der Earl sich große Sorgen um seine Frau machte, doch im Moment war ihr Zustand nicht besorgniserregend.

Charles nickte langam. "Schau regelmäßig nach ihr, Martin. Wir müssen sofort reagieren können. Ich werde alles veranlassen. Ich lasse eine entsprechende Brühe kommen, damit du bei Kräfte bleibst."
Er wandte sich seiner Frau zu und schenkte ihr ein Lächeln.
"Alles wird gut, du wirst sehen." Martin würde hoffentlich recht behalten und Marys Zustand war nicht besorgniserregend. Es musste einfach alles gut werden.
"Jetzt schlaf noch ein bisschen. Ich werde nach den Zwillingen sehen, dann kann ich dir nachher in aller Ruhe berichten, was es Neues gibt."
Das würde sie sicher aufmuntern.

Als Mary erwachte war es stockdunkel im Gemach, kein Licht brannte mehr und die Fensterläden waren gegen die Kälte verschlossen.
Ihr Blick flackerte dennoch suchend umher. Ihr war so furchtbar warm ... wieso nur war ihr so warm? Sie schlug die Bettdecke etwas zurück und versuchte tief und gleichmäßig zu atmen, dich die Angst hatte sich schon in ihr festgesetzt und fühlte sich wie ein heißer Knoten in ihrer Brust an.
"Charles?" Fragte sie in die Dunkelheit hinein und erschrak beinahe. War das wirklich ihre Stimme gewesen?

Charles wachte seit einer Weile bei seiner Frau, denn wie er befürchtet hatte, war das Fieber gestiegen. Er sorgte sich sehr und er machte sich Vorwürfe. Wenn sie nicht wieder und wieder schwanger würde, würde sie nun nicht hier liegen und leiden.
Er hatte gar nicht recht bemerkt, wie das Feuer ausgegangen war, allein seinen Gedanken nachhängend. Als Mary sich regte, griff er nach ihrer Hand und drückte sie leicht. "Ja, ich bin hier, mach dir keine Sorgen.", beruhigte er sie und erhob sich dann, um das Feuer anzufachen, sicher war noch etwas Glut vorhanden.
Als er zufrieden war, kehrte er zu seiner Frau zurück.
"Ruh dich noch aus, Liebes. Willst du etwas Wasser?" Er durfte sie einfach nicht verlieren, das wäre unerträglich.

"Charles ..." wisperte Mary erneut als er ihre Hand ergriff und sanft drückte. Es tat gut seine Nähe zu spüren, aber es vertrieb nicht wie sonst so sicher ihre Angst.
Ihr Blick folgte ihm als er zum Kamin hinüber ging und das Feuer wieder aufschürte. Dann nickte Mary leicht, doch schon dieses kleine Nicken ließ hinter ihrer Stirn furchtbare Kopfschmerzen entstehen. "Wasser wäre gut" wisperte sie heiser. "Charles ... mir ist ... so heiß. .. " stellte sie fest und hob eine Hand, um sich Haare aus der Stirn zu streichen. Ihre Finger bebten fürchterlich, stellte sie fest. "Was ... was ist passiert?" Fragte sie leise. Sie hatte sich doch eigentlich erholt ... langsam zwar, aber sie dachte es würde besser werden.

Charles goss einen Becher Wasser aus dem Krug ein und half Mary beim Trinken. Flüssigkeit war gut, das würde helfen. Und er würde einfach alles tun, was ihr half.
"Ich weiß, Engel..", flüsterte er und tränkte dann ein Tuch, um es ihr auf die Stirn legen zu können. "Du hast Fieber, es ist gestiegen. Nachdem du eingeschlafen bist, bist du Stunden nicht wieder aufgewacht, aber du hast angefangen zu glühen.", sagte er leise.
Charles wollte sich einfach nicht vorstellen, was geschah, wenn es nicht wieder wurde. "Mach mir bloß keinen Kummer, Mary."
Kummer hatte er für sein Leben genug gehabt. Und die Kinder brauchten ihre Mutter...mehr als alles Andere. "Alles wird wieder gut."

"Fieber ..." wiederholte Mary und versuchte zu begreifen. Das Denken war mühsam, aber die Bedeutung des Wortes war ihr dennoch sofort klar. Es ging ihr also doch nicht besser, im Gegenteil.
"Ich ... ich versuche es Charles, versprochen. Ich will dir keinen Kummer machen." murmelte sie leise und drückte sachte seine Hand. "Was sagt Martin? Gibt es noch ... irgendetwas anderes was wir tun können?" Fragte sie matt. Trinken und ein kühles Tuch würden vermutlich nicht ausreichen, wenn das Fieber ihren Körper auszehrte.

"Das ist gut, ich nehme dich beim Wort. Martin sagt, du musst viel trinken und ruhen. Wenn es schlimmer wird, werde wir kalte Bäder für dich vorbereiten, um deinem Körper zu helfen."
Er strich über ihre Finger. "Deine Kinder brauchen dich gesund und munter, also lass dir genug Zeit um gesund zu werden, aber bemüh dich trotzdem. Alles wird gut, wir müssen nur darauf vertrauen."
Er würde ihr nicht sagen, dass der kleine William kaum trank und Martin langsam ein bisschen Sorge geäußert hatte. Sie musste sich auf sich konzentrieren.
"Ich denke, wenn es bis morgen früh nicht besser ist, werden wir es mit einem Bad versuchen, was denkst du? Es wird vermutlich nicht allzu angenehm, aber wenn es hilft...Wenn ich mich recht erinnere, hat es sogar deinem Vater geholfen..."

Mary nickte langsam. "Ich gebe mir Mühe darauf zu vertrauen. Ich kann schließlich kaum glauben, dass Gott der Meinung ist, mein Platz wäre nicht länger hier bei euch." erwiderte sie leise. Allein die Vorstellung Charles und ihre Kinder verlassen zu müssen, schmerzte so sehr, dass Mary diesen Gedanken eilig wieder zur Seite schob.
Sie seufzte leise, stimmte aber zu. "Ja, das sollten wir auf jeden Fall versuchen." Sie war nicht unbedingt erpicht darauf, aber sie würde alles tun, um wieder gesund zu werden, so viel war sicher. "Zumal ich ja den gleichen Sturkopf habe wie mein Vater, dann werden die gleichen Mittel womöglich auch helfen." stellte sie mit einem kleinen Lächeln in Aussicht.
"Und nun sollten wir beide Martins Rat befolgen ... hast du noch etwas zu Trinken für mich?" bat Mary, denn sie hatte das Gefühl einen ganzen See leer trinken zu können, warm und durstig wie sie war.

"Nein, das kann ich mir auch kaum vorstellen, schließlich ist es ja noch gar nicht so lange her, dass er uns zusammen geführt hat, nicht wahr? Und das war der beste Moment meines Lebens."
Charles neigte den Kopf.
"Das hast du in der Tat, also werden wir es versuchen. Dein Sturkopf wird ohnehin verhindern, dass du einfach aufgibst. Oh, aber sicher...."
Er goss ihr noch einen Becher ein und half ihr beim trinken. "Nicht zu schnell, nicht dass du es nicht verträgst."
Aber er würde ohnehin kaum von ihrer Seite weichen, solange sie hier lag.

Edward saß allein in der verwaisten Halle und starrte in seinen Becher hinab, fast so als erhoffe er sich am Boden die Lösung für seine Probleme zu finden. Er litt fürchterlich darunter, dass er Claire seinen Fehltritt hatte beichten müssen und sie es so schwer genommen hatte. Das war zu erwarten gewesen, hatte Claire doch eine vollkommen andere Erziehung genossen als Julia zum Beispiel. Claire war in einem liebevollen Heim aufgewachsen in dem Treue eins der höchsten Güter war. .. natürlich hatte sie kein Verständnis für sein Tun.
Edward seufzte leise. Wie sollte er das nur wieder gerade biegen?

Robert schlenderte noch einmal durch die Halle, es war spät geworden, aber richtig Ruhe hatte er noch nicht finden können. Überrascht stellte er fest, dass sein Bruder Edward sich auch noch dort befand und an einem der beinahe leeren Tische saß. Der Rotschopf war unverkennbar.
Er ließ sich neben Edward auf die Bank sinken und goss sich ebenfalls einen Becher Wein aus dem Krug ein, den Edward vor sich stehen hatte.
"Brüderchen....was führt dich um diese Zeit so allein hierher? Du siehst ein bisschen trübsinnig aus..." Er hatte so eine Ahnung, woran das lag.
"Meine Güte, hat sie es etwa heraus gefunden?" Claire würde das ganz und gar nicht gut aufnehmen, dass es ausgerechnet Helene war...

Edward hob unendlich langsam den Kopf als Robert sich zu ihm setzte und nach dem Weinkrug griff. Er bedachte seinen Bruder mit einem langen Blick und hob dann leicht die Schultern. "Das war zu erwarten, oder? Wie soll ich solch eine Buße bewältigen ohne dass sie misstrauisch wird?" Schließlich war er immer mehr als bemüht darum seinen ehelichen Pflichten nachzukommen, es war also unweigerlich verdächtig, wenn er sie ein paar Tage lang nicht anrührte und dann sogar abwies. Unter normalen Umständen würde Edward so etwas nie passieren.
Er sah Robert mit gequälter Miene an. "Ich hab wirklich keine Ahnung, was ich jetzt tun soll." murmelte er betroffen. "Sie hat mich förmlich vor die Tür gesetzt und ... ach, ich weiß auch nicht ... sie war so wütend, aber vor allem so enttäuscht. Ich weiß nicht, ob sie mir das vergeben kann, Rob." Edward nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher und starrte anschließend wieder betroffen in seinen Becher hinab.

Robert seufzte. "Was für eine Buße hat er dir denn auferlegt? Ich habe mit James darüber nicht gesprochen. Aber ja, vermutlich war es töricht daran zu glauben, dass sie es nicht bemerkt."
Er nahm einen Schluck Wein und dachte nach.
"Lass ihr ein bisschen Zeit, sie wird dir verzeihen. Es wird nur ein wenig dauern. Rede mit Mutter...vielleicht kann sie dir helfen zu verstehen. Möglicherweise...wenn wir wirklich auf den Kontinent gehen...bring sie nach Truro. Rede mit Mutter und lass Claire bei ihren Eltern. Das wird helfen."
Er legte seinem Bruder kurz die Hand auf den Rücken.
"Wenn du willst, kannst du heute Nacht vor unserem Kamin schlafen. Wir haben ein paar Felle und Decken, sollte warm genug sein. Dann habt ihr Beide mal ein bisschen Abstand voneinander."
Er hoffte für seinen Bruder, dass sie sich wieder zusammen rauften, auch wenn er sein Verhalten ganz und gar nicht gut hieß.

Edward atmete geräuschvoll aus. "Beten, beten, beten ... und natürlich angepasst an meine Sünde: Enthaltsamkeit. Du kannst dir ja vorstellen wie lange ich das unter einem Vorwand verbergen kann." Bemerkte Edward und schnitt eine kleine Grimasse. "Nach Truro? Philippe wird mir das Herz heraus reißen, wenn ich Claire dorthin bringe ehe wir uns versöhnt haben!" Wandte Edward ein.
Seine Miene wurde jedoch dankbar als Robert ihm eine Hand auf den Rücken legte und ein Lager für die Nacht anbot. "Danke, darauf komme ich gerne zurück. Das klingt wesentlich verlockender als die Nacht hier in der Halle zu verbringen."

Robert seufzte tief. "Nun, das war irgendwie zu erwarten. Er wird dir das auferlegen, was dich trifft. Du hast dein Ehegelübde gebrochen...Aber ich sehe ein, schwierig zu verbergen."
Er schüttelte den Kopf. "Aber denkst du nicht, es wäre das Beste? Bevor sie allein in Oxford ihren Groll in sich hinein frisst und alles nur noch schwieriger wird, wenn du zurückkehrst? Ich weiß nicht, ob du dich nicht besser Philippes Groll stellst und hoffst, dass Mutter Claire ein wenig besänftigt. Sie hat das schließlich selbst durchgemacht."
Er klopfte seinem Bruder auf den Rücken.
"Das glaube ich...Und nun komm, lass uns hinauf gehen. Es bringt nichts, wenn du dich hier besäufst, kleiner Bruder."
Beschützerinstinkt für seinen jüngeren Bruder hatte er immer noch...

Edward fuhr sich durch die roten Locken und seufzte schwer. "Ganz ehrlich, Robert ... keine Ahnung. Ich weiß nicht, was das Beste wäre, ich habe nicht die geringste Idee, wie ich mich verhalten sollte. Das einzige, was ich habe ist Angst. Angst davor, dass sie mich verlässt, besonders wenn ich jetzt womöglich in den Krieg ziehen muss und wir so im Streit auseinander gehen." erwiderte Edward. "Aber ja, vermutlich ist es einen Versuch wert. Und womöglich auch meine einzige Chance." murmelte er und leerte entschlossen seinen Becher. "Ich weiß nicht. Wenigstens für heute Nacht würde es so einiges bringen, hm? Der Alkohol macht es ein wenig leichter zu ertragen." bemerkte Edward, folgte dann aber Roberts Aufforderung und erhob sich. Vermutlich hatte Robert Recht - so wie immer - ein Mann mit seiner Vorgeschichte sollte bei düsterer Gemütsverfassung besser nicht zu viel dem Alkohol zusprechen.

"Ich weiß, Ed, ich weiß...Aber sie liebt dich, sie wird dich nicht verlassen. Glaub mir, es wird dauern, aber letztendlich wird sie dir vergeben. Mach dir nicht zu viele Sorgen. Du brauchst nur etwas Geduld, auch wenn das nicht deine Stärke ist. Versuch die Wogen wenigstens ein bisschen zu glätten, bevor wir abreisen müssen. Ich denke, Mutter könnte dir helfen."
Robert grinste schief. "Glaub mir, du bereust es nachher. Leichtes Vergessen und morgen ist alles noch viel schlimmer. Nimm es wie ein Mann, hm? Und jetzt komm...."
Er schob Edward vor sich her aus der Halle und brachte ihn in ihre Gemächer.
"Josie, wir haben heute Nacht einen Gast....Ed braucht einen Unterschlupf." Seine Frau würde ihm da keinen Strich durch die Rechnung machen.

"Dein Wort in Gottes Ohr, Rob. Dein Wort in Gottes Ohr ..." murmelte Edward und erhob sich. Er konnte bei weitem nicht so zuversichtlich sein wie sein Bruder und das ärgerte ihn umso mehr, weil er sonst eigentlich ein unverbesserlicher Optimist war und nicht dazu neigte die Welt in düsteren Farben zu sehen.
Er schnaubte leise und verzichtete auf einen weiteren Kommentar zu Roberts Bemerkung, denn zum einen hatte dieser ja ganz Recht, morgen würde es nur schlimmer sein, und zum anderen wäre Edward vermutlich bissig geworden und das wollte er um jeden Preis vermeiden, wusste er die Hilfe seines Bruders doch wirklich zu schätzen.
Josephine sah verwundert auf als Robert heute Abend nicht allein zurück kam, sondern Edward im Schlepptau hatte. Sie unterdrückte ein Seufzen und ließ den Blick mit hochgezogenen Augenbrauen zwischen den beiden Brüdern hin und her gleiten. "Sicher. Aber verratet mir: muss ich gehen und irgendwelche Scherben zusammenfügen? Was hast du angestellt, dass deine Frau dich vor die Tür gesetzt hat und nun vermutlich ihr Kissen mit Tränen durchnässt?" fragte Josephine skeptisch, machte aber zugleich eine einladende Geste, damit die beiden sich setzten.

Robert verzog leicht das Gesicht. Es war klar gewesen, dass Josephine sie sofort durchschaute. "Tja, ich weiß nicht, ob es dafür nicht ein bisschen spät ist, Liebste..."
Er bedachte seinen Bruder mit einem vorwurfsvollen Blick. "Warum muss ich eigentlich immer irgendwem deine Schandtaten beichten?"
Er setzte sich hin, Edward folgte seinem Beispiel.
"Unrecht hast du nicht, wahrscheinlich tut sie das. Edward....hat Helene auf eine ganz spezielle Art und Weise getröstet, als er in Dover war.", sagte er dann ernst.
"James hat ihm eine entsprechende Buße auferlegt und Claire hat es nun heraus gefunden.", offenbarte er. "Du kennst ihn ja..."

Edward zuckte leicht mit den Schultern und hob sogleich abwehrend die Hände. "Du bist mein großer Bruder." erinnerte er Robert mit einem unschuldigen Lächeln, das allerdings nicht so ganz gelang wie sonst und offenbarte, wie es um Edwards Stimmung tatsächlich bestellt war. "Außerdem kannst du das so wundervoll diplomatisch vermitteln."
Josephine hörte ihrem Gemahl mit ernster Miene zu und stieß dann einen kleinen Stoßseufzer aus. "Ich fasse es nicht ..." murmelte sie und warf Edward einen finsteren Blick zu. "Wieso bei allen Heiligen kannst du dich nicht ein einziges Mal zusammen nehmen, wenn du doch so furchtbar verliebt bist?" brummte sie verstimmt und sah dann wieder Robert an. "Und du bemitleidest ihn auch noch, hm? Und wer kümmert sich in der Zwischenzeit um Claire? Das arme Kind wird doch ganz außer sich sein vor Kummer!"

Robert verdrehte die Augen. "Das ist doch keine Rechtfertigung für alles. Ich kann nicht dein Leben lang die Kohlen für dich aus dem Feuer holen, Ed. Aber ja, Diplomatie war noch nie deine wirkliche Stärke."
Er sah Josephine an und schüttelte den Kopf.
"Er kann es einfach nicht. Und nein, ich bemitleide ihn nicht. Aber er ist mein kleiner Bruder, ihn zu beschützen liegt mir im Blut seit ich klein war. Und ich kann ihn ja nicht einfach herum sitzen lassen da unten, während er sich betrinkt. Ich muss dir ja nicht sagen, wohin das bei ihm führt. Vielleicht wirst du Claire ein bisschen helfen können....Bitte."
Robert sah sie bittend an.
"Wenn du willst, kümmer dich ein bisschen..."

Josephine schnaubte verächtlich. "Er kann es einfach nicht? Natürlich kann er, er will nur einfach nicht, das ist das eigentliche Problem! Wenn man etwas wirklich will, geht es auch." entgegnete sie ärgerlich und erhob sich dann. Langsam trat sie auf Edward zu und tippte ihm mit dem Zeigefinger energisch auf die Brust. "Und du wag es ja nicht dem armen Mädchen noch mehr anzutun indem du dich jetzt vor lauter Selbstmitleid wieder irgendwelchem Dreckszeug hingibst, um im Rausch deine Fehler zu verdrängen. Ich schwöre dir, Edward of Oxford, wenn du das tust, drehe ich dir eigenhändig den Hals um!" erklärte Josephine entschieden. Sie wollte um keinen Preis, dass sie alle das noch einmal durchmachen mussten. Zweimal hatte Robert seinen Bruder schon von irgendwelchem Zeug fernhalten müssen und jedes Mal war es eine Tortur gewesen, nicht nur für Edward selbst.
Josephine seufzte leise und drückte dann kurz Roberts Hand. "Ich schätze, du brauchst heute Abend nicht auf mich zu warten so wie die Dinge im Moment stehen." murmelte sie und wandte sich dann zur Tür, um Claire zu suchen. Sie wollte nicht, dass das Mädchen heute Abend ganz alleine war mit ihrem Kummer und ihrer Verzweiflung.

Robert schüttelte leicht den Kopf. "Vielleicht ist das so, aber hast du jemals erlebt, dass er sich wirklich beherrscht hat in dieser Hinsicht?", gab er zu bedenken. Er beobachtete, wie sie Edward Vorhaltungen machte und unterdrückte ein Grinsen.
Josie konnte ganz schön energisch werden und in diesem Zustand hatte jeder erheblichen Respekt vor seiner Frau.
"Hör lieber auf sie.", empfahl er leise. Dann erwiderte er den Händedruck seiner Frau. "Ja, das habe ich befürchtet...Ich danke dir, dass du dich um sie kümmerst."
Das würde für Claire das Beste sein, denn dann war sie mit ihrem Kummer nicht allein. Sie würde genug damit zu tun haben.

Edward bedachte Josephine mit einem missfälligen Blick, verzichtete jedoch auf eine Antwort, weil er genau wusste, dass er dabei nur verlieren konnte. Als sie das Gemach verlassen hatte, sah Edward seinen Bruder an und verdrehte leicht die Augen. "Als hätte ich mir heute nicht schon genug Beschimpfungen anhören müssen ..." murrte er ungehalten, war aber zugleich auch erleichtert, dass Josephine sich auf den Weg zu Claire machte, damit diese heute Nacht nicht alleine bleiben musste.
Sachte klopfte Josephine auch nur wenig später an die Tür zu den Gemächern, die Edward und Claire bis zu ihrem Streit geteilt hatten. Sie wartete nur kurz, dann öffnete sie vorsichtig die Tür und trat ein. "Claire?" fragte sie gedämpft während sie die Tür hinter sich wieder schloss. "Liebes, bist du da?" Hoffentlich hatte sie sich nicht irgendwo in der Burg ein dunkles Eckchen gesucht, denn sie dann zu finden würde schier unmöglich werden.