William und Joanna - ab 1173 bis 1174

 

Eleonore folgte seinem Blick und schickte die Bediensteten mit einer Handbewegung hinaus. "So, nun sind wir ungestört. Aber nicht nur Edward wird dir Ehre machen, William. Robert tut es auch. Wie ich höre, macht er sich gut im Gefolge meines Sohnes."
Sie seufzte leise.
"Aber du weichst mir aus, mein Freund. Was hast du erfahren? Beunruhigende Neuigkeiten?", fragte sie erneut. Sie musste wissen, wie die Lage war. Und wie aussichtsreich Henrys Situation war. Ob ihr SOhn schon Hilfe gesucht hatte?

 

William war sich nicht ganz sicher, ob er froh darüber sein sollte, dass sie die Dienerschaft hinaus schickte oder nicht. So hatte er jetzt keinen Grund mehr ihren Fragen ausweichen zu können.
William legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Es freut mich, dass du solche Dinge hörst. Mit mir spricht er schließlich nicht mehr." bemerkte William trocken und rutschte ein wenig unruhig auf seinem Stuhl herum.
Schließlich stützte er die Ellenbogen auf den Knien ab und atmete geräuschvoll aus. "Weißt du nicht selbst schon, was ich heraus gefunden habe? Du packst deine Sachen, also gehe ich davon aus, dass du dich Henry und Richard anschließen wirst. Ich denke nicht, dass ich dir also etwas neues erzählen kann." erklärte William langsam.

 

Eleonore legte den Kopf schief. "Warum spricht er nicht mehr mit dir? Was hast du angestellt?" fragte sie behutsam und schüttelte dann den Kopf. "Ja, ich werde zu Henry und Richard gehen, aber deshalb weiß ich trotzdem nicht alles. Mein werter Gemahl ist...nicht sehr zimperlich mit Briefen von meinen Söhnen. Ich kann froh sein, wenn ich sie zu lesen bekomme. Manchmal bekommt er sie allerdings vor mir in die Finger, wenn meine Boten nicht ganz so vorsichtig sind. Also wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mir trotzdem ein paar Neuigkeiten mitteilst. Sie werden neu sein, glaub mir."
Eleonore beugte sich leicht vor.
"Du bist mir doch ebenso loyal wie Henry. Ich war schließlich immer auf deiner Seite."

 

"Ich? Du solltest eher fragen, was er angestellt hat." brummte William und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. "Er hat sich Hals über Kopf in eine Dirne verliebt und nun der festen Überzeugung, dass er entweder sie oder gar keine heiraten wird." William schnitt eine Grimasse. Das Thema behagte ihm absolut nicht, denn der Konflikt mit Robert war noch lange nicht ausgestanden.
Dann schnalzte William leise mit der Zunge. Natürlich, er hatte gewusst, dass er in Teufelsküche kommen würde mit dieser Sache. "Henry sollte eigentlich zuerst davon erfahren." murmelte er und seufzte dann leise. "Dein Sohn ist ... auf dem Weg nach Chartres. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen." erwiderte er dann schließlich.

 

"In eine Dirne?", wiederholte Eleonore ungläubig. "Aber er muss doch wissen, dass das völlig unmöglich ist. Er ist der Erbe des Lordkanzlers! Glaub mir, er wird sich schon wieder einkriegen. Irgendwann wird er einsehen, wie hirnrissig sein Plan ist."
Eleonore verschränkte die Arme. "Henry...wenn Henry es weiß, bekomme ich es auch irgendwann mit, also kannst du es mir gleich sagen. So...Henry ist auf dem Weg zu Louis?"
Sie überlegte kurz. "Das ist gut. Louis wird ihm helfen zu seinem Recht zu kommen. Und um ehrlich zu sein....ich hatte gehofft, du würdest dich uns ebenfalls anschließen. Richard ist immerhin dein Schwiegersohn! Du weißt ganz genau, dass sie mit ihren Forderungen Recht haben. Es steht ihnen zu..."

 

"Wissen tut er das wohl auch, aber das interessiert ihn momentan herzlich wenig. Nun ja, ich kann nur abwarten und hoffen, dass er zur Vernunft kommt." William zuckte mit den Schultern und lehnte sich dann wieder ein wenig zurück.
"Offensichtlich." bestätigte William und nickte. "Mittlerweile wird er auch bereits bei ihm angekommen sein."
Im nächsten Moment verschlug es William regelrecht die Sprache. Er öffnete kurze den Mund, schloss ihn dann jedoch wieder ohne irgendetwas gesagt zu haben. Nervös starrte er auf seine Hände, ehe er sich die Worte sorgsam zurecht gelegt hatte und Eleonore wieder ansah. "Eleonore, das kann ich nicht." erwiderte William. "Richard mag mein Schwiegersohn sein, aber Henry ist und bleibt mein König, dem ich die Treue geschworen habe und ich habe nicht vor meinen Eid zu brechen, nur weil deine hitzköpfigen Söhne nicht wissen wohin mit ihrer Energie. Sie haben ein Anrecht auf all diese Dinge - sobald Henry tot ist. Und ich werde Louis von Frankreich sicher nicht dabei helfen unser Land zu spalten."

 

"Das wird er. Schließlich ist er doch sehr wie du.", beruhigte Eleonore ihn, ehe sie sich wieder dem ernsten Thema zuwandte. Sie wollte William unbedingt überzeugen.
"Wie kann dir so egal sein, was aus Richard wird? Henry hast du die Treue geschworen, ja, aber seinen Söhnen auch. Immerhin ist mein Ältester auch zum König gekrönt worden. Henry hat ihnen schon zu seinen Lebzeiten Land zugesprochen. Und darüber wollen sie nun wenigstens ein bisschen Macht haben. Das ist nur legitim. Mein werter Gemahl hätte das nicht tun sollen, wenn er seine Macht nicht teilen will. Louis wird ihm nur helfen, nicht aber England spalten. Wenn Henry seine Versprechen halten würde, hätten wir diese Probleme gar nicht erst..."

 

"Es ist mir nicht egal, was aus Richard wird." gab William ein wenig gequält zurück. Eleonore wusste genau, wie er zu dem Jungen stand und nutzte das ganz gezielt aus.
"Nun, dann hätte er es vielleicht besser lassen sollen, um zu warten, bis seine Söhne genug Verstand haben, um diese Situation besser zu handhaben. Eleonore, wenn Louis beginnt in dieser Sache mitzumischen, wird es nicht dabei bleiben, dass er Henry unterstützt. Er wird die Gelegenheit nutzen wollen, um seine eigenen Vorteile daraus zu ziehen."
Langsam erhob William sich von seinem Platz. "Es tut mir wirklich Leid, aber ich werde meinen Eid Henry gegenüber in dieser Sache nicht brechen. Ich bin gerne dazu bereit ihn weiter zu bearbeiten, um eine friedliche Lösung zu finden, aber sollte dein Sohn einen offenen Konflikt suchen ... ich bin und bleibe Henrys Lordkanzler bis entweder er oder der Tod mich davon entbindet."

 

"Es scheint im Moment nur so oder wie?" Eleonore verschränkte genervt die Arme. "Was sagst du mir das? Meine Söhne führen den ganzen Trupp an, nicht ich. Es wird schon gut gehen. Und vielleicht meint Louis es ja nur gut? Was für Vorteile solle er denn daraus ziehen können? Ich denke nicht, dass dabei nennenswerte Nachteile für uns entstehen."
Eleonores Laune sank schlagartig. Das hatte sie sich irgendwie ganz anders vorgestellt. Sie war sich inzwischen ziemlich sicher, dass sie William nicht auf ihre Seite ziehen konnte, das wiederum verärgerte sie nachhaltig.
"Ich dachte, wir wären Freunde! Nun, nun fällst du mir und meinen Söhnen in den Rücken. Wie kannst du das mit dir vereinbaren? Friedliche Lösung...du weißt genau, dass es die mit Henry nicht geben wird."

 

"Vielleicht meint er es nur gut? Das glaubst du doch selbst nicht! Du weißt so gut wie ich, dass dein früherer Gemahl solche Dinge kaum aus Wohlwollen heraus tut. Es ist ihm ein Dorn im Auge, dass Henry nicht nur über England und die Normandie, sondern auch Aquitannien, die Bretagne und das Anjou verfügt. Er wird also jede Chance nutzen, die sich ihm bietet. Das war schon immer so."
William knirschte mit den Zähnen und sah Eleonore zweifelnd an. "Ich kann es nicht mit mir vereinbaren. Und genau das ist mein Problem, begreifst du das nicht? Eigentlich dürfte ich diese Unterhaltung mit dir gar nicht führen. Aber da mein Schwiegersohn, meine Tochter und obendrein mein ältester Sohn in diese Sache verwickelt sind, stehe ich immer noch hier." er fuhr sich unbehaglich über das Kinn. "Ich wünschte, ich müsste mich nicht entscheiden."

 

Eleonore schüttelte den Kopf. "Und wenn schon...Henry verhält sich aber auch ziemlich selbstherrlich. Er denkt, niemand könne ihm etwas anhaben. Aber Louis ist ihm doch ebenbürtig, das sollte er nicht vergessen. Und es sollte ihm ja wohl zu denken geben, wenn sein eigener Sohn sich mit Louis verbündet."
Warum musste William nur so stur sein?
"Aber du musst eine Entscheidung treffen. Überleg doch einmal, wie oft Henry dir schon in den Rücken gefallen ist. Warum also solltest du an ihm festhalten? Wenn mein Sohn an die Macht kommen sollte und du auf der falschen Seite stehst, könntest du alles verlieren..."

 

"Er hat mir aber umso öfter auch den Rücken gestärkt. Außerdem bin ich kein Mann, der sein Wort bricht, das müsstest du mittlerweile doch eigentlich wissen." Williams Augen weiteten sich ein klein wenig, dann runzelte er die Stirn.
"Sollte er rechtmäßig an die Macht gelangen, werde ich ihm die Treue schwören, so wie ich es bei seiner Krönung gelobt habe und dann liegt es allein in seiner Hand zu entscheiden was bleibt und was nicht. Allerdings glaube ich nicht, dass er momentan über die Mittel verfügt, sich eine solche Position zu erarbeiten. Selbst mit Louis' Unterstützung ... die Mehrheit der Lords steht hinter deinem Mann, nicht hinter seinem Sohn und ein König ohne treue Gefolgsleute ist kein König." William rieb sich unbehaglich über den Nacken. "Wenn ich jetzt gegen meinen König rebelliere, laufe ich noch viel eher Gefahr Dinge zu verlieren, die mir wichtig sind. Und mir wäre wohler, wenn wir es nun vorerst dabei belassen. Ich muss Henry berichten, was ich herausgefunden habe." William verbeugte sich und wandte sich zur Tür, blieb dort jedoch noch einmal stehen.
"Du weißt, dass ich mich nicht von Henry abwenden kann." erklärte er langsam und sah Eleonore noch einmal an. "Genauso wenig wird mir mein Herz jedoch erlauben, das Schwert gegen meine Verwandtschaft zu erheben." William seufzte leise. Das war eine Last, die wahrlich schwer auf seinen Schultern ruhte.

 

Eleonore erhob sich langsam. "Du glaubst, dass Richard und Henry untergehen, wenn sie sich gegen ihren Vater auflehnen.", stellte sie fest.
Sie trat einige Schritte auf William zu. "Aber du, du wirst mit Henry fallen, wenn er irgendwann fällt. Und so wie er sich aufführt, wird das auch nicht allzu lange dauern. Aber ich weiß, dass du dein Wort nicht brichst, also sei es drum...Wo auch immer wir landen, pass auf dich auf."
Sie legte den Kopf leicht zur Seite.
"Falls du dir Möglichkeit hast, das Schwert ruhen zu lassen..."

 

Das Gespräch mit Eleonore war William sichtlich auf den Magen geschlagen und als er nun zu Henry kam, wünschte er sich eigentlich ganz weit weg.
Er klopfte und wurde hinein gelassen, wo er sich kurz vor Henry verneigte und dann dankbar einen Becher Wein von einem Diener entgegen nahm. "Ich wünschte, ich hätte gute Nachrichten für dich." begann William langsam und nippte an seinem Wein. "Aber meine Befürchtungen haben sich bestätigt. Henry ist auf dem Weg nach Chartres gewesen und wird mittlerweile bei Louis angekommen sein." erklärte er die entscheidende Information, die er dabei hatte.

 

Henry sah interessiert auf, als William das Zimmer betrat und hob eine Augenbraue. "Sieh an, kommst du auch endlich?", fragte er dann spöttisch, aber nicht unfreundlich. "Du bist ja schon eine ganze Weile hier."
Er trank ebenfalls einen Schluck Wein und lauschte William aufmerksam. Dann lehnte er sich ungläubig nach vorne.
"Er tut was? Hat er den Verstand verloren? Natürlich, du hast es geahnt. Trotzdem...Er verrät seine Heimat. Frankreich ist...der Feind! Wie kann er mir so in den Rücken fallen? Nur, weil er es nicht erwarten kann, bis ich tot bin."

 

William grinste knapp. "Du weißt doch, wie die Frauen sind, wenn sie lange auf einen haben verzichten müssen ..." gab er spöttisch zurück und ließ sich dann Henry gegenüber nieder. "Zunächst ist Frankreich erst einmal sein Schwiegervater." erwiderte William. "Ich weiß nicht, was er sich von Louis erhofft, doch ich fürchte, er will dort nicht einmal nur Unterschlupf suchen bis sich die Wogen geglättet haben. Dafür ist er viel zu stolz." William nahm einen Schluck Wein und legte den Kopf schief. "Außerdem ist Richard bei ihm und dass Eleonore ihre Sachen packt und Geoffrey mitnimmt, sollte dir ja bekannt sein. Aber egal was er versucht ... allein mit Louis' Hilfe wird er nichts erreichen können."

 

Henry grinste anzüglich. "Besonders deine Frau, nicht wahr? Aber du, mein Freund, bist auch nicht besser. Du kannst es auch kaum erwarten Joanna wiederzusehen."
Henry verschränkte die Arme und starrte in seinen Weinbecher.
"Das gefällt mir nicht. Natürlich will er Unterstützung gegen mich von Louis. Aber meinst du wirklich, seine Chancen sind so gering? Du kennst die Stimmung unter den Fürsten besser als ich. Stehen sie hinter mir, auch wenn es zum Krieg kommt? Auch, wenn Eleonore und Richard Henry unterstützen? Halten sie mir die Treue?"

 

William erwiderte Henrys Grinsen. "Ah, in der Tat, ich freue mich ebenfalls sie wiederzusehen. Allerdings" und nun wurde William wieder ernster. "hat auch deine Gemahlin es kaum erwarten können, mich wieder zu sehen."
William lehnte sich zurück und wog seine Worte kurz ab. "Ich denke, dass er zu Louis geht, steht ihm zusätzlich im Wege. Selbst wenn es den ein oder anderen gibt, der deinen Sohn für geeignet hält ... es wird kaum jemand darauf aus sein, dem Franzosen zu Dank verpflichtet zu sein. Du wirst dich also auf sie verlassen können, auch wenn wir den ein oder anderen gut im Auge behalten müssen, ich weiß nicht inwiefern deine Söhne und ihre Mutter sich möglicherweise schon Freunde haben machen können, aber das werden wir heraus finden."

 

Henrys Miene verfinsterte sich. "Das habe ich fast befürchtet. Eleonore...manchmal wüsste ich gern, was eigentlich in ihrem Kopf vorgeht. Und ihr merkwürdiger Spanier macht sich in letzter Zeit auch verdächtig rar."
Henry nickte bedächtig. "Gut. Du denkst also, er schadet sich bloß selbst, wenn er zu Louis geht. Wir werden schon sehen, welche Vorarbeit Eleonore schon geleistet hat. Aber ich vertraue auf dein Urteil, William. Wenn du sagst, uns droht keine Gefahr, weil Henry zu wenige Gefolgsleute um sich geschart hat, dann wird es so sein."

 

"Wundert dich das wirklich? Ich glaube nur zu gern, dass er sich reichlich unwohl in seiner Haut fühlt, solange du in der Nähe bist." erwiderte William und zuckte mit den Schultern. Als Liebhaber der Königin war es immerhin nicht ganz ungefährlich in Henrys Nähe.
Dann schnalzte William leise mit der Zunge. "Wir sollten die Lage dennoch nicht unterschätzen, Henry. Wenn Louis deinem Sohn Gold und Truppen zur Verfügung steht, wird es dennoch unbequem für uns ... wenn auch nicht ernsthaft gefährlich. Doch noch hat er keinen ersten Schritt gemacht, solange haben wir Zeit uns vorzubereiten."

 

"Möglich. Aber ich habe ihn in letzter Zeit gar nicht gesehen, das ist sehr verdächtig. Vielleicht begleitet er Henry und führt diplomatische Verhandlungen mit den Franzosen. Dass Eleonore das ausnutzt war zu erwarten."
Henry seufzte leise und ging um den Tisch herum, klopfte William auf die Schulter. "Du hast recht. Wir haben Zeit genug uns vorzubereiten. Und ich hoffe, ich kann weiterhin auf dich zählen, auch, wenn deine halbe Familie auf der anderen Seite steht? Würdest du die Organisation in die Hand nehmen, William?"

 

William betrachtete Henry ein wenig skeptisch als er ihm auf die Schulter klopfte und seufzte leise. "Natürlich kannst du auf mich zählen." erwiderte er und schnitt eine leichte Grimasse. "Aber eines sage ich dir gleich, sollte ich Gefahr laufen meinem Sohn auf einem Schlachtfeld gegenüber zu stehen, werden andere diesen Kampf ausführen müssen. Nur damit das klar ist." erwiderte William und erhob sich dann langsam.
"Ich habe dir einen Eid geschworen und dazu stehe ich nach wie vor. Nur gegen meinen eigenen Sohn werde ich das Schwert nicht erheben."

 

Beatrice seufzte leise und beäugte unwillig den Becher vor sich. Seit einigen Tagen schon nahm sie einen Sud aus verschiedenen Kräutern zu sich, den die Hebamme ihr empfohlen hatte - hinter vorgehaltener Hand und unter dem Versprechen des Stillschweigens. Er würde - wenn alles funktionierte - verhindern, dass sie nun unmittelbar wieder schwanger wurde. Sie wollte erst ein wenig Zeit verstreichen lassen und sich auf ihre beiden kleinen Söhne konzentrieren. Gerade Stephan forderte sie gerade sehr, er bekam immer mehr Zähnchen und die quälten ihn, sodass er oft auch Nachts schrie.
Aber sie liebte ihre Kinder und sie würde es nicht anders haben wollen. Auch, wenn die momentane Situation nicht einfach war. Sie fürchtete, Richard würde Dummheiten machen.
In einem Zug leerte se den Becher und verzog das Gesicht. Es schmeckte scheußlich, aber wenn es den gewünschten Erfolg hatte, würde sie sich nicht beschweren. Noch wusste Richard nichts davon...auch, wenn sie das Thema ja schon angeschnitten hatte.

 

Auch wenn anstrengende Verhandlungen hinter ihm lagen, strotzte Richard nur so vor Energie. Sie hatten Chartres am Morgen erreicht und Henry und er hatten den Vormittag über mit Louis zusammen gesessen. Ein Grund mehr, weshalb Richard nun dringend die Nähe seiner kleinen Familie suchte, um wenigstens für zwei, drei Stunden Ruhe zu haben.
Er betrat das Gemach mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. "Ah, meine Herzogin." begrüßte er Beatrice überschwänglich und ging zu ihr hinüber. "Ich brauche deine Hilfe. Zum einen, weil ich mich nach deiner Nähe sehne und zum anderen, weil Louis dich heute Nachmittag kennenlernen will." erklärte er, legte die Arme um ihre Hüften und nahm ihr den Becher aus der Hand, den sie gerade von den Lippen abgesetzt hatte, in der Hoffnung ein wenig Wein darin zu finden. Etwas enttäuscht beäugte er den leeren Becher und verzog dann das Gesicht als ihm ein eher unangenehmer Geruch in die Nase stieg. "Was trinkst du denn da für ein widerliches Zeug? Louis wird doch wohl sicher besseren Wein für seine Gäste zur Verfügung stellen." erkundigte er sich, stellte den Becher eilig bei Seite und gab Beatrice einen Kuss.

 

Beatrice lächelte leicht, als Richard eintrat. "So wie du aussiehst, sind die Gespräche gut verlaufen.", begrüßte sie ihn, bedachte ihn dann aber mit einem tadelnden Blick. "Und du weißt, dass du mich nicht so nennen solltest. Noch bist du nicht Herzog."
Sie hob eine Augenbraue. "So, du brauchst meine Hilfe? Deiner Sehnsucht kann ich wohl abhelfen, aber warum will Louis mich unbedingt kennenlernen? Er wird sich bloß fragen, was du mit einer Frau wie mir willst. Man sieht mir die Schwangerschaft immer noch an."
Dennoch musste sie lachen, als er ihren Kräutersud probieren wollte. "Du weißt doch, dass ich noch nicht viel Wein trinke, solange ich stille. Das ist auch nicht von Louis, sondern von der Hebamme." Jetzt musste sie sich nur noch etwas überlegen, wie sie einem Streit aus dem Weg ging. "Sie meinte, das würde mir gut tun."