William und Joanna - ab 1189 bis 1190

"Weil ihr einmal Streit hattet, kommt sie gleich in mein Bett? Ich bitte dich, John, das muss selbst in deinen Ohren nach einer lahmen Ausrede klingen. Es steckt mehr dahinter, das willst du nur nicht wahr haben." Arthur lachte auf. "Mitleid? Also wirklich. Das hat rein gar nichts mit Mitleid zu tun. Wenn sie überhaupt etwas aus Mitleid tut, dann bei dir bleiben. Sie will dich nicht verletzten."
Solange ich lebe, liebt sie mich.
Johns Worte ließen Arthur einen leichten Schauer über den Rücken laufen und er ließ John ohne ein weiteres Wort ziehen. Langsam lehnte er sich wieder gegen seinen Schreibtisch und rieb sich über die Arme.
Ja, solange John lebte, würde sie bei ihm bleiben. Das hatte Constance auch schon gesagt. Wenn John allerdings tot war, dann stand ihnen beiden nichts mehr im Wege ...

Edgar

Edgar seufzte leise und griff nach dem nächsten Zaumzeug, das er zu fetten hatte. Heute hatte der Earl beschlossen, es sei Zeit für eine gründliche Reinigung des Sattelzeugs der Übungspferde und auch seines eigenen, ebenso wie die Rüstungen, die sie zum üben nutzten, eine Politur durchaus nötig hatten.
Alle Knappen hassten solche Arbeiten, auch Edgar und Will waren nicht allzu begeistert. Trotzdem saßen sie hier draußen und verrichteten ihre Arbeit.
Edgar sah ja durchaus ein, dass sie erledigt werden musste. Spaß machte es trotzdem nicht. "Ich wünschte, diese Rüstungen hätten nicht so viele Teile...", stöhnte er leise.
Will und er hatten sich rasch angefreundet, besonders seit sie einen Teil des Unterrichts zusammen bekamen.

Will

Will war froh, dass er in Edgar im Handumdrehen einen guten Freund gefunden hatten. Sie hatten sich vom ersten Tag an verstanden und seit Charles entschieden hatte, dass sie zwei zumindest einen Teil ihres Unterrichtes zusammen bekommen sollten, hatten die beiden Jungen mehr und mehr Zeit miteinander verbracht.
Auch jetzt saßen sie wieder zusammen, allerdings bei einer Arbeit, die Will nun ganz und gar nicht passte. Er sah zu Edgar hinüber, der leise stöhnte. "Ich finde es nicht sonderlich fair, dass wir diesen ganzen Kram alleine machen müssen." fügte er der Bemerkung seines Freundes hinzu und maß das Zaumzeug in seiner Hand mit einem verdrießlichen Blick. "Für dieses Zeug sind doch eigentlich die Stallburschen zuständig. Das ist hier doch die reinste Schinderei ..." brummte Will und vermutete insgeheim, dass Charles ihm diese Aufgabe nur aufgedrückt hatte, um ihn zu bestrafen.

Edgar

Edgar warf Will einen skeptischen Blick zu, als dieser anfing sich zu beschweren. Es war immer ein kleine Punkt, über den sie meinungsverschiedenheiten hatten. Denn während Edgar wirklich dankbar für diese Gelegenheit war und den Earl of Kent sehr gern hatte, fand Will fast kein gutes Haar an Charles. Er wusste nicht, warum das so war, aber es behagte ihm nicht recht.
"Nun, wer sollte es denn sonst tun? Als Knappen ist das doch unsere Aufgabe. Wir benutzen die Sachen ja auch für unsere Übungen. Außerdem sagt der Earl immer, man muss die Teile gut kennen, wenn man sie benutzen will. Und am besten lernt man sie kennen, wenn man sie säubert und selbst dafür verantwortlich ist, dass alles in Ordnung ist. Aber recht hast du schon, es ist wirklich keine sonderlich schöne Aufgabe. Nur leider notwendig und vermutlich sehr zielführend, wie meistens..."

Will

Will zog leicht die Schultern in die Höhe. "Naja, das ganze Sattelzeug könnten ja wenigstens die Stallburschen in Ordnung halten, oder nicht? Dafür sind sie schließlich da." erwiderte Will nüchtern. Dann seufzte er leise. "Ja ja, der weise Earl hat gesprochen ..." murmelte er leise und legte das Zaumzeug zur Seite, das er gerade geputzt hatte, um nach einem Teil der Rüstung zu greifen. "Und die Rüstung hier ist doch eigentlich sauber, ich weiß gar nicht was er hat. Und dreckig wird sie morgen sowieso wieder ..."
Zielführend? Will lag ein bissiger Kommentar auf der Zunge, aber den schluckte er dann doch lieber herunter. Er fand nicht unbedingt, dass Charles' Maßnahmen alle so furchtbar zielführend waren. Aber er wusste mittlerweile wie sehr Edgar den Earl anhimmelte, deshalb sparte er sich solch eine Bemerkung besser.

Edgar

"Die kümmern sich doch eher ums Ausmisten und Füttern. Außerdem hilft uns nicht wirklich weiter, was sie tun könnten, schließlich haben wir diese Aufgabe aufgebrummt bekommen." Edgar wusste zwar selbst nicht so genau wieso, aber letztendlich blieb ihnen ohnehin nichts Anderes übrig. Und zu zweit war es nicht ganz so langweilig.
"Ich schätze, das Problem ist das 'eigentlich'. Und die Scharniere müssen geölt werden. Aber du hast recht, sie sind schneller wieder schmutzig als wir schauen können."
Edgar seufzte leise. "Wenigstens müssen wir es nicht allein machen, sondern dürfen es zu zweit tun. Ich hoffe, du darfst bald mit mir zusammen mit dem Schwert trainieren."

Will

Will starrte auf das Rüstungsteil hinab und für einen Moment schweiften seine Gedanken ein wenig ab. Glitten zu seinen Brüdern, die selbst schon Ritter waren und eine noch viel bessere Rüstung als diese hier ihr eigenen nennen konnten. Hoffentlich würde er es auch eines Tages soweit bringen. Im Moment schien er allerdings noch Jahre davon entfernt.
Will sah auf und seine Miene verfinsterte sich ein wenig. „Darum würd ich lieber nicht wetten. Der Earl scheint mich so lange wie möglich von einem vernünftigen Schwert fern halten zu wollen.“ knurrte Will. Allein der Gedanke daran ließ ihn wieder ungehalten werden. Er wollte endlich richtig trainieren können und nicht immer mit diesem besseren Stock auf einen Strohsack einschlagen müssen.

Edgar

Edgar konnte spüren, dass sein Freund mit den Gedanken völlig woanders war und schaute ihn neugierig an. "Woran denkst du gerade, Will?", fragte er leise. "Du wirkst so abwesend."
Er wusste, sein Freund fühlte sich noch nicht ganz so wohl hier und mochte Charles nicht besonders. Er hoffte, dass sich das noch ändern würde.
"Ach, warte doch einmal ab...Ich bin sicher, er entscheidet bald, dass du soweit bist. Ich musste auch erst einmal wochenlang mit der Strohpuppe trainieren, bis ich die erste Trainingseinheit mit ihm persönlich hatte. Das war ein wirklich großer Unterschied und ich war ganz froh mit meinem unbeweglichen Gegner."

Will

„Hm?“ Will sah auf und schüttelte kurz den Kopf, so als würde er die Gedanken, die durch seinen Kopf gegeistert waren, verscheuchen wollen. „Ach, nur an meine Brüder … sie sind alle schon Ritter, weißt du. Naja, bis auf einer, aber der ist Bischof geworden, also zählt der irgendwie nicht.“ James hatte schließlich die geistliche Laufbahn eingeschlagen. „Ich wünschte, ich wäre auch schon so weit wie sie. Ich hätte den König gerne auf seinem Kreuzzug begleitet, aber ich durfte nicht. Stattdessen bin ich … naja, hier her gekommen.“ Will zuckte leicht mit den Schultern.
Bei Edgars Worten schnaubte Will leise. „Als du damals hergekommen bist, war das vielleicht so.“ murmelte er und starrte wieder auf die Rüstung hinab. „Vielleicht sollte ich doch froh sein, über die Strohpuppe. Die ist fast beweglicher als Charles und geht mir wenigstens nicht mit irgendwelchem Gequatsche auf die Nerven.“

Edgar

"Es ist sicher schwierig, wenn seine Brüder so erfolgreich sind. Sicher sind sie große Vorbilder, aber es ist auch schwierig genauso groß zu werden wie sie, oder? Ich weiß nicht so genau, ich habe nur eine Schwester und die ist im Kloster. Ich bin jedenfalls froh, dass du nicht auf den Kreuzzug gegangen bist, sondern hierher. So bin ich wenigstens nicht so alleine."
Edgar musterte Will ein bisschen besorgt. "Du solltest aufpassen, dass dich außer mir niemand hört, wenn du solche frechen Dinge sagst. Außerdem kann der Earl doch gar nichts dafür, dass er verwundet wurde. Es ist noch nicht so lange her."
Edgar legte den Kopf schief. "Er weiß sehr viele Dinge und war immer ein hervorragender Kämpfer. Es ist wahr, er tut es nicht mehr. Zumindest habe ich ihn lange nicht mehr mit seinem Schwert gesehen. Aber wir hätten es trotzdem viel schlimmer treffen können. Er ist zwar streng, aber kein Leuteschinder."

Will

Will seufzte leise. „Schwierig, ja, so kann man es nennen.“ bemerkte er und streckte die Beine von sich. „Es ist quasi unmöglich so groß zu werden … zumindest was meine ältesten Brüder angeht. Einer ist bereits Earl, der andere wird es werden. Nur Elias hat noch keinen solchen Titel, aber ich gehe jede Wette ein, dass das auch nur noch eine Frage der Zeit ist, immerhin hat er die Halbschwester des Königs geheiratet.“ Will starrte auf seine Fußspitzen hinab. „Da werde ich nie heran reichen können.“ murmelte er betroffen.
Er sah auf und schenkte Edgar ein Lächeln. „Ja, wenigstens dafür ist mein Aufenthalt hier gut.“ stimmte er zu, zuckte dann jedoch mit den Schultern. „Na und, sollen sie mich doch hören. Ich sags ihm auch ins Gesicht, wenns sein muss.“ Will seufzte leise. „Er kann nichts dafür, ja, das behaupte ich ja gar nicht. Trotzdem bezweifle ich ernsthaft, dass er mir noch viel beibringen kann, jetzt mit dieser Verletzung. Früher war das ja vielleicht anders.“
Schlimmer … in Wills Augen war er von einem trostlosen Nest ins andere gekommen, was konnte da viel schlimmer sein?

Edgar

Edgar nickte langsam. "Ja, ich kann es mir vorstellen. Aber du wirst bestimmt da heran kommen. Wir haben noch viele Jahre Zeit das zu erreichen. Und wenn du dich richtig anstrengst, kannst du sicher auch eines Tages eine Grafschaft bekommen."
Zumal Wills Vater sicher dafür sorgen würde, dass er nicht leer ausging. Er hingegen würde liebend gern im Dienste des Earl of Kent bleiben. Etwas Besseres hatte er ohnehin nicht zu erwarten und er fühlte sich wohl hier.
"Du wirst nie auf einen grünen Zweig kommen, wenn du immer so unverschämte Dinge sagst.", mahnte Edgar. "Aber ich glaube, du wirst deine Meinung irgendwann noch ändern. Ich glaube nicht, dass er sich damit abfindet zum alten Eisen zu gehören."

Arthur zügelte sein Pferd und glitt aus dem Sattel. Einer der Stallburschen war bereits aus dem Stallgebäude gekommen, kaum dass Arthur sein Tier zum Stillstand gebracht hatte und er übergab dem jungen Burschen die Zügel. Damit wollte er sich nun wirklich nicht aufhalten. Er war hier, weil er etwas zu erledigen hatte und zwar endgültig.
Constance und John selbst hatten es ihm vor Augen geführt. Solange John lebte, würde Arthur nie wirklich bekommen, was er wollte. Und nachdem John Constantin abgeholt hatte, war Arthur in eine so düstere Stimmung verfallen, dass diese Gedanken in ihm hatten reifen können. Er wollte es zu Ende bringen – entweder John oder er. Und Arthur war mehr als sicher, dass er derjenige sein würde, der siegreich aus der Sache hervorgehen würde. Schließlich war er der Ritter, hatte eine entsprechende Ausbildung und schon im Krieg gekämpft. John hingegen war Gewalt immer fern gewesen und er hatte sich schon früh immer lieber hinter Büchern verkrochen.
Arthur legte die Linke locker auf das Heft seines Schwertes und ließ den Blick durch den Innenhof schweifen. Vielleicht sollte er gar nicht hier suchen, sondern direkt zu diesem Hospital gehen in dem John arbeitete?

John hatte heute den Mittag mit seiner Familie verbracht und sich nun auf den Weg ins Hospital gemacht. Er hatte am Nachmittag noch einiges zu tun und außerdem experimentierte er mit Azeem an einem neuen Mittel gegen Gelenksschmerzen herum. Einige der Pflanzen, deren Samen sie von einem Händler aus dem Osten erstanden hatten und die Azeem kannte, hatten tatsächlich begonnen zu wachsen.
Eilig streifte John seinen Mantel über, als er in den Innenhof trat und erstarrte am Fuß der Treppe plötzlich, als sein Blick auf eine einsame Gestalt fiel.
"Arthur...", sagte er frostig, nicht erfreut. "Was willst du hier? Es wäre nett, wenn du Besuche vorher ankündigen könntest und nein, Constantin geht jetzt auch nicht mit dir zurück."

Arthur hatte sich gerade dazu entschieden, es doch zuerst im Hospital zu versuchen als die Tür des Burgfrieds geöffnet wurde und eine Gestalt heraus trat – John.
Ein grimmiges Lächeln umspielte Arthurs Lippen als er seinen Bruder erkannte, dann hob er beschwichtigend die Hände. „Keine Angst, das hier wird das letzte Mal sein, dass ich unangekündigt hier auftauche – versprochen.“ Arthur trat langsam etwas näher und musterte John eingehend. „Darum geht es erst einmal gar nicht.“ bemerkte er und verengte ganz leicht die Augen. „Weißt du, John, ich habe nachgedacht und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir es hier und jetzt endgültig entscheiden sollten.“ Arthur lächelte leicht als er seinen Bruder ansah. „Ich fordere dich, John. Hier und heute.“ Er nickte zum Innenhof hinüber. „Lass es uns hinter uns bringen, dann brauchen wir uns beide nicht mehr den Kopf zerbrechen. Und da ich ja weiß, wie es um deine Schwertkünste bestellt ist …“ Arthur öffnete seinen Schwertgurt und nahm ihn dann hab, hob ihn leicht in die Höhe, um es noch einmal zu verdeutlichen. „Ohne Schwert.“ Er konnte John auch mit bloßen Fäusten besiegen. Und im Notfall hatte er noch immer einen Dolch zur Verfügung…

John hob eine Augenbraue. "Ach, tatsächlich? Das kann ich mir kaum vorstellen, so wie du dich immer benimmst." Aber er konnte tatsächlich spüren, dass diesmal etwas anders war. Dieses grimmige Lächeln war untypisch für Arthur.
Johns Augen weiteten sich leicht ungläubig und er schüttelte mit einem halbherzigen Lächeln den Kopf. "Hast du den Verstand verloren? Du forderst mich? Ich werde doch nicht mit dir um meine Familie kämpfen. Constance und Constantin sind doch kein Preis, um den man sich duelliert."
Er beobachtete, wie Arthur den Schwertgürtel löste und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich weiß nicht unter welchen Wahnvorstellungen du leidest, aber ich werde ganz sicher nicht mit dir kämpfen, weder mit noch ohne Schwert. Ich müsste mir nicht den Kopf zerbrechen, wenn du einfach verschwinden würdest."

„Habe ich nicht.“ erwiderte Arthur trocken. „Im Gegenteil, ich sehe es endlich klar vor mir. Niemand von uns wird Ruhe haben, wenn es so weiter geht wie bisher, also ja, ich fordere dich.“
Arthur hatte damit gerechnet, dass John kneifen würde, aber so leicht gab er nicht auf. Er ließ sein Schwert auf den Boden fallen und breitete die leeren Hände aus. „Herrgott nochmal, John, sei einmal in deinem Leben ein Mann!“ knurrte Arthur und machte noch einen Schritt auf seinen Bruder zu. „Ich werde aber nicht einfach so verschwinden. Wenn du mich los werden willst, dann tu etwas dafür.“ fuhr Arthur fort, die Stimme beschwörend. „Na komm schon, John. Hier und jetzt und danach wirst du mich so oder so nie wieder sehen. Du wirst allen Ärger los sein.“

"Niemand wird Ruhe haben, weil du nicht akzeptieren kannst, dass du keine Chance auf Constance hast. Glaubst du wirklich, sie würde zu dir kommen, wenn du mich tötest?" John schüttelte ein wenig den Kopf. "Du willst alles nur über Gewalt lösen. Ich bin Arzt, verdammt noch mal! Ich rette Leben, ich nehme sie nicht. Du spekulierst ohnehin nur darauf, dass du gewinnst, weil ich kein Kämpfer bin! Es wäre dumm von mir, mich auf so etwas einzulassen!"
Es war verlockend, diese Sache endgültig zu beenden, aber ein Duell war einfach nicht der richtige Weg in seinen Augen.
"Allen Ärger los? Das glaubst auch nur du! Entweder ich bin tot oder sie nennen mich einen Brudermörder. Nein, Arthur, so haben wir nicht gespielt."

Arthur ballte die Hand zur Faust. Wieso war dieser Mistkerl nur so stur? „Ja, das wird sie! Weil sie mich liebt, John. Das hat sie immer schon getan, schon damals als du im Kloster gehockt hast. Wo du im Übrigen nie hättest heraus kommen sollen!“ erwiderte Arthur bissig.
Dann war es ihm endgültig genug, er machte zwei letzte, schnelle Schritte, war bei John, packte ihn am Kragen und zerrte ihn von der Tür weg. Er versetzte seinem Bruder einen Stoß, so dass dieser etwas weiter in den Hof hinein taumelte, dann atmete Arthur tief durch und sah John finster an.
„Du hast keine andere Wahl, John.“ prophezeite Arthur, ehe er sich auf seinen Bruder stürzte.

"Das bildest du dir ein. Sie mag deine Freundin sein, aber sie liebt mich und das tut sie seit vielen Jahren. Warum sollte sich das plötzlich ändern?"
John schüttelte den Kopf. "Ich bin froh, dass ich das Kloster verlassen habe. Hier bin ich glücklich und ich liebe meine Familie." Er konnte nicht verhindern, dass Arthur ihn am Kragen packte und mit sich fort zog, dann in den Innenhof schubste.
Er hatte kaum einen Moment sich von seiner Überraschung zu erholen, als Arthur sich auf ihn stürzte und John unter dem Ansturm halb zu Boden ging. Er wusste, er hatte nicht viel entgegen zu setzen, Kämpfen war nie seine Stärke gewesen.
Aber er würde sich nicht einfach töten lassen!

„Und damit hast du mir jede Chance auf mein Glück verwehrt. Du und Robin, ihr beide habt immer nur an euch selbst gedacht.“ knurrte Arthur wütend, ballte die Hand zur Faust und schlug das erste Mal zu.
Constance war gerade mit Constantin in ihrem Wohngemach angekommen. Sie wollte ihrem Sohn ein wenig Zeit widmen, jetzt wo er wieder bei ihr war und sie wollten es sich gemütlich machen, während John im Hospital zum Arbeiten war. Sie wollte gerade ihren Mantel abnehmen als ihr Blick durch das Fenster in den Innenhof fiel. Constance wurde blass, denn sie erkannte die beiden Männer, die dort in einen Faustkampf verwickelt waren, sofort.
Ihr Herz setzte kurz aus, doch als sie sich zu Constantin umwandte, war ihr kaum etwas anzumerken. „Schatz, geh doch schon mal nach nebenan und such dir ein schönes Buch aus, das wir lesen können. Ich habe noch etwas vergessen, ich bin gleich zurück.“ versprach sie und strich ihrem Sohn durch den blonden Schopf ehe sie zur Tür eilt.
Sie musste etwas unternehmen, unbedingt …

John verdrehte die Augen. "Was für ein Unsinn! Wir dachten, du bist tot! Zumindest ich war der Ansicht, Robin hat es ja vorgezogen das Lösegeld nicht zu zahlen." Im nächsten Moment krachte die Faust mit Wucht in sein Gesicht und John stöhnte leise auf, versuchte mit allen Mitteln Arthur von sich hinunter zu rollen und sich zu verteidigen.
Er schlug blindlings nach seinem Angreifer und erwischte ihn in der Magengegend, wenn er es richtig erfühlt hatte.
Was für ein Unsinn das hier war! Er wollte nicht sterben, er wollte seine Kinder und Enkelkinder aufwachsen sehen und das Hospital weiter nach vorne bringen. Es gab noch so viel zu tun für ihn, so viele Menschen, denen er helfen konnte!
"Lass uns doch in Ruhe darüber reden!", keuchte er.

„Ja, feine Brüder seid ihr. Robin hat mich wissentlich in Frankreich verrotten lassen und du hast mich abgelehnt als ich mittellos wieder kam und du feststellen musstest, dass ich Constance liebe.“ keuchte Arthur und biss die Zähne aufeinander als Johns Schlag in seine Magengrube traf. „Du hast nie versucht mich zu verstehen.“
Sie rollten über den gefrorenen Boden, jeder für sich darum bemüht den anderen zu erwischen. „Reden?“ Das Wort kam in einer Mischung aus Keuchen und Lachen hervor. „Wozu? Du willst mir meinen Sohn nicht überlassen und würdest am liebsten auch ganz verhindern, dass ich Constance sehe. Nein, John, die Zeit des Redens ist vorbei.“ zischte Arthur und griff mit der Rechten an seinen Gürtel, um den Dolch zu ziehen.

John zischte leise. "Natürlich! Du wolltest mir meine Frau wegnehmen, sollte ich mich darüber etwa freuen, du Mistkerl? Du hast ja auch nie versucht mich zu verstehen! Du wolltest immer nur, dass ich ins Kloster zurückkehre."
Johns Herzschlag raste und sein Atem ging keuchend. Er hatte Arthur nicht genug Kraft entgegen zu setzen, schon gar nicht mit bloßen Händen.
"Natürlich! Weil es meine Familie ist und mein Sohn!", brachte er atemlos hervor und sah sich schockiert plötzlich der Spitze des Dolches gegenüber. Er wurde blass und packte Arthurs Handgelenk um den Dolch irgendwie von sich abzuwenden.
Wenn kein Wunder passierte, würde er gleich tot sein. Gott, hilf mir...ich will nicht sterben.

Constance hatte das Gefühl viel zu langsam zu sein, dabei eilte sie die Gänge entlang, die Treppe hinunter … aber es fühlte sich an als hätte sie Stunden gebraucht, um endlich die Tür nach draußen zu erreichen. Sie riss sie förmlich auf und stürzte nach draußen, nur um sich einer Szene gegenüber zu sehen, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Arthur! Bitte, nicht!“ rief sie schon von weitem, kaum dass sie auch nur den ersten Fuß auf den gefrorenen Boden gesetzt hatte.
Arthur war so kurz davor dem Ganzen endlich ein Ende zu bereiten, als ihn eine Stimme innehalten ließ. Eine Stimme, die seinen Namen rief, eine Stimme, die er so sehr liebte. Für einen kurzen Moment stockte Arthur mitten in der Bewegung und wandte sogar den Kopf. Constance.
„Constance …“ er wisperte ihren Namen im selben Moment in dem er sie über den Hof eilen sah und mit einem Mal wusste er, dass er John nicht töten konnte. John zu töten, war die einzige Möglichkeit, um endlich an Constance heran zu kommen, aber genau damit würde er sie für immer von sich fort stoßen. Der Schmerz, den er ihr damit zufügen würde, war viel zu gewaltig. Und doch wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass sein verfluchter Bruder endlich verschwand und er, Arthur, einmal Glück finden würde in seinem Leben …