William und Joanna - ab 1189 bis 1190

"Natürlich ist es das, aber nimm es dir nicht so zu Herzen. Er ist verletzt, er grollt ein bisschen, aber er wird sich wieder einkriegen und dann tut es ihm leid. Ich bin sicher, er meint viele Dinge auch gar nicht so.", versuchte Joanna ihre Freundin zu beruhigen.
"Ich kann dich sogar gut verstehen. Es muss einen richtigen Abschluss geben, damit du es beenden kannst. neu anfangen...John hatte in den letzten Jahren Grund Arthur zu misstrauen, das wird sich nicht jetzt sofort mit dessen Tod ändern. Alles, was mit ihm zu tun hat, ist ein rotes Tuch. Gib ihm etwas Zeit auch nachzudenken und neu anzufangen. Außerdem ist John doch gar nicht allein. Cathie ist hier, William, Azeem und Hal...er hat Freunde hier, die ihm Gesellschaft leisten können."
Sie lächelte leicht. "Ihr geht seit so vielen Jahren gemeinsam durch dieses Leben, John würde das nicht alles einfach weg werfen, sorge dich nicht. Gib ihm nur ein bisschen Zeit, dann begreift auch er das."

Constance lächelte Joanna matt zu. „Ich danke dir wirklich dafür, dass du versuchst es ein bisschen schön zu reden. Vermutlich meint er viele Dinge genau so wie er sie sagt, aber ich schätze, wenn wir beide etwas Abstand dazu gewonnen haben, wird uns wohl so manches Wort Leid tun, ja.“
Einen Moment lang starrte Constance auf die rote Flüssigkeit in ihrem Becher, dann nickte sie langsam. „Ja, er hat genug Gesellschaft. Trotzdem denkt er, ich würde ihn im Stich lassen. Und ich will mir gar nicht ausmalen, was geschieht, sollte er Fieber kriegen während Constantin und ich noch in Hereford sind …“ Constance sah Joanna eindringlich an. „Du schickst mir doch einen schnellen Boten, sollte irgendetwas sein, nicht wahr?“ Dann würde sie umgehend wieder aufbrechen.
Constance seufzte leise. „Weißt du, ich habe zu ihm gesagt, dass ich bleibe, wenn er sagt, ich solle es tun. Ich würde bleiben. Aber er hat abgelehnt, sagte, er trifft diese Entscheidung nicht, weil ich ihm vorwerfen würde, er hätte mich nicht gehen lassen.“ Constance lehnte sich etwas zurück und lächelte matt. „So ist es für ihn natürlich viel leichter. Jetzt ist er derjenige, der mir wieder einmal einen Fehler vorwerfen kann. Wieder einmal ist er moralisch überlegen und er kann gar nicht anders als es mich spüren zu lassen.“

Joanna erwiderte das Lächeln. "Sieh nicht alles so pessimistisch, Constance. Ihr werdet euch wieder einkriegen. Das war für euch Beide ein sehr schwerer Tag heute. Lass euch etwas Zeit und ein bisschen Abstand, dann wird alles wieder gut.", versicherte sie.
"Männer neigen ein wenig zur Dramatik, William ist genauso. Er wird schon einsehen, dass es gar nicht so schlimm war, wenn du zurück bist. Aber wenn etwas sein sollteund sein Zustand sich verschlechtert, werde ich sofort nach dir schicken lassen."
Doch natürlich hofften sie alle, dass John rasch genesen würde. Die Verletzung war tief, aber war immerhin zeitig versorgt worden. Azeem war kein Stümper.
"Nattürlich will er diese Sache nicht entscheiden. Und du musst zugeben, ganz Unrecht hat er damit auch nicht, oder? Du wärst sauer, weil er dich nicht gehen lassen will. John ist nun mal ein Mensch mit außerordentlichen Moralvorstellungen. Gerade weil er so ist, hast du ihn auch unter Anderem geheiratet, oder?"

Constance lächelte leicht. „Und dabei wirft man immer uns Frauen vor, wir würden, durch unsere Gefühle geleitet, unvernünftig handeln.“ bemerkte sie ein wenig amüsiert.
Sie seufzte leise und hob die freie Hand in einer Geste der Verzweiflung. „Sicher, ich wäre enttäuscht. Wenn er darum bitten würde, dass ich bleibe, würde ich die Position einnehmen, die er nun innehat.“ Bei Joannas nächsten Worten zuckten Constances Mundwinkel verräterisch und sie seufzte schließlich ergeben. „Ja, ohne Zweifel. Aber diese außerordentlichen Moralvorstellungen sind so viel leichter zu ertragen, wenn er sein damit verbundenes Missfallen nicht auf mich richtet. Wenn er mich dann ansieht, fühle ich mich noch viel schuldiger …“ Sie hatte in solchen Momenten mehr Schwierigkeiten mit ihren Fehlern vor John zu bestehen als sie das Gefühl hatte, es vor Gott zu können.
Constance nahm einen nachdenklichen letzten Schluck aus dem Becher und stellte ihn dann zur Seite. „Ich denke, ich sollte bald zurück gehen. Auch wenn wir uns gestritten haben, ich will die Nacht sicher nicht hier auf der Burg verbringen, während John im Hospital liegt.“

Joanna lachte leise. "So ist es, aber in Wirklichkeit sind unsere Männer nicht besser. Vielleicht zeigen sie es einfach nicht so offen wie wir und darum merkt es kaum jemand."
Sie lächelte wissend. "Ja und dasweiß er auch. Eine Situation ohne zufriedenstellende Lösung will ich meinen. Irgendwann musste es auch dich einmal treffen. Sein Missfallen wird vergehen und ihr werdet euch gegenseitig verzeihen."
Joanna trank ihren Wein aus und erhob sich dann. "Tu das. Leiste ihm ein bisschen Gesellschaft. William ist sicher schon auf dem Heimweg, er hat ihn sofort besuchen wollen, nachdem er von all dem erfahren hat. Und John wird das Gespräch mit William auch geholfen haben die Gedanken zu sortieren."

Constance seufzte leise. „Vermutlich hast du Recht, aber seit einigen Jahren trifft es mich verdächtig häufig. Ich hoffe wirklich, dass Arthurs Tod wenigstens ein Gutes haben wird: dass John mir endlich irgendwann wieder vertraut.“
Constance erhob sich ebenfalls und schloss Joanna noch einmal in die Arme. „Ich bin so froh, dass ich dich habe.“ murmelte sie leise. „Ich könnte mir keine bessere Freundin wünschen.“ Joanna stand ihr bei jeder noch so kleinen und großen Krise bei und war dabei immer ehrlich zu ihr, auch wenn das ab und an bedeutete, dass sie Kritik an Constances Verhalten übte. Doch genau das war es, was Constance so schätzte, sie wusste immer, dass Joanna meinte was sie sagte.
„Gut. Vielleicht können wir dann wenigstens die Nacht in Frieden verbringen.“ zeigte Constance sich hoffnungsvoll, ehe sie sich von ihrer Freundin verabschiedete und sich erneut auf den Weg ins Hospital machte.

Joanna lächelte. "Ach, das wird auch vorbei gehen. Jetzt werdet ihr beide zur Ruhe kommen und dann wird John dir vertrauen. Diese Sache wird Geschichte werden und jetzt hat er auch gar keinen Grund mehr dir zu misstrauen. Keinen Anlass, weil der einzige Konkurrent tot ist."
Sie erwiderte Constances Umarmung.
"Das kann ich nur zurück geben. Du hast mir auch schon so oft beigestanden, Constance, das ist selbstverständlich. ich bin froh, dass John dich geheiratet hat, meine Liebe. Und nun geh und schau nach ihm. Sei einfach bei ihm, auch wenn ihr nicht redet."
Und sie war zuversichtlich, dass die Beiden ihr Leben wieder auf die Reihe kriegen würden.

Nach ihrem Gespräch mit Joanna ging es Constance zwar immer noch nicht gut, aber sie war zumindest schon etwas zuversichtlicher gestimmt. Ihr stand noch eine schwere Zeit bevor, das wusste sie genau, aber Joanna hatte Recht, es würde schon werden.
Sie überquerte den Innenhof der Burg mit schnellen Schritten, dankbar dafür, dass es bereits dunkel war und sie die Stelle nicht wirklich erkennen konnte an der sich dieses Unglück heute ereignet hatte.
Sie war ein wenig außer Atem als sie das Hospital erreichte und ließ sich einen Moment Zeit, ehe sie wieder eintrat. Zunächst sah sie nach Constantin, der mit Lucas kurzer Hand beschlossen hatte, heute hier zu schlafen. Vielleicht war das wirklich das Beste, es lenkte den Jungen noch ein wenig ab und Constance erzählte ihm noch eine Geschichte und sie war noch nicht einmal an deren Ende angelangt, da war Constantin bereits eingeschlafen.
Sie blieb noch einen Moment bei ihrem Sohn sitzen, dann machte sie sich auf den Weg zu John. Leise öffnete sie die Tür, unsicher, ob er überhaupt wach war. "John?" fragte sie leise in die Stille hinein.

John hatte noch ein wenig über das Gespräch mit William nachgedacht und darum nicht sofort Ruhe gefunden. Die Kerze brannte noch und er hatte nur die Augen leicht geschlossen. Die Wunde pochte unangenehm, störte seine Entspannung und so war er sofort wieder hellwach, als Constance leise seinen Namen sagte.
Er hatte keine Ahnung, wo sie gewesen war nach ihrem Streit, aber er war dennoch nicht unglücklich, dass sie wieder her gekommen war. Es bedeutete, dass noch nicht alles verloren war.
"Constance...", sagter er leise. Das Gespräch mit William hatte ihm gut getan und er hatte seine Gedanken ordnen können.

Als Johns Stimme erklang, ebenso leise wie die ihre, schloss Constance kurz die Augen und dankte Gott dafür, dass es ihm offenbar nach wie vor den Umständen entsprechend gut ging. Er war bei Bewusstsein, was schon mal ein gutes Zeichen war.
Sie trat langsam zu seinem Bett, setzte sich auf die Bettkante und betrachtete Johns blasses Gesicht im flackernden Kerzenschein. Ihre liebe zu ihrem Mann war in diesem Moment einmal mehr so überwältigend, dass sie mehr denn je an Joannas Worte glaubte. Es würde alles wieder in Ordnung kommen, sie würde alles dafür tun.
"Ich ... habe mich gefragt, ob dein Bett hier wohl groß genug für zwei Leute ist ..." ergriff sie schließlich das Wort. Sie mussten diese Sache heute Abend nicht klären, vielleicht war es sogar besser, wenn sie es einfach ruhen ließen bis Constance zurück war. Aber sie wollte bei ihm sein heute Nacht, mehr als alles andere.

John machte Constances Gestalt im Halbdunkel aus. Auch sie wirkte versöhnlich und machte keine Anstalten über den Streit von vorhin zu reden. Stattdessen startete sie einen Versuch Frieden zu schließen und wenigstens für diese Nacht die Probleme auszuschließen. Irgendwie würde schon alles wieder gut werden, das war es bisher immer.
"Sicher ist es das.", antwortete er leise. "Du musst nur ein bisschen vorsichtig sein." Viel bewegen konnte er sich nicht und jede Berührung an einer falschen Stelle verursachte ziemliche Schmerzen. Trotzdem würde es gut tun Constance in seiner Nähe zu haben, ihre Wärme zu spüren und auf die Liebe zu hoffen, die sie Beide verband.
Es konnte so nicht enden...

Constance lächelte erleichtert als John einwilligte. Sie schienen also beide ein wenig versöhnlicher gestimmt. "Natürlich bin ich das." erwiderte sie leise, befreite sich von ihren Schuhen und ihrem Kleid und huschte dann, nur noch mit ihrem dünnen Unterhemd bekleidet, unter die Bettdecke. Vorsichtig schmiegte sie sich an Johns unverletzte Seite. So war es doch viel besser!
Sie legte eine Hand sachte auf seine Brust und hauchte einen Kuss auf seine Wange. "Ich liebe dich, John." wisperte sie. "Und ich bin so froh, dass du bei mir bist." Dass John in ihr Leben getreten war, war die glücklichste Fügung überhaupt gewesen. Mehr als sie damals je zu hoffen gewagt hatte.

John beobachtete sie aufmerksam und legte den Arm um sie, als sie sich zu ihm legte. So könnte er fast vergessen, dass er im Hospital war und nicht Zuhause in ihrem Ehebett. Als wäre alles in bester Ordnung, so wie es viele Jahre lang gewesen war.
"Und ich liebe dich.", erwiderte er leise. "Ich weiß, es ist nicht immer so einfach mit mir. Aber es wird schon wieder werden, irgendwie."
Er konnte sich gar nicht vorstellen ohne sie zu leben. Sie war ein fester Bestandteil seines Lebens, so lange war sie immer sein Fixstern gewesen. In letzter Zeit war er nicht mehr so sicher gewesen, hatte begonnen zu zweifeln und nicht mehr zu vertrauen. Er wollte das wieder ändern und jetzt da Arthur tot war, würde sich auch niemand mehr in ihre Ehe drängen.

Constance lächelte sanft. Nicht, dass sie daran gezweifelt hätte, aber es tat einfach gut diese Worte aus Johns Mund zu hören. Ganz besonders nach einem solchen Streit.
"Tja, ich denke fast, da nehmen wir uns beide nichts." erwiderte sie leise und atmete tief durch. "Aber ja, wir bekommen das schon wieder hin. Da bin ich mir ganz sicher." Anders war es gar nicht möglich. Sie beide wollten und konnten doch auch gar nicht ohne den anderen leben! Wenn Arthur beigesetzt und sie wieder in Truro war, dann würde sie sich ganz ihrer Familie widmen. Alles andere war ohnehin unwichtig und sie sehnte sich schon nach etwas Ruhe und Frieden. Ganz besonders, weil sie entschlossen war, genau das wieder mit John zu teilen. Sie wollte all die Zweifel und den Hader ausräumen.
"Und nun lass uns schlafen." wisperte Constance mit sanfter Stimme. "Das haben wir beide wohl bitter nötig."

John war mehr als ungeduldig. Tage waren vergangen. Tage, die er ohne Constance und Constantin hatte verbringen müssen und noch dazu ohne viele Möglichkeiten der Ablenkung. Azeem hielt ihn immer noch im Hospital fest und vermutlich war das auch das Beste. Er konnte sich inzwischen war mühsam aufrichten, aufstehen und sogar ein paar Schritte gehen, aber von gesund war sein Zustand leider noch immer weit entfernt. Dabei ging das Gehen leichter als das Sitzen.
Nun aber sollte Constance heute endlich aus Hereford zurückkehren und dann würde hoffentlich der ganze Spuk ein Ende haben. Er hatte damit gehadert, dass sie ihn wirklich allein gelassen hatte. Dass sie all das für Arthur getan hatte. Aber trotzdem hatte er sie vermisst und er wollte endlich neu anfangen, alles hinter sich lassen.

Constance zügelte ihre kleine Stute als sie den Innenhof erreicht hatte. Constantin hatte vor ihr bereits angehalten und war aus dem Sattel seines Pferdes geglitten - als die Burg in Sichtweite gekommen war, hatte sie ihm erlaubt voraus zureiten. Hinter ihr kamen nun langsam auch ihre Begleiter zum Stehen - Männer, die Joanna ausgewählt und ihr zur Verfügung gestellt hatte, damit ihre Reise nach Hereford gut verlief.
Constance fühlte sich wie erschlagen, sie war müde und abgespannt von der Reise und vor allem von deren Anlass. Zum zweiten Mal in ihrem Leben hatte sie um Arthur getrauert, nur dass sie dieses Mal tatsächlich an seinem Grab gestanden hatte. Nun würde er nicht noch einmal wieder kommen.
Sie gab die Zügel ihres Pferdes an einen der Stallburschen und trat zu Constantin, legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte sanft. "Komm, wir gehen als erstes ins Hospital, deinen Vater besuchen. Er hat uns sicher vermisst." Constantin sah zu ihr auf, nickte dann aber und wandte sich in Richtung des Hospitals.
Nur wenig später hatte sie den Gebäudekomplex erreicht und Constantin eilte hinein, um John zu begrüßen. Constance folgte ihm langsam, um Vater und Sohn ein wenig Zeit allein zu gönnen.

John saß auf dem Bett und wartete ungeduldig auf die Ankunft der Beiden. Azeem und Cathie hatten ihn auf keinen Fall selbst hinaus gehen lassen. Schließlich hörte er eilige Schritte auf dem Flur und die Tür öffnete sich. Constantin kam herein und John konnte gar nicht sagen, wie sehr er sich freute ihn zu sehen.
Vorsichtig umarmte er den Jungen.
"Constantin! Es freut mich so dich zu sehen, ich habe euch sehr vermisst. Wo ist deine Mutter denn abgeblieben?", fragte er leise. "Wie war die Reise? Hast du alles gut überstanden, Constantin?"
John lächelte leicht. Endlich hatte er die Beiden wieder hier, er hatte ganz besonders Constance schmerzlichst vermisst.

Constantin

Constantin lief voraus, nahm sich jedoch zusammen bevor er das Zimmer betrat in dem sein Vater lag und öffnete die Tür vorsichtig, um zu sehen, ob er wach war. Zu Constantins Erleichterung schien John ihn schon zu erwarten und der Junge huschte hinein, krabbelte auf das Bett hinauf und umarmte seinen Vater.
"Ich freu mich auch. Wie geht es dir?" erkundigte er sich mit sorgenvoller Miene und wies dann mit einem Kopfnicken zur Tür. "Auf dem Weg. Sie ist nur nicht so schnell wie ich." verkündete er mit einem Anflug eines verschmitzten Lächelns.
Dann seufzte er leise und hob leicht die Schultern. "Traurig war es. Die ganze Reise über ..." Constantins Blick huschte kurz unbehaglich durch den Raum. "Er fehlt mir, weißt du." gestand er dann leise, ein wenig verschämt und den Blick gesenkt, weil er wusste, dass John das wohl gar nicht gern hören würde.

John war überaus glücklich Constantin wieder zu sehen, vor allem, da seine Befürchtungen sich nicht erfüllt hatten. Der Junge war nicht distanziert, hielt sich nicht zurück, sondern war offen ihm gegenüber.
"Kein Grund so ein Gesicht zu machen, Constantin, es geht schon wieder. Aufstehen ist etwas mühsam, aber ein paar Schritte gehen kann ich durchaus schon."
Es würde noch ein klein wenig dauern, bis er sich von dem Blutverlust völlig erholt hatte, aber er war zuversichtlich.
"Nein, kaum jemand ist so schnell wie du.", bemerkte er amüsiert und beobachtete Constantin dann äußerst aufmerksam, als er weiter sprach. Seufzend fuhr er ihm durch den Schopf und zog den Jungen an sich. "Ja, ich weiß. Und es ist dein gutes Recht ihn zu vermissen. Doch so ist nun einmal das Leben, manche kommen, manche gehen."

Constantin

Constantin betrachtete seinen Vater forschend, schenkte dessen Worten nur bedingt Glauben. "Du bist aber immer noch blass." stellte er fest und griff nach Johns Hand, um sie leicht zu drücken. Die größte Angst war, dass er nach Arthur nun auch noch John verlieren könnte und daher war Constantin nur umso mehr besorgt.
Er schmiegte sich vorsichtig an seinen Vater als dieser ihn an sich zog. "Hm. Nur schon so früh." murmelte er leise und bettete seinen Kopf an Johns Schulter. Er hätte so gerne noch viel mehr Zeit mit Arthur gehabt, aber das war ihm nun nicht vergönnt gewesen. Nur wollte er John damit nun nicht auch noch in den Ohren liegen.
Constantin drehte den Kopf ein wenig und lauschte, dann huschte ein Lächeln über seine Lippen. "Mutter kommt." kündigte er zufrieden an.

John nickte leicht. "Ich weiß, das liegt daran, dass ich viel Blut verloren habe. Aber es geht wieder aufwärts, glaub mir. In ein paar Tagen wirst du davon nicht mehr so viel merken wie heute noch." Es ging ihm schließlich schon um Welten besser als am Tag seiner Verletzung.
Er erwiderte Constantins Händedruck und fuhr ihm dann sanft über den Rücken. "Ja. Manchmal trifft Gott solche Entscheidungen und wir müssen sie hinnehmen, auch wenn wir sie nicht verstehen. Aber wenn wir uns an die Toten erinnern, bleiben sie doch immer ein bisschen bei uns."
John lächelte sanft und richtete den Blick auf die Tür.
"Es sieht ihr ähnlich sich Zeit zu lassen, damit wir einen Moment allein sind." Als Constance eintrat, lächelte er ihr zu. "Da bist du also."

Constance hatte sich Zeit gelassen, um John und Constantin ein paar Minuten alleine zu gewährend, nun hatte sie Johns Krankenzimmer jedoch erreicht und trat ein. Es tat gut ihn wach und halbwegs munter zu sehen und besonders zusammen mit Constantin - der Anblick wärmte Constances Herz nach all der Düsternis angenehm.
"Da bin ich also." erwiderte sie und lächelte leicht.
Sie trat zu dem Bett und strich Constantin über den Rücken. "Was hältst du davon, wenn du Lucas begrüßen gehst, hm?" forderte sie ihren Sohn lächelnd auf, damit sie John in Ruhe begrüßen konnte. Constantin nickte eifrig und rutschte dann vorsichtig vom Bett, um anschließend davon zu stürmen.
Constance sah ihm kurz nach, dann musterte sie John mit sanftem Blick. "Und, wie geht es dir?" fragte sie leise.

John lächelte zurück und drückte noch einmal Constantins Hand, als Constance ihren Sohn aufforderte doch Lucas zu begrüßen.
Dann richtete er den Blick auf seine Frau. "Besser.", sagte er leise. "Die Wunde schließt sich langsam, ich kann schon einmal aufstehen ohne dass es allzu sehr schmerzt und ein paar Schritt gehen. Ein paar Tage noch, dann ist der Blutverlust ausgeglichen. Es geht aufwärts."
John musterte sie aufmerksam.
"Und wie geht es dir mit all dem? Habt ihr Beide alles gut überstanden?"

Constance hörte sich Johns Bericht aufmerksam an, dann nickte sie halbwegs zufrieden. "Das ist gut. Aber lass dir Zeit, hörst du? Ich möchte nicht, dass du zu schnell schon wieder zu viel versuchst." bat Constance.
Dann erwiderte sie Johns Blick und hob leicht die Schultern. "So gut, wie man eine solche Sache wohl überstehen kann. Für Constantin ist es schwer, er versucht es nicht so sehr zu zeigen, besonders seit Truro wieder in Sichtweite gekommen ist, aber ..." Constance seufzte leise. "Er vermisst ihn ziemlich."
Langsam trat sich ganz an das Bett heran und atmete tief durch. "Was mich angeht ... ich bin traurig über seinen Tod. Aber als ich vor unserer Abreise noch einmal an seinem Grab stand, da habe ich gemerkt, dass ich auch ein wenig ... erleichtert bin. Seinetwegen, weil er so viele Jahre mit der Welt gehadert hat und er nun hoffentlich Frieden gefunden hat. Aber vor allem auch unseretwegen, John." erwiderte sie schließlich.

John nickte. "Ich werde vorsichtig sein und aufpassen, sorge dich nicht. Ich lege keinen Wert darauf noch länger als nötig ans Bett gefesselt zu sein. Ich wäre froh, ich könnte endlich wieder nach Hause. Ich denke, ich werde Azeem davon überzeugen, dass er mich nun deiner Obhut überlassen kann. Dann kann ich dieses Zimmer endlich verlassen."
Er lauschte aufmerksam und beobachtete ihre Reaktion. "Ja, ich weiß. Er hat es mir gesagt und erwar sich nicht sicher, wie ich darauf reagieren würde. Aber ich denke, er hat verstanden, dass ich ihm das nicht übel nehme."
Er legte nachdenklich den Kopf schief. "Ich denke, ich kann das verstehen. Du hast Recht, er hat nie wirklich seinen Platz gefunden. Und wir...vielleicht werden wir jetzt Frieden finden und all diese Sachen hinter uns lassen können. Es würde uns gut tun."