William und Joanna - ab 1183

Charles grinste. "Du hast mich eben positiv beeinflusst, meine Liebe." Er war immer eherein Gentleman der alten Schule gewesen, höflich und zuvorkommend, aber zurückhaltend, schweigsam. Mary hatte andere Seiten in ihm geweckt, sodass er selbst sich weiter entwickelt hatte.
Er ließ sich bereitwillig  ausziehen und strich dann über ihre Oberschenkel, ehe er in sie eindrang. Jedes Mal, wenn sie das Bett teilten, war es etwas Besonderes und für Charles würde sich das auch niemals ändern.
"Oh, Mary...."
Charles stöhnte leise auf und genoss es, eins mit ihr zu sein. Er begann sich zu bewegen und die Nacht zu genießen. So sollte es sein und er wollte es nie anders haben.

Giovanni

Giovanni lehnte sich etwas vor und füllte die Gläser vor ihnen mit dem neuen Wein auf, dessen Fass sie gerade heute Morgen erst angestochen haben. "Hier, ein ganz besonderer Tropfen." kündigte er an, gab Joanna eins der Gläser und nahm selbst das zweite.
"Es ist gut, dass ihr hergekommen seid. Und noch dazu zu dieser Jahreszeit ... so schön England sein konnte, der Winter war immer fürchterlich. Den kann man hier zwischen all den Weinreeben und den Olivenbäumen doch viel schöner verbringen, will ich meinen."
Es hatte ihn gefreut als Joanna in einem Brief angekündigt hatte, dass sie mit dem Gedanken einer Reise nach Italien spielten und er hatte sie ermutigt zu kommen, wann immer sie wollten. Dass es nun auch wirklich geklappt hatte und William und Joanna sie hier erreicht hatten, war hervorragend, zumal die Reise ja durchaus weit war.

Joanna genoss es, am Abend entspannt mit Giovanni zusammen zu sitzen,  ein Glas Wein zu trinken und einfach ein wenig zu reden.
Sie nahm das Glas entdecken, roch neugierig am Wein und nahm einen Schluck. "Hm, wirklich gut. Du hast nicht zu viel versprochen.", lobte sie anerkennend. "Oh, glaub mir, ich bin auch wirklich froh hier zu sein. Das Klima ist milder, da hast du natürlich recht. Aber es gibt uns auch einmal etwas Abstand vom Alltag, etwas Zweisamkeit und Zeit für uns. Wir hatten in den letzten Monaten wirklich Trubel genug. Und die Kinder haben schließlich alles hervorragend im Griff.
"Es ist wirklich schön hier, ein kleines Paradies. Wird dein Sohn das Weingut eines Tages weiterführen? Was tun deine Kinder eigentlich jetzt? Sie müssten auch schon recht groß sein, hm?"
Giovanni hatte viel später angefangen eine Familie zu gründen als sie, aber auch seine Kinder mussten inzwischen erwachsen sein.

Giovanni

Giovanni nickte zufrieden und lächelte. "Ich schätze, der Tropfen wird dieses Mal wieder einiges einbringen. Hier in Italien kann im Grunde zwar fast jeder mit etwas Land Wein anbauen, aber ihn richtig zuzubereiten und zu lagern, ist dennoch eine hohe Kunst." Er musterte Joanna und nickte. "Nicht nur in den letzten Monaten, wie mir scheint. Ihr habt euch eine solche Auszeit wahrlich verdient. Und die Sonne Italiens wird euch gut tun, glaub mir." erklärte Giovanni grinsend. Hier in diesem wunderschönen Land konnte man ja gar nicht anders als sich wohlzufühlen.
Giovanni wiegte leicht den Kopf hin und her und nippte an dem Wein, ehe er erzählte. "Das bleibt abzuwarten. Meinem Ältesten steht der Sinn eher nach etwas hochfliegenderen Plänen, ich bin mir nicht sicher, ob ein Weingut darin Platz findet. Aber wenn er es nicht übernimmt, dann wird es wohl Giacomo tun, er geht mir hier auch jetzt schon fleißig zur Hand ... also wenigstens einem Sohn habe ich meine Leidenschaft für Weine vermitteln können." erwiderte Giovanni mit einem Augenzwinkern. "Und unsere Giulia ist derzeit in Paris. Ihr Bruder hat es so eingerichtet, dass sie als Hofdame dort eine Weile unterkommt und so ordentlich Französisch lernt ... vor allem aber wohl, weil er es gerne hätte, wenn durch sie Beziehungen zum französischen Hof zustande kommen." erzählte Giovanni mit gemischten Gefühlen. Es war ihm nicht ganz leicht gefallen seine Giulia gehen zu lassen zumal er wusste, dass sie einen sehr eigenen Kopf hatte und nicht sicher war, ob sie ausgerechnet am französischen Hof damit gut aufgehoben war.

"Ja, das glaube ich dir sofort. Du wirst ein kleines Vermögen damit machen. Aber sogar William ist der Meinung, dass niemand besseren Wein macht als du, du hast die hohe Kunst also ohne Zweifel zur Perfektion gebracht." Joanna nickte langsam. "Ja, du hast schon recht. Wir hatten eine ziemlich turbulente Zeit und die Sonne hier tut Körper und Geist gut. Ich genieße es wirklich sehr, besonders da es bei uns wahrscheinlich ziemlich nass und kalt wäre."
Aufmerksam hörte sie ihm zu, während sie noch einen Schluck Wein nahm. "Nun, dann bleibt es ja auf jeden Fall in der Familie, Giacomo ist dir sehr ähnlich. Ich würde mich freuen, wenn er das Gut eines Tages übernimmt. Und wenn dein Ältester seinen eigenen Weg findet, warum nicht? Für Giulia hast du offensichtlich eine gute Zukunft zu erwarten. Sie wird sicher auch das Herz eines Edelmannes gewonnen können. Aber ich höre heraus, dass dir diese Beziehungen nicht ganz so sehr behagen? Sorge dich nicht, meine Enkelin ist die neue Königin und sie ist wahrlich eine vernünftige Frau. Doch wenn du sie nicht die ganze Zeit dort lassen möchtest, weil du denkst, es ist nichts für sie und ihr ein paar Beziehungen auch zum englischen Hof verschaffen willst, kannst du sie gern auch eine Weile zu uns nach Truro schicken.", schlug sie lächelnd vor. "Sie könnte passabel Englisch lernen und vielleicht einen netten Engländer finden. Würde dir das zusagen?"

Giovanni

"Vermutlich, aber solange es genug ist, um meine Familie sorglos ernähren und mein Gut weiter betreiben zu können, reicht es mir aus. Was soll ich auch Unmengen an Gold und Silber anhäufen? Sicher, ich bin froh, dass es uns so gut geht, dass ich Francesca ein neues Kleid gönnen kann, wenn uns der Sinn danach steht und ich den Kindern keinen Wunsch abschlagen muss, aber ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir hier haben." Das Anwesen war mittlerweile durchaus stattlich geworden, doch Giovanni legte absolut keinen Wert auf Prunk, er genoss lieber die Schönheit, die die Natur ihm vor der Haustür gönnte.
Er lachte leise auf und hob den Becher. "Wenn das sogar dein erfahrener Gemahl sagt, kann ich mir wahrlich etwas darauf einbilden." Er trank einen Schluck und nickte dann leicht. "Das ist wahr und deshalb denke ich auch, dass er viel Freude hier finden wird. Und Guiseppe scheint auf gutem Wege zu sein, um seine Karriere voran zu treiben. Ich glaube, er wünscht sich insgeheim eines Tages eine Grafschaft zu besitzen. Vermutlich bin ich zu wenig ehrgeizig, um diesen Wunsch nachzuempfinden, aber es freut mich dennoch, wenn er seinen Weg so entschlossen geht. So wird am Ende jeder meiner Söhne hoffentlich dort sein, wo er hingehört." Giovanni lauschte Joanna aufmerksam und sah sie dann verblüfft an. "Bedenkte gut, was du mir anbietest, meine Liebe." erwiderte Giovanni schmunzelnd. "Giulia ist ein Wildfang und hat einen äußerst sturen Kopf. Außerdem fürchte ich, dass sie England nicht viel abgewinnen kann, sie scheint mir von Frankreich schon nur wenig begeistert ... ihr Herz hängt an Italien." erwiderte Giovanni. "Aber wenn du das tatsächlich tun würdest, sie aufnehmen ... das wäre wundervoll. Ich glaube, sie könnte viel bei euch lernen und England hat mir immer sehr gefallen. Es wäre schön, wenn sie ihre Vorurteile ablegen kann." Zumal sie ja ein wirklich gutes Mädchen war, aber nun einmal mit einem typisch italienischen Gemüt gesegnet.

Joanna lächelte. "Das ist vermutlich auch eine ausgesprochen weise Sicht der Dinge. Du hast recht. Solange es an nichts fehlt, genügt doch der Reichtum, den man schon hat. Man muss Gold und Silber nicht horten. Und du hast hier einiges auf die Beine gestellt. Als wir zuletzt hier waren, war das Anwesen noch nicht so groß."
Sie nickte langsam. "Wenn er so ehrgeizig ist und seinen Weg voran treibt, warum auch nicht? Vielleicht kommt er an sein Ziel und verdient sich eines Tages eine Grafschaft. Aber dafür ist nicht jeder gemacht und du warst doch immer mehr Winzer und Kaufmann."
Joanna lachte auf und legte Giovanni die Hand auf den Arm. "Ach, Giovanni....du kennst mich doch. Giulia klingt, als wäre sie meiner jüngeren Ausgabe sehr ähnlich. Ich war auch immer ein Sturkopf und habe mich selten an Etikette gehalten. Und sie war noch nie in England, wir werden ihr schon die schönen Seiten zeigen. Dann wird sie ihre Meinung ändern, das wäre ja in deinem Sinne. Du konntest England schließlich durchaus etwas abgewinnen. Ihr Temperament schreckt mich nicht. Das Angebot steht, William wird nichts dagegen haben."

Giovanni

"Danke. Du hast Recht, es hat sich viel getan in der letzten Zeit und ich bin wirklich mehr als zufrieden mit dem, was wir hier nun haben. Wir haben ein gutes Leben und ich gehe einer Arbeit nach, die mich erfüllt, das kann wahrlich nicht jeder von sich behaupten." Giovanni liebte alle Aspekte seines Geschäfts, von der Pflege der Reeben, über die Weinherstellung bis zum Handel damit, alles bereitete ihm Freude.
Giovanni musste ebenfalls lachen und nickte entschieden als Joanna ihm die Hand auf den Arm legte. "Oh ja, das kommt hin. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr beide viel Freude aneinander finden werdet." Und wenn Giulia erst einmal ihre Vorurteile ablegte, würde sie sicher feststellen, dass sie in Truro viel mehr Freude finden würde als in Paris.
"Es wäre wirklich wundervoll, wenn ich sie dir bringen könnte. Und vielleicht lässt es sich ja einrichten, dass Francesca und ich sie nach Truro begleiten können. Ich würde meiner Frau gerne einmal alles in Ruhe zeigen und ich könnte gleichzeitig in den ersten Tagen ein Auge darauf haben, dass Giulia sich nicht allzu ungnädig zeigt." Die Idee gefiel Giovanni ausgesprochen gut. Es hatte ihn ein wenig beunruhig als Giulia nach Paris gegangen war. Er hatte zwar die Chance für sie und ihren Bruder gesehen, aber er selbst war solchen Kreisen wohl einfach zu fern, um sein Kind dort an einem völlig fremden Hof in guten Händen zu wissen. In England wusste er wenigstens, dass Joanna gut über sein Mädchen wachen würde.

"Ja, du kannst dich glücklich schätzen. Deshalb schmeckt dein Wein auch so gut....weil du Spaß an deiner Arbeit hast." Joanna war zufrieden, dass Giovanni so gut auf den Vorschlag reagierte. Sie konnte sich gut vorstellen seine Tochter unter ihre Fittiche zu nehmen, ganz besonders, wenn sie so eigenwillig war, wie er sagte.
"Das kann ich mir auch vorstellen. Und wir würden uns sehr freuen, wenn ihr sie bringt. Wir könnten gemeinsam von hier aufbrechen und einen Halt in Paris machen, wir würden unsere Enkelin auch gerne sehen. Dann könntet ihr Giulia abholen und uns nach England begleiten, was denkst du? Ihr könntet so lange bleiben, wie ihr gerne möchtet und du kannst deiner Tochter ein bisschen auf die Finger schauen." Sie mochte die Vorstellung wirklich und William würde dem zustimmen, da war sie sicher.
"Sie wird England schon zu schätzen lernen, keine Sorge." Truro war ein friedlicher Ort, es hatte sich noch jeder dort wohl gefühlt. "Und es gibt einige Mädchen in ihrem Alter, sie wird rasch Freundinnen finden."

Giovanni

"Amore ... die Geheimzutat in meinem Wein." stimmte Giovanni grinsend zu. Doch in gewisser Weise hatte Joanna wirklich recht damit, denn durch seine Freude zu seiner Arbeit, führte er sie einfach sehr gewissenhaft durch, plante und entwickelte immer wieder neue Dinge, um den Wein noch weiter zu verbessern.
"Ah Joanna, das ist eine fantastische Idee!" Giovanni strahlte bei der Vorstellung an diese Reise. "Wir sollten später mit William und Francesca sprechen, ihnen wird die Idee bestimmt auch gefallen. Dann können wir gemeinsam aufbrechen, wenn es bei euch in England nicht mehr so kalt und nass ist und hier wird immer noch viel Zeit bis zur Ernte sein, so dass ich ohne Probleme fort kann." Und selbst, wenn er erst verspätet in der Erntezeit zurück kommen sollte, sein Betrieb lief mittlerweile so gut und Giacomo wusste genau worauf es ankam.

"Oh ja,die macht ihn ganz besonders." Joanna war höchst zufrieden, dass Giovanni die Vorstellung einer gemeinsamen Reise auch so großartig fand. Ihr behagte diese Vorstellung und schließlich war Giovanni schon lange nicht mehr in Truro gewesen, Francesca hatte England noch nie gesehen.
"Wundervoll. Ja, das sollten wir tun und ich bin sicher, es gefällt ihnen. Wenn der Frühling kommt, brechen wir in Ruhe gemeinsam auf, dann müssen wir uns auch noch nicht voneinander verabschieden. Oh, ich bin wirklich gespannt deine Tochter kennenzulernen. Ich bin sicher, wir werden uns wudnerbar verstehen. Und wenn dein Betrieb hier ja ohne dich auskommt, wunderbar, dann brauchst du dich auch nicht zu sorgen."
Joanna hob das Glas.
"Nun, darauf trinken wir, mein alter Freund. Auf unsere gemeinsame Reise." So lange kannten sie sich schon, hatten immer regelmäßig Briefe getauscht und nach einer Zeit der Unsicherheit hatten sie auch beide ihr Liebesglück gefunden.

Sébastien

Sébastien war ganz kribbelig vor lauter Vorfreude, doch er mahnte sich dennoch zur Ruhe. Sowohl im Umgang mit den Pferden als auch mit seinem Sohn hatte er mehr als einmal die Erfahrung gemacht, dass es enorm half, wenn er sich seine eigene Aufregung nicht anmerken ließ, sondern versuchte trotz allem Gelassenheit auszustrahlen.
"Also gut, dann wollen wir mal, oder Krümel?" Er strich Philipp über dessen dunklen Lockenkopf und hob ihn dann auf den Arm. Sébastien sah von seinem Sohn zu dem großen Pferd, dass lammfromm vor ihm auf dem Boden lag und ihn mit gespitzten Ohren erwartungsvoll ansah. Vorsichtig stieg er auf den Rücken des Tieres, wie er es zuvor schon unzählige Male getan hatte, doch noch nie mit seinem Sohn vor sich.
Umsichtig setzte er Philipp vor sich in den Sattel, dann gab er dem Hengst das Zeichen, um sich zu erheben. Schwungvoll, aber dennoch fast vorsichtig kam das Pferd auf die Beine und Philipp jauchzte vergnügt auf.
"Das gefällt dir, was?" Sébastien lachte leise und seine Augen leuchteten mit denen seines Sohnes um die Wette. Er schnalzte leicht und der große Hengst setzte sich in Bewegung. Sébastien hatte einen Arm um seinen Sohn geschlungen, mit der anderen Hand hielt er die Zügel locker und dirigierte seinen treuen vierbeinigen Gefährten im ruhigen Schritt über die Wiese.

Philippe war in den Stallungen unterwegs, um seinen üblichen Rundgang zu machen und noch einmal nachzusehen, ob alles in Ordnung war.
Als er zu den Koppeln unterwegs war, kam er auch am Übungsgelände vorbei und was er dort sah, ließ ihn innehalten. Sébastiens Hengst erhob sich gerade vorsichtig vom Boden und erst auf den zweiten Blick hatte Philippe erkannt, dass neben seinem Sohn auch sein Enkel im Sattel saß. Er hob skeptisch die Augenbrauen. Es war klar gewesen, dass Sébastien den Kleinen mit aufs Pferd nehmen würde, sobald der Junge aufrecht sitzen konnte und bislang war er auch immer ausgesprochen vorsichtig gewesen. Ob er selbst diesen Hengst für das Unterfangen gewählt hätte, wusste er nicht und ein wenig klein war Philipp seiner Meinung nach auch. Wie gut, dass Laura das nicht zu Gesicht bekam, sonst würde Sébastien gleich einen ausgewachsenen Ehestreit austragen müssen.
"Hältst du das für eine wirklich gute Idee, mein Junge?", fragte er daher mit einer Mischung aus Besorgnis und Amüsement.

Sébastien

Sébastien hörte die Stimme seines Vaters, doch mittlerweile brachte ihn das nicht sogleich aus dem Konzept wie es das früher getan hatte. Heute war er wesentlich entspannter, wenn er bei solchen Dingen ertappt wurde. Außerdem half es auch niemandem weiter, wenn er unruhig wurde.
Er grinste breit und lenkte seinen Hengst langsam auf seinen Vater zu. "Warum nicht? Sieh dir doch an, wie er sich freut. Er ist einfach dafür geboren, er hat es im Blut." Und der Stolz war unüberhörbar in Sébastiens Stimme. So sehr ihn Lauras Schwangerschaft, die Heirat und das Familienleben anfangs erschreckt hatten, so sehr liebte er seinen Sohn jedoch auch und nahm sich immer viel Zeit für den kleinen Jungen, er war beinahe soetwas wie ein hingebungsvoller Vater. Etwas, das er selbst kaum für möglich gehalten hätte.

:Philippe:

Philippe war immer fasziniert davon, wie ruhig Sébastien blieb, auch wenn man ihn in unangenehmen Situationen ertappte. Sein Sohn wusste genau, dass Philipp eigentlich noch zu klein für derlei Aktivitäten war, aber er tat es einfach trotzdem. Dennoch musste man ihm lassen, dass er sich als Vater um Längen besser anstellte, als selbst Philippe es ihm zugetraut hatte, nachdem man ihn in diese Ehe beinahe hatte zwingen müssen.
"Er ist noch ein bisschen klein, um die Welt vom Rücken eines Pferdes aus zu erkunden, denkst du nicht? Er kann gerade halbwegs aufrecht sitzen.", bemerkte er mit einem Lächeln. "Auch wenn er es im Blut haben sollte..." So abwegig war das zwar nicht, aber das musste er ihm ja nicht noch bestätigen. "Er hat Spaß, ich weiß, und unser vierbeiniger Freund benimmt sich tadellos. Aber du weißt, dass du eine ernsthafte Ehekrise riskierst, wenn Laura das mitbekommen geschweige denn selbst sehen sollte? Sie hat dich deswegen schon vorgewarnt, Sébastien. Sei vorsichtig."

Sébastien

Sébastien schüttelte den Kopf. "Ich denke, er ist genau im richtigen Alter. Man kann damit doch kaum zu früh anfangen und er wird immerhin ein Jahr alt." erwiderte Sébastien ungerührt und sah auf seinen Sohn hinab, der warm eingewickelt vor ihm im Sattel saß und bis über beide Ohren hinweg strahlte. "Und er ist so glücklich darüber, wie könnte ich ihm die Freude verwehren?" Philipp hatte von Anfang an bewiesen, dass auch er sich zu den großen Tieren hingezogen fühlte. Wann immer Sébastien seinen Sohn mitgenommen hatte, dieser hatte sich nie einschüchtern lassen, war vielmehr immer neugierig gewesen.
Sébastien grinste breit. "Und daher mache ich das Ganze ja auch jetzt, da ich weiß, dass sie erst gegen Mittag wieder zurück sein wird. Sie wird es also nicht sehen und Philipp und ich können in dieser Hinsicht sehr verschwiegen sein. Solange du es ihr also nicht erzählst, können wir ganz beruhigt sein."

:Philippe:

"Er wird ein Jahr alt und kann nicht einmal laufen. Ich hätte ja nichts dagegen, wenn du ihn auf eines der Ponys setzt und führst, aber dein Hengst ist vielleicht docch eine Spur zu groß." Philippe betrachtete seinen Enkel und konnte nicht anders als zu lachen.
"Aber du hast natürlich völlig Recht, er ist sehr glücklich damit. Er freute sich, aber ich bin nicht sicher, ob das an deiner Gegenwart liegt oder an der der Pferde. Unglücklich ist er jedenfalls nicht. Nicht wahr, kleiner Mann? Ist es nicht schön da oben?" Er zwinkerte seinem Enkel zu, der daraufhin vergnügt lachte.
"Du hast also alles durchdacht...und jetzt machst du mich zu deinem Mitwisser, hm?" Er hob die Schultern. "Na gut...sagen wir, wir Männer halten zusammen. Ich will den Stallmeisternachwuchs ja nicht in Schwierigkeiten bringen. Sieh zu, dass Laura das nicht erfährt.", mahnte er dann belustigt.
"Sei froh, dass dein Sohn noch nicht verständlich sprechen kann, denn er würde dich wahrscheinlich vor lauter Freude verraten, dessen sei dir sicher."

Sébastien

"Ach, das wird er schon bald können." zeigte Sébastien sich zuversichtlich. "Außerdem sitzt er hier vor mir im Sattel doch viel sicherer als alleine auf einem Pony." gab er zu bedenken. "Ich lasse schon nicht zu, dass er herunter purzelt."
Zufrieden beobachtete Sébastien wie sein Vater sich an dessen Enkel wanderte und Philipp vergnügt zu lachen begann. "Ich vermute an beiden gleichermaßen. Er ist gerne bei den Pferden, aber ich will behaupten, dass er auch mich nicht allzu übel findet." scherzte Sébastien und zuckte unbekümmert mit den Schultern. "Du hast es in gewisser Weise selbst gemacht als du hergekommen bist. Und da du ja sicher keinen Streit in deinem Haus heraufbeschwören willst ... zumal du deinen Enkel doch nur zu gern auf dem Pferd siehst." gab Sébastien amüsiert zu bedenken.
"Das ist wahr, aber bis er mich verraten kann, habe ich wohl noch etwas Zeit. Und bis dahin habe ich Laura vielleicht soweit, dass sie einsieht, dass ich weiß, was ich tue. Und vor allem, dass es Philipp großen Spaß macht." Außerdem war Sébastien ja wirklich vorsichtig, schließlich war es sein Sohn um den es hier ging und dem wollte er keinen Schaden zufügen.

"Ja, wahrscheinlich, er scheint ein ehrgeiziger kleiner Kerl zu sein. Halt ihn nur ja gut fest. Aber ich denke, du bist lange genug dabei um zu wissen, was du tust."
Phiippe lachte leise. "Nein, erstaunlicherweise bist du als Vater ganz brauchbar, wer hätte das gedacht, hm? Ich bin froh, dass es so ist, ich hatte etwas Sorge."
Er seufzte tief. "Ja, du hast schon Recht. Ich sehe ihn gerne auf dem Pferd, weil ich hoffe, dass das seine Zukunft sein wird. Und ich hoffe auch, dass du Laura möglichst bald dahin bekommst, schließlich wollen wir nicht ewig ein Geheimnis vor ihr haben, hm? Dass es ihm Spaß macht, steht völlig außer Frage, er strahlt ja übers ganze Gesicht."
Und ihm wärmte es das Herz, seinen Enkel so glücklich zu sehen. Philipp war seinem Vater ähnlich und erinnerte ihn an Sébastien als kleinen Bengel. Ein kleiner Wildfang war er gewesen, aber offenherzig und frohen Mutes.

Sébastien

Sébastien grinste breit. "Früher hätte ich das auch nie für möglich gehalten, aber ich habe in dieser Hinsicht nun einmal doch von dem Besten gelernt, das scheint an mir nicht vorbei gegangen zu sein." erwiderte Sébastien augenzwinkernd. Bevor Laura schwanger geworden war, hatte er sich wahrlich nicht als treusorgender Ehemann und Familienvater gesehen, aber diese Kind hatte einiges verändert. Er konnte nicht behaupten, dass er sich über Nacht geändert und plötzlich ein absolut vorbildliches Leben führte, aber er hatte feststellen müssen, dass die Ehe mit Laura bei Weitem nicht so schlimm war, wie er es sich immer ausgemalt hatte. Und sein Sohn hatte ihn von dessen erstem Atemzug an in seinen Bann geschlagen, dagegen war Sébastien einfach vollkommen machtlos gewesen.
"Oh, das wird es bestimmt, es liegt ihm im Blut." erwiderte Sébastien voller Überzeugung und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Philipp war in der Tat sein ganzer Stolz und er freute sich jetzt schon darauf seinem Sohn eines Tages alles beizubringen, was er selbst wusste.

Philippe

Philippe lächelte sanft. "Das tut wirklich gut zu hören." Er hatte wirklich Angst davor gehabt Vater zu werden, weil er schon einmal ein Kind verloren hatte. Aber als Sébastien einmal auf der Welt gewesen war, hatte sich alles wie von selbst gefügt und sein Leben ohne die Kinder hätte er sich gar nicht vorstellen können.
"Ich bin froh, dass du das alles so akzeptiert hast. Du hast dich schließlich genug gesträubt. Aber unsere Kinder ziehen uns immer in ihren Bann."
Philippe nickte langsam. "Ja, es liegt ihm im Blut...und das ist auch nur gut so. Nun, dann überlasse ich euch eurer Reiteinheit. Übertreibe es nicht, hm?"

Jane

Jane war mit ihrer kleinen Tochter bei ihrer Schwiegermutter, denn Stephan war noch nicht aus der Stadt zurück. Er hatte Guillaume einen Besuch abgestattet, der noch immer bei Jonathan im Haus weilte, solange die Stimmung hier am Hof so furchtbar angespannt war.
Um sich und die Königin ein wenig abzulenken, war Élaine aber wahrlich die beste Medizin, sie war ein wahrer Sonnenschein und saß nun zwischen den beiden Frauen in der Fensterbank, hatte sich an ihre Großmutter gekuschelt und hielt gleichzeitig eine Hand ihrer Mutter in den ihren und lauschte aufmerksam der Geschichte, die Beatrice erzählte.
Jane lächelte versonnen bei dem Anblick, es freut sie wirklich, dass Élaine so ungezwungen mit ihrer Großmutter umging, obwohl sie sich doch eine ganze Zeit lang nicht gesehen hatten und das in Élaines Alter schon einer Ewigkeit gleichkam. Aber das kleine Mädchen hatte einfach ein fröhliches Gemüt und ließ sich nicht so leicht einschüchtern. Sie schien oft genau zu spüren, ob sie sich jemandem bedenkenlos anvertrauen konnte oder nicht.

Beatrice genoss den Nachmittag mit ihrer Schwiegertochter und ihrer Enkelin. Élaine war ein Sonnenschein, der immer wieder ihre Nähe suchte und das gefiel ihr wirklich gut. Sie erzählte gern eine Geschichte, gerade jetzt, wo sie sich schonen musste.
Doch ihr war schon klar, dass dieses ruhige Zusammensein bald ein Ende finden musste, aber eine hervorragende Ablenkung darstellte. Schon seit ein paar Stunden hatte sie leichte Wehen, ein vertrautes Gefühl. Als sie nun die Geschichte beendete, strich sie ihrer Enkelin eine Locke hinter das Ohr. "So, Kleines, jetzt wird deine Mutter dich zum Kindermädchen bringen für ein Weilchen, hm?", sagte sie sanft und richtete den Blick auf ihre Schwiegertochter.
"Dabei könntest du die Hebamme holen, meine Liebe. Ich denke, das Kind möchte sich jetzt endgültig auf den Weg machen. Ich habe schon seit heute Morgen leichte Wehen, Jane."

Jane hatte ihrer Schwiegermutter schon während der letzten Geschichte eine leichte Anspannung angesehen und ihre Vermutung bestätigte sich als Beatrice ihrer Enkelin eine Haarsträhne hinter das Ohr strich und das Ende des Beisammenseins ankündigte.
"Oooh ..." machte Élaine ein wenig betrübt, sah kurz zu ihrer Mutter und dann wieder zu ihrer Großmutter und nickte, auch wenn es der Kleinen sichtlich schwer fiel. "Später noch eine, bitte?" fragte Élaine hoffnungsvoll und Jane strich ihrer Tochter schmunzelnd über den Kopf. "Später, Liebes. Deine Großmutter braucht jetzt erst einmal etwas Ruhe, aber ich bin sicher, dass Camille dir auch noch eine erzählen kann, wenn du artig mitkommst." stellte Jane in Aussicht und erntete ein Nicken von ihrer Tochter. Élaine liebte ihr Kindermädchen, es war also nie schwer sie einmal für eine Zeit lang bei Camille zu lassen.
Jane erhob sich und nickte dann. "Ich werde sie gleich mitbringen. Lass mich dir noch zum Bett hinüber helfen, dann mache ich mich auf den Weg." schlug Jane vor, denn sie wusste, wie schnell die Wehen manchmal schlagartig heftig werden konnten und sie wusste ihre Schwiegermutter dann lieber schon sicher im Bett als hier in der Fensterbank sitzend.

Beatrice lächelte, als Jane ihre Tochter so liebevoll davon überzeugte sie allein zu lassen. "Camille kennt sicher gute Geschichten, Kleines. Und morgen erzähle ich dir auch wieder eine. Ich habe heute noch ein bisschen was zu tun."
Sie nickte Jane dankbar zu. "Das wäre großartig von dir. Und du kennst dich ja auch ein bisschen in diesen Dingen aus." Daher hatte sie auch nichts dagegen, Jane bei sich zu haben. Sie hatte Stephans junge Frau sehr ins Herz geschlossen, so unkonventionell sie manchmal auch war.
Vorsichtig erhob sie sich und ließ sich von Jane zum Bett hinüber führen. Heute also würde das Kind endlich zur Welt kommen. Es war eine recht ruhige Schwangerschaft gewesen, das ließ sie wirklich hoffen, dass auch die Niederkunft problemlos von statten gehen würde, auch wenn sie nicht mehr im perfekten Alter dafür war.