William und Joanna - ab 1183

Gabriel

"Aber wie lange soll ich denn noch warten?" fragte Gabriel zweifelnd. Selbst wenn Giulia noch nicht sicher war, was sie fühlte, dann hätte sie ihm doch wenigstens einen unverfänglichen Brief schreiben können. Einfach eine Antwort, so dass er wusste, dass sie seinen Brief bekommen hatte.
Gabriel zog eine Augenbraue in die Höhe. "Du hast spioniert ... wahrlich, Aliz, eines Tages wirst du vor lauter Neugierde einfach platzen." bemerkte Gabriel spöttisch.
Er schlug die Beine übereinander und bedachte seine Schwester mit einem kleinen Stirnrunzeln. "Sie muss ja auch nicht leicht sein, aber ... ein kleines Lebenszeichen, eine winzige Reaktion ... ist das wirklich zu viel verlangt? Was verspricht sie sich davon mich warten zu lassen? So muss ich doch erst Recht davon ausgehen, dass sie kein Interesse hat." erwiderte er, musste dann bei Aliz' nächsten Worten jedoch lachen. "Ah ja ... und vielleicht sollte ich ihn überreden, möglichst schnell wieder nach Paris zu reisen. Solange eine gewisse Hofdame noch dort ist."

Aliz

Aliz lachte. "Du leidest an der selben Krankheit wie Vater....Ungeduld. Gut Ding will Weile haben, das hast du doch auch schon gehört, hm? Lass ihr Zeit. Du hast doch ohnehin nichts Besseres zu tun. Du wirst dich schließlich vorerst ohnehin niemand Anderem zuwenden."
Schließlich zuckte sie mit den Schultern.
"Zugegeben, ja....Das könnte passieren. Ich konnte es einfach nicht lassen.", bekannte sie ohne jede Spur von Reue.
"Warten steigert vielleicht dein Interesse noch. Und du denkst noch öfter an sie. Lass uns Frauen unsere kleinen Geheimnisse. Aber eine Reise nach Paris würde nicht schaden. Möglicherweise möchte sie ja auch genau das, hm?"

Gabriel

"Ungeduld? Ha! Dich würde ich gerne einmal an meiner Stelle erleben!" erwiderte Gabriel, halb spöttisch, halb grantig. "Du wärst schon längst verrückt geworden, glaub mir. Außerdem finde ich, bin ich sehr geduldig." Immerhin wartete er schon seit Wochen vergeblich auf eine Antwort.
Gabriel schnaubte leise. "Ihr tut so etwas absichtlich? Das ist wirklich niederträchtig, weißt du?" warf er seiner Schwester vor und seufzte dann. "Ja, eine Reise dorthin würde nicht schaden, aber Guillaume wird so schnell nicht wieder nach Paris reisen, er kommt ja im Grunde erst von dort und sein Vater war nicht unbedingt erbaut über den langen Aufenthalt dort. Nein, ich glaube, meine Chancen nach Paris zu kommen, sind derzeit nicht allzu gut, fürchte ich."
Gabriel fuhr sich durch den roten Schopf und ließ kurz den Blick schweifen, dann sah er seine Schwester wieder an. "Aber genug jetzt von meinem nicht vorhandenen Liebesleben, es reicht ja, wenn ich beständig darüber nachdenke. Was ist mit dir ... ich warte sehnsüchtig darauf endlich Onkel zu werden." neckte Gabriel, um das Thema zu wechseln.

Aliz

Aliz grinste breit. "Vielleicht wäre ich das, aber ich bin nicht in dieser Situation, mein Lieber. Na gut...du bist sehr geduldig. Aber was bleibt dir auch Anderes übrig, Gabriel? Ändern kannst du es ohnehin nichts." Sie hob die Schultern. "Nicht niederträchtig. Wir verfolgen ganz bestimmte Absichten damit. Aber das kannst du nicht verstehen, du bist keine Frau."
Sie musterte Gabriel und schüttelte dann lächelnd den Kopf. "Noch ist nichts in Sicht, du wirst dich auch hier noch ein bisschen gedulden müssen, Brüderchen. Aber das ist vielleicht besser so. Ich glaube, Eric hat sich gerade erst davon erholt, dass er jetzt ein verheirateter Mann ist. Und er kann noch ein bisschen üben, mit Lucas' Kindern zum Beispiel."
Sie seufzte leise.
"Ich für meinen Teil bin auch irgendwie dankbar, dass wir bislang noch kein Geschwisterchen bekommen haben. Das wäre irgendwie seltsam gewesen so schnell."

Gabriel

Gabriel schnaubte leise. "Ich empfinde das sehr wohl als niederträchtig. Jemanden absichtlich hinzuhalten ... ich könnte so etwas nicht. Und wozu denn auch?" Ihm erschloss sich der Nutzen aus solch einem Verhalten absolut nicht und da er gerade sehr darunter litt, konnte er dem auch nichts abgewinnen.
Dann schnalzte er leise mit der Zunge. "Also wirklich, Eric weiß aber schon, wie das funktioniert, oder?" neckte er grinsend. "Aber vermutlich hast du Recht, für eure zukünftigen Kinder ist es nur besser, wenn er erst einmal mit seinen Nichten und Neffen üben kann."
Gabriels Miene wurde wieder eine Spur düsterer und eine Falte bildete sich auf seiner Stirn. "An dem Tag an dem Claire ein Kind von Vater bekommt, wandere ich aus." prophezeite er grimmig. Das war immer noch eine Vorstellung, die ihm Unbehagen bereitete. "Italien soll schön sein, habe ich gehört ..."

Aliz

"Damit du dich noch mehr nach ihr verzehrst. Damit du zweifelst. Aber ich war nie so grausam, also wirf mir sowas nicht vor, hm?" Aliz lachte auf und fuhr Gabriel neckisch durch den Schopf. "Besser als du vermutlich, Brüderchen, du verzehrst dich schleßlich noch nach deiner Liebsten. Er hat seine schon für sich gewonnen. ich bin aber sicher, er wird als Vater großartig sein."
Aliz neigte den Kopf und runzelte die Stirn. "Soll es, ja. Aber du bist ja fort, wenn du mit Guillaume gehst. Du Glücklicher wirst also wahrscheinlich ohnehin nicht viel mitbekommen, hm? Also mach dir keine großen Sorgen."
Sie hob die Schultern.
"Also, lass uns der Dinge harren, die da kommen. Alles ist für irgendetwas gut, Gabriel."

Gabriel

Gabriel schürzte die Lippen als Aliz ihm durch die Haare fuhr und verzichtete darauf ihr zu erklären, wie Recht sie doch hatte. Wenn Gabriel nur an diesen einen verrückten Abend dachte an dem sein Vater auf die glorreiche Idee gekommen war, ihm eine Dirne zu besorgen ...
Es war ja nicht so, dass er kein Interesse hatte, im Gegenteil, er war auch nur ein Mann aus Fleisch und Blut und je älter er wurde, desto häufiger ertappte er sich bei dem Gedanken daran, wie es sein würde endlich mit einer Frau das Bett zu teilen.
Aber sein Vater mit seinem zügellosen Leben war in dieser Hinsicht wirklich ein abschreckendes Beispiel gewesen, so dass Gabriel damit lieber vorsichtig sein wollte.
"Tja, da hast du wohl recht, aber ganz werde ich dem trotzdem nicht entkommen, wenn es irgendwann soweit ist." Das Kind würde immerhin sein Bruder oder seine Schwester werden, das konnte er ja nicht gänzlich ignorieren. Aber solange es noch nicht soweit war, zog er es vor sich Claire und seinen Vater lieber nicht zusammen im Bett vorzustellen.
"Alles, hm? Na ich weiß nicht, ob ich deine optimistische Meinung so teilen kann." erwiderte er nachdenklich.

Aliz

Aliz hob die Schultern, als sie Gabriels wortlose Reaktion doch einigermaßen durchschaute. "Du solltest alles mit Ruhe angehen lassen, mach dir keine Sorgen. Du wirst deine Giulia noch bekommen." Und dann würde er sein eigenes Glück bekommen.
"Nein, vermutlich wird das keiner von uns. Wir werden immerhin Beide in Oxford leben." Sie neigte den Kopf. "Aber es wird schon. Du musst einfach in Allem ein bisschen positiver denken, Gabriel. Sei nicht immer so negativ!"
Sie knuffte leicht seinen Arm. "Komm, lass uns ein bisschen gehen. Vermutlich sollten wir nachschauen, was Michael und Raymond so treiben, bevor sie sich absetzen und London auf eigene Faust unsicher machen. Ray mag sich hier auskennen, aber für Michael ist das wohl doch ein bisschen viel."

Gabriel

Gabriel grinste schief. "Wie gut nur, dass ich dich habe, Schwesterherz. Du mit deinen weisen Worten und deinem unverwüstlichen Optimismus. Möge Gott, deine Worte wahr werden lassen." erwiderte er, beugte sich zu Aliz und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Weißt du eigentlich, wie froh ich bin, dass du mir in Oxford erhalten bleibst, hm?" Er liebte seine Schwester wirklich innig und sie war von seinen Geschwistern auch diejenige, die ihm am engsten verbunden war, nicht nur, weil sie vom Alter her am dichtesten beisammen waren.
Gabriel lachte leise und legte einen Arm um seine Schwester. "Ich denke nicht negativ, sondern realistisch. Wenn ich nicht allzu viel erwarte, kann ich auch nicht enttäuscht werden, weißt du? Und wenn es doch besser wird als gedacht, kann ich mich umso mehr darüber freuen."
Dann zog er die Augenbrauen in die Höhe und seufzte laut. "Wirklich? Gib mir lieber einen Sack Flühe zum Hüten, das ist einfacher als diese beiden ..." beschwerte Gabriel sich, erhob sich aber ergeben, um Aliz zu begleiten.

Aliz

"Das wird er schon, Brüderchen. Ich habe Vertrauen in Gott." Aliz schloss kurz die Augen, als er ihre Wange küsste. "Das geht mir genauso. Ich bin froh, dass du auch Oxfords Zukunft bist. Du bist mir neben Eric einfach am Nächsten."
Und sie würde Gabriel ihr Leben anvertrauen. Ihr Bruder war ihr ausgesprochen wichtig und deshalb würde sie auch alles tun um ihn zu unterstützen. "Hm, keine unkluge Einstellung. Aber naja....Lass uns jetzt Flöhe hüten, gehen, bevor noch etwas passiert."
Raymond und Michael heckten zusammen wirklich nur Unsinn aus. "Ich weiß nicht, was Vater sich dabei gedacht hat, die Beiden mit nach London zu nehmen. Das kann nicht gut enden, Ray hat zu viele Flausen im Kopf."

William hielt zügig auf seine Gemahlin zu, die im Garten der Burg von Rouen saß und die Sonnenstrahlen genoss, die sich langsam zwischen den Wolken hervor kämpfte. Sie waren vor zwei Tagen in Rouen angekommen und wollten hier noch ein paar Tage bleiben, bevor sie die Seine hinaufsegelten und schließlich zurück nach England kamen. Und William hatte auf dem Markt hier in der Stadt eine Entdeckung gemacht, die er seiner Gemahlin unbedingt zeigen musste.
"Es tut mir Leid, deine Mußestunde zu stören, mein Engel, aber ich muss dich einmal in die Stadt entführen." erklärte William als er Joanna erreicht hatte. "Aber glaub mir, es wird sich lohnen." versicherte er lächelnd.
Eigentlich hatte er sich nur ein wenig die Beine vertreten und sich etwas umsehen wollen, doch dann hatte er den Spanier mit seinen Pferden auf dem Markt entdeckt und war sofort hingerissen von den stattlichen Tieren gewesen. Es waren prächtige Pferde in unglaublichen Farben und William ahnte, dass er mehr Gold ausgeben würde als sinnig war, aber er würde es nicht übers Herz bringen Rouen zu verlassen ohne wenigstens zwei dieses wunderschönen Tiere gekauft zu haben, das wusste er genau.

Joanna genoss den Aufenthalt in Rouen wirklich sehr. Die Burg war noch genauso schön, wie sie es in Erinnerung hatte. Und bald würden sie zurück nach England reisen. Sie war gespannt, wie sich die Sache mit Giulia noch entwickeln würde. Das Mädchen war ausgesprochen eigensinnig, Giovanni hatte nicht zu viel versprochen. Doch sie war recht zuversichtlich, dass sie das schon hinbekommen würde."
Sie seufzte leise, zufrieden, als William sich zu ihr gesellte.
"So?" Joanna lächelte sanft. "Nun, dann will ich mich mal entführen lassen, besonders wenn es sich so lohnt. Ich bin gespannt."
Und wenn William so aufgeregt wirkte, musste es wirklich etwas Besonderes sein. Das machte sie ausgesprochen neugierig.
"Rouen hat also noch mehr zu bieten als eine schöne Umgebung."

William grinste zufrieden und legte einen Arm um Joannas Taille als sie sich erhob. "Das kannst du auch sein. Du wirst nicht enttäuscht werden, sei versichert. Aber womöglich musst du mich davon abhalten all unser Gold auszugeben." prophezeite William amüsiert als sie das Burgtor passierten.
"Offensichtlich, allerdings muss ich zugeben, dass ich von dieser Entdeckung doch etwas überrascht war." erklärte er und führte Joanna zielstrebig durch die Gassen zu dem großen Marktplatz hinüber.
"Und es ist auch wirklich eine glückliche Fügung, wären wir nämlich ein paar Tage später gekommen, hätten wir es verpasst." Der Spanier hatte William erzählt, dass er hier in Rouen nur wenige Tage bleiben wollte, denn sein eigentliches Ziel war Brügge, wenngleich William sich nur schwer vorstellen konnte, dass man dort besser Pferde verkaufen konnte als hier.
Seine Miene hellte sich noch ein wenig mehr auf als sie den Rand des Marktes erreichten an dem eine handvoll Pferdehändler ihre tierische Ware anboten. "Ah, dort hinten." kündigte er lächelnd an und nickte hinüber zu dem Ende der Reihe.

Joanna grinste zurück und lehnte sich an ihren Mann. "So? Noch mehr als in Giovannis Weinberg?" Immerhin hatte William auch in Italien einige Weine für seinen Weinkeiler ausgesucht. "Aber es wird mir schon gelingen dich zur Vernunft zu bringen. Auch wenn es noch so eine glückliche Fügung sein mag." Neugierig folgte sie ihm durch die Gassen und über den Marktplatz.
Sie ahnte schon, worum es ging, als sie sich den Pferdehändlern näherten. "Ach herrje, du willst noch mehr Pferde mit nach Hause bringen?", fragte sie amüsiert. William war letztendlich aber doch ein Pferdenarr wie sie selbst auch.
Ihr Blick fiel auf einen Spanier, der einige prächtige Pferde anbot. "Oh, ich verstehe! Sie sind wunderschön." Sie konnte sich kaum erinnern, jemals prächtigere Pferde gesehen zu haben, bis auf die Araber, die William aus dem heiligen Land mitgebracht hatte.

William lachte leise und nickte dann. "Möglicherweise mehr als in Giovannis Weinbergen, ja." warnte er amüsiert vor. "Aber sei dir da nicht allzu sicher, wenn du sie erst einmal gesehen hast, wirst du mich verstehen ..." murmelte William augenzwinkernd.
Er lachte leise über Joannas Belustigung als sie erkannte wohin er sie führte und zuckte mit den Schultern. "Man kann nie genug Pferde haben." verkündete William. "Besonders nicht solche." fügte er hinzu als die hübschen spanischen Pferde in Sicht kamen.
Er nickte andächtig als sie bei den Tieren stehen blieben. "Das sind sie. Und ich dachte mir, beim Aussuchen kann mir dein Pferdeverstand nur von Nutzen sein, so dass wir die besten von ihnen auswählen, was denkst du?" schlug William vor und ließ den Blick wandern. Es waren alles prächtige Pferde, hervorragend gewachsen und so gut gepflegt, dass sie regelrecht in der Sonne schimmerten. William wusste, es würde schwer werden sich zu entscheiden, doch vor allem die Pferde mit dem beinahe golden schimmernden Fell hatten es ihm besonders angetan. So etwas fand man in England nun wirklich nicht.

"Ich ahne Böses, mein Lieber, aber wir werden sehen. Meistens kann ich dich ja tatsächlich verstehen." Und natürlich konnte sie das, als sie die wundervollen Pferde näher in Augenschein nehmen konnte. "Na gut, du hast Recht. Sie sind wirklich wunderschön und sie wären so eine Bereicherung für unser Gestüt. Ich bin erfreut, dass du meinen Pferdeverstand so sehr schätzt."
Joanna trat näher, lächelte den Händler freundlich an und nahm dann Kontakt zu der ersten Stute auf. William hatte wirklich ein Auge für gute Pferde. Und auch diese eher ungewöhnliche Fellfarbe einiger Pferde war eine Rarität, an die man kaum heran kam.
"Ich habe so eine Farbe noch nie gesehen. Beinahe wie flüssiges Gold. Wunderschön..." Und die stolze Halshaltung...

William hatte gewusst, dass Joanna diesen Perlen auf vier Beinen ebenso erliegen würde, wie er und trat lächelnd neben sie als seine Gemahlin die erste der Stuten begrüßte. "Ja, das trifft es wirklich gut, flüssiges Gold ..." murmelte er und strich sanft über den schimmernden Hals.
"Ich hatte gedacht, wir nehmen wenigstens zwei Stuten und einen Hengst." fuhr William fort und ließ den Blick kurz über die Pferde schweifen. "Was denkst du? Damit hätten wir doch eine gute Grundlage für unsere Zucht. Und wir könnten sowohl unsere Pferde mit diesen spanischen Schönheiten kreuzen als auch diese hier untereinander, um reines spanisches Blut zumindest noch eine Generation lang zu erhalten." Es gab so viele Möglichkeiten und William war jetzt schon ganz aufgeregt bei dem Gedanken an die Fohlen, die es mit etwas Glück im nächsten Jahr dann geben würde.

Joanna streichelte begeistert die weichen Nüstern. "Das ist eine wirklich gute Idee. Es wäre eine Schande sie nur zu mischen, wir sollten auf jeden Fall einige von ihnen nachzüchten. Vielleicht bekommen wir auch diese wunderbare Farbe in unsere Zucht hinein."
Sie betrachtete die Pferde genauer. "Hast du schon ein paar Pferde in der engeren Wahl? Zeig sie mir. Aber ich schätze, diese goldene Schönheit sollten wir auf keinen Fall hier lassen."
Sie hatte die Stute jetzt schon ins Herz geschlossen. "Sie werden sich schon an unser Klima gewöhnen und sich heimisch fühlen. Das haben unsere maurischen Freunde ja auch getan."
Joanna schlang den Arm um seine Taille.
"Es ist großartig, dass wir auch nach all den Jahren noch gemeinsam Freude an so etwas finden, denkst du nicht auch?"

William grinste breit. "Vielleicht sollten wir doch mehr als zwei Stuten nehmen ... diese hier scheinst du ja ohnehin schon für dich reserviert zu haben." neckte er sanft und legte den Arm um Joannas Schultern als sie den ihren um seine Taille schlang. "Oh ja. Und ich bin froh, dass wir beide noch munter genug sind, um solche Reisen zu unternehmen und so wunderbare Pferde auszusuchen." fügte William hinzu und führte Joanna dann die Reihe der spanischen Pferde entlang, blieb hier und dort mit ihr stehen, um sich einzelne Tiere noch einmal genauer anzusehen und genoss diesen Moment unendlich.
Die Pferdezucht war von Anfang an etwas gewesen, das William am Herzen gelegen hatte und zusammen mit dem Hospital ein Projekt, das er gerne wachsen sah und von dem er wusste, dass es auch weit nach seinem Tod hinaus noch Bestand haben würde.

Joanna lachte leise auf. "Hm, ich fürchte. Esperance ist eine alte Dame geworden und Cäsar ist auch kein Jungspund mehr. Vielleicht wird es Zeit. Aber wenn wir fertig sind, haben wir sie alle gekauft, William. Das dürfte die Jungs ins Schwitzen bringen, wenn sie nicht wissen, wo sie sie alle unterbringen sollen.", antwortete sie amüsiert.
"Das bin ich auch. All das wäre auch ohne dich viel zu langweilig." Sie dankte Gott jeden Tag dafür, dass er ihr dieses Glück gewährte und ihr einen Mann an die Seite gestellt hatte, der sie blind verstand. Sie interessierten sich für die selben Dinge und wussten oft ohne Worte, was der Andere dachte.
"Unsere Zucht wird bald noch bekannter werden für ihre Vielfalt, als sie ohnehin schon ist. Das dürfte Robert und Philippe wirklich freuen."

William stimmte in Joannas leises Lachen mit ein und zuckte unbekümmert mit den Schultern. "Ach, dann müssen sie halt etwas anbauen. Und bis die Ställe fertig sind, werden die Jungpferde auf die Koppeln ausquartiert, warm genug mittlerweile." erwiderte er mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. Aber natürlich würden sie nicht alle dieser spanischen Schönheiten mitnehmen können, das wäre in der Tat verrückt.
"Schön zu hören, dass ich dich nicht langweile." bemerkte William amüsiert und hauchte einen Kuss auf Joannas Wange. "Und ich habe nichts dagegen, wenn sie es wird. Es ist eine wirklich gute Einnahmequelle und was könnte es besseres geben als sich die Truhen durch etwas füllen zu können, was man liebt?"

Raymond

"Komm, Michael, lass uns hier verschwinden und ich zeige dir London. Es ist doch voll langweilig hier, wir haben ohnehin nichts zu tun. Und bevor irgendjemand etwas merkt, sind wir schon wieder zurück.", beschwor Raymond seinen jüngeren Bruder. Nachdem er sich mit dem Gedanken angefreundet hatte, dass ein Bruder vielleicht doch gar nicht übel war, waren Michael und er meistens zusammen unterwegs. Sie stellten auch einiges an Unfug an, aber sie verstanden sich und hatten Spaß.
So waren sie auch erst begeistert gewesen, dass ihr Vater sie mitgenommen hatte zum Hof, aber schnell war ihnen ein bisschen langweilig geworden. Und außerdem lockte London Raymond ganz besonders, immerhin war er hier groß geworden.
"Ich zeig dir, wo ich geboren bin und ein paar spannende Plätze. Es ist gar nicht so weit. Das wird lustig, du wirst schon sehen."

Michael

Michael blätterte ein wenig lustlos in einem kleinen Buch mit Rittergeschichten herum. Es waren sehr einfach geschriebene Geschichten mit denen er Lesen üben konnte, aber heute fand er einfach keine wirklich Motivation sich tatsächlich damit zu beschäftigen.
Er war Feuer und Flamme gewesen als sein Vater ihnen erklärt hatte, dass sie alle gemeinsam an den Hof reisen würden, um an der Hochzeitsfeier des Prinzen teilzunehmen, aber sie saßen mehr oder weniger hier hinter den Burgmauern fest und es hatte nicht lange gedauert bis Raymond und er innerhalb der Mauern jeden Winkel erkundet hatten, den sie betreten konnten.
Als nun die mittlerweile so vertraute Stimme seines Bruders erklang, hob Michael den Kopf und ein Leuchten trat in seine Augen. "Wirklich?" fragte er und seine Stimme bebte etwas vor Aufregung. "Das würdest du tun?" Er wusste, dass es ungehörig war die Burg einfach heimlich zu verlassen, aber die Verlockung war gewaltig und Raymond hatte Recht, sie würden zurück sein, ehe jemand überhaupt ihr Fehlen bemerkt hatte.
Michael klappte das Buch zu und war im nächsten Moment auf den Beinen. "Lass uns gehen!"

Raymond

"Aber klar! Ich hab es dir doch schon in Oxford gesagt, oder? Das ist meine Stadt und es wäre doch schade, wenn du nur diesen Kasten hier davon sehen würdest, während wir hier sind!" Ray war überaus begeistert, dass Michael direkt auf seinen Vorschlag ansprang und grinste breit.
"Oh ja, dann los!"
Gemeinsam stromerten sie durch die Burg bis zum Tor, beobachteten das Tor ein Weilchen, damit sie überlegen konnten, wie sie an der Wache vorbei kamen. Doch bevor sie wirklich zur Tat schreiten konnten, hielt sie eine verwunderte Stimme auf und ein Rotschopf stand hinter ihnen wie aus em Boden gestampft. "Wo wollt ihr denn hier? Wollt ihr etwa raus aus der Burg? Das ist bestimmt nicht erlaubt.", gab Gui mit einer Mischung aus Besorgnis und Neugierde zu bedenken.

Michael

Michael grinste und nickte. "Das hast du." bestätigte er und dachte einmal mehr, wie gut es doch war, dass Raymond ihm eine Chance gegeben hatte, denn mittlerweile verstanden sie sich hervorragend und vertrieben sich gern die Zeit miteinander.
Als sie das Tor beobachteten, kam Michael schließlich eine Idee, wie sie unbemerkt hinaus kommen konnten, doch noch ehe er auch nur den Mund hatte öffnen können, erklang ein neugieriges Stimmchen hinter ihnen. Michael drehte sich um und unterdrückte ein Seufzen. "Gui ..." Das hatte ihnen ja gerade noch gefehlt. Eigentlich hatten Michael und sein kleiner Cousin sich auf Anhieb gut verstanden als sie sich vorgestellt worden waren, aber jetzt da er mit Raymond unterwegs war, wollte er nur ungern zugeben, dass er mit dem zwei Jahre jüngeren Prinzen gespielt hatte. Nicht dass Raymond sich noch über ihn lustig machte deswegen.
Michael sah seinen großen Bruder kurz an, dann schüttelte er leicht den Kopf. "Mach dir keine Gedanken, wir machen nichts unerlaubtes. Wir ... stehen hier nur ein wenig rum, nicht besonders spannend, weißt du?" versuchte Michael sich recht einfallslos heraus zu reden.