William und Joanna - ab 1183

"Ja, vielleicht ist das tatsächlich so. Aber sie gibt sich Mühe und ist eine würdige Gemahlin. Selbst wenn ihre Einschränkung nicht wäre, würde sie alle mit ihrem Wesen bezaubern. Ich bin mir sicher, sie wird wieder laufen können. Sie ist doch immerhin auch auf eigenen Beinen zu euch gekommen. Das wäre zu Beginn nicht möglich gewesen. Ich hoffe wirklich, mein zweites Enkelkind kommt ein bisschen weniger dramatisch zur Welt. Du hast aber Recht. Sie entwickeln allerhand neumodische Sachen und Levi ist wirklich eine Bereicherung für alle."
Robert nickte knapp. "Ja, ich weiß...Und natürlich wäre es besser für sie. Aber sie will davon nichts hören. Wenn man versucht ihr diese Dinge zu sagen, treibt man sie nur weg von einem. Glaub mir, es nutzt überhaupt nichts. Sie muss ihre eigenen Erfahrungen machen, auch wenn sie schmerzhaft sind."

Richard nickte. "Oh, das glaube ich. Und ich wünsche euch wirklich alles Glück der Welt für dieses zweite Kind. Es wird sicher für euch alle eine Erleichterung, wenn es dieses Mal besser von Statten geht. Was sagen denn eure Ärzte, stehen die Chancen dieses Mal gut für sie?"
Richard nippte an seinem Wein und beobachtete John und Diana einen kleinen Moment lang, ehe er Robert wieder ansah. "Weißt du, ich will mich im Grunde ja nicht beklagen. Sie tut ihm wirklich gut und ich bin mir sicher, dass es zu einem nicht unwesentlichen Teil ihr Verdienst ist, dass John keinerlei Versuche unternimmt meine Position zu untergraben und sogar ganz im Gegenteil treu an meiner Seite steht. Aber für sie wird es vermutlich irgendwann in der Tat noch eine schmerzhafte Erfahrung meinen Bruder zu lieben." überlegte Richard langsam.

Robert lächelte schief. "Auf jeden Fall besser als bei Will. Ihre Muskulatur ist viel besser, sie ist in deutlich besserer Verfassung. Wir sind also alle recht positiv gestimmt. Und Levi wird keinen Moment von ihrer Seite weichen, wenn es soweit ist."
Er hob die Schultern. "Das ist durchaus möglich. Sie hat Einfluss auf ihn. Mehr, als ich zugeben wollte. Er scheint wirklich viel für sie übrig zu haben. Solange er treu zu dir steht, haben wir wenigstens einen positiven Effekt davon."
Es behagte ihm zwar gar nicht, denn er wusste, es war ein gefährliches Spiel, dass seine Tochter spielte. "Ich bete für sie und hoffe einfach, ihr Fall wird nicht zu schmerzhaft sein."
Immerhin würde Diana immer ein Zuhause in Truro haben.

Guillaume

Guillaume war mehr als nur zufrieden mit diesem Tag und diese Feier entlohnte ihn für jede einzelne Stunde Kopfzerbrechen, die er wegen all dieser Dinge gehabt hatte. Es tat gut hier zu sitzen, Emma an seiner Seite und sie endlich, endlich aller Welt als seine Gemahlin präsentieren zu können. So wie er es sich vom ersten Moment an von Herzen gewünscht hatte.
Aber auch schon die Tatsache alle seine Geschwister hier versammelt zu haben, stimmte ihn beinahe trunken vor Glück. Er konnte einfach nicht bestreiten, dass er ein Familienmensch war und er mit seinen Geschwistern eng verbunden war. Dass sie hergekommen waren, um heute hier an seiner Seite zu sitzen, bedeutete ihm wirklich viel.
Doch auch, wenn er von seinem eigenen Glück schier überwältigt war, war er nicht vollkommen blind für andere Dinge und seit einer Weile beobachtete er Eleonore immer wieder nachdenklich. Sie war schon seit einigen Tagen hier und wenn er genau darüber nachdachte, war sie ihm in den letzten Tagen schon ein wenig ... anders vorgekommen. Bisher hatte er nicht so viel darauf geachtet, da er voll auf mit der Planung für die Feier beschäftigt war, aber jetzt ...
"Sag mal, El ... kann es sein, dass ich heute nicht der einzige mit Grund zur Freude bin?" fragte er schließlich und sah seine Schwester forschend an.

Eleonore genoss die Feier inmitten ihrer Familie und besonders freute es sie, Guillaume endlich so zufrieden zu sehen. Für ihn und Emma war es wirklich höchste Zeit geworden, dass sie endlich die Ehe führten, die sie verdienten. In aller Offenheit. Emma würde eine wundervolle Königin werden.
Überrascht hob sie den Kopf, als Guillaume sie ansprach. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Sie musste lächeln.
"Das ist möglich, Bruderherz. Und du kennst mich wirklich ausgesprochen gut." Kaum jemand würde sie derartig durchschauen können. Doch schon seit Tagen plagte sie hin und wieder Übelkeit. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie endlich wieder hoffen durfte.
"Aber ich schätze, diesmal darf ich endlich wieder zuversichtlich sein. Die Franzosen werden außer sich sein, dass unsere Ehe recht bald mit königlichem Nachwuchs gesegnet wird."

Guillaume

Guillaume nickte leicht als Eleonore seine Vermutung bestätigte. "Dacht ich's mir doch. Du warst in den letzten Tagen manchmal so blass um die Nase, aber gleichzeitig hast du so ... gestrahlt." erklärte er lächelnd und neigte leicht den Kopf. "Tja, wenn du mich schon in und auswendig kennst, ist es doch nur gerecht, wenn es mir mit dir ähnlich geht, oder?" neckte er sanft und hob dann den Becher, um ihr zuzuprosten. "Dann erwarte ich eine Einladung zur Tauffeier, wenn es endlich soweit ist." forderte Guillaume lächelnd. "Ich freue mich wirklich für dich, El. Und ich wünschte dir alles Glück dieser Erde, ich weiß, wie sehr du dich auf ein solches Kind freust." Immerhin liebte seine Schwester Philippe Auguste von ganzem Herzen und sie hatte damals diese Fehlgeburt wirklich schwer genommen. Umso mehr hoffte Guillaume, dass dieses Mal wieder alles gut ging.

Eleonore hob die Schultern. "Ich sehe, ich kann es nicht verbergen. Du hast ja Recht. Ständig ist mir wirklich übel, aber ich freue mich so sehr über dieses Kind, dass es mich nicht weiter stört." Sie zwinkerte ihm zu und erwiderte die Geste mit ihrem Becher.
"Du wirst sie bekommen, ich verspreche es. Und ich danke dir, dass du so hinter mir stehst." Er war schließlich von ihrer Beziehung ganz und gar nicht begeistert gewesen, als er davon erfahren hatte. Aber obwohl sie den französischen König geheiratet hatte, war alles endlich gut gewesen. Und nun würde dieses Kind ihre Ehe krönen.
"Ich freue mich so sehr. Philippe wünscht sich ebenso wie ich ein gemeinsames Kind. Er weiß es noch nicht, aber er wird außer sich sein vor Freude."
Wenn er es gewusst hätte vor ihrer Abreise, hätte sie wahrscheinlich gar nicht gehen dürfen. Aber sie hatte es ja selbst nicht gewusst.

Guillaume

"Immer, ganz gleich, was du tust, das weißt du doch." erwiderte Guillaume sanft. "So wie du mir immer beistehst, selbst bei heimlichen Hochzeiten." fügte er augenzwinkernd hinzu. Das würde er Eleonore niemals vergessen, so viel war sicher.
"Dann wirst du ihm also wunderbare Neuigkeiten aus England mitbringen. Das ist doch auch mal was." scherzte Guillaume heiter und legte seiner Schwester dann leicht eine Hand auf den Arm. "Ich hoffe allerdings, dass er auf diese Neuigkeiten noch ein klein wenig warten muss. Jetzt da du schon einmal hier bist, wirst du doch auch noch ein wenig bleiben, hm? England ist mit dir darin immer gleich viel fröhlicher."

Eleonore nickte langsam. "Ich weiß und das ist ein wirklich gutes Gefühl." Sie konnte sich auf ihren Bruder immer verlassen und das war wirklich viel wert. "Selbst dann. Und ich würde es wieder tun, weil es euch glücklich macht."
Sie lächelte. "Oh ja, das werde ich. Aber ich nehme diese Reise nicht für ein, zwei Tage auf mich. Ein bisschen werde ich euch erhalten bleiben. Ich möchte ein bisschen Zeit mit euch allen verbringen, ich sehe euch schließlich viel zu selten."
Besonders mit ihren Eltern wollte sie noch ein paar Gespräche führen. Im Gegensatz zu ihren Geschwistern besuchten diese sie nicht so oft in Paris.

Guillaume

Guillaume lächelte strahlend. "Und das weiß ich wirklich zu schätzen, glaub mir. Ohne dich würden wir heute nicht hier sitzen." Und wer wusste schon, wie dann alles gekommen wäre ... sein Vater hätte ihn zu einer neuen Ehe gedrängt und er hätte Wohl oder Übel einwilligen müssen. Er wäre erneut in einen Zwiespalt geraten und hätte Emma unglücklich gemacht.
Guillaume nickte zufrieden. "Hervorragend. Es ist immer eine Freude, wenn du uns beehrst, Majesté." Er nippte an seinem Wein und lehnte sich etwas zurück, um den Blick schweifen zu lassen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so unendlich zufrieden gewesen war. Endlich konnte er der Zukunft mit ganzer Freude entgegen sehen, ohne Kompromisse.

Sébastien

Sébastien hatte eine Weile darüber nachgedacht, wie er Laura besänftigen konnte und so war ihm schließlich die Idee gekommen. Er wollte diesen Streit einfach nicht, denn er beeinträchtigte ihr Leben. Sicher, sie hatten sich eigentlich schon wieder versöhnt, aber er wollte nicht, dass sie dachte, sie sei ihm gleichgültig. Also hatte er sich etwas überlegt. Er hatte ihr die Augen verbunden und sie sicher in die Stallungen geführt. Vor einer ganz bestimmten Box blieb er stehen und löste die Augenbinde.
"Eine kleine Überraschung für dich, meine Schöne. Ich will nicht, dass du dich weiter grämst und dass du denkst, du wärst mir nicht wichtig."
Denn das stimmte nicht. Auch wenn er ab und an Abwechslung suchte, Laura bedeutete ihm etwas. Sie war immerhin seine Frau, sie verstanden sich gut und sie hatte ihm Philipp geschenkt.
"Ich habe es dir schon einmal versprochen. Naja, er ist eben nicht geeignet für die Zucht. Aber als Damenpferd wohl hervorragend...Er gehört dir."

Laura

Laura setzte langsam und ein wenig unsicher einen Fuß vor den anderen. Sébastien hatte ihr die Augen verbunden und sie vom Haus weggeführt und wenn sie nicht alles täuschte, führte ihr Weg sie geradewegs zu den Stallungen. Aber so vollkommen ohne Sicht auszukommen war merkwürdig und sie kamen nur langsam voran, dabei brannte Laura doch eigentlich vor Neugierde, denn Sébastien hatte sich nicht entlocken lassen, was er da vor hatte.
Dann schließlich hatten sie ihr Ziel erreicht und die Augenbinde verschwand, so dass Laura nun direkt vor einer der Boxen stand und sich ihr ein vertrauter Anblick bot: Odysseus, der genüsslich an seinem Heu fraß und nun mit gespitzten Augen seinen Besuchern entgegen sah.
"Eine kleine Überraschung?" fragte sie verwundert und sah von dem jungen Pferd zu ihrem Gemahl. Sie hatten ihren Streit beigelegt und in den letzten Tagen hatte Laura sich bemüht ihre Gefühle zu ordnen. Es würde ihr einfach nichts anderes übrig bleiben als sich ein dickeres Fell zuzulegen, das wusste sie.
Umso überraschter war sie nun, als Sébastien die Sprache noch einmal auf diese Angelegenheit brachte und auf ihren Vorwurf ihm gegenüber, sie wäre ihm nicht wichtig.
Dann sprach Sébastien weiter und Lauras Augen weiteten sich ungläubig. "Mir?" fragte sie verblüfft und sah von Odysseus zu Sébastien und wieder zurück. Langsam hob sie die Hand und legte sie vor den Mund, versuchte einen Laut zurück zu halten während ihre Kehle eng wurde.
Er hatte es nicht vergessen. Er hatte sich daran erinnert, was er ihr nach Philipps Geburt in Aussicht gestellt hatte, sollte Odysseus nicht als Zuchthengst taugen und nun hatte er sein Versprechen eingelöst.
Laura wandte sich wieder ihrem Mann zu und im nächsten Moment hatte sie die Arme um seinen Hals geschlungen und das Gesicht an seiner Brust vergraben. "Oh du elender ..." wisperte sie heiser vor lauter Rührung und blinzelte heftig, damit sie nicht auch noch anfing zu heulen.

Sébastien

Sébastien beobachtete zufrieden, wie Laura ein wenig brauchte um zu begreifen und wie sich Verwirrung auf ihrem Gesicht in Freude verwandelte.
Er legte beide Arme um sie, als sie sich an ihn schmiegte und lachte leise. "Aber, aber...ich dachte, du freust dich darüber. Und eigentlich will er ja ohnehin nur dir gehören." Es war eine Art Beziehung, die zwischen Odysseus und Laura bestand. Nie war er so lammfromm wie bei ihr, nie so lernwillig." Sébastien küsste ihre Stirn.
"Ich halte meine Versprechen, weißt du." Und er hatte ihr nie etwas versprochen, was er nicht gehalten hatte. Er hatte ihr vorher gesagt, dass er vermutlich kein besonders guter und treuer Ehemann werden würde. Aber er fand, so schlecht schlug er sich gar nicht.

Laura

Laura kniff einen Moment lang die Augen zusammen, dann hatte sie die Tränen erfolgreich zurück gedrängt und konnte wieder aufsehen. Sébastiens leises Lachen jagte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken und sie reckte sich, um ihm einen innigen Kuss zu geben.
"Das ist ein wirklich wundervolles Geschenk." murmelte sie gegen seine Lippen und sah dann zu dem - zu ihrem! - Pferd hinüber. "Und ich würde ihn um keinen Preis wieder missen wollen. Er ist eine so treue Seele ..." Seit Odysseus sich nach dem Absetzen von seiner Mutter verletzt hatte und einige Zeit im Stall hatte bleiben müssen, hatte er Lauras besondere Aufmerksamkeit erhalten und schnell hatte sie ihr Herz an den kleinen Unglücksraben verloren. Und dieser hatte es ihr damit gedankt, dass er immer zuverlässig und lammfromm in ihrer Gegenwart war.
Laura sah Sébastien wieder an und strich ihm sanft über die Wange. "Danke. Das ... bedeutet mir wirklich viel, weißt du?" murmelte sie leise.

Sébastien

Sébastien erwiderte ihren Kuss und legte die Arme um ihre Taille. "Hm, ich dachte mir, dass dich das freut. Außerdem scheinst du ja auch ein gutes Verhältnis zu ihm zu haben, ich sehe ihn nie so gesittet außer in deiner Anwesenheit."
Das hatte schon begonnen, als Laura hochschwanger gewesen war. Sie hatte sich seine Gesellschaft nicht nehmen lassen.
"Dann habe ich meine Frau also endlich wieder glücklich gemacht, hm? Heißt das, mir ist vergeben?", murmelte er und küsste ihre Schläfe.
"Odysseus wird dir gute Dienste leisten. Er hat viel gelernt."

Laura

Laura schenkte Sébastien ein breites Lächeln. "Oh ja, das heißt es. Sehr glücklich sogar." erklärte sie, sah ihm in die Augen und nickte dann langsam. "Dir ist vergeben. Wobei es dafür nicht extra eines solchen Geschenkes bedurft hätte, das weißt du?" Vergeben hatte sie ihm im Grunde ja schon zuvor, aber das hier war natürlich trotzdem ein wundervolles Geschenk und tat ihrem etwas angeknacksten Ego ausgesprochen gut.
Sie bedachte das junge Pferd mit einem verliebten Blick. "Ich freue mich wirklich schon darauf es mit ihm zu probieren." Laura war überzeugt, dass Odysseus ein perfektes Reitpferd für sie sein würde, so wie er sich bisher doch immer benommen hatte.

Isabella war zur Feier ebenfalls mit ihrem Mann hergekommen und genoss es, ein paar Mußestunden mit ihrer Schwester verbringen zu können. Sie sah Mary viel zu selten und so war sie froh, als sie jetzt einmal in aller Ruhe zusammen sitzen konnten.
"Und, wie geht es dir, Mary? Alles in Ordnung in Kent?" Sie war froh, dass sie sich um ihre Schwester keine Sorgen machen musste. Sie war so glücklich mit Charles, dass Isabella ein ruhiges Gewissen hatte.
Isabella strich eine Falte in ihrem Rock glatt.  "Es ist eine nette Abwechslung einmal wieder am Hof zu sein. Dabei liebe ich Pembroke wirklich. Geht es den Kindern gut?"
Sie musterte Mary ein wenig nachdenklich.
"Schwanger, hm?"

Mary war dieses Mal aus unzähligen Gründen gerne an den Hof gekommen. Zum einen war sie nach wie vor gerne dort, wenngleich es sie schon lange nicht mehr so sehnsüchtig dorthin trieb wie früher, zum anderen entkam sie so vorerst der Anwesenheit von Emilia und ihrer kleinen Tochter. Aber am meisten hatte sie sich darauf gefreut einen Großteil ihrer Familie hier zu sehen, allen voran natürlich Isabella.
Mary sah ihre Schwester an und seufzte verstohlen. Sie dachte nicht gern an Emilia und wollte erst recht nicht darüber sprechen, aber Isabella war eine der wenigen Personen denen sie sich in dieser Sache wirklich anvertrauen wollte. "An sich ja, es ist ... vor unserer Abreise nur ein wenig kompliziert geworden." räumte sie ein und nahm all ihren Mut zusammen, um zu erzählen. "Ich habe dir doch damals von Charles' ... Fehltritt erzählt. Nun, es hat sich heraus gestellt, dass diese eine Nacht weitreichende Folgen hatte. Kurz vor unserer Abreise ist diese Frau in Dover aufgetaucht und hat ... ihre Tochter mitgebracht. Charles' Tochter." berichtete sie und hatte die Stimme dabei unweigerlich gedämpft. "Ich bin ganz ehrlich, Bella, das überfordert mich noch ziemlich." erklärte Mary seufzend. "Aber ansonsten ist alles gut und die Kinder sind wohl auf, sie werden sich freuen dich zu sehen." wandte Mary sich dann dem schöneren Thema zu und legte eine Hand auf ihren runden Bauch. "Tja, ja, dieses Mal schien es jemand eilig gehabt zu haben." bemerkte sie schmunzelnd. Nach Joan hatte sie immer mindestens ein Jahr Pause gehabt bis sie wieder schwanger geworden war, doch dieses Mal war sie nach Cecilias Geburt rasch wieder schwanger geworden.

Isabella spürte sofort, dass Mary etwas belastete und daher war sie ganz und gar nicht überrascht, als sie mit der Sprache heraus rückte. "Ja, das hast du..."
Sie hob erstaunt die Augenbrauen. "Oh...Damit hat wohl keiner von uns gerechnet, hm? Er selbst wohl auch nicht." Sie legte die Arme um ihre Schwester. "Oh, Mary....es tut mir leid. Das ist nicht einfach für dich. Ich kann verstehen, dass es dich überfordert, es würde mir ganz genauso gehen."
Sie überlegte einen Moment. "Du solltest mit Mutter reden, wenn sie zurück sind. Es kann für sie nicht einfach gewesen sein, als Philippe aufgetaucht ist. Es muss eine ähnliche Situation gewesen sein."
Isabella lachte leise. "Tja, manchmal ist es aber so. Und weißt du, wir sind wahrhaftig Zwillinge, das kann niemand leugnen. Denn bei uns steht auch wieder Nachwuchs ins Haus."

"Wirklich nicht. Es ist ja auch schon so lange her ... aber offenbar ist bei den beiden einiges schief gelaufen, so dass sie in ihrem zu Hause nicht mehr bleiben konnten und Charles war der einzige an den sie sich wenden konnten." erwiderte Mary und schloss für einen Moment die Augen als Isabella den Arm um sie legte. Es tat so gut ihrer geliebten Zwillingsschwester wieder so nah zu sein und ihr allen Kummer beichten zu können. In Isabellas Nähe fühlte Mary sich immer gleich viel besser.
Sie schlug die Augen wieder auf und sah ihre Schwester an. "Es ist so schwierig, ich meine, ich vertraue Charles, ich weiß, dass so etwas nicht wieder passieren wird, aber diese Emilia und das Mädchen vor mir zu haben erinnert mich einfach immer wieder an das, was passiert ist. Aber ich kann sie auch nicht einfach wegschicken, Charles fühlt sich für sie verantwortlich und ... naja, das Mädchen kann ja schließlich am wenigsten dafür, nicht wahr?" Und Mary war viel zu sehr Mutter als dass sie der Anblick der kleinen Megan hätte unberührt lassen können.
Mary nickte langsam. "Das ist eine gute Idee. Sie weiß genau, wie sich so etwas anfühlt, vielleicht hat sie einen guten Ratschlag für mich."
Dann leuchtete ihre Augen auf, sie umarmte Isabella und hauchte einen Kuss auf ihre Wange. "Oh Bella, das freut mich so für euch. Meinen Glückwunsch! Und ich wette, euer kleiner Will hofft inständig auf einen Bruder, hm?"

Isabella nickte. "Ich verstehe. Das Schicksal geht manchmal seltsame Wege. Und Charles ist eben ein Mann mit Verantwortungsbewusstsein. Er würde das Kind nicht im Stich lassen, das....das könnte er wohl nie. Und du hast völlig Recht. Die Kleine kann ja nichts dafür."
Sie war wirklich zuversichtlich, dass ihre Mutter Mary ein bisschen helfen konnte. Für ihre Mutter war es auch nicht leicht gewesen, aber inzwischen hatten sie und Philippe zu einer wirklich freundschaftlichen Beziehung gefunden.
"Ich danke dir. Oh ja, er wäre wirklich froh, wenn er noch ein Brüderchen bekäme. Aber man kann es nicht ändern. Er ist ein toller großer Bruder. Egal, was es wird."

Mary nickte langsam. "So ist es. Und das ist es ja auch, was ich so sehr an ihm liebe ... dass er Verantwortung übernimmt, einfühlsam ist, Mitgefühl aufbringt ..." Mary seufzte leise. "Darüber hinaus wäre es vermutlich auch zu viel verlangt, wenn bei uns immer alles glatt liefe. So viel Glück kann man kaum haben."
Sie lächelte sanft und bedachte ihre Schwester mit einem liebevollen Blick. "Sicher, er konnte bei eurer kleinen Maud ja auch schon ein wenig üben. Außerdem ist er ein wunderbarer kleiner Kerl, ihr macht wirklich alles richtig bei ihm. Ich bin sicher, dass er später einmal ein großartiger Earl wird. Und die Frau, die ihn bekommt, wird sich wahrlich glücklich schätzen können." bemerkte sie augenzwinkernd. "Aber sei froh, dass ihr bis dahin noch Zeit habt. Ich sage dir, es ist irgendwie gruselig, wenn die eigenen Kinder erwachsen werden. Leanna und Marian sind mittlerweile alt genug, um zu heiraten, kannst du dir das vorstellen?"

Joanna lächelte zufrieden, als sie vom Pferd stieg. Gemeinsam mit William, Giovanni und Giulia hatten sie endlich Truro erreicht. Sie waren Zuhause und es war Frühling, alles erstrahlte in schönster Pracht. "Wundervoll um nach Hause zu kommen."
Sie strich ihrem Pferd über den Hals und ließ sich bereitwillig das Tier abnehmen. "Du hast Glück, Giulia, du lernst Truro an einem seiner schönsten Tage kennen.", bemerkte sie. Joanna hatte sich wirklich viel Mühe mit Giulia gegeben, aber Giovanni hatte wirklich nicht übertrieben.
Giulia war aufbrausend und hatte ein Temperament wie eine Sturmflut. Und meistens war es ziemlich deutlich, wenn ihr etwas nicht passte.
So wie jetzt...

Giulia

Giulia fragte sich schon seit sie die Überfahrt hinter sich hatten, weshalb sie ihrem Vater nur versprochen hatte, es in England wenigstens zu versuchen. Bisher war ihr hier nichts wirklich Verlockendes begegnet, alles schien aus grünen Wiesen und Schafen zu bestehen und es fiel ihr wirklich schwer gute Miene zum bösen Spiel zu machen, denn so war sie einfach nicht, sie hielt nie mit dem zurück, was sie dachte.
Und nun hatten sie das Ziel ihrer Reise erreicht und es war in etwa so ernüchternd, wie Giulia es sich vorgestellt hatte. Das spannendste hier, war wohl die große Kirche, alles andere erinnerte sie an ein etwas zu groß geratenes Dorf und die Burg hier war in Giulias Augen auch nicht gerade einladend. Sie liebte die offenen, luftigen italienischen Bauten, diese trutzigen Festungen mit dicken Mauern waren nichts für sie.
Sie glitt aus dem Sattel und tat es Lady Joanna gleich als einer der Stallburschen herbei geeilt kam und überließ diesem das Pferd.
"Tatsächlich?" Es war heraus, ehe sie sich hindern konnte und Giulia biss sich auf die Unterlippe und senkte rasch den Blick, denn sie ahnte, dass sie mit ihrem Trotz nur den Unmut ihres Vaters auf sich ziehen würde. Also gab sie sich einen Ruck und sah vorsichtig wieder auf. "Ich ... bin sehr gespannt alles zu sehen, Mylady." versuchte sie sich an einer halbwegs unverfänglichen Antwort.

Joanna seufzte leise. Sie konnte sehen, was Giulia dachte. Und seit der Überfahrt war ihr klar, dass Giulia nichts an England fand. Es würde schwierig werden, ihr ein bisschen Begeisterung abzugewinnen. Aber vielleicht würde es noch werden. Bislang war noch jeder Truros Schönheit und eigenem Charme erlegen. Sie würde schon einen Weg finden Giulias Herz zu erweichen.
"Tatsächlich. Es ist anders als in Italien, aber man darf nicht vorschnell urteilen. Ich bin sicher, unser Gestüt wird dir gefallen."
Die Pferde hatten schon so manchen verzückt. Warum nicht auch die störrische italienische Giulia? "Kommt, tretet ein. Ein Bad und ein Mahl werden gut tun nach der Reise. Ihr werdet alles zu eurer Zufriedenheit vorfinden."
Auf ihre Mägde war immer Verlass.