William und Joanna - ab 1183

John nickte. "Danke...das ist sehr freundlich von Euch. Klingt jedenfalls himmlisch." Er ging langsam neben Bruder Wibald her und atmete vorsichtig durch. Seine Rippen protestierten schmerzhaft.
"Ich war es früher...Lange her. Ich war ein guter Priester.", begann er langsam. "Ich habe eine Frau kennengelernt und mich verliebt...Ich habe mich entschieden meinen Orden zu verlassen und zu heiraten. Wir haben seit vielen Jahren eine recht glückliche Ehe. Ich arbeite als Arzt...."
Er schluckte schwer.
"Ja, ich sehe viele solche Schicksale in unserem Hospital. Es gibt sie überall." John hob die Schultern. "Das ist nett von Euch. Nicht schlecht, aber ja...es ist nicht hilfreich gewesen. Einen von ihnen hätte ich überzeugen können, aber der Andere war....zu unwirsch."

Wibald

Wibald sah John verblüfft an. "Ihr seid Arzt? Das ist wirklich faszinierend. Und vermutlich könnt Ihr Eure Blessuren im Kloster besser versorgen als ich." bemerkte er ein wenig amüsiert. "Und Ihr scheint eine wirklich faszinierende Geschichte zu haben. Vielleicht mögt Ihr mir ja noch ein bisschen mehr darüber erzählen, wenn Ihr Euch erst einmal etwas ausgeruht habt." schlug Wibald hoffnungsvoll vor. So sehr ihm die Mauern seines Klosters Schutz gewährten, so sehr hielten sie ihn aber auch von den interessanten Dingen der Welt fern und wenn er nun schon einmal eine solch seltene Gelegenheit hatte, wollte Wibald gerne mehr über diesen Arzt und ehemaligen Priester erfahren.
Wibald seufzte leise. "Ja, ich kann es mir vorstellen." Solchen armen Gestalten kam man selten mit guten Worten bei, so traurig es auch war.

John nickte langsam. "Das bin ich, seit vielen Jahren. Und ich bin ein guter Arzt...Aber sich selbst versorgen ist ein bisschen schwierig." Er lächelte mühsam.
"Das tue ich gern...Wenn ich wieder einigermaßen bei mir bin, können wir uns gern zusammen setzen und ich erzähle Euch ein wenig..."
John fiel es schwer, den Weg durchzuhalten, aber schließlich erreichten sie das Kloster und er war dankbar für die Hilfe, die ihm bei den Mönchen zuteil wurde.
Nur ob er die Heimreise allein, ohne Geld und ohne Pferd, erfolgreich meistern würde, stand noch in den Sternen. Erst musste er wieder zu Kräften kommen.

Wibald

Sie hatten durchaus noch eine ganze Weile gebraucht, aber letztlich hatten sie das Kloster erreicht und Wibald hatte dafür gesorgt, dass eine kleine Kammer hergerichtet wurde in der sich John ausruhen konnte. Nachdem er auch eine Schale Eintopf und eine dicke Scheibe Brot besorgt hatte, saß er nun vor John auf einem kleinen Schemel und musterte den alten Arzt nachdenklich.
"Sobald Ihr aufgegessen habt, sollten wir uns um Eure Verletzungen kümmern. Ich habe saubere Tücher und etwas Wasser mitgebracht. Vermutlich könnt Ihr mir am besten sagen, was wir womöglich noch benötigen. Ein paar Kräuter haben wir hier durchaus vorzuweisen, nur wahrscheinlich nicht in solchem Umfang, wie Ihr es als Arzt vermutlich gewohnt seid."

John fühlte sich gleich besser, als er etwas gegessen hatte. Wibald war sehr freundlich und hatte schon alles besorgt, was sie brauchen konnten.
"Ich danke Euch wirklich sehr. Eure Hilfe ist nicht selbstverständlich. Ich denke, das dürfte erst einmal genügen. Wir müssen die Wunden nur reinigen und die gebrochenen Rippen vielleicht bandagieren. In ein, zwei Tagen bin ich sicher wieder halbwegs hergestellt. Dann muss ich sehen, wie ich zurück nach Hause komme. Es ist ein weiter Weg und sie haben mein Pferd mitgenommen."
John deutete ein Lächeln an.
"Es ist schon löblich, dass Ihr überhaupt etwas an Kräutern zur Verfügung habt. In vielen Klöstern gerät das Wissen darum immer mehr in Vergessenheit. Am besten, Ihr wascht die Wunde über dem Auge aus. Ich sehe nicht recht, was ich da tue."

Wibald

Wibald lächelte und zuckte leicht mit den Schultern. "Wenn man von einem Gottesmann keine Hilfe mehr erwarten kann, von dem dann? Und ist das nicht auch unsere oberste Aufgabe, in Not geratenen zu helfen?" erwiderte er unbekümmert und nickte dann, ehe er sich zu John setzte, um ihm zur Hand zu gehen. "Wohin müsst Ihr denn, dass Ihr noch einen weiten Weg vor Euch habt?" erkundigte Wibald sich und tauchte eines der Tücher in das Wasser, um der Verletzung des Arztes über dem Auge zu Leibe zu rücken. Ein leises Seufzen kam über seine Lippen. "Da habt Ihr leider Recht. Auch ich weiß viel zu wenig über diese Dinge." räumte er ein. "Wir haben ein Buch hier, das sich mit verschiedenen Kräutern beschäftigt, aber es ist nicht gerade umfangreich und die Hälfte der dort genannten Kräuter haben wir hier nicht einmal. Obendrein hat der Kopist schlampige Arbeit geleistet und es sich ständig Fehler im Text, es ist wirklich mühselig zu lesen." bemerkte Wibald und wusch vorsichtig das angetrocknete Blut von Johns Gesicht, ehe er sich vorsichtig an die Wunde selbst wagte, um sie zu reinigen.

John lächelte zurück. "Da sprecht Ihr ein wahres Wort, aber es gibt leider auch andere Eures Standes. Ich bin indes froh an einen wahren Mann Gottes geraten zu sein und Eure Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Ich komme aus Cornwall, Truro. Ich war in Dover um Lady Kent zu heilen. Ich war auf dem Weg nach Hause..."
Er überlegte einen Moment.
"Ihr scheint mir ein wenig reiselustig. Warum kommt Ihr nicht irgendwann ein paar Wochen zu uns nach Cornwall? Ich leite ein Hospital, Ihr könntet uns zur Hand gehen und viele Dinge lernen. Wenn Ihr das möchtet..."
Er ließ sich geduldig die Wunde auswaschen. "Ihr macht das Geschick, Ihr habt Talent."

Wibald

"Das ist leider allzu wahr. Viele gehen ihrer eigentlichen Pflicht kaum bis gar nicht nach und ziehen es vor sich bequem zurück zu lehnen und sich zu bereichern. Es ist ein Jammer." murmelte Wibald zustimmend. Nicht dass er in seinem Leben bisher allzu weit herum gekommen war, aber er kannte die Geschichten und auch durch ihre Einflussgebiete zogen ab und an wahrlich lästerliche Prediger, die den Leuten nur ihr hart erarbeitetes Silber aus den Taschen ziehen wollten.
Truro, Dover ... Wibald schüttelte leicht den Kopf. "Mir scheint, Ihr kommt viel herum, wenn Ihr sogar quer durch Südengland reist. Und Verbindungen zum Adel habt." bemerkte Wibald anerkennend. Hier mitten im Nirgendwo hatten sie nie solch hohe Gäste.
Wibalds Blick glitt für einen Moment von seinen Händen zu Johns Augen und er spürte sein Herz stolpern bei dem Vorschlag, den John machte und für einen Moment funkelten seine Augen bei dieser Idee. Dann rief er sich selbst wieder zur Ordnung und heftete den Blick wieder auf die Wunde, die er versorgte. "Das ist ein wirklich großzügiges Angebot." erwiderte der junge Mönch. "Aber ich fürchte, unser Abt wird nicht allzu viel von der Idee halten." Er sah John wieder in die Augen als er sicher war, sein eigenes Mienenspiel wieder im Griff zu haben und grinste leicht. "Er fürchtete immer um unsere Seelen, wenn wir mit der Außenwelt zu viel in Kontakt kommen." erklärte Wibald und wäre dann um ein Haar errötet angesichts dieses unerwarteten Lobes. "Danke ... wenn mein Wissen schon sehr begrenzt ist, dann habe ich zumindest mit kleineren Blessuren schon etwas Erfahrung."

John nickte. "So ist es. Ich war auch immer anders, ich wollte immer den Menschen helfen, so gut ich es konnte."
Er musterte Wibald einen Moment. "Und Ihr würdet es gern annehmen. Nun ja...vielleicht werde ich einmal eine Unterhaltung mit Eurem Abt führen und ihm die Vorzüge einer solchen...Bildungsreise ans Herz legen."
John lachte leise.
"Die Seele gerät eher in Gefahr, wenn man sich nur verkriecht und sich vo der Außenwelt versteckt. Den Horizont nie erweitert. Wenn ihr keinen habt, der helfen kann, wer heilt denn dann die Brüder, wenn einer verletzt oder krank ist?"

Wibald

Wibald sah John einen Moment lang schweigend an und nickte langsam. "Das würdet Ihr wirklich tun, nicht wahr?" Es war keine nur so daher gesagte Floskel, das konnte Wibald deutlich erkennen. "Womöglich ... würde es ja sinnvoll sein, dass Ihr für Eure Heimreise einen Begleiter habt. Das könnte unseren Abt vielleicht auch überzeugen." schlug Wibald dann mit einem kleinen Lächeln vor.
"Ah, darüber könntet Ihr sicher lange Streitgespräche mit Abt Randolfus führen." bemerkte er amüsiert und hob dann ergeben die Schultern. "Kleinere Verletzungen, Erkältungen und solche Dinge kann Bruder Marcus sich annehmen und wenn er Hilfe braucht gehe ich ihm zur Hand oder einer der anderen Brüder, die gerade Zeit dafür haben. Alles was darüber hinaus geht ... liegt in der Hand des Allmächtigen." erwiderte Wibald und unterdrückte ein kleines Seufzen. Er wusste, dass sein kleines Kloster heillos rückständig war, aber was sollte er schon tun? Es war sein zu Hause und wenn man die Umstände bedachte unter denen er hier her gekommen war, musste er wohl froh sein, ein solches überhaupt zu haben.

John hob die Augenbraue. "Aber natürlich würde ich das. Ich werde es tun, denke ich. Ich mag Euch und würde Euch gern etwas zurückgeben. Und eine Begleitung für meinen Rückweg...wäre in der Tat sehr ratsam, es ist ein weiter Weg und ich bin ein alter Mann.", erwiderte er mit einem unschuldigen Lächeln. "Oh, ich führe gern Streitgespräche. Ich freue mich beinahe darauf. Es dürfte nicht gerade vertrauenserweckend sein, wenn man nur auf Gott vertrauen kann, ohne Hilfe oder Linderung. Die Hand des Allmächtigen benötigt manchmal ein bisschen Unterstützung."
John seufzte leise und verzog einen Moment das Gesicht, weil seine Rippen protestierten. "Wir bekommen das schon hin, Bruder Wibald..."
Er wollte dem jungen Mönch helfen und ihm etwas beibringen. Das würde dem Kloster hier eine Menge Vorteile bringen.

Wibald

Wibald lächelte fast etwas verlegen. Er wusste durchaus um sein gutherziges, offenes Wesen, denn es war ihm äußerst hilfreich, wenn er das Umland des Klosters bereiste, um den Menschen in ihren Dörfern und Weilern geistlichen Beistand zu bieten. Sie fassten in der Regel immer schnell Zutrauen zu ihm, trotzdem war es noch einmal etwas anderes, solche Dinge so offen gesagt zu bekommen.
"Sagen wir ... es stellt mein Gottvertrauen manchmal auf eine wirklich harte Probe. Etwas worüber Abt Randolfus noch immer nachhaltig seine Stirn runzelt, aber er ist der Meinung, dass ich auch das irgendwann lernen werde." erwiderte Wibald mit einem kleinen, ergebenen Seufzen.
Dann lächelte er und nickte. "Ja, ich schätze, das werden wir." stimmte er zu und wrang sein Tuch aus. "Aber nun bringen wir Euch erst einmal wieder in Ordnung und dann müsst Ihr ausruhen. Über Eure Heimreise können wir uns später noch genug Gedanken machen."

John lächelte leicht. "Habt Ihr eigentlich die Priesterweihe empfangen, Bruder Wibald? Ihr seid sicher ein guter Hirte für Eure Schäfchen." Die ruhige, fröhliche Art des Mönches machte ihn zum geborenen Hirten, fand John.
"Das kann ich gut verstehen. Ich hatte im Kloster auch meine Schwierigkeiten mit meinem Abt. Ich war immer ein wenig zu....offen und reformerisch für seinen Geschmack. Aber Ihr werdet sehen, mit zunehmender Lebenserfahrung fallen Euch viele Dinge leichter."
John nickte knapp.
"Vielen Dank, das ist eine gute Idee." Er würde sich erholen und dann die Heimreise antreten. Sicher würde Constance sich langsam sorgen.

Wibald

Wibald nickte langsam. "Das habe ich. Es ist noch nicht so lange her und eigentlich war Abt Randolfus nach wie vor der Meinung, ich sei zu jung, aber es mangelte etwas an reisefähigen Priestern hier. All die umliegenden kleinen Dörfer haben ja keine eigene Kirche und kirchlichen Beistand, sie sind auf uns angewiesen. Aber hier mitten im Nirgendwo ist es mit dem Nachwuchs nicht so einfach wie Ihr Euch vielleicht denken könnt. Unser Kloster ist nicht gerade überfüllt." erwiderte Wibald und schmunzelte dann. "Eure Worte lassen mich hoffen. Es wäre wirklich eine Erleichterung, wenn mir diese Dinge eines Tages leichter fallen würden, denn ich muss schließlich mit dem zufrieden sein, was ich habe, nicht wahr? Und das ist nicht so wenig, wenn man es genau betrachtet. Ein Heim in dem ich sicher, trocken, warm und meistens satt bin ... alles was ich bin verdanke ich Abt Randolfus und ich würde es ihm gern vergelten indem ich etwas ergebener meinem Schicksal gegenüber bin." erklärte der junge Mönch nachdenklich.

John lauschte aufmerksam. Es war wirklich schade, dass Wibald in dieser Gegend versauerte. Aber ein Segen für die Menschen in der Umgebung.
"Das glaube ich sofort. Aber wie kommt Ihr denn hierher in diese verlassene Gegend? Ihr seid schließlich noch jung." Es war ungewöhnlich, dass ein so junger Mensch hier solche Ruhe suchte.
"Vertraut mir, das wird es auf jeden Fall. Man wird geduldiger im Alter und mit den Dingen, die man erlebt. Man erhält einen neuen Blickwinkel."
Er legte ihm kurz die Hand auf die Schulter.
"Aber ja, das ist nicht so wenig...Es ist viel wert."

Wibald

Wibald lächelte und seine Augen funkelten ein wenig dabei. "Ich bin hier aufgewachsen. Im Kloster, meine ich." erklärte er und hob dann leicht die Schultern. "Ich wurde nachts vor der Klosterpforte ausgesetzt als ich noch ein Säugling war. Abt Randolfus hat mich gefunden, weil er nicht hatte schlafen können und noch eine Runde durch das Kloster gewandert war, da hat er mich draußen wimmern hören. Mein Glück, denn es war Winter und am nächsten Morgen wäre ich vermutlich erfroren gewesen." berichtete Wibald dem Arzt die Gesichte, die er selbst nur aus Erzählungen kannte, weil er selbst noch winzig gewesen war.
Wibald sah kurz auf die Hand auf seiner Schulter und nickte dann. "Ja, es ist in der Tat viel wert. Und wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre. Vielleicht auch so eine gescheiterte Kreatur wie die, die Euch überfallen haben."

"Nun, dann seid Ihr wohl in ganz besonderem Maße Teil dieser Gemeinschaft, nicht wahr?" John lächelte sanft. "Wie gut, dass Abt Randolfus nicht schlafen konnte. Da hatte sicher Gott seine Hand im Spiel. Er hat ein Auge auf Euch, mein junger Freund."
John schüttelte leicht den Kopf. "Keinesfalls, dazu habt Ihr ein viel zu gutes Herz. Es gehört schon viel dazu einen Menschen auszurauben und niederzuschlagen. Nur einer von Beiden war so brutal, der andere war nicht mit dem Herzen dabei. Und jetzt, Bruder Wibald, überlasse ich Euch Eurer Arbeit und dem Gebet und werde ein bisschen schlafen. Danach muss ich mal sehen, wie mein Heimweg sich gestalten lässt."

Wibald

Wibald spürte ein leichtes Kribbeln in der Magengegend als er vor der kleinen Kammer anhielt in der John die letzten Tage Quartier bezogen hatte, um sich zu erholen. Er wusste nicht wie, aber der Arzt hatte Abt Randolf tatsächlich davon überzeugen können, dass es eine gute Idee sei, wenn Wibald ihn nach Truro begleiten würde, um sicherzugehen, dass John dieses Mal wohlbehalten sein Ziel erreichen würde.
Und seit Wibald das wusste, hatte ihn eine vollkommen unbekannte Rastlosigkeit ergriffen und noch nie in seinem Leben war es ihm so schwer gefallen im Gebet die vorgeschriebene Ruhe und Einkehr zu finden, da seine Gedanken scheinbar ständig in Aufruhr waren.
Er klopfte an die dicke Holztür und trat ein als er von drinnen Antwort bekam. "Hier, seht mal, ich habe dem Cellarius einiges an Proviant abschwatzen können." erklärte Wibald und hob mit einem Lächeln den gut gefüllten Korb in die Höhe, den er mitgebracht hatte. "Wir müssen es nur noch gut verstauen und dann steht Eurer Heimreise nichts mehr im Wege."

John war ausgesprochen froh, dass es nun endlich wieder nach Hause gehen würde. Er hatte Abt Randolfus in langen Gesprächen davon überzeugt, dass Wibalds Begleitung von Wert für sie alle wäre. Er freute sich wirklich sehr auf Zuhause und auf seine Frau. Es wurde Zeit und sicher machte seine Frau sich große Sorgen, weil er so lange ausblieb.
Er hob den Kopf, als Wibald eintrat. "Oh, großartig, Bruder Wibald. Damit wird der Weg umso leichter sein. Dann lasst es uns einpacken und dann aufbrechen. Ich kann es kaum erwarten. Ich habe mit Eurem Abt schon alles besprochen und mich für die Gastfreundschaft bedankt. Habt Ihr alles erledigt?"

Wibald

Wibald lächelte amüsiert. "Daran kann wahrlich kein Zweifel bestehen. Schon nach der ersten Nacht hatte ich das Gefühl, Ihr wäret am liebsten sofort wieder aufgebrochen." Aber Wibald konnte den Arzt ja auch verstehen, wenn man so rüde von seiner Heimreise abgehalten wurde, wünschte man sich sicher umso mehr schnell zurück.
Er neigte leicht den Kopf und präsentierte John ein kleines Bündel, dass er auf dem Rücken getragen hatte. "Von mir aus können wir aufbrechen." erklärte er zufrieden. Wibald war wirklich gespannt auf diese Reise, denn es würde das erste Mal in seinem Leben sein, dass er so weit vom Kloster entfernt sein würde. Ein wenig unbehaglich war ihm zugegebener Maßen auch bei dem Gedanken an Truro und die vielen Menschen dort, aber er würde ja in Johns Begleitung dort ankommen und auch nicht lange dort sein. Und wenn er erst einmal wieder hier in der Abgeschiedenheit seines Klosters war, würde er vermutlich noch oft an diese Reise zurück denken.

John lachte leise. "Ja, ich weiß. Aber ich habe mich so gefreut nach Hause zu kommen und dann kam der Überfall dazwischen. Ich vermisse Truro. Ich bin sehr froh, dass ich nun endlich heimkehren kann. Und Eure Begleitung ist mir eine große Freude. Das wird ein interessanter Weg, Ihr werdet sehen. Und sofort losreisen wäre ohnehin nicht gegangen, dank der Blessuren..."
John nahm sein kleines Bündel.
"Nun dann, Bruder Wibald, lasst uns gehen. Der Tag ist noch lang und wir werden ein gutes Stück des Weges zurück legen können."
Und wenig später hatten sie das Kloster hinter sich gelassen.

Wibald

Seit zwei Tagen waren John und Wibald nun unterwegs und der junge Mönch hatte keinen Moment lang bereut sich als Reisebegleitung angeboten zu haben. Der alte Arzt war wirklich angenehme Gesellschaft und je länger sie beisammen waren, desto mehr bekam Wibald das Gefühl, dass er schier unendlich viel von John lernen könnte, wenn er nur die Zeit dazu hätte.
Sie durchquerten gerade ein kleines Wäldchen als Wibald innehielt. "Ich glaube, dort vorne kommen Reiter." erklärte er und lauschte angestrengt. Es waren noch leise Geräusche, aber je mehr er sich darauf konzentrierte, desto sicherer war er sich, dass es Hufgetrappel war, das allmählich näher kam.

John genoss die Reise in Wibalds Gesellschaft. Wie erwartet war der Bruder ein angenehmer Begleiter und sie konnten sich über viele Dinge unterhalten.
Als Wibald innehielt, schaute er seinen Begleiter ein bisschen beunruhigt an. "Du hast Recht, es hört sich so an. Wir sollten uns vorsehen, nicht dass wir schon wieder unter die Räuber fallen."
Er zog Wibald einen Schritt mit sich in Richtung Dickicht, als die Reiter in Sicht kamen. John spähte angestrengt, um möglicherweise ein Wappen zu erkennen.
Doch dann schließlich verschwand seine Anspannung restlos. Ein bekanntes Gesicht!
Er trat wieder auf den Weg hinaus.

Constance hatte sich lange in ihrem Leben nicht mehr so elend gefühlt wie in den letzten Tagen. Seit Johns Pferd reiterlos in Truro aufgetaucht war, hatte sie kaum ein Auge zugetan, aber zugleich darauf bestanden bei der Suche nach ihrem Mann dabei zu sein. Also begleitete sie Rob und seine Männer und sie suchten in immer größeren Kreisen, doch nach wie vor erfolglos. Und je länger ihre Suche dauerte, desto verzweifelte wurde Constance.
Es durfte einfach nicht sein, dass Gott ihr ihren Mann nahm, vor allem nicht auf solche Weise!
Ihr Blick glitt über die Baumreihen zu ihrer Rechten als die Männer vor ihr plötzlich ihre Pferde zügelten. Constance wandte den Kopf, konnte jedoch im ersten Moment nichts erkennen, da die Reiter ihr die Sicht versperrten. Doch dann erhaschte sie einen kurzen Blick auf einen ihr vertrauten Schopf und sie stieß einen kleinen Laut aus. Ohne weiteres Zögern glitt sie aus dem Sattel und drängte sich zwischen den Rittern hindurch. "John!"

John konnte sein Glück kaum fassen, als er neben Rob auch seine Frau erkannte. Er ließ Wibald stehen und schloss seine Frau mit einem strahlenden Lächeln in die Arme. "Oh Constance! Ich bin so froh dich wieder zu sehen..."
Er gab ihr einen Kuss und drückte sie noch einmal an sich. Dann gab er sie langsam wieder frei. "Es tut gut, euch alle wieder zu sehen."
Dann erinnerte er sich an Wibald und winkte den Mönch herbei. "Bruder Wibald, das ist meine Frau Constance. Constance, Wibald war mein Retter in der Not und begleitet mich auf dem Weg nach Hause..."
Er konnte sein Glück kaum fassen.