William und Joanna - ab 1183

Isaac

Isaac nickte. "Bei seiner Größe ist das ja auch nicht verwunderlich. Vielleicht hast du ja Recht und es ist kein Zufall, dass ich vorbei gekommen bin."
Er lachte leise. "Dafür müsste ich einen haben. Ich verrate dir mein kleines Geheimnis, Manon...schöner Name übrigens. Ich...ich habe mich gegen den Willen meines Vaters hier eingeschlichen und bin von Zuhause abgehauen, damit ich mich endlich beweisen kann. Daher bin ich nicht allzu erpicht darauf ihm über den Weg zu laufen. Ich wollte mir allerdings das Lager einmal anschauen und so kam ich hier vorbei...", erzählte er ihr dann vergnügt.
"Ich hoffe, du verrätst mich nicht....Das wäre schon Gefallen genug."

Manon

Manon nahm sein Kompliment mit einem leichten Kopfnicken an und musste dann ebenfalls lachen. "Tatsächlich? Wie aufregend." bemerkte sie amüsiert und wies dann mit einer kleinen Geste über ihre Schulter. "Nun, wenn du keinen Dienstherren hast, der dich vermisst, was hältst du dann von einem Schluck Ale in meinem Zelt und dabei erzählst du mir dann die ganze Geschichte?" schlug sie vor, trat zu Isaac und hakte sich ohne zu Zögern bei ihm ein. Der Junge gefiel ihr, nicht nur, weil er ihr geholfen hatte, gerne würde Manon noch mehr über ihn erfahren.
Beiläufig strich sie über seinen Unterarm und lächelte beruhigend. "Keine Sorge, dein Geheimnis ist bei mir sich. Und das nicht nur, weil ich keine Ahnung habe, wer dein Vater ist." erwiderte sie augenzwinkernd und setzte sich dann in Bewegung, um Isaac mit zu ihrem kleinen Zelt zu nehmen.

Isaac

"Oh, das klingt nach einer guten Idee." Bereitwillig ließ er sich von ihr am Arm nehmen und zu ihrem Zelt führen.
Er grinste ihr flüchtig zu und schließlich betraten sie ihr Zelt. "Gemütlich hast du es hier.", urteilte er zufrieden und ließ sich auf ihr Lager sinken, neben einem Schemel die einzige Sitzgelegenheit.
"So wahnsinnig viel mehr zu erzählen gibt es gar nicht, außer dass sowohl mein Vater als auch mein großer Bruder und mein Großvater tiefe Fußstapfen hinterlassen... Das macht es für mich schwierig aus ihrem Schatten heraus zu treten. Aber ich will es auf eigene Faust schaffen, deshalb bin ich hier. Aber wenn mein Vater mich zu früh erwischt, wird er mich heim schicken... " Er seufzte leise.
"Willst du mir nicht auch etwas über dich erzählen?"

Manon

Manon schmunzelte als sie beide das kleine Zelt betraten und ging hinüber zu der Ecke, wo sie neben dem Krug mit Ale auch noch ein bisschen Geschirr verstaut hatte und holte zwei Becher hervor, füllte sie und trat dann zu Isaac, der sich auf ihrem Lager niedergelassen hatte. "Hier. Kein feiner Wein, wie du ihn womöglich vor deiner Flucht so gewohnt warst, aber ein ganz anständiges Ale." erklärte sie und gab ihm einen der Becher, ehe sie sich neben ihn setzte.
Nachdenklich lauschte sie seiner Erzählung und musterte ihn dabei ein klein wenig genauer. Vermutlich war er noch ein klein wenig jünger als sie ihn im ersten Moment geschätzt hatte, wurde ihr bewusst und sie hegte die Vermutung, dass Isaacs Flucht aus dem umsorgten Heim der Familie hier in dieses Feldlager so ziemlich das abenteuerlichste war, was er bisher in seinem Leben getan hatte. Aber auch das sorgte dafür, dass Manon ihrem Retter nur noch gewogener war.
"Hm, ich verstehe. Du willst, dass man dich um deiner selbst willen anerkennt und nicht, weil du der Bruder, Sohn oder Enkel von irgendeinem wichtigen Lord bist und einen alten Namen trägst, nicht wahr?" Eine Bürde, die ihr vollkommen fremd war, aber auch Manon wusste, was es bedeutete, wenn Erwartungen anderer das eigene Leben einschränkte.
"Tja, dann würde ich sagen, wir sollten zu sehen, dass wir dich gut verstecken, denkst du nicht?" schlug sie mit einem Augenzwinkern vor, nahm einen Schluck aus dem Becher und zuckte dann leicht mit den Schultern. "Da gibt es nicht viel Spannendes, fürchte ich. Eine gewisse Gemeinsamkeit haben wir allerdings, ich bin auch von zu Hause fortgelaufen, wenngleich aus etwas anderen Gründen als du. Ich bin nicht vor den großen Schatten meiner Verwandten geflohen, sondern vor einem prügelnden Stiefvater."

Isaac

Isaac nahm das Ale gern entgegen. Oh, weißt du, ich trinke schon immer lieber Ale als Wein." Er nahm einen Schluck und nickte anerkennend. "Und das hier ist wirklich manierlich."
Er lächelte. "Genauso ist es. Das hast du gut erkannt. Nur so kann ich erreichen, dass man mich wahr nimmt und nicht meinen Namen. Aber ja, ich muss mich ein bisschen verstecken, bis es wirklich rund geht hier. Vielleicht kann ich dafür ja auf deine Hilfe zählen. Wenn ich ab und an mal bei dir unterschlüpfen kann....Hier sucht mein Vater mich sicher nicht."
Isaac hob eine Augenbraue.
"Das ist aber keine schöne Vergangenheit. Gut, dass du dich daraus befreit hast. Wie ist es weitergegangen? Wohin hat dein Weg dich geführt, Manon? Es kann nicht leicht sein sich plötzlich allein durchschlagen zu müssen."

Manon

Manon musterte ihren Besucher einen Moment lang, dann nickte sie und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. "Du bist hier immer willkommen, Isaac." erklärte sie dann. "Vielleicht erweist es sich ja für uns beide als ein gutes Arrangement ... du musst nicht unter freiem Himmel schlafen und hast ein recht sicheres Versteck und dafür brauche ich mir keine Gedanken mehr um solche Kerle wie den von vorhin machen, wenn du dich hier herum treibst." In ihren Augen ein wirklicher Gewinn und Isaac hier zu beherbergen war nun wirklich kein Opfer. Und in ihr kleines Zelt nahm sie ohnehin nie einen Freier mit, das hatte sie von Anfang an so gehandhabt.
Manon trank noch einen Schluck und wiegte dann leicht den Kopf hin und her. "Eher nicht, aber das Schicksal so vieler einfacher Menschen." entgegnete sie ernst, aber nicht bekümmert. Sie neigte generell nicht dazu sich zu beklagen und schon gar nicht über Dinge, die vergangen und nicht zu ändern waren. Lieber sah Manon nach vorn und versuchte neue Wege zu finden.
"Ach, hier hin und dort hin. Nicht ganz leicht kann schon sein, aber wenn man nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, gibt es in Rouen genügend Möglichkeiten, um über die Runden zu kommen. Ich habe hier und da kleinere Anstellungen ganz unterschiedlicher Art gehabt. Aber als das Heer des Königs her kam ... tja, ich schätze, ich habe mir so wie du hier mehr erhofft als zu Hause." schloss sie lächelnd und hob ihren Becher, um mit Isaac anzustoßen.

Isaac

Isaac lächelte. "Danke, das weiß ich sehr zu schätzen. Das klingt großartig. Hier wird mein Vater mich ganz sicher nicht finden. Wenn ich dir mit solchen Kerlen helfen kann, jederzeit wieder."
Er lauschte aufmerksam und hob die Schultern.
"Nun, es hat dir offensichtlich nicht geschadet. Du hast dir dein freundliches, offenes Wesen eindeutig bewahrt...Und ich bin gespannt, ob sich deine Hoffnungen hier erfüllen."
Er stieß mit ihr an und trank einen Schluck Ale.
"Auf die Zukunft."
Und er war außerordentlich positiv gestimmt, dass sie Beide hier ihr Glück machen würde. Das hier war zumindest ein ausgezeichneter Anfang.

Manon

Manon nickte zufrieden. "Gut. Also haben wir eine Abmachung." erklärte sie und musste dann lachen. "Nein, geschadet hat es mir wohl wirklich nicht. Und was meine Hoffnungen angeht ... bisher bin ich da sehr guter Dinge. Auch wenn es vielleicht seltsam klingen mag, aber ich bin hier sehr zufrieden. Und solche Dummköpfe wie der von vorhin sind tatsächlich die Ausnahme." stellte Manon fest.
Als sie mit Isaac anstieß, sah sie ihm in die Augen und lächelte. "Auf die Zukunft." stimmte sie zu und war überzeugt, dass diese eine ausgesprochen positive Wendung zu nehmen schien. Isaac war ein anständiger Bursche, das spürte sie genau und solange er hier war, würde ihr das zusätzliche Sicherheit geben. Außerdem würde er die Einsamkeit fern halten und Manon war mehr als nur gespannt darauf den jungen Engländer genauer kennen zu lernen und aus der Reserve zu locken. Zumal sie zugeben musste, dass sie durchaus eine Schwäche für diese wirren blonden Locken und die leuchtenden dunklen Augen hatte.

Isaac

Einige Tage war Isaac bereits hierund es war ihm dank seines Arrangements mit Manon bislang gelungen, seiner Familie aus dem Weg zu gehen. Er hatte auch einige andere Mädchen aus der Dirnenschar kennengelernt und er war ausgesprochen beliebt bei ihnen.
Bei seinem Vater musste er wirklich nicht sonderlich vorsichtig sein, sein Vater würde nie zu einer Dirne gehen.
Auch heute schlenderte er durch die Zelte, um sich ein bisschen die Beine zu vertreten, sah sich ein bisschen um. Er konnte es kaum erwarten, dass es endlich los ging und er sich seine Lorbeeren verdienen konnte.

Edward war schlechter Laune. Das war an sich nichts Neues, denn seit seinem Ehestreit mit Claire hatte er das Gefühl nie wieder gut gelaunt sein zu können. Aber heute war er besonders unleidlich. Ihm ging diese Warterei hier in Rouen gewaltig auf die Nerven und zu allem Übel war nun auch noch sein Knappe unauffindbar - und Edward hatte so eine Vermutung wo er diesen Nichtsnutz finden würde, der wirklich zu rein gar nichts taugte außer im Wege herum zu stehen.
Und Edwards Laune wurde auch keineswegs besser als er nun durch die Reihen von bunten Zelten wanderte, wohl wissend, dass er hier früher die größten Freuden gefunden hätte, dies ihm heute aber vollkommen verwehrt blieb. Auch wenn er keine großen Hoffnungen hegte, dass Claire ihm wirklich vergeben konnte, so konnte er jetzt unmöglich zu irgendeiner Dirne gehen.
Er trat zwischen zwei Zelten hervor und entdeckte ein paar Schritte weiter einen jungen Burschen, der ihm vielleicht weiter helfen konnte. "Hey, Blodschopf!" forderte Edward ihn mit leicht erhobener Stimme zum Stehenbleiben auf. "Ich bin auf der Suche nach meinem unnützen Knappen, vielleicht hast du ihn ja -" Edward hatte den jungen Mann erreicht und stockte mitten im Satz als er ihm ins Gesicht sah. Irritiert starrte er in das Gesicht vor ihm und blinzelte verwirrt. Doch, es gab kein Zweifel ... "Isaac?" fragte Edward mit einer Mischung aus Verblüffung und Unglauben. "Was um alles in der Welt tust du hier?" Er hatte keine Ahnung gehabt, dass sein Neffe hier in Rouen war und er fragte sie, wieso Robert keinen Ton davon gesagt hatte. Aber nicht nur das, Edward sah seinen Neffen hier gerade zum ersten Mal, was eigentlich nur eins bedeuten konnte: sein Bruder wusste nicht das Geringste davon, dass Isaac hier war.

Isaac

Isaac ahnte nichts Böses, als er so zwischen den Zelten umher streifte, als man ihn plötzlich aufhielt. Im ersten Moment dachte er sich nichts dabei, vielleicht bekam er ja einen Auftrag. Dann aber erschrak er. Natürlich hatte ausgerechnet sein Onkel Edward ihn anrufen müssen und natürlich hatte er ihn auch nach kurzem Zögern erkannt.
"Onkel Edward...", stellte er ein wenig zerkirscht fest. "Also weißt du...." Er gab sich einen Ruck. Edward war bekannt dafür auch ein bisschen draufgängerisch zu sein, vielleicht würde er ihm ja helfen.
"Ich hab mich unter die Soldaten geschmuggelt, weil Vater mir nie erlaubt hätte mitzugehen. Aber ich muss unbedingt meinen eigenen Weg gehen und die Möglichkeit haben selber etwas zu erreichen. Wenn ich tapfer kämpfe, erreiche ich Ruhm und Ehre ohne Hilfe. Bitte verrat mich nicht, Onkel..."

Edward starrte seinen Neffen sprachlos an. Er konnte kaum glauben, was er da hörte und er musste zugeben, dass er mehr als nur überrascht war. Im Grunde kannte er Isaac gar nicht gut genug, um einschätzen zu können, ob das hier für ihn typisch war oder nicht, aber allein auf Grund der Tatsache, dass er Roberts Sohn war, war diese Offenbarung für Edward das letzte, womit er gerechnet hatte.
"Bei allen Heiligen ..." murmelte er ungläubig und fuhr sich durch die roten Haare. Nachdenklich betrachtete er seinen Neffen und rang sichtlich mit sich - nicht zuletzt, weil er das Lachen unterdrücken musste, dass sich in ihm zusammen braute. Ihm gefiel der Bengel, keine Frage.
"Wie hast du das angestellt? Ich meine, hier her nach Rouen zu kommen? Ich dachte, du wärest in Truro bei deinem Bruder. Und ... wo hast du dich die ganze Zeit rumgetrieben? Wenn niemand für dich verantwortlich ist, ist so ein Feldlager ja nicht gerade der behaglichste Ort für einen jungen Kerl wie dich."

Isaac

Isaac starrte seinen Onkel ein wenig ängstlich an. Er kannte seinen Onkel nicht gut genug um seine Reaktion einschätzen zu können.
"Naja, ich habe mich von Zuhause weggeschlichen. Nachts, als sie dachten, ich würde schlafen. Ich habe Rob einen Brief da gelassen...Als er es gemerkt hat, war ich schon über alle Berge. Und in Dover war es nicht schwer sich auf ein Schiff zu mogeln. Naja...Ich warte hier, dass es los geht. Ich habe ein Arrangement mit einem der Mädchen. Ich helfe ihr ein bisschen und schütze sie vor aufdringlichen Männern, dafür habe ich einen sicheren Unterschlupf. Also ich komme ausgezeichnet zurecht, keine Sorge."
Isaac lächelte unsicher.
"Kein Grund Vater zu beunruhigen..."

Edward lauschte der verrückten Geschichte seines Neffen aufmerksam und schloss schließlich die Augen. Er musste die Lippen für einen Moment fest aufeinander pressen, dann hatte er sich zumindest halbwegs wieder im Griff und sah Isaac an. "Du bist nachts aus Truro verschwunden, um jetzt hier im Feldlager bei einer Dirne zu nächtigen, damit du mit in den Krieg ziehen kannst ..." fasste Edward noch einmal zusammen und seine Stimme bebte ganz leicht vor unterdrücktem Lachen.
Dann atmete er tief durch und schüttelte den Kopf. "Hör zu, Bengel, so leid es mir tut, aber ich kann das deinem Vater nicht vorenthalten." erklärte Edward mit aufrichtigem Bedauern, hob aber sogleich eine Hand, um möglichen Einwänden seines Neffen zuvor zu kommen. "Es geht einfach nicht. Er ist mein Bruder und weder er, Gott oder ich selbst würde mir je vergeben, wenn dir etwas zustieße und ich deine Anwesenheit vor ihm verheimlicht habe. Und von deiner Mutter will ich gar nicht erst reden." fuhr Edward fort und legte Isaac vorsorglich eine Hand auf die Schulter - zum einen, um den Jungen zu beruhigen, zum anderen, um ihn am Davonlaufen zu hindern. "Aber dein Schneid gefällt mir und anders als mein Bruder denke ich nicht, dass du zu jung bist, um hier zu sein. Daher mache ich dir ein Angebot. Wir gehen gemeinsam zu deinem Vater und wenn Mylord weder dir, noch mir den Kopf abreißt, nehme ich dich als Knappen in meinen Dienst, damit du hier bleiben kannst. Was hältst du davon?"

Isaac

Isaac hob die Schultern. "Naja, wenn du es so erzählst, klingt es ein bisschen verrückt.", gab er zu, ein wenig wider Willen amüsiert. Dann aber verzog er bitter enttäuscht den Kopf.
"Oh, Onkel...du kannst mich doch nicht verraten! Du hast doch früher auch immer verrückte Sachen gemacht."
Aber sein Spiel schien endgültig verloren. Immerhin, einen Lichtblick gab es. "Das würdest du tun? Das wäre großartig! Aber macht es nichts, dass ich eigentlich Robs Knappe bin? Und was ist, wenn Vater mich heimschicken will? Das wird er, deshalb habe ich ja gar nicht erst gefragt. Er will mich immer nur in Watte packen...Ich muss aber langsam mein Leben in die Hand nehmen, sonst erreiche ich gar nichts in meinem Leben."

Edward schnitt eine Grimasse. "Das habe ich und wenn du deinen Vater fragst, wird er sagen, dass ich das heute immer noch tue. Trotzdem habe ich eine gewisse Verantwortung, dir gegenüber, weil du mein Neffe bist und deinem Vater gegenüber, weil er mein Bruder ist und mir schon so oft zur Seite gestanden hat, dass ich das gar nicht wieder gut machen kann." erwiderte Edward und seufzte leise. "Außerdem kann ich nicht mit so vielen Menschen, die mir wichtig sind, im Hader liegen." Das war selbst zu viel für ihn. Sein Streit mit Claire zerrte schon seine gesamte Kraft auf.
Edward lächelte schief und nickte. "Würde ich. Und mach dir keine Gedanken wegen deines Bruders, wenn wir von diesem Krieg zurück kommen und du wie durch ein Wunder nicht schon Ritter geworden sein solltest, kannst du ja immer noch in seinen Dienst zurückkehren." erklärte Edward und zuckte dann leicht mit den Schultern. "Das bekommen wir schon hin. Sagen wir, ich hab ein wenig Erfahrung darin widerspenstigen Vätern ihre Söhne als Knappen abzuringen. Und deinen Vater weiß ich auch ein wenig zu nehmen. Also komm, lass es uns lieber hinter uns bringen. Je eher desto besser."

Isaac

"Aber du müsstest es ihm doch gar nicht sagen....Du schickst mich auf den Auftrag, auf den du mich schicken wolltest und tust, als hättest du mich gar nicht hier gesehen.", schlug Isaac ohne viel Hoffnung vor. Er konnte ja verstehen, dass Edward keinen Streit mit seinem Bruder wollte. Niemand hatte gern Streit mit seinem Vater, Robert hatte immer so eherne Grundsätze.
Also war Edwards Vorschlag wohl der Beste, auf den er hoffen konnte.
"In Ordnung, dann werde ich das tun. Mir bleibt ja ohnehin keine andere Wahl, nicht wahr? Du wirst mich ohnehin zumeinem Vater schleifen...", gab er etwas mürrisch zurück und seufzte tief. "Ich verlasse mich auf dich. Wenn er mich einfach heimschickt, werde ich dir das nie verzeihen, Onkel. Das ist meine große Chance etwas zu erreichen...."
Und er war betrübt, dass der ursprüngliche Plan gescheitert war.

Edward schüttelte den Kopf. "Gib es auf, Jungchen, ich kann deinen Vater in dieser Sache nichts verheimlichen." Das würde er mit seinem Gewissen niemals vereinbaren können und er wollte sich gar nicht ausmalen, was geschah, wenn Isaac etwas zustoßen würde und er hätte Robert die Anwesenheit seines Sohnes verschwiegen.
Edward betrachtete seinen Neffen eingehend und nickte. "Ich weiß. Und ich verspreche dir, dass ich dafür sorgen werde, dass er dich nicht heimschickt. Ich übernehme die Verantwortung für dich, aber nicht heimlich." Er legte Isaac eine Hand auf die Schulter. "Mach nicht so ein Gesicht. Das hier wird auch weiterhin deine große Chance sein. Aber ich kann dir sagen, dass du es als mein Knappe wesentlich leichter haben wirst. So hast du die Chance dem König auch aufzufallen mit dem was du tust. Wie hätte das gehen sollen, wenn du dich hier bei den Huren und einfachen Soldaten herum treibst, hast du darüber mal nachgedacht?" gab Edward augenzwinkernd zu bedenken und setzte sich dann in Bewegung, damit sie Robert ausfindig machen konnten.

Isaac

Isaac verzog noch einmal das Gesicht und nickte dann. "Meinetwegen..." Und es war die einzige Möglichkeit, die ihm blieb, wenn er nicht von hier verschwinden wollte.
"Wenn du meinst... Naja, wenn ich mich in der Schlacht durch große Tapferkeit hervorgetan hätte, wäre ich dem König schon aufgefallen, weißt du? Und bis dahin waren die Huren ein gutes Versteck für mich. Manon ist ein gutes Mädchen, wir haben uns gegenseitig geholfen."
Isaac ließ sich von seinem Onkel durch das Lager bugsieren, bis sie das Zelt seines Vaters erreichten. Er bedachte Edward mit einem zweifelnden Blick, ehe er es betrat.
Und das kostete ihn wirklich viel Mut.

Edward grinste breit. "Junge, so ein Schlachtfeld ist riesig. Und wer dem König nicht gerade vor der Nase herum läuft, bleibt vollkommen unbemerkt, es sei denn jemand erzählt ihm etwas. Ganz so einfach, wie du es dir ausgemalt hast, ist es nicht, glaub mir." erklärte er und führte seinen Neffen dann durch das Zeltlager bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Die Wache vor Roberts Zelt machte bereitwillig Platz, denn Edward war ihnen schließlich bekannt und so bedachte der Mann auch den jungen Burschen in der Begleitung des Earls nicht weiter.
Edward schob Isaac durch den Zelteingang und ließ drinnen seinen Blick kurz schweifen, doch sein Bruder war allein - besser für dieses Gespräch, so viel war sicher.
"Bruderherz, ich habe da jemanden gefunden dessen Anwesenheit hier von großem Interesse für dich sein dürfte." erklärte Edward mit einem kleinen Lächeln und legte Isaac eine Hand auf die Schulter - zum einen, um den Jungen einen Schritt vor zu schieben, zum anderen aber auch, um ihm zu signalisieren, dass er ihn unterstützen würde, wie er versprochen hatte.

Isaac

"Das sagst du so...Aber ich bin sicher, irgendjemand hätte es ihm erzählt.", entgegnete Isaac trotzig. Als sie das Zelt seines Vaters betraten, ahnte er Böses.
Robert war regelrecht schockiert, als er die Begleitung seines Bruders erkannte. Er sprang auf und starrte die Beiden an.
"Edward! Wie in Gottes Namen kommt Isaac hierher? Was tust du hier, Isaac?! Du hast hier nichts zu suchen." Wenn Josie das erfuhr, würde sie sie alle einen Kopf kürzer machte.
"Ich fasse es nicht, er sollte in Truro bei Rob sein!"

Edward bedachte seinen Bruder mit einem beschwichtigenden Blick. "Ich habe ihn durch Zufall im Zeltlager getroffen als ich nach Roger gesucht habe." erklärte er und verschwieg ganz bewusst, wo genau er Isaac gefunden hatte, denn er wusste genau, dass dieser Umstand Robert nicht milder stimmen würde.
"Tja, weißt du, Isaac war nicht ganz so überzeugt von der Wahl, die du und Rob für ihn getroffen habt. Er wollte lieber für Richard in den Krieg ziehen, also hat er sich allein auf den Weg gemacht und sich heimlich dem Heer angeschlossen." berichtete Edward knapp und musste gegen seinen Willen lächeln. Das Handeln seines Neffen gefiel ihm ausgesprochen und es war das erste Mal seit seinem Streit mit Claire, dass er wieder so etwas wie einen Funken Lebensfreude verspürte.
"Nimm's ihm nicht übel, hm? Er will nun einmal seinen eigenen Weg gehen und sich beweisen. Und alt genug ist er immerhin, es ist nicht notwendig, dass er zu Hause sitzt und die Hände in den Schoß legt, wenn sein Herzenswunsch ein anderer ist."

Isaac

Robert schüttelte fassungslos den Kopf. "Was?! Ich kann nicht glauben, dass du dich meinen Wünschen so widersetzt, Isaac! Du weißt gar nicht, worauf du dihc einlässt! Was wird deine Mutter sagen? Sie und Rob machen sich sicher große Sorgen um dich!"
Er fuhr sich durch die Haare.
"Ich soll ihm nicht übel nehmen, dass er mich scheinbar nicht im Geringsten ernst nimmt? Er ist nicht alt genug, er soll seine Ausbildung bei Rob erst beenden, dann ist er vielleicht alt genug, aber so eine Schlacht ist nichts für einen Jungen! Ich habe bewusst so entschieden, also bitte, hintergeh mich nicht, Edward! Du stärkst ihm auch noch den Rücken!"

Isaac biss einen Moment fest die Zähne aufeinander, dann sah er seinem Vater in die Augen und schüttelte den Kopf. "Ich habe Rob einen Brief geschickt in dem ich ihm alles erklärt habe." verteidigte er sich und spürte den leichten Druck auf seiner Schulter, die die Hand seines Onkels dort verursachte. Er war ihm einen Blick zu, halb zornig, halb verzweifelt. Hätte er ihn doch einfach nur laufen gelassen ...
Edward sah seinen Neffen einen Moment lang an, dann ließ er den Blick wieder zu Robert gleiten. "Ich habe nicht den Eindruck, dass er dich nicht ernst nimmt. Im Gegenteil, ich glaube, er hat sich diesen Schritt sehr gut überlegt, weil du nun einmal eine andere Entscheidung getroffen hast. Nur weil er seinen eigenen Weg gehen will, bedeutet das noch lange nicht, dass er dich nicht ernst nimmt. Das solltest du selbst immerhin auch mehr als gut genug aus eigener Erfahrung wissen."
Edward legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Das letzte, was ich will, ist dich zu hintergehen und ich muss ehrlich zugeben, dass es mich trifft, dass du mir so etwas unterstellst. Wäre das wirklich meine Absicht gewesen, hätte mein Weg mich mit Isaac nicht in dein Zelt geführt, denkst du nicht? Aber dass ich ihm den Rücken stärke stimmt, weil ich größten Respekt vor seiner Entscheidung habe und denke, dass er eine faire Chance verdient hat, um sich zu beweisen."

Isaac trieb ihn wirklich an den Rand des Wahnsinns, das stand fest. "Und du meinst, das macht alles besser?" Robert schüttelte fassungslos den Kopf. "Und ich bin sein Vater, also hatte er diese Entscheidung auch zu akzeptieren! Mit Auflehnung kommt man im Leben nicht weiter! Er kann sich auch nicht gegen den König auflehnen, wenn er eine Entscheidung trifft, die Isaac nicht passt. Ich hätte mich in solchen Dingen nie gegen meinen Vater aufgelehnt. Ich weiß genau, worauf du anspielst! Aber meine Ehe hat damit nichts zu tun, das ist etwas Anderes."
Er fuhr sich durch das Haar. "Bei Gott, Edward, ich weiß wirklich nicht, was ich mit dir machen will...Mir hätte klar sei müssen, dass du ihm beistehst, bei deinem Hang zum Chaos. Wie stellt ihr euch das vor? Wie soll das gehen? Ich werde dich heim schicken, Isaac..."