William und Joanna - ab 1172 bis 1173

 

"Ich erinnere mich nur zu gut. Und ich frage mich, ob ich dir damals besser nicht hätte glauben sollen. Du sagst es ist die Wahrheit, ja. Aber ich weiß wie Robert gestern hier gesessen hat. Du hast ihn zutiefst verletzt. Warum also sollte ich dir glauben, dass du ihn liebst?"
Beatrice setzte sich auf einen Stuhl und betrachtete Josephine forschend.
"Robert sagte, du hättest dich nicht einmal gewehrt. Das unterstreicht deine Glaubwürdigkeit nicht gerade. Und du weißt, dass deine Vergangenheit gegen dich spricht. Warum also sollte ich dir das glauben?", fragte sie.

Josephine

Josephine sah Beatrice einen Moment lang schweigend an. "Mylady, Ihr seid mir alles andere als wohl gesonnen und dessen bin ich mir mehr als bewusst. Ich weiß auch, dass Ihr keine gute Meinung von mir habt. Aber glaubt Ihr wirklich, dass ich so wenig Selbstachtung habe, dass ich zu Euch komme, um Euch um Hilfe anzuflehen, wenn mir nicht alles an Robert liegen würde?" gab Josephine zu bedenken.
Sie seufzte leise und nickte. "Ich weiß, dass es schwer ist einer Dirne zu glauben." erwiderte sie traurig. "Ich weiß nicht wie lange er uns gesehen hat, aber es kann nur ein kurzer Augenblick gewesen sein. Hätte ich gewusst, dass er da war, hätte ich geschrien, egal was Henry mir dann angetan hätte. Euer Bruder wäre immerhin der einzige gewesen, der mir geholfen hätte. Fragt Euch selbst, was hättet Ihr gedacht, wenn Ihr so etwas gesehen hättet? Der König mit einer Dirne, die widerspenstig ist ... Ihr hättet Euch gewundert, warum ich die Beine nicht sofort breit mache und wärt vorbei gegangen. Niemand hätte mir geholfen, da sie alle Henry im Recht gesehen hätten. Und seht mich doch an und dann denkt an Henry - glaubt Ihr wirklich, dass ich etwas gegen seine körperliche Kraft hätte aussetzen können?" Ungewollt glitt Josephines Hand an ihren Hals, wo gestern Abend Henrys Hand gelegen hatte, bereit sie noch heftiger zu würgen, hätte sie nicht nachgegeben.

 

"Wie kann ich dir wohlgesonnen sein, wenn mein Bruder deinetwegen leidet? Er hat furchtbaren Liebeskummer, weil er sich verraten fühlt. Er glaubt, er hätte sich in dir getäuscht. Aber ich gebe zu, du hättest keinen Grund herzukommen. Wenn du nur an seinem Geld interessiert wärest, müsstest du nicht unbedingt zu mir kommen. Aber ich warne dich, Josephine. Wenn ich herausfinde, dass du es nicht ernst meinst, gnade dir Gott."
Beatrice schüttelte den Kopf. "Nein, wäre ich nicht. Du kennst mich nicht. Ich würde nie vorbei gehen, wenn einer Frau Gewalt angetan wird." Dazu war sie einer solchen Lage zu knapp selbst entronnen.
"Aber ich war nicht dabei. Und ich kann verstehen, dass Henry dir Angst einflößt. Er war sehr grob zu dir?"
Beatrice wusste nicht, was sie von all dem halten sollte. Konnte sie dem Mädchen wirklich glauben? Hatte Robert sich geirrt?

Josephine

"Mylady, wenn er mir nur glauben würde, müssten weder er noch ich das hier länger durchstehen. Ich sage die Wahrheit. Ich wollte gestern Abend nichts lieber als in Ruhe zurück zu Robert, nichts liegt mir ferner als irgendeinen anderen Mann an mich heran zu lassen, ganz egal was er mir bietet oder wer er ist."
Ein müdes Lächeln huschte über ihre Lippen. "Da beweist Ihr einmal mehr wahre Größe, Mylady. Ich kenne sonst niemanden, der so handeln würde, wie Ihr." erklärte Josephine und strich sich leicht über den Hals, ehe sie zögerlich nickte. "Er ..." sie senkte den Kopf und schlang die Arme um den Oberkörper. "Ich weiß nicht, was er mir angetan hätte, wenn ich mich weiter gewehrt hätte." murmelte sie dann. Sie hätte Henry vermutlich sogar zugetraut, dass er sie in seiner Wut kurzerhand erwürgt hätte.

 

"Ich verstehe...ich bin unsicher, ob ich dir einfach glauben kann, aber du verleitest mich dazu. Doch selbst wenn....wie soll ich dir helfen? Robert überzeugst du nicht so einfach davon. Ich glaube auch nicht, dass er dir so einfach Gehör schenken wird. Er ist verletzt, weil er für dich so viel riskiert. Es war ein Schock für ihn dich mit Henry zu sehen."
Beatrice entging ihre Geste nicht und sie schloss daraus, dass Henry nicht davor zurückgeschreckt hätte, Josie zu würgen. Kein Wunder, dass das Mädchen zu große Angst für Gegenwehr gehabt hatte.
"Ich....sehe, dass die Dinge nicht so einfach sind. Aber warum kommst du zu mir?"

Josephine

Josephine wagte es kaum neue Hoffnung zu schöpfen als Beatrice eingestand, dass die Dinge doch scheinbar nicht ganz so offensichtlich waren wie zunächst gedacht. Doch nur so würde sie irgendwann wieder an Robert heran kommen, sie brauchte die Hilfe seiner Schwester.
"Weil Ihr die einzige Person seid, die mir helfen kann." erwiderte Josephine ein wenig zögerlich. "Ihr seid die einzige, die zu Robert durchdringen kann und die einzige, die bereit ist mir zumindest zuzuhören." fuhr sie fort und versuchte sich ein wenig zu sammeln. "Ich will nicht, dass Ihr diese Sache für mich bestreitet. Das könnt Ihr gar nicht, denn das ist etwas, zwischen Eurem Bruder und mir. Aber ohne Eure Hilfe wird er mich nicht anhören. Sollte er mit irgendjemand anderes darüber sprechen, werden sie ihn alle in seiner Meinung bestätigten und ich brauche jemanden, der mir glaubt und Robert überzeugt mich anzuhören ... wenn er mir nur richtig zuhören würde, würde er begreifen, dass ich die Wahrheit sage." erklärte Josephine verzweifelt und unterdrückte ein leises Schluchzen. "Ich liebe Euren Bruder mehr als mein Leben."

 

"Das schon, aber sobald ich Robert vorschlage, dass er noch einmal mit dir sprechen sollte, wird er dicht machen und abblocken. Er will nicht noch mehr verletzt werden. Ich kann es versuchen, aber ich bin nicht sicher, ob ich ihn überzeugen kann."
Beatrice seufzte leise. Sie sah die Verzweiflung der jungen Frau vor ihr und sie ahnte, dass sie ihr am Ende doch helfen würde.
"Ich werde versuchen dir zu helfen. Aber erhoffe dir nicht zu viel, gelegentlich hat Robert den Sturkopf unseres Vaters."

Josephine

Josephine schluckte und schlug sich die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschluchzen. Sie rang einen Moment mit sich, dann lächelte sie. "Ich danke Euch, Mylady. Ich danke Euch von Herzen. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie dankbar ich Euch dafür bin, dass Ihr es wenigstens versuchen wollt. Das ist mehr als ich mir hatte erhoffen können."
Dankbar sank Josephine vor Beatrice auf die Knie und senkte den Kopf. "Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen kann."

 

Beatrice griff nach Josies Hand und zog sie nach oben. "Du brauchst doch nicht vor mir zu knien. Du brauchst es nicht gut zu machen. Sorg einfach dafür, dass mein kleiner Bruder glücklich wird. Er liebt dich und er würde sämtliche Dummheiten für dich begehen. Pass ein bisschen auf ihn auf und überzeug ihn von dir."
Sie drückte leicht deren Hand.
"Ich werde ihn heute Nachmittag aufsuchen und versuchen ihn von einem Gespräch mit dir zu überzeugen. Der Rest liegt dann bei dir."

 

Beatrice hielt ihr Wort und machte sich am Nachmittag auf den Weg, um ihren Bruder zu suchen. Sie hatte Will und Stephan bei ihrer Kinderfrau gelassen und hatte ihre Hündin mit auf einen Spaziergang genommen, da sie sich sicher war, Robert draußen zu finden.
Und genau so war es auch. Er hatte scheinbar gerade sein Training mit seinem Schlachtross beendet und versorgte es gerade als Beatrice an die Box trat.
"Robert, ich muss mit dir sprechen. Hast du einen Moment, sobald du hier fertig bist? Wir könnten ein Stück spazieren gehen." begrüßte sie ihren Bruder mit einem leichten Lächeln.

 

Robert tätschelte seinem Pferd noch einmal den Hals und schüttete noch etwas Hafer in die Krippe, als er Beatrice gewahr wurde.
"Schwesterherz, was führt dich denn her?" Er schloss die Boxentür hinter sich und kraulte Beatrices Hündin die Ohren, ehe er nickte.
"Natürlich habe ich Zeit für dich. Ich kann dich gern begleiten, lass uns gehen. Ich bin hier nun fertig und habe eine Weile Pause, bevor ich zum Kampftraining muss."

 

Beatrice lächelte kurz. Ihr kleiner Bruder wurde langsam aber sicher wirklich erwachsen.
"Du wirst nicht erraten, wer heute Vormittag bei mir war." begann sie als sie auf dem Weg nach draußen waren. Sie sah Robert aufmerksam an bevor sie weiter sprach. "Josephine war bei mir und hat mich gebeten mit dir zu sprechen." erklärte sie dann und schlug den Weg Richtung Garten ein. Hier würden sie wenigstens ungestört sein.

 

Robert wurde ernst und seine Laune sank schlagartig, als Josephines Name fiel. "So, war sie das? Und was wollte sie von dir? Dass du mich überzeugst, dass ich mir nur eingebildet habe, was ich gesehen habe? Sie weiß ganz genau, dass ich ihr nicht mehr zuhören würde, wenn sie zu mir kommt. Sie hat mich betrogen..."
Robert verschränkte die Arme.
"Absurd, dass sie damit zu dir kommt. Tut mir leid, dass sie dich ja versucht mit reinzuziehen. Das ist eine Sache zwischen mir uns ihr."

 

Beatrice nickte langsam. "Das hat sie auch gesagt, dass es eine Sache zwischen dir und ihr sei. Und deshalb hat sie mich auch nicht gebeten dich vom Gegenteil deiner Meinung zu überzeugen. Sie hat mich gebeten ihr zuzuhören und das habe ich getan." Beatrice strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und sah Robert ernst an. "Robert, ich weiß weder, was genau du gesehen hast, noch was sie wirklich getan hat, aber wenn ich Euch beiden so zu hören, dann erscheint mir die Sache schwieriger als es im ersten Moment den Anschein hat."
Beatrice überlegte und hob dann leicht die Schultern. "Ich habe bisher nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich von ihr nicht allzu viel halte, aber als sie zu mir gekommen ist ... Robert, egal was sie getan hat oder nicht, ich glaube sie sagt die Wahrheit, wenn sie behauptet, dass sie dich liebt. Zu mir zu kommen wegen dieser Sache war mehr als ihr Stolz ihr eigentlich erlaubt hätte, wenn es ihr nur um dein Geld ginge."

 

Robert schüttelte den Kopf. "Das kommt doch auf dasselbe heraus. Sie zieht dich mit hinein. Sie muss ja ein Motiv haben, warum sie zu dir kommt. Zuhören...ha..."
Er knirschte leise mit den Zähnen. "Sie hat dich gut um den Finger gewickelt, was? Denkst du etwa, ich ziehe mir aus den Fingern, dass sie sich mit ihm vergnügt? Ich weiß, was ich gesehen habe!", merkte er impulsiv an.
"Wenn sie mich lieben würde, hätte sie mich nicht betrogen. Aber jetzt glaubst du ihr auch noch? Fällst du mir in den Rücken?"

 

Beatrice runzelte die Stirn. "Du bist mein Bruder, ich würde lieber sterben als dir in den Rücken zu fallen." erwiderte sie mit leichter Schärfe in der Stimme. "Also hör auf solchen Unsinn zu reden!"
Beatrice atmete leise aus und schüttelte den Kopf. "Ich will gar nicht behaupten, dass du sie nicht mit Henry gesehen hast, aber vielleicht war die Situation ja tatsächlich nicht so, wie sie für dich zunächst erschien." erwiderte Beatrice nun wieder ruhiger. "Und das hat nichts damit zu tun, dass sie mich um den Finger gewickelt hätte."

 

Robert hob die Schultern. "Dann nimm sie auch nicht in Schutz. Ich weiß, was ich gesehen habe. Und deshalb werde ich auch nicht mit ihr reden. Ich werde mich nicht noch mehr zum Deppen machen, Beatrice. Auf keinen Fall."
Er presste die Lippen zusammen.
"Wie soll die Situation denn sonst gewesen sein, Beatrice? Erklär es mir doch? Nein. Das geht so nicht. Ich will sie nicht mehr sehen. So kann sie mir wenigstens nicht noch mehr wehtun. Ich will mich nicht wieder so verletzlich machen. Schön, dass du mir helfen willst, Beatrice, aber ich werde nicht mit ihr reden."

 

Beatrice blieb stehen und zögerte einen Moment lang. Sollte sie Robert erzählen, wieso sie Verständnis für Josephine aufbringen konnte? Das sie selbst wusste, wie schwierig es war aus einer solchen Situation glimpflich davon zu kommen?
"Robert, ich ... ich kann verstehen, wieso es ihr so schwer gefallen ist, sich zur Wehr zu setzen." erwiderte sie langsam und ließ den Blick durch den Garten gleiten. Das hier musste sonst niemand erfahren. "Mir wäre es um ein Haar ähnlich gegangen als ich eines abends Richards Vater in seiner Trunkenheit über den Weg gelaufen bin. Es mag einfach erscheinen sich zu wehren, aber das ist es nicht." erwiderte sie nachdenklich. Allein die Erinnerung an Henrys kleinen Übergriff ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen.

 

Robert zog unbehaglich die Schultern hoch und warf Beatrice einen schockierten Blick zu. "Der König hat...Wie konnte er nur?" Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Dennoch...
"Sei mir nicht böse, aber bei dir ist das etwas Anderes. Josie hat eine Vergangenheit als Hure und schon oft genug Henrys Bett geteilt. Am Anfang - vielleicht auch später - kam sie nur auf seine Anweisung hin zu mir. Die Situation ist völlig anders."
Er war nicht gewillt sich noch einmal so angreifbar zu machen. "Ich habe genug, Beatrice. Es tut weh und ich will, dass es endlich aufhört wehzutun. Dafür muss ich damit abschließen. Ich möchte nicht mehr mit ihr reden. Das tut mir nicht gut..."

 

Beatrice hob die Schultern. "Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort und er war wütend auf Richard, das reichte schon." erwiderte sie und legte Robert eine Hand auf den Arm.
"Es ist deine Entscheidung. Aber ich habe versprochen mit dir darüber zu reden und du solltest ernsthaft darüber nachdenken. Ich kann verstehen, dass du es beenden möchtest, um abschließen zu können, aber vielleicht begehst du damit einen Fehler." erklärte Beatrice und gab ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange. "Denk einfach noch einmal darüber nach." murmelte sie. "Und nun lass und noch ein klein wenig spazieren gehen und über schönere Dinge sprechen ... wie war dein Training heute?" fragte sie, wenn auch nicht so enthusiastisch wie sie es gerne gehabt hätte.

 

Robert seufzte leise. "Ich weiß, dass du es nur gut meinst. Aber misch dich da nicht ein, ja? Ich will darüber keinen Streit mit dir bekommen. Ich werde nochmal darüber nachdenken, aber ich glaube nicht, dass sich etwas ändern wird. Ein Fehler...vielleicht. vielleicht auch nicht. Es sagt mir doch ohnehin jeder, dass wir keine Zukunft haben."
Er schüttelte den Kopf noch einmal und ging dann auf ihren Themawechsel ein, um nicht mehr über Josie nachdenken zu müssen.
"Ganz gut. Wenn Chataîgnier sich in der Schlacht irgendwann genauso zuverlässig reiten lässt wie hier, dürfte ich keine Probleme bekommen."

Josephine

Josephine ging langsam den Gang entlang und hing ihren Gedanken nach. Die letzten Tage waren für sie fast unerträglich gewesen. Sie wusste, dass Beatrice mit ihrem Bruder gesprochen hatte, doch Robert hatte sich nach wie vor geweigert mit ihr zu sprechen. Für ihn war die Sache beendet. Die Blicke, die sie in den letzten Tagen von Henry geerntet hatte, sprachen auch für sich, es würde sicher nicht mehr lange dauern bis er sie wieder zu sich holen ließ. Und dann hatte sie ihm endgültig nichts mehr entgegen zu setzen.
Sie seufzte leise und sah erst auf als sie beinahe mit dem Ritter zusammen gestoßen wäre, der mit einem Mal vor ihr stand. "Ah, Josephine, welch Freude dich zu sehen." bemerkte er amüsiert und Josephine zog die Augenbrauen in die Höhe. "Was willst du, Thomas? Ich habe zu tun." erwiderte sie abweisend und wollte sich an ihm vorbei schieben, wurde jedoch im nächsten Augenblick grob am Arm gepackt. "Achso? Dabei hörte ich, dass du endlich deinem Beruf wieder nachgehst und diesen kleinen Welpen in den Wind geschossen hast. Ich hatte mich schon sehr darauf gefreut, mich mal wieder mit dir zu vergnügen."
War Henrys Übergriff für Josephine schon nahezu unerträglich gewesen, so war die Vorstellung an den Ritter vor ihr noch hundertfach schlimmer. "Da hast du dich wohl geirrt und nun lass mich los." zischte sie wütend und versuchte sich von seinem Griff zu befreien, was jedoch nur darin endete, dass Thomas sie an die Wand drückte und seine Hand gierig ihr Dekolletee wandern ließ, um sie dann unter den Stoff ihres Kleides gleiten zu lassen.
Josephine schnürte es die Kehle zu als er das Tat und sie versuchte weiter vergeblich gegen ihn anzukommen. Sie hatte es gewusst ... jetzt da Robert sie verstoßen hatte, war sie wie zuvor wieder zum Freiwild erklärt worden.

 

Roberts Laune war seit Tagen auf dem Nullpunkt, denn er vermisste Josie sehr, war aber zu stolz, um noch einmal das Gespräch mit ihr zu suchen.
Er lenkte sich mit allem ab, was irgendwie dazu geeignet war und so wollte er einmal wieder seine beiden Neffen besuchen. Auf dem Gang aber wurde er Zeuge von etwas, dass sein Vorhaben recht schnell zurückstellte.
Da war Josie und mit ihr ein Ritter. Zögernd blieb Robert stehen, überlegte, ob er einfach wortlos vorbei gehen sollte, bis ihm auffiel, dass sie sich diesmal tatsächlich wehrte. Er biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich ging ihn das nichts mehr an, er sollte es ignorieren, aber er liebte sie ja trotzdem. Er konnte jetzt nicht einfach gehen. Und so sprang er über seinen Schatten und packte Thomas an der Schulter, um ihn zurückzuziehen. Er war größer und muskulöser geworden und war so inzwischen nicht mehr hoffnungslos unterlegen, wenn ihm einer der Älteren gegenüber stand. Das kam ihm nun zugute, denn er überragte den stämmigen Ritter doch um ein gutes Stück.
"Ich würde Euch raten Eure Finger bei Euch zu behalten."

Josephine

Josephine hatte Robert nicht kommen sehen und ihre Augen weiteten sich überrascht als Thomas mit einem Mal von ihr abließ. Erst da realisierte sie, dass er von ihr weg gezogen wurde - und das von keinem anderen als Robert, der dem Ritter nun mit finsterem Blick gegenüber stand.
"Was willst du Bürschchen denn? Du hattest doch lange genug deinen Spaß mit der Hure und wolltest sie jetzt nicht mehr. Also misch dich nicht ein."
Josephine war einen Schritt zur Seite gewichen, um etwas von Thomas wegzukommen. Die Tränen schimmerten in ihren Augen und Roberts Anblick zerriss ihr fast das Herz, weil sie einerseits unendlich dankbar für sein Eingreifen war, andererseits nur daran erinnert wurde, was sie alles verloren hatte.

 

Roberts Blick wurde noch düsterer und seine dunklen Augen funkelten unheilvoll, als Thomas einen solchen Ton anschlug. "Seid ja vorsichtig. Ein Wort von mir an meinen Vater und Ihr braucht Euch nie wieder Hoffnungen auf eine bessere Stellung zu machen. Ihr seid erbärmlich, wenn Ihr es nötig habt, eine Frau gegen ihren Willen zu nehmen. Außerdem wüsste ich nicht, wann wir zum Du gekommen wären. Josephine ist keine Hure mehr, das hat jeder hier zu akzeptieren, sonst gibt es Ärger mit mir. Und ob ich sie will oder nicht, habt Ihr ganz sicher nicht zu beurteilen. Ich mische mich ein, wenn es mir passt und es mir nötig erscheint."