William und Joanna - ab 1183 bis 1184

Hal zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe. "Ich soll dir die Beichte abnehmen?" wiederholte er verblüfft. John gehörte zu den Menschen, die höchstens einmal ein paar Kleinigkeiten zu beichten hatten, wenn überhaupt und das tat er in der Regel sonntags nach der Messe. Eine Angelegenheit, die meist schneller abgehandelt war als man das Wort Beichte überhaupt sprechen konnte, aber so wie John wirkte, schien es dieses Mal etwas zu sein, was ihn wirklich belastete.
"Aber sicher, wenn es dein Wunsch ist ..." Hal machte eine einladende Geste. "Ich bin jederzeit für dich da, mein Freund."
Er hatte Gefallen an dem Leben in Truro gefunden. Als Hal seinerzeit hergekommen war, hatte er darauf gehofft eine Weile bei John in die Lehre gehen zu können, um von dessen medizinischen Kenntnissen zu profitieren. Doch dadurch, dass Lionels Gesundheitszustand im Alter doch immer schlechter wurde, hatte Hal nach und nach einiges an Aufgaben übernommen und im Grunde war er mittlerweile so gut wie der Hauskaplan hier geworden. Und es bereitete ihm durchaus Freude seine Schäfchen hier zu betreuen und wenn er nebenbei Zeit fand, unterstützte er John fleißig im Hospital.

John nickte. "Ja. Es sind einige Dinge passiert, die...alles etwas auf den Kopf gestellt haben. Und ich habe etwas getan, dass ich nicht hätte tun dürfen."
Er war normalerweise ein sehr tugendhafter Mensch, der kaum je eine wirkliche Sünde zu beichten hatte. umso mehr belastete ihn diese Sache.
Er ging zum Altar hinüber, bekreuzigte sich und kniete nieder. Sein Blick richtete sich kurz auf Hal, dann senkte er den Kopf und atmete durch. Es war anfangs merkwürdig gewesen, dem so viel jüngeren Hal zu beichten. Aber John hatte befunden, dass Hal ein sehr einfühlsamer und fähiger Priester war, dem er sich gern anvertrauen konnte. Das hatte ihn beruhigt.
"In Demut und Reue bekenne ich meine Sünden. Ich....ich habe einer Sterbenden auf ihre Bitte hin die Beichte abgenommen. Obwohl...ich esnicht mehr darf."

Hal betrachtete John einen Moment lang nachdenklich und nickte dann. "Nun, dann wird es Zeit dein Gewissen zu bereinigen." erklärte er sanft und trat vor John zum Altar.
Es war seltsam, doch der Umstand, dass selbst John sich ihm anvertraute, war Hal eine große Bestätigung gewesen. Er hielt John für einen ausgesprochen fähigen Mann und konnte sich nur zu gut vorstellen, wie er früher als Priester gewirkt hatte und es bedeutete Hal viel, dass John genug Vertrauen in ihn hatte, um bei ihm die Beichte abzulegen.
"Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und seiner Barmherzigkeit. Sprich mein Sohn."
Als John zu sprechen begann, schossen Hals Augenbrauen in die Höhe und er sah überrascht auf den Arzt hinab. Einen fast endlos langen Moment wusste Hal nicht, was er dazu sagen sollte, so verwirrt war er über dieses Geständnis. "John, ich ..." Hals stockte und schwieg wieder einen Moment, dann atmete er tief durch. "Und was genau hat dich zu dieser Sünde verleitet, obwohl du doch um den Fehler wusstest, den du begangen hast? War kein Priester bei euch, der der armen Seele die Beichte hätte abnehmen können?"

John nickte nur langsam. "Amen." Er hatte Hals Reaktion gefürchtet. Ihm war ja selbst bewusst, dass es nicht richtig gewesen war. Er war eben kein Priester mehr, seit Jahren nicht, obwohl es ihm doch so manches Mal schwer fiel.
John schloss für einen Moment die Augen. "Sie...sie hat mich darum gebeten. Edwards Frau, Hal. Ich kenne sie schon länger. Sie lag im Sterben und sah mich an und bat mich, ich möge ihr die Beichte abnehmen. Ich wollte einen Priester holen und sie wehrte ab. Sie sagte...."John schluckte schwer und schlug die Augen wieder auf. "Sie sagte, sie habe als Kind zum ersten Mal bei mir gebeichtet und sich nie wieder so wohl gefühlt dabei. Sie hat mich darum gebeten, Hal, es war ihr letzter Wunsch an mich. Wie hätte ich das ablehnen sollen? Ich wusste, ich durfte nicht, aber ich tat es um sie zu trösten. Sie war so eine liebenswerte Frau und ich habe viel mit Edward und ihr durchgemacht."

Hal hatte sichtlich Schwierigkeiten mit Johns Bekenntnis. Es befremdete ihn sichtlich und bei jedem anderen wäre er wohl über alle Maßen empört gewesen, aber bei John sah er die gute Absicht hinter der Tat und das machte es ihm noch ein wenig zu schaffen.
Er hörte John aufmerksam zu und schloss kurz die Augen als John geendet hatte. "Nun, ich sehe, dass du mit deiner Tat gutes Tun wolltest und ich bin zuversichtlich, dass Gott sich ihrer Seele annehmen wird, auch wenn sie ihre Beichte keinem Priester gegenüber abgelegt hat. Aber trotz aller guten Vorsätze war es eine schwere Sünde, die du da begangen hast, mein Freund. Bereust du, was du getan hast und bist bereit Buße zu tun?"
Ein wenig unbehaglich war ihm ja schon zu Mute, aber er konnte Johns Tat auch nicht gänzlich verurteilen. Wenn es der Sterbenden Frieden gegeben hatte, war es wohl möglich ein Auge zuzudrücken ...

John seufzte leise und nickte.Er wusste, dass es keine Lappalie war, was er getan hatte. Dennoch vertraute er auf Gott, dass dieser ihm vergeben würde, er hatte schließlich nur Gutes gewollt.
"Ich bereue, dass ich mir angemaßt habe ein heiliges Sakrament zu spenden, ohne dass ich dazu befugt und geweiht war. Dafür werde ich auch jede Buße annehmen, die du mir auferlegst. Aber ich bereue nicht ihr Trost gespendet zu haben."
Er sah Hal nachdenklich an. "Denn das ist genau das, warum ich einst Priester wurde. Ich wollte für die Menschen da sein und ihnen den Weg zu Gott erleichtern. Ich denke nicht, dass Gott mir deswegen zürnen wird."

Hal bedachte John kurz mit einem missmutigen Blick, riss sich dann jedoch zusammen. In gewisser Weise konnte er ihn ja verstehen. Möglicherweise hätte er in Johns Situation nicht anders gehandelt.
Langsam nickte Hal und lächelte schließlich leicht. "Es ist fast ein wenig schade, dass du dein Priesteramt aufgegeben hast, wärst du nicht so gut in dem, was du jetzt alles vollbringst." bemerkte Hal und seufzte dann leise. "Nun gut, ich denke, es wäre angemessen, wenn du eine Messe für ihre Seele lesen lässt. Darüber hinaus solltest du eine Woche lang fasten und enthaltsam leben, sowie morgens und abends deine Gebete hier mit mir in der Kapelle sprechen. Eine solche Anmaßung hätte noch eine deutlich schärfere Buße erfordert, doch da du es nicht aus Eigennutz, sondern zum Wohle der armen Seele getan hast, die dort im Sterben lag, bin ich sicher, dass deine Schuld nach einer Woche abgeglichen sein wird." erklärte Hal ein wenig zögerlich. Er tat sich schwer damit John eine solche Buße aufzuerlegen, denn bisher hatte er ihn höchstens zu dem ein oder anderen zusätzlichen Gebet verpflichten müssen.
"Bist du gewillt die Buße anzunehmen?"

John war beinahe erleichtert, als er Hals Lächen sah. Es bedeutete ihm viel, dass Hal ihn nicht dafür verachtete, denn der junge Priester war ihm ein guter Freund geworden. "Ich war immer sehr gerne Priester, Hal. Es hat mir wirklich Spaß gemacht. Und dann trat Constance in mein Leben und ich konnte einfach nicht weitermachen wie zuvor."
Er lauschte seiner Buße und nahm sie widerspruchslos hin. "Ich nehme die Buße an. Ich danke dir, Hal. Ich weiß, du bist eigentlich viel zu milde. Aber ich bin froh diese Last endlich los zu sein..."
Constance würde von dieser Buße nicht allzu begeistert sein, aber eine Woche war ein durchaus auszuhaltender Zeitraum.

Hal nickte verständnisvoll. "Und es wäre auch ein Jammer gewesen, hättest du diesen Ruf ignoriert. Du bist ein wundervoller Vater, ich könnte manchmal beinahe ein wenig neidisch werden, wenn ich dich so mit deinen Kindern sehe." erwiderte Hal und zwinkerte John verschwörerisch zu.
Dann machte er eine abwehrende Geste und schüttelte den Kopf. "Ach was. Nachdem ich den ganzen Winter damit zugebracht habe, Azeem gegenüber immer wieder zu beteuern, dass Milde und Barmherzigkeit zu den obersten christlichen Tugenden gehören, ist es wohl nur recht, wenn ich mich auch daran halte. Schließlich hast du damit auch nur ein gutes Werk tun wollen." entgegnete er.
Hal atmete tief durch und entschied dann, dass sie besser zum Ende kommen sollten. Ein Pläuschchen konnten sie auch nach der Beichte noch halten.
"Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Hal schlug das Kreuzzeichen über John und nickte kurz.

John nickte langsam. "Ich liebe meine Familie auch sehr. Es war wohl einfach mein Weg. Neidisch auf mich oder auf meine Kinder?", fragte er mit einem flüchtigen Grinsen.
"Ich bin wahrlich froh, dass Azeem sich wirklich hat taufen lassen. Damit habe ich eine Sorge weniger und Cathie und er können endlich heiraten. Die Beiden schmachten sich ja schon eine ganze Weile gegenseitig an."
Er schaute Hal ernst an und bekreuzigte sich dann langsam. "Amen." John erhob sich langsam. "Es fühlt sich besser an, das nicht mehr so mit mir herum zu tragen."

Hal lachte leise. "Da bin ich mir ehrlich gesagt nicht so ganz sicher. Beides vielleicht. Aber wenn ich dann etwas später eins meiner Schäfchen wieder vor mir stehen habe, weiß ich wieder, dass das hier mein Weg ist und ich beschreite ihn wirklich gerne." erwiderte Hal lächelnd.
Dann nickte er langsam. "Ich habe anfangs ehrlich gesagt große Zweifel gehabt. Aber es war faszinierend mit was für einer Entschlossenheit er an diese Sache heran gegangen ist. Und es erfreut mein Priesterherz natürlich, eine arme Seele mehr für den richtigen Glauben gewonnen zu haben." gestand Hal mit verschmitztem Lächeln.
Hal nickte und legte John eine Hand auf die Schulter. "Und so soll es sein, mein Freund, nicht wahr? Dafür ist die Beichte vorgesehen und sobald du deine Buße getan hast, wirst du es hinter dir lassen können."

Thomas

Thomas starrte trübsinnig in die Ferne. Er saß auf einer Mauer des Kreuzgangs und schaute hinaus in den Regen, der den etwas kargen Garten wässerte. Er fühlte sich furchtbar unwohl hier im Kloster. Er war einsam, hatte keinen einzigen Freund hier und seine Leistungen wurden auch immer schlechter statt besser. Seine Geschwister fehlten ihm, Eric fehlte ihm und die Pferde fehlten ihm fürchterlich.
Thomas hatte keine Ahnung, wie lange sein Stiefvater ihn dazu zwingen würde hier zu bleiben, aber oft genug spielte er mit dem Gedanken einfach abzuhauen. Vermissen würde ihn ohnehin niemand. Sein Stiefvater hasste ihn....
Der einzige Lichtblick war, dass Eric ihn manchmal besuchte.

Eric

Eric strich sich das nasse Haar aus der Stirn und trat in den Kreuzgang. Er hatte nicht furchtbar viel Zeit, weil ihre Abreise kurz bevor stand, aber er hatte Thomas unter allen Umständen noch einmal besuchen wollen, bevor er für eine Weile keine Gelegenheit mehr dazu haben würde.
Edward wollte am frühen Morgen nach Truro aufbrechen, um die Kleinen bei seinen Eltern abzuliefern und von dort würden sie nach London reiten. Und Gott allein wusste, wie lange Edward gedachte sich dort aufzuhalten, vermutlich würde es ihn derzeit nicht allzu sehr nach Oxford zurück ziehen.
Eric sah Thomas auf der kleinen Mauer des Kreuzgangs sitzen und trat zu ihm. "Wie mag es wohl sein: hat sich das Wetter deiner Laune angepasst oder deine Laune dem Wetter?" fragte er den Jungen mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und fuhr Thomas zur Begrüßung schroff durch die wirren Haare.

Thomas

Thomas schrak auf, als jemand hinter ihn trat. Er erwartete schon wieder eine Strafe, weil er nur herum saß statt zu arbeiten. Doch dann entspannte er sich, as er die Stimme erkannte und ein zaghaftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
"Eric! Was machst du denn hier?" Sein Blick huschte zum grauen Himmel, dann zurück zu seinem älteren Freund. "Das Wetter hat sich eindeutig meiner Laune angepasst. Wie geht es dir? Wie ist es....auf der Burg?" Er konnte einfach nicht 'Zuhause' sagen.
Aber er freute sich so sehr, Eric zu sehen.

Eric

Eric lächelte als er die Freude über seinen Besuch in Thomas' Gesicht sah. Allein das war es schon wert gewesen bei diesem scheußlichen Wetter hier her zu reiten. "Na jedenfalls nicht meine Gelübde ablegen." bemerkte er spöttisch. "Ich wollte dich natürlich besuchen."
Eric nickte unverbindlich und setzte sich dann zu Thomas auf die Mauer. "Ganz in Ordnung, würde ich sagen." entgegnete er und seufzte dann leise. Tja, wie ging es auf der Burg ... "Es ist ... reichlich düster, wenn ich ehrlich sein soll. Es ist momentan alles andere als ein fröhlicher Ort." Und dabei war gerade Edward immer jemand gewesen, der ständig gute Laune verbreitet hatte. Aber seit Julias Tod hatte das ein jähes Ende genommen und Eric war sich nicht so sicher, ob sein Herr sich so schnell wieder fangen würde.
"Ich bin hergekommen, weil wir Oxford morgen für eine Weile verlassen werden. Ich kann in nächster Zeit also leider nicht vorbei kommen, Kurzer. Aber ich verspreche dir, sobald wir zurück sind, komme ich wieder her." erklärte Eric dann.

Thomas

Thomas grinste kurz. "Schön, dass du da bist. Ich habe dich vermisst.", sagte er ein wenig ernster. "Das war es vorher auch schon. Ich vermisse es auch nicht wirklich, aber ich vermisse die Pferde." Er schaute Eric ein wenig entsetzt an.
"Du...du gehst weg?" Er musste blinzeln und biss sich auf die Unterlippe. Dann würde er völlig allein sein hier, wenn nicht mal Eric noch vorbei kam.
"Ich....ich.." Er schlang die Arme um Eric und Tränen standen in seinen Augen. "Ich hasse es hier, Eric. Nimm mich mit. Ich will nicht mehr hier bleiben. Ich bin zu dumm, um all das zu lernen und Edward hat recht, ich bin das nicht wert. Ich weiß es gar nicht zu schätzen. Ich will einfach nur zurück nach Hause...."

Eric

Eric wiegte den Kopf ein wenig hin und her. "Na, da gehen unsere Meinungen bekanntermaßen ja etwas auseinander." räumte er ein.
Ein wenig betreten sah er Thomas an und nickte. "Das muss ich, aber sicher nicht für allzu lange." entgegnete er, war jedoch verblüfft als Thomas so plötzlich die Arme um ihn schlang. "Ach Kurzer ..." Eric schloss Thomas in die Arme, strich ihm leicht über den Rücken und kämpfte gegen die Wut an, die in ihm aufzusteigen drohte. Egal wie schlecht es dem Earl gehen mochte, es war einfach nicht richtig Thomas gegen dessen Willen hier einzusperren.
"Thomas, ich kann dich nicht mitnehmen, das weißt du doch." murmelte er betroffen. "Und das ist Unsinn, den du da erzählst, du bist nicht zu dumm und du bist es mehr als wert! Du musst einfach an dich glauben, hörst du?" redete er leise auf den Jungen ein. "Hör zu, ich verspreche, dass ich mir etwas einfallen lasse, ja? Ich werde dich hier irgendwie wieder raus bekommen, aber dafür musst du mir versprechen, dass du bis dahin keine Dummheiten hier anstellst und dir Mühe gibst, einverstanden?"

Thomas

Thomas seufzte leise. "Ja, ich weiß." Er kuschelte sich ein wenig dichter an Eric, der für ihn inzwischen wie ein großer Bruder war.
"Aber ich kann nicht...ich strenge mich schon so an, aber trotzdem wird es nicht besser. Pater Anthony ist immer unzufrieden mit mir...mein Latein wird immer schlechter statt besser, Eric. Ich kann das einfach nicht, ich hab es versucht."
Er schaute zu Eric auf, zweifelnd. "Wirklich? Aber du brauchst nicht so lange dafür, oder? Ich halte es sonst nicht aus.", prophezeite er. "Na gut...ich...ich werd mir Mühe geben. Eric...warum hasst Edward mich so sehr?"

Eric

"Du kannst, da bin ich ganz sicher. Hab ein bisschen Vertrauen zu dir, hm?" erwiderte Eric und strich Thomas über den Rücken als der Junge sich dichter an ihn kuschelte.
Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber seine Sympathien für den Jungen waren so groß geworden, dass es ihn regelrecht schmerzte Thomas so traurig zu sehen. "Wirklich. Ehrenwort, ich kümmere mich darum. Und ich werde mich beeilen, versprochen." Auch wenn er noch nicht genau wusste, wie er das anstellen sollte, aber ihm war klar, dass Thomas früher oder später eingehen würde, wenn er hier bleiben musste.
"Sehr gut, ich bin stolz auf dich." erwiderte Eric lächelnd, wurde dann jedoch schlagartig wieder ernst und biss sich auf die Unterlippe. "Er ... er hasst dich nicht, Thomas." entgegnete er langsam. "Ich schätze, es fällt ihm einfach schwer dir gegenüber zu treten, besonders jetzt, weil du ihn an deine Mutter erinnerst. Und an deinen Vater. Edward hat einige Fehler gemacht in der Vergangenheit und ich glaube, er verzeiht sich nicht so recht, dass er deine Mutter nicht viel früher geheiratet hat. Dass ... dass du nicht sein leiblicher Sohn bist."

Thomas

"Ich versuche es, aber es ist so schwer." Thomas nickte langsam. Er glaubte Eric, dass er alles versuchen würde um ihm zu helfen. "Dann ist gut. Danke..."
Er biss sich erneut auf die Lippe und richtete den zweifelnden Blick auf den grauen Stein, fuhr mit dem Finger die Maserung nach.
"Aber ich kann doch nichts dafür, dass ich einfach da bin. Und eigentlich bin ich froh, dass er nicht mein Vater ist."
Er schwieg kurz. "Hat er deshalb gesagt, dass ich ein Bastard bin? Ich denke schon, er hasst mich. Und er ist auch nicht besser als mein Vater, sonst hätte er mich nicht geschlagen."

Eric

Eric nickte. "Nichts zu danken, ich tue es doch gern." erwiderte er lächelnd.
Nachdenklich betrachtete er Thomas und seufzte leise. "Das kannst du nicht, da hast du recht. Und das weiß Edward auch. Ich schätze, genau das, macht es aber noch schlimmer. Er weiß, dass er dir Unrecht tut, aber er kommt einfach nicht dagegen an. Das nimmt er sich selbst übel und das lässt er an dir aus."
Eric runzelte die Stirn. "Ich schätze, das ist ihm einfach so heraus gerutscht. Die Leute benutzten dieses Wort häufig einfach nur, um einen anderen zu beleidigen, nicht weil es von der Bedeutung her angemessen ist." Im nächsten Moment starrte er Thomas jedoch entgeistert an. "Er hat was getan?" fragte Eric entsetzt. "Er hat dich geschlagen? Wann? Wieso?" Das konnte er nun erst Recht nicht begreifen, hatte Edward doch noch nie Hand an die Kinder gelegt.

Thomas

Thomas nickte langsam. "Vielleicht hast du Recht. Ich weiß nicht, aber es ist kompliziert. Als meine Mama noch da war, war es viel einfacher. Da hätte er mich auch nicht in dieses dämliche Kloster stecken können. Eigentlich könnte ich auch einfach gehen.Er ist nicht mein Vater, er hat mir gar nichts zu befehlen." Auch, wenn das wohl außer ihm jeder anders sehen würde.
"Hm..." Die Beleidigung gefiel ihm zwar nicht, aber wenn Eric recht hatte, war es vielleicht gar nicht so schlimm gemeint gewesen. Thomas zuckte leicht zusammen und zog den Kopf ein.
"Ja... als wir gestritten haben wegen dem Ausritt. Und er hat gesagt, du würdest mir alles vorsagen, wenn du mir hilfst. Da war er so wütend und hat mir eine Ohrfeige gegeben. Und dann bin ich weggerannt."

Eric

Eric schüttelte leicht den Kopf. "Tu das nicht, hörst du? Einfach gehen. Du würdest dich in Teufels Küche bringen und ich würde dich wirklich vermissen." erwiderte Eric ernst.
Bei Thomas' Offenbarung sog er scharf die Luft ein. Er erinnerte sich an den Tag, Edward hatte ihn zu sich rufen lassen und ihm erklärt, dass Thomas ins Kloster sollte. Jetzt wusste er auch wieso ...
"Teufel noch eins. Er war betrunken an dem Tag." knurrte Eric ungehalten und spürte die Wut nun immer größer werden. Nie im Leben hätte er Edward so etwas zugetraut und er hatte Mühe den Zorn auf seinen Herrn herunter zu schlucken.
"Thomas, ich schwöre, dass ich dich hier heraus hole, hörst du? Es ist nicht richtig, dass du gegen deinen Willen hier sein musst und irgendwie finde ich schon eine Lösung!" erklärte er dann inbrünstig.

Thomas

Thomas zögerte kurz und nickte dann zustimmend. "Na gut. Dir zuliebe. Ich würde dich auch vermissen." Er rieb sich unbehaglich über den Oberarm und zuckte dann leicht zusammen.
"Du darfst solche Sachen hier nicht sagen, wenn dich jemand hört, kommst du in Teufels Küche.", bemerkte er langsam und schaute sich nervös um. Das behagte ihm nicht und er wollte nicht noch mehr Ärger.
"Ja...er hat nach Wein gerochen.", bestätigte Thomas traurig, empfand aber bei Erics Versprechen eien Hauch von Zuversicht.
"In Ordnug. Ich werde auf dich warten."

Eric

Eric zerzauste seinem Freund die Haare und lächelte erleichtert. "Gut, das beruhigt mich." bemerkte er und hob dann beschwichtigend die Hand. "Tut mir Leid. Ich werde meine Zunge hüten." Er ließ den Blick schweifen, doch niemand war im Kreuzgang zu sehen, so dass seine unbedachten Worte wohl ungestraft bleiben würden.
Eric seufzte leise. Ihm gefiel ganz und gar nicht, dass Edward dem Jungen gegenüber handgreiflich geworden war und er wusste auch noch nicht, wie er Thomas helfen sollte, aber irgendwas würde sich ergeben. Wenn sie in Truro waren, würde er mit seinem Vater sprechen, vielleicht wusste dieser einen Rat.
Um Thomas von seinen düsteren Gedanken abzulenken, holte Eric den Beutel hervor, den er mitgebracht hatte. "Hier, ich habe dir ein paar Kleinigkeiten mitgebracht. Die Mandelkuchen sind ganz frisch, die sollten wir am besten gleich essen, aber den Rest kannst du dir aufheben, es ist alles für dich." erklärte Eric lächelnd.