William und Joanna - ab 1184 bis 1185

Mary war erleichtert, dass Charles sie in seine Arme zog. Vorsichtig schmiegte sie sich an ihn und ließ ihren Tränen dann den freien Lauf. "Oh Charles ..." Sie schluchzte leise und vergrub das geschundene Gesicht an seiner Schulter. "Aber das wäre nicht passiert, wenn ich letzte Nacht nicht ... wenn ich dich nicht dazu gebracht hätte ..." Sie brach ab und schlang die Arme um Charles Oberkörper.
"Wie soll es denn jetzt weiter gehen?" murmelte sie. Mit einem Mal stand sie alleine da. Mit fünf Kindern und eines davon sollte der zukünftige Earl of Essex werden, nur war Roland ja noch nicht einmal ein Jahr alt. Wie würde alles weiter gehen? Was würde mit ihr und den Kindern passieren?

Charles

Charles strich ihr über den Kopf und flüsterte beruhigende Worte in ihr Ohr. "Ganz ruhig, Mary, ganz ruhig. Ich bin genauso Schuld daran wie du. Ich wollte es auch, Mary, ich wollte dich....Alsomach dir keine Vorwürfe, ja?"
Seine Hände strichen über ihren Rücken und er musste nicht lange für die Antwort überlegen. "Das ist nicht weiter schwer, meine Schöne. Es wird euch an nichts fehlen. Ich werde mich um euch kümmern. Und zu gegebener Zeit..."
Er legte die Hand an ihre Wange und sah in ihre Augen. "Heirate mich, Mary."

Mary nickte müde, doch im nächsten Moment sah sie wieder auf, blickte Charles überrascht an. Sie wusste, dass zwischen ihnen etwas war, aber dass er sich so ohne weiteres Zögern bereit erklärte für sie und die Kinder zu sorgen ... das hatte sie schlichtweg nicht erwartet.
Und im nächsten Moment kamen die Worte über seine Lippen, die ihr die Tränen in die Augen trieben. Sie spürte seine Hand an ihrer geschwollenen Wange und sah ihm in die Augen. Mary nickte ohne zu zögern. "Ja." wisperte sie heiser. "Ja, Charles ... ich ... ich würde dich gerne heiraten." flüsterte sie, wenngleich es ihr eigenartig vorkam ein solches Versprechen zu machen, wo sie selbst gerade offenbar nur knapp dem Tod entkommen war und Gerard sein Leben beendet hatte.
Dennoch, Charles Anwesenheit und sein Wunsch sie zu heiraten, gaben ihr Halt und Sicherheit.

Charles

Charles lächelte sein typisches, schwaches Lächeln und hauchte ihr einen Kuss auf die aufgesprungenen Lippen. "Das freut mich. Du wirst es vermutlich mit mir Griesgram nicht immer leicht haben und mit meinem Sohn auch nicht, aber wenn du trotzdem nach einer angemessenen Zeit der Trauer meine Frau werden möchtest, wirst du in Kent ein neues Zuhause finden. Ich verspreche dir, ich werde niemals Hand an dich legen."
Und endlich war die Zeit der Eifersucht und der Sorge vorbei. Mary würde die Seine werden.
"Und jetzt ruh dich aus, ich werde einen Arzt für dich holen."

"Ich denke, ich werde ... es mit dir Griesgram schon aushalten." erwiderte Mary leise. Und mit seinem Sohn würde sie sich sicher auch arrangieren können, immerhin hatte sie selbst noch deutlich jüngere Geschwister, vielleicht konnte sie dem Jungen ja eher eine große Schwester sein.
Dann nickte sie müde und ließ sich sachte zurück sinken. "Würdest du ... würdest du meinen Eltern einen Boten schicken?" fragte sie leise und strich noch einmal zärtlich über Charles' Hand. "Ich glaube ... es wäre gut, meine Mutter hier zu haben." Diese würde ohne Zweifel die richtigen Worte finden, würde sie trösten können und ihr etwas zusprechen. Ihr Vater ebenso.
Und mit der Unterstützung von ihren Eltern und von Charles würde wohl alles wieder in Ordnung kommen. Solange sie nur nicht zu viel über Gerard nachdachte ... ihr armer Gerard ...

Joanna war immer noch mehr als schockiert von dem Brief, den sie erhalten hatten. Um Mary war es gegangen. Was der Earl of Kent damit zu tun gehabt hatte, hatte sie noch nicht durchschauen können. Doch jetzt waren sie bei Hofe eingetroffen und ihr erster Weg führte sie zu Mary.
Sie klopfte leise und trat ein.
"Mary, Liebes....wie geht es dir?", fragte sie leise und setzte sich auf die Bettkante. Man konnte noch sehen, was Gerard ihr angetan hatte und sie hatte ihre Tochter niemals so sehen wollen....so zugerichtet, voller blauer Flecke.

Mary hob den Blick als es an der Tür klopfte und ihre Mutter eintrat. Mary lächelte leicht und setzte sich auf, damit sie ihre Mutter in die Arme schließen konnte. "Oh Mutter ..." Einen Moment lang schmiegte sie sich einfach an sie, dann riss sie sich etwas zusammen. "Es ... es geht. Ich sehe schlimmer aus als es ist." erklärte sie leise. "Aber Gerard ..." Mary brach ab und senkte den Blick. Es war so furchtbar gewesen. Nachdem der Arzt bei ihr gewesen war, hatte sie den Brief gelesen, den Gerard geschrieben hatte. Er hatte geglaubt, sie umgebracht zu haben und das hatte er nicht ertragen.
Sie hatte ihn gesehen, hatte dafür gesorgt, dass er ordentlich hergerichtet worden war, wenn er schon kein anständiges Begräbnis hatte bekommen können.
Mary schluckte leicht. "Ach Mama, es war so furchtbar." murmelte sie.

Joanna umarmte ihre Tochter und lächelte sie liebevoll an. "Ja, ich weiß...ich kann es mir vorstellen. Es muss schwer sein, kein Grab zu haben, zu de man gehen kann. Vielleicht sollten wir in Truro eine Art Gedenkstätte errichten. Einen Stein, an dem du in Ruhe trauern kannst. Ich glaube, Hal wird das verstehen. Schrecklich....weißt du, warum er das getan hat? Das hätte ich ihm nie zugetraut. Allerdings wussten wir alle schon länger, dass er nicht ganz normal war, nicht wahr? Diese unkontrollierte Wut...das muss eine Last für ihn gewesen sein."
Sie strich Mary durch das Haar.
"Du kommst doch mit den Kindern erst einmal mit nach Cornwall, nicht?"

Mary nickte und ein kleiner Hoffnungsschimmer trat in ihre Augen. "Wirklich? Das wäre ... das wäre wundervoll." Wenn sie einen Ort hätte an den sie gehen konnte, um das alles zu verarbeiten und an den sie später einmal auch die Kinder bringen konnte, wenn diese alt genug dafür waren und fragten.
Mary senkte einen Moment den Blick und rang die Tränen nieder, dann sah sie ihre Mutter wieder an. "Er hatte einen kleinen Brief zurück gelassen. Er dachte, er hätte mich in seiner Wut umgebracht und das konnte er nicht ertragen, deshalb ..." Mary brach ab und fuhr sich kurz mit dem Handrücken über die Augen.
"Wir hatten gestritten." begann sie langsam zu erzählen. "Es war im Grunde albern, er war der Meinung, ich hätte es beim abendlichen Bankett übertrieben und ich hatte unbedingt meinen Willen durchsetzen wollen. Irgendwann bin ich gegangen, um dem Streit ein Ende zu machen und bin Charles ... dem Earl of Kent begegnet." Mary atmete tief durch und sah auf ihre Hände hinab. "Er und ich, wir ... wir hatten uns in den letzten Wochen in denen ich alleine hier gewesen war, angefreundet, hatten uns gut verstanden und sogar einmal ... sogar einmal geküsst. Aber wir wussten natürlich beide, dass das nicht sein durfte." Mary machte eine weitere Pause, um sich etwas zu sortieren, doch jetzt da sie angefangen hatte, wollte auch alles aus ihr heraus. "An dem Abend hat er mir Mut zugesprochen, mich getröstet und dann ... dann kam einfach eins zum anderen." Sie hob leicht die Schultern und blickte wieder auf. "Allerdings hatte irgendjemand gesehen, dass ich ihn zu seinem Gemach begleitet hatte und als ich Gerard am nächsten Morgen traf, war dieser bereits furchtbar wütend und hegte den Verdacht, ich hätte ihn betrogen. Wir haben gestritten und irgendwann ... irgendwann ist es mir herausgerutscht und da gab es für ihn kein Halten mehr." Mary seufzte betrübt. Sie hatte viel über diesen Morgen nachgedacht und darüber, was sie alles hätte anders machen können, aber es war im Grunde müßig, sie konnte es nicht rückgängig machen.
Mary sah ihre Mutter an und nickte. "Ja, ich denke, sobald ich wieder auf den Beinen bin, werden wir kommen."

Joanna nickte langsam. "Ich werde mit deinem Vater sprechen, ja? Versprechen kann ich nichts, aber ich werde mein Bestes gehen. Das wäre gut für dich und die Kinder, denke ich." Sie seufzte. "Armer Gerard... Ihr habt ja nicht zum ersten Mal gestritten. Ihr habt oft gestritten, nicht wahr? Ah...da kommen wir nun zur nächsten Frage. Die Rolle des Earl of Kent...Das hat mich die ganze Zeit schon interessiert."
Joanna war ein wenig schockiert. "Du...hast Gerard betrogen.", stellte sie fest. "Ich dachte, du wärst trotzdem glücklich mit Gerard? Du hast so gekämft, damit du zurück zu ihm kannst. Oh Mary, natürlich war er wütend. Du weißt doch, wie leicht reizbar er war. Aber jetzt ist es ohnehin zu spät."

Mary nickte. "Danke, das wäre wirklich lieb." erwiderte sie und seufzte dann leise. "Nein, nicht zum ersten Mal. Wir sind öfter aneinander geraten. Mal mehr, mal weniger. Aber zuletzt ... der Grund dafür, weshalb ich ohne ihn an den Hof bin, war, dass er hinter meinem Rücken die Kräuter für meinen Trank austauschen wollte. Er wollte, dass ich wieder schwanger werde, damit ich brav zu Hause in Essex sitzen bleibe. Ich habe ihn allerdings dabei erwischt und da ist mir der Kragen geplatzt, ich habe die Kinder genommen und bin hier her." Mary strich gedankenverloren über ihre Bettdecke. "Ich glaube, das hat mir zum ersten Mal die Augen geöffnet und mir gezeigt, wie viel in unserer Ehe nicht so lief, wie ich es mir einmal gewünscht hatte. Sicher habe ich ihn geliebt, aber ... nicht mehr so bedingungslos wie vorher." Mary senkte betroffen den Blick. "Ich weiß. Ich hätte das nicht tun dürfen und es ist meine Schuld, dass es nun soweit gekommen ist." murmelte sie leise. "Aber an diesem Abend wollte ich ... ich wollte mich einmal wieder geliebt fühlen für genau das was ich bin. Nicht für irgendwas, was ich sein könnte, wenn ich mich ändere." Sie schluckte und sah ihre Mutter traurig an. "Ich weiß, du kannst das nicht verstehen und ich komme mir auch wirklich furchtbar deswegen vor, aber Charles ..." Mary zuckte mit den Schultern.

Joanna lauschte ihrer Tochter seufzend und zog sie in die Arme. "Das war in der Tat ein Vertrauensbruch. Wenn man jemanden liebt, sollte man nicht so egoistisch sein. Man muss den Anderen nehmen wie er ist. Wenn dieser Charles dir das gibt, ist es ja nicht schlecht. Aber der Weg..." Sie seufzte leise. "Wie soll es denn weitergehen mit euch, Mary? Mit dir und den Kindern. Was hast du für Pläne, auch bezüglich des Earl of Kent?"
Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen. "Oh weißt du, meine Süße, ich glaube fast, ich kann dich besser verstehen als du glaubst. Ich war auch vor deinem Vater schon verheiratet. Das war keine schöne Ehe."

Mary kuschelte sich vertrauensvoll an ihre Mutter, wie sie es als kleines Kind auch schon immer getan hatte, und nickte dann. "Ich weiß ... und glaub mir, ich hatte das wirklich nicht geplant und es wäre auch sicher nicht wieder passiert, aber ... in dem Moment hat es einfach so gut getan bei Charles zu sein." murmelte Mary nachdenklich.
Sie atmete tief durch und sah ihre Mutter an. "Nun, erst einmal werde ich mit dem König sprechen. Roland ist schließlich noch so winzig und bis er alt genug ist, muss Essex in vernünftige Hände kommen, damit es gut verwaltet wird. All das will ich in die Wege leiten und zusehen, dass ich nach wie vor regelmäßig ein Auge auf das Erbe meines Sohnes haben kann. Gerard wollte, dass der Junge sein Erbe antritt und ich will dafür sorgen, dass aus Roland ein guter Mann wird auf den sowohl sein Vater als auch sein Großvater stolz gewesen wären." erklärte Mary entschlossen. "Sobald all das geregelt ist, will ich zu euch nach Cornwall kommen, ich denke, es wird den Kindern und mir gut tun etwas von all dem Trubel weg zu kommen. So kann ich auch meine Trauerzeit in Ruhe begehen. Und danach ..." Ein leichtes Lächeln huschte über Marys Lippen. "Charles hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten würde." berichtete sie ihrer Mutter. "Wenn du möchtest, stelle ich ihn dir später vor, dann kannst du dir selbst ein Bild von ihm machen."

Joanna nickte. "Solche Dinge passieren meistens, wenn man sie nicht plant." Sie strich Mary sanft durch das rote Haar. "Wenn er dir wenigstens gut tut..."
Sie seufzte leise. "Ja, das solltest du auf jeden Fall tun. Und lass dir nichts einreden,weil Gerard sich umgebracht hat. Roland steht Essex zu. Henry hat sicherlich einen fähigen Mann. Ansonsten soll er eben deinen Vater als Verwalter einsetzen. Und ich werde dir mit dem Jungen auch gern helfen. Wir kriegen ihn schon als anständigen Mann hin."
Sie lächelte sanft. "Ich freue mich, wenn du mit den Kindern kommst und uns Gesellschaft leistest. So habt ihr alle ein bisschen Ruhe." Joanna hob eine Augenbraue.
"Ach tatsächlich? Er hat keine Zeit verloren, was? Ich denke, ich würde ihn in der Tat gern kennenlernen."

Mary nickte entschlossen. "Das tut er, sei versichert. Und wenn du ihn kennen gelernt hast, wirst du denke ich auch verstehen wieso." erwiderte sie mit einem leichten Lächeln.
"Keine Sorge, niemand wird mir in dieser Sache etwas einreden können. Roland ist Essex rechtmäßiger Erbe und ich lasse nicht zu, dass irgendetwas oder irgendjemand zwischen meinen Sohn und sein Erbe kommt." erklärte sie mit gestrafften Schultern. Mary war bereit um die Grafschaft zu kämpfen, wenn es sein musste, doch bisher sah es wohl nicht so aus, als müsse sie das. Sie hatte noch kein direktes Gespräch mit Henry geführt, doch Charles hatte einige Andeutungen des Königs mitangehört, die Mary Mut machten.
Eine leichte Röte legte sich auf Marys Wangen, dann nickte sie. "Das hat er nicht. Aber alles andere hätte mich auch verwundert ... ich hätte wirklich an ihm gezweifelt, wenn er sich Zeit damit gelassen hätte. Er hat sofort angeboten mir und den Kindern zu helfen. Und wenn ich ihn nach meiner Trauerzeit noch immer haben will, wäre er überglücklich." Und sie ebenfalls, das wusste sie. Sie wollte diesen Mann heiraten und sie spürte in ihrem Herzen, dass es dieses Mal anders war. Kein jugendlicher Leichtsinn, keine Schwärmerei und der Wunsch danach auch endlich nachzuziehen und zu heiraten. Das, was sie für Charles empfand, ging so viel tiefer.

Joanna nickte. Ich bin gespannt auf diesen ominösen Earl of Kent. Dein Vater meinte, er wäre ein anständiger Mann, aber ein rauer Geselle. Es wundert mich, dass du an so jemandem etwas findest. Das hätte ich nicht gedacht."
Sie war wirklich gespannt darauf den Mann kennenzulernen, der ihre Tochter zu solchen Dummheten gebracht hatte, der sie aber gleichzeitig auch glücklich zu machen schien.
"Das klingt nicht übel. Hat er Kinder? Ich bin immer mehr gespannt darauf ihn kennenzulernen. Ob er wirklich so ein Heiliger ist, wie du sagst."

Edward lehnte sich in seinem Sessel zurück und nippte an seinem Wein. Er hatte nach Thomas geschickt, um etwas mit dem Jungen zu besprechen. Sie beide hatten sich mittlerweile ganz gut miteinander arrangiert und Edward hatte den Eindruck, dass der Junge allmählich auch durchaus zufrieden war. Ein Umstand, der wirklich etwas besonderes war, wenn man daran dachte, wie sehr sie zwei immer aneinander geraten waren.
Es klopfte an der Tür und Edward bat den Besucher herein. "Ah, Thomas, komm, setzt dich. Ich würde gerne etwas mit dir besprechen. Was machen die Pferde? Alles in Ordnung?" erkundigte Edward sich neugierig.

Thomas

Thomas hatte sich besser in Oxford eingelebt, seit Edward ihn aus dem Kloster geholt hatte. Besonders mit Eric verbrachte er ausgesprochen viel Zeit und langsam verblasste der Schmerz über den Tod seiner Mutter ein wenig.
Er hatte mit Edward vereinbart, dass er mehr in den Stallungen aushelfen durfte und es tat ihm gut Umgang mit den Pferde zu haben. Sie gaben ihm etwas innere Ruhe.
Heute hatte sein Stiefvater ihn rufen lassen und seit einiger Zeit ging er nicht mehr mit Bauchschmerzen, wenn Edward ihn rief.
Er klopfte und trat ein, setzte sich. "Den Pferden geht es ausgezeichnet. Kein Grund zur Beanstandung. Was willst du mit mir besprechen?"

Edward nickte zufrieden. "Das hört man gern." erwiderte er und wartete bis sein Stiefsohn ihm gegenüber Platz genommen hatte. "Thomas, ich habe darüber nachgedacht, dich für eine Weile nach Truro zu schicken. Ein halbes, vielleicht besser sogar ein ganzes Jahr." begann er dann. "Ich denke, wenn du bei meinem Halbbruder, Philippe, unter kommst, könntest du eine ganze Menge von ihm lernen. Er hält seine Hand über das Gestüt in Truro und hat schon einige Erfahrung, sowohl mit den Pferden als auch in der Leitung des Gestüts. Wenn du dort bleiben würdest, könntest du die Fohlzeit miterleben, Erfahrung sammeln und einiges von ihm lernen ... was denkst du, würde dir das zusagen?" fragte Edward dann ruhig. Er wollte den Jungen nicht gegen dessen Willen weg schicken - nicht noch einmal - aber er selbst hielt sehr viel von der Idee.

Thomas

Thomas lauschte dem Vorschlag seines Stiefvaters aufmerksam und war überrascht. Das hatte er nicht erwartet. Und er wusste auch nicht direkt, was er davon halten sollte. Er hatte immer nach Truro zurück gewollt, wo er sich Zuhause gefühlt hatte. Jetzt aber fühlte er sich in Oxford Zuhause. Das war ein schönes Gefühl. Aber es war eine Herausforderung.
"Ich denke, das wäre wirklich toll. Ich könnte sehr viel lernen, glaube ich." Er lächelte zaghaft. "Ich darf wirklich nach Truro zurück? Das ist schön...aber ihr kommt mich doch mal besuchen, wenn ich so lange dort bin, oder? Ich werde euch ganz arg vermissen."

Edward nickte. "Du darfst, wenn du es möchtest." erwiderte er und musste dann lächeln. "Natürlich werden wir dich besuchen. Ich muss doch ab und zu kontrollieren, dass du dich anständig benimmst." Edward zwinkerte Thomas verschwörerisch zu.
"Schlaf ruhig noch einmal in Ruhe darüber und dann sagst du mir, wie du dich entschieden hast. Du wirst nach Truro können, sobald der Schnee geschmolzen und die Straßen wieder vernünftig zu bereisen sind. Dann kommst du genau rechtzeitig zur Fohlzeit. Schau dir alles gut an und lerne. Und wenn ich dich in einem Jahr wieder abholst, sagst du mir, welche Pferde ich meinem Bruder für wie viel Silber abknöpfen soll." entschied Edward lächelnd.

Thomas

Thomas überlegte kurz und musterte Edward nachdenklich. Dann lächelte er zurück. "Das ist toll. Und ich glaube, ich muss nicht darüber schlafen. Wenn ihr mich besuchen kommt, würde ich es gerne versuchen. Vielleicht kann ich ja erst einmal ein halbes Jahr bleiben und dann entscheiden, ob ich noch bleiben oder nach Hause will, oder? Aber ich bin immer anständig."
Er grinste flüchtig. "Das ist wunderbar, ich freue mich darauf. Und dann werde ich dir alles sagen! Welche Pferde gut sind und was sie wert sind."
Er war wirklich stolz eine solche Aufgabe zu haben.
"Meinst du, Sir Philippe mag mich überhaupt?"

Edward betrachtete Thomas wohlwollend, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Wir machen es anders. Du wirst im Frühjahr nach Truro gehen und sobald du nach Hause willst, schickst du mir eine Nachricht, egal wann es ist. Du kannst so lange bleiben, wie du möchtest und jederzeit nach Hause kommen. Einverstanden?" bot Edward an und war sich gleichzeitig sicher, den Ehrgeiz des Jungen etwas anzustacheln. Thomas würde sicher nicht schon nach kurzer Zeit wieder zurück wollen und er würde sich Mühe geben, da war Edward sich sicher.
Edward nickte lächelnd. "Hervorragend. Ich verlasse mich auf dich. Damit wir hier ein paar ordentliche Pferde in den Stall bekommen, musst du die richtigen Tiere dafür auswählen."
Edward lehnte sich etwas vor und betrachtete seinen Stiefsohn nachdenklich. Er konnte die Frage des Jungen nachvollziehen, aber wenn man Philippe kannte, wusste man, wie unbegründet die Sorge des Jungen war. "Mach dir keine Gedanken." erwiderte Edward lächelnd. "Philippe wird dich so nehmen, wie du bist, er erwartet immer erst einmal nur Gutes von einem Menschen. Wenn du dich also ordentlich benimmst und ihm keinen Kummer bereitest, wirst du hervorragend mit ihm auskommen, da bin ich mir sicher."

Thomas

Thomas lauschte Edwards Vorschlag und war erleichtert. Das war eine gute Lösung und er würde Edward zeigen, dass er nicht so leicht aufgab. Er würde nicht so bald zurück nach Hause gehen, aber die Möglichkeit zu haben, war ausgesprochen beruhigend.
"Das ist ein guter Plan. So machen wir es. Du kannst dich auf mich verlassen, ich werde das sehr gerne tun. Das wird bestimmt toll. Werde ich bei Philippe wohnen?"
Ein erleichtertes Lächeln huschte über seine Lippen.
"Ich werde mich ganz bestimmt gut benehmen, versprochen." Alles war angenehmer als das Kloster, in dem er so viel Zeit verbracht hatte.

Edward lächelte leicht. "Ich weiß, dass ich das kann und genau deshalb schicke ich dich auch dorthin." erklärte er und nickte. "Ja, ich denke schon. Das wäre wohl die einfachste Lösung. Du kannst dir natürlich auch mit den Stallburschen die Kammer teilen, aber komfortabler wirst du bei Philippe wohnen." bemerkte er grinsend und erhob sich dann. Langsam trat er um den Tisch herum und legte Thomas eine Hand auf die Schulter.
"Habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass ich stolz auf dich bin, hm?" murmelte Edward leise und klopfte Thomas dann auffordernd auf die Schulter. "Was meinst du, hast du Zeit, um mit mir einen Ausritt zu machen? Ich habe lang genug hier drin herum gesessen."