William und Joanna - ab 1184 bis 1185

Alan hatte auf James gewartet. Ihm war bewusst gewesen, dass dessen Gespräch mit Rizzoli länger dauern würde, trotzdem war er ungeduldig, was bei diesem Gespräch herausgekommen war. Es würde ihren weiteren Weg entscheiden.
Als er endlich kam, sah Alan sofort, dass seinen Gefährten etwas sehr beschäftigte. Alan zögerte nicht und zog James in seine Arme, während er dessen Bericht lauschte. Schließlich gab er einen überraschten Laut von sich.
"London? Um Gottes Willen, ich wusste, dass er große Pläne mit dir haben wird, aber müssen es gleich so große sein?", fragte er fast ein wenig schockiert. "Aber es ist eine große Chance für dich, ich freue mich für dich."
Alan lächelte und gab James einen sanften Kuss.
"London wird ein gutes Pflaster sein, auch für mich. Dort werde ich sicher Kundschaft finden. Die Londoner sind für die Kunst doch noch zu haben. Herrje, muss ich dich dann Eminenz nennen?"

Bereitwillig ließ James sich in Alans Arme ziehen. Es war ihm nur Recht so, schließlich fand er in Alans direkter Nähe immer deutlich schneller zur Ruhe.
Als er geendet hatte, strich er Alan durch die Haare und lachte. "Ja, London. Glaub mir, ich war nicht weniger überrascht als du. Es ist ... so furchtbar groß. Ich weiß manchmal gar nicht, wie ich da hinein geraten konnte." Sicher, James war ehrgeizig und überaus strebsam, aber trotzdem, dass ihm all das so schnell zufallen würde, war doch verblüffend.
Genüsslich erwiderte er Alans Kuss und lächelte. "Oh ja, London wird hervorragend geeignet sein." murmelte er und lachte dann. "Nicht doch, dafür müsste ich erst Kardinal werden. Aber ..." James strich Alan über die Brust und sah seinen Freund mit schelmischen Lächeln an. "Hochwürden wäre nur angemessen, sobald ich Priester bin." neckte er sanft.

Alan lachte leise auf. "Ich kann es dir sagen, James, du bist ein brillianter Kopf. Das bleibt der Kirche nicht verborgen und es ist nur logisch die klügsten Köpfe an die Macht zu holen. Du wirst es gut machen und dem Sündenpfuhl London ganz schön einheizen, scheint mir. Das wird definitiv nicht schaden."
Er strich James durch das dunkle Haar und grinste zurück. "Nun, Hochwürden, ich bin Euch zutiefst ergeben....aber du kannst vergessen, dass ich dich im Bett auch so nennen werde."
Ihm war klar, dass sie nun noch vorsichtiger sein mussten. Aber das Risiko würde er eingehen. Für James war kein Risiko genug. "Und morgen wirst du geweiht..."

James atmete geräuschvoll aus. "Fürchterlich ... so brillant komme ich mir manchmal gar nicht vor. Aber es beruhigt mich, dass du so viel Vertrauen in mich hast. Allerdings ... ich sollte wohl darauf achten, den Londonern nicht zu sehr einzuheizen. Sonst fangen sie noch an mich genau unter die Lupe zu nehmen und ich habe da doch ein süßes Geheimnis, das bitte auch eins bleiben soll." erklärte James leise und küsste Alan innig. Ihm gingen Rizzolis Worte nicht aus dem Kopf und Tatsache war, dass er ab morgen noch viel mehr würde aufpassen müssen.
James erschauderte und schmiegte sich enger an Alan heran. "Hm, das will ich auch gar nicht." erwiderte James und lächelte. "Ja, morgen. Und vergiss ja nicht, was du mir versprochen hast. Ich kann es kaum erwarten das Bild zu sehen."

Alan grinste. "Du bist es aber. Und ich habe jegliches Vertrauen in dich, James. Ich würde niemandem mehr vertrauen als dir. So, so, ein süßes Geheimnis?", bemerkte er amüsiert. "So nennst du mich? Süß?"
Er lachte leise auf und erwiderte den Kuss. Sie würden vorsichtig sein müssen, das stand fest. Aber er wollte es so und jeder Kuss von James war es wert.
"Ich vergesse mein Versprechen nicht.", beteuerte er ernst. "Ich werde morgen da sein und zusehen und gleich morgen Abend werde ich das Bild malen. Es wird ein wundervolles Bild werden, James. Jeder wird dich danach fragen, weil es so echt aussehen wird."
Das, so hatte er sich vorgenommen, würde sein Meisterwerk werden.

James grinste breit. "Wer sagt denn, dass ich von dir gesprochen habe?" feixte er und vergrub seine Finger in Alans Haaren. "Aber ja, doch ... zuckersüß sogar ..." wisperte er und küsste Alan noch einmal. "Ich liebe dich, Alan." erklärte James dann leise. "Und ganz egal, was noch alles auf uns zu kommt und was die Leute sagen, du bist das wichtigste in meinem Leben." Wichtiger als alle Posten dieser Welt, die er bekleiden könnte. Er hoffte, dass es nie soweit kommen würde, aber sollte er eines Tages tatsächlich vor der Wahl stehen müssen und sich zwischen seiner Karriere und Alan entscheiden müssen - ihm war klar, dass die Entscheidung immer zu Alans Gunsten ausfallen würde.

Alan stand da auf einer der seitlichen Emporen, ein wenig verborgen hinter einer der imposanten steinernen Säulen. Aber er hatte einen guten Blick auf das Geschehen in der Kirche unter ihm. Dort war James und er sah in seiner Robe so unfassbar würdevoll aus, dass es Alan beinahe die Kehle zuschnürte.
Er vernahm die Gesänge der Mönche und die Worte des Kardinals, der James weihen würde und ließ sich von der Atmosphäre einhüllen.
Er wollte sich jedes Detail genau einprägen, damit er es wiedergeben konnte. Er wollte es zeichnen, under wollte genau diesen Moment auf Papier bringen.
Er war so stolz auf seinen Gefährten.

James fühlte sich ... eigenartig. Vielleicht lag die logische Erklärung darin, dass er die letzte Nacht kein Auge zugetan hatte, aber er redete sich ein, dass es allein dem geschuldet war, was hier gerade mit ihm passierte.
Auf dem Weg zum Altar hatte sein Herz so wahnsinnig heftig geklopft, dass er glaubte, es müsse in der ganzen Kirche zu hören sein, doch jetzt war er vollkommen ruhig. Beinahe entspannt.
Er hatte ein wichtiges Ziel in seinem Leben erreicht, er wurde zum Priester geweiht und er war bestens auf diesen Schritt vorbereitet. Er erinnerte sich noch genau, wie er damals in Truro nach Johns Unterricht sitzen geblieben war. Er hatte mit den Beinen gebaumelt, weil er noch etwas zu klein für den Stuhl war und seine Füße den Boden nicht ganz hatten berühren können. Und er hatte sich ausgemalt, wie es sein würde, wenn er Geistlicher werden würde. James hatte sich John anvertraut und dieser hatte ihn auf dem ersten Stück seines Weges begleitet. Und nun kniete er hier und empfing das Weihesakrament.
Wenn er aufstand und die Kirche wieder verließ, würde er ein anderer Mann sein und es kam ihm vor als würde er diese Veränderung regelrecht spüren.
James musste sich ein Lächeln verkneifen und bemühte sich um eine würdevolle Miene. Besonders genoss er an diesem Moment, dass der wichtigste Mensch in seinem Leben hier war. Alan stand auf einer der Emporen und beobachtete alles und das machte für James diesen Moment erst wahrlich vollkommen.

Alan wartete geduldig und einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke. Ein sanftes Lächeln huschte über seine Lippen und er neigte leicht den Kopf. Als die Zeremonie endete, zog Alan sich zurück und beschloss in der gemeinsamen Unterkunft auf James zu warten. Das würde vermutlich ohnehin noch etwas dauern, bis alle Leute Glückwünsche ausgesprochen hatten.
Alan hatte beschlossen schon einmal mit dem Bild angefangen und so saß er wenig später schon davor, um bereits eine grobe Skizze anzufertigen. Alles musste perfekt sein.
So brauchte er nur zu warten, bis James kam und sie allein noch etwas feiern konnten.

James wusste nicht wie lange es gedauert hatte bis er sich nun hatte zurück ziehen können. Es war ihm wie eine halbe Ewigkeit erschienen, aber gleichzeitig war die Zeit auf wie im Flug vergangen. Er wusste, dass Alan in ihrem Gemach warten würde und dorthin zog es ihn nun auch mit aller Macht.
Schließlich erreichte er sein Ziel, trat ein und schloss direkt die Tür hinter sich ab.
Alan saß am Tisch, etwas vornübergebeugt und als James näher kam, sah er auch, woran sein Freund arbeitete. Es schnürte ihm fast die Kehle zu und er schlag die Arme von hinten um Alan. "Oh Alan, du hast schon angefangen ..." murmelte er, legte eine Hand an Alans Wange und küsste ihn innig. "Ich liebe dich so unglaublich." wisperte James und betrachtete dann die Skizze an der Alan gearbeitet hatte. Es würde ein fantastisches Bild werden, da war er sich sicher.

Alan drehte leicht den Kopf, als James zurückkehrte und lächelte. "Da bist du ja. Ich dachte, du brauchst noch eine Weile. Meinen Glückwunsch, James. Du hast endlich erreicht, was du möchtest. Und ich bin stolz auf dich. Ich habe alles genau beobachtet."
Er lehnte sich leicht zurück und erwiderte den Kuss sanft.
"Ja, ich habe angefangen. Ich wollte es malen, solange es noch frisch ist. Es wird wundervoll." Er legte den Arm um James' Taille und zog ihn auf seinen Schoß.
"Nicht so sehr, wie ich dich liebe."

"Hm, ich habe mich auf den Weg gemacht sobald ich konnte ohne das es auffällig wurde." erwiderte er und strahlte zufrieden. "Ich danke dir. Es fühlt sich wundervoll an endlich einen Schritt weiter gekommen zu sein." Schon früh hatte er Priester werden wollen und nun hatte er es geschafft, er war wirklich zufrieden mit seinem Leben.
James ließ sich auf Alans Schoß ziehen und legte einen Arm um den Nacken seines Freundes. "Dann sollte ich dich ja lieber doch nicht von der Arbeit abhalten." erwiderte er lachend. "Sollte ich besser wieder gehen?" neckte er und küsste Alan noch einmal liebevoll. "Das wage ich zu bezweifeln mein Lieber ..." wisperte er leise.

Alan grinste zufrieden. "Das ist gut. Hast du mich etwa vermisst?" Er nickte leicht. "Du hast lange genug dafür gearbeitet. Ich freue mich darüber, dass diese Weihe neue Tore für dich öffnet. Jetzt bist du also Priester. Und ich schätze, es ist äußerst vorteilhaft, wenn mein Beichtvater gleichzeitig mein Liebhaber ist, oder nicht?", neckte er frech.
"Aber nein, ich möchte nicht, dass du gehst. Deine Anwesenheit ist wie immer äußerst inspirierend. Du kannst dich entscheiden. Soll ich erst weitermalen oder sollen wir deine Weihe erst einmal anderweitig feiern?"
Alan erwiderte den Kuss. "Oh, glaub mir, daran solltest du nicht zweifeln."

"Hm, und wie. Ich vermisse dich immer, wenn du nicht bei mir bist." erwiderte James und brach dann in Gelächter aus. Dieser Gedanke war ihm auch schon durch den Kopf gegangen und er hatte ihn da schon amüsant gefunden. Seine Finger fuhren zärtlich durch Alans Locken und er grinste frech. "Oh, ich kann es gar nicht erwarten deine erste Beichte zu hören ... das wird sicher ausgesprochen spannend." gab James zurück und strich Alan über die Brust. "Glaubst du wirklich, ich lasse dich jetzt einfach so weiter malen, wenn ich die Wahl habe?" spottete er und zog ohne Umschweife Alans Hemd aus dessen Hose, so dass er die Hand darunter verschwinden lassen konnte. Genüsslich wanderten seine Finger Alans Oberkörper hinauf und James lehnte sich etwas mehr an seinen Liebsten. "Dieser Tag ist einfach wundervoll." stellte er zufrieden fest. Er war Priester geworden und Alan war bei ihm - was sollte er sich denn noch mehr wünschen?

Alan lächelte. "Geht mir auch so. Und ja, ich glaube, so kann ich der Beichte auch etwas abgewinnen. Wobei ich es mir eigentlich sparen könnte, du wirst meine Sünden vermutlich besser kennen als ich es tue, was meinst du?"
Er lachte auf. "Möglich, immerhin willstdu dieses Bild. Aber möglicherweise wäre ich dann auch ein wenig enttäuscht gewesen." Er lehnte leicht den Kopf zurück, als James' Finger über seine Brust wanderten. "Oh ja, das ist er. Und er kann noch besser werden."
Sanft machte er sich ebenso daran James' Oberkörper zu befreien.

James grinste breit. "Oh, das tue ich wohl. Allerdings wäre es auch sehr reizvoll, es noch einmal aus deinem Mund zu hören, was du alles angestellt hast." erwiderte er leise. "Das will ich, das ist wahr. Aber glücklicherweise bekomme ich es ja auch später noch. Wenn wir uns vorher noch anderen schönen Dingen gewidmet haben ..."
Er küsste Alan leidenschaftlich und schloss kurz die Augen als Alan damit begann ihn aus seinem Priestergewand zu befreien.
"Habe ich dir eigentlich erzählt, dass Rizzoli dich für wenig tugendhaft hält?" fragte James plötzlich grinsend. "Ich frage mich, wie er darauf kommt ... ich habe ihm jedenfalls gesagt, du seist ein äußerst frommer Mann an dem nicht zu zweifeln sei. Und wer wüsste besser über dich Bescheid als ich, hm?"

"Das kann ich mir vorstellen, dass du das reizvoll fändest.", bemerkte Alan belustigt. "Aber dann wäre es ja noch schlimmer, wenn ich etwas vergäße, denn du wüsstest es ja schon und könntest es prüfen. Das wäre keine so schöne Vorstellung."
Alan fuhr fort damit James von seiner Kleidung zu befreien und jeden Zentimeter der entblößten Haut zu küssen. Dann musste er lachen.
"So? Wenig tugendhaft? Wie kommt er denn zu dieser Ansicht, die mir ja so völlig Unrecht tut? Nur, weil ich kein Geistlicher mehr bin? Aber ich fühle mich geehrt, dass du mich so verteidigst."

"Aber, aber, Alan, du hast einen nachsichtigen Beichtvater. Solange du ihm also nichts mutwillig verschweigst, wird er milde mit dir umgehen." erwiderte James und gab dann ein zufriedenes Brummen von sich. Es war ein berauschendes Gefühl, Alans Lippen auf seiner Haut zu spüren und sein Puls beschleunigte sich allmählich. "Ich weiß nicht." erwiderte James mit heiserem Lachen. "Aber fest steht, dass ich dich immer verteidigen würde. Um jeden Preis." Alan war für ihn einfach alles. Egal, wie sehr ihn der Ehrgeiz auch trieb, mittlerweile wusste James, dass Alan wichtiger war als alles, was er sich sonst so erträumte. Und deshalb würde er Alan auch immer wieder verteidigen, wenn jemand ein schlechtes Wort über ihn verlieren würde.
"Sollen wir nicht ... vielleicht lieber zum Bett hinüber ..." schlug James ein wenig heiser vor.

Alan grinste. "Das trifft sich ausgesprochen gut." Es hatte unbestreitbar Vorteile, dass James nun zum Priester geweiht war und ihm auch die Beichte abnehmen durfte. So würde niemals mehr irgendjemand Anderem Rechenschaft ablegen müssen. Das war vorher immer eine Klippe gewesen, die er umfahren musste. Meistens hatte er einfach geschwiegen.
"So wie ich dich...aber das wird vermutlich eher selten nötig sein. Du überzeugst sie ohnehin alle von dir." Ein leises Lächeln huschte über seine Lippen, dann schob er seine Hände unter James'Oberschenkel und hob ihn mit hoch, als er aufstand und trug ihn die paar Schritte zum Bett hinüber.
"Eine sehr gute Idee....", flüsterte er und zog James das Gewand gänzlich vom Körper.

James grinste leicht. "Ich gebe mir zumindest Mühe damit. Aber bisher scheint es ja tatsächlich gut zu funktionieren." Sonst wäre er kaum so schnell, so weit gekommen, das war sicher.
Er legte die Arme um Alans Nacken und lachte als dieser aufstand und ihn kurzer Hand mit hoch hob. "Ah, jetzt wo ich Priester bin, werde ich also sogar auf Händen getragen ..." murmelte James und küsste Alan zärtlich, ehe dieser ihn auf dem Bett absetzte.
Achtlos landete sein Gewand neben dem Bett und eilig befreite er auch Alan von dessen Hemd und machte sich dann zielstrebig an der Hosen zu schaffen. "Und bald werden wir nach London reisen, stell dir vor ... es wird großartig dort."

"Oh ja, von mir wirst du das auch immer werden." Alan ließ sich bereitwillig von seiner Kleidung befreien und beugte sich über James, um mit den Liebkosungen fortzufahren. Er konnte es kaum mehr erwarten, so sehr beflügelte ihn bereits der Reiz des Neuen, das sich nun mit diesem Tag in ihrem Leben ergeben würde. James' Nähe war da der ausschlaggebende Funken und er konnte sich nur schlecht beherrschen. Die Euphorie, die zwischen ihnen herrschte, war beinahe berauschend.
"Das wird es....aber jetzt kann ich nur schwer an London denken. Nur an dich...nimm dir, was du willst, Jamie....."
Manchmal nannte er ihn so und er hatte das Gefühl, dass es James gefiel.

James spürte Alans Ungeduld und ihm ging es nicht anders. Schon bei seiner Priesterweihe hatte er kaum still halten können, so sehr hatte dieser Tag ihn bereits in Euphorie versetzt und jetzt war er endlich bei Alan ...
"Das kann ich gar nicht verstehen." murmelte er und küsste Alan leidenschaftlich. "Kannst du dich etwa nicht konzentrieren?" James lief ein Schauer über den Rücken bei Alans Worten und er lachte leise. "Nur zu gerne." wisperte er in Alans Ohr und ließ seine Hände genüsslich weiter wandern.
Als er Francesco kennen gelernt hatte, hatte er sich nur schwer vorstellen können, dass er eines Tages solche Gefühle empfinden würde. Doch der junge Italiener hatte ihm eine Seite an sich selbst gezeigt, die James bis dahin verborgen gewesen war und kaum hatte er sie entdeckt, waren auch seine Empfindungen für Alan offenkundig geworden. Alan, der für ihn so viel mehr war als nur ein guter Freund.

Leises Plätschern war alles, was neben dem Gezwitscher der neugierigen Vögel die Stille durchbrach, die sich so wunderbar über die Gärten der Burg von Bordeaux gelegt hatte. Beatrice kniete ihm Gras neben der Quelle des kleinen Bachlaufs, der ihrer Meinung nach das schönste am ganzen Garten war. Sie genoss es, einmal Ruhe zu haben vor allem. Vor dem Gewusel der Kinder, vor all den Staatsgeschäften und all den Dienern und Mägden, die sie anzuweisen hatte. Ein paar Minuten für sich allein.
Nur Richard hätte sie sich jetzt vielleicht an ihre Seite gewünscht. Abr auch das war nicht mehr so selbstverständlich, wie es ganz früher einmal gewesen war. Damals hatte es nur sie Beide gegeben und sie hatten sich bedingungslos geliebt. Heute liebten sie sich immer noch, aber immer stand jemand Drittes daneben. Die Gesichter wechselten dann und wann, auch wenn er sich bemühte das einzuschränken. Es gab Tage, da musste sie sich wegen dieser Aussicht, die sie immer begleitete, morgens aus dem Bett zwingen und es gab Tage, da ihr all das einfacher fiel. Heute konnte sie ein wenig zur Ruhe kommen, wieder zu sich selbst finden. Manchmal brauchte sie diese Momente, wenn alles zu viel wurde. Und doch, heute hatte sie auch Grund zur Freude und sie konnte es kaum erwarten diese mit Richard zu teilen. Wann auch immer sie ihn zwischen seinen Liebschaften, den Kindern und der Arbeit einmal allein zu Gesicht bekam.

Richard hatte seine Gemahlin vergeblich in der Burg gesucht, also zog es ihn nach draußen in den Garten. An den Ort, an dem Beatrice in der Regel zu finden war, wenn sie sich nicht in der Burg aufhielt und ihm auch niemand sagen konnte, wo sie war. Immer dann suchte sie ihre Ruhe und das bevorzugt im Garten, an dem kleinen Bachlauf ...
Und Richard wurde auch dieses Mal nicht enttäuscht als er seine Gemahlin im Gras knien sah, der Blick ein wenig verträumt. Er trat zu ihr und setzte sich neben Beatrice ins Gras. "Dachte ich mir doch, dass ich dich hier finden würde." Er lehnte sich zu ihr hinüber und gab ihr zur Begrüßung einen Kuss. "Bist du dem ganzen Gewusel in der Burg entflohen?" Er wusste genau, wie es Beatrice ging, auch ihn zog es immer wieder mal in die Abgeschiedenheit des Gartens hier draußen, um ein wenig zur Ruhe zu kommen.

Beatrice hob leicht den Kopf, als sie Schritte hörte und ihr Mann sich zu ihr setzte. Wie es schien, war man ihr heute wohl gesonnen, dass man ihre Wünsche erfüllte.
Sie erwiderte den Kuss und lächelte sanft. "Das bin ich. Ich habe die Gelegenheit genutzt mir ein paar ruhige Minuten zu stehlen. Die Kinder sind gut aufgehoben und der Rest kommt auch einmal eine Stunde ohne mich aus."
Sie blickte auf das leichte Glitzern des Wassers und seufzte zufrieden. "Und du, hast du mich gesucht oder bist du nur zufällig auf mich gestoßen?"