William und Joanna - ab 1184 bis 1185

Elias

"Er sät keine Zwietracht! Aber findest du es etwas gut, dass Richard so von ihm spricht? Ich finde es ziemlich erbärmlich, dass er es nötig hat, seinen Bruder schlecht zu reden, um sich selbst in besseres Licht zu rücken." entgegnete Elias gereizt.
"Etwas erreicht?" Elias lachte trocken auf. "Und was soll das bitte sein, das er erreicht hat? Eine erfolglose Rebellion gegen seinen Vater? Dass er Aquitanien wieder an seine Mutter zurück geben musste? Und alles was er hat, hat er doch nur, weil Eleonore ihn bevorzugt."
Elias hob das Kinn ein wenig. "Gerecht ist es, dass derjenige die Krone erbt, der sie verdient hat und dem Henry sie anvertrauen will. Wäre Eleonore nicht, hätte Henry Richard doch längst vom Erbe ausgeschlossen, glaub mir." Elias verschränkte die Arme vor der Brust. "Aber sollt ihr alle nur reden, ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt. Spätestens wenn wir in Irland erfolgreich waren, werdet ihr sehen, dass ihr Unrecht hattet."

Beatrice schüttelte leicht den Kopf. "Das hat er nicht nötig und Richard redet nicht schlecht überihn, Richard hat nur den Mut die Wahrheit auszusprechen. Du wirst feststellen, dass er nicht der Einzige ist, der so denkt."
Sie lachte auf. "Er führt Aquitanien immerhin schon seit Jahren ziemlich erfolgreich und seine Männer sind ihm äußerst treu ergeben. Der Zuspruch für ihn wächst in England. Immer mehr und immer mehr. Und er hatte Aquitanien schon, bevor seine Mutter aus der Gefangenschaft kam. Eigentlich hat sich nichts geändert für ihn."
Sie seufzte. "Elias, Richard hat sie verdient. Und Henry würde Richard auch nicht einfach so enterben. Was glaubst du, ginge für ein Aufschrei durch England? Viel Glück in Irland, aber ich glaube kaum, dass John erfolgreicher sein wird als sonst."

Elias

"Es ist nicht die Wahrheit, die er über ihn erzählt!" begehrte Elias auf und spürte den Zorn wie einen heißen Stein in seinem Magen. "Ihr kennt ihn doch alle gar nicht richtig. Ihr wisst nicht, wie er wirklich ist." Elias schluckte schwer. Es war ein fürchterliches Gefühl seinen Freund ausgerechnet seiner Familie gegenüber so verteidigen zu müssen. "Ihr könnt ja denken, was ihr wollt, aber ihr werdet noch sehen, dass ihr euch in ihm getäuscht habt."
Elias verengte die Augen. "Das wird er. Wir werden dort erfolgreich sein, da bin ich sicher." entgegnete er bissig und spürte, dass sein Puls vor Aufregung ein wenig schneller ging. "Er ist mein Freund, derjenige, der mich vom ersten Tag an verstanden hat und der mich schätzt, der, der in mir nicht nur ein kleines Kind sieht, wie ihr immer alle. Und ich werde mir solche Lügen über ihn nicht länger anhören." entschied Elias eisern.

"Wie du meinst. Aber weißt du, du maßt dir auch an über Richard zu reden, obwohl du ihn nicht wirklich kennst. Also sei vorsichtig und wirf nicht den ersten Stein. Ich lasse mich gern überzeugen, dass er doch nicht so ein Taugenichts ist, wie es scheint. Es liegt in Johns Hand. Aber das wird nichts daran ändern, dass Richard die Krone zusteht."
Beatrice seufzte. "Viel Glück in Irland, Elias. Du bist mein Bruder und der wirst du immer sein, deshalb möchte ich dir auch nicht grollen. Aber akzeptiere, dass ich hinter meinem Mann stehe. Und wer weiß, vielleicht muss ich wirklich eines Tages Königin von England werden. Wenn es sein Weg ist,gehe ich ihn mit ihm."

Elias

"Ich maße mir nur an so über ihn zu reden, weil ich gehört habe, was er hässliches über John sagt. Und ich bin niemandem zugeneigt, der meinen Freund beleidigt, schon gar nicht, wenn er sich im nächsten Atemzug mit seiner ach so feinen Ritterlichkeit brüstet. Entweder oder, aber so ist es nichts weiter als Heuchelei was ich da höre."
Elias sah seine Schwester einen Moment lang grimmig an, dann schüttelte er den Kopf. "Ich akzeptiere es, sobald Richard aufhört über John her zu ziehen. Solange er das jedoch tut und du das offensichtlich gut findest, haben wir beide uns wohl vorerst nichts mehr zu sagen." erklärte er ernst und wandte sich dann ruckartig zum Gehen.

Beatrice nickte langsam. "Und wenn John schlecht über Richard redet, hörst du einfach weg? Richard hat es nicht nötig zu heucheln. Er ist, was er ist und dazu steht er."
Sie erwiderte Elias' Blick ein wenig bekümmert.
"Das ist aber eine Sache der Beiden und wir sollten ihren Streit nicht auf uns übertragen. Du bist immer noch mein Bruder. Ich finde es nicht gut, ich finde aber, dass John sich nicht besser verhält. Schade, dass du das so siehst. Aber wenn du meinst...Schade, dass du dich so blenden lässt. Eines Tages wirst du vielleicht an meine Worte denken."

Mary sah sich aufmerksam um als sie im Innenhof anhielten. Das hier war also ihr neues zu Hause. Das zu Hause in dem sie sich wohl fühlen würde, da war sie sich sicher, denn sie hatte Charles an ihrer Seite und die Kinder ... es war einfach perfekt.
Ihre Hochzeit lag nun ein wenig zurück, sie waren noch etwas in Truro geblieben, doch schließlich hatte es sie beide nach Kent gezogen. Charles wollte wieder nach Hause und Mary wollte ihr neues zu Hause sehen. Und der erste Eindruck, den sie erhalten hatte, hatte sie bereits positiv gestimmt. Kent war eine wundervolle Landschaft und die Burg machte einen erstaunlich aufgeräumten und behaglichen Eindruck - sofern eine Burg irgendwie behaglich sein konnte.
Sie riss den Blick los und sah zu Charles, der gerade aus dem Sattel glitt. "Es ist wunderschön hier." bemerkte sie andächtig.

Charles

Charles war fast ein wenig aufgeregt gewesen, als sie nun Kent erreicht hatten. Er hoffte so sehr, dass Mary sich hier wohl fühlte und Gefallen an ihrem neuen Zuhause fand. Er hatte die Zeit bei Marys Familie genossen und sich überaus willkommen gefühlt, aber jetzt hatte er sich sehr auf sein Zuhause gefreut.
Im Innenhof übergab er sein Pferd und ging zu Mary hinüber, um ihr aus dem Sattel zu helfen. Er zog sie an den Hüften vom Pferd und in seine Arme, um ihr einen sanften Kuss zu geben.
"Ich hoffe sehr, dass es dir gefällt. Dass du und die Kinder euch wohl fühlen werdet. Wenn du dich wohl genug fühlst, können wir zuerst einen kleinen Rundgang machen, bevor wir etwas essen und ein Bad nehmen."
Er legte zart die Hand auf ihren Bauch. "Geht es euch gut?"

Mary ließ sich liebend gern von Charles aus dem Sattel halfen, legte die Arme um Charles und erwiderte seinen Kuss zärtlich. "Oh, da bin ich mir sicher. Es sieht wundervoll aus hier." bemerkte sie und strahlte dann. "Oh, das klingt hervorragend. Ich will alles sehen." entschied sie und hauchte einen Kuss auf seine Wange.
Ihr Blick folgte seiner Hand zu ihrem Bauch und ihr wurde warm ums Herz. Es rührte sie immer noch über alle Maßen, wenn Charles so zu ihr war. "Ja, uns geht es hervorragend, danke dir Nachfrage. Und wir freuen uns schon auf den Rundgang. Und das Essen. Und das Bad mit dir zusammen ..."

Charles

Charles lächelte. "Das höre ich gern. Ich war ein bisschen nervös, was du sagen würdest, wenn du das alles hier siehst. Und keine Sorge, du wirst alles sehen. Und du wirst jeden Tag mehr sehen. Wenn du Wünsche hast, um etwas zu verändern, zögere nicht sie mir mitzuteilen."
Charles nickte zufrieden und bot ihr seinen Arm an. Die Kinder waren ohnehin müde, sie würden morgen noch alles ansehen können. Edith würde sich um sie kümmern.
"Lass uns die Kinder in Ediths Obhut lassen und ganz in Ruhe unseren Rundgang machen. Sie schlafen ohnehin schon halb. Daniel wird ihr behilflich sein und die Kleinen ins Bett verfrachten."

"Jeder Ort an dem ich mit dir bin, ist ein wundervoller Ort." erwiderte Mary lächelnd und nickte dann. "Das klingt fabelhaft." Sie ergriff seinen Arm und sah kurz zu dem Wagen hinüber auf dem die Kinder mit Edith zusammen gefahren waren. "Glaubst du, dass das für Daniel in Ordnung ist?" fragte sie ein wenig besorgt. "Ich will nicht, dass er denkt, er müsse nun ständig auf die Kinder Acht geben." Sie wollte nicht, dass sie sich in das Leben des Jungen drängte, dass er ihr Auftauchen vielleicht doch noch als lästig ansah. Dieses Mal wollte sie alles richtig machen. Sie wollte, dass ihre Familie dieses Mal wirklich harmonisch zusammen lebte.

Charles

Charles erwiderte das Lächeln und küsste sie sanft auf die Stirn. "So geht es mir auch. Aber ich bin froh, dass wir jetzt Zuhause sind und ein wenig zur Ruhe kommen können. Außerdem ist doch einiges liegen geblieben, was ich noch nacharbeiten muss."
Der Earl of Kent strich Mary beruhigend über den Rücken und nickte gelassen. "Mach dir keine Sorgen. Ich habe unterwegs schon mit ihm gesprochen und er ist einverstanden. Er hat seine kleinen Schwestern ins Herz geschlossen und dich auch. Er will, dass wir ein bisschen Zeit haben und außerdem ist es nun wirklich nicht sehr aufwendig die Kleinen ins Bett zu tragen."

Mary lächelte leicht. "Ja, die Ruhe haben wir uns auch verdient. Aber du wirst mir doch sagen, wie ich dir helfen kann, nicht wahr?" Sie wollte Charles so gut es ging unterstützen, er hatte all das hier immerhin lange genug alleine schultern müssen.
Dann seufzte sie erleichtert und nickte. "Das ist gut. Ich will nicht, dass er sich durch mich irgendwie verdrängt fühlt." Mary lehnte sich etwas an Charles und gab ihm noch einen Kuss. "Nun dann, zeig mir mal mein neues zu Hause. Ich brenne darauf alles zu sehen und die Leute kennen zu lernen." Sie hoffte, dass man sie hier gut aufnehmen würde und nicht möglicherweise die Nase darüber rümpfen würde, dass Charles ihnen nun wieder eine so junge Frau vor die Nase setzte, die den Haushalt führen würde.

Charles

Charles nickte langsam. "Das werde ich. Aber ich denke, du hilfst mir am Meisten, wenn du den Haushalt übernimmst und ihn ordentlich führst. Wenn die Diener endlich nicht mehr zu mir laufen müssen. Eine Frau hat einen anderen Sinn für diese Dinge und du müsstest es von Essex gewohnt sein, oder? Wenn du etwas nicht weißt, komm zu mir. Aber damit nimmst du mir einen großen Teil Arbeit ab und ich kann mich auf das Wesentliche konzentrieren."
Die ganze Zeit hatte er schließlich den Haushalt auch noch im Auge haben müssen. Charles legte den Arm um Mary.
"Das wird er nicht. Er mag dich gern und ich denke, er ist froh, wenn ich glücklich bin. Und nun komm, ich zeige dir alles. Die Leute werden dich mögen, weil sie erkennen werden, was für eine liebenswerte Frau du bist."

Mary nickte. Ja, einen Haushalt konnte sie führen, wenngleich sie sich hier wohl tatsächlich erst an eine gewisse Freiheit gewöhnen musste. In Essex hatte sie mit jeder halbwegs wichtigen Entscheidung erst zu Gerard kommen müssen, um sie absegnen zu lassen.
"Ich werde es mit Freuden tun." versicherte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Dann seufzte sie jedoch theatralisch. "Dein Wort in Gottes Ohr. Wenn sie mich tatsächlich liebenswert finden, dann vermutlich nur so lange bis sie merken, wie ich wirklich bin. Dann werden sie die Nase über mich rümpfen, weil ich nicht so tugendhaft bin, wie man es von einer guten Ehefrau erwartet." prophezeite Mary, folgte Charles aber mehr als bereitwillig, immerhin wollte sie ihr neues Heim sehen.

Charles

"Das ist gut. Ich bin sicher, du wirst es großartig meistern. Unser Haushalt ist auch nicht so sehr groß, du kannst dich also langsam daran gewöhnen. Ich wollte immer lieber meine Ruhe." Darum hatte er auch nur so viele Ritter und ihre Familien hier, wie er wirklich gebrauchen konnte.
"Oh keine Sorge, ich glaube, sie werden dich mögen. Du hast mich ja auch von dir überzeugt, Liebes, obwohl du nicht so bist, wie jeder mit eine Ehefrau beschrieben hätte, die zu mir passt. Ich liebe dich trotzdem oder eigentlich gerade deswegen so sehr."
Er führte Mary durch die Burg, durch die Küche und machte sie mit Daniels ehemaliger Amme bekannt, die hier immer noch eine wichtige Rolle spielte. Dann brachte er sie in den kleinen Garten. Ihr Quartier hatte er sich für den Schluss aufgehoben.
"Hier und auch im Garten kannst du gern verändern, was du möchtest. Du sollst dich wohl fühlen."

Mary bestaunte ausgiebig alles, was Charles ihr zeigte und machte Bekanntschaft mit den verschiedensten Leuten, unter anderem Daniels ehemaliger Amme, die auf Mary den Eindruck machte, als sei sie der gute Geist hier auf der Burg, der sich um alles und jeden zu kümmern schien. Und was sie zutiefst beruhigte - sie war eine überaus herzliche und sympathische Frau.
Mit jedem Raum den sie sah und jedem Menschen, den sie kennen lernte, entspannte Mary sich weiter. Doch, hier würde sie sich wohl fühlen, da war sie sich sicher. Ein paar Dinge fielen ihr beim dem Rundgang bereits auf, die sie ein wenig ändern wollte, doch es waren meist Kleinigkeiten.
Als sie den Garten erreichten, atmete Mary tief durch und nickte. "Oh, die ein oder andere Idee habe ich bereits." eröffnete sie Charles zufrieden und ließ den Blick durch den Garten wandern, während vor ihrem inneren Auge neue Blumen und kleine Hecken, vielleicht sogar ein kleiner hübscher Brunnen hier entstanden.
"Es ist wunderschön hier, Charles." erklärte sie und gab ihm einen Kuss. "Und es erstaunt mich, dass ausgerechnet ein Griesgram wie du solch ein behagliches Heim hat." neckte sie sanft.

Charles

Charles entspannte sich ebenfalls, als er merkte, dass es Mary zu gefallen schien. Dass sie sich mit Alice gut zu verstehen schien und diese ihm wohlwollend zunickte.
Alice war die gute Seele hier, sie hielt Kent zusammen, wenn er fort war. Wenn sie sich mit Mary anfreunden und ihr etwas zur Seite stehen konnte, was er glücklich.
"Das ist gut. Es ist zwar kein großer Garten, aber man könnte sicher noch etwas heraus holen. Ich habe mich die letzten Jahre kaum darum gekümmert."
Er erwiderte ihren Kuss und lächelte sein kaum merkliches Lächeln. "Es freut mich sehr, dass du dich wohl fühlst. Und weißt du, auch ein Griesgram will es gemütlich dort, wohin er sich zurückzieht. Außerdem war meine erste Frau sehr begabt in diesen Dingen. Als ich das hier von meinem Vater übernahm, war sie ein wenig schockiert darüber, wie trist die Burg aussah. Und hat alles umgekrempelt. Sie war sehr ruhig, aber dabei war sie plötzlich äußerst bestimmt. Und seit ihrem Tod...habe ich es erst aus Sentimentalität so gelassen, auch wegen Daniel, und dann gab es einfach Wichtigeres. Es wird Zeit für neuen Schwung." Und er war sicher, dass sie es auch so gewollt hätte....

Mary legte eine Hand an Charles' Wange und lächelte. "Dann hoffe ich, dass ich dir nicht irgendwann zu schwungvoll werde." scherzte sie und gab ihm einen Kuss. Dann legte sie die Arme um seine Mitte und bettete den Kopf an seine Brust.
"Ich bin so froh endlich mit dir hier zu sein." murmelte sie leise und schloss für einen Moment die Augen. Sie genoss seine Nähe unheimlich, er gab ihr Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit, kurz um, sie fühlte sich bei Charles einfach am richtig Ort. So als wäre sie endlich dort angekommen, wohin sie gehörte.
Gottes Wege waren manchmal wirklich unergründlich, aber Mary bekam allmählich das Gefühl, weshalb alles so gelaufen war. Es schien sich alles richtig zu fügen.

Charles

Charles schüttelte den Kopf und strich durch ihre roten Locken, die er so sehr liebte. "Das glaube ich nicht. Ich denke, du sorgst dafür, dass ich mich nicht hier in meinem Arbeitszimmer weiter verkrieche." Er hatte in den letzten Jahren viel zu viel gearbeitet und viel zu wenig gelebt.
"Ich bin auch froh, dass wir jetzt hier unser Zuhause haben. Es hat mir gefehlt mein Leben zu teilen und jetzt werden du und die Kinder es um einiges turbulenter machen."
Charles küsste sie sanft und nahm sie dann mit in die Gemächer, die sie nun teilen würden. Jetzt würden sie erst einmal ein Bad nehmen, etwas essen und noch einmal nach den Kindern sehen.

William saß mitten auf der Koppel im Schneidersitz und betrachtete den Pferdekopf, der auf seinem Schoß lag. Die warmen, dunklen Augen blinzelten ein wenig, dann wurden sie gänzlich geschlossen und ein zufriedenes Schnauben ließ die Nüstern beben. William musste lächeln und fuhr damit fort dem jungen Hengst mit ruhigen Bewegungen über den Hals zu streichen. Die andere Hand arbeitete sich von der Stirn des Tieres langsam etwas herab, bis er die weiche Nase erreicht hatte und ebenfalls darüber strich. Die Oberlippe des Hengstes zuckte dabei leicht und lachend ging William wieder dazu über ihn an der Stirn zu kraulen.
Dieser zweijährige war sein ganzer Stolz und William freute sich bereits darauf, bald mit der leichten Arbeit zu beginnen. Mit Ardeur als Vater und Esperance als Mutter vereinte der Hengst Williams bevorzugten Linien ineinander, war ein Nachfahre seiner beiden Hengste Cuivre und Uriel, die William bis an sein Lebens Ende nicht vergessen würde.
Wenngleich Robert und Philippe ihn fast dafür belächelten, dass er immer noch einige Pferde von diesem Schlag züchtete blieb er dabei. Er freute sich darüber wie das Gestüt wuchs, was für prächtige Pferde es hervorbrachte und vor allem welche guten Einflüsse die neuen Tiere mitbrachten.
Doch was diesen Hengst hier anging war er schlicht weg sentimental.
"Zumal du eines Tages ein hervorragendes Schlachtross abgeben wirst, nicht?" murmelte er leise und belächelte sich selbst ein wenig.

Joanna hatte sich schon gewundert, wo ihr Mann abgeblieben war und da er weder in seinem Arbeitszimmer noch in ihren Gemächern war, bleib eigentlich nur ein Ort, wo sie ihn finden konnte: bei den Pferden.
Sie sah ihn schon vom Koppelzaun aus mitten auf der Koppel sitzen und lächelte zärtlich in sich hinein. Sie genoss es ihn in so friedlichen Situationen zu sehen, wie er einfach nur ein Mann war, der seine Gefühle zuließ. Sie wusste, dass der junge Hengst für William eine ganz besondere Bedeutung hatte und dass er eine Erinnerung an alte Zeiten war. An gute, aber schwierige Zeiten.
Vorsichtig schlüpfte sie unter dem Koppelzaun hindurch und bewegte sich langsam auf die Beiden zu, ehe sie in die Hocke ging und sich neben William kniete, in der Hoffnung, das Pferd nicht zu erschrecken und die friedliche Ruhe zu stören.
"Das wird er sicher, aber du wirst hoffentlich kein Ross mehr für die Schlacht benötigen.", sagte sie leise und küsste ihn auf die Wange.

William hörte die leichten Schritte näher kommen und wusste ohne Aufzusehen, dass es Joanna war, die sich zum ihm gesellte, denn niemand sonst würde ihn in solch einem Moment stören. Er hob den Kopf erst als Joanna neben ihm in die Hocke ging und lächelte sanft. "Das hoffe ich auch, aber sicher sein kann man sich da nie. Wenn ich jedoch noch einmal eines benötige, wäre es mir eine Freude, wenn ich auf seinem treuen Rücken in die Schlacht ziehen kann." erklärte William und sah auf den jungen Hengst hinab, der bei Joannas Ankunft lediglich die Augen geöffnet, dann aber entschieden hatte, dass er sich nicht stören lassen wollte.
"Er ist wirklich ein Prachtkerl. Ich bin froh, dass ich noch einmal solch ein Pferde habe ziehen können." bemerkte er und griff mit einer Hand nach Joannas, um sie neben sich ins Gras zu ziehen. "Den Sommer soll er noch genießen, danach werde ich langsam anfangen ihn auszubilden. Ich denke, er wird dann soweit sein."

"Bei Henry kann man sich nie sicher sein. Und schon gar nicht, solange er keinen Nachfolger benannt hat. Ich hoffe trotzdem bis zum Ende, dass du nie wieder in eine Schlacht reiten musst. Du hast schon genug Schlachten in deinem Leben geschlagen, sollen die Jüngeren ihr Glück versuchen und sich die Köpfe einschlagen."
Joanna ließ sich neben ihm ins Gras ziehen und lehnte sich an seine Schulter, legte die Hand auf die Schulter des jungen Hengstes, um ihn dort zu streicheln. "Er ist ein gutes Pferd. Aber etwas Anderes konnte bei den Eltern auch nicht heraus kommen. Aber ich denke auch...nach dem Sommer wird er noch ein wenig gewachsen sein. Er ist so gutmütig....hoffen wir, er bleibt es auch unter dem Sattel."

William seufzte leise. "Wohl wahr." stimmte er Joanna zu. Er war nicht allzu erpicht darauf sein Leben noch einmal in einer Schlacht aufs Spiel zu setzen und dennoch würde er keine Sekunde zögern, wenn Henry ihn um Unterstützung bitten würde.
William grinste breit. "Ah, ich denke, er wird kein zweiter Chouchou." erklärte er lachend und kraulte den jungen Hengst hinter den Ohren, was dieser mit einem genüsslichen, leisen Brummeln quittierte. "Gutmütig und trotzdem hat er ein Kämpferherz. Er ist ein zähes Bürschchen, so viel ist sicher. Ich denke, er wird uns noch sehr stolz machen." William sah auf das Pferd hinab und lächelte. "Und unseren Söhnen beweisen, das nicht nur ihre feinen, veredelten Rösser etwas taugen." scherzte William gelassen.
Er liebte solche Momente. Momente in denen er sich einmal keine Sorgen um Politik machen musste, in denen er alles andere vergessen konnte und sich einfach nur entspannte.