William und Joanna - ca. 1186 - ?

Elias

Elias war mit Aileen nach ihrer Hochzeit nach Truro zurück gekehrt und war froh, sich erst einmal in aller Ruhe seiner Liebsten widmen zu können. Fern ab vom Hof musste er sich keine Sorgen mehr machen, dass sie von John drangsaliert wurde und er konnte beobachten, wie Aileen von Tag zu Tag mehr aufblühte und diese Freiheit genoss. Und er selbst schien auch endlich zur Ruhe zu kommen. Aileen und er verbrachten viel Zeit miteinander und redeten über alles mögliche und es kam Elias vor als würde sie all die Schatten vertreiben, die auf seiner Seele gelegen hatten. Alles, was John ihm eingeflüstert hatte, vertrieb Aileen so mühelos ... Elias konnte gar nicht in Worte fassen wie sehr er sie dafür liebte.
Dieses Mal jedoch hatte ihr letztes Gespräch ihn in eine etwas unangenehme Situation gebracht, denn sie hatte ihn dazu gedrängt mit Robert zu sprechen. Nie im Leben hätte er das von alleine getan, aber Aileen konnte er einfach nichts abschlagen, also hatte er sich auf den Weg gemacht, um seinen Bruder zu suchen. Elias war sich nicht ganz sicher, was er von dem Gespräch erwarten sollte, aber Aileen hatte Recht gehabt: er musste mit Robert sprechen, wenn er wollte, dass ihn diese elenden Schuldgefühle los ließen, die ihn seit der Zeit plagten in der sein Bruder im Exil gewesen war. Schuldgefühle wegen all dieser düsteren Gedanken, die er damals gehabt hatte ...
Elias betrat die Stallungen und entdeckte Robert sofort, der gerade aus einer der Boxen trat. Zum Glück war sonst weit und breit niemand zu sehen, sonst hätte Elias vermutlich gleich wieder die Flucht ergriffen. So aber gab er sich einen Ruck und trat seinem Bruder entgegen.
"Robert" Er versuchte sich an einem Lächeln, war sich aber nicht sicher, ob es wirklich überzeugend gelang. "Ich ... wollte gerne mit dir sprechen. Hast du ein paar Minuten für mich?" fragte Elias bevor ihn der Mut verlassen konnte.

Robert schaute sich überrascht um, als Elias ihn ansprach. Sein kleiner Bruder und er hatten kein allzu inniges Verhältnis, was er durchaus bedauerte. Dabei liebte er Elias durchaus, so wie alle seine Geschwister. Doch keiner von ihnen hatte je wirklich einen Weg gefunden, das zu ändern, zumal er immer das Gefühl gehabt hatte, dass Elias das nicht wollte. Umso überraschter war er, dass ausgerechnet dieser das Gespräch suchte.
"Oh, sicher, kein Problem. Wollen wir ein Stück gehen, Elias? Dann haben wir unsere Ruhe und können uns ungestört unterhalten."

Elias

Elias nickte erleichtert. "Ja, gerne." willigte er ein und verließ zusammen mit Robert die Stallungen. Sie schlugen den Weg zu den Koppel ein und als sie die ersten Zäune erreicht hatten und an ihnen entlang schritten, gab Elias sich einen Ruck. "Ich wollte ... nun, ich glaube, ich bin gekommen, um mich bei dir zu entschuldigen." begann er ein wenig unbehaglich und seufzte leise. "Ich weiß wirklich nicht, wie ich anfangen soll, geschweige denn, wie ich es dir erklären soll, aber ..." Er brach und und starrte einen Moment lang schweigend vor sich hin. Wie sollte er das hier über die Bühne bringen ohne, dass Robert ein noch schlechteres Bild von ihm hatte?
Elias atmete tief durch und sah seinen großen Bruder wieder an. "Hör zu, ich ... ich habe dir eine ganze Menge Unrecht getan, zumindest gedanklich. Ich habe immer damit gehadert, dass ich irgendwie ... über war. Ich meine, du bekommst Cornwall, Edward hat Oxford bekommen, James ist Geistlicher geworden und alle Welt sieht ihn schon als nächsten Bischof von London. Und ich bin einfach ... nur da." Elias zuckte leicht mit den Schultern. "Und durch Will bin ich nicht einmal mehr der Jüngste, er ist es, der von allen Seiten mit Aufmerksamkeit überschüttet wird, weil er das Nesthäkchen ist." Elias kaute auf seiner Unterlippe herum. "Deshalb war es für mich auch so leicht, mich John anzuvertrauen, er hat mich verstanden, wusste genau, wie ich mich gefühlt habe." räumte Elias langsam ein und atmete tief durch, ehe er zum Wesentlichen kam. "Aber was mich bis heute noch verfolgt und mir Albträume bereitet, ist die Tatsache, dass ich -" er brach ab, weil er plötzlich nicht weiter wusste und wandte den Blick wieder ab. Wie sollte er Robert denn sagen, was er abscheuliches gedacht hatte? Ja, was er sich sogar gewünscht hatte?

Robert ließ Elias Zeit um sich zu sammeln. Er war gespannt, was Elias ihm sagen wollte, denn eine wirkliche Ahnung hatte er nicht. Er hob erstaunt die Augenbrauen.
"Du willst dich entschuldigen? Aber wofür denn, Elias? Nun, lass dir Zeit und erklär es mir in Ruhe. Im Moment verstehe ich nicht so recht, warum du dich so schuldig fühlst. Versuch es einfach."
Robert legte den Kopf ein wenig zur Seite.
"Ich...denke, ich kann den Gedanken ein wenig verstehen. Du hast das Gefühl, dass nichts für dich übrig bleibt. Aber so wie ich Vater kenne, hat er schon seine eigenen Pläne mit dir. Es sieht ihm nicht ähnlich solche Dinge dem Zufall zu überlassen. Außerdem hast du eine wundervolle Gemahlin, glaub mir, das ist mehr wert als jeder Besitz."
Er blieb stehen und lehnte sich mit dem Rücken a den Koppelzaun. "Komm schon, du kannst offen mit mir reden. Ich werde dir schon nicht den Kopf abreißen."

Elias

Elias musste bei Roberts Worten lächeln und er nickte kurz. "Ja, das habe ich auch schon festgestellt. Und sie war es auch, die mich überzeugt hat endlich mit dir zu sprechen, um alles aus der Welt zu räumen." gestand er offen.
Als Robert sich an den Zaun lehnte warf Elias ihm einen kurzen Blick zu, senkte dann jedoch wieder den Kopf und rang mit sich. Es plagte ihn schon, diese Gedanken überhaupt zu haben, sie nun auch noch auszusprechen ... er hob den Blick wieder, sah seinen Bruder an und spürte den schweren Kloß in seiner Kehle. "Ich ... ich habe mir gewünscht, dass du im Exil bleiben musst." brachte er schließlich heiser hervor. Sein Herz klopfte so heftig, dass er das Gefühl hatte, es müsse ihm jeden Moment aus der Brust springen. "Nicht deinetwegen." fügte Elias gepresst hinzu. "Aber weil ich ... weil ich dann ein Anrecht auf Cornwall gehabt hätte. Edward hatte Oxford also wäre Cornwall an mich gegangen. Ich ... ich wäre endlich jemand gewesen, wärst du nicht zurück gekommen." Elias schluckte schwer und blinzelte. Seine Augen brannten heftig und er musste sich wirklich dazu zwingen die Tränen zurück zu halten. Er fühlte sich so unglaublich schäbig.

"Sie ist eine kluge Frau. Es ist immer besser, Dinge zu klären und aus der Welt zu schaffen. Das erleichtert die Seele."
Einen Moment lang war Robert wirklich gerührt von dem, was Elias da sagte. Dass er sich so sehr damit quälte, dass er so eifersüchtig gewesen war. Und es bedeutete ihm wirklich sehr viel, dass sein kleiner Bruder das Gespräch suchte. Aileen hatte wirklich bemerkenswerten Einfluss auf ihren Mann, jung wie sie noch war. Als er sah, dass Elias mit den Tränen kämpfte, seufzte er schwer und zog Elias in seine Arme. "Ach, Elias....quäle dich nicht damit. Eifersucht ist nur menschlich. Jeden von uns hat sie schon gepackt. Glaubst du, ich war nie eifersüchtig? Als Edward vor mir seinen Ritterschlag empfing, was glaubst du, wie zurückgesetzt ich mich da gefühlt habe? Ich der Erbe unseres Vaters und doch nutzte es mir gar nichts... Wenn es dir also besser geht...ich kann dich verstehen und ich vergebe dir. Solange du nicht zulässt, dass das zwischen uns steht, wird es nie etwas ändern. Wir sind und bleiben Brüder."

Elias

Elias ließ zu, dass Robert ihn in die Arme schloss und erwiderte die Umarmung. Er lauschte den Worten seines Bruders und spürte ein Lachen in sich aufsteigen, dass schließlich ein wenig heiser aus ihm heraus brach. Das war es gewesen. All die Jahre hatte er sich damit geplagt und nun hatte Robert ihm mit wenigen Worten vergeben. Es war so leicht und doch so absurd. Elias vergrub das Gesicht an Roberts Schulter bis das Lachen erstarb und sein Körper aufhörte zu beben. Dann löste er sich von Robert und fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht, um die Tränen weg zu wischen.
"Ich danke dir, wirklich. Das bedeutet mir unglaublich viel." So lange hatte er diese düsteren Gedanken mit sich herum getragen und nun endlich hatte er es bereinigen können. Elias lächelte befreit. "Von jetzt an soll nie wieder irgendetwas zwischen uns stehen." erklärte er und bot Robert die Hand an. Seit er klein gewesen war, hatte er sich Robert nicht mehr so nahe gefühlt wie in diesem Moment, denn die Jahre des Heranwachsens waren für Elias immer von Neid auf seine Brüder und Hader mit sich selbst geprägt gewesen.

Robert ließ zu, dass Elias' Gefühle aus ihm heraus brachen und klopfte ihm auf die Schulter, als dieser sich wieder von ihm löste. Es machte ihn froh, dass er offensichtlich richtig reagiert hatte.
"Mir bedeutet es auch viel, dass wir uns wieder so gut verstehen. Man weiß nie, wann man seine Fmilie am dringendsten brauchen kann. Du musst mir nicht danken, das ist selbstevrständlich.", wiegelte er ab und schlug dann in die angebotene Hand ein.
"Nie wieder soll etwas zwischen uns stehen. Bruder..." Er lachte leise. "Und nun erzähl mal, wie du dir deine Zukunft so vorstellst. Ist schon Nachwuchs in Sicht bei euch Beiden?"
Denn eigentlich wusste er zu wenig von seinem Bruder. Das würde sich nun ändern.

Elias

Elias war glücklich als Robert einschlug und sie die Sache somit beilegten. Insgeheim freute er sich jetzt schon darauf Aileen zu erzählen, wie das Gespräch verlaufen war, dass er sich getraut hatte und belohnt worden war. Er wollte dieses Glücksgefühl unbedingt mit ihr teilen, immerhin hatte sie ihn erst zu diesem Gespräch gebracht.
Aber erst einmal galt es das Band zu festigen, dass er zwischen Robert und sich nun wieder geknüpft hatte. Elias grinste breit bei Roberts Frage. "Noch nicht, aber ich denke, das ist nur noch eine Frage der Zeit. Wir ... arbeiten in jedem Fall fleißig daran." erwiderte er, hob dann jedoch leicht die Schultern. "Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Ich hatte ziemlich viel auf John gesetzt, aber ... Aileen hat mir wirklich die Augen geöffnet. Allerdings stehe ich nun wieder einmal da ohne zu wissen, was werden soll. Erst einmal, will ich die Zeit mit Aileen noch etwas genießen, aber früher oder später muss ich irgendeine Lösung finden. Ich will niemandem auf der Tasche liegen indem ich hier herum sitze. Bei Gelegenheit werde ich mit Vater einmal darüber sprechen und bis sich etwas gefunden hat, werde ich mich hier irgendwie nützlich machen, schätze ich."

Robert lachte leise auf und schlug ihm auf die Schulter. "Das kann ich mir vorstellen. Aber du hast es dir auch verdient. Genieß die Zeit, die ihr jetzt zusammen habt. So unbeschwert wird es vermutlich niemals wieder werden. Man solltees auskosten, solange es irgendwie geht.", riet er dann grinsend.
"Was den Rest angeht...Vater hat sich sicher schon Gedanken gemacht, aber sprich ruhig mit ihm, wenn du soweit bist. Dann werdet ihr einen Weg finden, der euch beide zufrieden stellt. Und bis du etwas gefunden hast..."
Er überlegte kurz und beschloss dann, dass Phil sicher nichts dagegen einzuwenden haben würde. "Wenn du willst, kannst du uns mit den Pferden ein bisschen anpacken. Ein paar der Dreijährigen sind noch nicht so weit, wie sie sein sollten. Du bist ein passabler Reiter, wenn du also Lust hast..."

Elias

Elias grinste. "Oh ja, das werden wir. Ich bin wirklich froh, dass sie ja gesagt hat, sie ist eine wundervolle Frau." Und sie tat ihm so gut wie nie jemand zuvor. Es schien wirklich als seien sie beide füreinander bestimmt.
Elias nickte leicht, sah Robert dann jedoch überrascht an. "Wirklich? Das ... das würde ich wirklich gerne. Danke, Robert." erwiderte er dann lächelnd. Er wusste das Angebot wirklich über alle Maßen zu schätzen. Er war zwar nicht so pferdeverrückt wie Philippe und Robert und konnte auch nicht mit diesem seltsamen Verhältnis mithalten, dass Edward zu den Tieren hatte, aber er ritt gerne und war durchaus ganz geschickt im Sattel. Es war ihm also fürs Erste eine sehr willkommene Ablenkung.

Sophie

Sophie saß im Garten und versuchte einen Blumenkranz aus diversen Herbstblumen zu flechten, um heraus zu finden, welche gut harmonierten und schließlichder Dekoration auf ihrer Hochzeitsfeier dienen sollten. Sie wollte, dass es eine schöne Feier wurde und William de Ferrers gab sich auch alle Mühe sie in ihren Wünschen zu unterstützen.
Er hatte nicht übertrieben, er sang wirklich hervorragend und sie genoss es, abends eine Weile bei ihm zu sitzen und mit geschlossenen Augen einfach nur zu lauschen. Das lenkte sie von all den Gedanken ab, die ihr durch den Kopf huschten.
Sophie lächelte sanft in sich hinein. Es würde sicher eine gute Ehe werden.

Harry

Harry war mit Richards Männern gleich am nächsten Tag aufgebrochen und sie waren zügig voran gekommen, doch er hatte dennoch das Gefühl gehabt, ihm renne die Zeit davon. Nur widerwillig und weil er wusste, dass er sonst nach wenigen Tagen aus dem Sattel fallen würde, hatte er abends Rast gemacht und im Feuerschein immer ein paar Zeilen geschrieben, um zu verarbeiten was ihm durch den Kopf ging.
Heute waren sie endlich in Truro angekommen und er hatte sich ohne Umschweife auf die Suche nach Sophie gemacht. Einer der Bediensteten hatte ihm gesagt, dass sie ihm Garten sei und Harry hatte sofort den Weg dorthin eingeschlagen. Zielstrebig ging er den Weg entlang und hatte gar keinen wirklichen Blick für die Schönheit, die sich auch um diese Jahreszeit hier noch finden ließ, denn er hatte Sophie bereits entdeckt.
Als er sie dort sitzen sah, hatte er das Gefühl, sein Herz müsse zerspringen. Er hielt weiter auf sie zu und konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, los zu laufen. "Sophie!" er sprach sie an noch bevor er sie ganz erreicht hatte und bleib dann ein, zwei Schritte von ihr entfernt stehen. Wie sie wohl auf sein Auftauchen reagieren würde?

Sophie

Sophie summte leise vor sich hin, noch die Melodie vom Vorabend im Kopf und widmete sich ihrer Tätigkeit, als plötzlich jemand ihren Namen rief und eine Gestalt auf sie zu kam. als sie den Mann erkannte, fiel ihr die Kinnlade herunter. Damit hatte sie nun absolut gar nicht gerechnet.
"Harry!", rief sie aus und ließ die Blumen fallen. Im nächsten Moment war sie auf den Beinen. "Was machst du denn hier?"
Unter normalen Umständen hätte sie sich abgöttisch über seinen Besuch gefreut, doch jetzt hatte sie so eine Ahnung, dass das hier nur Ärger mit sich bringen würde. Ob er wegen William hier war?
Trotzdem umarmte sie ihn kurz. "Schön dich zu sehen..."

Harry

"Sophie ..." murmelte er leise und lächelte als sie aufstand und zu ihm trat. Ihre Umarmung erwiderte er herzlich, zog sie an sich und hielt sie einen Moment fest. Er gab sich ganz dem Gefühl hin, endlich wieder bei ihr zu sein und atmete tief durch. "Ich musste dich sehen." erklärte er leise und strich ihr sanft über die Wange als sie sich wieder voneinander lösten. "Mit dir reden." Harry sah in Sophies wunderschöne braune Augen und das erste Mal musste er mit aller Macht dem Drang widerstehen sie an sich zu ziehen und zu küssen. "Aileen hat mir geschrieben und von deiner ... Verlobung berichtet." erklärte Harry. "Ich musste einfach herkommen. Sehen wie es dir geht ..." Ob sie wirklich diesen Kerl heiraten wollte. Er konnte es einfach nicht glauben, wollte es nicht glauben. Sie gehörte doch an seine Seite!

Sophie

Sophie wusste nicht recht, was sie denken oder fühlen sollte. Die ganze Zeit hatte sie gehofft ihn endlich wieder zu sehen und dass er verstehen würde, was er an ihr hatte. Warum kam er jetzt, wo es zu spät war?
"Mit mir reden? Worüber denn?" Sophie lächelte leicht. "Mir geht es gut. William ist sehr zuvorkommend und freundlich zu mir. Ich glaube, er würde mir alles zu Füßen legen, was er hat."
Denn das musste man ihrem Verlobten wirklich lassen, er scheute keine Mühen um ihr einen Wunsch zu erfüllen und ganz offensichtlich war er bis über beide Ohren verliebt ihn sie. Und sie war sicher, dass sie diese Zuneigung irgendwann in ähnlichem Maße erwidern würde. Wenn nur Harry ihre Gefühle nicht schon wieder durcheinander bringen würde...

Harry

Harry nickte langsam. „Über … alles.“ erwiderte er langsam. „Über uns.“ Er spürte, dass sie unruhig war, wenngleich man es ihr nicht ansah und unweigerlich hörte er Richards Worte in seinem Kopf nachhallen. Was, wenn sie ihn wirklich abwies?
Harry nickte nur bei ihrem Worten, er wollte lieber gar nicht hören, wie nett und wundervoll ihr Verlobter war, er wollte nicht Gefahr laufen, dass er in ihm einen vernünftigen Menschen sah, es war viel leichter, wenn William de Ferrers ein facettenloser Schatten blieb.
Vorsichtig streckte Harry die Hände aus und ergriff die von Sophie. Sanft strich er mit dem Daumen über ihren Handrücken, dann sah er ihr in die Augen. „Sophie, ich … ich habe in der Vergangenheit Fehler gemacht. Viele Fehler und mein größter war wohl, dir nicht zu sagen, was in mir vorgeht.“ begann er dann langsam. „Ich habe nie etwas gesagt oder getan, weil ich nicht wollte, dass unsere Freundschaft darunter leidet. Du kennst meinen Ruf und ich wollte verhindern, dass du denkst, dass ich nur meinen Spaß mit dir will, wie mit anderen Frauen auch. Zugleich war ich aber auch noch nicht so weit, dass ich hätte heiraten wollen … heiraten können. Trotzdem hätte ich dir sagen müssen, wie es um mich steht, doch wie schlimm es wirklich ist, habe ich erst begriffen als ich Aileens Brief in den Händen hielt.“ Harry befeuchtete kurz seine Lippen und atmete tief durch. „Sophie, ich liebe dich. Ich liebe dich von ganzem Herzen, habe es vom ersten Tag an getan an dem wir uns kennen lernten und werde es bis zu dem Tag tun an dem ich meinen letzten Atemzug mache.“ erklärte Harry ernst. „Ich möchte abends neben dir einschlafen und morgens neben dir aufwachen, ich will Freud und Leid mit dir teilen und das bis ans Ende meiner Tage.“ Harry ließ eine ihrer Hände los und legte die freie Hand an ihre Wange. „Mein Herz sehnt sich nach dir, braucht dich wie meine Lungen die Luft zum Atmen. Nein, mehr sogar. Jeden Tag denke ich an dich, sehne mich nach dir und wünschte, deine Stimme hören zu können, das Funkeln in deinen Augen … Sophie, ich liebe dich mehr als mein Leben.“

Sophie

Sophie schluckte schwer. Über uns... Das war ganz und gar nicht gut. Sie sah kurz auf ihre Hände in Harrys hinab, dann wieder zu seinen Augen. Und er sagte ihr genau das, was sie befürchtet hatte. Noch vor ein paar Wochen hatte sie so gehofft, dieser Tag möge kommen. Sie hatte gewartet, dass Harry endlich klar machte, ob da mehr war zwischen ihnen oder nicht. Der Tag war nicht gekommen. Jetzt hatte sie sich für die Verlobung mit William entschieden, ausgerechnet dann kam Harry.
"Oh Gott, Harry...", brachte sie erst einmal nur hervor. "Du hättest den Mund aufmachen müssen. Ich habe so lange darauf gewartet, dass auch nur ein kleines Zeichen von dir kommt, dass ich nicht nur eine Freundin für dich bin. Und du bist einfach nicht aus dir heraus gekommen. Jetzt...jetzt, wo du gemerkt hast, dass ich nicht mehr warte und nicht mehr zur Verfügung stehe, da fällt dir all das plötzlich ein und du bist plötzlich zum heiraten bereit. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten soll." Sie schaute ihn verunsichert an.
"Harry, ich hätte mich noch vor ein paar Wochen sehr darüber gefreut, dass du kommst und mir das sagst. Aber jetzt kommst du nur, weil dich die Nachricht von der Verlobung so schockiert hat. Ich bin verlobt, Harry, das lässt sich nicht so einfach ändern und ich bin mir auch unsicher, ob ich das überhaupt will."

Harry

Es wurde eng um Harrys Brust als er nickte. „Ja, das hätte ich. Ich weiß. Und ich bereue es mehr als alles andere. Ich hätte dir sagen müssen, wie es um mich steht, aber ich … ich habe es nicht getan. Habe mich vielleicht nicht getraut, weil ich es mir selbst nur schwer offen eingestehen konnte und weil ich Angst davor hatte, dass du anders empfinden würdest oder nicht bereit wärst zu warten bis ich soweit wäre ...“ Harry hob hilflos die Schultern. „Ich war ein Dummkopf, dass ich es nicht getan habe, aber deshalb bin ich ja jetzt hier, um diesen Fehler wieder gut zu machen.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Es ist nicht so, dass ich plötzlich bereit dazu bin, ich habe nur fürchterliche Angst davor dich zu verlieren. Und diese Angst ist so viel größer als die vorm Heiraten. Die Vorstellung dich an einen anderen zu verlieren raubt mir den Schlaf, Sophie … ich liebe dich.“
Harry lief ein kalter Schauer über den Rücken. „Eine Verlobung kann man lösen, wenn man nur will.“ erwiderte er leise. Er trat dichter an Sophie heran und sah ihr dabei unverwandt in die Augen. „Bitte Sophie, du musst mich erhören … dir geht es doch ebenso, nicht wahr? Du spürst es doch auch zwischen uns. Du kannst mir nicht sagen, dass es mit diesem de Ferrers genauso ist.“ redete er weiter leise auf sie ein.

Sophie

"Wie konntest du nur glauben, ich würde anders empfinden? Kennst du mich so wenig? Und warten....ja, das ist so eine Sache. Wie lange warten, bis du endlich soweit bist? Wie lange, bis du eine Familie ernähren kannst? Ich habe es nicht verdient, ewig hingehalten zu werden, hier zu sitzen und zu warten. Andere Männer haben das erkannt, Harry. Und siehst du, du sagst es selbst, du bist nicht bereit. Eigentlich willst du mich gar nicht heiraten. Du willst, dass ich auf dich warte, bis es dir irgendwann beliebt und mit nichts als dem Versprechen, dass du mich so sehr liebst. Ich weiß nicht, ob das wirklich genug ist, Harry.", erwiderte Sophie leise. "Wenn nun kein anderer Mann gekommen wäre, hätte ich noch Monate oder Jahre auf Zeichen von dir gewartet." Es war nicht so, dass Harry ihr plötzlich egal war. Aber hatte Robert nicht recht gehabt damit, dass Harry ihr nie wirkliche Sicherheit bieten könnte? Dass ihr Herz dort nicht gewürdigt würde?
"Man kann, aber man geht eine Verlobung auch nicht leichtfertig ein. Ich muss dich nicht erhören. Ich kann es, wenn ich will." Sie schauderte leicht. "Ja, ich spüre, dass es anders ist als mit ihm. Aber er ist ein wirklich guter Mann und er hat es nicht verdient, dass ich ihn für eine unsichere Beziehung abserviere. Er liebt mich, Harry, und er ist wirklich gut zu mir. Er kümmert sich und es ist ihm nie egal, ob ich irgendwo sitze und mir etwas wünsche. Er ist nicht zu feige um seine Gefühle zuzugeben. Ich denke, du verstehst mein Dilemma."
So gern sie Harry hatte und sich einerseits nach einer Zukunft mit ihm sehnte, so sehr hatte sie auch William ins Herz geschlossen und sie wollte ihn einfach nicht verletzen. Ein Zurück gab es eben nicht, wenn sie sich gegen ihn entschied.

Harry

„Nein, natürlich nicht! Es ist auch nicht so, dass ich es geglaubt habe, aber … ich hatte einfach Angst davor, dass es so sein könnte. Sophie, seit meine Mutter gestorben ist, habe ich mein Leben lang immer Zurückweisung erfahren, ich … ich schätze, ich bin über die Jahre hinweg einfach pessimistisch geworden.“ erwiderte er unbehaglich. Ihre Worte trafen ihn hart und führten ihm wieder einmal seine Unzulänglichkeiten vor Auge. Ja, er konnte nicht mit einem Grafensohn mithalten. Er verdiente sich mittlerweile sein Geld und es würde auch für sie beide reichen, sicher bald auch noch für mehr, aber er würde nie so reich werden, wie ein Edelmann es sein konnte … nie so reich wie Sophies Verlobter.
„Sophie, du … du müsstest nicht mehr warten. Das versichere ich dir. Ich verdiene genug, um uns beiden ein anständiges Leben zu sichern und das ist erst der Anfang. Wir könnten eine Familie gründen, zusammen glücklich werden.“ Harry sah Sophie mit schmerzlichem Blick an. Er merkte gerade, dass Richard Recht gehabt hatte. Er hatte erwartet, dass sie glücklich sein würde, wenn er zu ihr kam, aber stattdessen plagten sie Zweifel an ihm. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Harry zuckte zusammen als hätten ihre Worte ihn wie eine Ohrfeige getroffen. „Ich liebe dich auch, mehr sogar als er es überhaupt könnte, immerhin haben wir schon so viel Zeit zusammen verbracht! Und es wäre für keine unsichere Beziehung, sondern für eine Ehe mit mir.“ Harry starrte Sophie an und spürte sein Herz schwer werden. Er senkte betroffen den Blick und drückte sanft ihre Hand. „Es tut mir Leid. Es tut mir Leid, dass ich ein solcher Feigling bin und dich so lange habe warten lassen. Ich weiß, dass ich dir damit viel Unrecht getan habe und ich würde alles dafür geben, es wieder gut zu machen.“ erwiderte Harry leise.

Sophie

"Ich weiß, ich weiß....Und auf dein Geld kommt es mir ja auch gar nicht an. Aber wenn du gar nicht heiraten möchtest...Ich will dich nicht dazu drängen zu heiraten, wenn du nicht willst." Sophie legte beide Hände vor das Gesicht.
"Oh Harry....warum konntest du nicht vor ein paar Wochen auftauchen? Das ist alles so schwierig jetzt. Ich will diese Entscheidung nicht treffen, einen von euch werde ich damit sehr verletzen und das habt ihr Beide nicht verdient."
Die Wahl, die Harry ihr da aufdrängte, konnte sie einfach nicht so einfach treffen. Wie konnte er ihr das nur antun? Warum jetzt? Vielleicht sollte sie mit ihrem Vater darüber sprechen. Der hatte sicherlich einen Rat für sie, was für ein Entkommen es aus diesem Dilemma gab.

Harry

„Aber ich will ja heiraten. Ich will dich heiraten. Unter anderen Umständen hätte ich noch gewartet, ja, aber doch auch nur noch bis meine Stellung in Aquitanien sich endgültig gefestigt hat, bis ich dir … mehr Sicherheit bieten kann. Aber solange kann ich nicht mehr warten, denn dann verliere ich dich an de Ferrers.“ erwiderte Harry. Es brach ihm fast das Herz, Sophie so verzweifelt zu sehen und er musste schwer schlucken. Er legte die Arme vorsichtig um sie und zog sie an sich. „Es tut mir so Leid. Ich war ein Dummkopf, ich weiß … und es tut mir Leid, dass ich dir das hier zumute, aber ich konnte auch nicht einfach in Bordeaux sitzen bleiben und es geschehen lassen. Ich musste einfach herkommen und dir sagen, wie es um mich steht.“ Harry strich Sophie über die Wange und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. „Hör auf dein Herz, Sophie. Ich bitte dich. Du liebst mich doch auch, nicht wahr?“

Sophie

Sophie seufzte leise. "Ich hätte mir gewünscht, dass du dir Mühe gibst mich zu erobern und mich nicht unter Druck setzt, nur weil du Angst hast, ich könnte mich für William entscheiden. Beweis mir, dass es nicht nur leere Worte sind, die du aussprichst."
Es fühlte sich gut an in seinen Armen zu liegen und doch so fremd, weil sie nicht wusste, wie ehrlich es Harry wirklich war. Unter Druck reagierten Menschen immer anders, als sie es normalerweise tun würden. "Nein, konntest du nicht. Aber vorher konntest du mich Monate hier sitzen lassen."
Sie schaute ihn an und schloss dann kurz die Augen, ehe sie sich aus seinen Armen löste.
"Ich weiß nicht, ob ich dich liebe."

Harry

Harry strich Sophie über die Wange. „Ich will dich nicht unter Druck setzen.“ erwiderte er leise. „Und wenn du mir die Möglichkeit gibst … mir die Zeit einräumst, dann würde ich dich nach allen Regeln der Kunst erobern. Ich würde dir meine Welt zu Füßen legen, dir jeden Wunsch erfüllen, noch bevor du ihn überhaupt gefasst hast. Ich würde alles für dich tun, Sophie. Alles.“ erklärte Harry voller Eifer.
Harry biss sich betroffen auf die Lippe. „Ich wollte dich doch nicht hier sitzen lassen … ich wollte nur mein Leben in geordnete Bahnen bringen, bevor ich einen Schritt weiter gehe. Andernfalls hätte mich dein Vater doch sofort davon gejagt, wenn ich ihm mein Ansinnen nahe gelegt hätte.“ erwiderte Harry.
Nur ungern ließ er Sophie wieder los, doch er war klug genug sie nicht aufzuhalten, als sie sich aus seinen Armen löste. Was dann jedoch folgte, fühlte sich an als hätte jemand den Boden unter seinen Füßen weg gezogen. Harry starrte Sophie einen schier endlos langen Moment einfach nur an und brachte kein Wort heraus. Dann schließlich räusperte er sich leise. „Du … du weißt es nicht?“ fragte er heiser. Sie wusste es nicht? Was sollte das bedeuten? War das der Versuch ihm schonend klar zu machen, dass sie ihn nicht wollte? Dass sie William de Ferrers vorzog?