William und Joanna - ca. 1186 - ?

Harry

Harry sah Sophie einen Moment lang an, dann legte er die Hand an ihre Wange. "Triff die Entscheidung nicht auf Grund dessen, was ich getan habe." sagte er leise und strich zärtlich über ihre weiche Haut. "Aber zumindest musst du akzeptieren, dass ich ... dir nicht dabei zusehen kann, wie du mit de Ferrers durchs Leben gehst." Harry atmete zitternd durch. "Du musst verstehen, dass es ... zwischen uns nicht so sein kann wie vorher." Er rang einen Moment lang mit sich und gab sich schließlich einen Ruck es auszusprechen. "Wir können uns dann nicht mehr sehen und ich ... ich glaube auch nicht, dass ich in der Lage bin dir zu schreiben." Wenn er sein Leben irgendwie weiter führen sollte, würde Sophies Platz entweder an seiner Seite sein oder sie musste aus seinem Leben verschwinden. Einen Weg dazwischen gab es nicht. Und ob er es ohne sie überhaupt aushalten konnte, wagte er nach wie vor zu bezweifeln.
Harry sah den Teller an, den sie auf das Bett gestellt hatte und zögerte. Langsam setzte er sich ein wenig auf, warf Sophie einen Blick zu und griff schließlich nach dem Becher mit Wasser, der neben seinem Bett stand. Er nahm zwei vorsichtige Schlucke und betrachtete das Essen erneut. Dann lächelte er schief und sah Sophie kurz an. "Nie im Leben könnte ich dir eine Bitte abschlagen." murmelte er und griff nach etwas Brot.

Sophie

Sophie biss sich auf die Unterlippe. "Das sagst du so leicht. Aber ich werde mir Mühe geben. Ich weiß nicht mehr, was ich will und kann und zu akzeptieren bereit bin. Ich bin ein wenig durcheinander.", erwiderte sie seufzend.
Kurz stiegen die Tränen in ihre Augen, dann nickte sie knapp. "Wie du willst...Ich weiß zwarnicht, wie ich das aushalten soll, aber wenn du es so willst."
Trotzdem schaffte es ein Lächeln auf ihr Gesicht, als er etwas trank und dann nach etwas Brot. "Gut...du musst wieder zu Kräften kommen. Und ich werde dich nun in Ruhe essen lassen und nachdenken..."

James saß an seinem Schreibtisch und starrte aus dem Fenster. Von hier konnte er den Glockenturm von St. Paul sehen und er liebte diesen Ausblick, ganz besonders, wenn er seinen Gedanken nach hing.
Er war am Morgen bei Bischof Foliot gewesen, der ihm einige Aufgaben für den Tag zugeteilt hatte über denen James nun saß. Doch viel mehr als diese Aufgaben beschäftigte ihn der Gesundheitszustand des Bischofs. In der relativ kurzen Zeit, die sie nun schon in London weilten, war Gilbert Foliot für James bereits ein hervorragender Mentor gewesen und ihm immer mehr ein Vertrauter geworden. Doch die Gesundheit des Bischofs war schon seit einiger Zeit immer wieder angeschlagen und momentan war es wieder so schlimm, dass James sich ernsthafte Sorgen machte. Um Foliot und um seine eigene Zukunft.
Und zugleich erschreckte es ihn, dass er angesichts des möglicherweise bevorstehenden Todes seines Mentors so selbstsüchtige Gedanken hegen konnte, wenngleich die Sorge um Foliot aber noch immer überwog.

Alan hatte noch etwas in der Stadt zu erledigen gehabt und wollte nun bei James nach dem Rechten sehen. Sein Freund war in letzter Zeit sehr nachdenklich und er wollte sicher gehen, dass es ihm an nichts mangelte. Dass es ihm gut ging.
Er fand James an seinem Schreibtisch mit Blick auf St.Paul. Wie so oft... Vorsichtig trat er heran und legte James eine Hand auf die Schulter.
"Alles in Ordnung, James?" Er musterte seinen Liebsten intensiv und fand Sorge in dessen Augen und noch etwas Anderes, das er nicht recht zuordnen konnte.
"Du siehst besorgt aus, was ist los? Ist es Foliot? Geht es ihm schlechter?" Der Bischofwar James sehr ans Herz gewachsen und ihm ein ausgezeichneter Mentor. Es würde James durchaus treffen ihn zu verlieren.

James war erleichtert als Alan kam und ihn aus seinen Gedanken riss. Er sah auf als Alan ihm eine Hand auf die Schulter legte und lächelte leicht. "Wie man es nimmt." erwiderte er und nickte dann. "Er behauptet, es wäre nicht so schlimm, aber ich kenne ihn, er würde nie zugeben, wie schlecht es ihm wirklich geht. Ich mache mir Sorgen um ihn. Und darum, wie es nach seinem Tod weiter gehen soll." erklärte James bedächtig. Er griff nach Alans Hand auf seiner Schulter und führte sie zu seinen Lippen, um einen Kuss darauf zu hauchen.
"Ich wünschte, mir bliebe mehr Zeit mit ihm, um von seinen Erfahrungen zu profitieren, um von ihm zu lernen und meinen Platz hier zu festigen." Er hatte sich rasch mit der Vorstellung angefreundet in London zu bleiben und womöglich mit der Zeit Foliots Nachfolger zu werden. Dass dessen Gesundheitszustand aber jetzt schon so schwierig war, gefährdete all die Pläne, die James sich zurecht gelegt hatte.

Alan seufzte leise. "Natürlich würde er das nicht zugeben. Sie würden sich wie die Aasgeier auf ihn stürzen, noch ehe er tot ist. Du weißt doch, wie die ach so heiligen Priester und Politiker sind. Lässt er wenigstens seinen Leibarzt kommen? "
Er strich James sanft über den Rücken und setzte sich dann auf die Kante seines Schreibtisches, um ihn besser ansehen zu können. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen.
"Wie soll es schon weiter gehen? Dein Platz ist gefestigt genug. Kardinal Rizzoli sorgt schon dafür, dass du der nächste Bischof von London wirst. Du bist einer der klügsten Köpfe der Kirche. Sie wären dämlich, wenn sie das nicht nutzen würden. Mach dir darum keine Gedanken. Und du wirst es gut machen als Bischof, da bin ich ganz sicher."

James nickte knapp. "Ja, er ist jeden Morgen bei ihm, meist noch bevor ich zu Foliot komme. Aber der Leibarzt sagt, dass er auch nicht viel tun kann. Foliot ist 76 Jahre alt, er kann ihm etwas gegen die Schmerzen geben, die ihn hin und wieder plagen, aber er kann das Alter unmöglich aufhalten." James hob leicht die Schultern. Dann lehnte er sich zurück und schnitt eine Grimasse. "Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht, Alan." erwiderte er.
"Rizzoli sitzt in Italien und selbst, wenn er hier wäre ... ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich genug Macht ausüben könnte, um das Domkapitel von meiner Wahl zu überzeugen. In zwei, drei oder vielleicht vier Jahren, ja, da wären sie wohl von selbst darauf gekommen, aber jetzt? Dafür gibt es zu viele Neider, zu viele, die selbst gerne dieses Amt innehätten. Und glaub mir, mehr als genug Mitglieder des Kapitels haben es gar nicht gern gesehen, dass ich frisch aus Italien hier her kam und gleich eine solche Stellung erhalten habe. Sie sind der Meinung, ich würde nur Roms Interessen im Auge haben und nicht Englands."

Alan neigte nachdenklich den Kopf. "Nun, Recht hat er. Foliot hat ein stolzes Alter erreicht und es ist nur eine Frage der Zeit. Hoffen wir für ihn, dass sie ihn in Würde gehen lassen, wenn sie begreifen, wie es um ihn steht."
Er lachte leise auf. "Jamie...", sagte er dann sanft. "Wenn ich nicht zuversichtlich wäre, meinst du, ich wäre hier? Ich habe in Italien mehr als gute Kundschaft gehabt. Trotzdem bin ich mit dir hergekommen, weil ich sicher bin, dass du es hier weit bringen wirst."
Er legte James die Hand an die Wange. "Er wird. Und die Mitglieder des Kapitels sind noch dümmer, als ich dachte, wenn sie das denken. Dein Vater ist der mächtigste Lord Englands. Warum also solltest du nur Roms Interessen im Blick haben? Wenn sie also von selbst nicht darauf kommen, müssen wir eben ein bisschen nachhelfen. Zu gegebener Zeit Gespräche führen und sie nach und nach auf unsere Seite ziehen. Ich habe einflussreiche Kunden, die ich auch in diese Richtung schubsen kann. Die wiederrum sind mit einigen Priestern gut befreundet. Also James...du wirst zumindest so viele von dir überzeugen, dass es genügt um deine Wahl zu sichern."

James lief ein wohliger Schauer über den Rücken als Alan auflachte und er legte die Hand auf Alans, die nun an seiner Wange lag. Im nächsten Moment musste er grinsen. "Alan, Alan ... was höre ich denn da? Wird etwa doch noch ein Politiker aus dir?" erwiderte er amüsiert und erhob sich von seinem Platz. "Lass das nicht deinen Vater hören, nicht, dass er hinterher noch stolz auf dich wird." feixte er leise und legte die Arme um Alans Taille.
"Aber ich weiß mehr als alles andere zu schätzen, was du alles für mich tust. Und dass du so unerschütterlich an mich glaubst." James gab Alan einen Kuss und lehnte für seinen Moment seine Stirn an Alans. "Du hast Recht, wenn wir es richtig anstellen, wird es gelingen. Das muss es einfach, schließlich sind wir genau deswegen hier her gekommen."

Alan grinste zurück. "Irgendwann musste das ja mal auf mich abfärben. Die Politik der Kirche ist ohnehin wieder eine Sache für sich. Mein Vater wäre nicht einmal stolz auf mich, wenn ich Papst werden würde. Oder Lordkanzler. Also mach dir darum mal keine Sorgen. Glücklicherweise bin ich Maler und kein Politiker und verdiene mein eigenes Geld."
Er genoss die Nähe zu seinem Liebsten und erwiderteden Kuss innig.
"Das ist selbstverständlich. Ich liebe dich und ich glaube an dich. Gemeinsam schaffen wir das, so, wie wir bisher alles geschafft haben. Überleg einmal wie weit wir es geschafft haben."
Alan war überzeugt davon, dass James Londons Bischof werden würde.

James lachte leise. "Oh, da mache ich mir keine Sorgen. Ich bin vollauf zufrieden, wenn ich stolz auf dich sein kann." erklärte er und strich Alan durch den etwas wirren Haarschopf.
Er lehnte sich zufrieden an Alan und lächelte glücklich. Es war immer wieder erstaunlich wie leicht es Alan fiel all seine Zweifel zu zerstreuen. James küsste ihn erneut. "Und ich liebe dich. Von ganzem Herzen." wisperte er gegen die Lippen seines Freundes.
Sie beide hatten wirklich schon eine ganze Menge zusammen durchgestanden und James war unendlich froh, dass Alan in all der Zeit immer an seiner Seite gewesen war.

Alan grinste ihn an. "Das genügt mir auch völlig. Wenn du stolz auf mich bist, ist das viel mehr wert, als jede Anerkennung meines Vaters, der mich nie so akzeptiert hat, wie Gott mich geschaffen hat. Ich bin wie ich bin und das ist gut so. Ich habe nur lange gebraucht um das zu erkennen."
Alan betrachtete ihn einen Moment lang zärtlich.
"Was hältst du davon, wenn wir in die Stadt gehen? Es ist Markt. Vielleicht finden wir ein paar schöne Sachen. Einfach nur einmal ansehen....und wir könnten die kleine Kapelle besuchen, die wir entdeckt haben und für Foliot eine Kerze anzünden."

James erwiderte Alans zärtlichen Blick, dann nickte er entschlossen. "Gerne. Das klingt nach einer hervorragenden Idee. Ein bisschen Ablenkung kann ich gut gebrauchen und ein Gang zur Kapelle ist immer gut." Er würde eine Kerze für Foliot spenden und ein Gebet sprechen ... Gott bitten, ihm seinen Mentor noch ein wenig zu lassen, schließlich gab es noch so viel, das er von dem alten Bischof lernen konnte. Vielleicht hatte Gott ja ein Einsehen und ließ Foliot noch einmal genesen. James würde es sich wünschen.
Und wenn Gott doch entschied ihn zu sich zu holen, dann würde James weiter sehen. Alan hatte Recht, sie würden es schon irgendwie schaffen, immerhin waren sie genau dafür hergekommen.

Sophie

Sophie saß auf der Mauer im Garten und dachte nach. Eigentlich hatte sie ihre Entscheidung getroffen, nur wie sollte sie das irgendjemandem sagen? Sie hatte keine Ahnung, wie sie es Harry oder William sagen sollte. Also hatte sie sich noch ein bisschen Zeit genommen, einfach ihre Ruhe genießen.
Sie sah auf, als sich eine der streunenden Katzen maunzend näherte und schnurrend um ihre Beine strich. Ihr Vater duldete die Katzen wohlwollend, da sie die Mäuse aus den Vorratskammern fern hielten und auch die Hunde hatten sich langsam an sie gewöhnt.
Seufzend hob sie die getigerte Katze auf ihren Schoß und streichelte durch das weiche Fell. "Ach, manchmal wäre ich gern wie du. Du musst dir über solchen Unsinn wie Liebe keine Gedanken machen..."

William hatte aus seinem Arbeitszimmer heraus beobachtet, wie Sophie in den Garten gegangen war. Er hatte einen Moment nachgedacht und ihr etwas Zeit gegeben, dann war er ihr schließlich gefolgt. Er wusste genau, dass sie dieses ganze Theater um Harry ziemlich mitnahm und wenn er konnte, wollte er seiner Tochter ein wenig beistehen.
Also schlenderte William durch den Garten bis er Sophie auf einem Stück der Mauer sitzen sah, einen getigerten Kater auf dem Schoß, der seiner Tochter scheinbar Gesellschaft leistete.
William trat zu ihr und setzte sich neben Sophie auf die kleine Mauer. "Mir scheint als hättest du schon jemanden gefunden, der dich ein wenig tröstet ..." bemerkte er und strich kurz über den Kopf des Katers.

Sophie

Sophie lächelte leicht, als ihr Vater sich zu ihr gesellte. Er schien immer zu wissen, wenn sie ein wenig Beistand gut gebrauchen konnte und auch dafür liebte sie ihren Vater so sehr. Er würde sie niemals im Stich lassen.
"Ja und ich bin ganz dankbar für seine Gesellschaft. Ich habe gerade festgestellt, wie sehr ich ihn beneide. Er muss sich um solchen Unsinn wie Liebe keine Gedanken machen." Der Kater schnurrte unter den Streicheleinheiten behaglich und schmiegte sich enger an den Körper des Mädchens.
"Ich bin unsicher, ob ich das Richtige tue. Das alles ist so...schwierig. Und auch, wenn du mich jetzt für ein dummes, sprunghaftes Ding hältst....ich würde die Verlobung gern auflösen."

William lächelte leicht. "Sicher hat sein Leben ein paar beneidenswerte Seiten, aber ebenso viele, die ich nur ungern teilen möchte." erwiderte William und legte einen Arm um Sophies Taille.
William betrachtete seine Tochter aufmerksam und seufzte leise. "Nicht für ein dummes, sprunghaftes Ding." erwiderte er. "Ich bin sicher, dass du dir diese Sache gut überlegt hast. Ich hoffe nur, dass du nicht zu diesem Entschluss gekommen bist, weil du Angst davor hast, was Harry tut, wenn du ihn nicht erhörst? Das wäre eine denkbar schlechte Grundlage für ein Leben an seiner Seite." Denn das die Auflösung ihrer Verlobung sie in Harrys Arme führen würde, war für William mehr als offensichtlich.

Sophie

Sophie erwiderte das Lächeln und nickte leicht, kraulte den kleinen Kater hinter den Ohren. "Du hast ja recht. Manchmal ist sein Leben sicher auch gar nicht so leicht."
Sie schmiegte sich leicht an ihren Vater.
"Das habe ich. Ich tue seit Tagen nichts Anderes, kann nachts nichts schlafen. Diese Sache macht mich fertig." Sie seufzte schwer. "Das hat den Entschluss sicher beeinflusst. Würde ich das leugnen, wäre es eine Lüge. Aber ich habe gemerkt, wie wichtig er wirklich für mich ist. Ich hatte solche Angst und Sorge um ihn. Verstehst du...ich fürchte, ich habe mich etwas vorschnell auf William eingelassen, weil ich Harry vergessen wollte. Und es ist unfair ihn zu heiraten, wenn ich doch eigentlich Harry will. Ich weiß, er ist ein Träumer und ein Chaot. Aber da ist etwas, das uns verbindet."

William betrachtete Sophie nachdenklich und strich ihr dann sanft über die Wange. "Liebes, ich will ehrlich zu dir sein. Sicher wäre ich froh, dich bei William de Ferrers zu wissen. Aber du sollst glücklich werden. Es ist dein Leben und daher deine Entscheidung. Und ganz gleich wie du dich entscheidest ... auch wenn es tatsächlich Harry sein sollte, den du willst ... ich werde dir bei stehen und es dir ermöglichen."
William hauchte einen Kuss auf Sophies Stirn. "Und deine Mutter erst recht, das weißt du. Wir beide werden immer für dich da sein." Es wäre ihm zwar lieber gewesen, hätte Sophie den Erben des Earl of Derby geheiratet, doch was half ihm eine solche Verbindung, wenn seine geliebte Tochter unglücklich war?

Sophie

Sophie küsste ihren Vater auf die Wange. "Ich weiß, er wäre eine gute Partie. Aber ich kann es einfach nicht tun. Das wäreihm gegenüber nicht fair. Er liebt mich, aber ich kann das nicht erwidern. Nicht so, wie er es verdient hat. Und Harry...oh Gott, er leidet so. Er geht zugrunde...Ich hätte nie gedacht, dass er so an mir hängt. Und ich kann es nicht ertragen, wenn ich ihn nie wieder sehen sollte, weil er den Kontakt abbricht."
Sie lächelte zart. "Ich danke euch sehr für eure Unterstützung. Ich weiß das zu schätzen und es macht mir die Sache einfacher. Glaubst du, William ist sehr böse auf mich? Ich weiß nicht, wie ich ihm das sagen soll. Er wird so enttäuscht sein."

"Tja, das hätte wohl niemand gedacht, vermutlich nicht einmal Harry selbst bis es tatsächlich so weit war. Aber er war schon immer ein hoch emotionaler Mensch, der Junge tut wahrlich keine halben Sachen. Wenn sich erst einmal ein Gefühl in ihm breit gemacht hat, dann aber auch mit aller Macht, wie man sieht." erwiderte William und strich Sophie über den Rücken. "Er wird vermutlich enttäuscht sein, ja, denn es scheint mir, dass er sich wirklich in die verliebt hat, aber das wird vergehen. Er ist ein selbstbewusster, junger Mann, der noch alles vor sich hat und obendrein ist er sein Leben lang darauf vorbereitet worden, dass er eines Tages die Frau heiraten wird, die sein Vater für richtig hält. Ich denke, wenn du dir die Zeit nimmst und es ihm in Ruhe erklärst, wird sich alles finden, mach dir keine Sorgen um ihn."

Sophie

Sophie musste grinsen. "Da hast du wohl Recht. Er weiß selbst nicht so richtig, wie ihm geschieht. Aber er liebt mich so sehr...er hat sich von mir zum Essen überreden lassen. Nur von mir...Ich bin so froh, dass er noch lebt. Sonst hätte ich vermutlich den schlimmsten Fehler meines Lebens gemacht. Vermutlich schreibt er jetzt nur noch Liebesgedichte, wenn ich es ihm gesagt habe."
Sie seufzte leise. "Das ist gut. Ich mag ihn wirklich gern, weißt du...aber...er ist einfach nicht der Richtige. Ich muss es ih sagen. Und dann werde ich es Harry sagen. Er weiß noch nichts davon. Ich wollte mir erst selbst über einige Dinge klar werden."
Und dann konnte ihr neues Leben beginnen. "Ich weiß zwar nicht so genau, wie Harry vor hat eine Familie zu ernähren, aber er meinte, es würde reichen."

William lachte leise. "Ich bin überzeugt, du wirst den Burschen schon in die richtige Spur kriegen." erwiderte er amüsiert. Sophie wusste schließlich was sie wollte und würde nicht zögern und Harry in seine Schranken weisen, wenn dieser ein wenig aus der Bahn geriet vor lauter neuen Veränderungen.
William nickte lächelnd. "Ich bin sicher, du wirst die richtigen Worte finden, um es ihm klar zu machen. Und dann erzähl es deinem Harry damit er endlich aufhört Trübsal zu blasen." William griff nach der Hand seiner Tochter und drückte sie leicht. "Mach dir darüber keine Gedanken. Hier ist immer ein Platz für euch und wenn ihr anfangs noch ein wenig Unterstützung braucht, weil Harry noch Fuß fassen muss mit seinen Werken, dann wäre es mir eine Freude euch zu helfen." versicherte William ihr. Nie im Leben würde er zulassen, dass es einem seiner Kinder an etwas mangelte.

Sophie

Sophie hatte Williams Enttäuschung immer noch vor Augen, aber letztendlich hatte er verstanden, warum sie es tun musste und ihr verziehen, dass sie ihn so hängen ließ. Damit war ihr ein großer Stein vom Herzen gefallen.
Und nun musste sie es nur noch Harry sagen. Sie fand ihn in seinem Zimmer, immer noch und stellte sich zuerst an sein Fenster. Dann drehte sie sich zu ihm um und sah ihn an. "Weißt du, Harry, du solltest wirklich mal wieder nach draußen gehen. Das Wetter ist so schön. Und ich werde keinen Mann heiraten, der immer nur drinnen sitzt und Trübsal bläst.", erklärte sie ihm dann ruhig, hielt das Lächeln noch zurück. Sie wollte seine Reaktion sehen.

Harry

Harry setzte sich im Bett auf als es an der Tür klopfte und ein wehmütiges Lächeln huschte über seine Lippen als Sophie eintrat. Es waren ein paar Tage vergangen seit er ihr gesagt hatte, dass sie eine Entscheidung treffen musste - und das er keinen Kontakt mehr zu ihr würde halten können, sollte sie nach wie vor de Ferrers heiraten wollen. Jeden Tag hatte er sich damit geplagt, was sie wohl tun würde und war bald zu dem Schluss gekommen, dass es eine Illusion gewesen war, sie könne ihn vielleicht doch noch erhören.
Trotzdem machte sein Herz immer einen kleinen Hüpfer, wenn sie ihn besuchte, so auch heute. Er beobachtete sie, wie sie am Fenster stand und setzte gerade zu einer Erwiderung an, als er stockte. Hatte sie das wirklich gerade gesagt? Oder bildete er sich solche Dinge nun schon ein?
Harry schluckte schwer. "Was ... was soll das bedeuten?" fragte er unsicher. Seine Stimme klang noch immer rau, aber da er Sophie zu Liebe nun wenigstens regelmäßig etwas von Johns Kräutertees trank, war es schon besser geworden.
Er traute sich kaum die Hoffnung zu hegen, dass sie sich wirklich gegen de Ferrers und für ihn entschieden hatte. Das war doch viel zu unwirklich ...