William und Joanna - bis 1188

Rob machte eine beschwichtigende Geste. "Ach, nicht der Rede wert, ich habe es gern getan." erwiderte er und lächelte. "Das hoffe ich doch auch, schließlich denke ich nicht, dass du dich hier so oft einsam fühlen wirst." bemerkte Rob amüsiert und drückte leicht Emmas Hand. "Und das gleiche gilt auch für dich. Meine Tür steht dir immer offen, egal was es ist. Und wenn dich irgendetwas bedrückt, komm zu mir, ich helfe dir jederzeit wieder gern."
Rob grinste amüsiert und zuckte mit den Schultern. "Ein bisschen schon. Ich freue mich immer, wenn einer meiner Pläne aufgeht. Aber ich denke, ich trete nur ein bisschen in seine Fußstapfen, denkst du nicht? Schließlich habe ich dich nicht geheiratet." gab Rob augenzwinkernd zurück. Und nicht nur das, auch darüber hinaus war er Meilenweit davon entfernt mit seinem Vater in dieser Sache gleich zu ziehen. Er hatte es schließlich nicht in Emmas Bett geschafft.

Emma

Emma schüttelte den Kopf. "Aber es ist nicht selbstverständlich, was du getan hast. Und eines Tages werde ich mich bei dir revangieren. Ich denke auch nicht, dass ich allzu einsam sein werde." Sie lächelte sanft.
"Ein bisschen ja...aber genug. Du hast immerhin ein Leben völlig geändert. Und so sehr ich dich auch mag, ich würde dich auch nicht heiraten, Kleiner. Dazu bist du mir dann doch ein bisschen jung." Sie zwinkerte ihm zu und küsste ihn auf die Wange.
"Aber du wirst einmal eine Frau ausgesprochen glücklich machen. Lass dich nur ja nicht ändern, Rob. Das wäre zu schade."

"Das brauchst du nicht, wirklich. Mir ist es schon Belohnung genug, wenn du glücklich wirst mit deinem neuen Leben." erwiderte Rob locker. Dann schnitt er eine Grimasse. "Ich würde dich auch nicht heiraten. Du bist mir viel zu alt." stellte er trocken fest, musste dann aber grinsen. Als sie ihn auf die Wange küsste, errötete er ein wenig. "Tja, das hoffe ich mal. Auch wenn sich die Frau, die ich glücklich machen werde, noch ein bisschen Zeit lassen kann." Er sah Emma an und lächelte sanft. "Das werde ich nicht, versprochen."

Isabella war eine Weile in Kent geblieben und hatte sich dann auf den Weg nach Oxford gemacht, um gemeinsam mit William und Sybil Edward zu besuchen und dessen Frau kennenzulernen. Für ihren Geschmack hatte Edward bereits viel zu lange gewartet, ihr das neue Familienmitglied vorzustellen. Und ihren Neffen Michael kannte sie auch noch nicht.
Als sie ankamen, wartete Edward bereits und Isabella schloss ihn freudig in die Arme.
"Es ist so schön dich zu sehen, Bruderherz."
Und sie beide konnten wahrlich ihre Verwandschaft nicht leugnen. Mit demselben feuerroten Haar und den blauen Augen kamen sie Beide voll und ganz nach ihrer Mutter.
"Ich bin schon so gespannt darauf alles kennenzulernen."

Edward hielt sich nur mit Mühe davon ab nicht ungeduldig wie ein kleiner Junge von einem Fuß auf den anderen zu treten während er im Burghof wartete. Ein Bote hatte bereits am Morgen angekündigt, dass Isabella und ihr Gemahl heute eintreffen würden und die Wache hatte ihn vor kurzem informiert, dass die Reisegruppe in Sichtweite war. Also stand er hier nun und lauschte dem Hufgetrappel bis sie endlich durch das Tor ritten.
Mit einem strahlenden Lächeln trat er seiner Schwester entgegen und zog Isabella in seine Arme. "Schwesterchen!" Lachend hob er sie hoch und drehte sich einmal kurz mit ihr im Kreis, so wie er es früher schon immer gern gemacht hatte, als sie noch Kinder gewesen waren. "Oh es freut mich, dass ihr angekommen seid! Ich hoffe eure Reise war angenehm?" erkundigte er sich und begrüßte auch seinen Schwager herzlich, ehe er eine einladende Geste in Richtung des Bergfrieds machte. "Helene ist drinnen und überwacht die letzten Vorbereitungen mit Adleraugen. Sie ist schon ganz aufgeregt dich kennen zu lernen." berichtete er seiner Schwester grinsend.

Isabella lachte leise, als Edward sie hochhob und küsste ihn auf die Wange. "Ich habe dich vermisst, Edward. Ja, die Reise war angenehm. Wir waren eine ganze Weile in Kent und von dort aus ist es ja nicht mehr so sehr weit bis hierher.", erklärte sie.
"Sybil mag es sowieso, wenn wir unterwegs sind. Weil ihr Vater sie zwischendurch immer ein Stück mit aufs Pferd nimmt."
Isabella zwinkerte ihrem Mann zu, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder Edward widmete. "Oh, ich bin genauso neugierig auf sie wie sie auf mich. Ich kann es kaum erwarten. Du hast viel zu lange damit gewartet. Wie ist die Stimmung zwischen euch? Nicht, dass ich sofort ins Fettnäpfchen trete.", fragte sie, als sie sich in Bewegung setzten.

Edward nickte lächelnd. "Kent ... wie geht es Mary und ihrer Kinderschar? Ich habe sie eigentlich auch schon viel zu lange nicht gesehen." stellte er fest und lachte dann leise. "Oh, das glaube ich. Da wird sie hier aufblühen vor Freude, wenn ich sie mit in die Ställe nehme." prophezeite Edward gut gelaunt und bot Isabella dann seinen Arm an, um sie hinein zu geleiten.
Bei ihrer Frage entfuhr ihm ein leichter Seufzer und er schüttelte kurz den Kopf. "Frag lieber nicht. Im Moment herrscht eine wahre Eiszeit zwischen uns." erwiderte Edward und überlegte, wie er aus dieser Sache heraus kommen konnte ohne von Isabella eine Strafpredigt gehalten zu kriegen. Denn so oder so, sie würde ihn dafür schelten, dass er mit Hanna gegen sein eigentliches Versprechen das Bett geteilt hatte. Vermutlich würde das seine Schwester und Helene auch noch zu Verbündeten machen, wenn er Pech hatte ...

"Oh, prächtig. Mary ist schwanger... Charles und sie hatten eine turbulente Zeit, aber sie haben sich wieder zusammen gerauft. Und der Mann tut ihr wirklich gut. Ich habe sie selten so zufrieden erlebt. Mary ist sonst immer so eine unruhige Seele, aber jetzt findet sie wirklich ihren Ruhepol."
Isabella nickte fröhlich. "Oh ja, sie wird dich vergöttern, Ed. Sie ist fast nicht wegzubekommen von den Pferden, wenn sie einmal dort ist."
Gut gelaunt ging sie neben ihm her zum Eingangstor und lauschte dann mit gerunzelter Stirn. "Eiszeit? Will ich wirklich wissen, was du angestellt hast, Bruder? Ich dachte, es wäre endlich besser zwischen euch." Aber vielleicht konnte sie mit Helene sprechen und die Beiden einander wieder annähern.

"Schon wieder? Herrje, die zwei sind wirklich fleißig." feixte Edward und lächelte zufrieden. "Das freut mich wirklich für sie, sie hat es so verdient. Charles ist ein anständiger Kerl, es war schön ihn und Mary zu beobachten als sie das letzte Mal am Hof waren. Ich schätze, er würde ihr wirklich jeden Wunsch von den Lippen ablesen."
Edward schürzte scheinbar bestürzt die Lippen. "Wieso gehst du eigentlich gleich davon aus, dass es meine Schuld ist?" fragte er empört und zuckte dann mit den Schultern. "Im Grunde ist es nichts, im Gegenteil, ich übernehme endlich mal Verantwortung will ich meinen." bemerkte Edward augenzwinkernd. "Ihr passt es nur nicht, dass ich es für mein illegitimes Kind tue. Sie ist beleidigt und tut nun so als hätte ich ihr wer weiß was angetan, dabei hat ja zwischen und nie tiefe Liebe geherrscht ... ich weiß ehrlich nicht wieso sie sich darüber so aufregt."

"Das sind sie. Eigentlich hatte Mary das auch nicht so geplant, aber die Natur hat ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.", bemerkte Isabella lächelnd. Es war zwar schwierig sich damit abzufinden, dass Mary ein Kind nach dem Anderen bekam, während Sybil bisher ein Einzelkind geblieben war, aber vielleicht würde sich das irgendwann noch ändern. "Oh ja, er vergöttert Mary regelrecht."
Sie verdrehte die Augen. "Weil es in der Regel du bist, der irgendwelchen Ärger provoziert. Das war als Kind schon so. Ach Ed....du hast also einen Bastard? Hier? Und du wunderst dich, dass sie sich aufregt, wenn du in ihrem Haushalt ein illegitimes Kind hast? Du bist wirklich nicht gerade die Sensibilität in Person, Edward.", erwiderte Isabella seufzend.
"Sicher ist es nicht die große Liebe, aber ich schätze mal, es verletzt sie einfach. Vielleicht bist du nächstes Mal ein bisschen diskreter, wenn du es nicht lassen kannst."

Edward hob leicht die Schultern. "Ich könnte mich ja auch geändert haben, denkst du nicht?" erwiderte er scheinheilig und wiegte dann den Kopf hin und her. "Noch nicht, aber es wird nicht mehr lange dauern. Als ich vom Hof wieder kam, habe ich erfahren, dass Hanna guter Hoffnung war ... erinnerst du dich noch an sie?" fragte Edward stirnrunzelnd. Isabella war schon einmal in Oxford gewesen, aber das war schon eine ganze Weile her und er war sich nicht ganz sicher, ob sie Hanna damals kennen gelernt hatte.
"Herrje, Bella, ich war ja diskret ... wäre Hanna nicht schwanger geworden, wäre die ganze Sache ja nie raus gekommen und Helene weiß ganz genau dass ich in diesen Dingen kein Heiliger bin. Aber es steht auch nicht zur Diskussion, dass ich mein Kind verheimliche. Es ist mein Fleisch und Blut, egal ob legitim oder nicht und deshalb werde ich auch für es Sorge tragen. Ganz gleich ob Helene dabei ein Zacken aus der Krone fällt oder nicht." brummte er ein wenig unwillig.

Isabella hob die Augenbrauen. "Du, Bruderherz, wirst dich niemals ändern. Du wirst immer ein wenig der Tunichtgut bleiben, der du als kleiner Junge warst. Also versuch nicht es zu leugnen."
Sie überlegte einen Moment. "Dunkel...ich kenne den Namen." Mit Hanna konnte sie etwas anfangen, aber nähere Erinnerungen dazu hatte sie nun nicht.
"Vielleicht solltest du einmal darüber nachdenken die Finger wenigstens von euren Bediensteten zu lassen, schließlich muss sie mit diesen jeden Tag umgehen. Ich glaube schon, dass das nicht so einfach ist, auch wenn sie es weiß. Und natürlich sollst du das Kind nicht leugnen. Möglicherweise bin ich in der Lage die Eiszeit zu mildern. Wenn ich sie etwas besser kenne, werde ich mit ihr darüber reden. Vielleicht kann ich sie besänftigen."

Edward lachte auf und legte den Arm um Isabellas Taille. "Tja, ich schätze, da hast du wohl Recht, Schwesterherz." bekannte er und der Schalk funkelte dabei in seinen Augen.
Dann seufzte er leise und sah kurz zum Himmel hinauf, ehe er den Kopf schüttelte. "Es ist ja nicht so, dass ich hier allen Mägden hinterher laufe. Eigentlich lasse ich die Finger von ihnen, nur ... Hanna war da eine Ausnahme. Sie war schon vor Helene da und hat mir ... hat mir etwas durch die Zeit nach Julias Tod geholfen, hat die Einsamkeit hier etwas vertrieben, verstehst du? Es ist, nun, ich schätze, es ist einfach eine Gewohnheit von der ich nicht so recht lassen kann." erwiderte Edward beinahe mit Unschuldsmiene. Dann lächelte er leicht. "Das wäre wundervoll. Es ist ja nicht so, dass ich übermäßig viel Wert auf ein liebevolles Miteinander lege, aber so wie es im Moment läuft ist es auch kein Zustand. Es war vorher wirklich schon deutlich besser zwischen uns." Und es war deutlich weniger anstrengend, wenn Helene und er sich nicht andauernd bekriegten.

Isabella lehnte sich leicht an ihren Bruder. Sie genoss es ihn wieder in ihrer Nähe zu haben, denn sie hatte sich Edward immer sehr verbunden gefühlt.
"Ich denke schon, dass ich dich verstehen kann. Du hast Julia sehr geliebt und jeder geht mit einem solchen Verlust anders um. Ich kann nachvollziehen, dass du die Einsamkeit nicht ertragen hast.", sagte sie ernst.
"Aber ich schätze, es war nicht sonderlich klug das weiter zu verfolgen, nachdem du geheiratet hast. Ihr hattet euch endlich angenähert und das hat alles kaputt gemacht. Du solltest wirklich aufhören damit." Isabela betrat an seiner Seite die Halle.
"Ich werde sehen, was ich tun kann. Und nun stell mir deine Lady vor."

Edward atmete geräuschvoll aus. "Es war nicht geplant, es ist ... einfach so passiert. Ach Belle, du sagst das so leicht. Aber wenn du meine liebreizende Gemahlin in ihrer Furienstimmung kennen würdest ... da ist es wirklich nicht so leicht nein zu sagen, wenn ich Hanna haben kann. Zumal sie wirklich ein Schatz ist. Bevor Helene kam hat sie hier den Haushalt maßgeblich am Laufen gehalten, ich habe ihr einiges zu verdanken." Edward schenkte seiner Schwester ein unschuldiges Lächeln. Für ihn war die Sache nun mal nicht ganz so leicht, er sagte nicht, dass er die Finger von Hanna ließ und tat es dann mühelos. Es war mitunter wirklich anstrengend gewesen und letztlich hatte er nicht mehr widerstehen können.
Edward führte Isabella zu Helene hinüber, die in der Halle wartete. "Helene, darf ich dir mein kleines Schwesterchen Isabella vorstellen? Schwesterherz, das hier ist meine reizende Gemahlin Helene."

"Trotz Furienstimmung scheint es aber doch soweit zu sein, dass ihr immerhin einen Sohn hinbekommen habt." Isabella warf ihrem Bruder einen schiefen Blick zu, sagte aber nichts weiter zu diesem Thema. Es war unsinnig, mit Edward darüber zu diskutieren. Was geschehen war, war geschehen und dieses Kind würde zur Welt kommen. Damit musste Helene sich arrangieren.
Sie war neugierig darauf die Frau kennenzulernen, die es mit Edward aufnehmen musste und ihm die Stirn so erfolgreich bot, dass sie ihn in Atem hielt.
Sie musterte die Französin flüchtig und lächelte, küsste sie auf beide Wangen.
"Bonjour, ma chére. Es ist eine Freude dich endlich kennenzulernen. Edward hat dich viel zu lange hier versteckt."

Helene

Edward warf Isabella einen Blick zu und schürzte die Lippen. "Naja, ich bin ja auch nur ein Mann." bemerkte er ein wenig spöttisch. Er hatte Helene ja durchaus vom ersten Tag an ausgesprochen attraktiv gefunden, doch bis es zwischen ihnen wirklich gefunkt hatte, hatte es dann doch noch eine Weile gedauert.
Edward trat einen Schritt zur Seite und beobachtete wie die beiden Frauen sich begrüßten. Er konnte Helene ansehen, wie unsicher sie war, doch sie lächelte und erwiderte Isabellas Begrüßung möglichst herzlich. "Bonjour, ma belle-soeur. Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, ich habe schon viel von dir gehört. Ich war wirklich neugierig dich kennen zu lernen." Helenes Blick huschte kurz zu Edward hinüber, ehe sie Isabella wieder ansah. "Ja, darin ist mein Gemahl ausgesprochen gut. Mich versteckt halten." bemerkte sie und versuchte nicht allzu bitter zu klingen. Sie konnte förmlich spüren, wie Edward die Augen verdrehte und sie wusste, dass sie sich auf dünnes Eis begab. Edward liebte seine Schwester, das hatte sie aus seinen Erzählungen klar heraus hören können und das beruhte vermutlich auf Gegenseitigkeit. Solche Kritik zu äußern war daher nicht ungefährlich, wollte sie Isabella nicht gleich sofort gegen sich aufbringen.

Isabella hatte ein Talent dafür sich in andere Personen hinein zu versetzen. Sie spürte deutlich, wie unsicher und zurückhaltend Helene war, auch mit ihren Äußerungen über Edward. Die Scheu würde sie ihr schon noch nehmen. Sie liebte ihren Bruder innig, aber sie wusste um dessen Fehler und Helene würde es sicher gut tun mit ihr zu sprechen.
"So ging es mir auch. Ich musste doch sehen, wer den Sturkopf meines Bruders aushalten muss." Sie zwinkerte Edward zu.
"Oh, wer ist das nicht? William würde mich am liebsten auch für sich behalten, ich glaube, das geht allen Männern mit hübschen Frauen so.", entgegnete sie fröhlich um der Situation die Spannung zu nehmen. Sie deutete auf William, der Sybil auf dem Arm hatte.
"Und das ist unsere kleine Sybil, sie ist unser Goldstück. Ich bin schon sehr gespannt darauf Michael kennenzulernen."

Helene

Helenes Blick huschte kurz zu Isabellas Gemahl und wieder zu ihr zurück. Zwischen diesen beiden lief es zweifelsohne harmonischer als in ihrer eigenen Ehe mit Edward. Aber sie sparte sich einen Kommentar, wusste sie Isabellas Bemerkung ja durchaus zu schätzen, da ihre Schwägerin damit versuchte ein wenig die Wogen zu glätten.
Helene trat auf William Marshal zu und knickste höflich vor ihm. "Sir William, es ist mir eine Ehre." erklärte sie lächelnd und wandte sich dann dem ungefähr dreijährigen Mädchen auf seinem Arm zu. "Und diese kleine Lady heißt also Sybil, ja? Es freut mich dich kennen zu lernen." Sie sah zu Isabella hinüber, ein Leuchten in den Augen, so verzaubert war sie von dem kleinen Mädchen. "Sie ist jetzt schon so schön wie ihre Mutter. Sie wird sicher einmal eine ganz bezaubernde Dame werden."

Isabella gab ihr Bestes um Helene ein wenig abzulenken. Sie wusste, dass Helene nicht gerade glücklich war, aber vielleicht konnte sie das ein wenig ändern.
"Oh, ich danke dir. Ich bin sicher, dass sie das wird. Ich bin so unglaublich stolz auf sie. Ich glaube allerdings, dass sie ihren Onkel auch ganz rasch um den Finger wickelt, wenn sie erst einmal hier wirklich angekommen ist und etwas geschlafen hat."
Sie trat zu Helene und berührte sie am Arm.
"Wie wäre es, wenn wir uns ein wenig ausruhen und wir uns dann nachher zu einem Gespräch treffen? Die Männer haben sicher auch einige Gesprächsthemen und ich möchte dich unbedingt besser kennenlernen. Und natürlich auch Michael."

Helene

"Das kannst du auch sein, sie ist ein zauberhaftes Kind." erwiderte Helene und sah kurz zu Edward hinüber, ehe sie nickte. "Vermutlich. Kindern und hübschen Frauen kann er ja nie widerstehen."
Als Isabella sie am Arm berührte, sah Helene ihre Schwägerin einen Moment lang zögernd an, dann nickte sie. "Gerne. Komm einfach vorbei, sobald du soweit bist. Dann stelle ich dir Michael vor und wir können mit den Kindern ein wenig in den Garten gehen, was meinst du?" schlug Helene vor und lächelte, erleichtert, dass Isabella es ihr so einfach machte, so auf sie zuging und sich wirklich für sie zu interessieren schien.

Isabella saß mit Helene im Garten. Sybil erkundete die neue Umgebung und Michael hielt auf einer Decke ein kleines Mittagsschläfchen. Da Edward und William sich zusammen gesetzt hatten, gab ihr das die Gelegenheit für einen kleinen Plausch mit Helene.
"Hast du dich gut hier in England eingelebt? Du bist ja nun schon eine ganze Wiele hier. Ich verstehe, dass es etwas ganz Anderes ist als Frankreich, nicht wahr?", begann sie unverfänglich ein Gespräch. "Aber Michael macht es dir sicherlich um Einiges leichter."
Wenn Edward es schon nicht tat... Ihr Bruder war einfach so, ihn würde vermutlich nichts ändern können. Aber Helene musste nun einmal damit leben.

Helene

Helene genoss das milde Wetter und die Ruhe im Garten, genauso wie ihre Begleitung. Isabella und ihre Tochter waren wirklich eine gute Gesellschaft und Michael war ausgesprochen zufrieden heute, so dass er auch rasch auf seiner Decke eingeschlafen war, als die Frauen sich gesetzt hatten.
"Ja, mittlerweile denke ich schon. Es gibt immer noch ein paar Dinge, die ihr Engländer tut, über die ich nur den Kopf schütteln kann, aber es ist im Grunde nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte. Ich hatte mir die ganze Sache schwieriger vorgestellt, aber die meisten Menschen hier in Oxford begegnen mir sehr freundlich und haben es mir recht leicht gemacht." berichtete Helene mit einem Lächeln. Es hätte um einiges schwieriger werden können, dessen war sie sich sehr wohl bewusst.
Ihr Blick glitt zu ihrem Sohn und ihre Miene wurde sanft, ein liebevolles Leuchten trat in ihre Augen. "Ja, das ist wahr. Michael erhellt mir auch die dunkelsten Stunden. Er ist wirklich ein Geschenk Gottes."

Isabella nickte zufrieden. "Das ist normal, denke ich. Jedes Volk hat seine eigenen Gewohnheiten. Edward erzählte mir anfangs, du könntest England so gar nichts abgewinnen. Ich bin froh, dass sich das nun geändert hat. Das macht es für euch alle einfacher. Ich freue mich, dass die Leute hier dich so gut angenommen haben. Ich hatte auch nichts Anderes erwartet."
Sie lächelte sanft.
"Das kann ich so gut verstehen. Es geht mir mit Sybil genauso. Es hat lange gedauert, bis ich dieses Kind empfangen habe und seit ihrer Geburt war es uns auch nicht mehr vergönnt. Aber gerade deswegen bin ich so unglaublich dankbar für sie."
Sie seufzte leise. "Edward sagte mir, es liefe im Moment nicht so gut bei euch.", begann sie behutsam. "Wie geht es dir damit?"

Helene

"Nun, man kann nicht behaupten, dass ich freiwillig hergekommen bin. Daher fiel es mir besonders anfangs so schwer und dein Bruder ... nun ja, er hat mir nicht gerade über alle Maßen geholfen mich hier zu Hause und willkommen zu fühlen." erwiderte Helene.
Sie bedachte das kleine Mädchen, das gerade durch den Garten stromte und all die bunten Blumen erkundete, mit einem sanften Blick. "Sie ist ein kleiner Juwel, den du gut hüten solltest." murmelte sie versonnen.
Dann kam, was kommen musste, das hatte Helene bereits geahnt. Sie biss die Zähne aufeinander und sah auf Michael hinunter - das einzig gute, was sie momentan ihrer Verbindung mit Edward abgewinnen konnte. "Hat er dir auch gesagt, wieso es nicht gut läuft?" fragte Helene und sah wieder auf. "Nun, wie es einer betrogenen, hintergangenen Frau nun einmal geht, die von ihrem Gemahl mit Füßen getreten wird und nicht einmal auf sein Wort vertrauen kann." bemerkte sie bitter.