William und Joanna - bis 1188

Der Arzt nickte entschlossen. "Ich werde mein bestes geben, Mylady. Alles weitere liegt in Gottes Hand." erklärte er und begann die Utensilien auszupacken, die er brauchen würde.
Edward sah zu Helene und deutete ein Kopfschütteln an. "Ich brauche nichts gegen die Schmerzen." widersprach er ein wenig heiser. "Nur einen Schluck Wein, um meine Kehle zu befeuchten." Er spürte den skeptischen Blick des Arztes nur zu deutlich, verzichtete aber darauf den Mann anzusehen, sondern hielt den Blick auf Helene gerichtet.
So hörte er nur, wie der Arzt aufstand, etwas in einen Becher goss und zurückkehrte, um Helene den Becher zu geben. Hätte Edward hingesehen, hätte er gesehen, dass es nicht nur Wein war, den der Arzt in den Becher gegeben hatte, so jedoch war er recht arglos als Helene den Becher schließlich in der Hand hielt.
"Werdet ... werdet Ihr die Wunden ausbrennen müssen?" fragte Edward mit gepresster Stimme. Allein die Vorstellung daran trieb ihm den Schweiß auf die Stirn und er hoffte inständig, dass ihm diese Qual erspart bleiben würde.

Helene

Helene nickte dankbar. "Und ich will auf Gott vertrauen." Er konnte Edward jetzt einfach nicht sterben lassen. Nicht, wo sie endlich zueinander gefunden hatten.
"Sei nicht albern, Edward. Lass dir doch helfen...", murmelte sie, nahm dann aber widerspruchslos den Becher vom Arzt entgegen.
War es wirklich nur Wein oder hatte er etwas hinzu gegeben? Sie war nicht sicher, half Edward aber ein paar Schlucke vom Wein zu nehmen. Sie runzelte bei Edwards Frage die Stirn. Das wäre wirklich nicht sonderlich angenehm für ihn.
"Ich denke, wir kommen erst einmal darum herum.", erwiderte der Arzt beruhigend. "Wenn es sicher allerdings schlimm entzündet, kann es sein, dass wir es doch noch tun müssen."

"Lasse ich ja." brummte er leise. "Aber ich brauche solches Zeug nicht." Nicht, nachdem er sich selbst schon einmal mit solchen Mitteln fast zu Grunde gerichtet hatte.
Mit einer Hand stützte er sich auf dem Bett ab, die andere legte er auf Helenes Schulter während diese den Becher an seine Lippen führte. Edward nahm einen kleinen, etwas mühseligen Schluck, doch als er spürte, wie der Wein seine Kehle hinab rann und den Durst stillte, folgten rasch einige weitere, ehe er sich wieder zurück sinken ließ.
Der Arzt nickte zufrieden und Edward griff wieder nach Helenes Hand. "Gut." murmelte er. "Beten wir zu Gott, dass es sich nicht entzündet." fügte er hinzu und blinzelte müde. Es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren und vermutlich begann der Wein auch schon seinen Teil dazu beizutragen, dass er immer müder wurde. Der Schmerz verblasste etwas und die Welt um ihn herum schien irgendwie ... weicher zu werden.
Als der Arzt sich ans Werk machte, gab Edward ein gepresstes Keuchen von sich und sein Griff um Helenes Hand wurde fester, aber es war beinahe noch erträglich. Vage nahm Edward wahr, dass Eric dem Arzt etwas zur Hand ging, aber die Müdigkeit wurde immer stärker ...

Helene

"Natürlich..." Helene seufzte leise. Warum musste er nur so stur sein? Warum konnte er sich nicht helfen lassen wie jeder Andere auch? Es war doch nur einfacher für ihn, wenn es nicht so sehr schmerzte.
Sie stellte den Becher zur Seite und strich sanft über seinen Handrücken, als er ihre Hand wieder ergriff. Sie wollte ihm beistehen und war unendlich dankbar, dass er sie ließ.
Er wurde müde, müder, als er es von bloßem Wein sein sollte und so sah Helene sich in ihrer Annahme bestätigt. Der Arzt musste ihm etwas in den Wein gemischt haben. Das fand durchaus ihre Zustimmung, er musste sich nicht quälen.
Sie erwiderte den Händedruck, um ihm Mut zu machen und wartete, bis er endlich in den Schlaf geglitten war. "Gut von Euch, ihm etwas zu geben."

Eric

Eric sah auf seinen Herrn hinab, der nun mit frischen Verbänden im Bett lag und schlief. Es war ein Segen gewesen, dass Edward schließlich doch so schnell eingeschlafen war, denn so hatte der Arzt rasch und gründlich arbeiten können. Er hatte Helene einige Anweisungen gegeben und einige Dinge für Edward da gelassen und schließlich hatte Eric ihn wieder hinaus begleitet. Morgen würde er wieder kommen, sofern sich Edwards Zustand bis dahin stabil hielt.
Eric fuhr sich über das Gesicht und seufzte schwer. "Dieser verfluchte Keiler." murmelte er und ließ sich auf einen Schemel sinken, ehe er Helene ansah. "Edward hatte ihn mit der Lanze sicher erwischt, das Tier lief nur noch ein paar Schritte, dann brach es zusammen. Wir waren sicher es wäre tot, würde aber zumindest im Sterben liegen und Edward wollte hin, dem Tier die Kehle durchschneiden und es ausnehmen ..." Reine Routine, so wie sie es immer taten. Niemand hatte sich etwas dabei gedacht. "Er hatte Chouchou neben den Keiler gelenkt und stieg gerade ab, da bäumte sich das Tier noch einmal auf. Es war wie von Sinnen ... und Edward konnte nicht so schnell reagieren, er war ja noch halb im Sattel, da hatte der Keiler ihn schon erwischt." berichtete Eric wie er versprochen hatte nun endlich, was geschehen war. "John war am nähsten dran, er hat dem Keiler seine Lanze in den Leib gerammt und damit das Tier endlich zur Strecke gebracht, aber ..." Aber für Edward war es dennoch zu spät gewesen, das massige Wildschwein hatte ihn mit den großen Hauern bereits erwischt und Eric hatte einen Moment gefürchtet, das Vieh hätte seinen Herren vollkommen aufgeschlitzt, so viel Blut war zu sehen gewesen. "Es tut mir so Leid, Mylady."

Helene

Helene saß Eric gegenüber auf einem Stuhl und lauschte ihm aufmerksam. Sie wollte genau wissen, was passiert war. Sie musste es einfach wissen.
"Er..hat es einfach unterschätzt, nicht wahr? Solche Tiere sind unberechenbar, gerade wenn sie im Sterben liegen. Soweit ich es beurteilen kann." Sie seufzte schwer.
"Wie hätte er auch so schnell reagieren sollen? Immerhin habt Ihr den Keiler getötet, bevor er noch mehr Schaden anrichten konnte. Nicht auszudenken, wäre Edward gestorben."
Sie schüttelte den Kopf und deutete ein Lächeln an.
"Es muss dir nicht leid tun, es ist nicht deine Schuld, Eric. Du konntest nichts dafür. Edward kennt das Risiko bei einer Jagd selbst gut genug. Und oft genug ist er nicht vorsichtig genug. Aber so ist er nun einmal... Ich hoffe wirklich, es heilt problemlos. Wenigstens ist Chouchou in Ordnung, er hängt so an dem Pferd."

Eric

Eric hob etwas verzweifelt die Schultern. "Wir alle, schätze ich. Keiner hat mit so etwas gerechnet, sonst hätten wir ihn aufgehalten." erwiderte Eric und sah zu Edward hinüber. "Hoffen wir nur, dass wir den Keiler auch wirklich rechtzeitig haben töten können ... er muss sich einfach wieder erholen." Die Vorstellung Edward könnte aus dem Leben scheiden, ließ Eric das Blut in den Adern gefrieren. Er hing mittlerweile so sehr an diesem Mann, dem er so viel zu verdanken hatte.
"Ja, ich werde heute Abend noch einmal sicher gehen, dass Chouchou wirklich alles heil überstanden hat. Aber er machte einen guten Eindruck. Edward hat ... es war fast ein bisschen so als hätte er versucht den Gaul vor dem Keiler zu schützen." murmelte Eric ein wenig ungläubig, dann sah er Helene wieder mit ernster Miene an. "Wir sollten einen Boten nach Truro schicken. Seine Eltern sollten Bescheid wissen und vielleicht kann mein Vater herkommen. Oder er schickt Hal oder meinen Bruder. Nicht, dass ich dem Arzt hier nicht traue, aber ... vielleicht können sie noch etwas mehr für Edward tun." schlug Eric vorsichtig vor.

Helene

"Natürlich. Ich werfe euch nichts vor, Eric. Ihr könnt nichts dafür. Solche Dinge passieren einfach. Er muss sich erholen. Ich weiß nicht, was werden soll, wenn nicht."
Sie hatte diesen Mann so sehr ins Herz geschlossen, sie konnte es nicht ertragen ihn gerade jetzt zu verlieren.
Helene seufzte leise. "Das würde mich nicht wundern, Eric. Du weißt doch, wie er mit den Pferden umgeht. Er hat einen so ungewöhnlichen Draht zu ihnen, als würde er sie verstehen. Und gerade Chouchou ist sein Ein und Alles. Ich werde das vermutlich niemals wirklich begreifen können."
Sie hörte Eric aufmerksam zu und willigte dann ein. "Vielleicht hast du Recht. Edward schwärmt selbst von den Fähigkeiten deines Vaters. Würdest du nach ihm schicken und Edwards Eltern Bescheid geben? Dann bleibe ich hier und passe auf ihn auf. Ich will nicht, dass er allein aufwacht."

Eric

"Ich bin sicher, dass er das wird. Er ist stark, Mylady." versicherte Eric entschlossen, dann musste er ein wenig grinsen. "Nein, vermutlich kann das niemand nachvollziehen. Es ist schon etwas besonderes daran wie er mit den Pferden umgehen kann."
Eric legte eine Hand auf seine Brust und verneigte sich. "Ich werde mich gleich darum kümmern. Und ich werde seiner Schwester Bescheid sagen, Isabella wird ihn sicher sehen wollen." erklärte Eric und ging zur Tür. Dort hielt er jedoch noch einmal inne und drehte sich zögernd zu Helene um. "Mylady ... er ... er zeigt es Euch wohl nicht so oft, aber ... er hat Euch wirklich gern. Es ist gut, dass Ihr ihm beisteht." erklärte der junge Mann, dann wandte er sich zum Gehen. Er musste Isabella suchen und dann ein paar Briefe schreiben, die umgehend nach Truro mussten.

Helene

Helene nickte langsam. "Und ich hoffe, wir werden ihm noch weiterhin zusehen und staunen können." Sie lauschte ihm aufmerksam und lächelte schief.
"Ich danke dir. Es tut gut es dann und wann zu hören." Sie wusste, Edward hatte etwas für sie übrig. Aber sie erkannte es nicht allzu oft.
"Und danke für deine Hilfe."
Nachdem Eric gegangen war, setzte sie sich an Edwards Seite und hielt seine Hand. Sie würde bei ihm bleiben, bis er aufwachte. Er sollte nicht allein sein.
"Ach, Edward....mach mir ja keinen Kummer.", murmelte sie leise.

Leise Stimmen drangen zu Edward durch, aber er war noch viel zu müde und zu durcheinander, um sie fassen zu können. Immer wenn er versuchte, die Stimmen zu erkennen oder ihre Worte zu begreifen, entglitten sie ihm wieder.
Und dann herrschte mit einem Mal wieder Stille. Edward glaubte, er sei wieder dabei in einen seiner Träume zu versinken, doch dann spürte er eine kühle Hand, die nach der seinen griff. Und wieder eine Stimme. Dieses Mal etwas näher und als er darüber nachdachte, erkannte er sie auch.
"Helene ..." murmelte er leise und blinzelte leicht bis er seine Gemahlin an seiner Seite erkennen konnte. "Hm ... hab ich dir jemals keinen Kummer gemacht?" fragte er ein wenig schleppend, bemühte sich aber um ein Grinsen.
"Ist ... ist der Arzt schon weg?" fragte er dann, unsicher wie lange er eigentlich geschlafen hatte.

Helene

Helene wachte an Edwards Seite und irgendwann begann er unruhig zu werden. Sanft strich sie die wirren roten Locken aus seiner Stirn.
"Oh...cheri..." Sie musste unwillkürlich lächeln. "Da hast du auch wieder recht. Aber manchmal schon, manchmal hatten wir auch sehr schöne Momente."
Helene nickte langsam.
"Ja, er ist gegangen und schaut morgen wieder nach dir. Er hat mir ein paar Sachen da gelassen, die dir helfen werden. Wie fühlst du dich? Geht es dir etwas besser?"
Sie seufzte leise.
"Ich mache mir Sorgen um dich."

"Dass ich das mal aus deinem Munde hören würde." bemerkte Edward ein wenig spöttisch und konzentrierte sich dann auf Helenes Worte. "Was für Sachen hat er da gelassen?" fragte er mit gerunzelter Stirn und zog dann die Decke ein wenig zurück, um zu sehen, was für ein Anblick sich darunter bot. Er hatte saubere Verbände angelegt bekommen, vermutlich würde der Arzt sie morgen kontrollieren und wechseln wollen. Auf jeden Fall sah es jetzt schon nicht mehr so dramatisch aus wie vorhin mit den zerrissenen Kleidern und dem vielen Blut.
"Hm, erschöpft, aber es könnte auch schlimmer sein." erwiderte Edward und hob leicht die Schultern. "Immerhin hat das Vieh mich nicht ganz aufgespießt." Edward streckte die freie Hand aus, bemerkte, dass sie leicht zitterte und legte sie dann an Helenes Wange. Die Erschöpfung durch den hohen Blutverlust würde wohl noch eine ganze Weile anhalten.
"Unsinn, Unkraut vergeht nicht so leicht." gab Edward zurück und sah sie dann forschend an. "Wie geht es Chouchou? Ist er in Ordnung?" stellte er dann die Frage, die ihn eigentlich am meisten interessierte.

Helene

Helene lächelte sanft. "Es geschehen noch Zeichen und Wunder, Edward." Sie warf einen flüchtigen Blick zum Tisch. "Etwas gegen die Schmerzen, es hilft dir auch ein bisschen beim einschlafen. Und wenn es zu sehr durchbluten sollte, hat er eine Salbe und frische Verbände hier gelassen. Er hat mir gezeigt, wie ich sie anlegen muss."
Es kostete sie zwar ein wenig Überwindung mit so einer Verletzung umzugehen, aber Edward zuliebe wollte sie es tun.
"Da hast du wohl recht. Das Ungeheuer hätte dich schlimmer treffen können. Gott, ich hatte solche Angst, als ich dich auf dieser Trage gesehen hab, völlig voller Dreck und Blut."
Sie legte die Hand auf seine kühle an ihrer Wange.
"Es geht ihm gut. Er hat ein, zwei Kratzer, aber ansonsten... Eric wollte nachher nochmal nach ihm schauen."

"Offensichtlich. Gut, dass ich das noch erleben darf." erwiderte er und folgte ihrem Blick. Edward schnaubte leise und deutete ein Kopfschütteln an als er die ganzen Sachen sah, die der Arzt hier gelassen hatte. "Alles Humbuk. Das bisschen an Schmerzen halte ich schon aus. Und zum Einschlafen brauche ich nun wirklich keinen Trank."
Er legte den Kopf ein wenig schief und grinste spöttisch. "Dir? Dir hat er es gezeigt?" fragte er mit einer Mischung aus Unglauben und Belustigung. "Bist du sicher, dass du nicht umfällst, wenn du meinen Verband wechseln musst?"
Bei Helenes nächsten Worten wurde der Ausdruck in Edwards Augen jedoch sanft. Er konnte ihr ansehen, dass sie die Wahrheit sprach, dass sie wirklich Angst um ihn gehabt hatte. Und das erinnerte ihn einmal mehr an das, was Isabella ihm über Helenes Gefühle für ihn gesagt hatte.
"Das ist gut. Eric soll mir Bescheid sagen, wenn irgendetwas ist ... ich kenne Chouchou am besten, ich weiß, was ihm hilft."

Helene

"Warte ab, wie es heute Nacht wird, Edward. Mach es dir doch nicht schwerer als nötig. Lass uns sehen, wie die Schmerzen sich entwickeln. Wenn es zu schlimm wird, werde ich dir ein bisschen von dem Trank in Wein mischen."
Helene verschränkte die Arme vor der Brust. "Natürlich hat er es mir gezeigt! Denkst du, ich lasse das irgendeinen stümperhaften Diener machen? Das kann ich viel besser selber, dann ist es wenigstens ordentlich. Zweifelst du daran, dass ich das durchziehe? Ich bin kein zimperliches Ding. Ich habe versprochen dir beizustehen, also ist es auch meine Aufgabe dich zu pflegen.", erklärte sie bestimmt.
"Ich werde es ihm ausrichten. Aber dein Pferd ist in den besten Händen, keine Sorge. Eric hat seinem Vater geschrieben. Er meinte, John könne mehr für dich tun."

Edward sah Helene einen Moment lang an, dann seufzte er resignierend. "Naja, irgendwelches Kräuterzeug wird vermutlich schon nicht schaden, wenn es wirklich schlimm sein sollte." willigte er dann schließlich ein. Dann lächelte Edward leicht. "Wer weiß. Ich dachte, vielleicht willst du das lieber Hanna machen lassen." bemerkte er spöttisch und seine Augen funkelten belustigt.
Er zog Helenes Hand an seine Lippen und hauchte einen Kuss darauf. "Danke. Allerdings bin ich nach wie vor der Meinung, Eric macht zu viel Gewese darum. Der Arzt hier wird schon wissen was er tut." erwiderte Edward. "Was denkst du, wäre meine Gemahlin gewillt, mir hier unter der Bettdecke ein wenig Gesellschaft zu leisten? Mir ist furchtbar kalt und du bist deutlich angenehmer als eine zweite Decke."

Helene

Helene lächelte erleichtert, als Edward zustimmte. Sie wollte nicht, dass er sich aus Sturheit quälte. "Das glaube ich auch." Im nächsten Moment verengte sie die Augen und funkelte Edward an. "Nur über meine Leiche! Sie braucht gar nicht zu meinen, dass sie irgendein Recht dazu hätte. Du bist mein Mann und ich werde dafür sorgen, dass du wieder gesund wirst. Nicht irgendso eine daher gelaufene Magd, die glaubt, irgendwelche Ansprüche zu haben!"
Hanna würde Edward nicht anfassen solange sie es irgendwie verhindern konnte.
"Eric wird schon wissen, was er tut. Wenn dieser John wirklich so gut ist, kann es nichts schaden." Ein breites Lächeln huschte über ihre Lippen, als er diese Bitte aussprach. Es zeigte ihr, dass sie sich nahe waren und dass er zu schätzen wusste, dass sie bei ihm war.
Sie streifte ihre Schuhe ab und schlüpfte auf der unverletzten Seite zu ihm unter die Decke. Sie schmiegte sich an ihn. "Nur zu gern. Ich will nicht, dass du frieren musst, mein armer Mann."

Edward schürzte kurz die Lippen, lächelte dann aber. "Hm, wie eifersüchtig du bist. Isabella scheint recht zu haben, dir liegt wirklich etwas an mir." bemerkte er sanft und beobachtete dann wie Helene sich von ihren Schuhen befreite und vorsichtig zu ihm unter die Bettdecke kam. "Oh, das ist er. John ist vermutlich der beste Arzt Englands. Er hat meinem Vater schon das Leben gerettet und auch mir mehr als einmal geholfen und das schon seit ich mir als kleiner Bengel das erste Mal die Knie aufgeschrammt hatte." erzählte Edward und legte vorsichtig die Arme um Helene. Er musste sorgsam dabei zu Werke gehen, da der Keiler ihn nicht nur am Bein, sondern auch seitlich am Bauch erwischt hatte. Wollte er nicht, dass es zu sehr schmerzte, musste er sich also vorsichtig bewegen.
Edward hauchte einen Kuss auf Helenes Lippen. "Wie umsichtig von dir." murmelte er leise und bettete den Kopf an ihre Schulter. Im Moment fror er durch den hohen Blutverlust, er konnte nur hoffen, dass sich kein Fieber einstellte und sich diese Empfindung dann in das genaue Gegenteil verwandeln würde.

Helene

Helene hob die Augenbrauen. "Das hat sie gesagt? Naja, nach all der Zeit kannst du mir ja nicht mehr gleichgültig sein. Und du hast mir meinen Sohn geschenkt..." Sie seufzte. "Nein...gleichgültig bist du mir wirklich nicht."
Sie lauschte ihm aufmerksam. "Dann war es wirklich gut, dass Eric nahm ihm geschickt hat. Er wird dir sicher noch besser helfen können, als der Arzt von hier. Ich bin gespannt darauf ihn kennenzulernen, wenn er schon so lange eine Hilfe für dich und deine Familie ist."
Helene strich vorsichtig durch die roten Locken, als er den Kopf an ihre Schulter schmiegte. "Nicht wahr?" Edward musste einfach wieder gesund werden.

"Ja, das hat sie." bestätigte Edward und gähnte herzhaft. Obwohl er noch gar nicht lange wieder wach gewesen war, hatte ihn das Gespräch mit Helene bereits so angestrengt, dass er sich nach etwas Schlaf sehnte. "Sie sagte, du seist verliebt in mich ... verrückt, oder?" Ein schläfriges Grinsen huschte über seine Lippen als er Helene ansah. "Ich habe sie ausgelacht dafür, aber langsam ... langsam glaube ich, sie hat die Wahrheit gesagt." murmelte er und schmiegte sich noch etwas dichter an Helene. Es war echte Sorge, die er da in ihren Augen las und das wäre unmöglich, wenn sie nicht mehr für ihn empfinden würde. Und Edward war froh, dass sie jetzt bei ihm war, dass er das hier nicht alleine durchstehen musste.
"Und vielleicht ... geht es mir ja ... sogar ähnlich ..." nuschelte Edward leise, kurz bevor ihn der Schlaf wieder übermannte.

Helene

Helene wurde ein wenig rot, als Edward es so offen aussprach. "Verrückt, ja..." Sie war sich selbst nicht sicher über ihre Gefühle. Sie mochte ihn gern, sie sorgte sich um ihn und sie war gern in seiner Nähe. War sie verliebt in ihn?
"Glaubst du das...vielleicht hat sie wirklich recht." Und sie ahnte, dass das für Edward vermutlich ein Problem war, weil er es nicht erwiderte. Doch Edward sorgte für eine kleine Überraschung. "Dir geht es ähnlich?"
Helene schüttelte leicht den Kopf und atmete durch, als sie erkannte, dass er eingeschlafen war. "Das ist typisch für dich, cheri....erst sagst du solche Dinge und dann stiehlst du dich einfach davon." Aber es hatte ihr Stoff zum Nachdenken gegeben und Edward brauchte den Schlaf.

Kurz flackerten Bilder vor seinem inneren Auge auf. Bilder, die ihn an diesen fürchterlichen Tag erinnerten an dem Edward mit Henry zwischen den brennenden Häusern entlang gelaufen war. Als schließlich der brennende Balken herab stürzte, auf ihn fiel und seine Haut verbrannte.
Es war so unglaublich heiß unter dem Balken ...
Edward schlug die Augen auf und musste blinzeln, bevor er erkannte, dass er nicht in dem kleinen Dorf war, nicht unter dem Balken lag. Aber es war trotzdem noch so heiß ... wieso verschwand die Hitze denn nicht?
"Helene?" Edward wunderte sich über die seltsame Stimme bis ihm bewusst wurde, dass es seine eigene gewesen war. Und nun spürte er auch den Schweiß auf Stirn und Brust, spürte die Wärme, nein, die Hitze ... er hatte Fieber bekommen. Edward versuchte sich von der warmen Decke zu befreien und stöhnte auf als ein jäher Schmerz ihn daran erinnerte, warum er hier ans Bett gefesselt war.

Helene

Helene war ein wenig eingenickt, hatte sich aber nach einer Weile aus dem Bett erhoben, um nach den Kindern zu sehen und Edward etwas schlafen zu lassen, solange er das mit seiner Verletzung gut konnte. Sie war gerührt gewesen, dass er ihre Nähe gesucht hatte und dass sie ihm offenbar doch etwas bedeutete.
Ein paar Stunden später saß sie am Fenster und strickte etwas. Immer wieder ging ihr Blick besorgt zu Edward hinüber, dessen Schlaf immer unruhiger wurde. Als er dann nach ihr rief, sprang sie auf und eilte zum Bett.
Beunruhigt fühlte sie seine Stirn. "Ich bin hier, cheri.", murmelte sie tröstend und seufzte leise. "Du hast Fieber.", stellte Helene fest und ging zur Wasserschale, um ein Tuch zu nässen und ihm auf die Stirn zu legen.

Edward entspannte sich ein wenig als Helene an seinem Bett auftauchte und ihre kühle Hand sich auf seine Stirn legte. Er gab ein zustimmendes Brummen von sich. "So fühlt es sich auch an ..." Er schloss die Augen und gab ein erleichtertes Seufzen von sich als Helene einen kühlen Lappen auf seine Stirn legte. "Kannst du mir etwas zu Trinken geben? Meine Kehle ist so trocken." Es fühlte sich an als hätte er seit Tagen nichts getrunken.
Ein wenig mühsam versuchte Edward sich aufzusetzen und lehnte sich erschöpft gegen den Bettpfosten als er den Oberkörper in eine halbwegs aufrechte Position gebracht hatte, um etwas trinken zu können. "War Bella hier?" fragte er während Helene zu dem Tisch hinüber ging, um ihm einen Becher zu holen. "Ich glaube ... sie und William sollten besser ... alleine an den Hof reisen. Ich schätze, ich brauche hier ... noch ein wenig."