William und Joanna - bis 1188

Emma

"Wenn Ihr das so empfindet. Aber möglicherweise täte es Euch gut Euch mehr anzustrengen.", erwiderte Emma lachend. "Allerdings würde ich es doch niemals wagen Euch zu drohen. Ich bin doch nur eine Küchenmagd. Das war nur eine kleine Gedächtnisstütze, falls es Euch entfallen sein sollte. Aber vielleicht wäre es wirklich schade darum, wenn eines Eurer Körperteile verloren gehen würde." Sie legte das Messer weg und trat vor ihn hin, ganz dicht, und musterte ihn ausgiebig. "Ihr habt Recht, vielleicht wäre die Strafe ein wenig hart.", bemerkte sie dann leise und strich dann mit dem Daumen über sein Kinn, ehe sie zurücktrat.
"Ihr solltet Euch waschen, bevor Euch jemand zu Gesicht bekommt. Ihr klebt."

Guillaume

Guillaume lachte und legte eine Hand auf die Brust. "Ich gelobe, mich in Zukunft mehr anzustrengen." versicherte er. "Nicht nur vielleicht, ziemlich sicher wäre es schade darum." erwiderte Guillaume und beobachtete verblüfft wie Emma das Messer zur Seite legte und vor ihn trat. Er spürte seinen Puls ein klein wenig schneller werden. "Das wäre sie." murmelte er leise und ein Grinsen huschte über seine Lippen als Emma mit dem Daumen über sein Kinn strich.
Als sie zurück trat, griff Guillaume nach ihrer Hand und hielt sie damit davon ab, sich ganz von ihm ab und sich ihrer Arbeit wieder zuzuwenden. "Danke für den Hinweis." entgegnete er spöttisch. "Ich werde deinen Rat beherzigen und mich waschen gehen, aber ich glaube ..." Er führte ihre Hand kurz zu seinen Lippen und strich sachte über ihre Fingerknöchel. "ich muss vorher doch noch zu einem Dieb werden und mir einen Kuss von dir stehlen." wisperte Guillaume leise und noch ehe Emma reagieren konnte, hatte er die freie Hand an ihre Wange gelegt und hauchte einen Kuss auf ihre Lippen.

Emma

Emma nickte huldvoll. "Ich nehme Euch beim Wort." Sie war doch ein wenig perplex, als er nach ihrer Hand griff und sie küsste, den Abstand gering hielt.
"Ich..." Ihre Augen weiteten sich, als er sie küsste und für einen Moment war sie zu überrascht um irgendwie zu reagieren. Das war etwas Anderes als all die Kunden, die sie gehabt hatte. Guillaume schäkerte mit ihr und wusste, dass er eigentlich nicht haben durfte, was er da nahm. Aber er bemühte sich trotzdem. Das war eine neue Erfahrung.
Es dauerte einen Moment, dann schob sie ihn energisch mit beiden Händen von sich.
"Denkt an meine Warnung von vorhin. Nicht, dass ich noch auf die Idee komme mir den Umgang mit dem Messer von Alice zeigen zu lassen.", bemerkte sie amüsiert. Sie nahm es ihm nicht wirklich übel, aber sie durfte nicht zu unvorsichtig sein.

Guillaume

Als Emma ihn von sich schob, stahl sich das typische Lausbubengrinsen auf Guillaumes Gesicht und er trat freiwillig einen halben Schritt zurück und hob, leise lachend, die Hände. "Ich werde daran denken, hoffe jedoch, dass du davon absiehst, deine Fähigkeiten im Umgang mit dem Messer an mir zu erproben." feixte Guillaume, legte eine Hand auf die Brust und verneigte sich mit funkelnden Augen.
"Nun denn, ich werde den Rat einer holden Maid beherzigen und mich waschen gehen und dich deinen überaus leckeren Pflaumen überlassen. Auf dass Alice aus den Überresten doch noch einen leckeren Kuchen zaubern kann." Guillaume zwinkerte Emma verschwörerisch zu und trollte sich dann.
Er war durchaus zufrieden mit dem Verlauf der Dinge. Sie hatte einen Kuss hingenommen, war ihm nicht ernsthaft böse gewesen - hervorragende Aussichten, wie er fand.

Emma

Emma hob die Augenbrauen. "Das kommt auf Euer Benehmen an, Mylord.", gab sie belustigt zurück. "Außerdem muss ich mit dem Messer erst noch ein wenig üben, daher sind nun erst einmal die Pflaumen dran."
Und trotz allem war Guillaume immer noch so unfassbar höflich, obwohl sie doch nur eine Küchenmagd war. Sie war wirklich froh, dass er sie offenbar nicht erkannt hatte. Allerdings war er auch nie bei ihr gewesen, hatte sie nur flüchtig einmal auf dem Gang gesehen.
"Gutes Gelingen...ich werde Alice sagen, dass Ihr ein besonders großes Stück benötigt, weil Ihr noch wachsen möchtet."

Edward legte den Arm um Isabellas Taille, während sie beide gemeinsam durch den Garten schlenderten und sah seine Schwester neugierig an. "Und, wie ist es, du bist ja nun schon ein kleines Weilchen hier und scheinst mir obendrein regelrecht eng mit Helene befreundet zu sein ... bekommst du immer noch Klagen und Gruselgeschichten über mich zu hören?" fragte er ein wenig lauernd. Er hatte in letzter Zeit wirklich versucht sich zusammen zu nehmen, um es Helene ein wenig einfacher zu machen. Aber zugegebenermaßen war er auch ganz froh, wenn er bei Gelegenheit mal wieder an den Hof konnte. Selbst wenn Helene ihn dann begleitete, waren sie weg von zu Hause, weg von dem üblichen Trott und Helene konnte Hanna keine bösen Blicke mehr zuwerfen und anders herum.

Isabella lehnte sich leicht an Edward, während sie über die schönen Kieswege schritten und lächelte zufrieden. "Das bin ich, ich mag sie gern. Und sie brauchte einfach einmal jemand Außenstehendes, mit dem sie unbefangen reden kann. Solche Dinge wirken Wunder. Dir tut es doch auch gut, wenn du mit Robert sprechen kannst. Aber sie ist...versöhnt, scheint mir. Sie wirkt viel glücklicher und gelöster, sieht so aus, als hättest du etwas richtig gemacht. Ich habe auch den Eindruck, dass die Beiden sich weniger feindselig gegenüber stehen, was meinst du?"
Sie war recht zufrieden mit ihrer Arbeit hier. So war es ein wenig harmonischer für Edward, wenn er nicht wieder Dummheiten machte.
"Du solltest einfach zusehen, dass Helene auch wieder ein Kind bekommt. Dann wird sie noch langmütiger werden. Und du wolltest sie ja ohnehin mitnehmen an den Hof, das wird ihr gut tun. Einmal hier weg von all den Augen, die diese Sache mit Hanna so misstrauisch beäugen."

"Na dann hat sie dich schneller für sich gewinnen können als mich damals. Aber ich schätze, das liegt auch maßgeblich daran, dass sie sich jetzt auch mit ihrem Leben hier schon arrangiert hat." erwiderte Edward und strich Isabella leicht über den Rücken. "Scheint fast so. Da hast du mich zweifelsohne in die richtige Richtung geschubst." scherzte er leicht, musste Isabella aber aus tiefstem Herzen recht geben. Zumindest im Moment lief alles ausgesprochen gut.
Seine Augen funkelten amüsiert auf und Edward nickte. "Oh, ich arbeite daran, sei versichert. Und ich denke, wir werden bald an den Hof reisen. Hier in Oxford läuft im Moment alles gut seinen Gang, der Stewart weiß, was er zu tun hat ... es wird wohl Zeit, dass ich am Hof einmal vorführe, dass ich meine Gemahlin nicht irgendwo eingesperrt habe, sondern dass sie sich bester Gesundheit erfreut." erklärte Edward augenzwinkernd.

Isabella nickte langsam. "Das hat sie, aber ich habe es ihr auch nicht schwer gemacht meine Freundin zu werden. Du hast außerdem sicher selber festgestellt, dass sie sehr liebenswerte Seiten hat. Du musst ihr nur Gelegenheit geben sie zu zeigen. Wenn du dich bemühst, bist du ja auch ein sehr charmanter Kerl."
Sie lächelte gelassen.
"Das ist gut, dann sehen wir uns ja bald schon wieder. Eigentlich könnten wir auch zusammen zurück reisen, was meinst du? Dann hat Aliz auch zum ersten Mal Gelegenheit sich am Hof ein wenig umzuschauen und kann sich überlegen, ob sie sich vorstellen kann eine Weile zu bleiben. Und Helene wird aufblühen, du wirst sehen. Erinnere dich an Mary. Es hat ihr immer so gut getan einmal wieder im Trubel zu sein."

Edward schnitt eine Grimasse. "Wenn ich mich bemühe, bin ich ein charmanter Kerl und andernfalls ein Holzklotz, sehe ich das richtig?" neckte er seine Schwester und nickte dann. "Ja, wieso eigentlich nicht. Wir haben ja ohnehin das gleiche Ziel, da wäre es unsinnig wenn wir mit ein paar Tagen Verzögerung aufbrechen." willigte Edward zufrieden ein. "Weißt du, ob Charles und Mary auch an den Hof kommen? Andernfalls werde ich von London aus wohl mal bei ihnen vorbei schauen, ich habe sie viel zu lange nicht gesehen."
Dann wurde Edwards Miene finster. "Vergleichst du mich gerade mit Gerard, diesem armen Teufel?" brummte er etwas missfällig.

"So ungefähr, ja. Du weißt selbst, dass du nicht gerade eine Ausgeburt an Sensibilität bist, Ed. Aber du kannst, wenn du wirklich willst."
Isabella lächelte glücklich. So würde sie eine ganze Weile Zeit mit ihrem Bruder verbringen können und sie würden in einer größeren Gruppe reisen. Das würde die Reise vermutlich noch einmal angenehmer machen.
"Ich weiß es nicht genau. Mary war vorerst mit ihrer Schwangerschaft beschäftigt. Ich vermute eher, dass sie nach der Geburt wieder vorbeischauen. Aber es kann natürlich sein, dass sie auch jetzt noch ein paar Wochen an den Hof reisen. Sie freuen sich bestimmt dich zu sehen."
Isabella schüttelte empört den Kopf. "Das würde ich nie tun. Ich wollte nur deutlich machen, dass Mary immer aufgeblüht ist, wenn sie aus dem alltäglichen Trott heraus kam. Nicht, weil sie von Gerard weg kam."

Edward nickte versonnen. "Ich werde ihr einfach einen Boten schicken und sie fragen. Dann wissen wir bald ganz genau Bescheid." entschied er schließlich. Dann schürzte Edward die Lippen. "Nein, würdest du in der Tat nicht. Aber wir wissen beide, dass sie ganz besonders aufgeblüht ist, weil sie dann nicht ganz so sehr unter Gerards Fuchtel stand. Dieser Verrückte hat sie doch regelmäßig schikaniert, sobald er mit sich und seinem Leben unzufrieden war. Kein Wunder, dass sie erleichtert war, wenn sie sich am Hof ablenken konnte. Darüber hinaus ist ja wohl auch mehr als auffällig, dass sie jetzt, wo sie Charles hat, nicht mehr ganz so häufig an den Hof drängt und wenn, ist sie deutlich ausgeglichener." stellte Edward fest und seufzte leise. "Es freut mich wirklich für sie, dass sie endlich glücklich ist. Ich wünschte nur, Gott hätte sie nicht zuerst durch diese schwere Prüfung geschickt."

Isabella stimmte freudig zu. "Das ist eine gute Idee. Ich habe sie zwar erst gesehen, aber Mary kann ich eigentlich nicht oft genug sehen. Möglicherweise liegt es daran, dass sie mein Zwilling ist. Ich habe das Gefühl ein Teil von mir fehlt, wenn ich sie lange nicht sehe."
Sie lächelte sanft.
"Natürlich war sie das. Und sie könnte mit Charles nicht glücklicher sein. Dieser Mann ist ein Segen für sie. Er erinnert mich sehr an William. Sie haben Beide diese ruhige Art an sich, die abfärbt. Charles ist nur im Raum und Mary wird sofort ruhiger, weil sie sich ihm anpasst. Es ist faszinierend. Und außerdem hat diese ganze Geschichte meiner Schwester die Gelegenheit gegeben erwachsen zu werden. Wir alle müssen durch unsere schwere Prüfung gehen, Ed. Jeder durch seine eigene."

"Natürlich nicht, ihr beiden könntet doch permanent zusammen hängen." erwiderte Edward amüsiert. Dann lauschte er Isabellas Worten und musste ihr Recht geben. Jeden erwarteten einige Prüfungen im Leben und Edward musste sich nur seine Geschwister anzusehen, um es bestätigt zu sehen. Isabella mochte auf den ersten Blick zwar rundum glücklich erscheinen, doch Edward wusste genau, dass es für sie eine schwere Prüfung war, dass Sybil bisher ihr einziges Kind war und möglicherweise auch bleiben würde. So hatte jeder seine Last zu tragen, auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
"Wie Recht du hast. Und es ist gut, dass wir uns haben. Eine Familie, die einem den Rücken stärkt, kann man wahrlich gut gebrauchen, wenn man geprüft wird."

Helene

Helene hatte gehört, wie Reiter in den Hof kamen und hatte beschlossen ihren Mann draußen zu begrüßen. Er war mit seinen Männern auf Jagd gewesen und hatte versprochen, für reichlich Wildbret zu sorgen. Sie hatte nur gelächelt und gemeint, er solle sich nicht übernehmen.
Als sie nun in den Hof trat, suchte sie nach dem triumphierenden Grinsen, das sie von Edward erwartete. Stattdessen entdeckte sie Chouchou am Zügel geführt von Eric. Helene runzelte die Stirn. Wo war Edward? Sie trat einen Schritt näher und wurde blass, als sie das Blut an der Seite des Pferdes sah.
"Eric...was ist passiert?", wollte sie wissen und schaute sich suchend um.
"Wo ist mein Mann?"

Eric

Eric war kaum aus dem Sattel geglitten und hatte die Zügel der beiden Pferde genommen als Helene auf ihn zukam. Mit angespannter Miene ruckte er den Kopf in Richtung der Traube von Reitern, die hinter ihm in den Hof strömte. "Dort hinten, Mylady. Auf der Trage, er wollte unbedingt reiten, aber es ging einfach nicht." erwiderte Eric mit rauer Stimme. "Ihr müsst unbedingt nach einem Arzt schicken. Es war ein Unfall, ein Keiler ..." Eric schüttelte den Kopf. "Wir haben seine Verletzungen notdürftig verbunden, aber er braucht wirklich dringend einen Arzt." Er warf einen besorgten Blick nach hinten, so die Männer dabei waren Platz zu machen, um die Trage mit ihrem Herren hindurch zu lassen. Eric schluckte und gab die Pferde an zwei der Stallburschen weiter. "Kümmert euch gut um sie und seht euch Chouchou ganz genau an, er ist nicht ernsthaft verletzt, aber ein paar Schrammen ... ich werde nachher selbst noch einmal nach ihm sehen."

Helene

Helene legte erschrocken die Hand vor den Mund. "Mon dieu...wie schlimm ist es? Wie konnte das passieren?" Helene war im ersten Moment außer sich und konnte gar nicht fassen, dass Edward verletzt dort hinten war.
"Ja...ja, ich werde einen Arzt holen." Sie drehte sich um und hielt einen der umher irrenden Burschen auf, um ihm aufzutragen in der Stadt einen guten Arzt zu besorgen. So schnell es ging.
Dann ließ sie Eric stehen und eilte zu Edward.
Sie ging neben ihm in die Hocke und legte die Hand an seine blasse Wange.
"Mon dieu, Edward...wie fühlst du dich? Ist es sehr schlimm?"
Und sie hatte noch gesagt, er möge vorsichtig sein.

Eric

Eric verzog leicht das Gesicht. "Er behauptet, es sei nicht so schlimm, aber das ist eine glatte Lüge. Ich erzähle Euch später alles genau, wir müssen ihn jetzt erst einmal nach drinnen bringen." erwiderte Eric und folgte Helene dann hinüber zu der Trage auf der Edward lag.
Edward drehte den Kopf als er Helenes Stimme hörte und versuchte sich an einem Lächeln. "Ach was ... es geht schon. Nur ein Kratzer ... Eric macht viel zu viel Gewese darum." erwiderte er, wenngleich seine gepresste Stimme ihn Lügen strafte. "Wenn mir jemand zur Hand gehen würde, würde ich auch endlich von dieser unsinnigen Trage aufstehen ..." brummte Edward und sah Eric auffordernd an, der jedoch nur den Kopf schüttelte. "Kommt nicht in Frage, Mylord. Ihr könnt doch kaum auf den eigenen Beinen stehen, da werdet Ihr sicher nicht bis in die Burg laufen."

Helene

Helene seufzte schwer. "In Ordnung." Eric hatte recht, es gab erst einmal Wichtigeres. Jetzt galt es zu verhindern, dass Edwards Verletzung noch schlimmer wurde.
Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie seiner Stimme anhören konnte, wie schlimm es wirklich war. Edward war immer so unbeschwert und leichthin. Ihn hier liegen zu sehen war wirklich ausgesprochen schwer für sie.
"Nach zu viel Gewese siehst du aber nicht aus, cheri. Und du wirst nichts dergleichen tun. Du wirst auf dieser Trage liegen bleiben und dich in dein Bett bringen lassen. Ein Arzt ist bereits unterwegs. Du wirst es nicht noch schlimmer machen, indem du hier durch die Gegend läufst."
Sie drückte seine Hand und stand auf.
"Bringt ihn rein."

Edward verdrehte die Augen gen Himmel. "Ha, da haben sich ja zwei gefunden ..." brummte er, verzichtete aber auf weiteren Protest und dass er das tat, sagte wohl am allermeisten über seinen Zustand aus.
Er musste die Zähne zusammen beißen als man ihn die Treppe hinauf trug und der Schweiß stand ihm auf der Stirn und durchtränkte sein Hemd als Edward endlich auf dem Bett lag. Er holte ein paar Mal keuchend Luft, dann gemahnte er sich, sich wieder zusammen zu reißen. Helene war schon aufgescheucht genug, er wollte ihr nun nicht mehr Sorgen machen als nötig.
"Mach nicht so ein Gesicht, ma chérie. Das wird schon wieder, ich muss mich nur ... ein klein wenig ausruhen." versuchte Edward sie zu beschwichtigen, wenngleich er keineswegs so sicher sein konnte, wie er versuchte zu tun. Es waren schon unzählige Menschen an geringeren Verletzungen gestorben, allein weil sich die kleinste Wunde schon entzünden konnte und man so schneller dahin gerafft wurde, als man reagieren konnte.

Helene

Helene setzte sich auf die Bettkante, als sie ihn endlich dorthin gebracht hatten. Edward sah immer schlimmer aus, er war schweißgebadet und doch wagte sie nicht ihm ein frisches Hemd anzuziehen, bevor der Arzt hier war. Sie wollte nichts schlimmer machen, als es ohnehin schon war.
"Das sagst du so einfach. Du musst dich nicht einfach nur ausruhen. Aber der Arzt wird gleich kommen. Er kann dir sicher helfen. Und er kann dir sicher etwas gegen deine Schmerzen geben, dann wird es angenehmer für dich werden."
Sie strich mit den Fingerspitzen sanft über seine Schläfe.
"Wage es ja nicht, dich davon zu stehlen und mich hier allein zu lassen, Edward. Sonst werde ich dafür Sorge tragen, dass du nie wieder Ruhe findest.", bemerkte sie leise. "Wir brauchen dich hier noch lange."

"Ich brauche nichts gegen die Schmerzen." brummte Edward. "Er soll einfach irgendeine Salbe hier lassen und gut." Damit würde es nicht getan sein, dessen war er sich bewusst, aber Edward wollte nicht einfach so zugeben, wie es um ihn tatsächlich bestellt war.
Er schloss kurz die Augen als Helenes Finger über seine Schläfe strichen, dann griff er nach ihrer Hand, führte sie zu seinen Lippen und hauchte einen Kuss darauf. "Was redest du da für einen Unsinn?" fragte er und deutete ein Kopfschütteln an. "Ich würde dir doch Oxford nicht einfach so in den Rachen werfen. Geschweige denn die armen Kinder dir aussetzen." erwiderte Edward und grinste matt. Trotz der Worte drückte er leicht ihre Hand, die er noch immer in seiner hielt, um sie und sich selbst ein wenig zu ermutigen.
Edward wollte gerade noch etwas sagen, als es kurz nur an der Tür klopfte, diese aber im nächsten Augenblick schon ohne weiteres Zögern geöffnet wurde und Eric ließ den Arzt herein, nachdem geschickt worden war.

Helene

Helene seufzte. "Natürlich nicht, starker Krieger. Du bist ein Dummkopf. Du musst hier nicht den Starken spielen, Edward. Ich kenne dich doch inzwischen lange genug, denkst du nicht?"
Sie lächelte zärtlich, als er ihre Hand festhielt. So viel hatte sich geändert zwischen ihnen. So viel war besser geworden.
"Nein, du hast Recht. Das würdest du nicht tun.", erwiderte sie ein wenig amüsiert. "Die armen Kinder, wenn sie nur noch mich Drachen hätten."
Sie erwiderte den sanften Händedruck und sah auf, als die Tür aufging.
"Ah, da seid Ihr ja. Nun los..." Sie machte ein wenig Platz am Bett, hielt Edwards Hand aber fest. "Seht ihn Euch an und sagt mir, wie schlimm es ist."

"Hm, Dummkopf kommt vielleicht gerade noch hin, aber den Starken spiele ich hier nun wirklich nicht." erwiderte Edward ein wenig müde. "Nein, würde ich nicht. Kaum auszudenken, wie sie unter dir Furie zu leiden hätten ..." Edward hatte begonnen ein wenig zu nuscheln und er spürte, wie die Müdigkeit in ihm immer drängender wurde. Im Moment waren es weniger die Verletzungen selbst, die an seinen Kräften zerrten als viel mehr der Blutverlust, der ihm zu schaffen machte.
Er nickte dem Arzt zu, der an sein Bett trat um mit der Behandlung beginnen zu können. Wenngleich er dabei Hilfe von Eric bekam und durchaus vorsichtig zu Werke ging, hatte Edward das Gefühl dass das Ausziehen seiner Kleider schon Tortur genug sei. Um sich das Elend nicht ansehen zu müssen, ließ er den Blick immer wieder zwischen den drei Anwesenden hin und her wandern, ergründete ihre Mienen und versuchte sich allein daraus ein Bild zu machen.
"Hm, es ist gut, dass die Blutung schnell gestoppt wurde." murmelte der Arzt und Edward biss die Zähne fest aufeinander als auch der letzte notdürftige Verband entfernt wurde. "Aber ich werde die Wunden erst einmal gründlich reinigen müssen, damit wir das volle Ausmaß sehen können. Dann entscheidet sich, wie die Behandlung weiter gehen sollte. Wichtig ist, dass nichts in der Wunde verweilt, so dass sie sich entzünden könnte." Edward versuchte halbwegs aufmerksam den Worten zu folgen, aber es war tatsächlich gar nicht so leicht, er hatte immer wieder das Gefühl ein wenig abzudriften. Doch vermutlich sollte er dankbar dafür sein, sobald der Arzt mit dem Säubern der Wunden begann, würde das wohl schon anstrengend genug für ihn werden.

Helene

Helene hörte deutlich, dass die Verletzung ihm zu schaffen machte. Seine Aussprache wurde immer undeutlicher, er wirkte matter und war blass.
Helene hielt seine Hand, während Eric und der Arzt ihn aus der Kleidung befreiten, um die Verletzung freizulegen. Sie bemühte sich um Fassung, obwohl es kein wirklich schöner Anblick war. Sie war doch nicht zimperlich, also würde sie damit jetzt auch nicht anfangen.
"Das ist sicher notwendig. Tut alles, was Ihr müsst. Sorgt nur dafür, dass er wieder gesund wird. "Könnt Ihr ihm nicht etwas geben, dass es erträglicher macht? Etwas gegen die Schmerzen? Ihr habt doch sicher ein paar Kräuter für einen schmerzlindernden Tee."