William und Joanna - 1192

Giselle

Giselle erwiderte ein wenig zaghaft den Kuss und nickte. "Das haben wir und ich hätte nie geglaubt, dass ich jemals im Leben heiraten werde. Dass mich jemand lieben würde.."
Sie legte den Kopf schief. "Das klingt gut. Ich benötige zwar immer noch Hilfe, aber damit ist es für euch viel einfacher mich aufs Pferd zu setzen. Ich bin so gespannt auf Hermes. Er muss etwas ganz Besonderes sein, wenn er das alles mitmacht."
Sie seufzte und schaute ihn ein wenig sorgenvoll an. "Das ist das Beste. Aber ich hoffe wirklich, er setzt dich nicht gleich vor die Tür. Er muss einfach nachgeben. Im ersten Moment wird er sowieso glauben, du kämst für meine Schwester."
Es würde keine einfache Sache werden und ihr Vater würde wohl auch ihr Vorwürfe machen deswegen. Davor graute ihr wirklich.

Rob glitt aus MacGreys Sattel und strich dem Hengst sachte über den Hals. Er ließ den Blick kurz über die kleine Burg gleiten, die er das letzte Mal vor Wochen im Hellen gesehen hatte. Fenwick sah noch genauso verschlafen aus wie bei seinem ersten Besuch, doch im Gegensatz zu damals, wusste Rob nun ganz genau, was für ein Juwel sich hinter den Mauern versteckte.
Ein Stallbursche kam zu ihm und nahm ihm die Zügel ab, so dass Rob nun den Grund für sein Kommen in Angriff nehmen konnte - er musste Giselles Vater aufsuchen und ihn irgendwie von der Heirat überzeugen.
Ein eifriger Diener brachte ihn auch schon wenig später zu Sir Walter und Rob verneigte sich formvollendet vor dem Grafen. "Mylord, ich danke Euch vielmals, dass Ihr mich empfangt."

Sir Walter

Walter war Robs Besuch angekündigt worden und darüber hatte sich der Herr von Fenwick sehr gefreut. Er hatte gehofft, dass Rob vielleicht doch noch an Margaret Interesse hegen würde. Das war eine ganz ausgezeichnete Partie für sein Töchterchen.
Hoch zufrieden empfing er den Erben von Cornwall, der auch wieder hervorragende Manieren bewies. "Aber sicher, mein Freund, aber sicher. Jederzeit seid Ihr hier willkommen. Ich hatte mich schon gefragt, ob ich Euch bald wiedersehen würde."
Er schenkte Rob ein gewinnendes Lächeln. "Was führt Euch her?"

Die Worte Sir Walters zeigten Rob deutlich, dass Giselle Recht hatte, ihr Vater hoffte darauf, dass er wegen Margaret gekommen war. Immerhin wusste er ja nicht, dass Rob und Giselle sich noch ein zweites Mal im Garten gesehen und anschließend über die letzten Wochen hinweg beständig Briefe geschrieben hatten.
Rob straffte die Schultern ein wenig und lächelte leicht. "Mylord, ich bin gekommen, um etwas sehr wichtiges mit Euch zu besprechen." begann er umsichtig. "Sir Walter, ich bin eher wenig dafür geeignet mich in diplomatischem Geschwafel zu ergehen, daher will ich Euch mein Anliegen ohne Umschweife vorbringen. Ich bitte Euch, um die Hand Eurer Tochter." erklärte Rob und sah dem Älteren fest in die Augen. "Ich bitte Euch um Giselle." präzisierte er entschlossen. "Ich weiß, dass sie Euch sehr am Herzen liegt und seid versichert, mir ebenso. Eure Tochter ist eine wundervolle Frau und ich will alles tun, was in meiner Macht steht, um sie zu schützen und sie glücklich zu machen, das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist."

Sir Walter

Walter lauschte aufmerksam und lächelte zufrieden, als das Gespräch genau die Wendung nahm, die er erhofft und erwartet hatte. Er neigte den Kopf und öffnete den Mund, um großzügig zuzustimmen, als Rob dem Ganzen eine vollkommen andere Wendung gab.
Ihm entglitten die Gesichtszüge und er wurde blass. "Giselle?", wiederholte er fassungslos. "Wie kommt Ihr auf den irrsinnigen Gedanken, ich würde Euch meine Giselle geben? Wie kommt Ihr überhaupt darauf, dass sie Euch heiraten würde? Ihr habt Euch einmal flüchtig gesehen und zwei Worte gewechselt! Sie kennt Euch nicht."
Er verengte die Augen. "Das könnt Ihr Euch aus dem Kopf schlagen. Sie hat es schwer genug, da muss ich sie nicht noch an Eurer Seite dem Spott der Öffentlichkeit aussetzen. Ich werde Eurer Bitte nicht stattgeben können."

Rob hatte mit genau dieser Reaktion gerechnet, daher brachte es ihn auch nicht aus der Fassung und er sah Sir Walter weiter unbeirrbar an. "Das stimmt so nicht ganz, Mylord. Bei meinem letzten Besuch hier habe ich Giselle noch ein zweites Mal getroffen. Ich begegnete ihr zufällig im Garten und wir kamen etwas mehr ins Gespräch. Und seit dem schreiben wir uns ständig Briefe, sie kennt mich also durchaus und daher weiß ich auch, dass sie mich heiraten möchte." erklärte Rob ruhig. "Aber um ehrlich zu sein, mir hätte schon diese flüchtige Begegnung und zwei Worte gereicht. Eure Tochter ist bezaubernd, Mylord, und ich bekomme sie einfach nicht mehr aus meinem Kopf." räumte er lächelnd ein.
Bedächtig schüttelte er den Kopf. "Sie wird nicht dem Spott der Öffentlichkeit ausgesetzt sein, Mylord. Ich werde nicht zulassen, dass sie an meiner Seite unglücklich wird." Rob atmete durch und sah Sir Walter an. "Ihr fragt mich, wie ich auf den Gedanken komme, dass Ihr sie mir geben könntet. Ich will Euch sagen, wieso. Ich habe genau gemerkt, wie sehr Ihr Eure Tochter liebt. Schon bei meinem ersten Besuch hier und auch heute wieder. Und durch all die Dinge, die Giselle mir berichtet hat. Ihr Wohl liegt Euch mehr als alles andere am Herzen und ich weiß, dass Ihr sie glücklich sehen wollt. Wenn Ihr mir Giselle anvertraut, werde ich sie vor allem Unheil beschützen und ich werde sie obendrein glücklich machen. Und das ist es doch, was Ihr für Eure Tochter wollt, nicht wahr, Mylord?"

Sir Walter

Walter war fassungslos. "Ihr hintergeht mich und verlangt dann noch etwas von mir? Das werde ich nicht tun. Hinter meinem Rücken macht Ihr Euch an meine Tochter heran, nutzt ihre Unerfahrenheit aus und umgarnt sie? Wie könnt Ihr nur! Ihr wisst doch gar nicht, was das Leben für sie und mit ihr bedeutet. Ihr soll nichts geschehen und sicher ist sie nur hier, in den schützenden Mauern ihres Zuhauses. Ihr werdet nicht verhindern können, dass sie Gerede und Spott ausgesetzt ist."
Er knirschte mit den Zähnen.
"Ich will, dass sie glücklich ist, aber ich bezweifle, dass sie das in Truro wird. Ihr Wohl...wisst Ihr überhaupt, was das bedeutet? Sie braucht Fürsorge und Hilfe, viel mehr als Ihr glaubt. Ich glaube nicht, dass Ihr ihr das geben könnt. Giselle weiß doch gar nicht, was sie da sagt und was das für sie bedeutet, wenn sie heiratet. Außerdem verstehe ich Eure Hintergründe nicht. Es ist nicht sicher, dass sie Euch einen Erben schenken kann. Was also wollt Ihr mit ihr?"

Rob hob beschwichtigend die Hände und schüttelte den Kopf. "Ich verlange überhaupt nichts, ich bitte Euch lediglich." stellte er klar und seufzte dann leise. "Ich verfüge nicht über Eure Erfahrung in diesem Punkt, da gebe ich Euch Recht, aber ich habe mich viel damit beschäftigt und kann durchaus abschätzen, was ein Leben mit Giselle an meiner Seite bedeuten würde. Und Ihr habt vollkommen Recht, ich kann es nicht verhindern. Das weiß ich aus eigener Erfahrung nur zu gut. Aber aus eben dieser Erfahrung habe ich gelernt. Ich habe gelernt, wie man mit solchem Spott umgeht und ich habe vor allem gelernt, dass all diese Dinge unwichtig werden, wenn einem liebende Menschen zur Seite stehen und einen unterstützen. Und diesen Beistand will ich auch Giselle zukommen lassen."
Rob musste sich in Gedanken gut zureden, denn das, was Sir Walter da sagte, reizte ihn wirklich ziemlich. Er war schließlich kein kleiner, dummer Bengel mehr, der keine Ahnung vom Leben hatte. Aber da er als Bittsteller hergekommen war, war er nicht in der Position Sir Walter all diese Dinge an den Kopf zu werfen.
"Mir ist es nicht wichtig, ob sie mir Kinder gebären kann oder nicht. Sollte es funktionieren, gut, sollte es das nicht, auch gut. Ich möchte Giselle um ihrer selbst Willen heiraten. Mylord, Eure Tochter ist die wohl hinreißendste und klügste Frau, die ich kenne und seit unserer ersten Begegnung muss ich jeden Tag an sie denken. Ich möchte mein Leben mit ihr verbringen, mit allen Höhen und Tiefen, die das mit sich bringt."

Sir Walter

Sir Walter musterte den jungen Cornwall ein wenig missmutig. "Ihr seid jung, natürlich habt Ihr nicht die entsprechende Erfahrung.", bemerkte er abgeneigt. "Ich kann Giselle nicht gehen lassen, ich habe mir geschworen sie zu schützen und das kann ich nur hier. Ich will nicht, dass sie geht." Wie sollte er es nur mit sich vereinbaren sie loszulassen? Giselle war ein großer Teil seines Lebensinhaltes und sein kleines Mädchen musste einfach sicher sein.
"Diesen Beistand hat sie hier genug, da braucht es Euren nicht. Wie kann Euch diese Tatsache unwichtig sein?"
Doch die Unerschütterlichkeit des jungen Mannes brachte ihn doch ins Wanken und ließ ihn grübeln.
"Wie könnt Ihr sicher sein, dass Ihr das den Rest Eures Lebens wollt?"

Rob schüttelte leicht den Kopf. "Aber Ihr seid nicht der einzige Mensch, der sie schützen kann. Und Ihr könnt Ihr doch trotz allem beistehen, auch wenn sie mit mir nach Truro kommt. Und bedenkt doch einmal, was geschieht, wenn Ihr eines Tages nicht mehr da seid. Was soll dann aus Giselle werden? Margaret wird bis dahin irgendeinen Adligen geheiratet haben und weit weg sein. Wollt Ihr wirklich riskieren, dass Giselle dann ganz alleine hier sitzt und der König Fenwick irgendwem anderes zum Lehen gibt?"
Rob lächelte leicht. "Es ist mir unwichtig, weil Giselle das wirklich wichtige für mich ist. Sie bei mir zu haben, versteht Ihr? Und ich habe einen wundervollen jüngeren Bruder, ich wäre stolz, wenn er mich eines Tages beerben sollte. "Es ist nicht so furchtbar wichtig, dass ich Kinder bekomme." Und die Kinder, die er mit Madeleine hatte, verschwieg er Walter in diesem Moment lieber, das spielte schließlich keine entscheidende Rolle.
"Weil ich, seit ich hier gewesen bin, jeden Morgen aufwache und an Eure Tochter denke und jeden Abend vor dem Einschlafen tue ich es wieder. Jeden Tag. Und ich weiß, dass ich es bitter bereuen werde, wenn ich Giselle gehen lasse, wenn ich nicht alles versuche, um sie an meine Seite zu holen. Ich liebe sie von Herzen, Mylord. Deshalb bin ich mir sicher."

Sir Walter

Die Worte des Jüngeren gaben ihm wirklich zu denken. Er war kein junger Mann mehr. Was würde aus Giselle werden, wenn er nicht mehr da war? Zum einen würde Margaret in der Tat jemanden heiraten und zum Anderen wollte er Giselle nicht nur vom Wohlwollen ihrer Schwester abhängig machen. Aber war es der richtige Weg sie heiraten zu lassen?
"Ihr seid so überzeugt, so sicher...." Walter seufzte leise. Er wusste wirklich nicht, ob es richtig war, was er tat.
"Wenn Ihr sie auch nur einen Tag unglücklich macht, bringe ich Euch eigenhändig um. Ihr dürft sie nicht in Gefahr bringen und keine Experimente anstellen. Sie ist eben nicht gesund, sie muss Ruhe haben und vorsichtig sein."

Rob starrte seinen Gegenüber an und war für einige Augenblicke einfach sprachlos. Seine Knie wurden so weich, dass er um ein Haar zu Boden gesunken wäre, dann räusperte er sich leise. "Ihr ... Ihr gebt mir Euer Einverständnis?" fragte er und klang heiser, so als hätte er die Worte gerade eben so noch hervor bringen können. Das war völlig verrückt! Sollte er es wirklich geschafft haben?
Rob lachte auf, ein wenig ungläubig, aber sichtlich erleichtert. "Oh Mylord, ich danke Euch! Und ich schwöre, dass ich Giselle nie unglücklich machen werde. Niemals. Ich werde immer gut auf sie Acht geben und sie mit meinem Leben beschützen, wenn nötig." erklärte er und spürte jetzt erst wie sehr seine Hände mit einem Mal zitterten. Walter of Fenwick hatte ja gesagt. Er würde Giselle als seine Braut nach Truro bringen!

Sir Walter

Walter hob ein wenig missmutig die Schultern. "Ihr lasst mir ja keine Wahl. Wie sonst soll ich reagieren, wenn Ihr mir vorwerft, dass ich Giselle unglücklich mache, wenn ich mich weigere und dass sie allein hier sitzt, wenn ich nicht mehr bin? Das Risiko ist mir zu groß, ich liebe meine Tochter so sehr."
Er nickte knapp.
"Das will ich Euch auch geraten haben. Falls nicht, werde ich Euer Leben zur Hölle machen. Und jetzt verratet mir, wann Ihr mir meine Tochter nehmen wollt."
Es musste schließlich noch ein bisschen vorbereitet werden für eine Hochzeit. "Wo gedenkt Ihr zu heiraten? Es wäre vielleicht einfacher, wenn Giselle sich das neue Zuhause einmal ansehen könnte, bevor sie endgültig ja sagt. Dann kann sie es sich anders überlegen, wenn es ihr zu viel ist."

Rob neigte nur leicht den Kopf und schwieg auf diese Vorhaltungen hin, musste sich gleichzeitig jedoch daran hindern dümmlich zu grinsen. Er konnte sein Glück noch gar nicht recht fassen.
"Zu Recht auch, Mylord, doch Ihr werdet das nie tun müssen, seid versichert." erklärte Rob und strahlte von einem Ohr zum anderen. "Nun, es muss noch einiges vorbereitet werden, wir sollten mit Giselle alles genau besprechen und dann wählen wir einen Termin aus, der uns allen passt." Letztlich eilte es ja auch nicht und Rob wollte Sir Walter durchaus entgegen kommen
"Da wir in Truro leben werden, würde es sich anbieten dort zu heiraten. Aber letztlich liegt das ganz bei Giselle, sie soll entscheiden wo wir heiraten und sie kann auch gerne zuvor so oft und so lange nach Truro kommen, wie sie möchte, um sich alles anzusehen." Wenngleich Rob wusste, dass Giselle es sich nicht anders überlegen würde.

Sir Walter

Walter musterte ihn kritisch, nickte dann aber knapp. Ich hoffe es für Euch, ich nehme Euch beim Wort." Aber er war ein weig besänftigt, dass der junge Cornwall alles mit Giselle genau besprechen wollte. Wie jede Frau wollte sicherlich auch Giselle ihre Hochzeit selber planen.
"Ja. Giselle sollte diese Dinge selbst entscheiden können. Velleicht möchte sie Truro vorher besuchen. Aber ich denke, die Reise wäre zu anstrengend für sie, um sie so oft zu unternehmen."
Walter seufzte leise.
"Ich denke, Bill wird ohnehin mit ihr gehen. Das macht die Dinge leichter. Oh, ich weiß gar nicht, wie es ohne sie hier werden soll..."
Sein Leben richtete sich so oft nach Giselle.

Rob hatte noch ein paar Dinge mit Sir Walter besprochen und einige Nettigkeiten getauscht, um ihn zu besänftigen, doch irgendwann war er zappelig geworden und selbst Sir Walter hatte ein Einsehen gehabt und ihm gestattet zu Giselle zu gehen.
Also eilte Rob nun die Stufen hinauf und kam wenig später vor Giselles Gemach zum Stehen. Er klopfte an und kaum hatte er eine Antwort von drinnen erhalten, riss er die Tür förmlich auf und eilte in das Gemach. Zu seiner Erleichterung war Giselle gerade alleine, also lief er zu ihrem Bett hinüber, ließ sich auf die Bettkante sinken, legte die Hände an ihre Wangen und küsste sie zärtlich.
"Er hat ja gesagt." erklärte er schließlich atemlos und mit leuchtenden Augen. "Er hat sein Einverständnis gegeben ..."

Giselle

Giselle war überaus aufgeregt gewesen, seit Rob sie verlassen hatte. Sie wusste genau, dass er in diesem Augenblick mit ihrem Vater sprach und vermutlich heftige Diskussionen führte. Sie wünschte sich so sehr, ihr Vater würde einlenken, auch wenn es seinen Wünschen widersprach.
Als es klopfte, starrte sie mit geweiteten Augen zur Tür und bat den Besuch dann herein. Es war Rob und sie konnte seinem Gesicht schon ansehen, dass das Gespräch nicht allzu schlecht gelaufen war.
Sie erwiderte den Kuss und lächelte ihn strahlend an.
"Oh wirklich? Wie hast du dieses Wunder vollbracht? Das ist wundervoll....Wann heiraten wir, Rob? Ich würde es so gern bald tun und nicht noch ewig warten."
Jetzt, da dieses neue Leben greifbar war.

Rob lachte leise auf. "Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Aber irgendwie scheine ich ihn überzeugt zu haben. Ich habe versucht ihm zu erklären, warum ich dich heiraten will und habe all meine Entschlossenheit darein gelegt. Irgendetwas von dem, was ich gesagt habe, scheint ihn nachdenklich gemacht zu haben, vielleicht auch meine Beharrlichkeit. Auf jeden Fall hat er eingelenkt. Zwar nicht ohne mir zu drohen, mir den Kopf abzureißen, sollte ich dich unglücklich machen, aber dass ist wohl sein gutes Recht als dein Vater." berichtete Rob und griff nach Giselles Händen. "Wann immer du es wünschst, meine Liebe. Dein Vater hatte vorgeschlagen, dass du erst einmal nach Truro reist und dir alles ansiehst ... für den Fall, dass du es dir dann anders überlegst." erzählte er schmunzelnd. "Aber währenddessen können wir ja bereits alles planen und vorbereiten. Und dann heiraten wir, sobald wie möglich." Rob wollte auch nicht noch länger warten als er unbedingt musste, er wollte Giselle bei sich haben, jetzt mehr denn je.

Giselle

Giselle lächelte befreit. "Offenbar warst du überzeugend genug. Ich hätte es nicht geglaubt. Bill wird uns nach Cornwall begleiten, er möchte bei mir bleiben. Ich habe ihn heute Morgen gefragt. Er ist auch skeptisch und ich denke, du wirst ihn von dir überzeugen müssen. Er will mich beschützen. Genau wie mein Vater, deshalb hat er dir gedroht. Aber das ist vermutlich verständlich."
Giselle lauschte aufmerksam. "So schnell wie möglich. Ich könnte nach Truro mit dir reisen und es mir ansehen und dann gleich dort bleiben. Wir könnten dann bald heiraten. Mein Vater kann zur Hochzeit ja herüber reiten.", erklärte sie euphorisch.
"Diese Sache ist sicher schnell geplant. Ich brauche nicht unbedingt eine große Feier. Du und ich und unsere Familie....aber ich glaube, das reicht wohl nicht. Ich will nur nicht, dass sie alle lachen....weil ich nicht zum Altar laufen kann.", gab sie dann ein bisschen schüchtern zu.

Rob legte einen Arm um Giselles Taille und lächelte. "Das ist gut. Bill ist dir gegenüber sehr loyal, es ist nur gut, wenn er mit kommt, schließlich seid ihr auch vertraut miteinander. Und er wird sicher schon noch begreifen, dass ich dir nur Gutes will." zeigte Rob sich optimistisch.
Dann lachte er auf und gab Giselle einen sanften Kuss. "Gern. Ich will auch nicht länger als nötig warten. Aber lass und das später mit deinem Vater genau besprechen, nicht, dass er sich noch vor den Kopf gestoßen fühlt, wenn du mich gleich begleitest." erwiderte er augenzwinkernd.
Rob fuhr mit den Lippen sachte Giselles Schläfe entlang. "Niemand wird lachen, meine Schöne. Es werden nur Menschen dort sein, die uns nahe stehen und niemand von ihnen käme auf die Idee sich lustig zu machen." erklärte Rob sachte und drückte Giselle leicht an sich. "Und sollte doch ein solcher Holzkopf sich unter die Gäste verirren, werde ich ihn eigenhändig vor die Tür setzen und er wird sich wünschen nie auch nur geboren worden zu sein." versicherte er entschlossen. Er würde nicht zulassen, dass Giselle wegen der Dummheit anderer an diesem Tag zu leiden hatte.

Giselle

Giselle nickte. "Ja...so habe ich außer dir wenigstens noch ein vertrautes Gesicht um mich herum. Das wird mir den Anfang leichter machen in meiner neuen Heimat. Du hast Recht, wir sollten es mit Vater besprechen. Aber er wird nicht unglücklich sein, wenn er mir eine Reise damit ersparen kann. Das ist nicht so ganz einfach."
Sie bedachte Rob mit einem liebevollen Blick. "Ich hoffe, du hast Recht. Ich wäre froh, ich könnte dort neu anfangen ohne dass sich jemand an mir stört. Meinst du, deine Eltern werden mich mögen? Ich habe ein bisschen Angst vor der Begegnung. Denken sie nicht, dass ich nicht gut genug bin für dich?"
Das war ihre größte Befürchtung, dass sie sich mit ihren Schwiegereltern nicht verstand. Aber letztendlich musste sie das Abenteuer auf sich zukommen lassen.

"Hab keine Angst, du wirst in Truro schnell Anschluss finden. Wir sind eine große, weit verzweigte Familie und jeder wird mit offenen Armen darin aufgenommen." Außer vielleicht der Liebhaber seiner Schwester, aber das verschwieg Rob jetzt besser. Die Geschichte um Diana und John war zu verworren und hatte nicht wirklich etwas mit Giselles Ankunft in Truro zu tun, es spielte gerade keine Rolle.
"Mein Vater wird über uns noch ein wenig die Stirn runzeln, aber du hast ihn eigentlich schon längst für dich gewonnen. Und meine Mutter ... tja, ich schätze sie wirst du erst einmal gar nicht mehr los werden." Bemerkte et lachend. "Sie ist ohnehin selig, dass ich die Frau heirate der mein Herz gehört und wenn sie dich und deine Liebe für Bücher erst richtig kennen gelernt hat, wird sie dich vermutlich mehr zu Gesicht bekommen als ich." Rob grinste schief. "Außerdem hat sie eine Vorliebe für unkonventionelle Verbindungen. Sie wird überglücklich sein." Fügte er in verschwörerischem Ton hinzu.

Giselle

"Das klingt, als wäre Truro ein Paradies. Ich bin gespannt deine Familie kennenzulernen." Und sie war schon deutlich zuversichtlicher, als er von seinen Eltern erzählte. "Das klingt, als wäre deine Mutter eine sehr liebenswerte Frau. Ich freue mich sie kennenzulernen. Ich könnte jemanden brauchen, den ich in Frauendingen einmal um Rat fragen kann. Die Gelegenheit hatte ich bei meiner Mutter leider nicht..." Sie freute sich auf die Aussicht sich mit ihrer Schwiegermutter austauschen zu können.
Giselle lächelte. "Das klingt hervorragend. Ich denke, ich werde in diesem Leben zurecht kommen. Und ich bin gespannt eure große Kirche zu sehen. Mit dem Hospital. Das klingt spannend."
Sie war glücklicher, als sie sich seit Jahren gefühlt hatte.

Rob lachte auf. "Ein Paradies ... naja, vielleicht nicht ganz. Aber es ist auf jeden Fall ein wundervoller Ort zum Leben und ein bisschen anders als das was man normalerweise so kennt." erwiderte Rob und schürzte dann etwas die Lippen. "Oh, das wirst du tun können. Sie wird überglücklich sein, wenn sie dir alles mögliche erzählen kann." Er sah seine Mutter schon förmlich zu Hochtouren auflaufen, bemüht darin Giselle alles mögliche zu erklären und ihr eine schöne Zeit zu bereiten.
"Du wirst all das ausgiebig sehen können." erwiderte Rob lächelnd, doch dann kam ihm ein ganz anderer Gedanke. Giselle würde in Truro auch Madeleine kennen lernen und Lilian und so Gott wollte noch sein zweites Kind ... mit einem Mal wurde er ernst, denn Rob wollte Giselle unter keinen Umständen unwissend nach Truro kommen lassen.
"Es gibt da auch noch etwas anderes, das du sehen wirst. Jemanden, den du kennen lernen wirst ..." begann Rob dann zögerlich und atmete verstohlen durch. "Giselle, ich ... ich will es dir erzählen bevor du nach Truro kommst, damit du dort nicht unvorbereitet ankommst. Ich ..." Rob zögerte kurz, er wusste, dass das die Stimmung nun wohl etwas dämpfen würde, aber es gab einfach keinen wirklich geeigneten Zeitpunkt wann er es hätte erzählen sollen und er wollte Giselle so früh wie möglich reinen Wein einschenken. "Ich habe eine kleine Tochter, Lilian, und so Gott will wird bald noch ein zweites Kind dazu kommen. Aber ich schwöre dir, dass ich ihre Mutter nie wieder anrühren werden, tatsächlich tue ich das schon seit unserem ersten Treffen nicht mehr, ich ... ich wollte einfach, dass du weißt, dass es Lilian gibt, aber dass das nichts an uns beiden ändert." erklärte er zaghaft und sah Giselle mit banger Miene an. Mit einem Mal fürchtete er sich etwas davor wie sie wohl reagieren könnte.

Giselle

Giselle lächelte sanft. "Das reicht mir völlig aus. Es klingt hervorragend und wird für mich trotzdem ein neues Leben sein. Ich kenne eigentlich nur Fenwick...und dabei gibt es so viel mehr zu entdecken, die Welt ist so viel größer."
Sie wurde ein wenig skeptisch, als Rob nervös wurde. Sie konnte es spüren und wusste sofort, dass jetzt ein wichtiges Thema kam und so sollte es ja auch sein. Eine Tochter also, einen Bastard...und bald noch ein Kind.
"Ich sollte mich wohl zurückhalten mit einem Urteil darüber, schließlich bin ich selbst genug auf das Urteil Anderer angewiesen. Außerdem...war das vor unserer Zeit und wenn du sie nicht mehr anrührst, ist das in Ordnung für mich. Lilian ist eben Teil deines Lebens. Ein recht lasterhafter Teil, aber...ich bin nicht Gott. Erzähl mir von ihr und von ihrer Mutter."