William und Joanna - 1193

Edward und Gabriel hatten noch eine Weile zusammen bei dem Fohlen gesessen und über dieses und jenes geplaudert, doch nun stand Edward noch eine letzte Hürde bevor. Er glaubte zwar nicht, dass Amélie schwerer zu überzeugen war als Gabriel, aber er hatte sich schon einmal getäuscht, wer wusste also, was da noch auf ihn zukam?
Er fand Amélie zusammen mit Philippe in dem großzügigen, behaglichen Wohnraum ihres Hauses. Edwards Blick huschte kurz zu Philippe, ehe er sich zu den beiden setzte. "Und, hat Philippe dich vorgewarnt oder muss ich mein Anliegen in voller Länge vortragen, liebste Schwägerin?" fragte Edward und lächelte möglichst gewinnend.

Amélie hatte geahnt, dass Edward und Gabriel den Nachmittag gemeinsam verbrachten, wo er schon einmal hier war. Nicht gerechnet hatte sie indes mit Philippes Eröffnung, als er ihr Edwards Anliegen erklärte. Sie war sehr befremdet, aber letztendlich musste sie Philippe zustimmen. Entscheidend war, dass Claire glücklich war.
Als Edward nun das Haus wieder betrat, erwartete sie ihn schon und hob eine Augenbraue. "Er hat mir eröffnet, dass du gedenkst unsere Tochter zu heiraten.", bemerkte sie dann. "Ich bin allerdings noch nicht sicher, was ich davon halten soll."
Amélie legte den Kopf schief.
"Ich kenne dich schon lange, Edward, und du hast ein Talent diejenigen unglücklich zu machen, die dir nahe stehen. Das will ich Claire eigentlich ersparen."

Edward musterte Amélie aufmerksam während sie sprach und nickte dann. "Das habe ich vor, in der Tat." bestätigte er lächelnd. "Ich weiß, dass es unerwartet kommt und erst einmal befremdlich wirkt, aber ... ich weiß, dass es die richtige Entscheidung ist. Claire und ich, wir lieben uns und ich würde alles tun, um sie bei mir zu haben." Edward schlug die Beine übereinander und erwiderte Amélies Blick gelassen. "Nicht alle." schränkte er ein. "Und ich würde dir jeden Eid schwören, dass ich Claire nicht unglücklich machen werden." Claire war etwas besonderes, Claire war ... wie Julia. Sicher, anfangs hatte er es gründlich vermasselt damals, aber er war jung gewesen und ein Dummkopf, solch ein Fehler würde ihm mit Claire nicht wieder passieren. Das zeigte in seinen Augen schon die Tatsache, dass er nicht versucht hatte sie jetzt schon in sein Bett zu locken.

"Das ist es in der Tat, immerhin ist sie deine Nichte. Ich wusste immer, dass sie für mehr vorgesehen ist als für ein Leben hier, aber ich hatte ganz sicher nicht das im Sinn. Schade, dass sie nicht mit her gekommen ist, ich hätte gern mit ihr selbst darüber gesprochen. Aber ich denke, du hast Ehre genug um nicht herzukommen, wenn sie nicht auch will. Weiß sie überhaupt, dass du hier bist?"
Amélie seufzte tief.
"Du kannst Eide schwören so viele du willst, damit wirst du mich niemals überzeugen. Sie ist meine Tochter und du weißt, wie sehr ich meine Kinder liebe. Du wirst ihr gegenüber immer mit offenen Karten spielen. Du wirst ihr nicht weh tun, sonst komme ich im Zorn über dich und glaube mir, das willst du nicht."

Edward seufzte leise. "Ja, dieser Umstand ist mir schmerzlich bewusst." Er zuckte leicht mit den Schultern. "Niemand hält dich davon ab mit ihr selbst darüber zu sprechen. Ich kann sie her bringen oder ihr begleitet mich für ein paar Tage nach Westminster, ganz wie ihr wollt. Und natürlich will sie, sonst hätte ich nicht diesen schweren Gang auf mich genommen. Und ebenso weiß sie, dass ich hier bin. Es war ja auch mehr oder weniger ihre Idee, dass ich Phil unbedingt um ihre Hand bitten muss."
Edward brummte ein wenig ungehalten. "Ein wenig mehr Vertrauen hätte ich aber schon verdient, denkst du nicht?" Er machte eine leicht abwehrende Geste. "Keine Sorge, nichts läge mir ferner. Abgesehen davon bin ich nicht erpicht darauf, dass ihr allesamt wie die Furien über mich herfallt." Alleine das würde ihn schon abschrecken, denn nicht nur Amélie würde wie der Racheengel persönlich hinter ihm her sein, sondern auch Phil, Gabriel und zweifelsfrei auch Robert. Aber diese abschreckende Vorstellung war gar nicht nötig, er wollte Claire glücklich sehen und nicht anders.

"Das werde ich, da kannst du dich drauf verlassen, Edward. Ich schätze, ich werde dich ein paar Tage begleiten, wenn du zurück nach Westminster gehst. Dann kann ich mit ihr reden und ein paar Dinge planen, von denen du Holzkopf meine Ahnung hast. Sei so gut und heirate wenigstens in Truro, damit sie nicht schon am Tag eurer Hochzeit dem ewigen Geschwätz ausgesetzt ist. Hier kennen die Leute euch Beide von klein auf."
Amélie lächelte wissend. "Das ist meine Tochter. Sie ist ja schließlich auch mit Anstand erzogen. Es ist nur richtig, dass du um ihre Hand bittest. Dein Vertrauen musst du dir verdienen, Edward. Ich habe dich auch Jahre nicht gesehen, also gib dir ein bisschen Mühe. Ich bin gewillt dir zu glauben, aber beweisen musst du es schon selbst. Und glaub mir, wenn du sie unglücklich machst, hast du die Furien mehr als verdient."
Diese Drohung war das größte, was sie ausrichten konnte, aber es schien ihn zu beeindrucken.

"Nur zu gern. Es wird mir eine Ehre sein, dich zum Hof zu begleiten, liebste Schwägerin." erklärte Edward augenzwinkernd. Dann zog er die Augenbrauen in die Höhe. "Und du denkst, es ist von Vorteil, dass man uns hier so gut kennt? Dann wird doch erst recht getratscht werden." Edward verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. Es missfiel ihm, dass Amélie so offen an ihm zweifelte, aber er hielt lieber seinen Mund bevor er sie noch verärgerte, schließlich war er auf ihr Wohlwollen angewiesen.
"Wie gut nur, dass die Furien nie nötig sein werden." versetzte er grinsend. Er war durchaus zufrieden mit sich. Es war besser gelaufen als er erwartet hatte und nun war der Weg frei. Wenn James sich um die Formalitäten kümmerte, würde es auch relativ zügig gehen, da war Edward sehr zuversichtlich.

Amélie lächelte. "Das freut mich. Und du wirst staunen." Sie konnte viel mehr sein als die angesehene Frau des Stallmeisters, schließlich war sie eine Grafentochter und es würde die Gelegenheit sein, ihre wirklich schönen Kleider für besondere Anlässe einmal wieder zu tragen.
"Das denke ich in der Tat, denn ihr seid beliebt hier. Sie mögen euch alle, weil sie euch von klein auf kennen. Und ganz besonders Claire ist in den letzten Jahren hier groß geworden."
Amélies Augen funkelten mutwillig. "Du magst es nicht, dass ich an dir zweifle, aber ich kenne dich schon so lange...und ich liebe meine Tochter. Also sei mir nicht gram und belehre mich eines Besseren."
Sie neigte den Kopf.
"Ich hoffe, du konntest mit Gabriel alles klären?"

Edward grinste. "Da bin ich sicher. Ich hoffe, du gewährst mir dann auch einen Tanz, holde Maid?" fragte er neckend. Er wusste schließlich um Amélies Herkunft und selbst ein Blinder konnte sehen, dass Philippe keine Bauersfrau geheiratet hatte. Amélie trug auch im Wesentlichen dazu bei, dass es hier im Heim des Stallmeisters bei aller Schlichtheit trotzdem in gewisser Weise fein zu ging.
Edward nickte langsam. "Nun, dann soll es so sein, wenn Claire es auch so möchte." Dann zuckte er mit den Schultern. "Das werde ich tun, sei versichert." prophezeite Edward mit funkelnden Augen. Er schlug die Beine übereinander und lehnte sich etwas zurück. "Ja, wir haben uns ausgesprochen. Ich denke, es wird funktionieren. Er wird sich noch etwas an den Gedanken gewöhnen müssen, aber er hat die Gründe dafür verstanden und ich glaube, wir konnten uns ganz gut versöhnen." Edward sah zu Philippe hinüber. "Und wo wir gerade dabei sind. Ich würde dir gern eins der Fohlen abkaufen. Den kleinen Rapphengst, den Artemis bekommen hat. Überleg dir, was du für ihn haben willst, sei so gut."

Amélie nickte huldvoll. "Aber sicher. Bei dir weiß mein Mann mich ja in sicheren Händen.", erwiderte sie lächelnd. Und manchmal vermisste sie das Hofleben ja doch ein bisschen. Nachdem sie anfangs wirklich bäuerlich gelebt hatten, war sie nun doch froh darüber, dass sie sich ein wenig Luxus erlauben konnten. Sie hatte sich dabei wirklich ein wenig ausleben können.
"Ich bin sicher, dass sie das möchte. Ich bin aber froh, dass du dich mit ihm ausgesprochen hast. Er ist so schon immer so verunsichert über eure Familienverhältnisse und Claire ist ihm wichtig."
Philippe hob indes die Brauen. "Oh, den Kleinen von Chouchou? Du hast dir natürlich zielsicher das beste Fohlen im Jahrgang ausgesucht, scheint mir. Eigentlich wollte ich ihn behalten, aber meinetwegen. Weil du es bist und ich ahne, dass du ihn für Gabriel willst. Ich überlege mir was und werde es dich dann wissen lassen.", erklärte Philippe dann gelassen.
"Du lässt ihn noch ein Weilchen hier nach dem Absetzen, denke ich?"

Edward seufzte leise. "Ja, ich weiß, er hatte es in der Hinsicht nie wirklich leicht. Aber das wird sich jetzt ändern, die Zukunft wird endlich ruhiger werden." Denn mit Claire würde es kein solch ewiges Auf und Ab werden wie mit Helene und Edward würde sie auch um keinen Preis in der Welt wieder hergeben.
Edward grinste seinem Bruder zu. "Genau genommen hat Gabriel ihn ausgesucht. Ich schätze, er hat hier ziemlich viel über Pferde gelernt." bemerkte er augenzwinkernd und nickte dann. "Ja, er soll ihn bekommen. Er hängt so sehr an dem kleinen Kerl und ich denke, er wird ein geeignetes Pferd für Gabriel, sobald beide alt genug sind." Edward hoffte, dass Philippe keine zu hohe Summe verlangen würde, denn zu große Sprünge durfte er sich momentan nicht erlauben, aber es würde schon irgendwie gehen. "Auf jeden Fall bis er alt genug ist zum Anreiten. Und dann sehen wir weiter, je nachdem wie die Lage gerade ist und wo Gabriel sich aufhält, würde ich ihn zum Anreiten auch hier bei euch lassen, dann könntest du ihn in der Zeit auch ein bisschen in die Zucht nehmen, wenn er sich eignet."

Philippe grinste zurück. "Natürlich hat er das. Man kann nicht die halbe Zeit auf diesem Gestüt verbringen und nichts über Pferde lernen, Ed. Er liebt sie und sie lieben ihn. Thomas und Gabriel streifen oft zusammen durch die Stallungen und fachsimpeln. Die Beiden haben einen guten Draht hier zueinander gefunden.", erklärte er dann.
"Er wird auf jeden Fall ein ganz hervorragendes Pferd werden, das kann man jetzt schon sehen. Ich will ja auch, dass der Junge glücklich ist. Wir werden uns schon einig werden, da bin ich wirklich sicher. Und wenn du ihn hier lässt sowieso. Wenn er sich entwickelt wie gedacht, nehme ich ihn gern in die Zucht. Er wird eine Bereicherung sein."
Philippe war recht angetan von der Vorstellung. "Gabriel soll ihn taufen."

Rob kniete auf dem Bett, strich bedächtig über Giselles Unterschenkel, legte seine Hände in die richtige Position und winkelte langsam ihr Bein an. Vorsichtig stellte er ihren Fuß auf der Matratze ab und hauchte dann lächelnd einen Kuss auf Giselles Knie. "Weißt du, ich bin wirklich froh, dass wir die lange Einheit immer erst abends machen. Wenn ich mir vorstelle, wir würden den Tag damit beginnen ..." Er sah zu seiner Frau hinüber und grinste. "Ich würde dich den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf bekommen." bemerkte er mit einem flegelhaften Grinsen und bewegte ihr Bein nun langsam wieder zurück in die Ausgangsposition. Sie hatten diese Übung schon mehrfach wiederholt, Rob hatte sich von John genauste Anweisungen geben lassen welche Übung sie wann und wie oft machen sollten und ab wann sie die Intensität steigern konnten und er achtete peinlichst genau darauf Johns Vorgaben einzuhalten.
Nun ließ er sich im Schneidersitz nieder, bettete vorsichtig Giselles Fuß auf sein Knie und begann mit sanftem Druck ihre Fußsohle zu massieren. "Und es ist von großem Vorteil, dass du zu der reinlichen Sorte Mensch gehörst." feixte er sanft.

Giselle ließ bereitwillig von Rob die täglichen Übungen durchführen und half ihm dabei, so gut es eben ging. Sie musste lachen, als er sie angrinste und bedachte ihn zur Belohnung mit einem gekonnten Augenaufschlag. "Das ist in der Tat ein Vorteil. Ich will dich ja nicht von deiner Arbeit abhalten, weil du nur an mich denken kannst. Aber jetzt gehört die Nacht ja dir."
Sie verliebte sich beinahe jeden Tag mehr in ihren Mann. Er war so aufopfernd und er wurde nie müde mit ihr zu üben, auch wenn sie selbst manchmal der Mut verlassen wollte. Er brachte sie immer dazu durchzuhalten und dafür war sie ihm ausgesprochen dankbar. Aber sie musste zugeben, dass seine Konsequenz sich auszahlte. Sie merkte selbst, dass ihre Beine kräftiger wurden und zumindest das Gefühl ein wenig zurückkehrte. Sie schaffte es auch manchmal ein paar Zehen zu bewegen, aber es wollte noch nicht immer gelingen. Doch diese kleinen Schritte waren schon so viel mehr als sie je erträumt hatte.
Sie schenkte ihm einen liebevollen Blick. "Das ist wahr. Aber darauf lege ich auch wirklich wert. Ich sitze schließlich oft genug hier herum, eine Ausrede habe ich nicht. Und ich muss wirklich zugeben, seit ich diese Fußmassage auch fühlen kann, genieße ich sie noch mehr. Und ich bin dir wirklich dankbar für all das. Nicht jeder Mann würde das so konsequent mit mir durchziehen."

Rob lächelte verliebt als Giselle lachte. Es war so ein wundervoller Laut und er war glücklich, dass er derjenige war, der ihr solch ein Lachen entlockte. Keinen einzigen Tag hatte er bereut sich für Giselle entschieden zu haben, denn jeder Tag mit ihr war eine wahre Bereicherung.
"Ja, zum Glück." beschied er amüsiert. "Und ich habe auch vor, die Nacht gut zu nutzen." versicherte Rob und beugte sich einen Moment über Giselle, um ihr einen Kuss zu geben, ehe er in seinem Tun fortfuhr.
Er grinste und strich sachte über die Außenseite ihres Fußes ehe seine Finger wieder zu ihrer Sohle wanderten und diese mit leichtem Druck bearbeiteten. "Es freut mich, dass es dir gefällt." Er sah zu ihr hinüber und hob leicht die Schultern. "Ich habe mich für dich entschieden, mit allen Höhen und Tiefen. Also ziehen wir das auch gemeinsam durch und der Erfolg gibt uns ja schließlich auch Recht." Rob beendete die Massage am linken Fuß und nahm sich nun den rechten vor. "Ich habe dich heute Nachmittag mit Madeleine und den Kindern im Garten gesehen. Kommt ihr gut zurecht?" fragte er schließlich. Es hatte ihn gefreut zu sehen, dass die beiden Frauen so viel Zeit miteinander verbracht hatten, besonders nachdem Joanna mit Daniel nach ihrer Hochzeit nach Kent gegangen und für Giselle somit eine liebgewonnene Freundin weiter in die Ferne gezogen war.

"Das klingt nach einem wunderbaren Vorhaben.", erwiderte Giselle amüsiert. Sie erwiderte seinen Kuss liebevoll und schloss die Augen halb, während er fortfuhr. "Trotzdem würde das nicht jeder so sehen. Ich bin umso glücklicher dich zu haben. Ohne dich würde ich nicht so häufig üben. Aber du hast Recht, es hat Erfolg und allein dafür bin ich John und dir so dankbar. Wer weiß, wohin die Reise noch geht...Vielleicht werde ich die Beine eines Tages wieder bewegen können."
Giselle lächelte sanft. "Oh ja, sie ist großartig. Sehr bodenständig, sehr realistisch und ich mag sie wirklich gern. Ich hatte ein wenig Sorge, nachdem Joanna fort gegangen ist. Aber ich bin gern mit Madeleine und den Mädchen zusammen."
Sie schaute ihn nachdenklich an. "Ich habe sie um Rat gefragt, weißt du. Sie hat mir doch einiges an Erfahrung voraus und ich...musste sie etwas fragen, damit ich sicher bin. Sie war wirklich freundlich."

Rob grinste breit. "Ich weiß. Aber zum Glück bin ich ja nicht jeder, nicht wahr?" Zärtlich strich Rob mit dem Zeigefinger über Giselles Zehen. "Stimmt, wer weiß das schon? Und ich würde es nicht ausschließen wollen, deine Zehen kannst du immerhin schon immer mal bewegen, wenn du die konzentrierst und wenn ich sie hier kitzle, zucken sie auch jedes Mal fleißig." bemerkte Rob vergnügt.
Er sah Giselle in die Augen und erwiderte ihr Lächeln. "Ich bin so froh, dass ihr gut miteinander auskommt. Madeleine und die Mädchen gehören einfach irgendwie zur Familie und wenn du in ihr ebenfalls eine Freundin findest, umso besser." Rob zog die Augenbraue in die Höhe und sah Giselle überrascht an. "So? Was für einen Rat brauchtest du denn von Madeleine?" fragte er verwirrt, denn er hatte keine Ahnung, um was es sich dabei gehandelt haben könnte.

Giselle grinste zurück. "Oh ja, das ist ein wirklich großes Glück. Du hast Recht, ich kann die Zehen manchmal bewegen und John ist wirklich begeistert davon. Ich kann bestimmt bald noch ein bisschen mehr." Sie nickte zustimmend.
"Das bin ich auch, ich hatte Sorge, sie könnte eine Konkurrenz für mich werden oder mich hassen. Aber im Gegenteil, sie hat mich wirklich freundlich aufgenommen und wir sind uns gar nicht so unähnlich. Ich kann gut mit ihr plaudern, es wird nicht langweilig.", erwiderte Giselle und verschränkte dann die Finger ein wenig unbehaglich auf ihrem Schoß, denn sie hatte keine Ahnung, wie Rob reagieren würde.
"Naja, ich...denke, ich bin schwanger.", brachte sie dann ein klein wenig unsicher hervor. Sie hatten Beide nicht gewusst, ob sie überhaupt noch in der Lage war ein Kind zu empfangen, doch offensichtlich war sie das. Die Geburt würde ein wenig schwierig werden, aber John hatte sicherlich Ideen um zu helfen.
Wenn die Schwangerschaft gut verlief, würde wirklich niemand mehr an ihr zweifeln. Dann konnte ihr auch niemand die Eignung als zukünftige Gräfin absprechen.

"Niemand kann je Konkurrenz für dich werden, mein Herz." erwiderte Rob zärtlich. "Aber es freut mich, dass ihr aneinander Gefallen findet, ihr passt in der Tat gut zusammen." Beide Frauen waren von recht ähnlichem Gemüt und so offenherzig, dass sie eigentlich auch gar nicht anders konnten als sich anzufreunden.
Als Giselle ihm dann eröffnete, wieso sie Madeleines Rat gesucht hatte, blieb Rob der Mund offen stehen. Einen schier endlosen Moment lang starrte er seine Frau einfach nur an, vollkommen sprachlos angesichts dieser Neuigkeiten.
Dann spürte er den Kloß in seiner Kehle, legte vorsichtig Giselles Fuß wieder auf die Matratze und rutschte hinüber zu seiner Frau, um sie in seine Arme zu ziehen. "Oh Giselle ..." wisperte er und hörte wie rau seine Stimme mit einem Mal klang. "Schwanger ... das ... das ist ein Wunder ..." Er hatte gehofft und viel Zeit mit beten verbracht, aber es gab da dennoch die Stimme der Vernunft, die ihm gesagt hatte, dass so viele Erfolge kaum realistisch waren. Dass sie sich an dem erfreuen sollten, was sie schon erreicht hatten und er hatte befürchtet anmaßend zu werden in seinen Wünschen.
Rob vergrub sein Gesicht einen Moment lang an Giselles Hals, dann küsste er sie innig. "Ich liebe dich, Giselle." wisperte er leise.

Giselle lächelte dankbar. "Und dafür liebe ich dich so." Er würde nie eine andere Frau vorziehen, nur weil sie eben nicht immer alles tun konnte. "Das denke ich auch. Und jetzt, da Joanna weg ist, kann ich mit meiner Freundschaft nicht ganz so wählerisch sein. Ich mag sie aber wirklich."
Giselle freute sich sehr über Robs Reaktion und schlang die Arme um ihn. "Das ist es...ich war genauso überrascht wie du, aber es gibt wenig Zweifel. Ich werde John um Rat fragen. Natürlich wissen wir nicht, ob die Schwangerschaft gut verläuft und dieses Kind gesund zur Welt kommt....aber es ist da, verstehst du." Und das hatte sie wirklich sehr bewegt und gänzlich neue Gefühle in ihr ausgelöst.
"Und ich liebe dich....ich weiß gar nicht recht, wie mir geschieht, seit ich hier bin.", sagte sie, nachdem sie den Kuss wieder gelöst hatten.

Rob blinzelte heftig, um ein paar Tränen zurück zu halten, die sich in seine Augen gestohlen hatten, und hauchte einen weiteren Kuss auf Giselles Lippen. "Das ist alles erst einmal nicht so wichtig. Wichtig ist, dass es überhaupt funktioniert hat." murmelte er leise, vollkommen überwältigt von diesem Gefühl. "Und morgen werden wir mit John sprechen, einverstanden? Ich denke, je eher er es weiß, desto besser. Und sprich mit Elena, sie wird dir ebenfalls viel helfen können. Wenn es irgendetwas gibt, was wir tun können, tun wir es auch." beschied er und strich Giselle zärtlich über die Wange.
Wenn Rob ehrlicher und realistischer Stimmung war, hatte er sich in manchen Momenten mit dem Gedanken damit auseinander gesetzt, dass er nie legitime Kinder haben würde. Es war irgendwie naheliegend gewesen, dass Giselle nicht schwanger werden konnte und er hatte begonnen sich mit dem Gedanken zu arrangieren. Für ihn war es wichtiger sie an seiner Seite zu haben.
Nun da es aber doch geschehen war, war Rob vollkommen überwältigt von der Nachricht und er nahm sich vor, gleich morgen eine größere Spende in der Kirche zu tätigen. Als Dank dafür, dass Gott offenbar doch beschlossen hatte, sie noch ein klein wenig mehr zu beschenken.

"Ja, das ist es..." Giselle lächelte glücklich und stimmte dann zu. "Das werden wir. Er sollte es wissen. Und du hast Recht, Elena soll mir zur Seite stehen." Die junge Frau betätigte sich auch immer wieder als Hebamme und Giselle hatte sie gern. Daher würde sie sich gern in deren kundige Hände begeben. "Vielleicht wissen sie tatsächlich etwas, was wir noch tun können zur Unterstützung."
Sie wollte so sehr, dass dieses Kind gesund zur Welt kam. Es würde ihr Glück perfekt machen, denn sie wusste, dass auch Rob unglaublich gern ein eheliches Kind hätte.
Sie hatten fast nicht mehr damit gerechnet, dass sie überhaupt empfangen würde. "Sie hatten alle Unrecht, Rob....alle, die gesagt haben, ich würde niemals Mutter wären. Nur sollte ich wohl besser auf Hermes verzichten... Fast schade, jetzt, wo es so gut funktioniert."
Inzwischen ritt sie sogar schon allein und es machte ihr eine Menge Spaß. Hermes ersetzte ihre Beine, das war wundervoll.

Rob seufzte tief. "Ja, sie hatten Unrecht. Mit so vielen Dingen hatten die Leute Unrecht, was uns betrifft. Du hast sie schon häufig eines besseren belehrt und nun noch einmal." Rob strich sanft über Giselles Rücken. "Wie weit bist du schon, was denkst du?" fragte er und ließ dann das erste Mal seine Hand zu Giselles Bauch gleiten mit dem Wissen, dass sein Kind darin heran wuchs.
"Ja, Hermes wird wohl eine Weile ohne dich auf seinem Rücken auskommen müssen. Aber ich bin zuversichtlich, dass er geduldig auf dich warten wird." erwiderte Rob augenzwinkernd. Er fühlte sich wie berauscht von Giselles Neuigkeit und er brannte bereits darauf es seinen Eltern zu verkünden. Und er dachte unweigerlich über hunderte von Dingen nach, die sie vielleicht ändern und verbessern konnten, um es Giselle mit der Schwangerschaft leichter zu machen. Er wollte um jeden Preis verhindern, dass irgendetwas jetzt noch schief ging.

"Ich werde damit nicht aufhören. Ich werde es ihnen allen zeigen." Giselle wollte allen zeigen, dass sie sich nicht unterkriegen ließ. Sie genoss das Gefühl seiner Hand auf ihrem Bauch, es war ein so inniger Moment, dass sie wünschte, er würde niemals enden.
"Ich denke, nicht so weit. Im zweiten Monat ungefähr, ich dachte beim ersten Mal, mein Körper wäre etwas durcheinander, das passiert manchmal, aber als ich nun zweimal nicht geblutet habe..."
Giselle nickte langsam.
"Das wird er sicher und du kannst ihn ja ein bisschen bewegen in der Zeit. Ich glaube, deine Eltern werden sich sehr mit uns freuen..."
Besonders Robs Vater hatte sich ein wenig gesorgt, weil sie Rob nicht mit Gewissheit Kinder schenken konnte.

"Das wirst du, da bin ich mir sicher." bemerkte Rob zufrieden. Er strich zärtlich über Giselles Bauch und nickte dann. "Bis wir es deinem Vater sagen, sollten wir aber sicherheitshalber noch warten. Er wird sich sonst vor lauter Sorge um dich nur um den Schlaf bringen." schlug Rob dann grinsend vor. Walter of Fenwick war es immer noch ein wenig unheimlich, wie selbstständig seine Tochter in vielen Dingen geworden war. Er freute sich von ganzem Herzen, das konnte man leicht merken, aber er hatte sich einfach so daran gewöhnt Giselle über die Jahre hinweg zu beschützten und von jedem Unheil fern zu halten, dass er einfach noch nicht wirklich aus seiner Haut heraus konnte.
Rob seufzte zufrieden und ließ sich zurück in die Kissen sinken, zog Giselle vorsichtig mit sich und schlang die Arme um sie. "Du machst mich wirklich zum glücklichsten Mann der Welt, mein Engel." erklärte er lächelnd.