William und Joanna - 1193

Beatrice strich ihm eine rote Locke aus der Stirn. "Du kannst ja nichts dafür...und sie alle vertreten dich würdig. Deine Mutter, Robert, Marshal, Edward und auch deine Söhne geben sich alle Mühe. Aber ich weiß, du bist immer rastlos, wenn du die Dinge nicht selbst in die Hand nehmen kannst."
Sie räkelte sich wohlig, als seine Finger über ihren Rücken strichen.
"Das werde ich...ich hoffe, du wirst es ihnen bald selbst sagen können. Ja, Isabel ist eine hübsche junge Dame geworden und Richard ist ein kleiner Kobold mit viel Unsinn im Kopf.", erzählte sie lächelnd. "Guillaume ist großartig. Er ist besonnen und vernünftig geworden. Er macht dir wirklich alle Ehre. Er ist mir eine große Hilfe. Und Stephan geht ihm bei der Arbeit oft etwas zur Hand."
Sie war so dankbar, dass ihre Söhne so großartig gelungen waren.

Richard seufzte leise. "Und das weiß ich wirklich sehr zu schätzen. Nicht nur, was sie in der Zeit während des Kreuzzuges zu Hause getan haben, auch das, was sie jetzt tun, um mich frei zu bekommen. Manchmal überrascht es mich immer noch, wie passend die Entscheidung war, wen ich zurück lasse, um die Verwaltung des Reiches zu übernehmen, und wen ich mitnehme. Für jeden schien es die richtige Lösung gewesen zu sein." So hatte jeder auf seine Weise sein möglichstes geben können und Richard berührte es mehr als er zugeben wollte, dass sie auch nun so eisern zu ihm standen.
Richard grinste als Beatrice sich neben ihm zufrieden räkelte und seine Hand wurde ein klein wenig verwegener. Er hätte nichts dagegen heute noch etwas weniger Schlaf zu bekommen. "Es ist verrückt ... mein kleines Mädchen ist alt genug, das wir uns langsam nach einem passenden Bräutigam umsehen." Und für Isabel wollte er selbst wieder ein ganz genaues Auge darauf werfen nachdem er von dem Desaster mit Eleonores Mann gehört hatte.
"Hach, das ist wirklich etwas, das ich gar nicht oft genug hören kann, wenn ich ganz ehrlich bin." gestand er als Beatrice von Guillaume und Stephan sprach.

Beatrice nickte. "Sie sind dir alle wirklich treu ergeben und halten uns den Rücken frei. Das macht die Dinge so viel einfacher." Sie wusste gar nicht, wie sie es ohne diese Unterstützung hätte schaffen sollen. "Du hast gut gewählt."
Sie grinste ebenfalls, als seine Hand forscher wurde und ließ ihre eigene Hand über seine Brust abwärts wandern. Sie wusste, wohin das führen würde und sie hatte dagegen absolut nichts einzuwenden. Sie war regelrecht süchtig nach seiner Nähe und sie wollte jede Sekunde nutzen, bevor sie wieder abreisen musste.
"Das ist sie und wir werden einen guten Mann für sie finden, wenn du zurück bist."
Und Guillaume würde seinem Vater viel Freude machen, wenn sie sich wieder sahen. Wenn Richard endlich frei war...

"Das ist wahr. Manchmal überwältigt es mich noch immer zu sehen, welche Ergebenheit ich in ihnen wecken kann. Es kommt mir so unwirklich vor. Aber es ist ein berauschendes Gefühl, sie sind mir treu ergeben und ich kann mich auf sie verlassen - und sie sich auf mich." Richard gab Beatrice einen Kuss. "Und eine Brüder machen eurer Familie auch alle Ehre. Aber ganz besonders sticht meine Königin hervor ..." murmelte er und lachte leise als Beatrice seiner stummen Aufforderung nachkam und ihre Hände über seine Brust glitten. Sie mussten ja immerhin jedes bisschen Zeit nutzen, das ihnen noch blieb.
"Das werden wir. Ich will, dass meine Kleine glücklich wird. Ich will verhindern, dass sie so etwas wie ihre Schwester erleben muss." Und auf Eleonore würde er auch ein wachsames Auge haben, damit dieser Bastard Bernard nur nicht auf dumme Ideen kam.

Beatrice lächelte sanft. "Hab ein bisschen mehr Vertrauen in dich selbst. Warum sollten sie dir nicht folgen, wo ich doch den Grund dafür auch sehen kann? Ich sehe in dir, was sie sehen können." Sie erwiderte seinen Kuss und legte die Hände an seine Hüfte.
"Das hört sich gut an...", murmelte sie. "Und jetzt komm schon, verschwenden wir keine Zeit." Sie wollte ihn haben, umso mehr, da sie nur zu bald abreisen musste.
"Sie wird glücklich werden....wir finden schon jemanden für sie und auch eine gute Lösung für Eleonore. Ihr geht es auch gut, jetzt wo sie ihre Ruhe hat."
Und dafür dankte sie Gott jeden Tag.

Richard grinste. "Ach, ich glaube, an Vertrauen mangelt es mir nicht wirklich. Es ist nur manchmal so unwirklich, wenn man einmal genau darüber nachdenkt ... und vermutlich tue ich das hier einfach zu viel." Denn wenn es Richard hier an einem nicht mangelte, dann an Zeit um nachzudenken.
Er lachte auf, zog Beatrice an sich und schob ihr dünnes Nachthemd nach oben, um sie dann geschickt gänzlich davon zu befreien. "Euer Wunsch sei mir Befehl, meine Königin." erklärte er und seine Hosen landeten wie Beatrices Hemd im nächsten Moment neben dem Bett.
"Das ist gut. Sie sollen alle glücklich werden ... so wie ich es mit dir bin, meine Schöne." Und Richard hatte sich geschworen Beatrice nun wieder treu zu bleiben. Er wollte den Versuch noch einmal mit aller Kraft unternehmen, wollte ihr damit zeigen, wie wichtig sie ihm war und wie ernst ihre Ehe ihm war.

Beatrice seufzte leise und bedachte ihn mit einem mitfühlenden Blick. "Wie solltest du auch nicht? Du hast viel zu viel Zeit zum grübeln, nicht."
Sie ließ sich bereitwillig von ihm entkleiden und legte die Arme dann um seinen Nacken. Sie wollte ihn nahe bei sich haben und ihre Geduld war nicht sehr ausgesprägt.
"Und ich mit dir." Die lange Zeit der Trennung hatte ihnen Beiden noch einmal vor Augen geführt, wie sehr sie aneinander hingen und einander brauchten. Vergessen waren erst einmal die bitteren Tränen, die sie schon vergessen hatte, weil er ihr nicht treu war.
Hier schien alles wieder anders zu sein, es fühlte sich an wie früher, als sie frisch verliebt gewesen waren, gerade geheiratet und sich gegen allen Widerstand durchgesetzt hatten. Niemand hatte sie aufhalten können.

Laura

Laura schlug das Herz bis zum Hals als sie die Tür zum Hospital öffnete. Ihr war nicht gerade wohl bei dem, was sie tun musste, aber es gab einfach keinen anderen Weg und je eher sie es hinter sich brachte, desto besser.
Sie sah sich ein wenig unsicher um und fragte dann einen der vorbei huschenden Helfer wo sie Elena finden konnte. Der junge Mann sagte, sie sei wohl in ihrem Arbeitszimmer und deutete auf eine der vielen Türen. Laura nickte dankend, dann ging sie zu der entsprechenden Tür. Es waren nur einige Schritte, aber die Angst, die sie empfand, ließ ihr den Weg endlos erscheinen. Dann hatte sie die Tür erreicht und mahnte sich zur Ruhe. Sie musste entschlossen wirken, sonst war vermutlich alles gleich hinfällig.
Sie klopfte an die Tür und trat ein als von drinnen eine Aufforderung zu hören war.
"Verzeiht dich Störung, Elena, aber ich hatte gehofft, dass Ihr mir helfen könnt." begrüßte sie die junge Ärztin auf die Laura im Moment ihre gesamte Hoffnung stützte. Wenn Elena ihr nicht helfen konnte, wusste sie nicht, was sie tun sollte ohne sich selbst in größte Gefahr zu bringen.

Elena brütete gerade über einer Abhandlung, die sich mit der Behandlung von Kopfschmerzen befasste, als es klopfte. Aufmunternd bat sie den Besuch herein und schaute auf.
"Nur herein, ich werde gern sehen, was ich für dich tun kann. Laura, nicht wahr?" Sie kannte die meisten Menschen aus dem Dorf recht gut und das kam ihr bei der Arbeit zugute. Ihre Patienten fassten mehr Vertrauen, wenn sie ihren Namen schon kannte.
"Setz dich doch.", bat sie und deutete auf den Stuhl ihr gegenüber hinter dem Schreibtisch. "Erzähl mir, was dir fehlt. Ich bin sicher, wir finden eine Lösung."
Und es machte sie immer glücklich, den Menschen behilflich sein zu können.

Laura

Laura nickte als Elena sie nach ihrem Namen fragte und versuchte sich an einem Lächeln, das nicht allzu kläglich wirkte. Sie nahm der Ärztin gegenüber Platz und starrte einen Moment lang schweigend auf ihre Hände in ihrem Schoß.
Das hier war nicht einfach, aber sie musste es tun, es gab keine andere Lösung. Laura sah auf. "Ich ... Es gibt doch gewisse Tränke, die ... die verhindern, dass man schwanger wird, nicht wahr? Ich habe ein paar Frauen im Dorf einmal darüber reden hören." begann sie unsicher und knetete mit ihren Händen eine Falte in ihrem Kleid. "Und die helfen auch, wenn ... wenn man möglicherweise schon schwanger ist?" Es war nicht so, dass sie Zweifel daran hatte, sie war sich sehr sicher, aber es war Elena gegenüber vielleicht besser den Anschein zu erwecken, dass sie nicht sicher war.
Dabei war sie sich sehr sicher, denn ihre Blutung war ausgeblieben und das war noch nie passiert, sie war immer regelmäßig gekommen und dieses Mal hatte das Ausbleiben für eine regelrechte Panik bei Laura gesorgt.

Elena sah sofort, wie nervös Laura war und hatte bereits eine Vermutung, worum es sich bei Lauras Problem handelte. Sie lauschte aufmerksam und verschränkte die Finger miteinander.
"Es gibt solche Tränke, ja, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Aber im Nachhinein kann ich da nichts mehr tun."
Elena legte den Kopf zur Seite. "Du bist schwanger? Oder du denkst, es könnte so sein? Warum in Gottes Namen willst du denn dagegen etwas tun? Das ist eine schwere Sünde, Laura, du kannst doch nicht dein Kind töten wollen.", versuchte sie der jungen Frau ins Gewissen zu reden.
"Warum bist du so verzweifelt? Was sagt dein Mann dazu? Oder hast du keinen?"
Wahrscheinlich hatte das Mädchen sich in Schwierigkeiten gebracht ohne über die Konsequenzen nachzudenken, wie es so oft geschah.

Laura

Lauras Augen weiteten sich ein klein wenig. Sie hatte fest darauf vertraut, dass es solch eine Trank gab. Und vermutlich tat es das auch, nur Elena schien nicht gewillt ihn ihr zu geben.
Laura schüttelte heftig den Kopf. "Nein, ich ... ich weiß es nicht genau, aber es wäre möglich. Noch nicht lange, wenn überhaupt." erwiderte sie heiser. Laura schloss kurz die Augen und sammelte sich, dann sah sie Elena wieder an. "Ich ... ich bin unverheiratet, Mylady. Und mein Vater ... er wird mich grün und blau schlagen und aus dem Haus werfen, sollte ich wirklich h schwanger sein. Er wird es nicht verstehen, er ..." Laura schüttelte den Kopf. Sie würde nichts weiter als ein Schandfleck in seinen Augen sein. "Und wo soll ich denn dann hin ..." murmelte sie leise.

Elena dachte einen Moment nach. "Wann hast du zuletzt geblutet, Laura? Kommt deine Blutung sonst regelmäßig? Denk genau nach, ich will dir ja helfen." Aber sie würde keine Schwangerschaft abbrechen, das konnte sie mit sich nun wirklich nicht vereinbaren, ganz besonders, da sie selbst Kinder hatte.
"Ach Mädchen...du warst wirklich unvorsichtig. Und nur keine Scheu, ich bin keine Lady." Sie beugte sich leicht vor und legte die Hand kurz auf Lauras Arm-
"Dein Vater wird dich nicht davonjagen, ich bin sicher, er liebt dich doch. Aber der Vater deines Kindes sollte dich heiraten und eine anständige Frau aus dir machen.", bemerkte sie dann. "Wer ist es? Vielleicht kann ich dir helfen, ich kenne viele Leute aus dem Dorf."
Und sie hasste solche verantwortungslosen Burschen, die die Mädchen schwängerten und sich dann aus dem Staub machten.

Laura

"Vor sechs Wochen zum letzten Mal. Eigentlich hätte es längst soweit sein müssen. Es hat noch nie so lange gedauert und ausgeblieben ist sie auch noch nie einfach so." erklärte Laura leise. Ihr Blick huschte zu Elenas Hand auf ihrem Arm, dann sah sie die Ärztin wieder an. "Doch, das wird er. Er ist sehr fromm, er würde kein Verständnis haben. Solche Dinge sind in seiner Welt undenkbar."
Laura schüttelte heftig den Kopf. "Unmöglich. Er darf nicht einmal erfahren, dass es soweit gekommen ist. Außerdem ist er nicht in Truro." erwiderte sie angespannt. Sie wollte nicht, dass man Sébastien zu einer Hochzeit mit ihr zwang. Sie wusste ja, wie er zum heiraten stand und war das Risiko eingegangen, es war ihre Schuld. Schlimm genug, dass er wegen ihr im Kloster war.
Laura erhob sich eine Spur zu eilig. "Ich denke, ich sollte wieder gehen. Verzeiht mir, dass ich Euch damit behelligt habe." erklärte sie rasch. Sie würde einen anderen Weg finden müssen. Irgendwie würde sie es schon schaffen, vermutlich würde es wesentlich gefährlicher sein, wenn sie es allein versuchte, aber das musste sie eingehen.

"Nun, ich denke, dann gibt es keinen Zweifel. Du bst schwanger." Und sie bedauerte wirklich, dass das, was sonst Grund zu großer Freude war, diesmal ein Mädchen so in Verzweiflung stürzte. Sie wollte Laura ja wirklich helfen, aber es war nicht leicht.
"Wir finden eine Lösung für dich, Laura, verlier nicht den Mut. Aber ich will nicht, dass du dein Kind tötest. Du wirst es dir niemals verzeihen." Sie schüttelte den Kopf. "Ich denke, er sollte es aber erfahren. Es ist auch sein Kind, er wird es wissen wollen. Er ist nicht in Truro? Wo dann?"
Als Laura aufstand, erhob sich Elena rasch um sie aufzuhalten und griff nach ihrem Arm. "Nein, nein, bleib nur hier, Laura. Setz dich wieder. Ich werde dich so nicht gehen lassen, du wirst irgendeine Dummheit begehen. Warte einen Moment hier, ich würde gern meinen Schwiegervater zu Rate ziehen."

Laura

Laura schluckte und nickte leicht. "Das ... das habe ich befürchtet." Murmelte sie, ehe sie wieder den Kopf schüttelte. "Ich werde es mir nicht verzeihen, wenn ich es bekomme. Es wird nur alle ins Unglück stürzen." Entgegnete sin entschieden und atmete geräuschvoll durch. "Er will es nicht wissen, seid versichert. Und ich weiß nicht, wo er jetzt ist. Aber selbst wenn wäre es ohne Belang." Sébastien hatte ihr nur gesagt, dass er ins Kloster musste, nicht in welches.
Laura hielt inne als Elena sie aufhielt, doch als diese ihren Schwiegervater erwähnt, weiteten Lauras Augen sich furchtsam. Das war das letzte was sie wollte. Sie war zu Elena gekommen, weil sie sich Hilfe und Verständnis erhofft hatte, sie wollte sich mit dieser Sache nicht an einen Mann wenden.
Laura schüttelte den Kopf und versuchte sich los zu machen. "Nein. Nein, ich will nicht, dass er es erfährt. Bitte. Dann wird es nur heraus kommen und alles wird schief gehen." erwiderte sie gehetzt. Ihr Vater würde sie verstoßen und sie würde nicht hier bleiben können, weil alle von ihrer Schande wussten. "Bitte. Lasst mich gehen."

"Red keinen Unsinn, Laura.", widersprach Elena energisch. "Es wird niemanden ins Unglück stürzen. Ich finde eine Lösung für dich. Und wenn dein Vater dich wirklich vor die Tür setzt, kommst du zu mir, ich finde einen Platz für dich. Mach dir darum keine Sorgen. Du könntest als Pflegerin hier arbeiten, bis es nicht mehr geht. Wir haben hier ein Nebengebäude mit Kammern, in denen unsere Pfleger wohnen können, wenn sie das möchten.", schlug Elena vor.
Sie hielt Laura weiter fest und legte die freie Hand auf ihre Schulter, um sie zu sich umzudrehen. "Laura, sieh mich an....Vertrau mir. Mein Schwiegervater ist beinahe sein ganzes Leben lang Arzt und war Jahre Priester. Er hat schon alles gesehen in seinem Leben, eine ungewollte Schwangerschaft ist ihm sicher nicht fremd und er kann auch schweigen. Das müssen wir doch ohnehin. Hier in diesem Hospital gilt ein Grundsatz, an den wir uns halten. Was die Patienten uns anvertrauen, bleibt in diesen Mauern, so sie uns nicht anderes gestatten. Also sorge dich nicht. Ich will seinen ärztlichen Rat beiholen...vielleicht sieht er eine andere Möglichkeit dir zu helfen. Also vertrau mir."

Laura

Laura sah Elena überrascht an. Das war ein Angebot mit dem sie nicht gerechnet hatte. Sicher, die Ärzte im Hospital waren auch für ihre Milde bekannt, aber sie stellten eigentlich nur Personen ein, den sie trauten und die zuverlässig waren. Eine Schwangerschaft ohne einen Ehemann vorweisen zu können sprach im ersten Moment nicht gerade für Zuverlässigkeit hättean meinen können.
"Das ... das würdet Ihr für mich tun?" Fragte sie leise und kurz keimte etwas Hoffnung in ihr auf.
Scheu wandte sie sich zu Elena um. Sie Rang mit sicher, denn die Vorstellung gefiel ihr trotz allem nicht besonders. Doch schließlich nickte sie langsam. "In Ordnung. Ich werde vorerst bleiben." erklärte sie sich dann mit klopfendem Herzen bereit. Blieb nur zu hoffen, dass Elena Recht behielt und John de Warenne, der ein wirklich angesehener Arzt und damit eine große Respektsperson hier im Ort war, würde sie nicht verurteilen für das, was sie getan hatte.

"Oh sicher, wir können immer Helfer brauchen." Und vielleicht lernte Laura dann den Wert eines Lebens mehr zu schätzen, sollte es auch noch so klein sein. "Und natürlich wissen wir, wie das Leben spielt."
Elena war erleichtert, als Laura einwilligte und bat sie zu warten, während sie John holte. Wie erwartet hatte ihr Schwiegervater sofort ein offenes Ohr und als er das Mädchen sah, erkannte er sie.
"Dein Vater ist der Bäcker, nicht wahr?", fragte er freundlich und lehnte sich an die Tischkante. "Elena hat mir von deiner Zwickmühle berichtet. Aber sie hat ganz Recht. Wir sind hier um das Leben zu bewahren und zu retten, wir werden kein kleines Leben beenden. Aber glaube mir, ich habe so viele Mädchen gesehen, die dein Schicksal teilen und sie alle waren nachher dankbar, dass sie das Kind behalten haben. Kennst du Madeleine? Ihr ging es ganz ähnlich.", erzählte er sanft. Er wollte, dass das Mädchen vertrauen fasste.
"Und sag mir, liebst du den Vater deines Kindes? Hast du ihn gern, wo immer er auch ist?"

Laura

Laura wartete angespannt während Elena ging um ihren Schwiegervater zu holen. Zum Glück dauerte es nicht lange, sonst hätte sie vermutlich endgültig der Mut verlassen.
Doch ehe es soweit kommen konnte, kehrte Elena mit John zurück und dieser erkannte sie auch sofirt. Laura nickte. "Das bin ich, Sir." Bestätigte sie etwas scheu. "Ich kenne Madeleine, ja. Aber ... ihre Umstände sind wohl dich etwas anders als die meinen." wandte sie skeptisch ein, wenngleich sie sich der ruhigen, beschwichtigenden Art des Arztes nicht verschließen konnte.
Sie atmete tief durch. "Lieben ... ich weiß nicht ... aber ich hab ihn gern, ja. Aber das ... deswegen darf er erst Recht nicht erfahren was geschehen ist."

"Ein wenig, zugegeben. Aber sie war auch eine einsame schwangere Magd, verachtet von ihrer Familie. Sie hat sich an Rob's Mutter gewandt um Hilfe zu bekommen, so wie du jetzt an uns. Jede von euch hat die selben Gedanken, die selben Ängste und Zweifel.", bemerkte er ruhig.
John neigte leicht den Kopf und lächelte sanft.
"Und warum nicht? Ihm geht es doch sicher genauso...vielleicht will er sogar Verantwortung übernehmen. Wie willst du das wissen, wenn du ihm die Entscheidung einfach abnimmst? Das ist nicht fair, meine Liebe. Lass mich dir das als Mann sagen."
Er zwinkerte ihr zu. "Willst du mir nicht anvertrauen, wer er ist? Elena sagte, er wäre nicht hier und da ich viele Dinge sehe...habe ich so eine Ahnung."
Er hatte Laura vor einigen Wochen viel mit Sébasten gesehen und er kannte den Ruf des jungen Mannes sehr gut.

Laura

Auch wenn Laura anfangs nicht gewollt hatte, so merkte sie langsam, dass es gut gewesen war, dass Elena ihren Schwiegervater geholt hatte. Seine ruhige Art war vertrauenserweckend und Laura konnte gar nicht anders als ein wenig Mut zu fassen als er ihr zulächelte. Vielleicht würden sie wirklich einen Weg aus dieser scheußlichen Lage heraus finden.
"Weil ich ihn kenne, Sir. Ich weiß wie er ist, was in ihm vorgeht. Er ist kein Mann fürs Heiraten." entgegnete Elena ernst, dann schüttelte sie den Kopf. "Besser nicht. Wenn ihr es erfahrt, werdet ihr nur auf einen Weg sinnen, wie er mich vielleicht doch heiraten würde und das will ich nicht. Ich ... will nicht, dass er dazu gezwungen wird, weil ich schwanger bin. Das wäre nicht sonderlich gerecht zumal ich selbst ja eigentlich auch wusste, was ich da für ein Risiko eingehe. Und ... und ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine sonderlich erbauliche Ehe werden würde, wenn sie allein aus Pflichtgefühl und Zwang heraus entstanden ist. Da bleibe ich lieber allein, schätze ich."

John sah sich in seinem Verdacht bestätigt. Es war Sébastien, den würde man nun wirklich nicht als Mann zum Heiraten ansehen. Er konnte das Mädchen wirklich verstehen, aber er würde einfach ein Wort mit Philippe sprechen. Vielleicht gab es noch eine Chance für Laura...
"Und nur, damit er ein bisschen länger seine Freiheit genießen kann, willst du auf ein anständiges Leben verzichten? Ach Mädchen...er wird so oder so heiraten müssen, früher oder später. Lass ihn doch selbst die Entscheidung treffen, ob er nicht doch lieber dich will. Es ist auch sein Kind und glaub mir, ein Kind kann alles verändern. Auch die eigene Einstellung zum Leben. Eine Ehe kann trotzdem schön werden. Ich kenne viele Menschen, die aus politischen Erwägungen geheiratet haben und glücklich sind."

Laura

Laura hob leicht die Schultern. "Das Problem ist doch aber, dass es nicht seine freie Entscheidung sein wird. Wenn es heraus kommt, wird sein Vater ihn zwingen mich zu heiraten oder ... oder im Kloster zu bleiben." erklärte sie unbehaglich. Es spielte letztlich ja keine Rolle mehr, so wie John sie ansah, wusste er genau, wer der Vater des Kindes war.
Ohne darüber nachzudenken, legte Laura die Hand auf ihren Bauch. Noch konnte man nicht erahnen, dass darin tatsächlich ein neues Leben heran wachsen sollte. Ein Kind kann alles verändern, hatte John gesagt und es war offensichtlich, dass er damit Recht hatte. Trotzdem war Laura nicht ganz wohl bei dem Gedanken an eine Heirat. Sicher, Sébastien hatte gesagt, er würde sie heiraten - wenn er denn überhaupt daran Interesse hätte. Sie war sich nur nicht sicher, ob er so begeistert sein würde, wenn man ihn nun wegen ihr erst ins Kloster gesteckt hatte und ihn dann in eine Ehe zwang.
Laura löste den Blick wieder von ihrer Hand und sah zu dem Arzt hinüber. "Ich kann ihm das nicht antun." erklärte sie ernst, aber niedergeschlagen.

John nickte langsam. "Wir werden sehen...." Er lächelte sie an und sah, wie sie die Hand auf ihren Bauch legte. Auf so eine Regung hatte er gesetzt.
"Ich merke, du fängst an deine Sicht auf die Dinge zu ändern. Du wirst sehen, wenn du dich an das Kleine gewöhnt hast, fängst du an es zu lieben. Das ist normal, dafür hat Gott uns gemacht."
John legte Laura kurz die Hand auf die Schulter. "Wir werden sehen...wenn du möchtest, kannst du hier bleiben und eine unserer Kammern beziehen. Aber ich denke, du könntest auch noch nach Hause, man sieht dir ja noch nichts an. Überleg es dir, du bist auch hier willkommen."
Und er mochte das Mädchen. Er wollte für sie das Beste herausholen.