William und Joanna - 1193

Laura

Laura biss sich auf die Unterlippe und nickte etwas verschämt. Sie zweifelte ja nicht daran, dass sie das Kind lieben würde, schließlich hatte sie sich immer schon gewünscht später einmal eine Familie zu haben, aber zum jetzigen Zeitpunkt und unter diesen Umständen war es einfach so furchtbar ungünstig.
Laura lächelte leicht als John ihr eine Hand auf die Schulter legte, schüttelte dann aber leicht den Kopf. "Ich danke Euch für das Angebot, aber solange es noch nicht die Runde im Dorf gemacht hat, würde ich gerne noch zu Hause bleiben." erklärte sie und sah den Arzt dann zweifelnd an. "Aber ... werdet Ihr mir sagen, was Ihr vorhabt? Ich will ihn nicht in Schwierigkeiten bringen. Er ... Sébastien hat wegen mir schließlich schon genug Ärger gehabt."

John nickte. "Das kann ich verstehen. Und hab keine Angst, alles wird sich finden, meine Liebe. Du wirst deinen Weg finden, für dich und dein Kind. Alles ist nicht so düster, wie es dir jettzt scheint, das verspreche ich dir."
Er schaute sie einen Moment an, als sie seinen Verdacht bestätigte und schüttelte leicht den Kopf. "Er hat sich dafür genauso entschieden wie du, Laura. Daher denke ich, man wird es nicht schwerer machen. Ich werde mit Philippe reden und ihn ein wenig beruhigen. Wenn er sieht, dass du schwanger bist, wird er ohnehin sofort wissen, dass du sein Enkelkind erwartest. Er ist ein scharfsinniger Mann. Also werde ich versuchen das Ganze in richtige Bahnen zu leiten."

Laura

Laura dachte bei sich, dass man nur zu gut merkte, dass John früher Priester gewesen war und dass er vermutlich mehr als nur gut in diese Rolle gepasst hatte. Es war leicht Zuversicht zu schöpfen und ein wenig zur Ruhe zu kommen, wenn er mit diesem aufmunternden Lächeln solch kluge Dinge sagte.
Sie seufzte leise und nickte dann. "Ich danke Euch wirklich für Eure Hilfe." erklärte sie und erhob sich. Ihr Blick wanderte zu Elena und einen Moment lang sah sie die junge Ärztin nur an, unfähig all das in Worte zu fassen was sie fühlte. Schließlich lächelte sie nur leicht. "Und Euch auch. Für alles." Hätte Elena sie nicht aufgehalten, wäre Laura gegangen und hätte irgendwie versucht dieses Kind um jeden Preis los zu werden. Und jetzt ... jetzt blühte ihr vielleicht sogar eine Zukunft an Sébastiens Seite, auch wenn sie dessen Reaktion und die seines Vaters etwas fürchtete.

John hatte sich gleich auf den Weg gemacht, als Laura gegangen war, um Philippe zu suchen. Er wollte dieser Geschichte so rasch wie möglich eine Zukunft geben und er war der Ansicht, dass Sébastien zu dem stehen sollte, was er getan hatte. Laura zu heiraten war nun wirklich kein Opfer, denn das Mädchen war hübsch und hatte einen einnehmenden Charakter. Und offensichtlich war sie ja auch kein Kind von Traurigkeit.
Er fand Philippe wie erwartet im Gestüt. "Beinahe schade, dass ich nie ein Pferd brauche, sonst wäre ich fast in Versuchung mir wieder eins von euren herrlichen Tieren zuzulegen.", bemerkte er und liebkoste einen der jungen Pferdeköpfe, die aus den Boxen heraus schauten.
"Ich habe dich gesucht..ich wollte mit dir etwas besprechen. Es geht um Sébastien. Du solltest ihn heim holen..."

Philippe wandte sich um als er Schritte auf der Stallgasse hörte. Ein Lächeln trat auf seine Lippen als er seinem Besucher ein paar Schritte entgegen kam. "John! Was für eine Freude dich hier zu sehen." Begrüßte er den Arzt freudig und lachte dann leise. "Tja, wirklich Pech. Aber du weißt ja, dass du dir jederzeit eines nehmen kannst, wenn du doch einmal ein Pferd brauchst."
Philippe zog die Augenbrauen in die Höhe. "So? Mit mir?" Dann huschte ein Schatten über sein Gesicht. Sébastien war gerade nicht sein Lieblingsthema. "Ich denke nicht. Es wird ihm gut tun, wenn er noch eine Weile -" Philippe stockte. "Was ist passiert?" Ihn beschlich das Gefühl, dass hinter dieser Empfehlung Johns mehr steckte als bloße Mildtätigkeit für den armen Sünder.

John lächelte dankbar. “Und das weiß ich wirklich sehr zu schätzen. Dann und wann muss ich ja doch einmal nach Hereford reiten.“ Das war ihm zwar immer eine äußerst lästige Pflicht, aber er tat es seinem Sohn zuliebe.
Er wurde ernster, als sich das Gespräch dem Grund für sein Kommen zuwandte.
“Ich weiß, dass es ihm gut tun würde, wenn er noch ein bisschen im Kloster bleiben müsste, aber es gibt Dinge, die wichtiger sind. Heute Morgen kam eine junge, verzweifelte Frau zu uns ins Hospital. Sie ist schwanger und naja...du kannst dir sicher denken, was sie gehofft hat von uns zu bekommen. Wir tun solche Dinge allerdings nicht und Elena und ich konnten sie beruhigen und ihr Mut machen. Fakt ist, Philippe, Laura trägt dein Enkelkind, auch wenn sie es erst einmal nicht zugeben wollte.“

Philippe lächelte. "Und der Ritt bereitet dir doch zumindest auf Grund des guten Pferdes Freude, nicht wahr?" Entgegnete er augenzwinkernd. "Außerdem wirst du dich bald damit anfreunden können doch noch ein Pferd bei uns zu kaufen. Constantin brennt darauf." vertraute Philippe John an.
Doch erst einmal ging es um die Probleme seines eigenen Sohnes. "Bei allen Heiligen ..." brummte Philippe ungehalten. Er hatte ja geahnt, dass es irgendwann soweit kommen würde. "Ich hole ihn her und er wird sie heiraten. Sollte er sich weigern, kann er gleich im Kloster bleiben und die Gelübde ablegen! Ich lasse nicht zu, dass er sich einfach ohne Konsequenzen von der Verantwortung abwendet."

John lachte leise und nickte dann. “Da hast du sicher recht. Wenngleich ich manchmal denke, dass meine Knochen zu alt für solche Dinge werden. Dass Constantin darauf hofft, überrascht mich indes nicht. Hat er sich schon ein Pferd ausgesucht?“
John neigte den Kopf und lächelte wissend. “Ich sehe, wir sind eines Geistes über diese Frage. Laura wollte erst nicht, dass er es erfährt. Und du auch nicht. Sie wollte Sébastien nicht zu einer Hochzeit zwingen, weil sie denkt, so eine Ehe könnte nicht glücklich werden und er sei kein Mann zum heiraten. Ich denke aber, dass er sich nicht aus der Verantwortung stehlen sollte. Zudem ändert ein Kind sehr viele Dinge und dein Sohn ist dennoch ein anständiger Kerl. Er wird sie nicht im Stich lassen und außerdem bedeutet es kein Opfer Laura zu ehelichen.“

Philippe winkte ab. "Unsinn, das hält jung." versicherte er, dann verschränkte er locker die Arme vor der Brust und wiegte den Kopf hin und her. "Nicht direkt. Er würde es zumindest nicht offen zugeben, denn er will mit seinem Wunsch nicht unverschämt wirken. Aber ich denke, er hat schon einen ganz klaren Liebling unter ihnen. Ich kann ihn dir gerne einmal zeigen, wenn du willst." bot Philippe an.
Philippe nickte brummig. "Oh, keine Sorge, ich kümmere mich schon darum, dass er sie nicht im Stich lässt. Mich soll der Teufel holen, wenn ich einfach die Augen davor verschließe, dass Sébastien ein Mädchen hier in Schwierigkeiten bringt, ihr einen Bastard anhängt und dann nur mit den Schultern zuckt und sich abwendet. Nein, nein, ich werde ihm schon Beine machen, sei versichert. Er ist unverheiratet also besteht wirklich kein Grund, dass er einen Bastard in die Welt setzt." Und wenn Philippe seinen Sohn eigenhändig zum Kirchenportal schleifen musste, ihm war es gleich. "Wie weit ist die Schwangerschaft schon? Lässt es sich für das Mädchen noch im guten Abwenden?" Wenn sie nun schnell genug handelten und die beiden in Kürze heirateten, würde gar nicht so sehr auffallen, dass das Kind ein wenig früh kam.

John nickte zufrieden. "In Ordnung, dann zeig ihn mir. Vielleicht kann ich dem Jungen so eine Freude machen." Und das fiel ihm nicht immer so leicht, weil er ganz offiziell nicht mehr Vater von Constantin war, sondern nur Onkel und Stiefvater.
"Das ist gut. Ich denke, er wird sich schon selbst dafür entscheiden. Er ist ja kein Unmensch und er hat schon ein gewisses Maß an Verantwortungsgefühl. Aber ich denke auch, du solltest ihn vor die Wahl stellen. Nur am Besten zeitnah."
John hob die Schultern. "Wenn die Beiden in den nächsten Wochen heiraten, ja. Sie ist ungefähr seit 6 Wochen schwanger, es dauert noch etwas, bis man es sieht. Es würde also noch niemandem wirklich auffallen, auch ihrem Vater nicht. Und vor ihm fürchtet Laura sich wirklich. Sie befürchtet, er würde sie vor die Tür setzen."

Philippe nickte lächelnd. "Sehr gerne. Er steht da hintern, wir können ihn uns gleich ansehen."
Philippe seufzte schwer. "Ein gewisses Maß, ja. Aber leider nicht genug, um so ein Chaos zu verhindern." bemerkte er verdrossen. "Aber vermutlich hast du Recht. Außerdem würde er so ziemlich alles tun, um nicht endgültig ins Kloster zu müssen - im Notfall kriegen wir ihn damit." Nachdenklich legte er die Stirn in Falten und nickte dann. "Ich werde morgen zu ihm reiten, dann kläre ich alles. Und wenn er einverstanden ist, können wir alles direkt in die Wege leiten und niemand muss mehr darüber erfahren als nötig, so wird Laura ihr Gesicht wahren können. Wenn das Kind ein wenig früher kommt, finden wir schon eine Ausrede und solange die beiden dann verheiratet sind, wird es sowieso keinen Skandal geben, selbst wenn der ein oder andere vielleicht tuschelt."

"Gut. Vielleicht ein passendes Geburtstagsgeschenk für den Jungen.", bemerkte John nachdenklich. Irgendwie sah er ihn ja doch noch als seinen Sohn an und er konnte den Jungen auch nie anders behandeln. Er liebte ihn trotzdem sehr und wollte ihm eine Freude machen.
"Er ist eben ein Filou und er war schon als Kind ein Wildfang, immer unterwegs, kaum je Zuhause. Es war nicht unbedingt zu erwarten, dass er als Mann ruhig und besonnen werden würde. Vielleicht mit den Jahren..."
John lächelte leicht. "Das ist wahr, das Kloster ist ein Albtraum für ihn. Er wird vielleicht sogar dankbar sein...wenn er wieder mit dir spricht. Ach weißt du, im Dorf laufen die Dinge doch alle etwas entspannter ab. Niemand wird sich daran stören, sie wissen doch, wie das Leben läuft und solange er sie heiratet, wird niemand Anstoß nehmen."

Philippe grinste. "Ja, warum nicht? Sie kommen auf jeden Fall gut miteinander aus und ich hätte nichts dagegen ihn dir zu verkaufen." erklärte er augenzwinkernd während er John zu der Box des hübschen Braunen führte, dem Constantin jede freie Minute hier zu widmen schien. "Und Constantin wüsste das Geschenk wirklich zu schätzen, er geht sehr umsichtig mit den Pferden um und ich bin sicher, dass er es mit seinem eigenen noch sorgfältiger tun wird."
Philippe seufzte. "Tja, vielleicht hätte ich früher schon etwas konsequenter sein müssen, damit er gar nicht erst so ein Rumtreiber geworden wäre ... nun, wie dem auch sei, es ist vergeblich sich darüber zu beschweren, also sehe ich zu, was ich jetzt tun kann, damit Laura und das Kind versorgt sind." Philippe strich sich über das stoppelige Kinn. "Süßer Jesus, ich glaube, ich muss mich erst daran gewöhnen Großvater zu werden."

John streichelte den Kopf des Pferdes und musterte den hübschen Braunen eingehend. "Ich denke auch. Er wird viel Freude mit dem Pferd haben. Ich sollte wohl erst mit Constance darüber reden, dann unterhalten wir Beide uns über einen Preis. Ich halte es für eine gute Idee. Der Junge wird außer sich sein, wenn er das Pferd bekommt."
John schüttelte leicht den Kopf. "Ich glaube nicht, dass das viel genutzt hätte und bei der Arbeit ist er immerhin sehr umsichtig. Vielleicht wird er jetzt etwas erwachsener, wenn er eine Familie bekommt." Er lachte leise. "Dein Bruder musste sich auch daran gewöhnen, aber es hat durchaus seine Vorteile. Wenn sie
quengelig werden, gibst du sie den Eltern zurück. Die Erfahrung konnte ich ja nun auch machen..."
Immerhin hatten Cathie und auch Lucas ihn inzwischen zum Großvater gemacht.

Philippe glitt aus dem Sattel und legte seinem treuen Vierbeiner eine Hand auf den Hals. Schon als er Sébastien her gebracht hatte, hatte der Anblick des Klosters ein seltsames Gefühl in ihm ausgelöst, doch zu dem Zeitpunkt war er noch so voller Zorn gewesen, dass er es weitestgehend verdrängt hatte. Heute da er alleine gekommen war, überwältigten ihn die Erinnerungen einen Moment lang und vermutlich wäre er noch länger dort stehen geblieben, wenn nicht ein Stallbursche gekommen wäre, um ihm das Pferd abzunehmen.
Er bedankte sich bei dem jungen Mann und überquerte den Innenhof der Klosteranlage. Philippe war ein wenig ziellos, er hatte überlegt, ob er zuerst mit dem Abt sprechen sollte, aber vermutlich war es besser, wenn er erst mit Sébastien sprach und wenn dieser sich entschieden hatte, konnten sie alles weitere klären. Dafür musste er seinen Sohn aber erst einmal finden und das war hier tatsächlich gar nicht so leicht, erstreckte sich das Kloster doch über eine beachtliche Fläche und Philippe war immer wieder erstaunt, wie betriebsam es an einem solchen Ort der vermeintlichen Stille tatsächlich zuging.

Sébastien

Für Sébastien waren die letzten Wochen eine ausgesprochen harte Prüfung gewesen. Im Kloster hatte man ihm so strenge Regeln auferlegt, dass ihm jeder Tag eine Qual war. Die Arbeit war nicht das Problem, aber er langweilte sich fürchterlich und er war rastlos. Sonst schuftete er den ganzen Tag im Gestüt und hatte die Pferde um sich, das fehlte ihm schrecklich. Der Zorn auf seinen Vater glomm wie ein glühendes Stück Kohle immer noch in seinem Magen und er vermisste Laura irgendwie.
Missmutig hob er die Axt und spaltete weiter Holzscheite auf einem Baumstumpf. Die Mönche hatten rasch bemerkt, dass der junge Mann, den man ihnen gebracht hatte, kräftig war und sich auch vor harter Arbeit nicht scheute, daher hatte er wenigstens diese Möglichkeit seine Kraft einzusetzen.
Aber die ständigen Gebete und das Beichten nervten ihn und das Fasten machte ihn mürbe.

Philippe war ein wenig durch das Kloster gewandert, doch zu seiner Erleichterung wurde er recht schnell fündig ohne einen der Brüder um Hilfe bitten zu müssen. Er beobachtete Sébastien einen Moment lang beim Holz hacken, dann trat er langsam näher. Er hoffte, dass dieses Gespräch gut laufen würde ... oder erst einmal, dass es überhaupt zu einem Gespräch kam.
Als er nur noch wenige Schritte von Sébastien entfernt war, gab Philippe sich einen Ruck. "Sébastien." Er versuchte sich an einem kleinen Lächeln in der Hoffnung, so die Anspannung zwischen ihnen beiden etwas lindern zu können. Philippe war fest entschlossen seinen Sohn zu dieser Hochzeit zu bringen, aber er wollte ihn wenn möglich aus freien Stücken zu dieser Entscheidung kommen lassen.

Sébastien

Sébastien ließ erneut die Axt hinab fallen und spaltete ein Stück Holz, als hinter ihm eine nur zu vertraute Stimme erklang. Er hielt inne und sah flüchtig über die Schulter. Da stand sein Vater und lächelte ihn an. Als ob alles wieder gut wäre, nur weil er endlich gekommen war...
Ob er nun heim durfte oder ob sein Vater nur nach dem Rechten sehen wollte? Er hatte sein Wort jedenfalls nicht vergessen und die Wut flammte nun wieder auf, als er seinen Vater wiedersah. Er würde kein Wort mit ihm reden!
Daher nickte er nur knapp und widmete sich dann weiter seiner Arbeit.

Philippe seufzte verstohlen als Sébastien ihm wortlos zunickte und dann einfach weiter arbeitete. Der Junge wollte es also tatsächlich durch ziehen. "Sébastien, wärst du wohl so gnädig und würdest mich ansehen. Wir müssen reden. Das heißt ... wenn du entschlossen bist, nach wie vor nicht mit mir zu sprechen, auch gut, aber du musst dir zumindest anhören, was ich zu sagen habe. Es ist ausgesprochen wichtig." erklärte Philippe und trat noch etwas näher. Er würde Sébastien sicher nicht von Laura und dem Kind erzählen, während dieser wie ein verrückter weiter auf das Holz einhackte.
Er konnte dabei allerdings nur hoffen, dass John Recht behielt und das die Nachricht über die Schwangerschaft Sébastien etwas zur Vernunft kommen ließ. Philippe legte keinen Wert darauf, dass sein Sohn im Zorn womöglich noch mit der Axt auf ihn los ging ... wenngleich er das Sébastien im Grund auch nicht zutraute, doch der Gedanke wollte sich unweigerlich ein wenig aufzwängen.

Sébastien

Sébastien seufzte lautlos. Warum konnte sein Vater ihn nicht in Ruhe lassen? Viele Dinge hatten sie ohnehin nicht zu bereden. Er biss sich kurz auf die Unterlippe, dann schlug er die Axt fest in den Stumpf und verschränkte die Arme schweigend vor der Brust, ehe er sich zu seinem Vater umdrehte und diesen abwartend ansah.
Er hob leicht die Augenbraue, beinahe ein wenig spöttisch. Ausgesprochen wichtig also...was sollte das wohl bedeuten?
Vielleicht war ihm eingefallen, dass er doch nicht Francis mit dem Gestüt ausstatten wollte. Vielleicht hatte er Probleme im Gestüt ohne Sébastien. Es gab viee Möglichkeiten, aber Sébastien war nicht gerade freundlich gestimmt.

Philippe hatte insgeheim sogar damit gerechnet, dass Sébastien ihn einfach stehen lassen würde, um nicht mit ihm sprechen zu müssen, aber zumindest blieb er hier, stellte sogar das Holzhacken ein und drehte sich zu ihm um. Das war auch der Moment in dem Philippe klar wurde, dass er keine Ahnung hatte, wie er die Sache am Besten angehen sollte.
Er seufzte verstohlen. "Du scheinst sehr entschlossen, was deine Vorhersage angeht. Aber nun gut ..." Philippe musterte seinen Sohn einen Moment lang, dann nickte er leicht, so als würde er sich selbst bestätigen, dass er es tun musste. "Sébastien, bevor du hergekommen bist, hast du deinen Standpunkt zum Thema Heirat ja sehr deutlich gemacht und ich habe irgendwie das Gefühl, dass sich das auch nicht wirklich geändert hat in der Zwischenzeit. Allerdings habe ich Neuigkeiten, die ... nun, die vielleicht dafür sorgen, dass du deinen Entschluss noch einmal überdenken willst." begann Philippe langsam. "Laura hat sich gestern an Elena und John gewandt, sie war wohl reichlich aufgewühlt und verzweifelt, aber sehr entschlossen, allein mit den Dingen fertig zu werden. Sie ist ... ein bemerkenswertes Mädchen, Sébastien. Und obendrein ist sie schwanger."

Sébastien

Sébastien rollte die Augen und nickte dann knapp. Natürlich war er entschlossen, er machte keine leeren Versprechungen. Nur weil sie sich ein paar Wochen nicht gesehen hatten, änderte sich das ja nicht plötzlich.
Er runzelte die Stirn, als sein Vater plötzlich begann von der Ehe zu sprechen. Was sollte dieses Thema denn jetzt? War er neben dieser bescheuerten Idee ihn herzubringen noch zu dem Entschluss gekommen ihn verheiraten zu wollen? Warum zum Teufel sollte Sébastien seinen Entschluss denn plötzlich ändern? Er wollte noch nicht heiraten...
Seine Augen weiteten sich und er wurde blass, als sein Vater von Laura erzählte. Und dass sie schwanger war...ein Kind? Das passte so gar nicht sein Leben.
"Was?!" Er war so schockiert, dass er sein Schweigen brach, mit rauer Stimme. "Und es soll meins sein?"

Philippe sah wie sich der Trotz und Widerstand in Sébastien mit einem Mal beinahe in Schrecken wandelte und sein Sohn blass wurde. Er zog leicht eine Augenbraue in die Höhe und verschränkte die Arme locker vor der Brust. "Ich denke, du hast schon ganz richtig verstanden." erwiderte er ruhig und seufzte dann. "Sébastien, es soll nicht deins sein, es ist deins. Sie ist ohne Zweifel schwanger und was ihr zwei getrieben habt, ist ja auch nicht zu leugnen. Also überleg dir lieber gut, ob du die Vaterschaft anzweifelst, denn das würde bedeuten, dass du von Laura ein ausgesprochen schlechtes Bild hast. Außerdem war sie sehr bemüht, dich aus der ganzen Sache heraus zu halten, sie wollte nicht, dass du es erfährst - oder ich sogar - da sie dachte, du hättest um ihretwillen schon genug Ärger bekommen." Und diese Einstellung fand Philippe höchst erstaunlich, wenn er ehrlich war.

Sébastien

Ihm lag auf der Zunge, dass der Gedanke nun nicht so abwegig war, denn er wusste genau, dass Laura ausgesprochen schamlos war, zudem war er nicht der erste Mann in ihrem Leben gewesen. Er hatte ja keine Ahnung wie lange das her war...Aber sein Vater hätte diese Überlegung vermutlich nicht verstanden und nur verurteilt.
Eine Spur Wärme breitete sich in ihm aus, als sein Vater ihm erklärte, dass Laura ihn hatte heraus halten wollen. Das hatte zwar nicht ganz so funktioniert, aber sie hatte ihm Ärger ersparen wollen.
"Was erwartest du denn auch? Du hältst mich seit Wochen in diesem Gefängnis hier fest, weil du uns zusammen gesehen hast. Was soll sie denn glauben, wie du reagierst, wenn du das erfährst?" Er hatte ein schlechtes Gewissen, schließlich hatte er sie wohl in Schwierigkeiten gebracht.
"Was willst du von mir, warum bist du hier?"

Philippe schüttelte leicht den Kopf. "Und wie immer hast du treffsicher den eigentlichen Grund dafür verkannt, weshalb ich dich hergeschickt habe. Aber seis drum, dass Laura sich davor gefürchtet hat, wie ich reagieren würde, kann ich mir nur gut vorstellen, sie kennt mich schließlich nicht. Vor allem hatte sie aber Angst vor ihrem Vater und dass dieser sie verstoßen würde, wenn sie das Kind bekäme." Philippe redete sich in Gedanken gut zu, um nicht die Geduld zu verlieren. "Ich aus dem ganz offensichtlichen Grund hier, dass du erfahren solltest, dass du Vater wirst." entgegnete Philippe und konnte einen leichten Spott nicht aus seiner Stimme heraus halten. "Und vielleicht willst du jetzt ja noch einmal darüber nachdenken wie du zu Laura stehst. Und vor allem darüber, was du jetzt zu tun gedenkst. Wie soll es deiner Meinung nach weiter gehen?"