William und Joanna - 1193

James hob die Schultern. "Wenn du Schwierigkeiten hast, sag es mir, Ed. Ich kann dir ein Darlehen geben, wenn du es brauchst. Diskret, versteht sich..."
Er lachte leise auf. "Natürlich tue ich das. Wir sind schon so lange zusammen...und gerade du hast keinen Grund mich für einen Fehltritt zu rügen. Das ist eine Sache zwischen Gott und mir. Du hast aber Recht, Alan ist über die Jahre ein sehr gut aussehender Kerl geworden. Und ih bin jeden Tag ausgesprochen dankbar, dass ich ihn habe."
Er nickte. "So ist es. Aber ich glaube, unsere Eltern hatten auch keine leichte Kindheit, dennoch haben sie es gut gemacht. Weil sie sich eben liebten..."

Edward grinste schief. "Sehr großzügig, Eminenz." erwiderte er und deutete eine spöttische Verbeugung an, doch der Blick mit dem er James maß, verriet wie dankbar er über dieses ehrliche Angebot war und dass er wusste, dass er sich in dieser Sache tatsächlich an James wenden konnte ohne dass es für ihn zum Nachteil wurde.
"Oh, mir würde es nicht im Traum einfallen dich dafür zu rügen, im Gegenteil, ich bin sehr begeistert davon." erklärte er lächelnd. "Es freut mich, dass du ihn gefunden hast, weißt du?" Und er brauchte James und Alan nur einmal kurz in einem Raum zusammen sehen, um genau zu wissen wie eng die Verbindung zwischen den beiden war.
Edward nickte langsam. "Das stimmt. Sie sind diese außergewöhnlich seltenen Menschen, die aus den Fehlern ihrer Eltern gelernt haben ..." überlegte er dann.

"Nun, ich kann mir Großzügigkeit leisten, warum also nicht meinem Bruder ein wenig unter die Arme greifen?" Auch wenn Edward wieder einmal spottete, James konnte ihm ansehen, wie dankbar er wirklich war und das verriet ihm eine Menge. Edward musste wirklich Sorgen haben, aber zumindest diese eine würde ihm jetzt genommen werden.
"Begeistert, tatsächlich? Das freut mich. Der Rest der Familie, der es weiß, war erst schockiert und dann duldsam. Aber so ist es nun einmal. Und ich könnte auch nicht mehr ohne ihn."
James nickte. "So ist es. Und ich hoffe, dass viele diesem Beispiel folgen. Lass deinen Jungs noch ein paar Jahre, dann werden wir sehen. Edmund wird in Oxford studieren, da ist sein kluger Kopf am besten aufgehoben, bis er zu mir zurückkehrt. Und dann sehen wir, ob ich nicht einen neuen kleinen Schüler gewinne."

"Ja, warum nicht." erwiderte Edward lächelnd. "Und so bleibt es ja in der Familie bis du es wieder zurück kriegst. Aber es ist ein teures Unterfangen in Gefangenschaft zu geraten und dann eine skandalöse Ehe eingehen zu wollen. Ganz zu schweigen davon, dass man als loyaler Kronvasall natürlich auch freudig alles tut, um seinen König wieder aus der Gefangenschaft frei zu bekommen." bemerkte Edward. Und dafür mussten sie alle ordentlich zahlen. Offiziell waren es natürlich nur Darlehen an die Krone, aber im Grunde wusste ja jeder, dass solche Summen nie zurückzahlbar waren.
Edward lachte. "Ja, natürlich begeistert. Ich habe eine Schwäche für verrückte Liebschaften, das weißt du doch." erinnerte er James amüsiert. "Außerdem weiß ich zu gut, wie es in dir vorgeht, wie könnte ich dir dieses Glück also nicht gönnen?"
Interessiert zog Edward eine Augenbraue in die Höhe. "Tatsächlich? Sag ihm, wenn er nach Oxford kommt, ist er jederzeit herzlich bei mir willkommen. Ich habe immer gerne einen klugen Kopf an meiner Tafel zu Gast." Und es sah ja auch so aus als bräuchte er einen neuen Hauskaplan, wer wusste schon, was sich da noch ergeben konnte. "Außerdem wird Eric sich sicher auch freuen, wenn sein Bruder uns besuchen kommt."

Eleonore stöhnte leise auf und setzte ihren Weg durch ihre Kammer fort. Die Wehen hatten schon vor Stunden eingesetzt und trotzdem schien es nicht voran zu gehen. Sie quälte sich immer wieder von einer Wand zur Anderen, damit es vielleicht die Niederkunft erleichterte. Die Hebamme hatte dazu geraten und stützte sie ein wenig, auf der Anderen Seite lief Bess und hielt ihren Arm fest.
"Großer Gott, dieses Kind macht es mir so schwer wie sein Erzeuger...", schimpfte Eleonore gepeinigt. Nicht einmal ihr Sturkopf half ihr in dieser Situation. Schon Louisa war nach ihrem Sturz damals unter Schwierigkeiten und hohem Blutverlust zur Welt gekommen, doch sie hatte inständig gehofft, es würde angenehmer werden, wenn alles seinen normalen Weg ging. Scheinbar war sie eine der unglücklichen Frauen, denen schnelle und leichte Niederkünfte nicht vergönnnt waren.
"Allein hierfür würde ich gern nochmal mit dem Messer auf ihn losgehen..."

Bess

Bess war bei Eleonore seit die Wehen eingesetzt hatten. Zu Beginn hatte sie ihre Herrin ein wenig von dem leichten Ziehen abgelenkt und einen Diener geschickt, um der Hebamme Bescheid zu geben. Es war zwar noch genug Zeit, aber je eher sie Bescheid wusste und sich vorbereiten konnte, umso besser.
Doch mittlerweile waren die Wehen immer stärker geworden, doch das Kind schien nicht gewillt seinen warmen Platz im Mutterleib schon aufzugeben. Bess blieb beharrlich an Eleonores Seite und stützte sie bei ihrem langsamen Gang durch das Gemach.
Sie biss sich hart auf die Unterlippe, um bei Eleonores Worten keinen unbedachten Laut von sich zu geben. Vermutlich wäre es ein nervöses Kichern geworden. Sie bewunderte ihre Herrin für ihren Mut, Bernard so eisern entgegen getreten zu sein, und seit sie und ihr Kind hier in Bordeaux waren, war sie viel entspannter geworden. Trotzdem jagte ihr allein Bernards drohender Schatten noch Angst ein. Solange er am Leben war, war er eine potenzielle Gefahr.
Bess atmete tief durch. "Wenn Ihr mir rechtzeitig Bescheid gebt, halte ich ihn dieses Mal fest. Dann machen wir es ordentlich." wisperte sie dann aber doch leise.

Eleonore war überaus dankbar für Bess' Beistand, denn ohne ihre Freundin wären diese Stunden umso schwieriger gewesen. Es war alles nicht so, wie man es sich wünschte. Der Vater dieses Kinder würde hoffentlich erst einmal nichts von dessen Existenz erfahren und sie unbehelligt lassen. Und sobald sie sich erholt hatte, würde sie den Kampf aufnehmen.
Sie lachte leise, aber atemlos. "Das ist eine ausgezeichnete Idee..." Sie würde wirklich nicht trauern, wenn sie irgendwann verwitwen würde.
Sie holte angestrengt Luft und unterdrückte halbherzig einen Schrei. Dieses Kind kostete sie wirklich alle Kraft, die sie aufzubieten hatte und so wurden ihr schließlich die Knie weich.

Bess

Bess nickte und schenkte Eleonore ein spitzbübisches Lächeln. Sie war so glücklich hier zu sein und vor allem darüber, dass Eleonore sie so ohne zu zögern wieder an ihre Seite geholt hatte und dafür vergötterte sie ihre Herrin nur noch mehr als zuvor.
Deshalb war es für sie auch mehr als selbstverständlich, dass sie Eleonore nun beistand bis das Kind auf der Welt war und als sie sah, wie ihre Herrin ein wenig blasser wurde, stützte Bess sie beherzt, ehe Eleonores Knie nachgeben konnten. Vorsichtig führte sie sie zum Bett hinüber. "Zeit Euch hinzulegen, Mylady." erklärte sie mit ruhiger Stimme während die Hebamme ein paar Tücher bereit legte und noch einen Sud zubereitete, den Eleonore trinken sollte.
"Ihr werdet sehen, gleich kommt sicher Bewegung in die Sache." murmelte Bess während sie Eleonore ins Bett half und schickte ein stummes Gebet an die Gottesmutter, sie möge Eleonore beistehen.

Eleonore verließ sich völlig auf Bess und ließ sich gern zum Bett hinüber helfen. Sie hatte das Gefühl sich keinen Moment mehr auf den Beinen halten zu können.
"Ich hoffe wirklich, du hast Recht...Ich weiß nicht, wie lange ich hierfür noch die Kraft habe." Aber tatsächlich schien das Kind sich endlich entschlossen zu haben, doch noch den Platz im Bauch seiner Mutter aufzugeben.
Die Wehen kamen schneller und heftiger, bis sie schließlich endlich beginnen konnte zu pressen. Es wurde trotzdem ein harter Kampf und die Welt verschwamm ein wenig vor ihren Augen, irgendwann aber hatte sie es geschafft.
Erschöpft sank sie in die Kissen und versuchte ihren zitternden Körper unter Kontrolle zu bringen. "Was ist es?"

Bess

Bess war nicht von Eleonores Seite gewichen und war mehr als erleichtert, als das Kind endlich das Licht der Welt erblickt hatte und sein Gebrüll den Raum erfüllte. Sie hatte das Kind der Hebamme abgenommen, damit diese sich um Eleonore kümmern konnte und wusch es vorsichtig mit dem bereitgestellten warmen Wasser. Sie wickelte es in die weichen Tücher und trat mit einem Lächeln auf den Lippen an das Bett heran. "Ein Junge." erklärte sie und legte ihn vorsichtig in Eleonores Arme. "Ein gesunder, kräftiger junger Mann."
Und wenn Gott gnädig war, würde dieses Kind nach seinem Großvater kommen und nicht nach seinem verrückten Vater.

Eleonore nahm dankbar und erleichtert ihren Sohn entgegen. Sie betrachtete das rosige Bündel voller Liebe. Sie liebte dieses Kind so sehr, auch wenn Bernard sie so enttäuscht hatte. Niemals würde er dieses Kind in die Finger bekommen, solange sie es irgendwie verhindern konnte.
"Danke..." Sie fuhr dem Kleinen sanft über die Wange und lächelte dann. "Das wird Bernard gar nicht gefallen, aber du sollst Géraud heißen, mein Engel."
Sie hatte Bernards Vater geliebt wie ihren eigenen und sich sehr um seine Gesundheit bemüht. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass Bernard dieses Leben beendet hatte, als es gerade wieder aufwärts gegangen war.
"Würdest du meinen Bruder informieren?"

Bess & Guillaume

Bess lächelte breit. "Ein guter, starker Name. Auf das Euer Sohn seinem Namenspaten nacheifert und ein ebenso guter Mann wird wie er es war." erklärte Bess strahlend und nickte dann. "Natürlich, ich werde mich darum kümmern." versprach sie, half der Hebamme noch schnell beim Aufräumen und gab ihr den zugesagten Lohn, dann machte sie sich auf den Weg, um Guillaume zu holen.
Dieser kam nur wenig später in das Gemach seiner Schwester. "Ah, die stolze Mutter mit dem strammen Stammhalter, wie Bess mir schon verraten hat." bemerkte er grinsend und ließ sich auf die Bettkante neben Eleonore sinken. "Zeig mal her meinen kleinen Neffen." bat er und musterte Eleonore aufmerksam. "Ein bisschen blass um die Nase, aber es scheint zu gehen, hm?" Er wusste, dass manche Niederkünfte schwerer waren als andere und seit Berengaria bei ihrer Fehlgeburt damals fast gestorben wäre, machte jede Schwangerschaft Guillaume zusätzliche Sorgen.

Eleonore lächelte. "Das hoffe ich auch. Géraud war großartig." Sie war ausgesprochen froh, dass Bess die Dinge so selbstverständlich und zuverlässig in die Hand nahm, das machte die Dinge leichter. Und wenig später kam tatsächlich Guillaume vorbei.
Eleonore freute sich ihren großen Bruder zu sehen. "So ist es...Géraud soll er heißen.", bemerkte sie mit einem matten Lächeln und gab ihren Sohn vorsichtig ihrem Bruder. Es war anders, als wenn der Vater dabei war, aber tröstlich, nicht allein zu sein.
"Ja, es geht...ich dachte, dieses Kind will gar nicht mehr auf die Welt kommen...Aber jetzt ist ja alles gut gegangen."

Guillaume

Guillaume betrachtete seinen Neffen, der nun vorsichtig in seinen Armen lag. "Ein guter Name und ausgesprochen passend, nicht wahr? Du warst seinem Großvater eng verbunden, es ist nur richtig, dass du ihn damit ehrst, dass du deinen Sohn nach ihm benennst. Außerdem" Guillaume löste den Blick von dem kleinen Gérard und sah seine Schwester wieder an. "Ist es gut, dass du mit diesem Namen auch seinen Anspruch klar machst. Klug gewählt, Schwesterherz." erklärte Guillaume lächelnd. Er strich Eleonore sachte über die Wange. "Ruhe dich gut aus, hörst du? Es wäre albern, wenn dich ausgerechnet jetzt ein Fieber dahin streckt nachdem du soviel erreicht hast." Vorsichtig gab er ihr den kleinen Géraud zurück und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. "Sag mir, wenn du mit irgendwas Hilfe brauchst. Willst du, dass ich nach einer Amme suche?" bot er an, wenngleich Guillaume ahnte, dass seine Schwester nicht die Art Frau war, die von einer Amme etwas hören wollte.

"So ist es...Hauptsächlich deswegen habe ich es getan. Aber auch, wie du sagst, um seinen Anspruch klarzustellen und Bernard zu ärgern. Es wird ihn sehr fuchsen, dass sein Sohn ihn immer an seine größte Schandtat erinnert. Ich bin eine Plantagênet, Guillaume, natürlich wähle ich klug."
Sie lächelte, als er ihr über die Wange strich und nahm Géraud wieder auf den Arm. "Keine Sorge, ich habe einen Sturkopf. Mir wird nichts passieren...ich brauche nur ein bisschen Ruhe, dann bin ich bald wieder auf den Beinen."
Eleonore schüttelte allerdings den Kopf. "Ich danke dir. Aber ich brauche keine Amme. Ich werde meinen Sohn selber stillen, diesmal kann mich ja niemand davon abhalten. Außerdem kann Bess ihm eine Amme sein, wenn ich nicht genug Milch habe und auch, bis ich wieder richtig erholt bin, um ihn allein zu ernähren. Sie stillt ihren Sohn ja selbst noch und es wird sicher nicht schaden die Kleinen aneinander zu binden."

Guillaume

Guillaume grinste breit. "Oh ja, das bist du. Eine Plantagênet reinsten Wassers, Schwesterherz." Und er war froh, dass es so war, denn ein sanfteres Gemüt als Eleonores wäre Bernard, diesem Mistkerl, heillos unterlegen gewesen.
Guillaume nickte leicht. "Den hast du und das ist gut so. Dein reizender Gemahl wird sich noch wünschen nie geboren worden zu sein." Und er selbst würde alles tun, um Eleonore dabei zu unterstützen. Guillaume schmunzelte als sich seine Vermutung bestätigte. "Nun, das dachte ich mir schon. Ich wollte es nur der Form halber angeboten haben." bemerkte er und betrachtete Mutter und Sohn einen Moment lang versonnen.
"Fühlst du dich bereit für einen Ansturm Großelterlicher Fürsorge? Ich bin mir sicher, die zwei werden überglücklich sein, dass ihr Urenkel noch zur Welt gekommen bist bevor sie wieder zurück nach England reisen."

"Das muss ich auch sein, nicht wahr? Ansonsten hätte man zu leichtes Spiel mit mir. Aber ich kann auf mich selber auch gut aufpassen." Eleonore grinste flüchtig. "Das wird er in der Tat, inbesondere, wenn ich deine Hilfe habe. An mich legt man nicht ungestraft Hand."
Eleonore musterte den kleinen Géraud noch einmal nachdenklich. "Du dachtest es dir schon? So offensichlich? Ich wüsste nicht, dass ich leicht zu durchschauen bin." Aber sie nickte zustimmend und lächelte schwach.
"Oh, sicher, schick sie her. Natürlich freuen sie sich darüber, also möchte ich ihnen den Kleinen nicht vorenthalten. Urenkel, du meine Güte."
Da würde ihr Großvater doch noch einmal schlucken müssen.

Guillaume

Guillaume musste schmunzeln. "Für Normalsterbliche bist du das auch nicht, Schwesterherz. Aber vergiss nicht, ich bin auch ein Plantagênet und obendrein kenne ich dich seit 19 Jahren. Ich weiß so ungefähr, was in deinem Kopf vorgeht." verriet er augenzwinkernd.
Er ahnte schon, dass die Geburt des kleinen Gérauds große Wellen hier in Bordeaux schlagen würde, blieb nur zu hoffen, dass es nicht allzu schnell bis an Bernards Ohren drang. Wenn es nach ihm ginge, bräuchte Bernard nichts von dem Jungen erfahren bis Eleonore in Paris am Hof war und sich über Louis' Freundschaft auch für Philippe unentbehrlich gemacht hatte.
"Na gut, wie du willst. Ich gebe ihnen Bescheid, dann werden sie sicher nicht mehr lange warten wollen. Aber wirf sie hinaus, wenn du zu müde wirst, hm? Du hast wirklich anstrengende Stunden hinter dir." Guillaume erhob sich wieder vom Bett, um seinen Worten Taten folgen zu lassen und seine Großeltern zu holen.

Eleonore lächelte amüsiert. "Wie recht du hast, Brüderchen. Du kennst mich wahrlich lange genug... Aber darum muss ich dir auch nicht alles erklären. Und das ist eine überaus gute Lösung."
Sie schaute liebevoll auf ihren Sohn hinab, dann nickte sie. "Mach das. Und sorge dich nicht, Guillaume, sie werden sicher nur kurz vorbei schauen und Géraud kennenlernen. Ich freue mich immer sie zu sehen. Und dann werde ich mich ausruhen, wir haben genug geleistet für heute."
Sie genoss die kurzen ungestörten Minuten und betrachtete eingehend ihren Sohn, bis ihre Großeltern kommen würden.
Es war immerhin ihr Urenkel, den sie kennenlernen würden, etwas ganz Besonderes auch für sie, konnte Eleonore sich vorstellen.

William warf seiner Frau einen kurzen Blick zu als sie die Tür zu Eleonores Gemach erreicht hatten. "Urenkel ..." murmelte er leise. "An eine Schar Enkel habe ich mich ja gewöhnt, aber dass wir nun mehr und mehr Urenkel bekommen." seufzte er und klopfte an die Tür. Er war ja froh und Gott mehr als dankbar dafür, dass er all das noch miterleben durfte, aber es führte ihm wieder einmal vor Augen, dass er im nächsten Jahr sechzig Jahre alt werden würde.
Von drinnen erklang Eleonores Stimme und Joanna und er traten ein. William schloss die Tür, während seine Frau bereits vorging, dann folgte er ihr und trat an das Bett in dem Eleonore saß und ihren Sohn stolz im Arm hielt. "Du siehst sehr zufrieden mit dir aus, Liebes." bemerkte William amüsiert. "Noch ein bisschen blass, aber sehr zufrieden."

Eleonore  schaute zur Tür, als es klopfte und ihre Großeltern herein kamen. Besonders ihr Großvater war immer so hingerissen von seinen Enkeln, Géraud würde sicher ganz nach seinem Geschmack sein.
"Oh, das bin ich auch, Großvater.", erwiderte Eleonore lächelnd. "Setz euch doch, soweit die Verhältnisse es hier zulassen. Aber ja, ich bin zufrieden...es war anstrengend, wie sollte es bei  einem solchen Kind auch anders sein, aber ich habe einen wundervollen Sohn bekommen.", erklärte sie und überließ ihren Sohn bereitwillig ihrem Großvater.
"Er heißt Géraud." Und sie würde für das Erbe ihres Sohnes kämpfen. Sollte Bernard sich auf den Kopf stellen... Sobald sie konnte, würde sie mit Bess nach Paris zum Hof reisen. Dort würde sie den Kampf aufnehmen.

William setzte sich auf die Bettkante und nahm von Eleonore den Säugling entgegen. "Géraud ... ein guter Name." murmelte William und betrachtete den Jungen in seinen Armen. Sein Gesicht war noch etwas rot und zerknautscht, aber die kleinen Augen sahen ihn wach und neugierig an. "Er hat deine Augen, meine Kleine." bemerkte William lächelnd. "Und ich schätze, er wird auch dein gutes Herz geerbt haben." William strich dem Jungen sachte mit einem Finger über die Wange, dann reichte er ihn an Joanna weiter. "Das wird Bernard mächtig ärgern, so viel steht fest." bemerkte William mit einem zufriedenen Lächeln. Es freute ihn in mehrfacher Hinsicht, dass Eleonore einen Sohn bekommen hatte, gerade in ihrer derzeitigen Lage würde der Junge ihnen einen großen Vorteil bringen.

Eleonore nickte. "Das fand Guillaume auch. Er nannte mich klug...also wird er wohl wirklich gut sein. Ich bin aber froh, dass du das sagst. Je mehr dieses Kind von mir hat, desto besser, denke ich." Sie beobachtete, wie ihre Großmutter den Jungen entgegen nahm und richtete ihre Aufmerksamkeit dann auf ihren Großvater zurück.
"Das wird es. Und denkst du, er weiß schon von der Klage gegen ihn? Sobald ich auf den Beinen bin, werde ich nach Paris gehen. Ich muss mich wieder unentbehrlich machen, bevor er mir zuvor kommt. Aber ich denke, Louis wird mich in guter Erinnerung haben."
Eleonore neigte leicht den Kopf zur Seite. "Bernard wird sich umschauen. Ein nicht unerheblicher Teil seiner Ländereien steht mir zu und ich werde sie bekommen. Und dann wird Géraud den Rest eines Tages erben."

William lachte leise als Eleonore ihm von Guillaumes Worten berichtete. "Klug ... nun ja, damit hat er natürlich recht. Der Name ist ausgesprochen klug gewählt, aber ich habe von dir nichts anderes erwartet, meine Kleine." bemerkte er amüsiert. William hatte in der Zeit in der sie nun schon hier waren ausgesprochen viel Gefallen an seinen Enkelkindern gefunden. Ganz gleich, ob er Guillaume und Stephan bei ihrem Training zusah und selbst ab und an zum Schwert griff oder ob er stundenlang mit Eleonore durch die Gärten gewandert war - solange ihr das noch möglich gewesen war - und dabei mit ihr über Politik, Kunst und Gott und die Welt gesprochen hatte ... William hatte es wirklich genossen.
Er deutete ein Nicken an, hob aber sogleich auch die Schultern. "Ich vermute mittlerweile hat er es erfahren, aber wir haben noch nichts von ihm persönlich gehört. Die Berichte, die ich jedoch über das Voranschreiten unserer Klage bekomme, sind sehr vielversprechend. Und wenn du dich ausgeruht hast und wirklich zurück in Paris bist, wird das unsere Sache zusätzlich immens stärken. Mit dem kleinen Géraud nun noch mehr." William strich Eleonore kurz mit dem Daumen über die Wange. "Ich bin wirklich stolz auf dich, weißt du?"

Eleonore hob die Schultern. "Wie auch, bei dieser Familie und diesen Einflüssen? Ich schätze, man könnte sagen, dass die Politik mir im Blut liegt." Man lernte unweigerlich über die Konsequenzen all dessen nachzudenken, was man tat. Und gerade in ihrem Fall war das wohl auch nur richtig so.
Sie hatte sich vorgenommen von ihrem Großvater so einiges zu lernen und auch deshalb hatte sie die langen Spaziergänge und Gespräche mit ihm sehr genossen. Sie konnte mit ihm über alles sprechen und diese Verbundenheit gab ihr großen Halt in dieser Situation.
"Nun, dann bin ich gespannt. Und vielleicht erfährt er noch eine Weile nichts von Géraud. Es wäre in der Tat großartig, wenn wir mit dieser Klage Erfolg hätten. Allerdings sollte ich mich in Paris wohl ein bisschen hüten. Er wird diese Sache nicht auf sich sitzen lassen. Aber ich werde so bald wie möglich dorthin zurückkehren."
Eleonore lächelte ihren Großvater an. "Und es macht mich glücklich, das zu hören."