William und Joanna - 1193

William musste schmunzeln und nickte. "Ja, das kann man wohl ohne Zweifel behaupten."stimmte William seiner Enkelin zu und betrachtete sie einen Moment lang nachdenklich, ehe er wieder sprach. "Du solltest auch nicht nur mit Bess allein an den Hof in Paris gehen. Such dir ein paar gute Männer aus, die du als Ritter in deinen Haushalt aufnimmst, dann werden sie dich nach Paris begleiten und auf euch Acht geben können. Es ist immer wichtig ein paar Männer um sich zu haben, die einem treu ergeben sind und auf die man sich verlassen kann." empfahl William dann. Ihm war auch wesentlich wohler bei der Vorstellung, dass zwei erfahrene Ritter vor Eleonores Tür wachten ... die kleine, etwas verschreckte Zofe war nicht unbedingt der hilfreichste Beistand, sollte Bernard tatsächlich so dumm sein und Eleonore in Paris irgendetwas antun wollen.
William erwiderte das Lächeln. "Wurde mehr als Zeit, dass du das mal zu hören bekommst."

Eleonore dachte einen Moment nach, dann nickte sie. "Du hast Recht. Bess wird keine große Hilfe sein, sie fürchtet sich so vor Bernard. Ich werde Guillaume um Rat fragen, er hat sicher ein paar Männer, die er mir zur Verfügung stellt. Und ich weiß, er wird für mich nur die zuverlässigsten Männer aussuchen. Ein eigener kleiner Haushalt, wie befremdlich...Aber es hat seine Vorteile." Und sie würde frei sein. "Zudem glaube ich, dass er all seine Pläne zunichte machen würde, wenn er mich angreift."
Sie würde alles daran setzen, Louis wieder eine Freundin zu sein. Wenn sie dann noch diese Klage gewann, würde er vollkommen unterliegen.
"Ich danke dir trotzdem."

"So ist es. Und selbst wenn sie sich nicht vor ihm fürchten würde, hätte sie ihm vermutlich wenig entgegen zu setzen. Eine gute Idee, sprich mit deinem Bruder und er wird dir ein paar Männer vorschlagen, die du dir dann genau ansehen kannst." William lächelte leicht. "Befremdlich aber nur angemessen. Du bist die Gräfin von Armagnac und obendrein die Prinzessin von England, dir steht ein eigener Haushalt mehr als zu. Besonders da dein Gemahl ja zu unfähig ist, um dir das zukommen zu lassen, was dir zusteht."
William verzog ein wenig spöttisch die Lippen. "Es würde seine Pläne zunichte machen, das ist wahr, aber wann hat Bernard schon sonderlich klug gehandelt?" erwiderte er, dann schüttelte er aber leicht den Kopf. "Aber darüber können wir uns später noch den Kopf zerbrechen. Du solltest dich jetzt erst einmal ausruhen, du hast es wahrlich verdient."

Claire hatte Edwards Ankunft erwartet und ungeduldig immer wieder hinaus gesehen. Als schließlich die Wachen Reiter ankündigten, eilte sie leichtfüßig hinunter in den Innenhof, um ihren Verlobten in Empfang zu nehmen.
Sie hatte ihn wirklich vermisst, aber er war die letzten Wochen viel unterwegs gewesen. Er hatte sich um seine Kinder gekümmert und sicherlich auch noch einmal seinen Bruder, den Bischof von Winchester, aufgesucht. Vielleicht hatte er ja sogar schon gute Neuigkeiten, sie war das Warten auf ihn wirklich gründlich satt.
Sie wartete schließlich gänzlich ungeduldig, dass er endlich in den Hof ritt, abstieg und sie ihn so begrüßen konnte. Was würde sie dafür geben, wenn sie nur endlich mit ihm gehen könnte!

Edward war in Hochstimmung als er in den Burghof von Westminster einritt. Er kam geradewegs aus Winchester und brannte darauf Claire die guten Neuigkeiten zu übernringen. Und ganz zu seiner Freude würde er auch nicht lange damit warten müssen, stellte er fest, denn Claire wartete bereits im Burghof auf ihn.
Edward musste ein dümmliches Grinsen unterdrücken als er sie dort stehen sah und die Liebe zu ihr wieder einmal wie eine Sturmflut über ihn herein brach. Hoffentlich gewöhnte er sich nie daran.
Er glitt aus dem Sattel und trat auf Claire zu. Die Ungeduld war ihr deutlich anzusehen und entlockte Edward ein sanftes Lachen als er sie in die Arme schloss. Er verzichtete auf einen stürmischen Kuss hier in der Öffentlichkeit, denn noch waren sie ja nicht verheiratet.
"Was für ein wundervoller Empfang ..." murmelte er zärtlich. "Wie geht es der hübschen Lady in meinen Armen?"

Claire erwiderte seine Umarmung un schmiegte sich eng an ihn. Es war egal, wer sie sah. Sie würde ihn so gern küssen, aber das war in der Öffentlichkeit noch nicht klug, solange sie noch nicht verheiratet waren.
"Jetzt besser, wo du endlich wieder da bist. Du hast mir so gefehlt, besonders weil Mutter jetzt auch weg ist..."
Claire seufzte leise. "Ich will endlich mit dir gehen können, Ed..." Sicher mochte sie den Hof und ihre Arbeit als Eleonores Zofe, aber sie wollte endlich ihren Liebsten bei sich haben. Diese ständigen Abschiede machten ihr zu schaffen.
"Wie ist es dir ergangen? Und Gabriel?" Gabriel war sehr aufgeregt gewesen, weil er Helene endlich wieder sehen würde.

"Hm, du hast mir auch gefehlt." murmelte er leise und lächelte angesichts der Tatsache, dass sie ihn so vermisste. "Das trifft sich gut. Ich hoffe, deine Koffer sind dann schon gepackt, Mylady?" fragte er mit spitzbübischem Lächeln. Er konnte es ja selbst kaum erwarten sie endlich nach Truro zu bringen und heiraten zu können und jetzt hatten sie den Dispens, jetzt stand ihnen nichts mehr im Wege.
"Och, ganz gut will ich meinen. Und Gabriel ist noch in Dover, er will ein Weilchen dort bleiben. Er hat sich wirklich gefreut Helene wieder zu sehen, ich schätze, es wird ihm helfen, wenn er sieht, dass sie jetzt auch glücklich ist."
Edward strich Claire zärtlich über die Wange. "Und dir? Ist deine Mutter schon lange wieder fort? Ich hoffe, du hast dich nicht zu sehr gelangweilt."

"Oh, so viele Sachen habe ich ja gar nicht. Aber ich weiß ja auch nicht, wann es endlich soweit sein wird, warum sollte ich dann jetzt schon packen? Aber meine Geduld erschöpft sich langsam ein wenig...", bekannte Claire ein wenig zerknirscht. Sie wollte ihn heiraten, am liebsten hätte sie sofort einen Priester aufgesucht.
"Das ist schön. Er war sehr aufgeregt. Ich glaube auch, dass ihm das helfen wird. Ich wünsche ihm wirklich, dass er sich mit dieser Sache abfinden kann."
Claire nickte leicht. "Seit zwei Wochen, sie musste nach Hause zurück. Meine Geschwister brauchen sie und außerdem meint sie, Vater und Sébastien würden die arme Laura um den Verstand bringen, wenn sie sie so lange allein lässt."
Sie hob leicht die Schultern. "Natürlich habe ich mich gelangweilt so ohne dich..."

Edward grinste und strich mit den Lippen sachte über Claires Schläfe. Sollten sie sich doch alle echauffieren, ihm war es gleich. Er würde heiraten und das ließ alles andere nebensächlich werden. "Wie gut, dass deine Geduld nicht länger auf die Probe gestellt wird." erklärte er leise. "Und wenn du nicht so viele Sachen hast, wirst du ja rasch packen können. Denn sobald Eleonore uns gehen lässt, sollten wir nach Truro reisen."
Da er ja gerade erst in Westminster angekommen war, würde er ein paar Tage bleiben müssen, aber sobald es möglich war, wollte er mit Claire aufbrechen, damit sie endlich, endlich heiraten konnten. Wenngleich sie gar nicht so furchtbar lange hatten warten müssen ... Edward kam es vor wie ein halbes Jahrhundert.
"Es schmeichelt mir ein wenig." gestand Edward augenzwinkernd. "Aber dafür verspreche ich, dass ich die Langeweile ab jetzt wieder gründlich vertreiben werde, meine Schöne."

Claire genoss es, wie seine Lippen ihre Schläfe streiften und schloss einen Moment die Augen. Dann riss sie sie überrascht wieder auf und schaute Edward fragend an. "Was soll das bedeuten? Willst du mir etwa sagen, dass der Dispens gewährt wurde? Oh mein Gott, Edward!" Claire begann zu strahlen. "Natürlich kann ich rasch packen und die Königin wird uns bald gehen lassen!"
Und schließlich war in Truro noch Einiges vorzubereiten, ein kleines Fest musste es schließlich sein.
"Das glaube ich auch und ich hoffe es sehr. Aber es wird so viel zu tun sein, da wird kaum Langeweile aufkommen. Und wenn wir erst einmal verheiratet sind, kann ich es kaum erwarten Oxford kennenzulernen und die Menschen dort."
Sie war neugierig auf ihr neues Heim.

Edward lachte als Claire die Augen wieder aufriss. "Ja, genau das will ich dir sagen. Ich komme gerade aus Winchester." berichtete er lächelnd. "James hat es mir gesagt, sein Bote kam aus Rom zurück, der Dispens ist gewährt. Ich habe das Schriftstück bei mir." Edward lehnte kurz seine Stirn an Claires. "Das heißt, wir können heiraten, Claire." wisperte er leise und überglücklich darüber es endlich aussprechen zu können.
"Da hast du Recht, schließlich soll die Feier ja ganz nach unseren Vorstellungen ablaufen, nicht wahr? Und glaub mir, es geht mir genauso wie dir, ich kann es kaum erwarten dir Oxford zu zeigen und dir alle dort vorzustellen. Sie werden begeistert sein von dir, glaub mir." erklärte Edward zuversichtlich. Claire würde gut nach Oxford passen und an seine Seite sowieso.

"Oh, wie wundervoll, das ist großartig!" So kam wenigstens endlich Bewegung in die Sache und ihre Wünsche würden bald in Erfüllung gehen. Sie freute sich auf die Hochzeit in Truro, wo ihre Familie lebte und sie so viele Leute kannte.
"Ich hoffe wirklich, du hast Recht und ich enttäusche dich nicht. Die Leute sollen mich ja mögen, ich will eine gute Lady an deiner Seite sein."
Sie nahm seine Hand und drückte sie leicht, dann zog sie ihn mit sich. "Komm mit hinein, du willst dich sicher stärken. Und dann bringe ich dich zu Eleonore, du hast sicher auch noch andere Dinge mit ihr zu besprechen als nur unsere eigenen Neuigkeiten."
Eleonore würde traurig sein, sie ziehen lassen zu müssen.

William glitt aus dem Sattel und trat neben Joannas Pferd während sein Blick langsam über die so vertraute Burg glitt. Sie waren wirklich lange weg gewesen, aber wie immer schien sich hier nichts verändert zu haben. William lächelte bei dem Gedanken und half Joanna aus dem Sattel - nicht, weil es nötig gewesen wäre, sondern weil er die Gelegenheit nutzen wollte, um sie noch einmal an sich zu ziehen. Er küsste sie sachte und sah zum Bergfried hinüber. "Da sind wir also wieder." murmelte er. "Ich freue mich wirklich zurück zu sein, auch wenn mir der Abschied aus Bordeaux wirklich schwer gefallen ist." Er war gerne dort gewesen, aber genauso glücklich war er, nun wieder hier zu sein. Und was für ein teures Gut das war, wusste William schließlich nur zu gut, denn besonders zu den Lebzeiten seines Vaters war er ja immer auf der Flucht vor diesem Ort gewesen, hatte alles daran gesetzt möglichst wenig hier zu sein.
"Na komm, lass uns hinein gehen und die überraschten Gesichter sehen." schlug er grinsend vor.

Joanna ließ sich bereitwillig aus dem Sattel helfen und erwiderte noch einmal seinen Kuss. "Das sind wir wieder.", bestätigte sie zufrieden. "Ich kann dich verstehen, mir geht es genauso. Es war wirklich schön, sie alle wiederzusehen. Sie alle gehen ihren eigenen Weg. Und jetzt schauen wir eben einmal, wie es der ganzen Bande hier ergangen ist. Viel Nachricht haben wir ja nicht bekommen."
Sie nickte und folgte ihm zum Bergfried der großen Burg. Es hatte sich in der Tat kaum etwas verändert, das war ein gutes Gefühl.
In der Eingangshalle liefen sie Madeleine in die Arme, die sie mit einem strahlenden Lächeln und einem raschen Knicks begrüßte.
"Mylord, Mylady, wie schön Euch wohlauf wieder hier zu sehen! Euer Sohn und Euer Enkel sitzen oben in Roberts Arbeitszimmer und schmieden Pläne. Sie freuen sich sicher Euch zu sehen. Ich werde Eure Gemächer rasch vorbereiten lassen und etwas zu essen hinauf schicken, wir hatten keine Nachricht, dass Ihr kommt."

"Ja, das tun sie. Und was mich besonders daran erfreut hat, ist der Umstand, dass sie es alle mit Entschlossenheit, aber zugleich bedachtsam tun. Sie sind mit dem Herzen dabei und treffen gute Entscheidungen." William war wirklich stolz auf seinen Nachwuchs, ganz gleich ob Kinder, Enkel oder nun sogar schon Urenkel.
William schmunzelte als Madeleine sie mit strahlendem Lächeln empfing. "Und wir freuen uns wieder hier zu sein. Ich danke dir, Madeleine, aber mach alles mit der Ruhe. Wir sind schließlich selbst Schuld daran, dass wir euch lieber überraschen wollten statt einen Boten zu schicken." erwiderte er augenzwinkernd. "Und wenn du sagst, dass die beiden Pläne schmieden bin ich sicher, dass wir uns dort ein wenig die Zeit vertreiben können bis ihr unsere Gemächer in Ruhe vorbereitet habt." Er mochte die junge Magd gerne und es hatte sich durchaus als Gewinn erwiesen sie hier zu behalten, nicht nur weil es der Anstand gebot nachdem sie Robs Kind in dessen Abwesenheit bekommen hatte. Madeleine war ausgesprochen fleißig, hatte immer gute Ideen und war von sonnigem Gemüt.
"Dann sollten wir erst einmal nachsehen, was sie nun schon wieder aushecken, was meinst du?" schlug William an Joanna gewandt vor.

Auch Joanna lächelte Madeleine zu. "Vielen Dank, Madeleine." Sie wandte sich mit ihrem Mann zur Treppe, die sie hinaufführen würde und stimmte zu. "Es ist wirklich schön, dass die Beiden so gut zusammen arbeiten, nachdem es Rob ähnlich wie dich immer wieder fort gezogen hat. Ich bin gespannt, wie es Giselle inzwischen hier geht. Sie hat sich sicher gut eingelebt."
Als sie schließlich das Zimmer betrateten, steckten zwei schwarze Schöpfe zusammen, über eine Liste gebeugt und in eifriger Diskussion versunken.
Schließlich aber entdeckten die Beiden die Ankömmlinge und strahlten.
"Oh, Vater, Mutter, wie schön, dass Ihr zurück seid! Das löst all unsere Probleme mit der Sitzverteilung an der hohen Tafel bei der Hochzeitsfeier, großartig!"
Er erhob sich, um beide in die Arme zu schließen.

William nickte lächelnd. "Oh ja, da hast du Recht. Aber so wie ich irgendwann, ist auch Rob mittlerweile zu Verstand gekommen. Manchmal scheinen wir dafür ein wenig zu brauchen." erwiderte William augenzwinkernd, war aber tatsächlich auch heilfroh, dass es mittlerweile so war. Schließlich hatte sein Enkel wirklich schwer an seinem Los zu kämpfen gehabt und war zeitweise sehr unglücklich gewesen. Es tat gut ihn nun glücklich hier in Truro zu wissen. Und besonders seit er Giselle geheiratet hatte, schien Rob mit allem versöhnt zu sein, was ihn in der Vergangenheit bedrückt hatte.
Es war ein wunderbarer Anblick Vater und Sohn so eifrig über ihre Arbeit gebeugt zu sehen und William trat seinem Ältesten lächelnd entgegen als dieser sich erhob und schloss ihn fest in die Arme. "Robert! Gut dich zu sehen, mein Junge." erklärte er lächelnd, zog dann aber verblüfft die Augenbrauen in die Höhe. "Hochzeitsfeier? Wer in Gottes Namen heiratet denn? Du willst mir doch kaum erzählen, dass Diana wieder zurück gekommen ist, oder?" fragte William verwundert. Rob und Joanna waren schließlich bereits verheiratet und Isaac war mit seinen zwölf Jahren nun wirklich noch zu jung zum heiraten.

Robert freute sich wirklich seinen Vater wiederzusehen und ganz offensichtlich hatte die Reise ihm gut getan. "Du siehst blendend aus, Vater. Der Kontinent ist dir gut bekommen, scheint mir." Und sicher auch das Wiedersehen mit lange entbehrten Kindern und Enkelkindern. Er konnte seiner Mutter ansehen, dass sie hoch zufrieden damit war, ihren Mann aus seinem Trübsinn gerissen zu haben.
"Oh, mir scheint, der Bote hat euch verfehlt. Wir wollten euch informieren, damit ihr rechtzeitig zurück seid, aber das hat sich dann erledigt. Nein, nein, Diana ist nach wie vor zufrieden mit ihrem Los und scheint dieser Tage ihr zweites Kind zu erwarten. Sie wird erst heiraten, wenn es John ist.", sagte er seufzend, schüttelte dann aber den Kopf.
"Edward heiratet...das mag ein Schock sein, aber er hat seine Ehe auflösen lassen und sich neu verliebt. Naja, er....wird Claire heiraten."

William lachte leise. "Danke, mein Junge. Ich fühle mich auch blendend. Es war eine wirklich erbauliche Reise und es hat gut getan in Bordeaux zu sein. Besonders der Winter ist dort doch wesentlich angenehmer als hier, muss ich gestehen." bemerkte er amüsiert und schloss auch Rob kurz in die Arme, der nun zu ihnen getreten war. "Und da hier noch ein Stein auf dem anderen steht und ihr zufrieden wirkt, scheint auch hier alles gut zu laufen, hm?" Er fuhr seinem Enkel kurz durch den schwarzen Schopf und grinste als Rob eine kleine Grimasse dabei schnitt, aber dennoch still hielt.
William seufzte leise. "Tja, sie hat es sich ausgesucht, nicht wahr? Trotzdem finde ich es befremdlich, dass ich tatsächlich einen zweiten Urenkel von diesem ... naja, wie dem auch sei." Er machte eine unwillige Geste, denn er hatte Joannas Blick durchaus bemerkt und sie hatte ja Recht, er wollte jetzt nicht schon wieder damit anfangen.
"Edward?" fragte William verblüfft und schüttelte leicht den Kopf. "Nun, ich glaube ich bin eher weniger schockiert. Von deinem Bruder bin ich solche Eskapaden ja nun hinlänglich gewöhnt. Aber wie konnte er seine Ehe auflösen? Sie ist vollzogen wie man an den Kindern sieht und eine zu nahe Verwandtschaft kann man ihnen nun wirklich nicht nachsagen. Was hat er angestellt?" erkundigte William sich und schnaubte leise als Robert sagte, Edward habe sich verliebt. "Ja ja, diese Verliebtheit kenne ich." murmelte er und runzelte die Stirn. "Claire? Wer ist -" William brach ab und wurde ein wenig blasser. Das einzige Mädchen, das er mit diesem Namen kannte und die Robert deshalb so selbstverständlich erwähnen konnte, war Philippes Tochter - seine Enkelin! "Das kann er gar nicht tun. Das ist selbst für ihn zu verrückt." bemerkte William gepresst. Das war unmöglich. Die zwei waren zu nah verwandt, außerdem konnte William kaum glauben, dass Philippe in diese Sache eingewilligt hatte.

"Das kann ich mir gut vorstellen. Aber wir hatten auch eine ganz angenehme Zeit, turbulent wie immer, aber dennoch." Robert zwinkerte Rob kurz zu, als er sich von seinem Großvater begrüßen ließ.
"So ist es eben, wir müssen uns damit abfinden. Sie wird sich nicht umstimmen lassen und solange sie glücklich ist."
Er zog eine Grimasse und nickte dann. "Du reagierst erstaunlich gelassen. Ich muss ihn allerdings in Schutz nehmen, er ist diesmal wirklich unschuldig. Zumindest am letztendlichen Grund für die Annullierung. Er hat Hanna einen weiteren Bastard gemacht und Helene hat es rausgefunden. Sie war verständlicherweise sehr verletzt. Vielleicht war sie daher ihrem Gewissen ihm gegenüber nicht ganz so unterworfen. Jedenfalls hat sie...sich Hals über Kopf in ihren Hauskaplan verliebt und ihm eine Tochter geboren. Edward war zwar wütend, wollte ihr zuliebe aber erst die Ehe aufrecht erhalten, dann aber hat er sich verliebt. Es hat ihn diesmal ganz wahrhaftig erwischt, ich habe ihn seit Julia nicht mehr so gesehen...Und ich kann nicht fassen, dass ich schon wieder derjenige bin, der all das beichten muss."
Robert grinste schief und hob die Schultern.
"Doch, er kann...wir haben alle erst einmal reagiert wie du. Sie haben sich kennengelernt, ohne zu wissen, wer sie sind. Sie haben sich lange nicht gesehen und Claire ist eine sehr hübsche, junge Frau geworden. Phil hätte ihn erst einmal fast erwürgt, aber dann haben sie sich irgendwie arrangiert. Claire soll glücklich werden...Naja, und Ed hat mit James' Hilfe das Wunder vollbracht einen Dispens vom Papst zu erwirken. Und nun werden sie eben heiraten."

"Vermutlich bin ich von der Reise einfach etwas zu müde, um mich aufzuregen." William schnaubte verächtlich. "Edward ist nie unschuldig. Aber es gehört wohl zu deinen ältesten Angewohnheiten, deinen kleinen Bruder in Schutz zu nehmen." bemerkte er verdrossen. "Süßer Jesus, was für ein Durcheinander. Aber wunderst du dich wirklich darüber, dass dir diese Aufgabe zufällt? Edward hat es doch schon immer fertig gebracht ein Chaos anzurichten und dann im entscheidenden Moment nicht da zu sein."
William sah sich nach einem freien Stuhl um und ließ sich darauf nieder. Diese Neuigkeiten musste er erst einmal verdauen. "Und James hat ihm geholfen? Ich dachte immer, wir hätten wenigstens einen anständigen Sohn ..." William sah zu Joanna hinüber und fuhr sich durch die Haare. "Von wem hat Edward das nur? Manchmal kommt es mir wirklich so vor als hätte der Bengel den Teufel im Leib." Wie war es möglich, dass ihr Sohn das Chaos so dermaßen anzog?
"Wann heiraten sie? Habe ich wenigstens noch ein paar Tage Zeit, um das alles zu verkraften?" fragte William matt, vollkommen erschlagen von all diesen Neuigkeiten.

Robert hob die Schultern. "Vermutlich hast du Recht. Und ja, Edward hat ein Talent im entscheidenden Moment zu fehlen. Aber weißt du, ich...ich will ihn endlich wieder richtig glücklich sehen und wenn das der Weg ist... Er hatte es in den letzten Jahren nicht immer wirklich leicht. Helene und er passen nicht zusammen."
Er wartete, bis sein Vater sich gesetzt hatte. "Nun, hast du doch...Elias war immerhin sehr anständig bei seiner Ehe. Aber ja, James hat ihm geholfen. Ich gehe davon aus, dass Edward viel Überzeugungsarbeit leisten musste. Was letztendlich den Ausschlag gegeben hat, weiß ich nicht." Joanna grinste flüchtig. "Bei uns als Eltern wundert mich das nun auch nicht wirklich, Will...Wenn ich bedenke, wie viel wir schon erlebt haben.", gab sie zu Bedenken.
Robert nickte leicht. "Ja, die Hochzeit soll in zwei Wochen stattfinden. Wir haben bereits Einladungen versendet, nur haben Rob und ich unvorsichtigerweise angeboten zu helfen und da ich Ahnung vom Stand der meisten Gäste habe, haben wir die Sitzordnung am Hals. Aber es lenkt Rob immerhin ein bisschen von seinen ständigen Sorgen um seine Frau ab."

William machte eine wegwerfende Geste. "Edward war in den letzten Jahren ja nicht einmal hier. Ganz davon abgesehen, dass vermutlich keine Frau wirklich zu ihm passt, weil er sich nicht mit einer begnügen kann. Aber es ist sehr löblich von dir, dass du deinem Bruder Glück wünschst."
William schlug die Beine übereinander und brummte nachdenklich. Er konnte nicht wirklich behaupten, dass ihm das gefiel, wenn er ganz ehrlich war.
"Zwei Wochen ..." murmelte er und schüttelte leicht den Kopf. "Nun, dann werde ich ja wohl noch genug Zeit haben, um mit Edward zu sprechen." Er wollte das alles noch einmal aus dessen Sicht hören, so viel stand fest.
Dann glitt Williams Blick zu seinem Enkel und er musterte Rob besorgt. "Sorgen um deine Frau? Was ist mit Giselle? Geht es ihr nicht gut?" Das war nun wirklich das letzte, was sie gebrauchen konnten! Rob war doch so glücklich mit dem Mädchen!

"Ich glaube, du tust ihm Unrecht, Vater. Er hat zu Julia gut gepasst und er hat sie geliebt. Ich denke, er wird auch älter und ruhiger. Wenn Claire ihn glücklich macht, soll es eben so sein. Und es ist nicht mein Leben."
Robert nickte. "Sprich mit ihm...ich bin sicher, er wird dich auch überzeugen. Das hat er bisher bei jedem von uns geschafft."
Rob schüttelte leicht den Kopf. "Vater meint, ich mache mir immer viel zu große Sorgen um sie. Aber mach dir keine Gedanken, es geht ihr gut. Sie würde sich sicher freuen euch zu sehen, warum kommt ihr nicht mit? Es ist ja nur ein paar Räume weiter."
Und die Überraschung wäre umso größer, inzwischen sah man Giselle die Schwangerschaft durchaus deutlich an und Rob war immer wieder fasziniert davon, wie sehr es Giselles Ausstrahlung noch einmal verändert hatte.

"Das hat er, aber so traurig es ist, Julia ist seit Jahren tot. Und seit dem ... naja, du weißt ja selbst wie dein Bruder ist. Aber ich werde mit ihm reden, sei versichert. Ich bin sehr gespannt darauf, was er zu sagen hat." Williams Blick wanderte von seinem Sohn zu seinem Enkel und er betrachtete Rob stirnrunzelnd. Wirklich überzeugt war er von dessen Worten nicht, wieso sollte er sich übermäßige Sorgen machen, wenn es Giselle gut ging?"
William nickte und erhob sich dann. "Ja, wieso nicht? Wir freuen uns auch darauf sie wieder zu sehen, sie ist ein erquickender Anblick und gute Gesellschaft." bemerkte William lächelnd, wenngleich er Rob nicht aus den Augen ließ.