William und Joanna - ab 1193 bis 1194

Edward lachte auf. "Nur ein klein wenig vielleicht." entgegnete er, dann sah er Aliz an und für einen Moment traf ihn die Erkenntnis, wie viel sie von ihrer Mutter geerbt hatte, mit solch einer Wucht, dass es ihm fast die Sprache verschlug. Sie hatte diese gleiche warme Herzlichkeit, diese Güte in sich, die sich ganz selbstverständlich auch auf Menschen erstreckte, die sie selbst noch gar nicht kannte, die aber in der ein oder anderen Weise mit ihr vertrauten Personen in Verbindung standen. Edward schluckte leicht und griff gerührt nach Aliz' Hand. "Ich ... es bedeutet mir wirklich viel, dass du das sagst." räumte er ein. Aliz war kaum älter als sieben gewesen als Edward Helene geheiratet hatte. Zwar hatte sie damals nicht mehr ganz solche intensive mütterliche Zuwendung gebraucht wie der zwei Jahre jüngere Gabriel, doch sie war immer noch ein junges Mädchen gewesen und Helene hatte sich auch ihr angenommen und war ihr vertraut geworden. Dass Aliz Edwards Entscheidung gegen Helene und für Claire nun dennoch so unumwunden hinnahm, berührte ihn zutiefst.
Er lächelte leicht und riss sich damit aus diesem albernen emotionalen Zustand. "Nein, keine Sorge, wir bleiben ein Weilchen. Aber ... wo du schon von unserer Abreise sprichst ... du könntest einmal darüber nachdenken, ob es dir nicht gefallen könnte mit zurück nach Oxford zu kommen. Du brauchst es selbstverständlich nicht sofort entscheiden, es hat noch etwas Zeit und du solltest Claire auch zuerst kennen lernen. Aber wie gesagt, denk einmal darüber nach." schlug Edward dann vor.

Aliz

Aliz drückte die Hand ihres Vaters leicht und lächelte sanft. "Warum auch nicht? Ich mochte Helene wirklich, aber ich weiß, dass ihr Beide es nie wirklich einfach miteinander hattet. Es war anders als mit meiner Mutter, das sagt jeder. Wenn du jetzt wieder glücklich bist, ist alles gut."
Aliz legte den Kopf ein wenig zur Seite und seufzte dann erleichtert. "Gott sei Dank. Dann habe ich ja ein wenig von dir..." Sein Vorschlag überraschte sie einerseits, andererseits aber nicht. Es war natürlich, dass er sie daheim haben wollte und vermutlich steckte noch mehr dahinter.
"Du willst mich verheiraten, oder?", fragte sie mit gemischten Gefühlen. Sie wusste, es wurde Zeit, aber sie war wählerisch.
"Aber es wäre jedenfalls schön wieder in Oxford zu sein. Ich war lange nicht mehr da. Ich werde Claire kennenlernen und dann werde ich mich entscheiden."

Edward seufzte leise und strich Aliz über die Wange. "Du bist wirklich eine bemerkenswerte junge Dame geworden." murmelte er. Das, was ihr so leicht mit einem Lächeln über die Lippen kam, war für Edward wirklich tiefgreifend.
"Ja, keine Sorge, ich bleibe eine Weile hier und wir werden viel Zeit miteinander verbringen können. Hier im tiefsten Nirgendwo gibt es ja auch nicht viel mehr zu tun, oder?" neckte er sanft, ehe er bei Aliz' banger Frage beinahe zu lachen begonnen hätte.
Edward schüttelte den Kopf und machte eine vage Geste in Richtung von Isabella. "Ich würde dich am liebsten von jedem Mann mit einem hübschen Lächeln und netten Worten auf den Lippen fern halten, wenn ich ehrlich bin. Aber deine Tante hier hat den - zugegebenermaßen nicht ganz ungerechtfertigten - Einwand vorgebracht, dass du allmählich alt genug bist. Aber ich will dich nicht einfach verheiraten, Kleines. Vor allem geht es mir darum, dich wieder mit nach Hause zu nehmen, dich bei mir, bei uns zu haben. Und wenn du irgendwann jemandem begegnest, dem du dein Herz anvertrauen willst, dann sei es so." Er war wirklich der Letzte, der irgendwen in eine Ehe zwingen wollte, denn er wusste genau, wo so etwas endete.

Aliz

"Danke.", erwiderte Aliz und senkte ein wenig verlegen den Blick. Sie war solches Lob kaum gewöhnt und es ausgerechnet von Edward zu hören, der so viele menschen kannte, war wirklich etwas Besonderes.
"Oh, es gibt sehr viel zutun, wenn man es richtig anstellt. Aber jedenfalls haben wir Zeit für ausgedehnte Spaziergänge, ich zeige dir gern die Gegend ein bisschen."
Aliz war erleichtert, als Edward so anders reagierte als erwartet und atmete aus. "Oh...gut. Ich weiß, Unrecht hat sie nicht. Aber ich bin froh, dass du mir die Wahl lässt. Ich bin ein wenig wählerisch in diesen Dingen, aber ich denke auch, es hat noch ein wenig Zeit."
Und wenn sie Claire einigermaßen mochte, würde sie vermutlich mit zurück nach Oxford gehen und die alte Burg wieder sehen.

"Tatsächlich? Nun, ich bin sehr gespannt darauf, was du mir hier alles zeigen wirst." Erklärte Edward mit amüsiertem Unterton, meinte aber durchaus was er sagte. Seine kleinen Frotzeleien über Pembroke meinte er nicht wirklich ernst. Er hatte zwar noch nie genug Zeit gehabt die Umgebung genau zu erkunden, aber die Einblicke, die er bei seinen bisherigen Besuchen bekommen hatte, waren gut gewesen. Pembroke Castle lag in einer wirklich atemberaubend schönen Landschaft. Es fing hier nicht so betriebsam zu wie in dem zentral gelegenen Oxford, aber auch das hatte seine Reize. Es erinnerte ihn immer etwas an seine Heimat und er verstand durchaus wieso Isabella hier so zufrieden war.
Er nickte leicht. "Natürlich lasse ich dir die Wahl. Ich wäre wohl der letzte Mensch auf dieser Erde, der gute Argumente für eine erzwungene Ehe hätte." Erklärte er lächelnd. "Und mir ist auch völlig gleich an wen du dein Herz verlierst, solange er dich nur glücklich macht."

Aliz

"Oh, es gibt viel zu sehen hier in Wales. Es ist anders als England, du wirst sehen." Und Aliz freute sich wirklich sehr auf die Zeit mit ihrem Stiefvater.
Aliz lächelte und umarmte ihn dann. "Danke. Du hast Recht, deine Ehe hat nicht sehr gut funktioniert. Jetzt bist du glücklich. Und das will ich auch sein."
Sie lachte leise auf.
"Egal an wen? Da bin ich gespannt, ob du das tatsächlich noch so siehst, wenn es soweit ist. Aber ich werde dich beim Wort nehmen."
Aber erst musste sie einmal jemanden finden, den sie wollte und der sie wollte.

Edward hatte den Arm um Claires Taille gelegt und sie schlenderte langsam zum Dorf hinab. Er wollte Claire Hanna und die Kinder vorstellen und war dementsprechend nervös. Doch noch hielt es sich einigermaßen in Grenzen, Claire hatte vorhin Aliz schon einmal getroffen und er war ganz zuversichtlich, dass die zwei sich verstanden, dann würde es sicher auch mit Hanna funktionieren. Und vielleicht war Matthew ja noch in der Schmiede ...
"Und, wie war dein erster Eindruck von Aliz? Ihr kamt ganz gut zurecht, oder?" fragte Edward betont beiläufig als sie die Burg schließlich im Rücken hatten und dem Dorf näher kamen.

Claire schlenderte gemeinsam mit Edward den Weg zum Dorf und lehnte sich leicht an ihn. Sie war gespannt auf seine Kinder und auch auf Hanna, die so lange an Edwards Seite gewesen war. Sie hatte bereits Aliz kennengelernt und das Treffen war gut verlaufen.
"Oh, ja. Ich mag sie wirklich gern, sie ist so freundlich und großherzig. Sie hat mich gleich ins Herz geschlossen, obwohl du ja meinetwegen Helene verlassen hast. Vielleicht freunden wir uns ein bisschen an..."
Sie lächelte leicht. "Und jetzt bin ich gespannt deine Kinder kennenzulernen. Ich bin nervös, aber bisher lief es ja ganz gut, oder?"

Edward lächelte sanft. "Das ist sie. Sie hat wirklich viel von ihrer Mutter in sich." bemerkte er versonnen und hauchte Claire einen Kuss auf die Wange. "Es freut mich, dass ihr euch gut verstanden habt. Ich bin sicher, ihr werdet in den nächsten Tagen noch viel Zeit haben, um euch noch besser kennen zu lernen." Und wenn Aliz sich dann entschied mit zurück nach Oxford zu kommen, würde es somit für alle ein Gewinn sein.
Edward lachte kurz auf. "Tja, nervös bin ich auch, glaub mir. Aber an sich wüsste ich nicht, was schief gehen sollte. Du bist eine hinreißende Person und die Kinder werden dich im Handumdrehen vergöttern. Und Hanna und du ... ich denke, ihr werdet euch ebenfalls gut verstehen." überlegte Edward lächelnd.

Claire nickte. "Ich hätte sie gern gekannt, sie muss wundervoll gewesen sein, wenn Aliz ihr ähnlich ist. Aber ja, wir haben uns gut verstanden. Ich bin gespannt, wie das noch weiter gehen wird. Aber ich bin zuversichtlich."
Und eine Freundin zu gewinnen wäre sicherlich von Vorteil. Dann wäre sie auch in Oxford nicht nur von Edward abhängig, sondern hätte auch mehr eigene Freunde.
"Oh, wie reizend du bist." Sie zwinkerte ihm zu. "Aber ich habe da eigentlich auch keine Zweifel. Sie hat schließlich eine glückliche Familie und ist zufrieden mit ihrem Leben. Sie hat keinen Grund mir zu grollen." Kurz darauf standen sie vor der Tür und Eward klopfte.
Hanna öffnete, den kleinen Owen auf ihrer Hüfte haltend.

Edward nickte nachdenklich. "Ihr hättet euch gut verstanden, so viel ist sicher. Aber Gott hat sich wohl schon etwas dabei gedacht, dass alles so seinen Gang genommen hat. Und Julia lebt in ihren Kindern weiter, das entdecke ich immer mehr, je älter sie werden."
Er lachte leise. "Das bin ich doch immer, oder?" neckte er zärtlich. "Oh, ich glaube auch nicht, dass sie dir grollen würde. Eher im Gegenteil, vermutlich ist sie froh, dass du meine Eifersucht nun etwas milderst. Es ... ist nur manchmal etwas kompliziert, wenn Matthew und ich uns in einem Raum aufhalten. Aber vielleicht ist er eh noch in der Schmiede, wir werden sehen."
Edward klopfte an die schon fast vertraute Tür und wartete bis Hanna die Tür öffnete. Sein Blick huschte kurz zu dem kleinen Jungen, den sie sich auf die Hüfte gesetzt hatte, dann wieder zu Hannas Gesicht. "Hanna, schön dich zu sehen. Ich hoffe, wir überfallen dich nicht zu sehr mit unserem Besuch." begrüßte er sie, entschied sich dann dafür, ihre freie Hand zu nehmen und einen höflichen Kuss auf ihren Handrücken zu hauchen. "Und Glückwunsch zu dem kleinen Kerlchen." fügte er hinzu, ehe er kurz zu Claire sah und einmal durchatmete. "Hanna, ich wollte dir meine Frau vorstellen. Das hier ist Claire. Claire, Hanna."

Claire nickte. "Das hat er auch. Julia lebt in ihren Kindern weiter und der Platz an deiner Seite ist jetzt meiner. Sie wäre sicher froh, dass du wieder glücklich bist."
Sie hob eine Augenbraue. "Matthew? Was hast du für ein Problem mit ihm? Du bist tatsächlich eifersüchtig auf ihn? Also wirklich, Ed... Sei doch froh, dass Hanna auch ihr Glück gefunden hat."
Hanna öffnete die Tür und sah sich Edward und einer jungen Frau gegenüber. Das hatte sie nicht erwartet, aber sie freute sich doch etwas.
"Oh, Edward...schön auch dich zu sehen.", erwiderte sie freundlich. "Oh danke, das ist Owen. Ich kann dir verraten, er steht deinen Kindern an Übermut in nichts nach.", fügte sie lachend hinzu und schenkte Claire dann ein Lächeln.
"Oh, wie schön. Gut, dass er wieder jemanden gefunden hat. Kommt doch rein, die Kinder freuen sich ganz sicher."

"Ja, das denke ich auch. Und ich habe auch den Verdacht, dass sie dich mir geschickt hat, damit du auf mich Acht gibst." erwiderte er mit einem kleinen Augenzwinkern. Dann seufzte er leise. "Natürlich sagst auch du so etwas ... ach, das mit Matthew ist ... ein bisschen kompliziert. Ich erkläre es dir nachher in Ruhe, wenn du willst. Ich freue mich durchaus für Hanna, so ist es nicht."
Zum Glück hatten sie ja dann auch Hannas und Matthews Haus erreicht, so dass ihm eine Erklärung erst einmal erspart blieb. Stattdessen schenkte er Hanna ein Grinsen. "Tja, ich schätze, dann wir euch nie langweilig werden." Hanna lachte und nickte leicht. "Das wird es wirklich nicht." bestätigte sie.
Edward warf Claire einen sanften Blick zu. "Ja, gut, dass er jemanden gefunden hat." murmelte er zustimmend. Dann folgte er mit Claire hinein ins Haus. "Oh gut, sie sind beide hier?" Nicht selten waren die zwei Wirbelstürme schließlich auch irgendwo unterwegs, um Unruhe zu stiften.

Hanna

Claire beschränkte sich darauf, Edward noch einen belustigten Blick zuzuwerfen und widmete sich dann ganz der neuen Situation.
Hanna war eine freundliche Frau, herzlich und großzügig, das konnte sie sofort erkennen. Und sie mochte sie auf Anhieb. Bereitwillig folgte sie Hanna und Edward ins Haus.
Hanna nickte. "Oh ja, das sind sie. Ausnahmsweise einmal...ich habe ihnen versprochen, dass wir später zusammen backen und da waren sie dann doch zu überzeugen einmal Zuhause zu bleiben."
Die Beiden spielten gerade einträchtig, als der Besuch eintrat. Beide Rotschöpfe fuhren hoch, dann waren sie auch schon auf den Beinen und auf dem Weg zu ihrem Vater.
"Vater, Vater!"

Edward lächelte. "Das klingt natürlich verlockend. Sicher hoffen sie darauf sich die kleinen Bäuche mit süßem Teig voll schlagen zu können." bemerkte er amüsiert, während sie eintraten. Als die beiden Kinder ihr Spiel unterbrachen und aufsprangen, ging Edward umgehend das Herz aus. "Juliana, Edmund ..." Er ging in die Hocke, bereit beide Kinder in die Arme zu schließen. Es machte ihn glücklich, dass auch Edmund zu ihm kam, ihn Vater nannte, obwohl der kleine Kerl ja noch weniger eine Bindung zu ihm hatte als seine Schwester, die wenigstens in ihren ersten Lebensjahren noch bei ihm gewesen war.
"Oh, ich zwei ..." murmelte er leise als er die beiden an sich zog. "Wie groß ihr geworden seid, du meine Güte. Wie habt ihr das nur angestellt, hm?"

Hanna

"Oh natürlich hoffen sie darauf und nachher jammern sie wieder, weil sie Bauchschmerzen haben. Aber die kleinen Racker werden es nie lernen, denke ich.", erwiderte Hanna amüsiert und beobachtete ihre Kinder liebevoll dabei, wie sie ihren Vater begrüßten. Nach Edwards letztem Besuch hatte Juliana Edmund noch viel mehr von ihrem Vater erzählt, deshalb fiel die Begrüßung diesmal viel überschwänglicher aus.
Beide hatten die kleinen Arme um ihren Vater gelegt und genossen die Aufmerksamkeit in vollen Zügen. "Bleibst du diesmal länger, Vater?", fragte Juliana und Edmund grinste breit. "Mama sagt, ich esse wie ein hungriger Wolf, deshalb würde ich so schnell wachsen.", erklärte er dann überzeugt. "Außerdem will ich so groß und stark werden wie tad. Oder wie du!"

"Tja, das sind wohl Dinge, die man nie im Leben wirklich lernt." erklärte Edward augenzwinkernd.
Zärtlich strich Edward seiner Tochter über den roten Schopf. "Ja, dieses Mal bleibe ich länger, mein Engel. Wir werden mehr Zeit miteinander haben." versprach er sanft. Dann erwiderte er Edmunds Grinsen. "Ist das so? Nun, kein Wunder, dass du so viel wächst, wenn du so viel isst." bemerkte er amüsiert, zuckte aber beinahe zusammen als sein Sohn weiter sprach. Genau das war es, was er vorhin Claire gegenüber noch nicht hatte erklären können. Der Umstand, dass Edmund so vertraut war mit Matthew, ihn sogar seinen Vater nannte, kratzte enorm an Edwards Ego. Zwar war der Kleine ihm gegenüber schon offener, war vorhin auch kurz in Julianas Rufe eingestiegen, aber es war Matthew in dem er seinen wirklichen Vater sah.
"So groß also, ja?" fragte er mit einer kleinen Verspätung und lächelte etwas matt. "Dann hast du ja noch einiges vor, nicht wahr?" Wie gern würde er die beiden einfach nehmen und sie nach Oxford bringen.
"Schaut mal, ihr zwei, ich habe jemanden mitgebracht, den ich euch gerne vorstellen möchte." erklärte Edward dann, drehte sich etwas und deutete auf Claire. "Das ist Claire."

"Oh, großartig!" Juliana freute sich sehr und schlang die Arme um den Hals ihres Vaters. "Das wird toll! Dann kannst du wieder von deinen tollen Geschichten erzählen, die sind einfach die Besten."
Edmund lachte zufrieden. "Oh ja!" Dann nickte er. "Ja, ganz groß und stark. Aber ich hab ja auch noch ein bisschen Zeit um so groß zu werden."
Neugierig betrachteten beide Kinder Claire, als sie näher kam. "Hallo, ihr Beiden...Euer Vater hat schon viel von euch erzählt, ich war sehr gespannt euch kennenzulernen."
Und es waren so niedliche Kinder, das erfreute ihr Herz wirklich. Kein Wunder, dass Edward sie gern um sich haben würde.

Edward lachte angesichts von Julianas offenkundiger Freude und küsste seine Tochter auf die Wange. "Das mache ich, mein Engel. So viele Geschichten wie du nur willst." versicherte er zärtlich und fragte sich wieder einmal, wie er es nur aushalten sollte, irgendwann wieder abzureisen und dieses Goldstück hier zu lassen.
Doch erst einmal beobachtete er das Aufeinandertreffen der Kinder mit Claire. Die zwei Kleinen musterten sie neugierig und in Julianas Augen trat ein Leuchten. Neugierig sah sie Claire an und Edward konnte ihr den Zwiespalt ansehen - sie wollte ihn um keinen Preis jetzt schon wieder los lassen, aber sie wollte auch gerne Claire näher in Augenschein nehmen. "Du hast ein schönes Kleid." stellte Juliana fest und Edward musste lachen. "Dann hat es sich ja gelohnt, dass sie so viel Zeit dafür aufgewendet hat das Kleid auszusuchen, hm?"

Juliana strahlte. "Ja, ganz viele Geschichten. Das ist toll!" Claire ließ den Kindern Zeit bei der Kontaktaufnahme. Es war kein ganz unspannender Moment, man konnte nicht ahnen, wie die Kinder auf sie reagieren würden.
Doch schließlich fasste Juliana sich ein Herz und Claire belohnte das mit einem Lächeln. "Das ist sehr nett von dir, danke. Ich habe es selbst genäht, weißt du?"
Und es war ihr Lieblingskleid, deshalb hatte sie es auch unbedingt zu diesem Anlass anziehen wollen. Sie fühlte sich wohl darin und daher sicherer.
"Es hat etwas gedauert, aber du hast dich über das Ergebnis ja auch nicht beschwert.", scherzte sie.

Juliana lehnte sich an ihren Vater, hielt den Blick aber unverwandt auf Claire gerichtet. "Wirklich?" staunte sie und betrachtete das Kleid noch etwas eingehender. Ihre Mutter machte ihre Kleider auch selbst, aber sie waren anders als dies hier. Es waren gute Sachen, ein paar von ihnen waren sogar aus schöner bunter Wolle, aber das Kleid von Claire schien viel aufwendiger und es hatte so hübsche Verzierungen. "Darf ich mal fühlen? Es sieht so weich aus."
Edward unterdrückte mit Mühe ein Grinsen und sah zu seinem Sohn hinüber, der Juliana mit schiefgelegtem Kopf betrachtete und leicht die Augen verdrehte. Edward ahnte genau, was durch Edmunds Kopf ging und fuhr dem Jungen durch den wilden Schopf. "Wollen wir die Frauen einen Moment ihrem Gespräch über Kleider und Stickmuster überlassen? Was meinst du?" schlug er in verschwörerischem Tonfall vor.

Claire nickte mit einem Lächeln. "Natürlich. Ich habe lange daran gearbeitet, aber ich liebe es sehr. Mein Vater hat mir en Stoff zum Geburtstag geschenkt, weißt du.", erzählte sie der kleinen Juliana. Und sie hatte schon immer Interesse gehabt an Stickereien und Handarbeiten, sodass auch die Verzierungen gut gelungen waren.
"Aber sicher, kommt nur her. Du darfst es gern anfassen.", gewährte Claire dann bereitwillig. Edmund folgte dem Treiben fast ein wenig genervt und war daher höchst dankbar, dass sein Vater das ähnlich sah.
"Oh ja. Das ist so langweilig...", gab er zurück. "Warum findet das Juliana spannend? Kann ich nicht verstehen...."

"Oh toll!" beschied die Kleine und löste sich schließlich mit leuchtenden Augen von ihrem Vater, um zu Claire zu gehen und vorsichtig an einer der Rockfalten zu fühlen. "So schön weich ..." murmelte sie andächtig und bewunderte die Stickereien mit denen Claire das Kleid verzieht hatte mit faszinierter Miene.
Edward grinste breit. "Natürlich nicht. Weil du ein Knirps von nicht einmal ganz vier Jahren bist. Und obendrein kein Mädchen. Wenn du etwas älter bist, wirst du es vielleicht nachvollziehen können, aber ich schätze, du wirst so oder so nie viel für schöne Kleidung übrig haben." neckte er sanft.
"Was beschäftigt dich denn stattdessen viel lieber, Edmund?" erkundigte er sich dann, um seinen Sohn von den beiden abzulenken und Claire und Juliana damit etwas ungestörte Zeit zu gönnen.

"Nicht wahr? Das fand ich auch. Und das Grün ist wunderschön, nicht? Was ist denn deine Lieblingsfarbe, Juliana? Vielleicht nähe ich auch einmal ein Kleid für dich." Sie ahnte schon, dass sie mit Juliana keinerlei Schwierigkeiten haben würde.
Edmund grinste frech zurück. "Nein, kein Mädchen. Ich glaube, das werde ich nie verstehen, auch wenn ich älter bin. Kleider werden dreckig oder gehen kaputt, ist doch gar nicht so wichtig.", behauptete er dann überzeugt.
"Oh, ich spiele gerne Ritter mit den Anderen. Oder gehe in die Schmiede und schaue zu, wie sie Sachen schmieden. Das ist spannend."

"Ja, wunderschön." stimmte Juliana zu und kaute dann nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. "Ich ... ich glaube blau." erklärte sie dann langsam. "Aber ich finde alle Farben so schön." fügte sie dann mit einem scheuen Lächeln hinzu, ehe sich ihre Augen weiteten. "Für mich?" fragte sie und schwankte zwischen Begeisterung und Unglauben. Ihr Blick huschte kurz hinüber zu ihrer Mutter, dann sah sie Claire wieder an. "Aber ... aber, das kann ich doch gar nicht annehmen." erklärte sie dann. Ein Kleid war kostbar, das hatte sie bereits gelernt. Es wäre ein viel zu großes Geschenk von einer im Grunde fremden Person.
Edward grinste. "In gewisser Weise hast du Recht. Trotzdem solltest du sorgsam mit diesen Sachen umgehen. Es ist ein Privileg immer gute, warme Kleider tragen zu können und es wurde hart dafür gearbeitet sie herzustellen. Selbst wenn du nicht viel auf ihr Aussehen gibst, solltest du sie dennoch schätzen." bemerkte Edward und lächelte dann leicht. "So, Ritter also? Was meinst du, willst du morgen einmal mit zur Burg kommen und dir mein Pferd ansehen?" schlug er dann vor und hielt sich bewusst an den Teil von Edmunds Antwort mit dem er etwas anfangen konnte und wollte und überging die Schmiede einfach.