William und Joanna - ab 1183

Nachdem Helene und Mary ihren Spaziergang mit den Kindern beendet hatten und die Kleinen nun selig in ihren Bettchen einen Mittagsschlaf hielten, hatte auch Mary es sich in einem der großen Sessel bequem gemacht, um sich etwas auszuruhen. Sie hatte sich Dank Johns Hilfe gut erholt, aber wenn sie so wie heute den halben Tag auf den Beinen war, merkte sie durchaus noch, dass sie dem Tod erst kürzlich von der Schippe gesprungen war.
Also hielt sie sich an die Ermahnungen des Arztes und ihres Mannes und ließ es ruhig angehen, nahm sich immer wieder Zeit für Pausen, um sich auszuruhen. Und heute Mittag war sie ohnehin mit Charles verabredet, also konnte sie getrost hier warten. Zumal sie die Gelegenheit heute Mittag auch gleich nutzen konnte, um mit ihm über Helene zu sprechen. Je eher sie ihn einweihte und schonend darauf vorbereitete, desto besser, glaubte sie.

Als Charles in ihre Gemächer zurückkehrte, fand er seine Frau bereits in einem der Sessel vor. Er war ausgesprochen zufrieden, dass sie sich auch selbst ein bisschen Ruhe gönnte ohne dass er sie erst ermahnen musste. Es war knapp genug gewesen und er wollte sie nicht wieder beinahe verlieren.
Charles gab ihr einen Kuss zur Begrüßung und ließ sich ihr gegenüber nieder.
"Wie war dein Tag, meine Liebste? Ihr habt mir den Kindern ein bisschen herumgetobt, habe ich aus der Ferne gesehen....Helene und du. Schön, dass sie wieder so offen ist."
Er hatte sich ein bisschen gesorgt, was passieren würde, wenn Edward Dover wieder verleß, aber Helene hatte sie alle überrascht.
Sie hatte sich wirklich gut im Griff. "Wo sind unsere Racker eigentlich?"

Mary lächelte als Charles eintrat und erwiderte den Kuss liebevoll. "Oh, ausgesprochen erbaulich bisher. Wir waren lange draußen, das hat den Kindern wirklich gut getan." stimmte sie zu. "Gerard und Cecilia schlafen nebenan, sie hatten beide keinerlei Einwende gegen einen Mittagsschlaf, ich schätze, wir haben sie heute Vormittag gut in Atem gehalten. Und Charlie ist bei Helene, er und Raphael hatten sich noch nicht voneinander trennen können. Wo der Rest sich herum treibt, weiß Gott allein." erwiderte sie schmunzelnd.
"Aber du hast Recht, was Helene angeht. Sie hat sich gut wieder gefangen, auch nachdem Edward wieder abgereist ist." Und das obwohl sie alle schon damit gerechnet hatten, dass Edwards Abreise Helene wieder in ein Loch fallen lassen würde. Mary vermutete nun allerdings, dass sie den Grund kannte, weshalb genau das nicht passiert war.
"Und wo wir gerade über sie sprechen, ich ... muss dich etwas vorwarnen, schätze ich. Noch wird es etwas dauern bis es wirklich zum Thema wird, aber du solltest Bescheid wissen bevor es in der ganzen Burg bekannt ist." Mary atmete tief durch. "Helene ... erwartet wieder ein Kind."

Charles lächelte. "Sehr gut. Es wird ihrer Entwicklung sehr gut tun, wenn sie so viel draußen sind. Und an Spielkameraden mangelt es hier ja nicht. Ich bin froh, dass Raphael und Charlie sich so gut verstehen. So hat der Junge ein bisschen Anschluss abgesehen von seiner Mutter."
Im nächsten Moment hob er die Augenbraue und hielt sich dann seinem Knie zuliebe davon ab aufzuspringen. "Sie tut was?"
Charles schaute seine Frau fassungslos an. "Oh bei Gott, wenn ich es nicht geahnt hätte....und ich habe sie gewarnt! Ich habe ihnen gesagt, wie unvernünftig sie sind! Er reitet Helene immer mehr in den Abgrund, ist das zu fassen? Und der feine Herr ist natürlich über alle Berge! Wie soll es denn nun weiter gehen?" Es war wirklich zum Haare raufen.

"Oh ja, ohne Zweifel. Und die beiden tun einander wirklich gut, bleibt nur abzuwarten, ob wir sie eines Tages noch getrennt bekommen, wenn sie älter werden und jeder seinen eigenen Weg geht." sinnierte Mary mit einem kleinen Lächeln. Sie war immer froh, wenn sie sah, dass ihre Kinder glücklich waren, dass sie sich in der Familie wohl fühlten, aber auch gute Freunde fanden mit denen sie ein enges Band knüpften.
Sie hatte geahnt, dass Charles es nicht allzu gut aufnehmen würde und beugte sich vor, um ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm zu legen. "Das hast du und ich ebenso. Sie beide kannten das Risiko und sind es eingegangen, sie sind alt genug solche Entscheidungen zu treffen." entgegnete Mary und hob dann leicht die Schultern. "Du kannst Edward keinen Vorwurf daraus machen, dass er an den Hof musste und mit Richard in den Krieg ziehen wird. Außerdem ... will Helene auch nicht, dass er es erfährt. Es wird sicherlich irgendwann sowieso heraus kommen, aber sie will es ihm nicht eher als nötig sagen. Und wie es weiter gehen soll? Nun, wie bisher auch, würde ich sagen. Sie hat Joseph hier bekommen, wieso nicht auch dieses Kind?" Mary hob die Hand und strich sachte über Charles' Wange. "Und weißt du, ich glaube, sie freut sich wirklich über dieses Kind. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb sie Edwards Abreise so gut überstanden hat."

Charles hob die Schultern. "Das wird schon werden, keine Sorge. Und wenn sie sich an diese Jugendfreundschaft erinnern, später, wenn ihre Wege sich trennen sollten, dann werden sie dabei lächeln. Und das ist viel wert."
Er schaute seine Frau zweifelnd an. "Sie sind alt genug, aber offenbar nicht vernünftig genug. Ich glaube, Edward ist nie erwachsen geworden. Er setzt so bedenkenlos Kinder in die Welt... Und daraus mache ich ihm wirklich einen Vorwurf. Helene...Helene steht allein da. Sie will all die Verantwortung auch noch auf sich nehmen und ihn raus halten. Das hat der Lump einfach nicht verdient. Sicher hat sie Joseph hier bekommen, aber da hatte sie wenigstens inoffiziell Alexander an ihrer Seite. Jetzt ist sie allein mit vier Kindern. Sie freut sich....vielleicht. Es gibt ihr einen Grund mehr zu leben...aber es macht die Dinge nur noch schwieriger. So wird sie wohl niemals wieder heiraten können."

Mary seufzte leise. "Das ist er nicht, da hast du Recht. Jedenfalls in manchen Dingen nicht. Aber man muss ihm immerhin zu Gute halten, dass er sich um alle seine Kinder sorgt und darauf Acht gibt, dass es ihnen an nichts mangelt. Das kann wahrlich nicht jeder Mann über sich behaupten." erwiderte Mary und hob dann ein wenig ratlos die Schultern. "Ja, es macht die Dinge schwieriger, aber wir werden ihr beistehen, hm? Und dann wird sie es schon schaffen, auch mit vier Kindern. Zumal ich mir vorstellen könnte, dass Edward Raphael nach seiner Rückkehr irgendwo zur Ausbildung hin gibt." Der Junge war jetzt sieben Jahre alt und bis Edward vom Festland zurückkehrte, würde zweifellos noch einiges an Zeit vergehen.
"Wer weiß. Warten wir ab, was Gott für sie im Sinn hat." Auch wenn Mary sich nicht ganz sicher war, ob Helene überhaupt wieder würde heiraten wollen. Nachdem sie Alexander verloren hatte und ganz offensichtlich noch immer in gewisser Weise an Edward hing ...

Charles schüttelte den Kopf. "Das muss man wohl, aber das reicht nicht. Es ist verantwortungslos. Und wir Beide müssen Edwards Fehltritte ausbaden, warum? Das ist nicht das, was ich im Sinn hatte. Natürlich können wir Helene nicht einfach im Stich lassen und das werden wir auch nicht. Aber es widerstrebt mir Edward alles abzunehmen."
Er seufzte. "Wen er Raphael mitnimmt, wird sie das wirklich hart treffen. Und ich weiß wirklich nicht, wo Helenes Zukunft hinführen soll. Sie kann doch nicht einfach hier ihr Leben fristen, allein bis das Alter sie irgendwann holt."
Charles griff Marys Hand und drückte sie leicht.
"Du hast wie immer ein viel zu weiches Herz, meine Liebste."

"Aber was willst du tun? Wenn du ihn jetzt in irgendeiner Weise dafür zur Rechenschaft ziehen willst, tust du das gegen Helenes ausdrücklichen Willen und das wäre auch nicht recht, denkst du nicht? Vielleicht sollten wir erst einmal abwarten. Edward wird in den Krieg ziehen und Helene ist hier gut aufgehoben. Wenn er irgendwann wieder hier auftaucht, wird es so oder so kein Geheimnis mehr bleiben, dann können wir immer noch sehen, wie es weiter geht." erwiderte sie und zuckte dann mit den Schultern. "Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sie weiß ja, dass der Tag irgendwann kommen wird. Raphael wird älter und selbstständiger, er wird nicht ewig an ihren Rockfalten hängen." Mary erwiderte den sanften Druck von Charles' Hand und lächelte sachte. "Das wiederum ist ganz allein ihre Entscheidung, nicht wahr? Und selbst wenn sie sich dafür entscheidet, hier ihr Leben zu fristen, wie du es so schön ausdrückst, dann soll es so sein. Sie gehört doch irgendwie schon hier her, denkst du nicht?" Mary zuckte mit den Schultern und gab Charles einen Kuss auf die Wange. "Ich weiß. Aber du hast ein fast ebenso weiches Herz, also ist es nicht so schlimm, hm?"

Charles seufzte tief. "Du hast ja Recht. Das kann ich nicht, so wenig es mir auch behagt. Ich wünschte nur, ich könnte Helene vor Edwards Wankelmut schützen. Sie hat wirklich genug durchgemacht." Aber wenn Edward her kam, würde die Hölle losbrechen.
"Nein, sie wird es nicht verbergen können. Dann wird es wirklich schwierig, weil er sich kümmern will und Claire verletzen wird. aber nun ja...wir werden sehen."
Er schaute seine Frau lange an.
"Das tut sie und sie hat hier ihren Platz. Aber es tut mir leid für sie. Sie hat einfach Besseres verdient. Ich wünschte, sie würde einen guten Mann finden. Und ja, ich habe auch ein weiches Herz." Er schmunzelte. "Aber verrat es keinem."

"Ja, das hat sie in der Tat. Aber ich bin mir gar nicht so sicher, ob sie Schutz vor meinem Bruder braucht. Ich habe die Beziehung der beiden schon nicht verstanden als sie noch verheiratet gewesen waren und jetzt wird es noch verrückter mit ihnen. Doch letztlich wird sich schon alles finden, irgendwie." Das musste es einfach. Mary wünschte sich für Helene ebenso sehr, dass sie glücklich wurde und sie würde alles tun, was sie konnte, um ihr auf dem Weg zu ihrem Glück beizustehen.
Mary erwiderte den Blick ihres Gemahls ruhig und lächelte dann. "Keine Sorge, das bleibt unser beider Geheimnis." wisperte sie und küsste ihn zärtlich, lehnte die Stirn an seine und seufzte zufrieden. "Immerhin müsste ich fürchten, dass die Leute dann eifersüchtig werden, wenn sie heraus finden, dass ich den wundervollsten Mann der Welt geheiratet habe."

"Ja, wahrscheinlich hat sie während ihrer Ehe gelernt sich selbst zu schützen und eine Lösung zu finden. Wir werden es nie verstehen, aber die Beiden kamen immer irgendwie miteinander aus." Charles nickte langsam.
"Ja, es wird sich finden und wir sollten es einfach auf uns zukommen lassen." Charles lachte leise. "Wie gut, dass ich dich habe...Und keine Sorge, niemand wird eifersüchtig sein, denn schließlich...halten sie alle mich für einen Griesgram."
Erst Mary hatte seine raue Schale ein wenig aufgebrochen. Das aber hatte an seinem Ruf bei Hofe nicht wahnsinnig viel geändert. Ihm war es durchaus Recht so.

Isaac

Isaac stand neben Rob am Zaun und beobachtete wie Philippe einen der jungen Hengste arbeitete, doch wenngleich sein Blick Pferd und Reiter folgten, waren seine Gedanken eigentlich ganz woanders. Er rang eine Weile mit sich, aber letztlich konnte er mit seiner Frage doch nicht zurück halten und sah seinen großen Bruder von der Seite her an. "Rob ... wieso gehst du eigentlich nicht mit dem König aufs Festland?" fragte er langsam. "Ich meine, du warst doch sogar mit ihm auf dem Kreuzzug und er könnte deine Hilfe sicher gut gebrauchen, oder?" Sicher, das erste Argument, dass für Robs Hierbleiben immer heran gezogen wurde, war, dass ihr Vater schon den König begleiten würde und Rob somit hier nach dem Rechten sehen sollte, aber es gab immerhin auch noch ihre Großeltern, die hier waren, ihre Mutter und den Stewart. Weder Truro noch die Grafschaft würden ins Elend stürzen, wenn Rob mit in den Krieg zog.

Rob stand mit seinem jüngeren Bruder am Zaun. Gemeinsam sahen sie Philippe bei der Arbeit zu, Rob war jedoch bewusst, dass Isaac das Gespräch suchen würde. Und er hatte sich nicht getäuscht.
"Ich denke, der König schafft das schon, weißt du. Viele gute Männer gehen mit ihm. Vater geht mit ihm. Wenigstens einer sollte hier bleiben, zumal Großvater und Großmutter ja derzeit auch am Hof sind. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich genug vom Krieg fürs Erste."
Er lächelte matt.
"Außerdem könnte es sein, dass du wieder Onkel wirst und ich mache mir Sorgen wie immer, auch wenn wohl alles gut gehen würde."
Er wollte hier sein, wenn es ernst wurde.

Isaac

Isaac wiegte den Kopf hin und her. "Derzeit, ja, aber sie werden ja zurück kommen, sobald der König aufbricht, nicht wahr? Dann könnten sie mit dem Stewart zusammen hier nach dem Rechten sehen." erwiderte er, runzelte dann aber die Stirn. "Genug vom Krieg? Aber ... wieso das?" fragte er dann langsam. Er spürte, dass das ein sensibles Thema war und er wollte seinen Bruder damit nicht vor den Kopf stoßen. Aber er selbst brannte so sehr darauf endlich mit dem König in den Krieg ziehen zu können, dass er diese Unlust seines Bruders nicht wirklich verstehen konnte.
Dann zog er überrascht eine Augenbraue in die Höhe. "Giselle ist schwanger?" fragte er und pfiff dann leise anerkennend durch die Zähne. "Junge, Junge, ihr lasst jetzt wirklich nichts mehr anbrennen, hm?" feixte er und stieß Rob sachte mit dem Ellenbogen an.

Rob nickte. "Ja, vielleicht. Aber ich will die Chance nutzen mich auf den Tag vorzubereiten, an dem ich wirklich die Verantwortung übernehmen muss. Möge er noch in sehr ferner Zukunft liegen. Aber man weiß nie und Vater zieht in den Krieg."
Er seufzte tief. "Der Krieg ist nicht so ruhmreich wie in den Geschichten, Isaac. Man sieht viele schreckliche Dinge, friert oder überhitzt, je nachdem wo man ist, hungert...Es ist eine elende Plackerei. Es ist nicht so erstrebenswert. Ich diene meinem König, wenn er mich wirklich braucht. Das ist keine Frage. Aber ich denke, bei dieser Mission kommt er ohne mich zurecht."
Rob lachte auf. "Naja, sie ist noch nicht sicher. Aber es ist möglich. Und wir dachten, wir könnten es diesmal mit einem Mädchen versuchen..."
Nachdem Giselle ihre Position wirklich ausreichend gesichert hatte, war es ja nun egal.

Isaac

"In sehr, sehr ferner Zukunft." murmelte Isaac. Er wollte sowohl seinen Großvater als auch seinen Vater noch lange hier bei ihnen wissen, aber Rob hatte natürlich auch Recht, im Krieg konnte jeder Mann jederzeit fallen.
"Und trotzdem werden Heldenlieder darüber gesungen und die meisten kriegen leuchtende Augen, wenn es in den Krieg geht, vor allem bei einem solchen König wie Richard, der das Herr anführt." Es konnte schwerlich etwas ruhmreicheres geben als für den großen Kreuzfahrerkönig in den Krieg zu ziehen, auch wenn es 'nur' auf das Festland ging und nicht wieder bis ins Heilige Land. Vorerst jedenfalls.
Isaac schmunzelte. "So so. Nun, ich wünsche euch auf jeden Fall alles Glück der Welt für dieses Kind und dass es eure erhoffte Tochter wird." Isaacs Lächeln wurde spitzbübisch. "Und dass sie nach ihrer Mutter kommt, nicht nach ihrem Vater und eine Schönheit wird."

"Das hoffe ich sehr." Auch ihm graute davor, Großvater oder Vater zu verlieren. Es würde irgendwann so kommen, aber soweit wollte er garnicht denken. Beide gehörten einfach zu ihrem Leben dazu, zu Cornwall. "Das werden sie...Und es mag Männer geben, denen das alles bedeutet. Vielleicht, weil es in ihrem Leben nichts Anderes gibt, weil sie kein Ziel haben. Es ist die einzige Möglichkeit etwas zu erreichen. Für mich ist das anders. Der Kreuzzug war groß und die Erfahrung...würde ich doch nicht missen wollen. Aber ich werde den Krieg nicht suchen."
Rob neigte den Kopf, schmunzelte und gab Isaac einen Klaps auf den Hinterkopf.
"Sei nicht so frech....Dabei sagt man unserer Familie doch nach, sie würde sehr ansehnliche Mannsbilder hervor bringen, hm?"

Isaac

"Hm" brummte Isaac nachdenklich und ließ den Blick für einen Moment wieder dem Reiter auf dem Platz folgen, ehe er langsam fortfuhr. "Also Männer wie ich." stellte er schließlich fest. Er war schließlich jemand, der kein Ziel vor Augen hatte. Nicht so wie sein Bruder jedenfalls, der Earl of Cornwall werden würde oder sein Cousin Gabriel, der eines Tages Oxford bekommen würde. Er selbst musste zusehen, was er aus seinem Leben machte und der Krieg erschien Isaac eine durchaus einträgliche Betätigung, um sich einen Namen zu machen.
Er grinste als Rob ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gab und rieb sich das gescholtene Haupt, ehe er seinen Bruder achselzuckend ansah. "Schon. Aber stell dir vor, deine Tochter würde aussehen wie du. Schwarzer Lockenkopf und ein dazu passender Bart ... nicht sehr ansehnlich, oder?" scherzte er leicht.

Rob hob die Schultern. "Vielleicht. Aber es werden sich sicher noch andere Möglichkeiten für dich finden. Es wird nicht Richards letzter Krieg sein. Außerdem fällt uns sicher was für dich ein. Onkel Elias hat es schließlich auch zu etwas gebracht."
Rob grinste. "Nein, sehr ansehnlich wäre das nicht, da hast du wohl Recht. Aber ich bin zuversichtlich, dass sie nach ihrer schönen Mutter kommen wird."
Und er hätte wirklich gern noch ein kleines Mädchen. "Wie steht es bei dir, hm? Noch kein Mädchen in Sicht?"
Rob neigte den Kopf zur Seite. "Mach dir keine Sorgen um deine Zukunft, wir finden einen guten Weg für dich, Brüderchen."

Isaac

Isaac seufzte leicht. "Ja, zu einem kleinen Landgut. Und das vermutlich auch nur, weil er die Bastardtochter des alten Königs geheiratet hat." mutmaßte Isaac. "Ich glaube nicht, dass ich dafür gemacht bin. Über so ein Stückchen Land zu wachen und mehr von Schafen und Rindern zu sehen als vom Hof."
Als sein Bruder die Sprache auf ihn selbst brachte, schnitt Isaac eine kleine Grimasse und lachte leicht. "Nein, nein, noch keins in Sicht. Und noch bin ich auch nicht erpicht darauf. Ich ..." Er zögerte kurz, weil er nicht wollte, dass sein Bruder die nächsten Worte falsch verstand, aber es half ja nichts, seine Gedanken mussten heraus. "Ich erhoffe mir noch ein bisschen was von einem Leben als jetzt schon zu heiraten und sesshaft zu werden. Zumal ich ja ohnehin nichts eigenes habe womit ich eine Familie würde ernähren können." Und er wollte sicher nicht auf die Mildtätigkeit seines Vaters oder Bruders in dieser Sache angewiesen sein.
"Ja, ich hoffe es ..." murmelte Isaac nachdenklich.

Rob hob die Schultern. "Immerhin ein Anfang, denkst du nicht? Ein bisschen Verantwortung und die Möglichkeit sich zu beweisen. Aber wenn du denkst, du bist dafür nicht gemacht...Es ist ein gutes Leben, weißt du? Friedvoll."
Er lächelte leicht. "Warte, bis du der richtigen Frau begegnest, dann ist alles anders. Aber du bist noch jung, du hast viel Zeit. Lebe dein Leben, du findest schon deinen Weg. Ich bin sicher, Vater und Großvater haben sich schon über deine Zukunft Gedanken gemacht."
Rob liebte seinen Bruder wirklich sehr und er wünschte ihm nur das Beste. Irgendeine Lösung würden sie sicher finden.
"Du hast noch viel Zeit dich dem König unentbehrlich zu machen."

Isaac

"Sicher und ohne Zweifel besser als nichts. Und ich bin mir sicher, dass es einiges Gutes daran zu finden gibt. Vermutlich habe ich einfach ein bisschen zu viele Rittergeschichten gelesen." erwiderte Isaac mit einem schiefen Grinsen. Dann begann er zu lachen und klopfte seinem Bruder leicht auf die Schulter. "Danke für den Rat, weiser Gevatter." feixte er heiter. Sicher, Rob war sieben Jahre älter als Isaac und um so manche Lebenserfahrung reicher, aber trotz allem noch ein junger Mann. Solch fast schon väterlichen Reden passten daher nur bedingt zu ihm, aber Isaac wusste es wirklich zu schätzen, dass sein großer Bruder sich immer so viel Zeit für ihn nahm und nur das Beste für ihn im Sinn hatte.
Isaacs Blick schweifte wieder über den Platz vor ihnen und ein kleines Seufzen kam über seine Lippen. "Sicher. Trotzdem würde ich wirklich gerne mit ihm aufs Festland ziehen." murmelte er nachdenklich.

Rob nickte langsam, grinste dann. "Wahrscheinlich hast du das. Du bist also doch ein kleiner Romantiker....Die Tugenden der Ritterschaft."
Er lachte auf. "Immerhin habe ich vier Kinder und eine wunderschöne Frau, Isaac. Ich habe dir durchaus etwas voraus an Erfahrung. Komm schon, ich habe nur dein Bestes im Sinn. Du bist mein kleiner Bruder. Ich will, dass es dir gut geht. Nächstes Mal kannst du sicher mitgehen..."
Rob neigte den Kopf.
"Du kannst mir hier zur Hand gehen und etwas lernen. Wenn du eines Tages einen Titel willst, nutzt dir das vielleicht etwas. Und ich verspreche dir, wenn er zurück ist, gehen wir an den Hof. Und wenn der König uns vorher in Frankreich brauchen sollte....dann ist es so. Bis dahin lass uns dich anderweitig weiter bilden, hm? Nun komm...."

Isaac

Unbekümmert zuckte Isaac mit den Schultern. "Vielleicht. Zumindest haben all diese Geschichten wohl einigen Einfluss auf meine Vorstellung genommen." räumte er unumwunden ein. Und wann immer er mit an den Hof gedurft hatte, hatte er die Zeit dort genossen. Bisher hatte er noch keinerlei Erfahrungen mit den dunklen Seiten dieses Lebens gemacht und das verklärte sein Bild sicherlich etwas.
"Ich weiß, ich weiß. Und ich bin dir wirklich dankbar für alles, was du für mich tust, glaub mir, Rob." versicherte der Jüngere entschieden, atmete dann aber tief durch. "Tja, bei unserem kriegerischen König bin ich vermutlich alt und grau geworden bevor er wieder zurück nach England kommt." murmelte Isaac nachdenklich.