William und Joanna - ab 1183

"Wahrscheinlich. Aber das Leben wird dich schon auf den Boden der Tatsachen zurückholen, Brüderchen. Früher oder später."
Rob neigte leicht den Kopf. "Immerhin. Aber denkst du das wirklich? Er hat immerhin seine Frau und seine Kinder hier. Tante Beatrice hängt an England und ist gern hier. Er wird sicher bald zurückkehren. Er ist sehr entschlossen, daher wird er Philippe wohl ziemlich bald von unserer Grenze wegfegen."
Man konnte sagen, was man wollte: Richard war ein brillianter Feldherr. Er würde diesen Krieg gewinnen und ihr aller Leben einfacher machen.
"Also keine Sorge, dir wachsen schon keine grauen Haare."

Laura

Laura schlenderte langsam über den Markt und blieb hier und da an den Ständen stehen. Sie hatte ein paar Besorgungen zu machen, doch ihr Korb, den sie extra dafür mitgenommen hatte, war schon gut gefüllt. Es fehlten nur noch Kleinigkeiten und sie hatte noch genügend Zeit bis sie zurück sein musste, also nahm sie sich Zeit und blieb auch an Ständen stehen, die weniger nützliche Dinge anboten und viel mehr allerlei Tand. Sie legte durchaus immer Wert auf ein ordentliches Erscheinungsbild, aber hatte nicht viel dafür übrig sich heraus zu putzen und mit allerlei Schmuck zu behängen. Vor allem in ihrem Alltag liebte sie es pragmatisch, trotzdem fand sie auch Vergnügen daran für ein Fest mal bunte Bänder in ihr Haar zu flechten oder ähnliches. Daher fand sie auch großes Vergnügen daran an den Ständen all die Kleinigkeiten zu bewundern, die die Händler hier noch so anboten, auch wenn sie nicht wirklich vor hatte, etwas zu kaufen. Aber es war ein netter Zeitvertreib und ein wenig Abwechslung zu ihrem Alltag.

Martha

Martha beobachtete aus ein paar Metern Entfernung Laura bei ihren Einkäufen. Sie war schrecklich eifersüchtig, dass Laura einen Mann wie Sébastien für sich gewonnen hatte. Sie wollte das nicht hinnehmen und so tat sie eben ihres, um das zu verhindern. Sie ließ hin und wieder bei den richtigen Leuten Andeutungen und Mutmaßungen fallen und machte ein wenig Stimmung gegen die unliebsame Konkurrentin. Und das trug Früchte.
Eva stand bei ihr und noch zwei anderen Frauen und war nicht gerade leise dabei über Laura herzuziehen. "Schwanger ist sie auch nicht wieder geworden bislang, muss für ihn eine Enttäuschung sein. Man munkelt ohnehin, wie freiwillig Sébastien sie geheiratet hat..."
Martha lächelte verstohlen.

Laura

Laura ging noch einen Stand weiter und blieb dort einen Moment stehen, da es hier ganz wunderbare kleine Spielzeugfiguren gab von denen sie überzeugt war, dass Philipp an einem von ihnen seine wahre Freude haben würde. Sie war so vertieft darin, die Figuren zu betrachten als sie plötzlich den Namen ihres Mannes hörte. Sie hielt kurz inne, drehte sich aber bewusst nicht um, sondern spitzte erst einmal die Ohren, um zu hören worum es ging. Doch was sie da zu hören bekam, sorgte nicht gerade für gute Laune bei ihr ...
"Vermutlich hat er es nur getan, weil sie ihm das Kind untergeschoben hat. Und ich würde jede Wette eingehen, dass es nicht einmal seines ist. Ein Kuckuckskind hat sie ihm da ins Haus gebracht und lässt sich nun von ihm aushalten als wäre sie eine feine Lady."
Laura biss sich auf die Unterlippe und starrte auf den kleinen Hund hinab, den sie gerade in der Hand hielt, die Gedanken jedoch ganz bei dem Gespräch, das sie da gerade mitanhörte, nicht bei dem Spielzeug. Was fiel diesen Gänsen eigentlich ein? Und solche Reden hier mitten auf dem Markt ... Laura wurde ganz übel bei dem Gedanken daran, was alles im Dorf herum ging, wenn diese Weiber hier schon so offen über sie herzogen.

Martha

Martha nickte eindringlich. "Wahrscheinlich hast du Recht. Sie bildet sich ganz schön was ein. Aber war schon seltsam, dass man vorher so gar nichts mitbekommen hat und plötzlich die Hochzeit. Sie hat ihn ins Heu gelockt um einen Dummen zu finden, dem sie das Balg andrehen kann. Und er war eben anständig genug. Er ist schon recht, unser Sébastien. Viel zu gut für diese Betrügerin."
Eifrig stimmten ihre Begleiterinnen zu und sahen verstohlen zu Laura hinüber.
Martha lächelte zufrieden in sich hinein.
"Kommt, lasst uns gehen. Dahinten ist der Händler mit dem Tuch aus London.", forderte sie dann auf, um die unliebsame Konkurrentin sich selbst zu überlassen.
Es war ihr nur lieb, dass Laura viel mit angehört hatte.

Laura

Lauras Finger bebten, doch das war die einzige Regung, die durch ihren Körper ging. Etwas in ihr schrie danach sich umzudrehen und diesen dummen Gänsen die Meinung zu sagen, doch sie war wie gelähmt. Erst als die vier weiter zogen, schien sich dieser Bann etwas zu lösen und mit zitternden Fingern bezahlte Laura den kleinen Spielzeughund und wandte sich dann ab.
Obwohl sie eigentlich noch ein paar Dinge einzukaufen hatte, entschied sie sich dafür den Markt zu verlassen, sie hielt es hier einfach nicht mehr aus. Ihre Beherrschung war hauchdünn und sie hatte das Gestüt noch längst nicht erreicht, da liefen ihr die Tränen über die Wangen.
Wie konnten diese Weiber nur solche Gehässigkeiten von sich geben? Und was mochte man sonst im Dorf und womöglich auch auf der Burg noch so über sie reden?
Eilig lief sie zu den Stallungen, darauf bauend, dass sie dort um diese Zeit alleine sein würde und ein bisschen Trost bei ihrem treuen Odysseus finden würde, denn im Moment wollte sie sonst niemanden zu Gesicht bekommen.

Sébastien

Sébastien machte einen Rundgang durch die Stallungen und blieb mal hier, mal da stehen um einen neugierigen Pferdekopf zu liebkosen. Schließlich kam er zu Odysseus' Box. Es war eine Gewohnheit geworden, immer noch einmal nach dem Pferd seiner Frau zu sehen.
Doch diesmal war der dunkle Wallach nicht allein. Laura war bei ihm und sie war nicht glücklich. Im Gegenteil, sie weinte. Sébastien runzelte die Stirn und betrat die Box, um seiner Frau den Arm um die Schultern zu legen.
"Laura, was ist denn passiert? Ist etwas mit Philipp?" Er machte sich Sorgen, denn in der Regel war Laura eine Frohnatur.

Laura

Laura war so in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie überhaupt nicht gehört hatte, dass jemand den Stall betreten hatte. Daher wäre sie um ein Haar zusammen gezuckt als sie plötzlich aus dem Augenwinkel eine Bewegung sah und sich ein Arm um ihre Schultern legte, doch da erklang die vertraute Stimme ihres Mannes.
Laura, die ihr Gesicht an Odysseus' weichem Hals vergraben hatte, atmete noch einmal zitternd durch, dann löste sie sich von dem Pferd und schüttelte leicht den Kopf. "Nein, ihm geht es gut." wisperte sie heiser, den Blick eisern gesenkt, weil sie sich nicht in der Lage sah, Sébastien jetzt anzusehen.
Sie wusste, dass es Unsinn war, den die Weiber auf dem Markt geredet hatten, sie kannte immerhin die Umstände ihrer Hochzeit genau und wusste wie Sébastien zu ihr stand - eigentlich. Trotzdem hatten sie die Worte sie hart getroffen. Und eine Sache zumindest ließ sie ins Zweifeln geraten: war er womöglich enttäuscht darüber, dass sie noch nicht wieder schwanger geworden war? Philipp wurde zwei Jahre alt, das war noch keine besonders lange Zeitspanne, aber trotzdem reichlich Gelegenheit um ein weiteres Kind zu zeugen und es war ja auch nicht so, dass sie enthaltsam lebten.

Sébastien

Sébastien runzelte die Stirn. "Was betrübt dich dann so?" Er kannte Laura gar nicht so niedergeschlagen, so kleinlaut. Etwas musste vorgefallen sein.
Er legte die Hand an ihr Kinn und hob es an, damit sie ihn ansah. "Laura, sag mir die Wahrheit...Öffne dich mir. Ich will dir helfen. Und ich will nicht, dass es dir schlecht geht."
Seine Frau war ihm teuer und er wollte sie nie wieder missen, so sehr ihn das auch selbst überrascht hatte. Und sie nun so unglücklich zu sehen schmerzte ihn sehr.
"Lass mich dir helfen.", forderte er noch einmal und küsste ihre Stirn. "Nichts ist deine Tränen wert, Laura. Ich will, dass du wieder lächelst."

Laura

Laura sah auf als Sébastien ihr Kinn sanft anhob und schniefte leise. Wenn sie in diese warmen, lebenslustigen Augen sah, stürzten die unterschiedlichsten Empfindungen auf sie ein und die Angst, die sie verspürte, war dabei fast überwältigend. Angst davor, diesen Mann zu verlieren, weil sie ihn nicht verdiente. Bei all seinen Fehlern war sie doch so verliebt in ihn, dass sie sich ihr Leben ohne Sébastien einfach nicht mehr vorstellen konnte.
Sie schluckte schwer und atmete noch einmal tief durch. "Bin ... bin ich eine Enttäuschung für dich?" fragte sie dann leise und war verwundert, dass es ihr gelang ihm dabei weiter in die Augen zu sehen. Was, wenn sie darin die Antwort sehen würde, die sie fürchtete? Was sollte sie dann nur tun?

Sébastien

Sébastien gab Laura einen Moment Zeit, denn er wollte sie nicht drängen. Doch mit dem, was dann kam, hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
"Was?", fragte er perplex. "Warum solltest du eine Enttäuschung für mich sein? Du bist meine Frau, Mutter meines Sohnes und du hilfst meiner Mutter im Haushalt. Du machst mir keine Vorhaltungen, wenn ich zu spät heim komme und du unterstützt mich in dem, was ich tue. Du bist mir eine gute Frau, Laura. Wie also kommst du nurauf den gedanken, du könntest mich enttäuschen?"
Er verstand wirklich nicht, warum Laura nun solche Zweifel plagten, denn noch am Morgen hatte er den Eindruck gehabt, alles sei gut.

Laura

Laura schluckte und fuhr sich unwillig mit dem Handrücken über das Gesicht. "Weil ... weil ich noch nicht wieder schwanger geworden bin." erwiderte sie langsam. "Und weil du mich damals heiraten musstest. Wegen Philipp." brachte sie heiser hervor was sie eigentlich selbst kaum glauben konnte. Er liebte ihren Sohn und sie wusste doch eigentlich, dass er zufrieden war mit ihrer Ehe. Doch die Worte der Frauen hatten sich so tief in ihr Herz gebohrt, dass sie selbst an diesen Dingen zu zweifeln begann, wenn sie länger darüber nachdachte.
Sie musste es einfach von ihm hören, brauchte die Bestätigung, dass sie sich nicht all die Zeit etwas vorgemacht hatte. Und vor allem musste sie sicher sein können, dass er sie wegen der ausbleibenden Schwangerschaft nicht doch abschätzig betrachtete, sich nicht vielleicht doch wünschte, er hätte eine andere zur Frau genommen.

Sébastien

Sébastien runzelte die Stirn. "Was für ein Unsinn....warum sollte ich deswegen enttäuscht sein? Ich bin ehrlich gesagt recht froh, dass wir noch nicht nochmal Nachwuchs bekommen. So bleibt mir noch ein bisschen Zeit, weißt du? Zeit mit Philipp allein und Zeit mich an meine Rolle als Ehemann und Vater zu gewöhnen. Es hat mich überrascht, dass das Leben mir sogar liegt. Ich liebe Philipp sehr. Ich musste dich heiraten...aber letztlich war es doch gut. Ich will keine andere Frau. Mir gefällt mein Leben und ich habe Freude an meinem Sohn. Ich bringe ihm gern Dinge bei, ich sehe, wie er sich entwickelt."
Sébastien seufzte und nahm seine Frau in die Arme.
"Sei nicht so niedergeschlagen. Alles ist doch gut wie es ist, Kleines...."

Laura

"Ich ... ich weiß nicht. Weil alle sich immer eine ganze Reihe von Kindern wünschen. Weil es so erwartet wird." erwiderte Laura leise und sah Sébastien ein wenig zweifelnd an. "Wirklich?" fragte sie unsicher. "Dir ist es Recht so?"
Allmählich spürte Laura wie sie wieder etwas zur Ruhe kam und Sébastiens Worte entlockten ihr sogar ein kleines Lächeln. "Und dabei bist du ein wirklich guter Vater. Und ein ganz passabler Ehemann." erwiderte sie und hob eine Hand, um ihm über die Wange zu streichen. "So viel daran gewöhnen musst du dich doch gar nicht mehr."
Dann ließ sie sich bereitwillig von ihm an seine breite Brust ziehen und schmiegte sich an ihn, lauschte Sébastiens ruhigem, kräftigen Herzschlag, spürte seine Wärme und atmete seinen Duft ein ... Alles ist doch gut wie es ist ... Ja, das fand sie ja eigentlich auch. Aber dieses hässliche Gerede hatte ihr zugesetzt.
"Danke." wisperte sie leise und strich sanft über seine Brust. Es tat gut, dass er sie und ihre Sorgen ernst nahm und sie tröstete, Laura wusste, dass auch das keineswegs selbstverständlich war.

Sébastien

Sébastien hob die Schultern. "Irgendwann vielleicht. Aber wir sind so jung, Laura. Wir haben noch viel Zeit Kinder in die Welt zu setzen und unser Kleiner ist doch ein Erbe, was will man mehr? Ich werde ihm beibringen, was ich weiß. Und dann werden wir sehen. Vielleicht versuchen wir es einfach als Nächstes mit einem Mädchen. Wann immer es Gott eben gut dünkt..."
Sébastien brummte zufrieden.
"Ich hätte nie gedacht, das einmal zu hören...Aber ich freue mich darüber, dass ich doch nicht alles falsch zu machen scheine, hm?"
Er strich ihr über das Haar.
"Warum hast du plötzlich solche Zweifel, hm?"

Laura

Laura bedachte ihren Gemahl mit einem zärtlichen Blick. "Was für vernünftige Sachen du sagen kannst." stellte sie fest und musste dann sogar lachen. "Überrascht? Dabei hast du es durchaus verdient es zu hören. Nur vielleicht nicht ständig, damit es dir nicht zu Kopf steigt." erklärte sie und bettete ihren Kopf erneut an seine Schulter. "Doch ja, du machst es an sich schon ganz richtig." Und insgesamt konnte sie sich wirklich nicht beschweren. Sicher, es wäre ihr lieber, wenn er ihr ganz und gar treu wäre, aber das war nun einmal ein Teil von ihm und würde sich nicht ändern. Alles andere hingegen machte Sébastien wirklich mehr als anständig. Er war ein wundervoller Vater für Philipp und für sie ein guter Ehemann.
Laura schloss kurz die Augen und seufzte leise. "Ich war auf dem Markt." begann sie dann gedämpft zu erzählen. "Und da ... habe ich einiges mit angehört. Es war dummer Tratsch, aber es hat mich wirklich getroffen und ins Zweifeln gebracht. Wenn die Leute schon mitten auf dem Marktplatz stehen und solches Zeug reden ..."

Sébastien

Sébastien lachte leise. "Das liegt nur an deinem positiven Einfluss, hm? Aber du darfst es gern immer wieder sagen, man hört es schließlich gern."
Er lauschte ihr aufmerksam. "Die Leute tratschen über dich? Aber warum?", fragte er dann skeptisch. Seine Miene wurde grimmig.
"Wer hat geredet, Laura? Sag es mir. Ich schätze, ich muss mal ein ernstes Wörtchen reden. Unsere Ehe geht niemanden etwas an..."
Das machte ihn wütend, denn er wollte Laura und Philipp beschützen. Niemand durfte schlecht über seine Frau reden.
"Was sagen sie?"

Laura

Laura hob langsam die Schultern. "Ich weiß nicht ... vielleicht sind sie eifersüchtig ..." mutmaßte sie und sah zu Sébastien auf. Es wärmte ihr das Herz, dass er so ärgerlich darüber wurde, zugleich fürchtete sie aber auch, dass er irgendwen zur Rede stellen würde, denn danach würde es wohl alles nur schlimmer werden. "Das ist doch egal. Du solltest niemanden darauf ansprechen, Sébastien, bitte. Das wird das Gerede nur weiter anfachen und am Ende fangen sie womöglich noch mehr an mich zu schneiden. Wenn wir dem Ganzen keine Beachtung schenken, dann ... dann hören sie sicher wieder auf." erwiderte Laura und legte eine Hand an seine Wange. "Solange ich weiß, dass du nicht so denkst, soll mir das reichen." murmelte sie und hauchte einen schnellen Kuss auf seine Lippen ehe sie leise seufzte.
"Dummes Zeug. Dass ... dass du enttäuscht von mir wärest, weil ich noch nicht wieder schwanger geworden bin und du mich ja nur geheiratet hast, weil ... weil ich dir vorgemacht hätte, ich wäre von dir schwanger, obwohl es von einem anderen sei ..." erzählte Laura und ihre Stimme wurde dabei immer leiser, so schwer fiel es ihr diese Dinge zu wiederholen.

Sébastien

Sébastien nickte langsam. "Ja, das wird es sein. Vermutlich beneiden sie dich darum, dass du jetzt eine angesehene Frau hier bist und sogar verwandschaftliche Beziehungen zum Earl bekommen hast. Du weißt ja, wie sie sind..."
Sie gönnten Laura nicht, wozu sie gekommen war. Wohlhabend, ein angenehmes Zuhause, sie hatte ihm einen Erben geschenkt.
Sébastien rang mit sich und sah seine Frau einen Moment an. Dann gab er nach..."Na gut...ich werde sie nicht ansprechen. Aber wenn es sich nicht von selbst erledigt in den nächsten Wochen, dann werde ich es tun... Ich könnte nie so von dir denken, Laura..."
Er hob die Schultern. "Und offenbar sind sie alle blind. Man muss Philipp nur anschauen und sieht, dass er mir wie aus dem Gesicht geschnitten ist."

Laura

Laura streckte sich und hauchte Sébastien einen Kuss auf die Lippen. "Danke." murmelte sie leise. Dann zögerte sie kurz, denn das, was ihr noch auf dem Herzen lag, war ein wenig heikel, aber schließlich gab sie sich dennoch einen Ruck. "Einen Gefallen könntest du mir allerdings dennoch machen ..." begann sie leise und sah Sébastien ein wenig verhalten an. "Du ... wenn du ... eine andere mit ins Heu nimmst, dann ... nimm nicht mehr Martha mit, bitte." wisperte Laura schließlich und senkte dann rasch den Blick. Sie biss sich auf die Unterlippe und harrte unsicher auf seine Reaktion, denn sie war ganz und gar nicht sicher, wie er diese Bitte aufnehmen würde.
Aber in einer Sache hatte Sébastien zweifellos Recht: Philipp sah ihm ähnlich. Und je älter der Junge wurde, desto mehr schienen sich dessen Züge an denen seines Vaters zu orientieren. Es konnte wahrlich kein Zweifel daran bestehen, wie die zwei zueinander standen.

Sébastien

Sébastien runzelte leicht die Stirn. "Martha?" Er konnte Laura ansehen, wie viel diese Bitte sie kostete und ahnte, dass Martha die Gerüchte schürte aus Eifersucht. Doch er entschied sich rasch. Mit ein wenig Bedauern, aber letztlich bedeutete Martha ihm nichts weiter. "Na gut...ich werde mich nicht mit ihr treffen." Außer vielleicht, um sie doch noch in die Schranken zu wiesen.
"Ich schätze, du hast das Recht das zu verlangen...." Er lächelte leicht. "Ich weiß, ich bin kein allzu guter Ehemann, aber ich gebe mir Mühe..."
Sébastien nahm ihre Hand.
"Und nun komm, lass uns nach Hause gehen und es uns gemütlich machen. Die Stallburschen kommen ohne mich aus."

Laura

Laura hob überrascht den Blick als Sébastien ohne großes Zögern einwilligte. Einen Moment lang sah sie ihm stumm in die Augen, erforschte, was sie darin sah und erkannte, dass es kein bloßes Lippenbekenntnis war, das er machte, um nicht weiter über diese Sache reden zu müssen. Und für einen Moment war Lauras Kehle so eng, dass sie glaubte, sie würde gleich in Tränen ausbrechen. Doch sie nahm sich zusammen, schlang stattdessen die Arme um Sébastiens Hals und küsste ihn innig.
"Ich liebe dich, Sébastien." murmelte sie gegen seine Lippen und schloss für einen Moment die Augen. Es bedeutete ihr viel, dass er ihrer Bitte nachkam und sie wollte, dass er das wusste.
Laura schlug die Augen wieder auf und nickte als Sébastien nach ihrer Hand griff. "Ja, lass uns gehen. Zumal deine Mutter noch auf Philipp aufpasst. Das könnten wir ausnutzen ..." stellte sie mit einem vielsagenden Blick in Aussicht.

Nachdem er wirklich sicher war, dass Mary nichts mehr fehlte, hatte John sich langsam auf den Heimweg gemacht. Sein treuer Wallach aus dem Gestüt in Cornwall, den er dort immer ausleihen konnte, trug ihn willig und zuverlässig.
John reiste gemütlich, denn er war auch nicht mehr der Jüngste. Trotzdem hatte er Begleitung abgelehnt, er kam immer gut zurecht.
Truro war nicht mehr allzu weit, als sein Pferd plötzlich scheute, weil zwei Gestalten aus dem Gebüsch sprangen. John hatte seine liebe Mühe das Pferd zu bändigen, da hatte einer der Beiden ihn bereits aus dem Sattel gerissen.
Er landete unsanft auf dem Boden. "Was wollt ihr von mir?", brachte er entsetzt hervor.

Edwin

Edwin und hockte neben Greg im Gebüsch und verlagerte vorsichtig sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Sie warteten hier schon so lange auf Gott weiß was, dass Edwin seine Füße kaum noch spürte und je mehr Zeit verstrich in dem sie hier nichts als warten konnten, sank seine Laune. Seit Tagen hatten sie nur noch ein paar Beeren und wenige Pilze zu Essen, es war Wochen her, dass sie mit einer ihrer Fallen wenigstens eine Taube hatten fangen können und die paar Pennys von ihrem letzten kleinen Raubzug waren schon seit einer Ewigkeit aufgebraucht. Es wurde wirklich Zeit, dass sie wieder irgendetwas oder jemanden in die Finger kriegten, aber Edwin glaubte schon fast nicht mehr an Erfolg als er plötzlich leise Geräusche wahrnahm. "Da ... hörst du das?" nuschelte er und runzelte die Stirn. Doch, er war sich sicher, das war eindeutig ein Pferd, das näher kam. Er sah Greg an und dessen Augen leuchteten in freudiger Erwartung. Es war ein einzelner Reiter und wenn es nicht gerade ein verfluchter Ritter war, standen ihre Chancen gut.
Sie verharrten in ihrem Versteck bis Pferd und Reiter auf ihrer Höhe waren, dann sprangen sie mit grimmigen Mienen aus dem Gebüsch hervor. Während Greg nach dem Gaul griff, riss Edwin den Mann aus dem Sattel und hielt ihm die rostige Klinge seines Messers vor das Gesicht.
"Rück deine Börse raus, na mach schon." forderte Edwin grimmig.

John blieb reglos liegen, als er sich plötzlich einer rostigen Klinge gegenüber fand. Sein Gegenüber sah ein wenig mitgenommen aus, als hätte er lange gehungert.
Er schluckte schwer. "Meinetwegen, wenn es euch darauf ankommt." Betont langsam, um den Anderen nicht zu provozieren, griff er nach seiner Börse und warf sie dem zweiten Räuber vor die Füße. "Behaltet es, aber lasst mich gehen. Ich werde euch nicht behelligen und ihr mich nicht mehr. Jeder geht seiner Wege."
Und er hoffte, dass sie später erst in die Börse sehen würden, denn viel war nicht mehr darin. Er kam immer mit wenig Geld aus.
Aber er hoffte sehr, dass sie deswegen nicht noch auf andere Gedanken kamen. Sonst hatte er aber einfach nicht viel zu geben...