William und Joanna - ab 1183

"Ich verstehe. Und du kamst einfach nicht gegen ihn an, du hast es nicht gewagt dich durchzusetzen." Elena seufzte tief. Edwin tat ihr leid, aber wie konnte sie ihm nur helfen?
"Dann fang vielleicht damit an, dass du es ihm sagst, hm? Dass es dir leid tut." Ob er ihn anhören würde, war die andere Frage.
"Ich verstehe. Ihr habt also gestohlen um nicht zu verhungern...Weißt du, ich denke, jeder hat eine zweite Chance verdient...Und wenn du Reue zeigst, dann wird Gott dich auf deinem Weg führen."
Elena lächelte leicht. "Gib die Hoffnung nicht auf, denk ein bisschen nach. Ich denke nicht, dass jemand dich heute schon auf die Straße setzt. Und vielleicht findest du dann eine Lösung."

Edwin

Edwin nickte und schüttelte sogleich den Kopf. "Ohne ihn wäre ich schon längst irgendwo tot im Straßengraben gelandet." Er sah die junge Ärztin mit zweifelndem Blick an. "Denkt Ihr, er würde mich überhaupt anhören?" fragte er skeptisch. Bisher hatte er den alten Arzt, dessen Name John de Warenne war, wie Edwin mittlerweile gelernt hatte, nur einmal wirklich zu Gesicht bekommen und das war gewesen bevor John gewusst hatte, wer die neuen Patienten hier waren. Seitdem hatte Edwin ihn höchstens von Weitem mal im Garten gesehen, aber der Arzt war keinen Meter mehr näher an ihn heran gekommen als zwingend notwendig. "Ich ... ich würde es gern tun, wisst Ihr? Mich entschuldigen und auch ein neues Leben anfangen, etwas ... etwas anständiges tun, um wieder gut zu machen, was in den letzten Jahren geschehen ist." murmelte Edwin langsam.

Elena hob die Schultern. "Einen Versuch ist es wohl wert, nicht wahr? Ein bisschen Durchhaltevermögen wirst du brauchen. Aber in der Regel ist John ein großmütiger Mensch, er wird sich irgendwann erweichen lassen."
Sie lächelte ihn aufmunternd an. "Dann tu es. Auch, wenn er dich vor den Kopf stößt. Du schaffst das schon und ich denke, du hast eine zweite Chance verdient. Was denkst du? Ich werde dich später zu ihm bringen."
Und sie hoffte, dass John nicht zu stur sein würde. Eigentlich wollte John immer barmherzig sein, vielleicht erinnerte er sich daran. Er musste ja nicht Edwins bester Freund sein.
"Und du fühlst dich gut? Bist völlig genesen?"

Edwin

Edwin schluckte angesichts der Vorstellung John gegenüber zu treten, aber er musste es einfach tun, musste den Versuch wagen, um sich zu entschuldigen. Wenn er das nicht tat, würde er nie vernünftig in ein neues Leben starten können. Also nickte er schließlich. "Ja, das ... das wäre gut von Euch." erwiderte er und sein nächstes Nicken fiel entschlossener aus. "So gut wie schon lange nicht mehr." erklärte Edwin und lächelte nun sogar leicht. "Ein voller Magen und ein Dach über dem Kopf sind wirklich viel wert." Das war ein Luxus, den er schon lange nicht mehr unbeschwert hatte genießen können. Sein Magen war selten wirklich voll gewesen, schon als er seine Scholle noch nicht verloren gehabt hatte, und in der letzten Zeit hatte er auch meist auf ein Dach über dem Kopf verzichten müssen. Insofern war sein Aufenthalt hier wirklich wie ein Segen.

John hatte sich erst einmal aus dem Hospital ein wenig zurückgezogen, solange die beiden Männer dort waren, die ihn überfallen hatten. Einer von ihnen war zwischenzeitlich wohl gestorben. Er fand, es war wohl eine gerechte Strafe. Gott würde sich dabei sicherlich etwas gedacht haben.
Nun aber hatte es ihn doch wieder her gezogen, immerhin war es sein Lebenswerk.Und hier im Kräutergarten, den Jane damals angelegt hatte, konnte er wunderbar zur Ruhe kommen. Als er allerdings aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm, ahnte er schon, dass es bei dieser Ruhe nicht bleiben würde.
Aber noch konnte er den besuch ein wenig ignorieren. Vielleicht ging er ja einfach weiter.

Edwin

Elena spürte die Unruhe ihres Begleiters nur zu deutlich als sie ihn eine Weile später in den Kräutergarten führte. John war ausnahmsweise einmal wieder dort nachdem er sich in den letzten Tagen im Hospital sehr bedeckt gehalten und bevorzugt ihre Patienten außerhalb behandelt hatte, damit er Greg und Edwin nicht begegnen musste.
Elena verstand ihren Schwiegervater durchaus, aber sie glaubte auch, dass Edwin eine Chance verdient hatte sich zumindest zu entschuldigen, wenn es war, wie der Mann sagte und er gerne neu anfangen wollte.
"John ..." begann sie langsam als sie ihren Schwiegervater erreicht hatten. "Es tut mir Leid, dich hier zu stören, aber ... ich habe jemanden mitgebracht, der dir gerne etwas wichtiges sagen möchte und ich denke, es wäre gut, wenn du ihm zumindest dazu die Gelegenheit gibst." erklärte sie noch bevor die Entrüstung ihres Schwiegervaters sich Bahn brechen konnte.

John lächelte leicht, als er Elena erkannte, doch das Lächeln erstarb, als er hinter ihr Edwin erkannte. "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, Elena. Ich werde einfach gehen...", erwiderte er ein bisschen frostig.
"Du weißt, dass ich mit ihnen nichts zu tun haben möchte. Also entschuldige mich..." Was war nur in Elena gefahren, dass die den Kerl mit her schleppte?
Sie wusste doch, dass er damit nichts zu tun haben wollte. Er wollte diese ganze Angelegenheit einfach nur vergessen.
Wie sollte er das, wenn er diesen Edwin ständig vor der Nase hatte?

Edwin

Elena hatte mit solch einer Reaktion gerechnet und hob beschwichtigend die Hand. "Ich weiß, ich weiß und es tut mir Leid, dass ich dich damit so überfalle. Aber ich habe das nicht leichtfertig getan, ich habe mir durchaus etwas dabei gedacht und ich denke, es wäre gut für euch beide. John, bitte -" Sie brach ab, weil Edwin in dem Moment vortrat, den Kopf tief gesenkt und die Hände unsicher ineinander verschränkt.
"Bitte, Mylord, ich ... ich möchte mich entschuldigen für das, was wir Euch angetan haben." erklärte Edwin und räusperte sich, damit seine Stimme nicht versagte. "Ich weiß, dass es unentschuldbar war und ich bereue wirklich was geschehen ist. Wir waren verzweifelt und am verhungern, aber das ist keine Rechtfertigung dafür so etwas zu tun." brachte er hervor, schnell, da er nervös war und fürchtete John würde tatsächlich einfach gehen.
"Ich wünschte, ich könnte diese Dinge ungeschehen machen, aber das kann ich nicht. Aber ich möchte Wiedergutmachung leisten, wenn ich kann. Aus tiefstem Herzen." erklärte Edwin und sank dann vor John auf die Knie.
"Ich wollte Euch nie ein Leid zufügen, bitte glaubt mir."

John warf Elena einen unwirschen Blick zu. Er hätte nie gedacht, dass ausgerechnet seine Schwiegertochter ihm so in den Rücken fallen würde.
"Elena, du wusstest genau...." Er brach ab, als Edwin den Kopf tief vor ihm beugte und anfing zu reden. Ihm jagte ein Schauer über den Rücken.
"Nein, das ist es in der Tat nicht, denn ich wäre fast gestorben.", erwiderte er frostig. Er wich einen Schritt zurück, als Edwin auf die Knie ging.
"Was erwartest du bitte von mir, was ich jetzt tun soll?" John schüttelte den Kopf. "Wie willst du das wieder gut machen?"
Er seufzte tief. "Ich glaube, das ist wirklich etwas viel verlangt...."

Edwin

Edwin nickte kummervoll. "Ich weiß und selten habe ich etwas so bereut wie Euch dort zurück gelassen zu haben." Aber er hatte Greg gefürchtet, hatte nicht gewagt diesem Einhalt zu gewähren oder zu widersprechen.
"Nichts. Ich ... ich erwarte nichts von Euch, Mylord. Aber es war mir wichtig, Euch zu sagen wie Leid mir all das tut." erwiderte Edwin und sah dann langsam zu John auf. "Ich weiß es nicht. Seit ich auf der Straße lebe, weiß ich nicht mehr, was richtig und was falsch ist. Aber ich habe Euch großes Unrecht getan und trotzdem wurde ich hier aufgenommen und gepflegt und wenn es irgendetwas gibt, was ich tun kann, ganz gleich was, will ich es tun." erklärte er, nun etwas entschlossener, denn es war wirklich sein Wunsch seine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.
Edwin atmete tief durch und nickte. "Ich weiß. Aber ... Ihr seid Priester gewesen, nicht wahr? Wenn jemand weiß, wie ich meine Schuld an Euch begleichen kann, dann Ihr, denke ich."

"Nun, das hast du ja jetzt getan." John neigte den Kopf und seufzte tief. "Das war ich, das ist wahr." Und es war schon sehr berechnend daran zu appellieren. Woher wusste er das eigentlich?
John wusste nicht, was er tun sollte. Aber Jesus lehrte, auch seine Feinde zu lieben und auch die zweite Wange hinzuhalten.
"Also gut...ich werde mir überlegen, ob ich eine Chance sehe, dass du deine Schuld begleichen kannst. Aber ich muss darüber nachdenken..."
John schüttelte den Kopf. "Und mit meiner Schwiegertochter sprechen, was sie sich dabei gedacht hat." Aber letztlich konnte er ihr ja doch nicht lange böse sein.

Edwin

Edwin atmete tief durch und nickte. "Ich danke Euch vielmals." erwiderte er, wohl wissend, dass das schon mehr war als er sich anfangs erhofft hatte. Seine Befürchtung war gewesen, dass John ihn rundheraus ablehnen würde, aber vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung.
Edwin verbeugte sich leicht vor John und wandte sich dann noch einmal kurz an Elena, ehe er ging. "Auch Euch danke ich für Eure Hilfe." erklärte Edwin und ließ die beiden dann allein im Garten zurück.
Elena hatte Edwin nur mit einem kleinen, unverbindlichen Lächeln zugenickt und wandte sich nun wieder ihrem Schwiegervater zu als sie alleine waren. "Nun, willst du mir dafür eine Strafpredigt halten?" fragte sie gelassen und trat noch einen Schritt auf John zu. "Aber wenn du genau darüber nachdenkst, wirst du vielleicht feststellen, dass ich das hier nicht unbedacht gemacht habe."

John wartete, bis Edwin verschwunden war und seufzte dnn. "Nun, das wäre wohl angebracht, aber ich ahne schon, dass es gar nichts nutzen wird. Du bist hoch zufrieden mit dir, denke ich. Aber es war wirklich nicht fair mich zu überfallen."
Er schaute sie lange an.
"Elena, dieser Mann hat versucht mich umzubringen. Es hätte nicht viel gefehlt."Aber sie hatte darauf gesetzt, dass er sich an christliche Werte hielt. Und sie kannte ihn einfach zu gut, er hatte nicht anders gekonnt.
"Ich schätze, ich bin dir nicht so wahnsinnig dankbar, aber lange böse sein, kann ich dir ja trotzdem nicht."

Elena lächelte und hauchte ihrem Schwiegervater einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Wie gut du mich doch kennst." erwiderte sie mit einem Augenzwinkern, wurde dann aber wieder ernst. "Ich weiß und das ist eine wirklich schreckliche Sache. Ich habe das Gefühl der Furcht um dich keineswegs vergessen." erklärte Elena und seufzte dann leise. "Aber so wie es scheint, ging diese dramatische Wendung mehr von seinem Begleiter aus als von Edwin. Das rechtfertig nichts davon, aber daher glaube ich, was er gesagt hat, dass er wirklich bereut, was geschehen ist. Ich glaube nämlich, dass solch ein gewalttätiges Handeln eigentlich nicht in seiner Natur liegt." überlegte sie und griff dann kurz nach Johns Hand, um sie leicht zu drücken. "Ich schätze, damit kann ich zufrieden sein. Zumal ich glaube, dass dies der richtige Weg ist und am Ende unser aller Seelenheil gut tun wird."

John seufzte und musste leicht lächelnd. "Du gehörst ja schon lange genug zur Familie, meine Liebe. Und du weißt auch ganz genau wie du Lucas und mich nehmen musst."
Er legte ihr den Arm um die Schultern.
"Du willst immer an das Gute im Menschen glauben, jeder bekommt noch eine Chance....und vielleicht hast du ja recht."
John neigte den Kopf. "Was denkst du, sollen wir mit ihm anfangen? Er kann ja nicht die ganze Zeit nur hier herum sitzen, jetzt, da er wieder gesund ist. Er muss Beschäftigung haben, damit er keinen Unfug macht. Aber vielleicht ist es gut, dass er diesen Weggefährten nun los ist. Nun, du hast ihn zu mir gebracht...was würdest du tun?"

Elena nickte langsam. "Ich denke, wir sollten jedem eine zweite Chance eingestehen. Ins Straucheln kann jeder geraten, manchmal schneller als man denkt." erwiderte Elena und nickte dann zustimmend. "Nein, ganz sicher nicht, er brauch etwas zu tun." pflichtete sie John bei. "Er ist Bauer gewesen, vielleicht sollte man das ausnutzen und ihn zunächst mit schon vertrauten Aufgaben betrauen. Falls sich dann mit der Zeit etwas anderes ergibt worin er Talent hat und sich nützlich machen kann, auch gut. Aber auch so gibt es genug zu tun. Du wirst ihn sicherlich nicht hier im Hospital nach den Gärten sehen lassen wollen, aber ich schätze im Dorf findet sich jemand, der eine fleißige Hand gebrauchen kann. Oder vielleicht muss im Gutsbetrieb der Burg noch jemand helfen. So könnte Edwin sich nützlich machen und das war es ja, was er sich wünscht."

John sah sie lange an. "Du hast Recht. Das kann schnell passieren und wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Ich sollte versuchen nachsichtiger zu sei."
Er legte Elena die Hand auf den Arm.
"Nein, das ist erst mal zu viel des Guten. Aber Lady Joanna braucht vielleicht jemanden, der ihren Garten etwas in Schuss hält."
John lächelte leiht.
"Ich überlasse ihn dir, Elena. Du willst für ihn etwas bewirken, also bitte, bring ihn irgendwo unter. Ich werde ihn im Auge behalten. Er soll die Chance bekommen sich zu bewähren."
Das sollte seiner Christenpflicht genügen.

Elena lächelte sanft. "Ich denke, in punkto Nachsichtigkeit kann sich so mancher etwas bei dir abschauen. Du schlägst dich schon ganz hervorragend." erwiderte sie dann und nickte mit einem ergebenen Seufzen. "Du hast wohl ganz recht, ich habe diesen Stein ins Rollen gebracht also muss ich nun auch dran bleiben. Ich werde mich umhören und an den richtigen Stellen streuen, dass wir eine Arbeitskraft zu vermitteln haben, es wird sich schon etwas finden. Und ich denke, dass wird gut für euch beide sein, für dich, weil du ihn nicht mehr ständig vor der Nase hast und für Edwin, weil er endlich eine Aufgabe hat und so vielleicht zur Ruhe kommen kann." Und Elena wünschte es sich wirklich, denn sie glaubte, was sie zu ihrem Schwiegervater gesagt hatte, Edwin war am Grunde seines Herzens ein guter Mensch.

Giulia

Giulia hatte sich inzwischen gut in Truro eingelebt und ihr Heimweh hatte nachgelassen. Das hing auch mit der Tatsache zusammen, dass sie sich ganz eindeutig in Gabriel verliebt hatte. Sie vermisste ihn sehr und konnte es kaum erwarten ihn wiederzusehen. Aber seine Familie half ihr dabei, das Warten gut zu überstehen. Nachdem sie ihre Vorbehalte aufgegeben hatte, war sie dennoch sehr herzlich aufgenommen worden.
Nun aber hatte sich ihr Bruder angekündigt aus Italien. Das wunderte sie, denn normalerweise hatte Guiseppe herzlich wenig Interesse an ihr. Bei ihrem Vater war das etwas Anderes.
Nun stand sie hier und wartete...Was wollte er nur von ihr? Nicht, dass sie sich nicht freute ihn zu sehen, er war Familie.

Guiseppe

Guiseppe war gemischter Stimmung als er von einem Bediensteten durch die finsteren Gänge zu Giulias Gemächern geführt wurde. Er verstand wirklich nicht was sein Vater an diesem Land und seinen Bewohnern so großartig fand, für Guiseppes Geschmack war seine Reise hier her schon mehr als genug gewesen.
Aber er hatte Neuigkeiten, die er Giulia gerne persönlich verkünden wollte und diese stimmten ihn mehr als gut gelaunt. Er hatte eine ganz hervorragende Partie für sie ausgemacht, hatte Verhandlungen geführt und war nun soweit, dass alles in trockenen Tüchern war. Er musste Giulia nur noch nach Hause holen und dann würde er sie ausgesprochen gut verheiraten können.
An diesem Gedanken hielt Guiseppe sich fest und daher war sein Lächeln auch strahlend als er Guilias Gemach betrat, wenngleich sein Blick kurz durch den Raum huschte und er über die Engländer wieder einmal am liebsten die Stirn gerunzelt hätte.
"Guilia, cara mia!"begrüßte er sie und schloss sie in die Arme, küsste sie rechts und links auf die Wangen ehe er sie an den Schultern eine halbe Armeslänge von sich fern hielt. "schau dich an. Gut siehst du aus, Bella. Trotz des Englischen Winters, den du erleben musstest."

Giulia

Giulia erhob sich lächelnd, als ihr Bruder eintrat. Sie konnte ihm ansehen, dass es ihm hier nicht sonderlich gefiel, aber trotzdem war er bemüht und freute sich über ihr Wiedersehen.
Sie erwiderte seine Umarmung.
"Giuseppe, ich danke dir. Ach weißt du, so schlimm ist der Winter gar nicht. Er war recht faszinierend, ich habe noch nie so viel Schnee gesehen. Und Joannas Familie ist großartig."
Sie musterte ihren Bruder.
"Du sieht aus wie das blühende Leben, also läuft alles gut, gehe ich davon aus?"

Guiseppe

Guiseppe lächelte eine Spur nachsichtig. "Aber für viel Schnee hätte doch auch eine Reise zu den Alpen gereicht, meinst du nicht?" bemerkte er ein wenig amüsiert und zwinkerte Giulia verschwörerisch zu. Es hatte ihm nicht gefallen, dass sein Vater sie hier hergeschleppt hatte und dann auch noch für so lange Zeit, aber trotz aller Streitgespräche, die Guiseppe deshalb mit ihm geführt hatte, hatte er den alten Sturkopf nicht umstimmen können. Aber jetzt würde er endlich am Zug sein und mit Giulias Hochzeit wichtige Verbindungen zum italienischen Adel knüpfen.
Guiseppe nickte mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen. "Ich kann nicht klagen. Nur du fehlst in Bella Italia, Giulia." bemerkte er und strich ihr kurz über die Wange. "Es wird Zeit, dass du wieder nach Hause kommst. Ich denke, Vaters Lektion war lange genug, denkst du nicht? Wir wollen doch nicht, dass du irgendwann nur noch dieses merkwürdige Englisch sprichst." scherzte Guiseppe heiter.

Giulia

Giulia hob die Schultern. "Zugegeben...Trotzdem ist es eine interessante Erfahrung, auch wenn ich es nicht gedacht hätte. England hat ohne Zweifel seine Reize."
Sie lächelte ihren Bruder flüchtig an. "Das hört man gern, aber sicher seid ihr mit der Ernte so beschäftigt, dass ihr mich gar nicht so sehr vermissen könnt."
Und es gefiel ihr seltsamerweise gar nicht, dass er sie mitnehmen wollte. Dabei war das doch ihr sehnlichster Wunsch gewesen....die Rückkehr nach Hause. Aber nun hatte sich alles geändert und sie hatte Gabriel versprochen auf ihn zu warten.
"Oh, mittlerweile geht es ganz gut. Wir haben ein Arrangement. Ich lerne Englisch und sie Italienisch, weißt du? Ich habe gerade angefangen mich hier wirklich gut einzuleben. Ich hätte nichts dagegen noch ein halbes Jahr zu bleiben."
Das würde ihnen hoffentlich genug Zeit verschaffen.

Guiseppe

Guiseppe zuckte mit den Schultern. "Möglich, aber sicher nicht so viele wie Italia." erwiderte er lächelnd und schüttelte dann den Kopf. "Ach was. Sicher gibt es immer viel zu tun, aber deine Anwesenheit nimmt man doch immer war, Cara. Und dementsprechend auch wenn du fehlst." Doch dann wurde Guiseppe eine Spur ernster und zog irritiert eine Augenbraue in die Höhe. "Du willst noch ein halbes Jahr bleiben?" fragte er verblüfft, denn das war so ziemlich das letzte womit er gerechnet hatte. Giulia hatte sich anfangs doch schließlich mit Händen und Füßen gegen den Entschluss ihres Vaters gewährt, wie konnte es sein, dass sie nun auf einmal freiwillig länger bleiben wollte?
"Ich bin ehrlich verblüfft, du hattest doch um keinen Preis hergewollt, ich ... hatte zugegebener Maßen erwartet, du würdest mir eher freudig um den Hals fallen, wenn ich dir sage, dass ich gekommen bin, um dich nach Hause zu holen."

Giulia

Giulia lachte leise. "Wahrscheinlich. Ich konnte nie verstehen, warum Vater so gern hier war. Jetzt schon...aber es hat eine ganze Weile gedauert."
Sie nickte zustimmend. "Ja, das würde ich tatsächlich gern. Vor ein paar Monate wäre das wahrscheinlich wirklich so gewesen, aber jetzt...habe ich Anschluss gefunden, neue Freunde....Und mein Englisch ist noch nicht so gut, wie ich es gerne hätte, weißt du."
Das würde er sicher verstehen.
"Vater würde das sicher gutheißen. Ich will außerdem auch nicht, dass er mich irgendwann zurück an den französischen Hof schickt. Hier ist es viel lehrreicher."