William und Joanna - ab 1183

Edwin

Misstrauisch beobachtete Edwin, wie der Kerl nach seiner Börse griff und sie Greg vor die Füße warf. Sein Blick glitt kurz an dem Mann hinab und wieder hinauf. "Du bist kein Priester, oder?" fragte Edwin misstrauisch, denn wenn sie Hand an einen Priester legten, würde ihre Zeit im Fegefeuer vermutlich nie zu Ende gehen.
"Ich will seine Schuhe haben, Edwin!" brummte Greg da von hinten. "Sag ihm, er soll sie ausziehen." Edwins Blick huschte zu den Füßen des Mannes - es waren schlichte, aber gute Schuhe, die er trug. Kein Wunder, dass Greg sie haben wollte, musste der doch schon seit Längerem mit seinen löchrigen Stiefeln durch die Gegend laufen und bald würden sie sich wohl ganz in Wohlgefallen auflösen.
Edwin sah dem Kerl wieder in die Augen. "Du hast ihn gehört." erklärte er und trat ein wenig zurück, so dass der Fremde sich aufrichten und die Schuhe würde ausziehen können, blieb jedoch so nahe, dass er ihn jederzeit wieder zu fassen kriegen würde.
"Und deinen Mantel ... zieh den auch aus." fügte Edwin dann hinzu.

John zögerte einen Moment, doch Lügen lagen einfach nicht in ihrer Natur. "Ich war es früher, heute bin ich Arzt. Aber denkt ihr wirklich, Gott zürnt euch deswegen weniger?"
Überrascht hob er die Augenbrauen und sah kurz zu Greg hinüber. Schuhe, Mantel...was sonst wollten sie noch? Er dachte, mit Geld würden sie sich begnügen.
"Was tut ihr, wenn ich es nicht tue? Ich brauche meine Schuhe und den Mantel selbst, ich habe noch ein Stück Reise vor mir.... Lasst mich gehen...", beschwor er sie.
Er hoffte immer noch, dass sie ihn weitestgehend zufrieden ließen. Dass das Geld ihnen genügte. Er wollte unversehrt Zuhause ankommen.

Edwin

Edwin zuckte mit den Schultern. "Die Strafen sind immer höher, wenn's um einen Priester geht, nicht?" Und Gott würde es sicher ganz und gar nicht gut heißen, wenn sie Hand an einen seiner Mittelsmänner legten.
Zu Edwins Verblüffung folgte der Kerl nicht seiner Aufforderung, sondern versuchte auf sie einzureden - das war das letzte, was Edwin erwartet hatte. Wenn sie zu so drastischen Maßnahmen greifen mussten, waren die Leute immer eingeschüchtert, taten entweder in stummem Entsetzen, was sie forderten oder bettelten und heulten ein wenig. Bisher hatte noch niemand widersprochen.
"Willst du es wirklich drauf ankommen lassen?" fragte Edwin mit möglichst finsterer Miene. Um keinen Preis wollte er sich anmerken lassen, dass er auf die Frage keine Antwort hatte, denn mochten sie auch zu Dieben verkommen sein, sie waren keine Schlächter. Greg war früher immer gut in Wirtshausschlägereien gewesen, aber das war auch das dramatischste gewesen und Edwin hatte noch nie jemanden wirklich angerührt.
"Na los, zieh die Sachen aus, dann habn wir alle es hinter uns." grollte er und machte mit dem Messer in der Hand eine auffordernde Geste.

"Vielleicht. Aber es ist genauso verwerflich einen normalen Menschen zu überfallen." John merkte, dass er seine Räuber verunsicherte und das war ein gutes Zeichen. Reden hatte er immer gut können, er war ja auch ein guter Priester gewesen.
"Ihr seid doch keine Schläger, sondern einfach verzweifelt. Aber ihr habt das Geld, damit kommt ihr doch erst einmal weiter, oder nicht? Wollt ihr wirklich noch mehr Sünde auf euch laden, indem ihr mir gewaltsam die Schuhe abnehmt?"
John schüttelte den Kopf.
"Nein, ich denke nicht. Ich werde es nicht tun. Ich bitte euch, geht jetzt mit dem Geld und lasst mich zufrieden."

Edwin

"Du hast keine Ahnung wie teuer son paar Schuhe ist." beschwerte Greg sich im Hintergrund und grunzte einen Augenblick später ungehalten. "Außerdem is deine Börse ganz schön leer ..." Edwin wandte kurz den Kopf ein wenig und sah wie sein Gefährte mit sturmumwölkter Miene näher kam. "Bisschen dürftig, der Inhalt." erklärte Greg und drückte Edwin den kleinen Beutel in die Hand.
Es stimmte, was er sagte, stellte Edwin mit sinkendem Herzen fest. Sicher würden die paar Münzen ihnen schon weiter helfen, aber sie hatten sich wahrlich mehr versprochen. Für solch magere Beute lohnte sich ein solcher Überfall fast gar nicht.
Währenddessen machte Greg noch einen letzten Schritt auf den Arzt zu und packte ihn am Kragen. "Wenn du's nich freiwillig machst, bin ich dir gern behilflich ..." knurrte er wütenden und Edwin spürte ein ungutes Ziehen in der Magengegend. Wenn dieser Kerl nicht nachgab, würde Greg die Beherrschung verlieren und dann geriet wieder alles aus den Fugen.

John hob die Schultern. "Doch, aber dafür genügt der Inhalt meiner Börse. Tut mir leid, ich bin kein reicher Mann und obendrein habe ich einen Krankenbesuch gemacht. Daher habe ich nicht viel Geld bei mir...lasst mich in Frieden. Ich....tue Gottes Werk!"
Er seufzte tief. Er war kein sehr mutiger Mann, aber ihnen so einfach das Feld überlassen? So gefährlich sahen sie nicht aus. Wenn er nur ein Schwert hätte...
"Seid doch vernünftig. Ich bin Arzt, kein Adeliger...ihr findet sicher ein lohnenderes Opfer als mich. Lasst mich nach Hause gehen."
Vielleicht würde er doch noch Erfolg haben, sie wirkten nicht böse. Nur verzweifelt.

Edwin

Edwin wurde allmählich unbehaglich zu Mute. Es gefiel ihm gar nicht, dass dieser Kerl nicht einfach folgsam seine Sachen da ließ, so dass sie verschwinden konnten. "Greg ..." Doch sein Begleiter schnitt ihm mit einer unwirschen Geste das Wort ab. "Genau, und dann lassen wir uns von dem feinen Herrn den Bauch aufschlitzen? Für wie blöd hältst du uns eigentlich?" knurrte Greg, der nun eindeutig genug hatte und den Arzt am Kragen packte. "Wir haben ein lohnendes Opfer gefunden, alter Mann. Und wenn du nicht fügsam bist, geht es halt anders. Edwin!"
Edwin erwachte aus seiner Starre und trat auf die beiden zu. Er schluckte leicht, zögerte dann aber nicht mehr und packte die Arme des Arztes, um sie ihm auf den Rücken zu drehen und festzuhalten, so dass Greg ihm Mantel und Schuhe abnehmen konnte.
"Sei einfach still und überlass uns die Sachen. Dann kannst du verschwinden." raunte Edwin ihm gedämpft zu, hielt den Arzt jedoch unnachgiebig fest.

"Und mich haltet ihr für ungefährlich? Ich habe auch zu kämpfen gelernt.", erwiderte John aufgebracht. "Lasst mich gehen!" Er begann sich zu wehren und zu winden, aber Edwin hielt ihn unbarmherzig gepackt. "Und das soll ich euch glauben?", zischte er und rammte ihm seinen Hinterkopf gegen die Nase. Er mochte inzwischen alt sein, aber er wusste sich zu wehren.
Er war kein alter wehrloser Mann.
"Ihr seid gottlose Strolche. Ich tue Gutes für die Menschen und rette Leben. Ich hoffe, ihr kommt nie in die Lage einmal Hilfe von einem Arzt zu brauchen. Dann werdet ihr an mich denken...", erwiderte er zornig. Er wollte nicht einfach so nachgeben.

Edwin

"Als Priester?" erwiderte Greg mit einem heiseren Lachen und öffnete die Schnalle des Mantels um sich das schlichte, aber gute Stück anzueignen.
Edwin biss die Zähne aufeinander als der Arzt sich zu winden begann, konnte ihn jedoch im Zaum halten. "Ja, ich -" Der Rest seines Satzes ging in einem erstickten Schrei unter als seine Nase mit einem lauten Knacken brach. Der Schmerz war heftig, aber es war vor allem die Überraschung über diese so drastische Gegenwehr, die Edwin dazu brachte, seinen Gefangenen los zu lassen und sich keuchend die Hände vor die lädierte Nase zu halten.
"Elender Pfaffe!" hörte er Greg knurren und hob den Kopf als er die unmissverständlichen Geräusche eines Kampfes hörte. Greg hatte sich wütend auf ihren Gefangenen gestürzt, ihn gepackt und einen Faust hieb verpasst - und wirkte nun entschlossen, dem Kerl mit aller Gewalt beizukommen, um ihm Schuhe und Mantel abzunehmen.
"An dich ganz sicher nicht mehr." zischte Greg zu schlug noch einmal zu, ließ sein Opfer zugleich los, so dass der Arzt unweigerlich zu Boden stürzte.
Edwin schnappte nach Luft als er sah, wie der Mann auf den Boden aufschlug - und reglos liegen blieb ...

Greg

Greg ließ von seinem Opfer ab, als der alte Mann bewusstlos zu Boden ging. Er sah beinahe rot vor Wut. Warum nur hatte er einfach nicht nachgeben können? Dann wäre das alles nie passiert. Es war doch nur ein Mantel und ein paar Schuhe...
"Komm, Edwin, lass uns verschwinden. Wir legen ihn ins Gebüsch und hauen ab. Wir haben ja, was wir wollten...", forderte er auf.
"Die Nase wird schon wieder, du hättest vorsichtiger sein müssen." Greg bedachte ihn mit einem forschenden Blick.
"Komm schon...bevor noch wer vorbei kommt und Ärger macht."

Edwin

Edwins Blick wanderte zwischen Greg und der reglosen Gestalt am Boden hin und her. "Ist er ... tot?" fragte Edwin mit belegter Stimme und wischte sich vorsichtig mit dem Ärmel etwas Blut aus dem Gesicht. "Vorsichtiger ... du hast gut reden, Mann. Wenn du dich einfach mit der Börse zufrieden gegeben hättest, hätt das gar nicht passieren müssen." beschwerte Edwin sich und trat langsam näher.
"Ins Gebüsch?" fragte er dann entgeistert. "Willst du ihn einfach da liegen lassen? Und was machen wir mit dem Gaul?" Irgendwie war das hier völlig schief gegangen. Sie hatten doch nur einige Münzen gebraucht, um weiter über die Runden zu kommen, um endlich mal wieder ein bisschen Essen kaufen zu können. Und jetzt das ...

Greg

Greg hob die Schultern, beugte sich dann aber vor und schaute nach. "Atmet noch...", brummte er. "Harter Schädel."
Er bedachte Edwin mit einem scharfen Blick. "Mit der Börse? In der nicht viel drin war? Was sollen wir damit? Mit Schuhen und Mantel ist uns gut gedient, das sind hochwertige Sachen. Der Mantel bringt 'nen guten Preis, du wirst sehen. Bisschen Verlust ist eben immer und er lebt ja immerhin noch."
Greg nickte knapp. "Na was denn sonst? Willst du ihn mitschleppen? Außerdem...wird er wahnsinnig gut auf uns zu sprechen sein, wenn er aufwacht, Mann. Und den Gaul nehmen wir eben mit. Aufm nächsten Pferdemarkt bringt der uns viel ein, dann sind wir die Sorgen los für die nächsten Monate. Gutes Essen, ein warmes Plätzchen am Feuer...Zier dich nicht so."

Edwin

Edwin hob leicht die Schultern. "Mir gefällt's nun mal einfach nicht. Reicht ja schon, dass wir die Leute ausrauben, oder?" erwiderte er missmutig, wagte aber nicht Greg noch weiter zu widersprechen. Er hatte für seinen Geschmack mit einer gebrochenen Nase schon genug eingesteckt für heute.
Er atmete geräuschvoll aus und nickte dann langsam. "Also gut." murmelte Edwin und ging Greg dann dabei zur Hand, um den Bewusstlosen irgendwo etwas abseits im Gebüsch zu verstecken, damit er nicht direkt vom nächsten Reisenden gefunden wurde und sie womöglich noch in der Nähe waren.
"Und jetzt komm, ja? Je eher wir hier weg sind, desto besser ..." erklärte er schließlich und warf noch einen letzten Blick auf die reglose Gestalt am Boden.

:Philippe:

Philippe hatte kein gutes Gefühl, als er die Burg betrat. Dennoch musste er seine Neuigkeiten teilen. Als er an die wenig vertraute Tür klopfte, seufzte er tief. Constance öffnete ihm, noch guter Dinge.
"Constance...ich muss mit dir sprechen. Es ist etwas Seltsames passiert, weißt du....Ich dachte, ich sage dir lieber Bescheid. Pollux kam allein nach Hause. Er sieht ein bisschen verwildert aus, die Zügel zerrissen, Kletten in der Mähne. Er wirkt ein bisschen verstört. Also ich denke....ich denke, John ist etwas zugestoßen, Constance.", erklärte er unbehaglich.
"Wir sollten vielleicht ein paar Männer organisieren, die den Weg absuchen...Er wird wohl auf dem Rückweg von Dover hierher gewesen sein."

Constance hatte sich mit einem kleinen Stickrahmen ans Fenster gesetzt und war so vertieft in ihre Arbeit, dass sie fast zusammen zuckte als es an der Tür klopfte. Sie schalt sich eine Närrin, weil sie so schreckhaft reagiert hatte, legte den Rahmen bei Seite und trat lächelnd zur Tür, um zu öffnen.
"Philippe!" Sie wollte noch etwas sagen, doch die Miene des Stallmeisters ließ ihre Stimme versagen. Irgendetwas war geschehen, sonst würde er hier nicht vor ihrer Tür stehen, die Stirn in Falten gelegt.
Dann begann er zu sprechen und Constance war als wäre sie direkt in einen Albtraum gestolpert. "Was?" Ihre Stimme war beinahe nur ein Flüstern.
John ... vor ein paar Tagen hatte sie noch einen Brief von ihm bekommen. Er hatte geschrieben, dass Mary endgültig auf den Beinen war und er ein gutes Gefühl dabei hätte, wenn er nun wieder nach Hause käme. Er hatte in Kürze aufbrechen wollen und so hatte Constance nun eigentlich nahezu jeden Tag mit ihm gerechnet.
"Er ..." Sie schluckte und räusperte sich dann. "Er hatte sein Kommen in einem Brief angekündigt." erklärte sie matt und fuhr sich unruhig mit der Hand über die Kehle. "Er hätte jederzeit hier auftauchen sollen ..." Und nun war nur sein Pferd hier angekommen, ganz ohne seinen Reiter.
Constance schloss kurz die Augen und bedauerte einen Moment, dass Joanna nicht hier war, denn ihre Freundin war ihr in jeder Lebenslage immer treuster Beistand gewesen. Aber sie musste sich nun zusammen nehmen. Um Johns Willen.
"Ich ... ich gehe zu Robert und rede mit ihm." beschied sie und trat ohne ein weiteres Wort an Philippe vorbei, viel zu aufgebracht und verstört, um noch einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Sie musste John finden und das konnte sie nie und nimmer allein.

Philippe nickte langsam. "Dann sollte er wohl schon zurück sein. Pollux ist ein tapferer Bursche, so einfach erschrickt er nicht und wirft seinen Reiter ab. Es tut mir leid, aber ich denke, da ist etwas passiert. Ich mache mir Sorgen..."
Er seufzte. "Ja, eine gute Idee. Er wird dir helfen können. Ich werde dich begleiten, vielleicht kann ich helfen. Rob wird sicher selbst reiten wollen."
Er legte Constance kurz die Hand auf die Schulter und machte sich dann mit ihr gemeinsam auf den Weg zu Rob. Sie mussten unbedingt einen Suchtrupp losschicken.
"Es wird nicht leicht ihn zu finden, weiter Weg...." Es war schon ein Wunder, dass Pollux es allein bis nach Hause geschafft hatte.

Constance hielt kurz inne als Philippe ihr eine Hand auf die Schulter legte. Sie sah ihm einen Moment stumm in die Augen, dann schloss sie die Tür hinter sich und sie beide machten sich auf den Weg. "Danke. Ich ... ich schätze, wir können jedes paar Augen gebrauchen." erwiderte sie und biss die Zähne aufeinander als sie merkte, wie sehr ihre Stimme zitterte.
Warum hatte das geschehen müssen? Hatten sie nicht genug Leid in ihrem Leben durchgestanden? Sie hatte geglaubt, sie könnten ihren Lebensabend nun in aller Ruhe hier verbringen und nun das!
Constance wollte sich gar nicht ausmalen, was John alles zugestoßen sein konnte. Unweigerlich wurden ihre Schritte etwas schneller. "Gut möglich, aber ... er muss schon in der Nähe gewesen sein, oder? Das Pferd würde doch von Dover aus nie nach Hause finden?" erwiderte sie und musste sich einfach an diesen letzten Hoffnungsschimmer klammern.

Philippe nickte langsam. "Das denke ich auch." Er schwieg einen Moment, während er abwog, was er Constance sagen sollte. Er wollte sie beruhigen, nicht noch mehr ängstigen.
"Ich denke schon. Er wird eine Weile durch die Gegend geirrt sein, aber von Dover aus würde er den Weg nicht finden, das ist klar. Wir werden ihn hier in der Nähe finden, ganz sicher. Vielleicht ist gar nichts Schlimmes passiert."
Schließlich erreichten sie Robs Gemächer. "Rob, John ist verschwunden. Sein Pferd kam allein zurück...Wir sollten ihn suchen.", erklärte Philippe ihm dann und legte die Hand wieder auf Constances Schulter. "Lass uns ein paar Männer zusammen trommeln. Nur die Ruhe, Constance, wir finden ihn und bringen ihn dir zurück."

Constance nickte ein wenig fahrig. Sie war dankbar, dass Philippe sie mit seiner Antwort beruhigen wollte, aber im Grunde hatte sie gar keine Nerven um ihm zuzuhören.
Ebenso wenig wie sie es fertig brachte zu erklären, was geschehen war als Rob ihnen wenig später die Tür öffnete. Sie war erleichtert, dass Philippe das übernahm, denn sie hätte es kaum aussprechen können. Das hätte den Albtraum nur noch wirklicher werden lassen.
"Verschwunden?" Rob klang sofort alarmiert. "Ja, wir werden gleich Leute zusammen stellen. Ich werde mitkommen." entschied Rob ohne zu zögern.
Constance nickte matt. "Danke. Ich ..." Sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte, wenn John verschwunden blieb.

Als John erwachte, fühlte er sich grauenhaft. Sein Kopf hämmerte, er hatte getrocknetes Blut am Kopf und im Gesicht und es schien ihm, als hätte man ihm mindestens zwei Rippen gebrochen. Mühselig setzte er sich auf und stöhnte.
Er fror und bei dieser Gelegenheit stellte er fest, dass sie ihm Schuhe und Mantel abgenommen hatten, wie sie es geplant hatten. Und auch sein Pferd war verschwunden...Wie sollte er jetzt jemals nach Hause kommen?
"Nun, John...laufen wäre eine Option." Es war ein weiter Weg, aber was half es schon. Er konnte nicht hier liegen bleiben. Mit einem Stöhnen hievte er sich auf die Füße.

Wibald

Wibald seufzte leise. Er war wirklich froh, wenn er sein kleines Kloster erreicht hatte und sich ausruhen konnte. Es war nicht so, dass er nicht gerne in der Gegend umher zog und die kleinen Gemeinden in der Nähe aufsuchte, um dort den Leuten ein wenig geistlichen Beistand zu bieten, aber gegen Ende einer solchen Reise war er trotzdem immer froh wieder einige Tage Ruhe im Kloster zu haben. Es war einfach sein Zufluchtsort und das seit die Brüder ihn damals als kleinen elternlosen Bengel hier aufgenommen hatten.
Aber noch hatte er sein Ziel nicht ganz erreicht, ein wenig würde er noch weiter müssen. Doch mit einem Mal weckte etwas Wibalds Aufmerksamkeit und er runzelte die Stirn. Dort vorne schleppte sich eine Gestalt den Weg entlang - reichlich mühsam, wie es schien. Wibald ging ein klein wenig schneller, um aufzuschließen, blieb jedoch vorsichtig. Hier in diesen Wäldern wusste man nie, ob so ein einsamer Wanderer nicht vielleicht eine Falle darstellte und man sich im nächsten Moment mindestens um seine Börse erleichtert wieder fand.
"Na nu, wen haben wir denn da?" fragte Wibald verwundert als er den Fremden erreichte und feststellte, dass diese wohl weniger ein Räuber war, sondern eher solchen zum Opfer gefallen war. "Kann ich Euch helfen, mein Freund? Ihr seht ... ein wenig mitgenommen aus, wenn ich ehrlich sein darf."

John schleppte sich durch das Unterholz und versuchte die Straße zu erreichen. Dort hatte er wohl bessere Chancen irgendwie an Hilfe zu gelangen, als wenn er einfach liegen blieb. Das Glück schien ihm auch wirklich hold zu sein, denn ein Mann sprach ihn an.
John war ein wenig desorientiert, aber er erkannte schließlich einen Mönch. "Der Herr sei gepriesen...", wisperte er leise.
"Ich....wurde überfallen.", brachte er hervor. "Und ich schätze, ich könnte ein wenig Hilfe gebrauchen..." In seinem jetzigen Zustand kam er jedenfalls nicht nach Hause. John fasste sich an den Kopf. "Oh, mein Kopf..."

Wibald

Wibald musterte den Mann vor sich kurz und nickte. "Ja, ohne Zweifel braucht ihr das." Er holte den kleinen Schlauch hervor, den er bei seinen Reisen immer dabei hatte. "Hier, trinkt einen Schluck Wasser." forderte er den älteren Mann auf und hielt ihm den Wasserschlauch hin. "Ein Stück werdet Ihr noch durchhalten müssen, aber dann haben wir mein Kloster erreicht und dort könnt Ihr Euch erst einmal ausruhen und wieder zu kräften kommen. Und wir sollten einen genauen Blick auf Euren Kopf werfen. Ihr blutet ein wenig." Es war nur wenig Blut zu sehen, kein beängstigender Strom, aber versorgt werden sollte die Verletzung trotzdem, auch kleine Wunden konnten sich böse entzünden.
Nachdem der Mann etwas getrunken hatte, verstaute Wibald den Schlauch wieder und lächelte leicht. "Mein Name ist im Übrigen Wibald." stellte er sich vor und bot dem Reisenden den Arm an, um ihn zu stützen. "Lasst mich Euch ein wenig zur Hand gehen, dann schaffen wir den Weg schon."

John seufzte und trank dankbar einen Schluck. Das Wasser tat ihm gut und machte seinen Kopf ein wenig klarer. "Das klingt wirklich gut...Ich würde so auch nicht allzu weit kommen."
John stützte sich dankbar ein wenig auf den Arm des Anderen. "Danke, Bruder Wibald. Mein Name ist John..."
Der Gedanke an ein Bett im Kloster war sehr verlockend. "Sie wollten Schuhe und Mantel, die Börse war ihnen nicht genug. Ich habe versucht es ihnen auszureden. Das...konnte ich immer gut. Reden...predigen...an Mitgefühl applieren. Aber es nutzt nichts."
John biss sich auf die Unterlippe.
"Ich bin ein törichter alter Mann."

Wibald

"Dann lasst uns zusehen, dass wir das Kloster erreichen. Je eher ihr Euch ausruhen, etwas Essen und Euch aufwärmen könnt, desto besser." erwiderte Wibald mit einem aufmunternden Lächeln und sie setzten sich langsam in Bewegung.
"Predigen?" fragte Wibald dann ein wenig überrascht und sah seinen neuen Begleiter an. "Seid Ihr Priester, John?" Der Andere sah eigentlich nicht danach aus, aber gerade wenn man unter die Räuber gefallen war, konnte das natürlich viel am äußeren Erscheinungsbild ändern.
Wibald seufzte schwer. "Ja, es sind ein paar arme Kreaturen hier in den Wäldern unterwegs. Sie sind vom rechten Pfad abgekommen, da das Leben es nicht gut mit ihnen gemeint hat und sie in Armut gestürzt sind. Einige von Ihnen jedenfalls. Ein paar von Ihnen sind einfach nur faule Tagediebe, die nichts anderes mit sich anzufangen wissen." erwiderte Wibald nachdenklich.
Dann sah er John wieder an und schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht, dass Ihr das seid. Nur gutherzig, so scheint mir." erwiderte der junge Mönch. "Nicht die schlechteste Eigenschaft will ich meinen. Aber bei solch einer Begegnung nicht zwangsläufig hilfreich, fürchte ich."