William und Joanna - ab 1183

Giuseppe

Giuseppe schürzte ein wenig spöttisch die Lippen. "Wirklich? Und wozu denkst du, musst du dein Englisch noch so sehr verbessern? Ich bin sicher, du sprichst es mittlerweile ausreichend gut, dafür dass du es später ja kaum wieder brauchen wirst." entgegnete er und zögerte dann einen kurzen Moment. Das war eigentlich die perfekte Vorlage, die Giulia ihm da lieferte, aber er wollte auch nicht so ganz mit der Tür ins Haus fallen. Er seufzte kurz und legte eine Hand an ihren Ellenbogen. "Was hältst du von einem Spaziergang, Cara? Zeig mir, wo du die letzte Zeit verbracht hast und wir bereden alles weitere in Ruhe?" schlug er dann vor. Immerhin war Giuseppe gerade erst angekommen und wenn Giulia nicht sofort auf seine Idee ansprang, würde er es ein wenig geschickter einleiten müssen.

Giulia

"Es schadet nicht mehrere Sprachen zu sprechen. Ich kann mit Vater Englisch sprechen, es ist eine sehr schöne Sprache. Das habe ich mittlerweile gelernt. Warum bist du dagegen? Hast du Angst, du könntest unsere Gespräche dann nicht mehr verstehen?", neckte sie ihren großen Bruder.
Giulia nickte begeistert. "Sicher, warum nicht? Ich zeige dir gern den Garten....Lady Joanna hat ein großartiges Händchen für diese Dinge, man fühlt sich wohl dort."
Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Giuseppe noch nicht ganz damit rausrückte, was ihn eigentlich den weiten Weg hergebracht hatte.
Das tat er bestimmt nicht nur um sie zu sehen, dafür war ihre Beziehung nie innig genug gewesen, auch wenn sie sich natürlich als Geschwister wirklich lieb hatten.
"Komm..."

Giuseppe

Giuseppe schnaubte belustigt. "Ach, da sehe ich kein großes Problem. Außerdem werdet ihr doch auf Dauer sicher lieber Italienisch sprechen, es ist und bleibt einfach die schönste Sprache, die Gott ersannen hat." bemerkte er schmunzelnd. Dann bot er seiner Schwester den Arm da und sie machten sich auf den Weg nach draußen. "Ich gebe dir Recht, man sieht, dass hier jemand mit Geschick und Verstand verantwortlich ist. Trotzdem die südländische Vegetation ziehe ich alle Male vor. Und du willst mir nicht wirklich weis machen, dass du es nicht auch vermisst einfach eine Feige vom Baum essen zu können? Oder Orangen ..." Vielleicht brauchte seine Schwester einfach eine kleine Erinnerung daran, wie wundervoll ihre Heimat doch eigentlich war.
"Aber nun erzähl mal, was ist es, das dich hier so fesselt, hm? Du sagtest vorhin du würdest nicht an den französischen Hof zurück wollen. Ich dachte, es hätte dir dort gut gefallen?" begann er das Thema dann wieder vorsichtig.

Giulia
"Das ist sie, da gebe ich dir Recht. Aber wir wollen ja nicht aus der Übung kommen. Ich könnte es dir beibringen, dann kannst du mitreden.", bot Giulia amüsiert an.
Sie folgte seinem Blick und seufzte dann leise. "Du hat recht, das vermisse ich wirklich. Das kann man hier höchstens mit Äpfeln. Das fehlt mir.."
Sie zögerte einen Moment. "Ach weißt du, ich... Habe hier Anschluss an die Familie gefunden. Das ist wirklich schön, denn das gibt es am Hof natürlich nicht. Dort ist man ein bisschen auf sich selbst gestellt. Hier gibt es so nette Menschen..."
Besonders einen... Aber ob ihr Bruder so begeistert wäre? Obwohl... Er wollte eine gute Partie und das war Gabriel als Erbe von Oxford durchaus.
"Ich habe jemanden sehr nettes kennengelernt.", sagte sie leise und errötete zart.

Giuseppe

Giuseppe machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ich danke dir, aber ich denke, ich komme auch so gut zurecht. Englisch wird für mich kaum notwendig werden." Dann lächelte Giuseppe und nickte. "Siehst du. Also wird es Zeit, dass du zurück kommst." Nachdenklich nickte er, war insgeheim aber doch ein wenig verwundert, dass Giulia hier so Anschluss gefunden hatte nachdem sie doch eigentlich erst gar nicht hatte bleiben wollen.
Doch die nächsten Worte seiner Schwester versetzten Giuseppes Laune einen wahren Dämpfer. Jemand sehr nettes? Die leichte Röte, die sich auf Giulias Wangen abzeichnete, ließ da nur einen einzigen Schluss zu, was diese Worte zu bedeuten hatten.
Giuseppe schluckte. "Was genau meinst du damit?" fragte er dann langsam, eine Spur argwöhnisch.

Giulia

Giulia hob die Augenbraue, nickte dann aber. "Wie du willst...Du wärst überrascht, wie nützlich es sein kann, mehrere Sprachen zu sprechen. Man kann sich immer irgendwie verständigen." Sie war von sich selbst überrascht, wie wenig sie nach Hause wollte. Wenn Gabriel nicht wäre, würde sie vermutlich wenig hier halten. Aber so? Sie konnte sich kaum vorstellen, was passieren würde...ob er den weiten Weg nach Italien ihretwegen antreten würde? Das würde alles so lange dauern und er konnte so schlecht fort vom Hof.
Den argwöhnischen Ton ihres Bruders hatte sie beinahe erwartet, Brüder waren doch immer ein bisschen eifersüchtig, wenn es um die kleine Schwester ging. Aber sicher wäre er begeistert, es war schließlich eine gute Partie.
"Ich denke, du verstehst mich schon ziemlich gut, Giuseppe...", erwiderte sie leise und nahm ihren Mut zusammen. "Ich habe den Enkel des Earls kennengelernt. Er wird eines Tages Earl of Oxford sein. Und wir verstehen uns...ausgesprochen gut."
Sicher würde Gabriel ihren Vater um ihre Hand bitten, wenn er zurückkehrte. Es hatte sich so gut entwickelt zwischen ihnen und immer noch schrieben sie sich Briefe.

Giuseppe

Giuseppes Miene verfinsterte sich ein wenig und er runzelte missfällig die Stirn. Das war etwas, was so ganz und gar nicht in seine Pläne passte, vor allem, weil er genau wusste wie ungnädig Giulia werden konnte, wenn sie sich etwas in ihren Kopf gesetzt hatte.
Er musterte seine Schwester eindringlich. "So ... kennengelernt also. Und was genau soll das deiner Meinung nach heißen? Ich hoffe, du hast keinen Unsinn angestellt?" fragte Giuseppe, die Stimme nun eine Spur schärfer und nicht mehr so offen und freudig wie noch zuvor. Er konnte um keinen Preis zulassen, dass seine Schwester seine Pläne durchkreuzte, nachdem alles so gut durchdacht war.

Giulia

Giulia hatte ja erwartet, dass er vielleicht ein bisschen irritiert war, aber dass er so seltsam reagierte, hätte sie nun wirklich nicht gedacht. Sie funktelte ihn wütend an. "Was bitte denkst du denn von mir? Ich bin deine Schwester und kein hergelaufenes Flittchen. Wir haben uns kennengelernt, als er mir Englisch beigebracht hat. Wir haben uns gut unterhalten und haben viele Dinge gemeinsam, so einfach."
Giulia schüttelte verständnislos den Kopf.
"Und ich Schaf dachte wirklich, du würdest dich freuen. Du wolltest doch, dass ich eine gute Partie mache und wie viel besser könnte sie bitte sein? Er ist eine hervorragende Partie, festigt unsere Beziehungen zu England und dieser Familie und ich bin zufrieden, nicht todunglücklich. Warum bist du jetzt so seltsam?"
Der Besuch ihres Bruders hier wurde immer mysteriöser.
"Was soll das werden?"

Giuseppe

Giuseppe seufzte, ihn ließ der Zornesausbruch seiner Schwester sichtlich unberührt, denn er kannte sie und ihr Temperament schließlich schon lange genug und hatte reichlich Übung im Umgang damit. "Natürlich bist du das nicht, aber du bist auch kein scheues Mauerblümchen. Ich kenne dich schon ziemlich lange, Giulia, weißt du? Und ich weiß, wie du sein kannst, wenn dich etwas emotional berührt und du deinen Kopf durchsetzen willst." erwiderte Giuseppe ungerührt.
"Eine gute Partie?" echote er. So ernst war es ihr also schon? "Ja, in der Tat will ich das. Aber ich dachte dabei immer an einen anständigen Italiener und nicht an einen ... englischen Schafhirten." brummte Giuseppe.
"Ich bin nicht seltsam, ich will nur nicht, dass du hier irgendwelche Dummheiten machst. Immerhin bin ich hergekommen, um dich wieder mit nach Hause zu nehmen, nicht um irgendwelche Engländer von dir fern zu halten." erwiderte Giuseppe und atmete tief durch.

Giulia

"Sicher bin ich das nicht, aber ich fasse es nicht, was du mir da unterstellen willst. Als ob ich keinen Anstand gelernt hätte....Ich will meinen Kopf durchsetzen, aber doch nicht um jeden Preis." Giulia legte den Kopf schief.
"Schafhirte? Also ich weiß wirklich nicht, woher du das Recht nimmst, jemanden so zu nennen, der von viel edlerer Herkunft ist als wir Beide, Bruderherz... Und immerhin spricht er ziemlich gut Italienisch, das ist doch ein Anfang?"
Sie biss sich auf die Unterlippe. "Aber verstehst du nicht, dass ich deswegen nicht jetzt nach Hause kommen will? Ich will sehen, wohin das hier führt, Giuseppe."

Giuseppe

Giulias Worte trafen zielsicher Giuseppes wunden Punkt und er biss die Zähne zusammen, um nicht förmlich zusammenzuzucken. Seine Schwester hatte ganz Recht, sie waren nicht von Adel, waren durch die guten Geschäfte ihres Vaters zu angesehen Leuten geworden, aber Giuseppe war und blieb nun einmal ein Kaufmann, kein Adliger. Und darunter litt er schon nahezu sein ganzes Leben und genau deshalb wollte er auch so dringend diese Heirat vermitteln. Es würde unschätzbare Beziehungen mit sich bringen und Giuseppe versprach sich dadurch viel für seine Zukunft.
"Es mag ja sein, dass er von Adel ist, aber er ist und bleibt Engländer. Und England wird immer hinter Italien anstehen. In allem." erwiderte Giuseppe und schüttelte dann den Kopf. "Na und? Das einzige, was mir das sagt, ist, dass er offenbar kein völliger Holzkopf ist. Dennoch, Giulia ... schlag dir das aus dem Kopf." entgegnete er ungerührt. "Ich sage dir, wohin das führt: zu nichts. Also sei so gut und trenn dich von dieser Träumerei und sag mir lieber, wann du zum Aufbruch bereit sein kannst."

Giulia

"Wenn du das sagst...Ich schätze, Vater sieht das etwas anders. Vater wird sicher froh darüber sein und letztlich trifft er doch die Entscheidungen und nicht du.", sagte Giulia mit einem siegessicheren Lächeln. "Ich werde ihm einfach Schreiben."
Sie schüttelte leicht den Kopf. "Ich verstehe nicht, warum du so dagegen bist. Nur weil er Engländer ist? Dann hättest du mich auch nicht nach Frankreich schicken dürfen, es hätte ebenso gut ein Franzose sein können. Ich will nicht aufbrechen, Giuseppe..."
Aber sie ahnte schon, dass er nicht lockerlassen würde. Sie würde Gabriel einen Boten schicken müssen, dass er nach Italien kommen musste, wenn er sie wiedersehen wollte. Was er sicherlich auch tun würde...Daran hatte sie keinen Zweifel.

Giuseppe

Giuseppe seufzte und schüttelte langsam den Kopf. Nun war es wohl an der Zeit Giulia reinen Wein einzuschenken. "Aber die Entscheidung ist schon gefallen, Giulia." erklärte er ernst. "Deshalb bin ich hergekommen. Ich will dich mit zurück nach Italien nehmen, damit du dort deinen zukünftigen Gemahl triffst." Und deshalb passte es Giuseppe gar nicht, dass dieser englische Schafhirte sich offenbar bei seiner Schwester beliebt gemacht hatte.
Giuseppe legte Giulia die freie Hand auf den Arm. "Giulia, das ist es doch, was du immer wolltest, oder nicht? Einen guten Mann und in Italien leben ..." beschwor er sie nun mit sanfterer Stimme in der Hoffnung sie so ein bisschen beruhigen zu können, wenngleich er es eigentlich besser wusste.

Giullia

Giulia hob die Augenbrauen. "Was meinst du damit?", fragte sie misstrauisch, dann wurden aber ihre schlimmsten Befürchtungen wahr. "Wie bitte? Du....du hast mir einfach einen Mann ausgesucht? Ich dachte, du beziehst mich wenigstens ein bisschen mit ein und ich kann ihn vorher kennenlernen! Vater hat gesagt, er zwingt mich nicht jemanden zu heiraten, den ich nicht mag.", widersprach sie verzweifelt. Das machte alles zunichte. Vielleicht hätte sie sich vor einem halben Jahr zwar etwas gefürchtet, es aber hingenommen. Jetzt hingegen war sie völlig durcheinander.
"Ich weiß....aber ich mag Gabriel so gern, Giuseppe. Ich möchte ihn nicht verlieren. Diesen anderen Mann kenne ich doch gar nicht. Woher willst du wissen, dass er ein guter Mann ist?"
Sie musste mit Lady Joanna sprechen. Sie mussten doch irgendetwas unternehmen können!

Giuseppe

"Nicht einfach so, Giulia. Ich habe mir sehr viele Gedanken darum gemacht und einige Verhandlungen geführt, damit alles zu deinem Besten wird." Erwiderte Giuseppe entschieden. "Außerdem wirst du ihn ja kennenlernen, deshalb bin ich ja gekommen, um dich zu holen. Damit du ihn treffen kannst bevor es zu eurer Verlobung kommt."
Giuseppe seufzte leise. "Traust du mir so wenig zu, Cara?" Fragte er und brachte es fertig dabei enttäuscht zu klingen. "Ich kenne ihn lange, er ist ein guter Mann. Klug, gebildet, sehr einflussreich ... er wird dir gefallen."

Giulia

"Damit es möglichst gewinnbringend für dich ist, meinst du wohl..." Giulia wusste schon genau, was ihr Bruder im Sinn hatte. Er wollte möglichst viel Kapital aus dieser Ehe schlagen.
"Ich werde ihn kennenlernen, aber wenn ich ihn nicht mag, wird das nichts ändern. Ist es nicht so? Also erspar es mir, mir das schönreden zu wollen."
Giulia hob die Augenbraue.
"Ich würde gerne glauben, dass es so ist, dass du das meinetwegen tust. Aber ich weiß genau, dass du einfach nur die beste Beziehung für dich herausschlagen willst...Ich kenne dich einfach ausgesprochen gut, Bruderherz."
Sie seufzte leise. "Ich bin nicht sicher, ob er mir gefällt. Bitte, Giuseppe, zwing mich nicht dazu..."

Giuseppe

Giuseppe runzelte die Stirn, hob dann aber leicht die Schultern. "Ich will nicht behaupten, dass diese Verbindung nicht auch zu meinem Vorteil ist. Aber glaub mir, ich würde dich nicht an irgendeinen Schänder geben, selbst wenn er der Kaiser wäre." widersprach Giuseppe.
Er legte den Kopf etwas zur Seite und musterte seine Schwester lange. "Was hältst du davon, wenn du ihn erst einmal triffst und kennenlernst. Ohne Vorbehalte. So lange du ihn nicht kennst, ist es unsinnig ein Drama darum zu machen, oder?" bemerkte er kritisch. Vielleicht würde sie sich nicht Hals über Kopf verlieben, aber Giuseppe war überzeugt, dass die zwei gut miteinander auskommen würden und alles weitere würde die Zeit dann schon bringen.

Giulia

"Das will ich auch hoffen, immerhin bist du mein Bruder." Giulia neigte den Kopf. "Davon halte ich nicht sehr viel. Wenn ich einmal mitgehe, wirst du mich zwingen ihn zu heiraten." Und das wollte sie um keinen Preis. Sie musste immer nur an Gabriel denken.
"Auch, wenn ich nicht möchte...."
Das kam alles sehr unerwartet, Giulia hatte diese Gefahr einfach nicht kommen sehen. Sie hatte sich in Sicherheit gefühlt und einfach abgewartet. Sie würde unbedingt Lady Joanna um Hilfe bitten müssen. Es schien, als müsse Gabriel sich beeilen, wenn er sie wirklich so sehr mochte, wie es den Anschein gehabt hatte.
"Warum muss ich jetzt plötzlich heiraten? Die ganze Zeit war es auch nicht so dringend."

Giuseppe

Giuseppe stöhnte leise. "Giulia, wirklich, stell dich doch nicht noch sturer als du bist. Es ist albern, wenn du dich schon dem Kennenlernen verschließt. Du wirfst mir vor, du würdest den Mann nicht kennen, sträubst dich aber sogleich dagegen das zu ändern, das ist doch widersinnig." bemerkte Giuseppe ein wenig verdrossen. Seine Schwester hatte ihn schon immer leicht zur Weißglut treiben können und wie ihm schien hatte sie diese Fähigkeit seit ihrer Abreise aus Italien nur noch weiter verbessert.
"Weil sich die Gelegenheit gerade bietet. Es ist eine hervorragende Verbindung und diese Chance besteht nicht ewig, wenn wir zu lange zögern. Deshalb will ich ja auch dieses Kennenlernen herbeiführen und wäre wirklich dankbar, wenn du mich nicht endgültig zum Narren machen würdest und zumindest diesem Treffen zustimmst."

Giulia

Giulia hob die Augenbrauen. "Es ist nicht albern, weil du mich hier vor vollendete Tatsachen stellst, obwohl ich dir eine Alternative aufgezeigt habe. Und ich weiß doch genau, dass es dir egal ist, ob ich ihn mag oder nicht, wenn ich einem Kennenlernen zustimme. Du wirst mich dann ja doch zwingen."
Aber sie ahnte schon, dass ihr nichts anderes übrig bleiben würde, als ihn wenigstens kennenzulernen. Aber sie musste irgendwie eine Verlobung hinauszögern.
"Und wenn ich ihn kennenlerne....wie schnell wirst du diese Verlobung einfädeln? Habe ich eine Chance mitzuentscheiden?"
Giulia war wirklich verzweifelt. Sie hatte keine Ahnung, wie sie all das noch abwenden sollte. Sie wollte nicht den Rest ihres Lebens die Frau eines Mannes sein, der sie nur als Statussymbol seinen Gästen präsentierte und dem sie Kinder gebären sollte. Ungeliebt...

Giuseppe

Giuseppe hob die Schultern. "Wie schnell hängt von verschiedenen Faktoren ab. Aber wir werden im Anschluss auf jeden Fall über euer Treffen reden." gestand Giuseppe zu. Giulia würde zwar kaum ein Argument finden können, dass ihn umstimmen würde, aber ein Gespräch mit ihr würde ihn - außer Zeit und Nerven - zumindest nichts weiteres kosten. Und darüber hinaus war Giuseppe sowieso überzeugt davon, dass seine Schwester diesen englischen Schafhirten ganz schnell vergessen würde, wenn sie Azzo d'Este erst einmal kennengelernt hatte. Sie war nun einmal durch und durch Italienerin, das würde sie nicht aufgeben wollen, da war er sich sicher. Nur brauchte sie offensichtlich eine kleine Erinnerung daran.

Giulia

Giulia seufzte tief. Das war wohl das Beste, was sie erhoffen konnte. Wenn sie sich noch weiter sträubte, würde er nur noch unzugänglicher werden. Aber letztlich brauchte sie in gewissem Rahmen einfach sein Wohlwollen. Das gab ihr mehr Zeit.
"Na gut...wenn du mir wenigstens ein bisschen Mitsprache einräumst." Ihr Vater würde sie sicher unterstützen, wenn sie erst einmal mit ihm sprach. Er liebte sie schließlich über alles und wollte, dass sie glücklich wurde.
"Aber bitte, Giuseppe. Bleib ein paar Tage. Du bist ja gerade erst angekommen. Gib mir ein paar Tage Zeit mich zu verabschieden und alles zu packen. Wir können nicht Hals über Kopf aufbrechen, was macht das denn für einen Eindruck..."
Das gab ihr wenigstens eine kleine Chance...
"Du solltest Lady Joanna deine Aufwartung machen."

Giuseppe

Giuseppe sah seine Schwester ernst an und nickte dann mit dem Anflug eines Lächelns. "Sehr gut." erwiderte er und legte Giulia eine Hand auf die Schulter. "Natürlich bleibe ich ein paar Tage, was denkst du denn von mir? Und du sollst genügend Zeit haben, um zu packen und Abschied zu nehmen, hab keine Angst." erklärte er, denn er hatte ohnehin nicht vorgehabt sofort wieder aufzubrechen. Das hatte einen wahrlich schlechten Eindruck gemacht und wenngleich Giuseppe kein Interesse an Verbindungen nach England hatte, so wollte er doch auch die Freunde seines Vaters nicht brüskieren.
Er nickte. "Sehr gerne. Willst du mich zu ihr bringen, was meinst du?" schlug er vor, nun wieder mit deutlich besserer Laune.

Giulia

Giulia war ein wenig niedergeschlagen. Das Gespräch ihres Bruders mit Lady Joanna war recht oberflächlich verlaufen und es war noch keine Gelegenheit gewesen etwas zu unternehmen. Das wollte sie nun endlich ändern.
Da in Sachen Diplomatie der alte Earl ausgesprochen bewandert war, hatte sie sich ein Herz gefasst und ihn aufgesucht. Vielleicht hatte er eine Idee, was sie tun konnte.
Sie klopfte zaghaft an seine Gemächer, vielleicht war Lady Joanna ja noch unterwegs.
"Mylord, kann ich...kann ich kurz stören? Ich brauche einen Rat..."
Sie wusste, der Earl war nicht begeistert gewesen, weil sie sich am Anfang so gesträubt hatte. Aber er hatte eine Ahnung von schwierigen Liebesbeziehungen...

William sah überrascht auf als es an der Tür klopfte. Er hatte eher damit gerechnet, dass Joanna zurück kommen würde, weniger mit Besuch. Er schob den Brief bei Seite, den er gerade gelesen hatte und bat den Besucher einzutreten. Im nächsten Moment wurde seine Überraschung noch größer, denn er hätte mit so manchem gerechnet, jedoch nicht mit Giulia.
"Sicher, allerdings ist meine Frau noch unterwegs, fürchte ich. Du kannst aber gern herein kommen und hier auf sie warten, wenn du möchtest, es kann nicht mehr lange dauern." erklärte er und machte eine einladende Geste.
Giulias Entwicklung hier hatte ihm gefallen, anfangs war sie verschlossen und ablehnend gewesen und William hatte sich gefragt, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, das Mädchen hier aufzunehmen. Mittlerweile jedoch hatte sich so einiges an ihrer Art geändert, sie hatte sich wirklich Mühe gegeben.