William und Joanna - ab 1183

Gabriel

Gabriel zügelte sein Pferd als sie beide die leichte Anhöhe erklommen hatten und er in das Tal hinab sehen konnte. Er atmete erleichtert aus und schickte ein stummes Dankgebet gen Himmel, denn dort lag es, das Weingut, nach dem er die ganze letzte Zeit gesucht hatte. In dem letzten Dorf das er durchquert hatte, hatte er noch einmal angehalten und herumgefragt, ob jemand Giovanni und sein Weingut kennen würde und endlich war er erfolgreich gewesen. Der Schmied hatte ihm versichert, es wäre nicht mehr weit und es stimmte. Endlich war Gabriel am Ziel. Blieb nur zu hoffen, dass er nicht zu spät kam.
Er schluckte schwer bei dem Gedanken. So schnell er und sein treues Ross konnten, war er aus Aquitanien hier her gereist und eigentlich waren sie beide schon lange am Ende ihrer Kräfte, denn er hatte ihnen nur so viel Pause wie zwingend notwendig war zugestanden. Immer getrieben von der Furcht, er würde zu spät kommen.
Noch einmal holte Gabriel tief Luft, dann trieb er seinen treuen Begleiter noch einmal zu einem lockeren Tempo an. "Gleich sind wir da, mein Freund." murmelte er und tätschelte den Hals des Hengstes. "Dann kannst du dich ausruhen, das verspreche ich."

Giovanni

Giovanni schlenderte gerade nach einem Rundgang durch seinen Weinberg über den Innenhof des kleinen Gutes. Er genoss die Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne und die Ruhe, denn die Arbeiter waren schon nach Hause gegangen.
Er sah überrascht auf, als ein Reiter in den Hof ritt. So oft hatten sie keinen Besuch hier und der Fremde sah nicht aus wie ein Italiener. Giovanni trat näher.
"Buoanasera....Was kann ich für Euch tun?", fragte er freundlich. Er hob erstaunt die Augenbrauen, als er das Gesicht des jungen Mannes vollständig zu sehen bekam. Der Rotschopf war ihm gar nicht unvertraut, ebenso wie die blauen Augen.
"Du meine Güte...Ihr seid ein Verwandter von meiner guten Freundin Joanna, nicht wahr?"

Gabriel

Gabriel ritt in den Innenhof, des hübschen Weingutes, zügelte sein Pferd und glitt aus dem Sattel als ihm ein Mann entgegen trat und ihn freundlich begrüßte. "Buonarera, Signore." erwiderte Gabriel und musste unwillkürlich lächeln als der Mann überrascht weiter sprach. "Si, Signore. Das bin ich. Ihr Enkel, um genau zu sein." erklärte er und trat noch etwas vor, um sich dann mit der Hand auf der Brust vor dem Mann zu verbeugen, der zweifelsohne Giulias Vater sein musste. "Und Ihr seid Giovanni, nicht wahr?" fragte Gabriel hoffnungsvoll. Wenigstens war er so gleich an den richtigen Mann geraten. Blieb nur zu hoffen, dass er rechtzeitig gekommen war.

Giovanni

Giovanni lächelte breit. "Oh tatsächlich? Wie wundervoll! Ihr müsst der Sohn ihres Ältesten sein, nicht wahr? Er sah ihr immer unglaublich ähnlich. Welch schöne Überraschung. Oh ja, ich bin Giovanni. Hat sie Euch von mir erzählt?"
Der Besuch gab ihm trotzdem Rätsel auf. "Es geht ihr doch gut, nicht wahr? Ihr ist nichts passiert? Ihr wisst ja, wir werden nicht jünger."
Er hatte Gabriel nie zuvor gesehen, daher wusste er nicht recht zu begründen, warum der Junge ihn sonst aufsuchen sollte, so weit weg von Zuhause.
"Kommt, Kommt, seid mein Gast. Ihr werdet begeistert sein von unseren Weinen."

Gabriel

Gabriel konnte auf Anhieb verstehen, wieso seine Großmutter in Giovanni einen solch engen Freund gefunden hatte. Nicht, dass er daran gezweifelt hatte nachdem er Giulia kennengelernt hatte, aber dennoch, es war bemerkenswert wie sympathisch der Italiener vom ersten Moment an war.
Er nickte lächelnd. "So ist es, Edward of Oxford ist mein Vater. Und ja, meine Großmutter hat von Euch erzählt, viel sogar. Mehr jedoch habe ich ... von Eurer Tochter über Euch erfahren." erklärte Gabriel bedächtig und nickte dann dankbar den Kopf. "Vielen Dank, Signore. Und Eure Weine haben mich schon in England zu begeistern gewusst, wenn meine Großeltern etwas davon hergaben. Ich bin sicher, hier in ihrer Heimat werden sie noch viel besser schmecken." entgegnete Gabriel lächelnd.

Giovanni

"Oh, das freut mich wirklich. Ach..." Giovanni hob die Augenbrauen. "Von meiner Tochter? Ihr kennt Giulia? Offensichtlich habt Ihr mehr mit ihr gesprochen, sonst hätte sie sich gar nicht geöffnet. Als ich das letzte Mal in England war, war sie so gar nicht begeistert davon, dass ich sie dort gelassen habe. Sie war ausgesprochen beleidigt, dass ich ihr England zugemutet habe."
Giovanni lachte leise, führte den Jungen in die gemütliche Wohnstube und schenkte ihm einen Becher fruchtigen Rotwein ein.
"Ganz sicher. Und Eure Großeltern tun recht daran, ihn gut zu hüten. Auch wenn ich ihnen regelmäßig ein Fass schicke." Er setzte sich Gabriel gegenüber.
"Was führt Euch her, junger Freund?"

Gabriel

Gabriel nickte. "Ich habe sie das erste Mal in Paris am Hof getroffen und bevor ich mit Prinz Guillaume zurück nach Aquitanien gegangen bin, war ich eine Zeit lang bei meinen Großeltern, dort bin ich Eurer Tochter erneut begegnet." fasste Gabriel kurz zusammen, ehe er Giovanni in das Haus hinein begleitete.
Er musste grinsten und nahm dankbar den Becher entgegen. "Oh, das tun sie sehr gut." bemerkte er heiter, ehe sie beide Platz nahmen und Gabriel ernster wurde. Kurz zögerte er und dachte nach, wie er die Sache angehen sollte, dann gab er sich einen Ruck. "Nun, ich möchte Euch gern die ganze Geschichte erzählen, aber seid so gut und beantwortet mir zunächst eine Frage ... ist Eure Tochter schon hier her zurück gekehrt?" fragte Gabriel und musste sich Mühe geben, die Anspannung nicht zu sehr in seiner Stimme durchklingen zu lassen.

Giovanni

"Ah, ich verstehe. Welch Zufall, dass ihr euch in Paris bereits begegnet seid. Vielleicht hat es das Giulia ein bisschen leichter gemacht, sie war ein bisschen unglücklich in England bislang."
Er legte die Stirn in Falten und legte den Kopf schief. Das Ganze wurde immer sonderbarer.
"Nein, aber ihr Bruder ist gerade dabei sie hierher zu bringen um eine Verlobung in die Wege zu leiten. Ich erwarte sie jeden Tag zurück, aber es ist eine weite Reise. Aber warum wollt Ihr das wissen? Ihr solltet Euch nun wirklich erklären, junger Freund."
Auch wenn er so langsam eine Ahnung hatte, wohin das führte. Das würde Giuseppe allerdings so gar nicht gefallen. Vielleicht hatte sich auch deswegen die Reise etwas verzögert.

Gabriel

Gabriel schloss kurz die Augen und unterdrückte mit Mühe ein erleichtertes Aufstöhnen. Er war also noch nicht völlig zu spät. Langsam sah er wieder zu Giovanni hinüber und nickte. "Das werde ich, Signore, versprochen." erklärte er und nahm noch einen Schluck Wein, um seine Kehle zu befeuchten, ehe er zu erzählen begann. "Ich bin hier, weil ich ... weil ich Euch bitten möchte, Giulia nicht zu dieser Heirat zu zwingen." Gabriel schluckte leicht, dann gab er sich einen Ruck weiter zu sprechen. "Giulia und ich, wir ... wir sind uns in England nahe gekommen, haben entdeckt, wie viel wir gemeinsam haben und der Abschied fiel uns beiden schwer als ich nach Aquitanien musste. Eigentlich hatte ich Pläne für meine Rückkehr, aber nun kam Euer Sohn dem ganzen zu vor und als ich davon hörte, bin ich sofort hier her aufgebrochen, um mit Euch zu sprechen." erklärte Gabriel und atmete tief durch. "Signore, ich bitte Euch, nein ... ich flehe Euch an, lasst Eure Tochter entscheiden, ob sie diese Verbindung eingehen möchte oder nicht und wenn nicht ... vielleicht findet Ihr es in Eurem Herzen mir zu erlauben, um sie werben zu dürfen."

Giovanni

Giovanni hob die Augenbrauen. Er hatte eine Ahnung gewonnen, aber wie ernst es ihm schien, hatte er doch nicht erwartet. Dabei hätte doch allein die Tatsache, dass der Junge extra aus Aquitanien angereist war, ihm das zeigen müssen.
"Nun das ist unerwartet....Und eigentlich ist diese Eheschließung bereits beschlossene Sache, mein Junge. Mein Sohn wird gar nicht begeistert sein, denn er erhofft sich ausgesprochen viel von dieser Ehe. Gute Verbindungen."
Er strich sich über den kurzen Bart. "Aber ich sehe, wie es um Euch bestellt ist und ich liebe meine Tochter. Ich werde das Gespräch mit ihr führen, wenn sie eingetroffen ist. Wenn sie ebenso empfindet, werde ich darüber nachdenken euch meinen Segen zu geben. Vorher werde ich keine Entscheidung treffen. Und so lange seid Ihr mein Gast."

Gabriel

Gabriel nickte gequält. "Ich weiß, Signore, aber Eure Tochter -" er brach ab und senkte kurz den Blick. "Verzeiht, ich wollte Euch nicht unterbrechen." murmelte er und sah wieder zu Giovanni auf als dieser fortfuhr. Gabriel hatte seine ganze Hoffnung darauf gesetzt, dass Giovanni seine Tochter so innig lieben würde und wie es schien war seine Hoffnung nicht ganz vergeben.
"Ich ... danke Euch. Ich verstehe, dass Ihr zuerst mit Giulia sprechen wollt. Sie wird Euch sicher bestätigen, was ich Euch erzählt habe." Und Gabriel setzte all seine Hoffnungen darauf, dass Giovanni dann einlenken würde. Was er tun würde, wenn er Giulia nicht bekommen sollte und sie stattdessen an irgendeinen einflussreichen italienischen Grafen verlor ... das wusste Gabriel noch nicht. Aber er wusste genau, dass er Giulia an seiner Seite haben wollte, sein Leben mit ihr führen und eine gemeinsame Zukunft haben wollte. Ein Leben ohne sie konnte er sich einfach nicht mehr vorstellen.

Giovanni

Bereits am nächsten Tag trafen seine Kinder ein, begleitet von einer jungen Dame aus Truro. Es gab ihm zu denken, wie knapp zuvor Gabriel eingetroffen war. Der Junge hatte wirklich Glück gehabt.
Doch nun galt es, sich erst einmal nichts anmerken zu lassen. Gabriel hatte zugesagt, sich erst einmal nicht zu zeigenund die zeit in seiner Gästekammer zu verbringen. So konnte die Familie erst einmal alles unter sich klären.
Giovanni setzte ein Lächeln auf und trat in den Hof hinaus.
"Ah, Giulia, mein Liebes...wie schön, dass du wieder hier bist. Du hast uns wahrlich gefehlt." Er schloss seine Tochter innig in die Arme und legte seinem Sohn dann kurz die Hand auf die Schulter. Nachdem er sich auch mit Claire bekannt gemacht hatte, ging die Familie hinein.
"Und, warst du froh, dein verhasstes England wieder hinter dir lassen zu können?", fragte er mit einem Zwinkern.

Giulia

Die Reise zurück nach Italien war für Giulia fast wie ein wahr gewordener Albtraum. Nur Claires Beistand half ihr ein wenig sich von ihren düsteren Gedanken abzulenken - und ihrem Bruder nicht ständig an die Kehle gehen zu wollen. Es war für sie zu einer regelrechten Zerreißprobe geworden Giuseppes Gerede zu ertragen und gleichzeitig an ihrer irrsinnigen Hoffnung festzuhalten, dass irgendein Wunder geschehen und sie diesen Fremden nicht heiraten musste, sondern Gabriel bekommen konnte.
Nun hatten sie ihr Ziel endlich erreicht und ihren Vater zu sehen munterte Giulia zumindest ein wenig auf. "Papà" Sie erwiderte die Umarmung und schloss kurz die Augen, genoss den vertrauten Duft ihres Vaters und des Weingutes um sie herum. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung ... ihr Vater liebte sie schließlich.
Als sie schließlich hinein gingen, konnte Giulia sich eine kleine Grimasse nicht verkneifen. "Ach weißt du ... ich habe festgestellt, dass du durchaus Recht hattest, Papà. England hat auch seine schönen Seiten." erwiderte sie mit einem wehmütigen kleinen Lächeln.

Giovanni

Giovanni lächelte zufrieden. "Ah, meine Kleine, ich wusste, du würdest es eines Tages einsehen. Und meine gute Freundin Joanna ist bestens dafür geeignet einem diese Seiten aufzuzeigen. Ich hoffe, du hast dich gut mit ihr verstanden?"
Und er wollte seine Tochter doch ein kleines bisschen auf die Probe stellen, um herauszufinden, wie sich ihre Geschichte mit Gabriels deckte.
"Und, Giulia, freust du dich darauf deinen Verlobten kennenzulernen? Einen Italiener, wie du es dir immer gewünscht hast. Es wird dir an nichts fehlen. Er wird dir die Welt zu Füßen legen.", erklärte er ihr mit aller Zuversicht, die er aufbringen konnte. Giulia hatte sich doch verändert in England. Und das freute ihn, denn er fand, sie hatte sich zu ihrem Vorteil verändert.

Giulia

Giulia nickte leicht. "Ja, sie ... hat sich wirklich große Mühe gegeben. Ich bin ihr sehr dankbar dafür." erwiderte sie und starrte ihren Vater dann einen Moment lang schweigend an, ehe sie ihrem Bruder kurz einen finsteren Blick zu warf und dann wieder an ihren Vater gewandt den Kopf schüttelte. "Das kann ich ehrlich gesagt nicht behaupten." erklärte sie entschieden und spürte bereits wieder den Zorn in sich aufsteigen, den sie seit Giuseppes Verkündung in sich trug. "Denn vor allen Dingen habe ich mir gewünscht mir einen Mann auszusuchen. Ich kann nicht sagen, dass ich besonderen Gefallen an der Idee finde mit einem Wildfremden verheiratet zu werden so als wäre ich eine Puppe und kein Mensch mit eigenem Verstand und Willen." erklärte sie energisch.

Giovanni

Giovanni neigte den Kopf und begann dann schließlich zu lachen. "Wahrlich, du hast mir sehr gefehlt mit deinem aufbrausendem Temperament. Es war geradezu ruhig hier ohne dich."
Und es war nicht so, als ob er sie nicht verstehen konnte. Wenn es um sie so stand, wie Gabriel es gesagt hatte, war ihre Reaktion wahrlich kein Wunder.
"Nun, aber er ist doch kein Wildfremder, wenn ihr heiratet. Du wirst ihn schließlich vorher kennenlernen und sicher einige Male treffen. Es ist so üblich in Adelskreisen.", erwiderte er ernst.
"Und sag mir....hast du dir bereits einen Mann ausgesucht, dass du dich so vehement wehrst? Es könnte doch sein, dass er der Mann deiner Träume ist."

Giulia

Giulia schürzte leicht die Lippen, konnte dann aber doch nicht anders als ihrem Vater zumindest ein kurzes Lächeln zu schenken, denn ihn hatte sie wahrlich vermisst.
"Pah, einige Male treffen ... wie soll man jemanden wirklich kennenlernen, nur weil man ihn einige Male getroffen hat? Und das auch noch mit dem Wissen, dass alle Welt einen beäugt, weil man heiraten soll?" entgegnete Giulia und stieß dann geräuschvoll den Atem aus. "Womöglich." räumte sie dann ein und sah kurz zu Claire, so als wolle sie sich ein wenig den Rücken stärken, dann sah sie ihren Vater wieder an. "Wen auch immer Giuseppe ausgesucht haben mag, er ist sicher nicht der Mann meiner Träume, denn ... denn dieser ist nicht in Italien." verkündete Giulia und straffte dann etwas die Schultern, um ihre Worte zu unterstreichen. Es musste ja sowieso heraus, wieso dann nicht gleich?

Giovanni

"Nun, man lernt sich mit der Zeit kennen. Und man lernt sich zu lieben, denkst du nicht?" Giovanni musste ein Grinsen unterdrücken. Tatsächlich schien Giulia sich wirklich offenbaren zu wollen. Gabriel hatte wohl die Wahrheit gesagt.
"Sieh an, du hast also jemanden kennengelernt?", forschte er nach. Giuseppe gab ein Schnauben von sich. "Du sollst diesen Unsinn lassen! Ich habe dir schon gesagt, du wirst den Mann heiraten, zu dem ich dir eine Verbindung vermittelt habe. Wir brauchen diese Beziehungen, es ist abgemachte Sache.", intervenierte er ungehalten.
Giovanni schnalzte leise. "Nun, mein Sohn, aber deine Schwester soll doch glücklich werden..." Giuseppe winkte ab. "Das wird sie mit ihm schon werden."

Giulia

"Nicht zwangsläufig. Ich habe unzählige Ehen am Hof gesehen, die schon lange genug bestanden und von Liebe war weit und breit keine Spur. Solche Gefühle kann man doch nicht erzwingen, nur weil man aneinander gebunden ist." widersprach Giulia ihrem Vater und nickte dann langsam. Doch bevor sie noch etwas dazu sagen konnte, mischte sich ihr Bruder ein und wieder kochte in Giulia der Zorn hoch. Seit Giuseppe in Truro aufgetaucht war, schaffte ihr Bruder es immer mühelos sie in Rage zu versetzen. Sie wirbelte zu ihm herum und maß ihn mit verengten Augen. "Und ich habe dir schon gesagt, dass du gerne heiraten kannst, wen du willst, um Beziehungen zu pflegen. Ich hingegen gedenke nicht das Opferlamm für deinen Ehrgeiz zu spielen!" fauchte sie verärgert.

Giovanni

Giovanni nickte nachdenklich. "Ja, ich weiß, was du meinst...Man kann sie nicht erzwingen, aber oft entwickeln sie sich mit den Jahren. Doch nun erzähl mir von deinem Verehrer, Giulia.", forderte er sie auf. Er wollte mehr von ihr hören, um Gabriels Geschichte bestätigt zu wissen. Aber er ahnte schon, dass es dafür nicht viel brauchen würde.
"Sch, Sch...nur die Ruhe, Liebes. Er meint es auch nur gut mit dir." Doch wenn Giulia eine annehmbare Partie aus Liebe heiraten wollte, würde er sich dem nicht in den Weg stellen, auch wenn Giuseppe sich von der Verbindung viel erhoffte.
Es würde sich noch die ein oder andere Möglichkeit ergeben, Verbindungen politischer Art zu knüpfen, auch wenn Giuseppes Wunschkandidat sich etwas vor den Kopf gestoßen fühlen würde.

Giulia

Giulia atmete geräuschvoll aus. "Wohl kaum! Denn wenn er es nur gut mit mir meinen würde, würde er nicht so stur auf diese Hochzeit bestehen, die er doch nur eingefädelt hat, weil es ihm Vorteile bringt." entgegnete sie entschieden. Dann sah sie ihren Vater einen Moment lang schweigend an und nickte schließlich. "Ich will dir von ihm erzählen, gerne sogar. Aber nur wenn Giuseppe sich rar macht. Ich lege keinen Wert darauf, dass er hier sitzt mit seiner Märtyrermiene und so tut als wäre er das Opfer in der ganzen Geschichte und ich nur ein dummes, kleines Mädchen." verkündete Giulia dann entschlossen. Sie hatte sich von ihrem Bruder schon genügend abfällige Bemerkungen anhören müssen und ihre Erinnerungen an Gabriel waren ihr kostbar. Sie wollte nicht, dass Giuseppe sie schlecht redete.

Giovanni

"Nun sei nicht so hart zu ihm, er ist schließlich dein Bruder. Und bisher wolltest du auch immer einen Italiener heiraten." Giuseppe holte schon Luft um sich einzumischen, da hob ihr Vater die Hand. "Giuseppe, lass es gut sein. Lass mich ein paar Worte mit deiner Schwester allein reden." Giuseppe war ganz und gar nicht begeistert, erhob sich aber und verließ den Raum, unverkennbar zornig. "Du machst seine Pläne zunichte, Liebes, aber er wird es schon verkraften. Und nun erzähl mir von deinem englischen Verehrer. Wer ist er und woher kennst Du ihn? Ist er es, der deine Meinung zu England so völlig geändert hat? Wundern würde es mich nicht..."

Giulia

Giulia verdrehte die Augen, schluckte aber einen weiteren Kommentar herunter, da ihr Vater Giuseppe in dem Moment bat sie alleine zu lassen. Dankbar warf sie ihm einen Blick zu und holte dann tief Luft. "Sein Name ist Gabriel." begann Giulia langsam. "Und ja, er war maßgeblich daran beteiligt, dass ich meine Meinung geändert habe. Tatsächlich habe ich ihn das erste Mal schon in Paris getroffen, aber da ... da war ich noch zu sehr von meinen Vorurteilen besessen, um ihm eine ehrliche Chance zu geben. Dann hast du mich nach Truro gebracht und es war deine Freundin Joanna, die Gabriel dafür eingespannt hat mir Englischunterricht zu geben, weil ... weil sie wusste, dass er schon damals in mich verliebt gewesen war und er ihr Enkel ist. Sie wollte ihm eine Chance verschaffen und die hat er wirklich zu nutzen gewusst. Er hat mir die Augen geöffnet und ..." Giulia brach ab und senkte den Blick für einen Moment. Sie erinnerte sich an die Zeit, die sie mit Gabriel verbracht hatte und vor allem an diesen einen wundervollen Kuss, den sie geteilt hatten bevor er hatte abreisen müssen. Giulia hob wieder den Blick und suchte den ihres Vaters. "Und ich will keinen anderen Mann außer ihm." erklärte sie schließlich. "Ich hatte gedacht, ich hätte mit diesen Dingen noch Zeit, daher hatten wir warten wollen bis er aus Aquitanien zurück kommen würde. Wollten warten, wie sich all das noch entwickelt, aber jetzt ..." Giulia hob ratlos die Schultern. Spätestens seit Giuseppe ihr seine Pläne eröffnet hatte, wusste sie ganz genau, dass sie nur noch Gabriel wollte.

Giovanni

Giovanni musste ein Schmunzeln unterdrücken, als Giulia ihm schließlich ihre Sichtweise offenbarte. Es schien, als hätte es die Beiden tatsächlich ordentlich erwischt.
"Ja, Joanna hat ein Händchen für solche Dinge. Offensichtlich war es tatsächlich eine gute Idee euch gemeinsame Zeit zu verschaffen. Gabriel scheint mir ein Wunder vollbracht zu haben, dass du gar nicht mehr fort wolltest aus England."
Giovanni lächelte nun doch.
"Ich hätte nicht gedacht dich einmal so verliebt zu sehen und das in einen Engländer. Wir finden eine Lösung, meine Kleine, da bn ich sicher."
Und er hatte da so eine Idee. "Was denkst du, bist du bereit für eine kleine Überraschung? Ich habe etwas für dich. Kommst du mit nach oben?"

Giulia

Giulia hob leicht die Schultern. "Du sagst doch selbst immer, es geschehen noch Zeichen und Wunder." entgegnete sie und seufzte dann leise. Sie schwieg kurz, gab sich dann aber einen Ruck und nickte. "Ich auch nicht. Schon gar nicht in einen Engländer. Aber es ist so, wie du sagtest, ich habe mich in diesem Land und seinen Bewohnern getäuscht." Sie schenkte ihrem Vater ein kleines Lächeln. "Dafür wäre ich sehr dankbar." Es musste einfach eine Lösung geben, alles andere wollte sie sich gar nicht vorstellen.
Giulia zog die Augenbrauen in die Höhe. "Eine Überraschung?" fragte sie verblüfft. "Nun, wenn sie von dir kommt und nichts mit Giuseppes verrückten Plänen zu tun hat, gerne." erklärte sie und folgte ihrem Vater zur Tür.