William und Joanna - ab 1183

Giovanni

Giovanni lachte leise. "Das tue ich in der Tat, da hast du Recht. Und ich bin froh, dass du so denkst und mich nun verstehen kannst. Ich habe mich England immer verbunden gefüühlt, auch wenn es so unterschiedlich von Italien ist."
Er war selbst etwas aufgeregt, als er seine Tochter die Treppe hinauf führte. Sie würde gar nicht erraten können, wer da oben auf sie wartete. Und der Junge hatte ja auch keine Ahnung. Er war so gespannt, wie die Beiden reagieren würden.
"So, schau, Liebes...." Er klopfte an und öffnete mit einem Lächeln die Tür.
"Mein Junge, ich bringe dir jemanden mit..."

Gabriel

Gabriel fühlte sich rastlos. Zwar war er erst am gestrigen Tage hier eingetroffen und solange Giulia nicht bei ihrem Vater angekommen war, würde sie auch nicht verheiratet werden, trotzdem fühlte sich dieses Warten elend an. Zur Ablenkung hatte er von Giovanni heute ein Buch erbeten, das wunderbare italienische Volksgeschichten enthielt und versuchte sich darauf zu konzentrieren, doch immer wieder schweiften seine Gedanken ab und so hörte er auch sogleich die näher kommenden Schritte vor der Tür und erhob sich, noch ehe angeklopft wurde.
Giovanni trat lächelnd ein und Gabriel öffnete den Mund, um etwas zur Antwort zu erwidern, da fiel sein Blick auf die Gestalt hinter dem Italiener und alles andere war mit einem Mal aus seinen Gedanken verschwunden.
"Giulia!" Gabriel durchquerte mit schnellen Schritten den Raum und zog seine Liebste in seine Arme, ungeachtet der Anwesenheit ihres Vaters. Nur von einem Kuss hielt er sich ab, um nicht noch ungebührlicher zu sein als ohnehin schon. "Oh Giulia, amore mio..." wisperte er und vergrub für einen kurzen Moment das Gesicht an ihrem Hals. Wie sehr er sich doch danach gesehnt hatte sie wiederzusehen!

Giulia

Giulia wusste nicht, was sie erwartete, als ihr Vater sie so geheimnisvoll nach oben führte. Was für eine Überraschung er wohl hatte? Solange es nichts mit ihrem Bruder zu tun hatte, wollte sie sich gern überraschen lassen...
Im nächsten Moment entgleisten ihr die Gesichtszüge. Das war nun wirklich das letzte, mit dem sie gerechnet hatte. "Oh, mein Gott, Gabriel!" All die Sorgen, die sie sich über die ganze Reise hinweg gemacht hatte, waren hinfällig. Er war hier. Ihretwegen. Umd ihre Hochzeit zu verhindern.
"Welches Wunder führt dich hier her..." Vergessen war ihr Vater und sie schlang die Arme um seinen Hals. Ein paar Tränen liefen ihr über die Wangen vor Erleichterung und Freude.
"Oh ich habe dich so vermisst..."

Gabriel

Erleichterung durchströmte Gabriel als Giulia die Arme um seinen Hals schlang und er musste lachen. Es war so ein befreiendes Gefühl sie wieder bei sich zu haben. "Ein Wunder in Form eines eiligen Briefes meiner Großeltern." erwiderte er sanft und legte eine Hand an ihre Wange, damit sie ihn ansah. "Ich bin sofort aufgebrochen als ich von den Plänen deines Bruders erfahren habe." fuhr Gabriel leise fort und konnte dann dem Drang nicht widerstehen ihre Tränen mit sachten Küssen zu verscheuchen. Es war ihm egal, dass es sich nicht ziemte, er war einfach nur überwältigt von dem Glücksgefühl, dass ihn gerade ergriffen hatte.
"Ich dich auch." murmelte er und lehnte die Stirn sanft an die ihre. "Und ich konnte einfach nicht zulassen, dass du irgendeinen anderen heiratest." Das war eine Vorstellung, die ihm solches Unbehagen bereitet hatte, wie er es nie für möglich gehalten hätte.

Giulia

"Gott segne sie...Ich habe mit deinem Großvater gesprochen, als mein Bruder nach Truro kam. Er hatte die Idee dir eine Brief zu senden und uns Claire mitzuschicken, damit wir uns unterwegs Zeit lassen und mein Bruder nicht auf dumme Ideen kommt. Es hat offenbar funktioniert."
Sie erwiderte seinen Blick. "Ich bin so froh, dass du rechtzeitig hier angekommen bist." Sie vergrub die Finger in den roten Locken in seinem Nacken.
"Ich hatte wirklich Angst, dass du nicht rechtzeitig kommst und Giuseppe doch einen Weg findet, damit ich seinen Wunschkandidaten heiraten muss. Aber Vater...Vater ist auf unsere Seite. Daher kann er sich noch so anstrengen, ich werde keinen anderen Mann heiraten."
Sie küsste ihn auf die Wange.
"Hast du unsere Weinberge schon gesehen? Ich will dir unbedingt meine Heimat zeigen..."

Gabriel

Gabriel grinste leicht. "Ja, mein Großvater hat immer wieder originelle Ideen." erwiderte er und zog dann überrascht die Augenbrauen in die Höhe. "Claire ist hier?" fragte er freudig, denn Claire war ihm nahe wie eine Schwester und sie beide verband eine innige Freundschaft.
Gabriel seufzte leise. "Ich auch." murmelte er und genoss das Kribbeln, das ihre Finger in seinem Nacken verursachten. "Nur wenig, amore. Ich bin gestern erst angekommen und freue mich darauf alles von dir gezeigt zu bekommen." entgegnete er sanft, wandte sich dann aber von Giulia ab, um ihren Vater anzusehen. "Signore, darf ich nun darauf hoffen, dass meine Bitte gehört bei Euch findet?" fragte Gabriel den Vater seiner Liebsten mit einer eigenwilligen Gefühlsmischung in der Stimme. Er schwankte zwischen Bangen und Hoffen und endloser Glückseligkeit, jetzt da Giulia hier war und er sie in den Armen halten konnte.

Giulia

"Ja, sie hat mich begleitet. Sie...hat eine düstere Phase im Moment und da hielten deine Großeltern es für eine gute Idee, dass sie mit her kommt und ein bisschen Ablenkung erfährt." Giulia lächelte zufrieden, als er einwilligte.
Ihr Vater musterte das junge Glück und konnte ein Lächeln kaum unterdrücken. Er hatte es ja geahnt...und offensichtlich taten die Beiden sich wirklich gut. Seine Giulia war kaum wieder zu erkennen...
"Ich denke, darauf dürft ihr hoffen. Ich sehe, was ich sehe und ich werde mit meinem Sohn sprechen. Ich schätze, die geplante Verlobung wird ein wenig anders ausfallen als geplant."
Und er war einfach froh, dass die Beiden so glücklich waren. Er wollte sein kleines Mädchen glücklich sehen.
"Und nun zeig ihm alles, Kleines."

Gabriel

"Eine düstere Phase?" fragte Gabriel überrascht und alarmiert zugleich. "Nun, am besten rede ich gleich einmal mit ihr, was meinst du?" Es drängte ihn ungemein Claire wieder einmal zu sehen und ganz besonders wollte er hören, was es mit dieser düsteren Phase auf sich hatte, die Giulia erwähnt hatte. Wenn es nur irgendwie möglich war, wollte Gabriel Claire helfen.
Gabriel lächelte angesichts von Giovannis Antwort. "Vielen Dank, Signore. Das bedeutet mir wirklich viel und ich verspreche Euch, dass Ihr diese Entscheidung nie bereuen werdet." Er würde gut auf Giulia Acht geben und alles für sie tun.
Er wandte sich seiner Liebsten wieder zu und sah ihr lächelnd in die Augen. "Ein guter Vorschlag will ich meinen. Zeig mir alles." murmelte er und legte noch einmal kurz die Hand an ihre Wange, ehe er ihr den Arm darbot, um zu gehen.

Giulia

"Ja, ihre Ehe...scheint schwierig zu sein momentan. Daher lebt sie im Moment in Truro, für eine Weile. Ich denke, es würde gut tun, wenn du mal mit ihr sprichst. Sie ist ein bisschen melancholisch." Giulia drückte leicht seine Hand.
Sie führte ihn wieder hinunter und nach draußen, um mit ihm einen schönen Spaziergang durch den Weinberg zu machen.
"Ich liebe Italien, hier ist die Luft so anders...Sogar die Winter sind viel milder. Und hast du schon unseren Wein probiert? Er ist so großartig."
Giulia geriet immer leicht ins Schwärmen, wenn sie von ihrem Zuhause sprach. "Aber du solltest nach unserem Spaziergang zu Claire gehen...Ich denke, deine Zuwendung wird ihr wirklich gut."

Gabriel

Gabriel seufzte leise. "Ich ahne Schlimmes." murmelte er mit finsterer Miene. Wenn Giulia sagte, dass Claires Ehe schwierig war, konnte nur sein Vater Schuld daran sein, davon war Gabriel überzeugt. Sein Vater hatte ein Talent für Chaos.
Doch als Giulia ihn durch die Weinberge führte, schob Gabriel den Gedanken an Claire zumindest für den Moment etwas beiseite. Zu sehr genoss er die Nähe seiner Liebsten und die Aussicht auf die Zukunft, die sie nun haben würden.
Er grinste breit. "Ja, es scheint mir hier schon wirklich sehr besonders. Aber denkst du denn, dass du es trotzdem mit mir in England aushalten wirst?" fragte er und nickte dann. "Das ist er. Dein Vater hat ihn mir vorgesetzt." Und hier in seinem Anbaugebiet schien der Wein noch einmal eine ganz besondere Note mitzubringen.
Gabriel nickte langsam. "Ja, ich schätze, je eher desto besser." Er hatte eine enge Verbindung zu Claire und vielleicht konnte er sie ein wenig aufmuntern.

Claire saß in der lauen italienischen Abendluft auf einer Bank vor dem Gutshaus und genoss die friedliche Atmosphäre. Es war idyllisch hier, umgeben von Weinbergen und schon die Reise hatte sie von ihren eigenen Problemen abgelenkt.
Giulias Probleme waren ein viel willkommeneres Thema gewesen. Und vielleicht hatten Edwards Eltern ja doch recht und der Abstand tat ihr gut. Es half ihr über die Dinge mit etwas Distanz nachzudenken.
Und zudem freute es sie zu sehen, wie glücklich Gabriel das Wiedersehen mit seiner Liebsten gemacht hatte. Es bereitete ihr Freude, aber einen kleinen Anflug von Eifersucht konnte sie sich nicht verkneifen. Warum konnte ihre Ehe nicht ein wenig harmonisch sein?
Claire seufzte leise. Ein kleines, melancholisches Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln, als der bekannte Rotschopf aus dem Gutshaus trat.

Gabriel

Gabriels Kopf schwirrte als Giulia und er ihren Spaziergang schließlich beendet hatten, so überglücklich war er über das Wiedersehen und die erfreuliche Wendung, die sich da anbahnte. Bei seinem Ritt hier her war er nicht sicher gewesen, ob es leicht oder schwer werden würde Giulias Vater von den Plänen seines Sohnes abzubringen. Doch nun schien sich alles zu fügen und Gabriel konnte noch nicht recht fassen, dass er nun tatsächlich in absehbarer Zeit heiraten würde.
Doch trotz all seines Glücks, beschäftigte ihn auch Claires Kummer und so führte ihn sein erster Weg zu ihr, kaum dass sie zurück auf dem Gut waren. Sie saß draußen auf einer der Bänke im Hof und bei ihrem Anblick hüpfte Gabriels Herz, während sich sogleich sein Magen zusammen zog. Er war überglücklich sie zu sehen, so wie immer, aber er sah ihren Kummer schon von weitem und das warf einen Schatten auch auf sein Gemüt.
"Claire ..." murmelte er sanft als er sie erreichte und zog sie ohne zu zögern in seine Arme. Er liebte Claire nun einmal wie eine Schwester, sie war eine wichtige Vertraute für ihn, sie kannten sich in und auswendig und dass sie Kummer hatte - und obendrein sein Vater Schuld daran zu sein schien - belastete Gabriel nicht wenig.

Claire sah auf, als Gabriel sie erreichte und erwiderte seine Umarmung. Es tat gut, ihn endlich einmal wieder zu sehen. Sie waren sich immer sehr vertraut gewesen, eben wie Bruder und Schwester. "Gabi...es tut so gut dich zu sehen."
Früher hatten sie sich einander auch alles anvertraut, jetzt aber war es schwierig, immerhin war Edward sein Vater. Trotzdem...sie konnte mit ihm anders sprechen.
"Du weißt es schon?", fragte sie ein wenig irritiert. Aber vermutlich hatte Giulia nur etwas angedeutet... "Ich bin froh, dass ich hier bin...der Abstand tut mir gut. Ich weiß im Moment nicht wirklich, wie ich weitermachen soll."

Gabriel

Gabriel lächelte sanft. "Dito. Wir haben uns viel zu lange nicht gesehen." bemerkte er und schüttelte dann den Kopf. "Ich weiß nur, dass du irgendwelchen Kummer hast. Das kann ich dir an der Nasenspitze ansehen, weißt du?" erklärte er und legte eine Hand kurz an ihre Wange. "Und Giulia deutete an, dass es etwas mit deiner Ehe zu tun hat, daher habe ich eine dumpfe Vermutung was geschehen ist. Aber ... genaueres will ich von dir hören. Was ist passiert, hm? Was macht dein Herz so schwer?" Es schauderte ihn ein wenig bei dem Gedanken nun etwas von den Untaten seines Vaters zu hören, aber das schob er beiseite. Was zählte, war dass Claire ihren Kummer bei ihm abladen konnte, alles andere war egal.
Gabriel musterte seine Milchschwester mit einem zärtlichen Blick. "Ich würde vorschlagen, du machst damit weiter, dass du mich auf einen Spaziergang begleitest und dabei alles erzählst, was auf deinem Herzen liegt. Das sollte ein guter Anfang sein und dann sehen wir weiter."

"Das ist wahr. Und natürlich kennst du mich viel zu gut, als dass ich dir etwas vormachen könnte..." Claire fühlte sich in seiner Gegenwart gleich ein wenig besser. Sicher, auch bei ihren Großeltern hatte sie sich gut aufgehoben gefühlt, aber zwischen Gabriel und ihr bestand eine noch viel innigere Verbindung.
Sie hakte sich bei ihm ein und lächelte eine Spur melancholisch. "Das ist eine gute Idee..." Und hier in den Weinbergen, in der italienischen Idylle, war es leichter. Man hatte ein wenig Distanz zur Welt.
"Weißt du...ich dachte immer, dein Vater liebt mich tatsächlich. Dass er sich für mich ein bisschen verändern würde....Und dann...dann ist Helenes Priester gestorben. Sie ist in Düsternis verfallen und Charles und Mary haben Edward gerufen, weil er der als einziges an sie heran kommt. Er wollte partout nicht, dass ich ihn begleite, aberich hatte gleich ein schlechtes Gefühl. Und nun ja, als er heim kam, hat er mir irgendwann gebeichtet, dass er sie auf ganz spezielle Weise getröstet hat. Du kannst dir den Rest sicher denken. Und ich dumme Gans, ich wollte auf niemanden hören, der mir das vorausgesagt hatte...Ich dachte, alles würde gut werden. Aber es wird nicht gut...ich werde einfach nicht schwanger und dann nun das hier..."

Gabriel

Gabriel führte Claire aus dem Hof hinaus und fast unmittelbar fanden sie sich in den angrenzenden Weinbergen wieder. Etwas, das er schon bei seinem Spaziergang mit Giulia als ausgesprochen angenehm empfunden hatte. Versonnen nickte er als Claire zu erzählen begann, blieb dann aber mit einem Mal abrupt stehen, denn ihre folgenden Worte verursachten in Gabriel das Gefühl als wäre er gerade ungebremst gegen eine Mauer gelaufen.
"Alexander ist tot?" fragte er verblüfft und eine seltsame Gefühlsmischung machte sich in ihm breit. Dieser Mann hatte Gabriels Leben zeitweise nicht gerade einfacher gemacht, hatte ihn in schwere Gewissenskonflikte gestürzt, aber er erinnerte sich auch an gute Zeiten mit seinem Lehrer und vor allem hatte er Helene glücklich gemacht. Ein Umstand, den Gabriel vermutlich erst so richtig verstehen konnte, seit er Giulia getroffen hatte.
Gabriel gab sich einen Ruck, atmete tief durch und setzte sich langsam wieder in Bewegung, um Claires weiterer Erzählung zu lauschen, wenngleich seine Gedanken jetzt schon völlig durcheinander waren. Wie sehr Helene unter dem Verlust gelitten hatte ... und Gabriel vermutete, dass es auch für seine Geschwister ein schwerer Schlag gewesen war. Sowohl für seine Halbgeschwister als auch seine Stiefgeschwister, die ihren Vater verloren hatten.
Gabriel fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und stöhnte leise. "Großer Gott, was für ein Chaos." murmelte er und dachte einen Moment nach, dann sah er Claire wieder an. "Und nun ist er auf dem Festland und ihr habt euch im Streit getrennt, nicht wahr?" hakte er nach, etwas beklommen bei der Vorstellung, was aus dieser Sache noch erwachsen würde.

Claire nickte langsam. "Ja, das ist er. Nach allem, was ich weiß, ist er die Treppe hinuntergefallen und hat sich das Genick gebrochen. Helene hat ihn gefunden. Sie kam damit überhaupt nicht zurecht und hat sich gehen lassen. Deshalb haben sie Edward geholt..."
Sie seufzte tief und zuckte mit den Schultern. "Nun, Chaos anrichten konnte er schon immer...das ist sein Talent. Aber du hast natürlich völlig Recht. Wir waren uns nicht einig, haben gestritten und er hat mir vorgeworfen, dass ich ihm nicht gleich verzeihen kann. Ich bin nach Truro gegangen um ein bisschen Abstand zu haben. Aber ich glaube, das macht es auch nicht viel besser. Wenn er fällt, weiß ich nicht, was ich tun soll. Dann gehen wir im Unfrieden voneinander."

Gabriel

Gabriel schloss kurz die Augen. "Süßer Jesus ..." murmelte er betroffen. Das wünschte man nun wirklich niemandem und es bedrückte ihn, dass er Helene nicht beigestanden hatte. Bei allem Trubel, den sie durch ihre Liebschaft mit Alexander verursacht hatte, Helene war Gabriel über Jahre hinweg eine gute Mutter gewesen. Trotz ihrer anfänglichen Abneigung England und ihrem Ehemann gegenüber hatte sie Gabriel von Anfang an ohne Zaudern angenommen und er hatte sehnsüchtig nach der mütterlichen Nähe gegriffen, die sich ihm geboten hatte.
Als Gabriel wieder die Augen öffnete und Claire erneut ansah, wurde ihm bewusst, wie viel vertrackter diese Sache auch für ihn tatsächlich war. Es war nicht nur so, dass es die Schandtaten seines Vaters waren, die Leid über Claire gebracht hatten, Helene, seine Stiefmutter war ebenso involviert darin.
Gabriel schüttelte leicht den Kopf. "Natürlich hat er das. Er kann es schließlich nicht aushalten, wenn Menschen, die er liebt, einen Groll gegen ihn hegen. Darin ist er wirklich schlecht." Er seufzte und zuckte leicht mit den Schultern. "Tja ... dann denk lieber darüber nach, was du tust, wenn er zurück kommt. Denn das ist die wahrscheinlichere Variante - hoffe ich jedenfalls." erwiderte Gabriel mit einem kleinen, schiefen Lächeln, auch wenn sein Herz unglaublich schwer war.

Claire musterte Gabriel kurz. "Ich weiß...sie tut dir leid, weil sie dir eine recht brauchbare Stiefmutter war. Aber im Moment fällt es mir schwer Mitleid für sie aufzubringen, weil sie mir meinen Mann gestohlen hat. Den Mann, den sie nicht mehr wollte und betrogen hat. Es macht mich wütend."
Sie lachte bitter auf. "Natürlich....er kann es nicht aushalten und doch ist fast immer er derjenige, der diesen Groll verursacht. Was ist das nur, dass ihr Männer aufhört vernünftig zu denken, wenn es um eure Bettgeschichten geht?"
Sie hob kurz die Hand. "Entschuldige, ich sollte meinen Ärger nicht an dir auslassen. Du kannst ja auch nichts dafür."
Claire verzog den Mund. "Wenn ich das wüsste...Ich kann nicht einfach tun, als ob nichts geschehen wäre, nur weil er eine Weile fort war. Das ist es ja, was er gern möchte."

Gabriel

Gabriel seufzte. "Ja, das kann ich mir vorstellen." Wenngleich es seltsam ironisch war, denn Claire stand nun an einem ganz ähnlichen Punkt an dem auch Helene wieder und wieder gestanden hatte, denn sein Vater war Helene auch alles andere als treu gewesen und daraus war schließlich deren Entscheidung erwachsen sich Alexander zuzuwenden.
Gabriel zog eine Augenbraue in die Höhe und bedachte Claire mit einem kritischen Blick. "Ich kann nur nicht nichts dafür, ich glaube, ich kann mich auch ruhigen Gewissens von deinem generellen Vorwurf freisprechen." bemerkte er nüchtern, nahm ihr die Sache aber nicht übel, denn er wusste ja, wie aufgewühlt sie war.
Dann zuckte Gabriel mit den Schultern. "Nein, das kannst du nicht und das wäre wohl auch nicht richtig, denn dann würde er gar zu leicht davon kommen." erwiderte er. "Aber letztlich wirst du dich wohl der Frage stellen müssen, ob du ihn noch haben willst oder nicht." Denn davon hing alles andere ab.

Claire bedachte ihn mit einem unglücklichen Blick. "Ich weiß, ich weiß....es tut mir leid. Aber diese Sache fördert nicht gerade meine besten Seiten hervor, wenn ich darüber spreche. Was soll ich nur tun?"
Sie verzog das Gesicht.
"Nun, darüber muss ich mir wirklich noch klar werden. Nur leider ist es nicht zu ändern...ich liebe ihn nun einmal."
Claire lachte leise auf. "Und das ist das Tragische, nicht wahr? Dass man den Anderen trotz aller Fehltritte immer noch so sehr liebt, dass man nicht weiß, wie man weiterleben soll, wenn man sich dagegen entscheiden, ihm zu verzeihen. Ich denke, ich brauche einfach noch Zeit. Und nun erzähl mir von dir und Giulia..."

Gabriel

Gabriel lächelte leicht. "Und da hast du den ersten Teil deiner Antwort, nicht wahr? Du sagst, du liebst ihn, also wird es irgendwie weiter gehen. Wie genau, das werden wir hier und jetzt nicht lösen und das müssen wir auch nicht. Aber es zeigt zumindest eine Richtung auf und mit der Zeit wird sich auch der genaue Weg auftun, da bin ich sicher."
Gabriel hauchte Claire einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Ach Claire ... willst du mir wirklich weiß machen, dass ihr beide nicht die ganze Zeit während der Reise schon über mich getratscht habt?" fragte er mit einem kleinen Augenzwinkern. "Ich schätze, es gibt nichts, was du in der Hinsicht noch nicht weißt. Außer, dass Giovanni sich unserer Verbindung gegenüber wohlgesonnen gezeigt hat. Dieses ganze Unterfangen war also nicht vergeblich." erwiderte Gabriel und musste lächeln bei dem Gedanken daran, dass Giulia bald die seine sein würde.

"Vermutlich...aber vielleicht ist das manchmal einfach auch nicht genug, weißt du. Du hast sicher recht, jetzt wird sich keine Lösung dafür finden."
Claire neigte den Kopf und lächelte leicht. "Vielleicht ein bisschen...aber wir mussten in der Nähe ihres Bruders ein bisschen vorsichtig sein, weißt du? Aber es freut mich sehr für dich, dass er so positiv reagiert hat. Ich will, dass ihr beide glücklich werdet, wo du endlich eine Frau gefunden hast, die du liebst." Und gerade Gabriel hatte doch eigentlich niemals lieben und heiraten wollen, damit er nicht verletzt werden konnte. Aber die Liebe hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
"Deine Großeltern werden sich sehr freuen, sie sind doch immer froh, wenn sie der Liebe den Weg ebnen können. Wann wird geheiratet?"

Gabriel

Gabriel hob leicht die Schultern. "Ja, vielleicht ..." murmelte er nachdenklich. Er konnte ja nun wirklich nicht behaupten, dass er in der Hinsicht über einen reichlichen Erfahrungsschatz verfügte.
Gabriel erwiderte ihr Lächeln. "Danke. Ich bin wirklich froh, dass es so gut ausgegangen ist, ich weiß nicht, was ich sonst getan hätte." Denn Giulia an einen anderen zu verlieren wäre genau die Art von Drama und Verlust gewesen vor der er sich so sehr gescheut hatte und weshalb er so entschlossen gewesen war sie nie zu verlieben. Bis er Giulia getroffen hatte ...
Er lachte leise und nickte. "Ganz sicher, nicht zuletzt, da sie so fleißig Fäden gezogen haben, um all das möglich zu machen." bemerkte Gabriel amüsiert und seufzte dann leise. "Mal sehen, gewisse Formalitäten wollen ja doch erfüllt sein. Auch wenn ich mir wünschte, wir könnten es einfach gleich hier und jetzt tun. Einfach nur, damit ich wirklich sicher sein kann, dass uns keine Steine mehr in den Weg gelegt werden." erwiderte er mit einem schiefen Grinsen. Irgendwie konnte er sein Glück wohl nach wie vor nicht wirklich fassen.

Isaac

Isaac war ausgesprochen schlecht gelaunt, denn ihm war zu Ohren gekommen, dass sein Onkel morgen abreisen wollte. So schnell hatte er damit nun so gar nicht gerechnet und er wollte auch noch nicht fort hier. Dann war seine Chance dahin sich einen Namen zu machen.
Unwirsch betrat er das Zelt mit dem Wappen von Oxford und verschränkte die Arme. "Was soll das heißen, wr reisen morgen ab?! Das kannst du nicht machen, wir werden hier gebraucht, Onkel!", stellte er seinen Onkel zur Rede, ohne Rücksicht, ob es seinem Onkel gerade passte oder nicht.
Isaac musste sich wirklich etwas einfallen lassen. Alles nur, weil sein Vater Nachricht erhalten hatte, dass Claire sich in Italien befand.
Was machte das schon für einen Unterschied ob sie dort war oder in England?