William und Joanna ~ 1171

"Hm, ich werde darüber nachdenken, doch noch habe ich mich noch nicht recht entschieden. Vielleicht werde ich davon absehen, vielleicht auch nicht." neckte sie ihn und fuhr mit ihren Liebkosungen fort. Ihre Lippen beschrieben einen Kreis um seinen Bauchnabel und wanderten dann träge ein wenig weiter nach unten.
"Oh ja, Rouen wird traumhaft werden. Aber mach dir keine Sorgen, wenn du meine Kinder nicht unterrichtest, wirst du noch genug Zeit und Kraft brauchen, um mich zu verwöhnen ... Miguel." erwiderte Eleonore lächelnd.

Henry seufzte ein wenig genervt, als er sich vom Pferd gleiten ließ und es einem der Stallburschen übergab. Er war nicht so sehr glücklich, eigens nach Cornwall kommen zu müssen, weil Jane beleidigt war und unbedingt für RIchard Partei ergreifen musste. Aber nun würde er sich wieder mit ihr vertragen und sich bei ihr entschuldigen müssen.
Er vermisste sie ja sehr. Unglaublich. Jedes Mal, wenn sie voneinander getrennt waren, wurde ihm erst bewusst, wie sehr er sie liebte. Aber sie machte es sich auch sehr leicht. Sie wusste genau, dass er hatte handeln müssen.
Ungeduldig machte er sich auf den Weg zu Jane, klopfte und trat ein. Jane war wohl im angrenzenden Zimmer, denn Harry saß allein auf seiner Decke und spielte mit ein paar Holzpferdchen.
Unwillkürlich musste Henry lächeln. Er liebte seinen Sohn wirklich sehr. Er ging auf die Knie und strich dem Kleinen über die Wange. "Na, kleiner Mann? Du fühlst dich hier schon heimisch, was?", murmelte er.

Jane hatte die Tür gehen gehört und sich auf dem Weg zurück in das Zimmer gemacht als sie Henrys Stimme hörte und für einen Sekundenbruchteil erstarrte. Sie hatte nicht unbedingt mit ihm gerechnet und trug ausgerechnet heute eins ihrer Lieblingskleider ... das leider den Nachteil hatte, dass es mittlerweile nicht mehr ganz vorteilhaft saß. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn sie es Henry schonend hätte beibringen können, aber wenn er nicht ganz begriffsstutzig war, würde er es ihr wohl nun direkt ansehen.
Mit verschränkten Armen trat sie leise näher und lehnte sich gegen den Türrahmen, beobachtete einen Moment Vater und Sohn.
Egal wie wütend sie auf ihn gewesen war, bei seinem Anblick ging ihr das Herz auf. Sie war einfach unsterblich in diesen Mann verliebt, egal wie eigenartig er manchmal war.
"Natürlich tut er das, er wurde immerhin hier geboren." erhob Jane schließlich die Stimme, um Henrys Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. "Was willst du hier, Henry?" fragte sie dann direkt in ruhigem, aber doch leicht distanziertem Ton. Ganz so leicht wollte sie es ihm nicht machen.

Henry sah auf, als Janes stimmte ertönte und im selben Moment, als er sie erblickte, blieb ihm der Mund offen stehen. Er musste erst einmal schlucken. "Jane...?" Sie erwartete ein Kind. Sie war nach Cornwall gegangen, obwohl sie ein Kind erwartete ohne es ihm zu sagen. Wie konnte sie das tun?
"Du...warum hast du nichts gesagt?" Er strich Harry abwesend durch den blonden Schopf und stand dann auf, ging auf Jane zu. "Das ist toll, aber ich wünschte, du hättest es mir gesagt...wie konntest du in diesem Wissen so einfach gehen?" Er seufzte leise. "Warum ich hier bin? Das müsstest du doch eigentlich wissen, Liebste. Ich will dich zurück, ich vermisse dich schrecklich. Und...ich will mich entschuldigen. Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe. Ich hätte nicht so reagieren sollen. Aber du kennst mich doch...du weißt, dass ich ein Hitzkopf bin."

Jane fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und beobachtete Henry fast ein wenig argwöhnisch als er aufstand. "Ich bin nicht einfach gegangen, Henry. Ich hatte es dir sagen wollen, sobald ich sicher war, aber dann ... du warst nicht du selbst, als ich gegangen bin. Selbst für deine Verhältnisse warst du abartig schräg." erklärte sie. Er hatte es also gleich begriffen. Bei ihrer letzten Schwangerschaft hatte Henry zunächst reichlich lang gebraucht, um zu begreifen. Aber Jane hatte mittlerweile immerhin schon das ein oder andere Pfund zugenommen, so dass sich bei einem enger sitzenden Kleid nun schon ein leichtes Bäuchlein abzeichnete. Dieses Mal hätte Henry wirklich blind sein müssen.
Sie atmete geräuschvoll aus und sah Henry ernst an. "Und du glaubst, nur weil du her kommst und mir einmal vorheuchelst, dass es dir Leid täte ist alles wieder gut?"
Eigentlich war es das ja ... aber Jane hasste es, dass Henry sie nur mit dem richtigen Blick anzusehen brauchte und sie war wie Wachs in seinen Händen. Auch wenn es ihr schwer fiel hatte sie sich vorgenommen, es ihm dieses Mal nicht so leicht zu machen.

Henry schaute sie reumütig an. "Du weißt doch, dass ich mit Richard Schwierigkeiten habe. Ich kann mit ihm einfach keine Geduld haben. Vielleicht sind wir uns zu ähnlich. Der Umgang mit ihm fällt mir schwer. Aber ich weiß...ich habe mich ziemlich daneben benommen, was?" Er legte die Hand an ihre Wange und schaute ihr in die Augen.
"Liebes....es tut mir wirklich leid. Ich gebe mir Mühe. Aber ich hatte in letzter Zeit unendlich viel zu tun. Ich bin angespannt und da ist es mit mir durchgegangen. Komm zu mir zurück...ich vermisse Harry und dich. Es ist alles so einsam und mein Bett ist kalt. Ich will dich wieder bei mir haben. Auch wenn du vielleicht bis zur Geburt hier bleiben solltest...wenigstens wüsste ich dann, dass du im Herzen wieder bei mir bist."

Janes Blick wurde weicher, doch noch gab sie nicht nach. "Es ist nicht nur die Sache mit Richard, Henry." begann sie dann weiter zu erklären. "Auch wie du mit Eleonore umgegangen bist ..." sie ließ den Satz unvollendet und fuhr sich mit der Hand etwas unbehaglich über den Oberarm. Ja, in dem Moment als sie davon erfahren hatte, hatte sie kurzzeitig wirklich Angst vor Henry gehabt.
Jane schloss die Augen als er die Hand an ihre Wange legte und schmiegte ihr Gesicht daran. Wie gut es tat ihn zu fühlen und seinen Geruch einatmen zu können.
Im nächsten Moment öffnete sie die Augen wieder und löste sich von ihm, die Zähne fest aufeinander gebissen. "So, dein Bett ist also kalt?" echote sie. "Das wird wohl auch weiterhin so bleiben." schnappte sie wütend und verengte die Augen. "Du wagst es gerade nicht wirklich mich hier her abzuschieben, oder?" zischte Jane verärgert.

"Ja, ich weiß. Das war keine Glanzleistung von mir. Aber diese Frau provoziert mich ständig und sie sorgt regelmäßig dafür, dass ich die Beherrschung verliere. Ich würde ihr oft genug gern an die Gurgel gehen, ich bin einen Moment schwach geworden, aber ich würde ihr nichts antun. Ich bringe doch keine Frau in Lebensgefahr. Was hältst du denn von mir?"
Henry glaubte einen Moment schon, er wäre erlöst. Doch dann machte Jane ihm klar, dass er etwas Falsches gesagt hatte.
"Ja, das ist es. Aber das ist es, weil ich meine Liebste so vermisse. Ich schlafe am liebsten mit dir im Arm ein und wache so auch wieder auf. Ich bin einsam ohne dich und ohne Harry. Ihr seid doch das Wichtigste für mich. Wie also kannst du denken, ich wolle dich hier abschieben? Ich meine, dass ich Harrys Vater bin, weiß man am Hof ohnehin. Ich hätte dich gern bei mir. Aber ich dachte, dir wäre es vielleicht nicht recht, wenn man dich so mit Blicken verfolgt."

"Manchmal bin ich mir nicht ganz sicher, was ich von dir halte." erwiderte Jane leise. Sie glaubte nicht, dass Henry ihr oder Harry wirklich etwas antun würde, doch wenn er wieder einmal seine Beherrschung verlor, wusste sie nie genau woran sie war.
"Dann frag mich das nächste Mal gefälligst, ehe du solche Schlüsse ziehst!" fuhr sie ihn an und spürte bereits den Kloß im Hals. Diese verfluchte Schwangerschaft! Ihre Gefühle waren ungefähr so konstant wie eine Feder im Wind.
Einen Moment später schimmerten auch schon die Tränen in ihren Augen. "Du dämlicher Idiot!" fuhr sie Henry mit tränenerstickter Stimme wütend an. "Ich habe meine erste Schwangerschaft nahezu allein durchgestanden, glaubst du wirklich, dass ich das nochmal will? Nein, verdammt! Ich will bei dir sein, ich will, dass du mir beistehst und das du alles mitbekommst. Und ich will verflucht nochmal auch, dass die Frauenzimmer am Hof tuscheln, wenn sie mich sehen und dass sie mit Argusaugen beobachten, wie ich immer dicker und dicker werde, denn ich bin stolz darauf deine Kinder zu bekommen und das soll verflucht nochmal ruhig jeder sehen!"

Henry schüttelte den Kopf. "Aber du weißt doch, dass ich euch nie etwas tun würde. Niemals. Ich liebe euch doch." Er seufzte leise und zuckte leicht, als Jane ihn anfuhr. Er sah die Tränen in ihren Augen und hörte mit wachsender Bewunderung ihren Worten zu.
Dann zog er sie in seine Arme und küsste sie auf Schläfe. "Ach Jane...ich wollte dich doch nur schützen. Ich wollte dich dem nicht aussetzen, weil ich weiß, wie sie sein können. Ich wollte einfach nicht, dass du darunter leiden musst, Jane. Aber ich bin natürlich auch lieber an deiner Seite. Ich lasse dich nicht gern allein."
Henry gab ihr einen Kuss und strich ihr über den Rücken.
"Du faszinierst mich immer wieder, Liebste. Ich bin stolz über deine Einstellung."

Als Henry Jane in die Arme zog war es endgültig um ihre Beherrschung geschehen und die Tränen rannen ihr nur so über die Wangen. Sie schmiegte sich eng an Henry und genoss seine Liebkosungen. "Lass mich ja nicht nochmal alleine." murmelte sie und erwiderte den Kuss verzweifelt. Dahin war ihre mühsam aufrecht erhaltene Beherrschung, doch wenigstens hatte sie nicht sofort nachgegeben. Etwas worauf sie durchaus stolz war.
"Bleib bei mir und nimm mich später wieder mit nach Hause. Ich will nicht noch länger auf dich verzichten." flüsterte sie und griff nach seiner Hand. "Und hör endlich auf meinen Rücken zu streicheln, Dummkopf." ermahnte sie ihn und legte seine Hand auf ihren Bauch.

Henry lächelte leicht und strich Jane durch das Haar. "Ich lasse dich nicht alleine, keine Angst, meine Schöne." Er gab ihr einen langen Kuss und ließ sich seine Hand auf ihren Bauch ziehen.
"Ich werde nicht noch einmal ohne dich gehen. Ich werde auch dich warten und verzichten, wenn es denn irgendwann sein muss. Aber ich warte. Ich nehme dich mit nach Hause" Sanft strich seine Hand über die leichte Rundung ihres Bauches. "Ich liebe euch doch."
Er wusste, dass Jane sehr empflindlich war, wenn sie ein Kind erwartete, aber er würde einfach abwarten und sich nicht provozieren lassen, egal was kam. Zärtlich blieb seine Hand auf ihrem Bauch liegen.
"Ich liebe dich und ich werde ohne ich diesen Ort nicht verlassen. Versprochen."

Jane genoss den Kuss, den sie teilten und legte dann den Kopf an Henrys Schulter. "Ich bin froh, dass du da bist. Ich habe dich fürchterlich vermisst." murmelte sie als ihre Tränen schließlich versiegten. Sie gab Henry einen Kuss auf die Wange und lächelte als die Bartstoppeln über ihre Lippen strichen. Wie sie diesen Mann liebte!
"Ich liebe dich auch." flüsterte sie und drehte sich in seinen Armen so, dass sie den Rücken an seine Brust lehnen konnte und zog beide Arme um sich. Lächelnd legte sie ihre Hand auf die seine, die auf ihrem leicht gerundeten Bauch lag. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich bin." murmelte sie und strich sanft über ihren Bauch. Mit jedem Tag an dem sie sich sicherer geworden war, war ihre Freude gestiegen und nun, da sie es endlich mit Henry hatte teilen können, war ihr Glück perfekt.

Henry strich durch Janes Haar und streichelte über ihre Wange. "Ich bin auch froh, dass ich hier bin. Aber jetzt werde ich ohne dich nicht mehr von hier fort gehen, keine Sorge. Ihr gehört doch zu mir."
Er ließ sie seine Arme in Position bringen, wie sie es wollte und lächelte zufrieden. "Doch, denn ich bin es ebenso. Wir bekommen ein zweites Kind...überraschend, aber ich freue mich sehr. Und Harry wird sich als großer Bruder bestimmt gut machen. Richard auch, er kümmert sich ja auch sehr liebevoll um Harry. Hätte ich ihm wirklich nicht zugetraut."
Henry seufzte und zog Jane mit sich auf das Bett.
"Lass uns nicht so herumstehen, sondern uns setzen. Und jetzt erzählst du mir, was es so Neues gibt, meine Schöne.", erklärte er und gab ihr einen langen Kuss.

Sie legte den Kopf etwas zurück und sah Henry mit verträumtem Lächeln an. "Ich bin so unglaublich glücklich. Ich möchte dir so gern mehrere Kinder schenken und nun erwarte ich endlich das zweite." bemerkte Jane und drehte sich wieder herum, um Henry einen liebevollen Kuss zu geben.
Im nächsten Moment zog Henry sie mit hinüber zum Bett und sie ließ sich auf seinem Schoß nieder, um sich an seine starke Brust zu schmiegen. Ja, jetzt fühlte sie sich wieder viel besser.
"Oh, nun ... soviel ist hier nicht passiert. Es ging für Harry und mich ausgesprochen ruhig und entspannend zu. Allerdings ... solltest du mit Richard sprechen, er wird Neuigkeiten für dich haben." Sie sah Henry an und legte eine Hand auf seinen Arm. "Versprich mir nur, dass du dich zusammen reißt, wenn du ihm gegenüber stehst. Er wird sicher nicht allzu begeistert sein, dass du hier bist und schon gar nicht, wenn du ihn gleich wieder angehst." bat sie Henry und gab ihm einen Kuss.

Henry seufzte zufrieden und küsste sie sanft auf die Schläfe."Und das wirst du. So viele du willst. Und unser Kleiner wird ein ausgezeichneter großer Bruder sein. Ich bin froh, dass wir uns wieder vertragen, meine Liebste. Ich habe dich unglaublich vermisst."
Seine Augen verengten sich ein wenig misstrauisch."Neuigkeiten? Warum habe ich das Gefühl, dass mir diese Neuigkeiten nicht gefallen werden? Was hat der Junge angestellt? Aber gut, ich werde mir Mühe geben, ruhig zu bleiben, versprochen.", erklärte er dann. Was hatte Richard nur getan?

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