William und Joanna - ab 1181 bis 1182

Arthur

Arthur lächelte leicht. "Ich danke dir wirklich für das Angebot. Ich würde gern eine Weile hier bleiben, ich wüsste sonst auch nicht wohin." gestand er offen und atmete leise aus. Es war unglaublich erleichternd, dass John ihn so unverfänglich aufnahm, er hatte mit schlimmerem gerechnet, wenn er ehrlich war.
Arthur legte die Stirn in Falten während er John aufmerksam zu hörte und lachte dann. "Nun, du warst schon als kleiner Bengel immer ein wenig anders. Ich sollte also wohl kaum überrascht sein, dass du kein Interesse daran hattest." bemerkte Arthur beinahe amüsiert.
Im nächsten Moment verschwand der heitere Gesichtsausdruck jedoch schlagartig und er starrte erst John und dann Constance wortlos an. "Du ... ihr ..." Arthur stockte. Er war nicht dumm, es war ja abzusehen gewesen, dass Constance irgendjemanden geheiratet hatte, aber er hatte eher an eine Zweckehe gedacht, etwas, das er vielleicht ändern konnte, wenn er sie nur erst wieder sah. Aber nun musste er feststellen, dass sie ausgerechnet seinen Bruder geheiratet hatte und irgendwie hatte das einen bitteren Beigeschmack.
"Oh." erwiderte er schließlich wenig geistreich. "Du Glückspilz." Er zwang sich zu einem Lächeln, wenngleich er sich furchtbar elend fühlte. Constance und die Erinnerung an sie, hatten ihn in der Gefangenschaft regelrecht am Leben erhalten und jetzt ... es war schmerzlicher als Arthur erwartet hatte.

John winkte ab. "Keine Ursache. Du bist schließlich mein Bruder, da muss man zusammen halten. und der Earl ist auch sehr umgänglich, es wird kein Problem sein, dass du hier bleibst." Er grinste. "Anders? Naja...Das muss ja nicht schlecht sein, oder? Aber nicht jeder giert nach Macht. Außerdem was sollte ich als Priester mit einer Grafschaft? Dass ich dort Constance kennenlernte, war Zufall. Und damit hat sich alles geändert."
John hob überrascht die Augenbrauen. Mit einer solchen Reaktion hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Wie hingen Constance und Arthur zusammen, sodass sein Bruder so reagierte?
"Das bin ich. Und ich bin ausgesprochen glücklich mit meiner Frau. Mein Leben geht endlich geregelte Bahnen. Nun, komm, wir sollten dir ein Zimmer und etwas zu essen besorgen."

Arthur

Arthur lächelte leicht. "Ich bin froh, dass du das so siehst. Mit meinem letzten Versuch von einem Bruder Hilfe zu bekommen, bin ich ja mehr als kläglich gescheitert, ich weiß es also sehr zu schätzen, was du für mich tust." erwiderte er und schnitt dann eine Grimasse. "In der Tat. Und wohin die Gier nach Macht einen bringen kann, habe ich sehr nachhaltig erleben müssen." bemerkte er trocken.
Arthur drängte seine aufgewühlten Gefühle zur Seite und rang sich ein Lächeln ab. "Das freut mich für dich. Ich glaube dir aufs Wort, dass ihr glücklich zusammen seid." Wie hätte man es mit ihr auch nicht werden können?
Arthur nickte dankbar. "Das wäre fabelhaft."
Constance hatte das Gespräch zwischen den beiden Brüdern mit banger Hoffnung beobachtet und war erleichtert, dass es vorerst so glatt gelaufen war. Sie trat zu Arthur und legte ihm eine Hand auf den Unterarm. "Und ich lasse ein Bad für dich vorbereiten, damit du wieder sauber wirst." erklärte sie und musterte ihn kurz. "Ich glaube fast, Johns Sachen werden dir nicht passen, aber ich werde schon etwas passendes finden. Das was du anhast, kannst du so ja nicht mehr tragen. Und nach dem Bad kommst du zu mir und ich verpasse deinen Haaren und deinem Bart einen ordentlichen Schnitt. Du wirst sehen, dann siehst du gleich wieder aus wie neu." erklärte sie lächelnd und warf John einen dankbaren Blick zu. Sie war unendlich froh, dass John so gutmütig war und Arthur ohne zu Zögern willkommen hieß.

John hatte auf seine Frau gewartet, während diese sich um Arthur gekümmert hatte. Nun saßen sie zusammen vor dem Kamin und genossen die Wärme. Er hatte den Arm um seine Frau gelegt und seufzte leise. Es gab da doch noch ein paar Fragen, die ihm auf der Zunge lagen. Das alles war ihm etwas seltsam vorgekommen.
"Sag, Constance....was hast du mit Arthur zu tun gehabt damals? Er hat so komisch reagiert, als er erfahren hat, dass ich dich geheiratet habe. Ich werde nicht so ganz schlau aus ihm. Du hast mir auch nie erzählt, warum du ausgerechnet ihn um Hilfe gebeten hast. Hast du ihm verziehen?"

Constance hatte Wort gehalten und Arthur ein paar neue Kleider besorgt, während dieser ein Bad genommen hatte und nachdem sie ihm Haare und Bart geschnitten hatte, sah er gleich ein wenig besser aus. Dankbar hatte er auch das Essen entgegen genommen, sie beide hatten noch ein paar Worte gewechselt, doch dann hatte Constance ihn alleine gelassen, da Arthur sichtlich erschöpft von der Reise gewesen war.
Diese Begegnung hatte sie völlig durcheinander gebracht und umso dringlicher hatte sie heute Abend Johns Nähe gesucht. Es hatte gut getan mit den Kindern zu Abend zu essen und einen scheinbar normalen Abend zu verbringen, so dass sie nun zu zweit vor dem Kamin saßen.
Constance starrte in die Flammen vor ihnen als John das Wort an sich richtete und sie seufzte leise. "Du weißt, dass ich Alais Zofe war und unweigerlich hatte ich auch viel mit Arthur zu tun, zumal er im Gegensatz zu Robin durchaus die Gesellschaft seiner Familie gesucht hat. Wir haben uns immer gut verstanden, er hat uns beide oft begleitet und uns ermöglicht Ausritte und Ausflüge in die nächste Stadt zu unternehmen. Es ... gab eine Zeit in der Arthur und ich uns recht nahe standen." Constance strich sachte mit den Fingern über Johns Brust und betrachtete den Stoff seines Hemdes nachdenklich. "Anfangs war er für mich wie ein Bruder, dann ... mehr." Sie sah zu John auf und schüttelte den Kopf, ehe er falsche Schlüsse ziehen konnte. "Er hat mich nie angerührt, aber wir haben uns beide zueinander hingezogen gefühlt. Aber du weißt ja, wie das ist ... wir hätten nie heiraten können." erwiderte sie und lachte leise. "Trotzdem, es war leicht für ein junges Ding wie mich für ihn zu schwärmen."
Constance seufzte leise. "Und weil wir uns nahe standen und weil er der einzige gewesen war, der vielleicht Einfluss auf seinen Bruder hätte nehmen können, bin ich damals zu ihm gegangen." erklärte sie und schwieg dann nachdenklich, ehe sie schließlich nickte. "Ja, ich denke schon." erklärte Constance dann. "Ich war unglaublich wütend, verletzt und traurig, aber schon als er in den Krieg gezogen ist, habe ich begonnen mir ein wenig Sorgen zu machen, um ihn. Ich denke, das war der erste Schritt dahin ihm diese Sache zu verzeihen. Und als ich dachte er sei gefallen ..." Sie hob leicht die Schultern. "Als er heute in den Hof kam, dachte ich, ich traue meinen Augen nicht. Ich war völlig überrascht, aber vor allem ... erleichtert. Es tut gut zu sehen, dass er am Leben ist, dass er gesund ist."
Constance lehnte sich etwas zurück und seufzte noch einmal. "Ja, ich habe ihm wohl verziehen." schloss sie schließlich.

John nickte langsam. "Ihr wart beide jung, es ist völlig normal, dass man sich näher kommt. Das war vor meiner Zeit, du musst dich nicht rechtfertigen dafür. Es freut mich, wenn du dich damals mit Alais und Arthur so gut verstanden hast. Solange ihr euch jetzt nicht mehr näher kommt, ist es mir völlig gleich. Und so bist du einfach nicht. Du gehörst zu mir. natürlich war es leicht zu schwärmen, er war immer ein gutaussehender Mann."
John lächelte und küsste seine Frau auf die Wange.
"Ich denke auch. Es ist gut, dass du ihm verziehen hast. Solche Dinge sind vergangen und mir scheint, er hat daraus gelernt. Du weißt doch, Sünden bestraft der Herr meistens irgendwie..."
John seufzte leise. "Ich war auch überrascht, als er vor mir stand."

Constance lächelte sanft und gab John einen Kuss. "Ich gehöre zu dir, da hast du Recht." erwiderte sie leise, schüttelte dann aber den Kopf. "So oberflächlich war ich nun auch wieder nicht." protestierte sie mit gespielter Verärgerung. "Ich weiß nicht, wie deine Erfahrungen in der Kindheit mit ihm waren und ich weiß, dass ihm seine Herkunft manchmal ein wenig zu Kopf gestiegen ist, aber er war immer ein guter Kerl. Ich hab ihn nicht nur gern gehabt, weil er gut aussah."
Constance schmiegte sich ein wenig enger an John und nickte langsam. "Ja, ich denke auch, dass er das hat. Allerdings erscheint mir diese Strafe doch ein wenig harsch. Meine Güte, er hat mehr als ein Dutzend Jahre in Gefangenschaft verbracht." Allein bei dem Gedanken erschauderte Constance. "Sowas hat doch niemand verdient ..."
Constance schloss einen Moment die Augen und genoss die Nähe ihres Gemahls. "Ich frage mich nur, was jetzt aus ihm werden soll. Die Vorstellung, dass er wieder völlig mittellos durch England wandert, sobald er sich ausgeruht hat, gefällt mir nicht gerade."

John strich ihr eine Strähne hinter das Ohr und lachte. "Nein, ich weiß. Das bist du nicht. Ich kam mit Arthur als Kind auch immer besser zurecht, als mit Robin. Arthur und ich waren allein vom Alter her näher beieinander, aber wir waren uns auch charakterlich ähnlicher. Im großen und Ganzen hast du recht, er ist ein guter Kerl."
Er legte den Kopf schief. "Gott geht manchmal seltsame Wege, weißt du. Vielleicht steckt ein besonderer Sinn und Zweck dahinter. Doch du hast recht, es ist eine sehr harte Strafe." Allerdings hatte auch er sich schon Gedanken gemacht um Arthurs Verbleib.
"Das überlege ich auch die ganze Zeit. Aber vielleicht braucht William noch einen Ritter."

Constance schauderte leicht. "Ein besonderer Sinn und Zweck? Herrje, ich wünschte, ich könnte es begreifen. So erscheint es mir nur unfassbar grausam. Es ist ein Wunder, dass er diese lange zeit überlebt hat. Er muss wirklich einen starken Willen haben. Ich hoffe nur für ihn, dass sich das nun auch auszahlt."
Constance sah John an und ihre Augen leuchteten ein wenig. "Meinst du? Das wäre wundervoll. Ich meine, du bist schließlich neben Alais der einzige, der von seiner Familie noch übrig ist und unsere Kinder sind seine Neffen und Nichten. Es wäre sicher schön ihn hier zu haben." Zumal Arthur ihr nach all den Jahren immer noch am Herzen lag, wie Constance feststellte. Da sie davon hatte ausgehen müssen, dass er tot sei, hatte sie sich damit abgefunden, aber jetzt wo er wieder hier war, konnte sie ihn auf keinen Fall einfach wieder ziehen lassen und so tun als wäre sein Schicksal ihr egal.

"Man kann Gott nicht begreifen, aber man muss ihm einfach vertrauen. Dann vielleicht gewinnt man eines Tages einige Erkenntnisse. Er hat einen starken Willen, glaube mir. Aber ich glaube auch nicht, dass sie ihn in einem fensterlosen Loch gefangen gehalten haben. Auch die Franzosen haben Anstand, Constance. Natürlich ist es trotzdem schlimm, so lange von Zuhause fort zu sein."
John seufzte leise.
"Ich kann es nicht sagen. Aber ich werde William danach fragen. Vielleicht könnte Arthur sich damit anfreunden hier zu bleiben. Ich hoffe nur, dass er Simon und Alais wirklich in Ruhe lässt."

Constance hob leicht die Schultern. "Ich weiß es nicht, aber genug Schauermärchen hört man ja durchaus." bemerkte sie und seufzte leise. "Aber wie dem auch sei, leicht wird es nicht gewesen sein."
Dann lächelte sie und nickte. "Tu das, ich bin sicher, du wirst ihn überzeugen können. William hört auf dich und Arthur kann sich sicher nützlich machen." Constance legte die Stirn in Falten und sah John nachdenklich an. "Ich bin sicher, dass er das wird. Du hast ihn doch gehört, er hat kein Interesse mehr an Surrey. Wieso sollte er die beiden also belästigen? So ein Typ Mensch ist er nicht." wandte Constance ein. Sie glaubte, dass Arthur die Wahrheit gesagt hatte, dass er tatsächlich kein Interesse daran besaß, Surrey in seinen Besitz zu kriegen.

John nickte langsam. "Ja, du hast Recht. Leicht war es sicher nicht. Lass uns einfach abwarten, ja? Wir müssen ohnehin sehen, wie Arthur sich hier entwickelt. nach so langer zeit sollten wir ihn im Auge behalten."
Er runzelte die Stirn und dachte einen Moment nach. "Das sagt er jetzt. Aber ob es so bleibt, wenn er wieder auf der Höhe ist? Robin hat ihn um seinen Anspruch gebracht, Constance. Das solltest du nicht unterschätzen. Das kann den Unterschied ausmachen, damit er niemals damit zufrieden ist mit dem, was er hat. Aber erst muss er hier ankommen, dann werde ich mit William sprechen und dann sehen wir weiter. Er ist ja immerhin noch mein Bruder."
Auch, wenn es lange her war.

Constance zögerte einen Moment lang, nickte dann jedoch. "Nun, wir müssen in jeglicher Hinsicht wohl einfach abwarten, wie sich alles entwickelt." erwiderte sie dann möglichst diplomatisch, wenngleich sie anderer Meinung war als John. Sie glaubte Arthur und konnte sich gut vorstellen, dass er zufrieden sein würde, dass er einfach leben wieder auf der Gefangenschaft herausgekommen war und es bis nach England geschafft hatte.
Oder war sie in dem Punkt vielleicht doch etwas zu gutgläubig? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen.

John wartete ungeduldig auf seine Frau. Er hatte so eine Ahnung, wo sie wieder steckte und das behagte ihm gar nicht. In letzter Zeit verbrachte sie ausgesprochen viel Zeit mit Arthur, half ihm sich einzufinden und sprach mit ihm über alte Zeiten. Das nahm mehr Zeit in Anspruch, als ihm lieb war.
Er tippte unruhig mit dem Finger gegen die Mauer und wandte sich rasch um, als sie das Zimmer betrat. Er bemühte sich wirklich, nicht hektisch oder ungeduldig zu wirken, aber das fiel ihm ausgesprochen schwer.
"Da bist du ja...ich dachte schon, du kämst heute nicht mehr.", sprach er sie sanft an. Er wollte nicht wieder Streit wie bei Owen damals, aber er hasste es, wenn sie viel Zeit mit unverheirateten Männern verbrachte. Zumal er ganz genau wusste, dass Arthur schon einmal Interesse an ihr gehabt hatte.

Arthur hatte es Constance wirklich mehr als leicht gemacht seine Gesellschaft wieder zu genießen. Wenn gleich sie vom ersten Tag an überzeugt gewesen war, dass sie ihm vergeben hatte, hatte sie dennoch Sorge gehabt, dass sie beide befangen miteinander umgehen würden, doch es war fast so als wäre er nie weg gewesen. Constance bemühte sich nach Kräften Arthur den Einstieg in sein neues Leben zu erleichtert und oft genug saßen sie zusammen, erzählten über dieses und jenes und Constance vergaß völlig die Zeit darüber.
Auch heute war es etwas später geworden, als sie eigentlich geplant hatte, dennoch war sie gut gelaunt als sie ihr Gemach betrat, wo John bereits auf sie wartete.
Überrascht zog sie die Augenbrauen in die Höhe. "Nanu, natürlich komme ich. Wieso sollte ich auch weg bleiben?" fragte sie und kam zu ihm hinüber, legte eine Hand auf seine Brust und gab John einen Kuss. "Wie war dein Tag, Liebster?"

John seufzte und erwiderte ihren Kuss. "Du kommst oft so spät in letzter Zeit....du bist viel bei Arthur.", stellte er ohne Vorwurf fest. "Ich weiß ja, dass ihr euch viel zu erzählen habt. Wer weiß, wie lange du die Zeit vergisst? Aber jetzt bist du ja da..."
Auch, wenn es ihm gar nicht behagte, wie viel die Beiden zusammen hingen. Doch was sollte er tun? Er konnte es Constance nicht verbieten. Was dabei heraus kam, wenn er es versuchte, hatten sie Beide gesehen.
"Vielleicht bin ich einfach ein bisschen eifersüchtig?", bemerkte er leichthin und legte die Arme um sie. "Mein Tag war nicht sehr spektakulär. Ich war mit Hal im Dorf unterwegs und habe im Hospital nach den Kranken gesehen."

Constance legte den Kopf ein wenig schief und lächelte sanft. "Das bin ich. Aber selbst wenn ich die Zeit vergesse, ans Schlafen gehen denke ich doch schon noch. Und daran, dass mein armer, verlassener Gemahl mir nachtrauert." neckte sie ihn sachte und legte die Arme um Johns Nacken.
Dann lachte Constance auf und schmiegte sich an ihn. "Eifersüchtig?" wiederholte sie belustigt. "Ach John, was zählt ist doch, dass ich am Ende des Tages immer in deinen Armen liege, in deinem Bett, mit dir zusammen, nicht wahr?" Sie reckte sich etwas und küsste ihn erneut. "Nicht sehr spektakulär, aber ein guter Tag will ich meinen. Dieses Hospital ist wirklich ein Segen für die Menschen und ich bin so stolz darauf, dass du ihnen hilfst."

John lächelte ein wenig schief. "Das hoffe ich doch. Dein armer, verlassener Gemahl kommt sich ein bisschen vernachlässigt vor.", erklärte er dann und strich ihr durch das blonde Haar.
"Natürlich bin ich eifersüchtig, wenn du Zeit mit fremden Männern verbringst. Sollte das nicht normal sein? Das ist ein Zeichen dafür, wie sehr ich dich liebe. Aber wenn du wenigstens nachts bei mir bist..."
Er erwiderte sanft ihren Kuss und seufzte leise. "Oh ja. Ich bin wirklich froh darüber, dass alles fertig ist. Es ist viel einfacher, wenn die Kranken zu mir ins Hospital kommen. Und wenn sie wirklich krank sind, können wir sie dort behandeln. So stecken sie ihre Familie nicht so leicht an oder bekommen wirklich die Pflege, die sie brauchen, um rasch gesund zu werden. Besonders, seit wir ein paar junge Frauen und Männer aus dem Dorf in der richtigen Pflege unterwiesen und angestellt haben."

Constance strich John über die Wange und lächelte zärtlich. "Morgen komme ich früher, versprochen. Ich will ja nicht, dass mein armer Gemahl noch eingeht vor Vernachlässigung." erwiderte Constance und schnalzte dann leise mit der Zunge. "Deine Liebe zu mir in allen Ehren, John de Warenne, aber darf ich dich daran erinnern, dass es kein fremder Mann ist, von dem ich gerade gekommen bin, sondern dein Bruder?" tadelte sie ihn zärtlich.
Constance schmiegte sich an ihren Gemahl und ließ die Hand über seine Brust wandern. "Es freut mich, dass alles zu funktioniert, wie ihr es euch vorgestellt habt und dass du deinen Traum verwirklichen kannst." Ihre Hand fand Johns Hosenbund, zog das Hemd heraus und glitt dann unter den weichen Stoff, um über Johns warme Haut zu streichen. "Und Hal ist auch eine wundervolle Bereicherung für diesen Haushalt. Seit er hier ist, hast du auch mehr Zeit für ... die wichtigen Dinge ..." murmelte sie, verschloss Johns Lippen mit den ihren und ließ nun auch die zweite Hand unter seinem Hemd verschwinden.

"Das trifft sich gut. Dann können wir einen schönen, gemütlichen Abend miteinander verbringen. Die Kinder können bestimmt bei ihren Freunden schlafen und Joanna achtet gewiss auf Johnny..." John lächelte, schüttelte aber den Kopf. "Das eine schließt das Andere doch nicht aus, Constance. Er war Jahre fort, im Prinzip ist er wohl ein Fremder. Besonders für mich. Ich habe ihn fast zwanzig Jahre nicht gesehen. Und du widmest ihm viel Aufmerksamkeit."
Er nickte zufrieden und ließ sich auf ihre Annäherungen ein, befreite sie ohne weiter zu zögern von ihrem Kleid und zog sie mit hinüber zum Bett. Er sehnte sich nach ihr und er wollte ihr und sich einmal mehr klar machen, dass sie ganz allein zu ihm gehörte. Niemand würde je etwas zwischen ihnen ändern können.
"Die wichtigen Dinge...das klingt gut."

Edward war selig. Endlich hatte diese Zerrissenheit ein Ende, er musste sich nicht mehr entscheiden, ob er am Hofe blieb, um Henry zu dienen oder ob er nach Truro ging, um bei Julia zu sein. Nun konnte er beides miteinander vereinbaren.
Während der Diener Henry ihre Ankunft ankündigte, griff Edward nach Julias Händen und drückte sie sanft. "Mach dir keine Gedanken, meine Schöne. Er wird dich nicht auffressen, glaub mir." murmelte er sanft und gab ihr noch einen Kuss, ehe der Diener wieder an der Tür erschien und sie hinein bat.
Edward führte Julia in Henrys Gemach und sank dann vor dem König auf ein Knie hinab. "Mein König, es freut mich, wieder hier zu sein." erklärte er und widerstand dem Drang grinsend zu Henry aufzusehen, sondern hielt den Blick gesenkt und wartete.
Endlich.
Endlich waren sie hier, als Mann und Frau, er durfte sich offen mit Julia zeigen und nun würde er auch seine Bestrebungen Oxford zu bekommen, wieder weiter verfolgen können.

Julia

Julia war sehr aufgeregt, als Edward sie dieses Mal mitnahm zum König. Seit heute Morgen waren sie hier am Hof und sie hatte die Kinder nur widerwillig in Obhut des Kindermädchens gelassen, zu groß war die Angst, sie könnten etwas anstellen. Doch letztlich blieb ihr keine andere Wahl. "Ich hoffe es.", murmelte sie und atmete tief durch, ehe sie an Edwards Seite vor den König trat. Sie knickste elegant, wie Constance und Joanna es sie gelehrt hatten und hoffte nur, dass sie keinen Fehler machte.
Henry bedeutete ihnen Beiden mit einer Handbewegung sich zu erheben. "Edward....auch ich bin erfreut, dass du wieder hier bist. Du wirst hier gebraucht, zu lange warst du fort. Aber ich sehe, du hast den Grund für deine Abwesenheit mitgebracht. Ich denke, ich kann dich doch ein klein wenig verstehen. Deine Lady ist eine ansehnliche Frau." Besonders, wenn man ihre Herkunft bedachte, war sie wirklich von außergewöhnlicher Schönheit. "Ich hoffe, ihr seid euch bewusst, dass es nicht sehr einfach werden wird."

Edward erhob sich wieder und warf Julia einen sanften Blick zu, ehe er den König wieder ansah und sich ein schelmisches Grinsen auf seine Lippen stahl. "In der Tat, das habe ich. Und seid versichert, Sire, dadurch werde ich mich nun bis auf weiteres hier bei Euch aufhalten können." erklärte er und sah Henry an. Er schürzte kurz die Lippen, war aber klug genug zu diesem Kommentar zu schweigen.
Natürlich war Julia ansehnlich, mehr als das, und Edward hoffte nur, dass der König sie nicht eines Tages zu ansehnlich finden würde ... Gerüchte gab es immerhin genug was Henry und sein Verhältnis zu den Frauen am Hofe anging.
Edward hob das Kinn ein wenig an und nickte entschlossen. "Sicher, aber solange ich meine Gemahlin an meiner Seite weiß und Euch zu Diensten sein kann, werden wir alle Hindernisse überwinden können. Es wird dadurch keinen Ärger geben, das verspreche ich Euch, Sire."

Henry nickte zufrieden. "Das ist gut. Wir werden uns in den nächsten Tagen noch über deine zukünftigen Aufgaben hier unterhalten. Erst einmal sieh zu, dass du wieder auf das Laufende kommst. Ich denke, ich muss mich noch an den Gedanken gewöhnen, dass du jetzt ein verheirateter Mann bist."
Schließlich war Edward nur ein halbwüchsiger Bengel gewesen, als er hergekommen war. "Ich denke nicht, dass es Ärger geben wird, solange ihr beide in der Lage seid einige unschöne Kommentare hinzunehmen. Man muss manchmal einfach den Mund halten und es ignorieren, dann hören die Lästermäuler von selbst auf. Nehmt euch diesen Rat zu Herzen. Ihr könnt nun gehen."

Edward konnte nicht anders als kurz aufzulachen. "Ein merkwürdiger Gedanke, nicht wahr?" erwiderte er, legte dann aber den Arm um Julia und lächelte. "Aber ein sehr schöner Gedanke. Mein Vater hegt die Hoffnung, dass ich dadurch nun vernünftiger werde ... ich werde mir jedenfalls alle Mühe darin geben." erklärte Edward und verneigte sich noch einmal vor Henry. "Wir werden Euren Rat beherzigen und befolgen, Sire. Ich danke Euch vielmals." gab er zurück, ehe er Julia den Arm darbot, um sie nach draußen zu führen.
"Siehst du, alles ist gut gegangen." murmelte er sachte als sie die Tür erreichten. Und er war zuversichtlich, dass auch alles weitere problemlos ablaufen würde. Sicher, Henry hatte Recht, sie würden sich einige Kommentare anhören müssen, aber das war Edward egal. Wichtig war, dass er Julia bei sich hatte.