William und Joanna - ab 1181 bis 1182

William nickte leicht. "Gut. Du solltest regelmäßig hier sein, das weißt du. Es ist immens wichtig für die Zukunft ... aber was sage ich dir das, du kennst meine Meinung dazu ja." erwiderte William und seine Miene hellte sich noch ein wenig mehr auf. "Wundervoll, ich habe das Mädchen so lange nicht gesehen." murmelte er.
Dann konnte er ein Grinsen einfach nicht zurück halten. Robert reagierte genau so, wie er erwartet hatte und William behielt seinen kleinen Enkel aus eben diesem Grund auch so geduldig auf seinem Schoß, denn solange Isaac hier war, würde keiner von ihnen einen Streit vom Zaun brechen.
"Oh, im Gegenteil, mein Junge. Ich habe mich endlich auf meine Frömmigkeit besonnen und eingesehen, dass ich etwas für mein Seelenheil tun muss." erwiderte William und bedachte Robert mit einem spöttischen Lächeln. "Robert, ich werde nicht jünger und wenn ich noch etwas von der Welt sehen möchte, dann muss ich das jetzt tun. John und ich haben schon länger damit geliebäugelt diese Reise zu unternehmen und seit Eleonore mir vor vielen Jahren einmal von ihrer Reise dorthin erzählt hat, habe ich mich immer gefragt, ob ich auch eines Tages vor den Toren Jerusalems stehen könnte."
William schürzte die Lippen. "Genau aus diesem Grund habe ich nicht geschrieben, Robert. Ich will, dass du noch eine Weile hier bleibst. Truro ist in sehr guten Händen, deine Mutter und Geoffrey wissen ganz genau wie sie alles zu regeln haben und ich will nicht, dass du deshalb von hier abreist. Haben wir uns verstanden?"

Robert seufzte auf. "Ja, Vater, ich weiß..." Wichtig für die Zukunft, aber er würde Henry wohl nie so ergeben sein wie sein Vater dem alten König.
Er schüttelte ungläubig den Kopf. "Und deshalb muss es unbedingt Jerusalem sein? Das ist so gefährlich. Was hast du davon dorthin zu reisen? Dort gibt es nicht so viel, was es nicht in Frankreich oder Spanien auch gäbe, oder? Und Mutter hat dich allen Ernstes gehen lassen? Und Constance?" Er konnte es kaum fassen.
"Aber..." Er unterbrach sich kurz. "Bist du sicher? Es ist doch meine Aufgabe dich zu vertreten und Truro ordnungsgemäß zu verwalten. Stattdessen sitze ich hier und genieße den Tag." Das verursachte ihm ein schlechtes Gewissen. Und die Angst nagte an ihm, was passierte, wenn seinem Vater etwas geschah.

William hätte um ein Haar gelacht, doch er hielt sich zurück und nur seine zuckenden Mundwinkel verrieten ihn. "Robert, wir sprechen hier vom Heiligen Land. Von dem Land in dem unser Herr Jesus Christus gelebt und gewirkt hat. Das kannst du einfach nicht mit Frankreich oder Spanien vergleichen. Und deine Mutter war ... nicht gerade begeistert, aber sagen wir einfach, sie hat die Notwendigkeit erkannt." erwiderte William und warf John einen kurzen Blick zu. "Und was Constance anbelangt ... ich denke, das wird John dir lieber in aller Ruhe heute Abend erklären, wenn er will. Nicht hier, wo die Wände möglicherweise Ohren haben." erklärte William ruhig.
William musterte Robert eindringlich und stellte wieder einmal fest, wie stolz er eigentlich auf seinen Sohn war. Robert hatte sich unglaublich entwickelt und war genau der Sohn geworden, den William sich immer gewünscht hatte. "Ich bin mir sicher." erwiderte er sanft. "Du kannst mich noch oft genug vertreten, es ist nicht notwendig, dass du nun Hals über Kopf von hier abreist. Bleib noch eine Weile hier, genieße das Lodderleben hier an diesem verschwendunssüchtigen Hof und brich dann irgendwann in Ruhe wieder auf, statte deinem Sohn auf dem Rückweg einen Besuch ab und wenn du dann von dort aus nach Truro kommst, ist es vermutlich immer noch zu früh, dass du wieder kommst." erklärte er schmunzelnd. "Nimm dir Zeit, Robert und genieße, dass du sie momentan noch so frei zur Verfügung hast."

Robert biss sich auf die Unterlippe. "Kann ich vermutlich nicht, aber dennoch. Erzähl mir nicht, dass du plötzlich streng gläubig geworden bist. Ich weiß nicht...aber da du es dir ja offenbar in den Kopf gesetzt hast, werde ich daran sowieso nichts mehr ändern können." Er hob eine Augenbraue und schaute kurz zu John hinüber, ließ das Thema dann aber auf sich beruhen. "In Ordnung."
Er seufzte leise und stimmte dann zu.
"Gut, wie du meinst. Lange wollten wir ohnehin nicht mehr bleiben, also werden wir bald nochmal nach Rob sehen und dann heim kehren. Aber wir werden uns nicht übermäßig beeilen. Du hast ja Recht.." Er sollte es genießen, dass er momentan noch so viel Zeit für seine Familie erübrigen konnte.
Er hob den Kopf und begann zu lächeln.
"Sieh mal, Vater, da kommt sie..."

William lachte leise. "Mit Nichten. Das wäre ohnehin wenig glaubwürdig, nicht wahr? Aber trotzdem finde ich es faszinierend und wenn ich jetzt nicht gehe, dann wohl gar nicht mehr, verstehst du?" erklärte William lächelnd.
"Ah, welch Zugeständnis, du siehst ein, dass ich Recht habe. Gut zu hören, Junge." bemerkte William und drehte dann den Kopf als Roberts Blick über seine Schulter hinweg glitt. Im nächsten Moment reichte William seinen Enkel an dessen Mutter zurück und war im Nu auf den Beinen.
"Isabella!" Er strahlte über das ganze Gesicht als er seiner Tochter durch die Halle entgegen kam. Viel zu lange hatte er sie nicht gesehen und es stimmte ihn überaus glücklich sie hier zu treffen. "Komm her mein Kind, lass dich ansehen!" er zog sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Du siehst hinreißend aus! Wie geht es dir?" fragte William neugierig und legte seiner Tochter einen Arm um die Taille, um sie mit hinüber zu den anderen zu führen.

"Das wäre es in der Tat. Ich kann das verstehen und auch, wenn ich mir Sorgen mache, werdet ihr euch ohnehin nicht davon abhalten lassen, vermute ich. Sei ja vorsichtig, Vater. Es würde Mutter umbringen, wenn du nicht zurückkommst.", mahnte Robert ein wenig beunruhigt. "Ich gebe dir immer Recht, wenn es stimmt, was du sagst..."
Isabella war gerade von einem kleinen Spaziergang durch den noch recht winterlichen Garten zurückgekehrt. Es wurde langsam Frühling, aber kühl war es dennoch und die Blumen trugen noch keine Knospen. Sie vermisste William schrecklich, seit er vor einigen Tagen mit Henry aufgebrochen war und so suchte sie Ablenkung, wo sie denn welche finden konnte. Die junge Frau hatte es in die Halle gezogen, in der Hoffnung, sich dort ein wenig mit ihren Nichten und ihrem Neffen die Zeit vertreiben zu können, wenn sie selbst schon immer noch kein Kind erwartete.
Vollends überrascht war sie indes, als sich jemand von der Gruppe löste und auf sie zu eilte. Isabella begann zu strahlen. Es war wirklich ihr Vater, der hier war! Wie lange hatte sie ihn nicht gesehen?
"Vater!" Sie trat ihm freudig lächelnd entgegen und ließ sich willig in die Arme schließen. "Wie kommst du denn hier her? Ich danke dir, es geht mir gut. Ich vermisse meinen Mann, aber sonst kann ich nicht klagen." Sie wollte nicht ihr erstes Wiedersehen seit so langer Zeit mit ihren lächerlichen Sorgen belasten. Dazu war sie viel zu froh ihren Vater zu sehen. "Und wie geht es dir? Und Mutter? Und meinen Geschwistern?"
Sie folgte ihrem Vater zu den Anderen hinüber.

William lächelte leicht. "Ach Robert, ich habe mir das von deiner Mutter schon genug anhören müssen, natürlich bin ich vorsichtig. Und glaub mir, es ist nicht mein Wunsch irgendwo fern ab der Heimat auf einer Pilgerreise zu sterben. Dafür gibt es andere Anlässe zu wesentlich späteren Zeitpunkten. Ein paar Jährchen wirst du mich und meine Vorhaltungen also noch ertragen müssen."
Als er wenig später jedoch Isabella in den Armen hielt, waren diese Gedanken alle vergessen. "Ah, das freut mich zu hören. Und dein Gemahl wird sicher bald wieder bei dir sein, genieße also einmal die paar Tage ohne ihn." Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
Dann sah er sie forschend an und strich ihr über die Wange. "Soll ich zuerst berichten und wir sprechen später über deine Sorgen? Irgendwas bedrückt dich doch, nicht wahr, meine Kleine?" hakte er sanft nach und führte sie langsam zurück zu den anderen. Er setzte sich wieder und nahm einen Schluck Wein bevor er Isabella antwortete. "John und ich haben uns auf eine kleine Reise begeben und wollten Rouen als Station nutzen." erklärte William. "Zu Hause geht es auch allen gut, deine Mutter ist mir ein wenig gram, dass ich sie alleine zu Hause gelassen habe, aber sonst geht es ihr hervorragend und deine Geschwister gehen auch alle ihren Weg."

Isabella lächelte zurückhaltend. "Ach, ich weiß nicht. Eigentlich ist jeder Tag ohne ihn nur schwer zu genießen. Er gehört einfach dazu, weißt du."
Sie erwiderte den Blick ihres Vaters und nickte kurz. "Dir kann man nichts vormachen, was? Du kennst mich immer noch zu gut. Es ist wirklich nichts Schlimmes, eigentlich albern. Ich erzähle es dir später, wenn nicht jeder zuhört. Berichte du lieber zuerst."
Sie setzte sich auf die Armlehne seines Sessels. "Eine kleine Reise? Und wohin soll die Reise gehen?", fragte sie interessiert. "Aber ich bin ausgesprochen froh, dass es allen gut geht. Ich sehe euch viel zu selten."

William lächelte wohlwollend und drückte leicht die Hand seiner Tochter. "In gewisser Weise freue ich mich, dass du das sagst, dass zeigt mir, wie richtig die Entscheidung war dich ihm zur Frau zu geben." erwiderte William sanft.
"Es wäre schlimm, wenn wir uns schon so fremd geworden wären." bemerkte er und schüttelte den Kopf. "Keine deiner Sorgen könnte albern sein, meine Liebe."
Als sie sich auf die Armlehne seines Sessels setzte, legte William den Arm um Isabellas Taille und schmunzelte. "Oh, das wird dir gefallen ..." murmelte er amüsiert. "Wir sind auf dem Weg nach Jerusalem. Wir wollen eine Pilgerreise in das Heilige Land unternehmen." erklärte er und machte sich auf den nächsten Protest gefasst. In gewisser Weise wäre William froh mit seiner Nachricht einmal auf Begeisterung zu stoßen und nicht auf Besorgnis und Ablehnung, aber was wollte man schon erwarten, denn immerhin war es eine lange, gefährliche Reise.

Isabella schenkte ihrem Vater ein fröhliches Lächeln. "Natürlich war sie richtig, sonst hätte ich ihn doch nicht erwählt. Ich liebe ihn sehr und ich könnte mir mein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen." Er tat ihr gut mit seiner Ausgeglichenheit und seiner Ruhe, das war ihr Anker hier in diesem doch recht turbulenten Umfeld.
"Lass uns später einfach ein Stück spazieren gehen, dann erzähle ich dir alles.", schlug sie vor, ehe sie seinem Bericht lauschte und ihn überrascht ansah. "Jerusalem? Ein lohnenswertes Ziel, will ich meinen. Es ist sicher spannend diesen Ort zu sehen. Aber Mutter hat dich so einfach gehen lassen? Kein Wunder, dass sie verstimmt ist. Vielleicht sollte ich sie wirklich einmal besuchen."

"Ah, meine Kleine, du ahnst gar nicht wie glücklich und traurig du mich zu gleich machst mit diesen Worten." erwiderte er lachend. "Mein kleines Mädchen ist erwachsen geworden, scheint mir."
William nickte bereitwillig. "Nach der längeren Zeit im Sattel wird ein Spaziergang Wunder tun. Besonders mit so einer hübschen Frau an meiner Seite."
Einen Moment lang sah er seine Tochter fast verdutzt an, dann lachte er vergnügt und zog Isabella wie ein kleines Kind auf seinen Schoß. "Wahrlich Isabella, wie gern hätte ich dich mehr in meiner Nähe." bemerkte er noch immer lachend und sah zu Robert hinüber. "Hör ihr gut zu, Robert, deine Schwester weiß, wie man auf die Neuigkeit eine Pilgerreise regiert." William gab Isabella einen Kuss auf die Wange. "Ein lohnenswertes Ziel ist es in der Tat. Deine Mutter hat sich ausnahmsweise einmal gefügt und es hingenommen. Sie ist nicht glücklich darüber, aber sie weiß, wie viel mir die Reise bedeutet." Er lächelte zufrieden und nickte. "Warte noch bis zum Frühjahr und dann besuche sie, sie wird sicher überglücklich sein."

"Erwachsen und glücklich, Vater, also sei nicht traurig. Du wirst immer mein Vater bleiben, den ich liebe, auch wenn ich nun einen anderen Mann an meiner Seite habe. Immerhin ist es einer, der dich sehr schätzt und respektiert.", erklärte Isabella und nickte knapp, als er zustimmte. Vielleicht war es gut ihre Sorgen mit ihm zu eilen. Vielleicht fand er Worte des Trostes für sie.
Isabella musste lachen, als er sie auf seinen Schoß zog. "Mach dir nichts daraus, Robert.", sagte sie, als ihr Bruder eine Grimasse schnitt. "Für mich hat diese Reise auch nicht solche Konsequenzen wie für dich, darum ist es für mich einfacher. Und wenn sogar Mutter ihn ziehen lässt...." Sie nickte lächelnd."Das werde ich tun."

William nickte. "Nun, dann will ich mich nicht beklagen. Es stimmt mich nur manchmal wehmütig euch alle so groß werden zu sehen." erwiderte William lächelnd.
William bedachte seine Sohn mit einem spöttischen Blick, dann strich er Isabella über die Wange. "Gutes Kind. Es freut mich zu hören, dass einmal jemand versöhnlicher mit meinen Plänen umgeht." erwiderte William. "Dann lasst uns noch eine wenig die Zeit genießen, die wir hier sind, was? In ein paar Tagen seid ihr uns ja schon wieder los."

Isabella und ihr Vater hatten nach einer Weile gemeinsam die Familie verlassen und machten nun einen kleinen Spaziergang durch die Gärten. Eine ganze Zeit lang gingen sie nur schweigend nebeneinander her und genossen die Gegenwart des Anderen, bis Isabella den Mut fand das Wort zu ergreifen und ihrem Vater von ihren Sorgen zu berichten.
"Ich bin wirklich glücklich mit William, er könnte kaum ein besserer Mann sein. Er bemüht sich so, alles einfach für mich zu machen. Aber trotzdem...Ich mache mir Sorgen, weil ich immer noch nicht schwanger bin.", gestand sie schließlich verlegen ein. Solche Themen hatte sie immer nur mit ihrer Mutter besprochen.
"Ich hätte so gerne ein Kind. Mary ist schon zweifache Mutter..."

William gab sich damit zufrieden Isabella den Arm anzubieten und mit ihr ein wenig durch die Gärten zu schlendern und wartete dabei geduldig darauf, dass seine Tochter sich ein Herz fasste. Das letzte, was er wollte, war sie zu drängen, sie sollte ihre Sorgen von sich aus mit ihm teilen und so genoss er es einfach seine Tochter endlich einmal wieder bei sich zu haben.
Als sie schließlich zu sprechen begann, lauschte er aufmerksam und nickte schließlich nachdenklich. "Setzt er dich deswegen unter Druck?" erkundigte er sich sachlich, schwor sich aber, dass er sich William Marshal vornehmen würde, wenn dieser seinem kleinen Mädchen Kummer bereitete.
Er schwieg einen Moment, dann sah er Isabella wieder an. "Liebes, was denkst du, warum ich darauf bestanden habe, dass ihr alle frühestens mit 15 heiratete?" fragte er zunächst nach anstatt eine Antwort auf ihre Worte zu geben.

Isabella seufzte, schüttelte dann aber energisch den Kopf. "Nein! Das würde er niemals tun. Ganz im Gegenteil...er versucht mich zu trösten und mir Mut zuzusprechen. Er sagt, es könne genauso gut an ihm liegen und nicht an mir. Er würde mich auch lieben, wenn wir niemals Kinder hätten. Aber es fühlt sich so unbefriedigend an. Mary bekommt ein Kind nach dem Anderen und ich bin auch nach ein paar Jahren nicht schwanger...Ich weiß, dass er es sich wünscht. Er wünscht sich ebenso ein Kind wie ich. Was, wenn ich nie ein Kind haben werde?"
Isabella lehnte sich leicht an ihren Vater und sah zu ihm auf. "Damit wir erwachsen genug sind? Reif genug um all die Dinge zu tragen, die das Leben mit sich bringt."

William brummte zufrieden und ein Lächeln huschte kurz über seine Lippen. "Guter Mann." stellte er zufrieden fest und blieb dann stehen, drehte sich zu Isabella herum und legte eine Hand an ihre Wange. "Vertrau auf das, was er dir sagt. Das ist das, was wirklich zählt. Ich kann verstehen, dass es dein Wunsch ist ein Kind zu bekommen, besonders vor dem Hintergrund, dass deine Schwester nun schon zum zweiten Mal eins zur Welt gebracht hat, aber Isabella, dein Wunsch wird schon noch in Erfüllung gehen, glaub mir. Auch wenn du das nicht hören willst, aber du bist noch so jung ..." William gab ihr einen Kuss auf die Stirn und lächelte.
"Kluges Mädchen. Ich hätte bisher jede von euch mit zwölf Jahren verheiraten können und noch viel eher verloben können, denn weiß Gott, Anfragen habe ich genug bekommen, aber ich halte nichts davon kleine Kinder zu verheiraten. Wenn es nach mir gegangen wäre, hättet ihr auch ruhig noch zwei, drei Jahre warten können, aber ich muss natürlich einsehen, dass es gewisse Grenzen gibt. Elizabeth hat mir ja nur allzu deutlich vor Augen geführt, wie das alles sonst laufen könnte." erwiderte William. "Mir war wichtig, dass ihr in Ruhe aufwachen und lernen könnt, dass ihr geistig reifen könnt ohne schwere Aufgaben zu schultern. Aber nicht nur der Geist muss reifen, sondern auch der Körper. Ich habe genug Frauen gesehen, die mit 12 Jahren verheiratet wurden und deren Männer keine Geduld an den Tag gelegt haben ..." William schüttelte ein wenig betroffen den Kopf. "Glaub mir, in so jungen Jahren Kinder zu bekommen und dann möglicherweise auch noch in jedem Jahr aufs Neue, dafür ist kein Körper wirklich geschaffen." William legte den Kopf ein wenig zur Seite und betrachtete seine Tochter mit sanftem Blick. "Was ich sagen will, ist, dass du ein wenig geduldig sein solltest. Vielleicht ist dein Körper klug genug, um dir noch ein wenig Zeit zu geben. Sobald die Zeit reif ist, wirst du sicher wundervolle Kinder zur Welt bringen und sowohl deinen Gemahl als auch mich sehr stolz machen."

Isabella lächelte flüchtig. "Natürlich ist er das. Sonst hätte ich ihn nicht geheiratet.", erklärte sie sanft. Sie sah zu ihm auf und schmiegte den Kopf in seine Hand. "Du hast ja Recht...ich sagte doch, meine Sorgen sind albern. Aber es ist einfach schwer das zu akzeptieren. Ja, ich bin noch jung..."
Sie seufzte leise. "Ich weiß. So jung wäre ich vielleicht auch noch gar nicht bereit gewesen mit William hierher zu gehen. Ich wäre für dieses Leben hier nicht bereit gewesen. Ich denke, ich bin dir dankbar, dass du darauf bestanden hast zu warten. Aber ich glaube, für solche Erkenntnisse ist man nie bereit. Du hast vermutlich recht und es wird noch werden. Ich wünsche mir nichts mehr...Aber ich kann nicht so einfach mit dem Gedanken leben, das sich unfruchtbar sein könnte."

William schüttelte energisch den Kopf. "Sie sind nicht albern. Und es ist wichtig, dass du sie mit dir vertrauten Menschen teilst und sie nicht in dich hinein frisst. Lass die Sorge darum nicht dein Leben bestimmen, meine Liebe, dann wird sich schon alles fügen. Es mag seltsam klingen, wenn ausgerechnet ich das sage, aber hab ein wenig mehr Vertrauen in Gott. Mir hat er letztlich auch immer wieder vor Augen geführt, dass er sich bei jedem noch so großen Schicksalsschlag etwas gedacht hat. Und er wird auch seinen Grund dafür haben, dir jetzt noch keine Kinder zu schenken." William lächelte sanft. "Du stammst aus einer überaus fruchtbaren Familie, Isabella, ich wüsste keinen Grund weshalb du da eine Ausnahme bilden solltest. Lass dich nicht unter Druck setzen, besonders nicht von Marys Schwangerschaften." forderte er sie auf und bot ihr dann den Arm wieder an, damit sie weiter gehen konnten. "Ich werde in Jerusalem am Grabe Christi für dich beten, wenn du möchtest. Schaden kann so etwas ja nie." fügte William dann Augenzwinkernd noch hinzu.

Isabella nickte langsam. "Ich danke dir, dass du mir zuhörst und mir Mut machst. Es tut gut sich einmal jemand Anderem anzuvertrauen als William. Er leidet ja selbst ein wenig darunter, auch wenn er es nie zeigt oder ausspricht. Vielleicht sollte ich wirklich mehr auf Gott vertrauen."
Sie musste leicht lächeln. "Du hast ja Recht, ich werde es versuchen. Und ein Gebet am Grabe Christi kann in der Tat nichts schaden. Wer weiß schon, ob es nicht wirklich hilft.", erwiderte sie amüsiert und fühlte sich getröstet. Es tat unendlich gut mit ihrem Vater darüber zu sprechen.
Sie nahm erneut seinen Arm und setzte gemeinsam mit ihm den Weg fort.
"Ich bin froh, dass du hier bist. Ich habe dich vermisst."

William lachte leise. "Nun, dafür bin ich schließlich dein Vater, nicht wahr? Um mir all deine großen und kleinen Sorgen anzuhören, dir zu raten und dich zu trösten." erwiderte er sachte und strich Isabella über die roten Locken. "Ich werde dort für dich beten, sei versichert. Auch wenn ich glaube, dass es eines solchen Gebetes nicht notwendig ist. Es könnte die Sache ja aber vielleicht beschleunigen."
William lächelte zufrieden und nickte. "Ich ebenso und sei versichert, solange wir noch hier sind, wirst du mich selten los werden." versprach er grinsend. "Und auf dem Rückweg werde ich dich wieder besuchen und dir von all den wunderlichen Dingen erzählen, die wir gesehen und erlebt haben."

Joanna hatte sich heute mit Constance verabredet, wie so oft in letzter Zeit. Dann saßen sie gemeinsam vor dem Kamin während der kleine Johnny und der kleine William zusammen spielten und sich prächtig verstanden.
Seufzend legte sie ihre Handarbeit beiseite. "Ach Constance...was meinst du, wo unsere Männer gerade sind? Denkst du, sie sind noch in Rouen?" William hatte ihr gesagt, dass er gedachte, dort einen Zwischenstopp zu machen und Isabella und Robert zu besuchen.
"Ich hoffe, es geht ihnen gut."
Wenigstens war Arthur fort, so dass ein wenig mehr Ruhe herrschte.

Constance hatte Johnny mit zu Joanna gebracht, da er und der kleine Will sich gut verstanden. Der Altersunterschied war nicht allzu groß, so dass die zwei sehr vergnügt zusammen spielten und Constance und Joanna hatten so immer ein wenig Zeit zusammen zu sitzen.
Wenngleich ihr Blick auf die beiden Jungen gerichtet war, war Constance heute jedoch so ganz und gar nicht bei der Sache. Sie hatte eine Entdeckung gemacht, die ihr Schweißausbrüche bereitet hatte und sie kam von den Gedanken daran einfach nicht mehr los.
Deshalb wandte sie auch etwas verspätet den Kopf und sah ihre Freundin an, musste sich kurz zusammen nehmen, um sich auf das Gespräch zu konzentrieren, dann hob sie leicht die Schultern. "Es könnte sein. Aber möglicherweise sind sie auch bereits wieder aufgebrochen. Sie wollten ja ein paar Tage dort bleiben, aber sich dennoch nicht allzu sehr aufhalten lassen." erwiderte Constance und nickte langsam. "Ja, das hoffe ich auch." stimmte sie zu.
Wenngleich der Gedanke an John sie erst recht elend stimmte.
Als sie festgestellt hatte, dass sie schwanger war, waren sofort die zwei Optionen deutlich geworden: es konnte ein weiteres Kind von John sein, aber es könnte genauso gut in dieser einen Nacht mit Arthur geschehen sein und das erschien ihr beinahe wahrscheinlicher, wenn sie darüber nachdachte. Aber das durfte einfach nicht sein, sie konnte kein Kind von Arthur bekommen, dass würde alles nur noch komplizierter machen und daher musste sie irgendeinen Ausweg finden.
Sie hatte bereits in ein paar von Johns Büchern geblättert und die ein oder andere Pflanze gefunden, die angeblich Wehen förderten oder bei denen vermerkt war, dass sie von Schwangeren unter keinen Umständen genommen werden sollten ... es musste also irgendwie Mittel und Wege geben, aber das war alles andere als einfach für Constance.

Joanna runzelte leicht die Stirn, als sie Constances verzögerte Reaktion bemerkte. So abwesend war ihre Freundin doch sonst nicht. "Möglich. Aber sag Constance...ist alles in Ordnung? Du bist mit deinen Gedanken gar nicht bei der Sache. Ist es wegen John? Machst du dir Gedanken? Es wird schon alles gut gehen und wenn ihr euch wieder seht, könnt ihr von vorne anfangen. John wird dir verzeihen, ich bin ganz sicher.", redete sie Constance gut zu und legte ihr kurz die Hand auf den Arm.
"Willst du mir nicht sagen, was los ist? Über irgendetwas zerbrichst du dir doch den Kopf, ich sehe es dir an. Du weißt doch, du kannst mit mir über alles sprechen."

Constance hatte gewusst, dass sie diese Sache nicht vor Joanna geheim halten konnte, dafür kannten sie sich beide einfach schon viel zu lange und zu gut. Sie war nicht gerade glücklich darüber, dass Joanna nachhakte, aber dennoch keimte fast so etwas wie Erleichterung in ihr auf, dass sie sich damit jemandem anvertrauen konnte.
Constance sah einen Moment lang schweigend auf Joannas Hand hinunter, die auf ihrem Arm lag und dachte darüber nach, wie sie die Sache erklären konnte, dann schließlich schüttelte sie den Kopf. "Ich fürchte ganz so einfach wird es nicht." erwiderte sie dann leise und schloss kurz die Augen, ehe sie sich einen Ruck gab. "Ich bin schwanger, Joanna." erklärte Constance mit belegter Stimme und sah wieder zu ihrem Sohn hinüber. "Und ich weiß nicht ..." ... welcher der beiden Brüder der Vater ist.