William und Joanna - ab 1182 bis 1183

Joanna hob die Augenbrauen. "Tatsächlich? Nun, dann bin ich gespannt, was du dir da noch ausgedacht hast."
Azeem gefiel ihr, er war ihr sympathisch und es wunderte sie nicht, dass William und John sich gut mit ihm verstanden. Sie musste lachen. "Ja, er war schon öfter verlaufen...Aber ich glaube, ich hätte mich in Jerusalem auch nicht zurecht gefunden. Nun ja, Schnee gibt es bei euch auch nicht, oder? Ist es nicht sehr warm und trocken bei euch?"
Sie lauschte der Geschichte und freute sich auf sehr viele weitere Anekdoten von dieser Reise. "Oh ja, das ist er. Wir Beide verdanken ihm schon unser Leben. Er hat fast alle meinen Kindern auf die Welt geholfen. Es wundert mich nicht, dass Ihr Euch gut mit ihm versteht. Und wisst Ihr...unser Hospital wird Euch sehr gut gefallen. So wie Ihr England zu schätzen lernen werdet."

Azeem

"Oh, das darfst du auch, glaub mir. Es wird dir gefallen." erklärte William grinsend.
Zufrieden beobachtete er das Gespräch zwischen Azeem und Joanna. Er hatte sofort gewusst, dass die beiden sich verstehen würden und dass Joanna den Araber herzlich willkommen heißen würde. Er wusste, dass Azeems Aufenthalt hier sicher einige Schwierigkeiten mit sich bringen würde, aber dennoch hatte er mit Freuden eingewilligt, als Azeem ihn gefragt hatte.
Der Araber grinste breit. "Nein, so etwas gibt es nicht bei uns. Dieses Schnee ... wirklich ein seltsames Ding." erwiderte er. "Wir haben viel trockenes Land ... Wüsten ... aus Sand und Stein. Aber ein wunderschönes Land!" versicherte er verträumt. "Vor allem nicht so kalt." fügte Azeem lachend hinzu.
Er nickte andächtig und lächelte. "Es ist mir eine große Freude hier zu sein und all das zu sehen."
William lächelte und klopfte Azeem auf die Schulter. "Was hältst du von einem warmen Gemach, mein Freund?" schlug er vor und gab einem Diener ein Zeichen. "Hier, lass dir dein Zimmer zeigen, wärm dich auf und ruh dich aus. Morgen werden wir Joanna dann all die anderen wunderlichen Geschichten über dein Land erzählen."

"Davon bin ich überzeugt. Ich freue mich darauf." Joanna nickte. "Ich würde es auch gern einmal sehen, Euer Land. Aber ich bin sicher, Williams Erzählung wird es mir sehr lebhaft vor Augen entstehen lassen. So kalt ist es hier gar nicht. Weiter oben im Norden wird es noch kälter."
Joanna lächelte und wartete, bis William alles in die Wege geleitet hatte. Sie lehnte sich leicht an ihn. "Stimmt es, dass die Frauen dort sich nicht so zeigen wie wir hier? Wie kommt er mit den anderen Sitten hier zurecht?", fragte sie neugierig.
"Er ist ein netter Kerl."

Als Azeem dankbar dem Diener in die Burg gefolgt war, wandte William sich wieder Joanna zu und legte den Arm um ihre Taille. "Das stimmt. Es gibt auch bei ihnen unterschiedlich stark ausgeprägte Glaubensrichtungen, die streng gläubigen Frauen gehen nahezu vollständig vermummt vor die Tür. Im Normalfall ist es nicht ganz so stark ausgeprägt, aber du" William schob seine Hand unter Joannas Mantel und strich sachte mit dem Finger an Joannas Dekolleté entlang. "würdest dort schon zu freizügig herum laufen." neckte er sanft und hob dann leicht die Schultern. "Er ist ein aufgeschlossener, lebenslustiger Kerl. Sicher ist einiges hier für ihn befremdlich, aber er ist niemand, der anderen seine Kultur aufzwingen will - im Gegenzug erwartet er nur, dass man ihn auch die seine ausleben lässt. Es könnte sicher ab und an schwierig werden, aber ich halte ihn für eine große Bereicherung. Auch wenn sein jugendlicher Leichtsinn manchmal etwas mit ihm durchgeht." scherzte er.
Dann führte er sie noch ein kleines Stück weiter. "Wir haben einige Stoffe erstanden, du kannst sie in den nächsten Tagen in Ruhe begutachten. Ich dachte mir, es würden ein paar schöne Kleider für die Mädchen dabei heraus kommen." erklärte er und beobachtete zufrieden wie seine Männer die Sachen mit großer Sorgfalt ausluden. "Ich habe auch Reliquien für die Kirche erstehen können, kostbaren Stoff für ein neues Altartuch und noch ein paar Kleinigkeiten." William grinste breit. "Und ich hätte noch so viel mehr kaufen können ... wie gut, dass du mir so gefehlt hast, dass ich schnell nach Hause wollte, sonst hätte ich noch unser ganzes Gold ausgegeben." scherzte er und hauchte einen Kuss auf Joannas Wange. "Komm, lass uns hinein gehen. Hier sind sowieso erst einmal alle damit beschäftigt die Sachen auszuladen. Ich würde gerne nachholen, was ich über ein Jahr hatte missen müssen ..." wisperte er leise.

Joanna grinste. "Das wäre nun wirklich nichts für mich. Viel zu freizügig..." Sie warf ihm einen verführerischen Blick zu. "Ich glaube aber, dass dir das ganz gut gefällt, nicht wahr? Dabei ist das hier noch eines der harmlosen Kleider. Azeem wird Augen machen, wenn ich eines der Kleider anziehe, die gerade in Mode sind. Er wird einen fürchterlichen Schock erleiden.", erwiderte sie amüsiert.
"Aber er wird sich schon zurecht finden und England noch zu schätzen lernen. Sein jugendlicher Leichtsinn...wie alt ist er denn?"
Sie lächelte. "Das klingt wundervoll, die Mädchen werden sich freuen. Und ich bin so gespannt alles zu sehen." Sie griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich. "Das müssen wir dringend nachholen."

William grinste breit. "Ich würde dich gern noch viel freizügiger sehen ... allerdings erst, wenn wir unter uns sind." erklärte er mit gedämpfter Stimme, lachte dann aber. "Ja, er wird ziemlich überrascht sein, aber ich bin sicher, auch das wird er schnell überwinden." erwiderte William. "Dreiundzwanzig. Nicht mehr unbedingt jugendlich, aber in meinem Alter darf ich solche Bemerkungen wohl allmählich machen, immerhin trennt mich nur noch ein Jahr von der fünfzig." bemerkte William amüsiert. Erstaunlicherweise gelang es ihm meistens sein fortschreitendes Alter mit Humor zu nehmen und sich nicht allzu sehr über die vergangene Jugend zu grämen. Es brachte sie ja schließlich auch nicht zurück.
"Das hoffe ich doch. Wir haben genug Stoffe um alle neu einzukleiden und ich habe für jedes der Kinder noch eine Kleinigkeit dabei, es wird also keiner leer ausgehen."
Bereitwillig folgte William Joanna und musste sich fast beherrschen, um die Schritte nicht zu sehr zu beschleunigen als sie durch die Gänge zu ihrem Gemach gingen.
Als sie es erreicht hatten, schob William ohne Umschweife den Riegel vor. "Sicher ist sicher. Solange nicht gerade die Welt untergeht kann alles andere warten." erklärte er, ging dann jedoch zunächst zu seinen Packtaschen, die noch ungeöffnet an der Seite standen. "Zunächst aber noch ein kleines Geschenk für meine werte Frau. Oder vielleicht auch für mich ... je nachdem wie man es sehen will." bemerkte er amüsiert und kramte dann in den Taschen herum, ehe er ein kleines Bündel hervor holte, dass in schlichte Wolle eingeschlagen war.
"Das alte habe ich ja doch immer sehr gerne an dir gesehen ..." erklärte William mit geheimnisvollem Lächeln und überreichte Joanna das kleine Bündel. Er hatte nicht damit gerechnet ein solches Nachthemd tatsächlich auf der Reise zu finden, doch scheinbar gab es überall auf der Welt gewisse Nischen, man musste nur am richtigen Ort suchen. Und als er das hier in den Händen gehalten hatte, hatte er es einfach mitnehmen müssen.

Joanna grinste zurück. "Das lässt sich einrichten." Unterwegs lauschte sie seinem Bericht über Azeem und nickte. "Ich bin gespannt, wann er dem ersten Mädchen den Kopf verdreht hat. Ein junger Mann im besten Alter, exotisch. Aber mir gefällt mein reifer Ehemann sowieso viel besser. Erinnere mich nicht daran, bei mir ist es auch nicht mehr allzu lange." Und so langsam schlichen sich immer mehr graue Fäden in den roten Haarschopf.
Als sie ihre Gemächer erreichten und William den Riegel vorschob, drehte sie sich erwartungsvoll zu ihm um. "Noch ein Geschenk? Sieh an..."
Schon bei den folgenden Worten ahnte sie, um was es sich handelte und sie behielt recht, begann breit zu lächeln. "Danke... Dann gib mir einen Moment, dann können wir es gleich...einweihen." Ohne weiteres Zögern verschand sie im Nebenraum.
Sie kannte die freizügigen Nachthemden, die es auch hier gab, aber dass er ausgerechnet dort so etwas fand, wo die Frauen regelrecht weggesperrt wurden vor fremden Blicken? Joanna musterte es genauer und war fasziniert, als sie es schließlich trug. Es ließ den Rücken nahezu vollständig frei und bestand dabei noch aus einem hauchdünnen Stoff, der mehr erahnen ließ, als er verbarg.
Sie löste ihr Haar und trat dann wieder vor William.
"Und, gefällt dir das Geschenk?"

Williams Mundwinkel zuckten belustigt. "Im besten Alter? Ich würde ja behaupten, dass ich mich auch noch im besten Alter befinde ... was machen die grauen Haare schon?" erwiderte er amüsiert.
Seine Augen funkelten erwartungsvoll als Joanna das Nachthemd auspackte und er konnte es kaum abwarten, dass sie sich fertig umgezogen hatte.
Als Joanna schließlich zurück kam, stieß William die Luft geräuschvoll zwischen den Zähnen hervor. "Herr im Himmel. Wahrlich, ich glaube, ich habe vor allem mir ein Geschenk damit gemacht." bemerkte er und löste sich von der Tischkante gegen die er sich gelehnt hatte. Er trat vor Joanna, legte die Hände an ihre Hüften und drehte sie einmal herum, um sie genau in Augenschein zu nehmen. Als sie sich wieder gegenüber standen, lächelte er. "Du siehst fantastisch aus, meine Schöne." erklärte er leise, zog sie ohne Umschweife an sich und küsste sie innig.
Ohne zu zögern machten sich seine Hände auf den Weg und strichen über die wundervollen Kurven seiner Frau. Ein leises Seufzen kam über Williams Lippen. "Nimm es mir nicht übel, aber ich denke, wir sollten schnell zur Sache kommen." erklärte er heiser und zog sich kurzer Hand das Hemd über den Kopf. William konnte es kaum noch abwarten, zu lange war die Trennung gewesen und er sehnte sich unglaublich danach endlich wieder mit Joanna das Bett zu teilen.

Joanna nickte. "Das tust du...für mich zumindest. Was sollte ich auch mit so einem jungen Spund, der nichts vom Leben weiß? Nein, nein..."
Über seine Reaktion musste sie leise lachen, aber sie fühlte sich auch geschmeichelt, dass er immer noch so auf sie reagierte. Nach all den Jahren und obwohl bereits Mitte vierzig war.
"Ich danke dir..", erwiderte sie leise und genoss seine Hände auf ihrer Haut, nur noch dünner Stoff zwischen ihnen.
"Dann solltest du mir lieber aus diesem Nachthemd helfen, Liebster. Aber vorsichtig, mach es nicht kaputt, damit wir noch länger Spaß daran haben. Und dann hält dich nichts mehr."

William grinste breit. "Zumal so einer wie Azeem dein Sohn sein könnte." neckte William und verschloss Joannas Lippen vorsorglich mit den seinen.
Er ließ die Hände zu dem Saum des Nachthemdes gleiten und dann unter dem dünnen Stoff verschwinden. "Hm, klingt verlockend." bemerkte William und schob das Nachthemd hinauf, zog es Joanna ein wenig ungeduldig, aber dennoch vorsichtig über den Kopf.
Der Stoff fiel achtlos zu Boden und William hob seine Gemahlin hoch, trug sie zum Bett hinüber und ließ sie darauf nieder.
Einen kurzen Moment gestattete er sich den Anblick zu genießen, den sie so bot, dann befreite er sich eilig von seiner Hose und kniete sich über Joanna. "Ich liebe dich, Joanna." erklärte er mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen. "Und ich habe dir ja versprochen, dass ich wieder zurück komme." fügte er hinzu und ließ die Hände dann zu ihren Schenkeln gleiten, um ihre Beine auseinander zu schieben. "Lass uns also meine Rückkehr gebühren feiern, hm?" Er gab ihr einen innigen Kuss und drang dann ohne weiteres Zögern in sie ein.
Ein Stöhnen kam über Williams Lippen und für einen Moment verharrte er so. Ein leises Lachen kam über seine Lippen und er übersäte Joannas weiche Haut mit Küssen. "Endlich ..." wisperte er und begann sich zu bewegen.

"Eben." Joanna grinste zurück und stöhnte dann leise, als er sie vom Nachthemd befreite und seine Hände über ihre Haut strichen.
Sie schlang Arme und Beine um ihn, als er sie hochhob und zum Bett trug. Auch sie hatte viel zu lange verzichtet, sie wartete nur darauf, dass er sie endlich nahm. Endlich...
"Ich liebe dich auch. Ja, du hast es versprochen. Dann können wir ja jetzt endlich diese dämlichen Briefe verbrennen und ja, deine Rückkehr feiern."
Ihre Finger gruben sich leicht in seinen Rücken, als er in sie eindrang. "Endlich..", wiederholte sie glücklich und kam ihm dankbar entgegen.

William hatte die Arme um Joanna gelegt, das Kinn auf ihrem Scheitel abgestützt und die Augen geschlossen. "Hmm." Er brummte zufrieden und ließ seine Rechte ein wenig träge über ihren Rücken wandern. "Das war wundervoll." erklärte er leise und öffnete die Augen, um Joanna wieder anzusehen.
"Und ich freue mich schon auf heute Nacht." fügte er grinsend hinzu.
Er streckte sich genüsslich und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. "Was meinst du, das Feuer im Kamin brennt ordentlich, jetzt wäre doch ein guter Zeitpunkt, um ein paar Briefe zu Asche verbrennen zu lassen, hm? Einen nach dem anderen." Jetzt, da er wieder hier war, waren die Briefe überflüssig geworden und er freute sich bereits darauf sie endlich den Flammen zuzuführen.

Joanna lächelte zufrieden und strich mit den Fingern durch die Haare auf Williams Brust. Wie sehr er ihr gefehlt hatte.... "Das war es. Und du hast Recht, wir haben noch die ganze Nacht vor uns. Sie wird wirklich erfüllend werden, das verspreche ich."
Joanna sah kurz hinüber zum Feuer und nickte dann.
"Du hast Recht, das wäre ein guter Zeitpunkt, du brauchst sie ja nun glücklicherweise nicht mehr. Obwohl mich doch ein bisschen interessiert hätte, was du mir geschrieben hast. Aber ich will nicht undankbar sein. Die Hauptsache ist, Gott hat meine Gebete erhört und dich heil zurück gebracht."

William gab ein weiteres zufriedenes Brummen von sich als Joanna über seine Brust strich, ihre Finger durch die feinen Haare auf seiner Haut glitten und sie ihm damit einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. "Oh, daran zweifle ich keine Sekunde lang." erwiderte William lächelnd.
Er folgte ihrem Blick zum Feuer hinüber und schwieg einen Moment, ehe er Joanna wieder ansah. Ein schiefes Grinsen huschte über seine Lippen. "Hauptsächlich, dass ich dich liebe, dass du mich in guter Erinnerung behalten sollst, dass du auf die Kinder Acht geben und gute Menschen aus ihnen machen sollst ... und dass du die Liebe meines Lebens bist und mein Leben nur durch dich so wundervoll verlaufen ist, dass du eine unbeschreibliche Bereicherung warst und es erst wirklich kostbar und lebenswert gemacht hast. Und dass es mir Leid tut, dass ich so dumm war und dich hier in Truro zurück gelassen habe, um irgendwo auf dieser verrückten Reise in den Orient mein Leben zu lassen und ich hoffe, dass du es mir verzeihen kannst." erklärte William mit sanfter Stimme. "Lauter sentimentalen Unsinn also." Er gab ihr einen Kuss und setzte sich dann auf.
"Komm, lass uns das Zeug verbrennen, bevor du doch noch auf die Idee kommst, den Brief zu lesen." neckte er sanft.

Joanna lauschte andächtig und nickte dann. "Gut, dass du wieder zurück bist. Ich weiß nicht, ob ich mich mit einem Brief so einfach hätte abfinden können. Ob ich überhaupt geglaubt hätte, dass du tot bist." Sie gab ihm einen Kuss.
"Aber alles wunderbar romantisches Zeug. Wie du es so gut kannst, wenn du dich anstrengst. Aber keine Sorge, ich glaube, ich will es gar nicht mehr lesen."
Sie setzte sich auf und holte dann die Briefe aus der Truhe. Nackt wie sie war, kam sie zum Kamin zurück und reichte William den Stapel Briefe.
"Nun komm, wirf sie ins Feuer. Damit wir diese Reise und die Trennung hinter uns lassen. Jetzt bist du in Sicherheit und wieder hier.", erklärte sie und erwiderte seinen Kuss.

William grinste breit. "Ja, ich habe mir wirklich Mühe gegeben. Aber du brauchst ihn ja auch gar nicht mehr zu lesen, immerhin hast du ja mich ... deutlich besser als so ein oller Brief würde ich meinen." erwiderte er und beobachtete Joanna wie sie zu seiner Truhe ging und die Briefe hervor holte.
Er trat an den Kamin heran und nahm den Stapel von Joanna entgegen. Kurz wiegte er sie in seinen Händen und dachte darüber nach, wie er all diese Briefe geschrieben hatte, dann nickte er. "Ja, wir sollten es wirklich hinter uns lassen." bestätigte er und warf die Briefe vorsichtig ins Feuer, beobachtete, wie die Flammen daran leckten und jeder einzelne Brief schließlich vom Feuer verzehrt wurde bis nur noch ein Häufchen Asche zurück blieb.
William legte die Arme um Joanna und küsste sie liebevoll. "Das wäre also auch geschafft." murmelte er leise.

Cathie schlenderte langsam durch die Kräutergärten des Hospitals. Jetzt im endenden Winter wuchs hier immer noch einiges, aber  er würde nie so schön sein wie im Sommer.
Sie genoss dennoch den würzigen Geruch der vielen Heilpflanzen und dachte über ihre Eltern nach, die am Abend zurückgekehrt waren. Sie hatten zu ihrer Erleichterung etwas versöhnter gewirkt, trotz des kleinen Jungen.
Jetzt würde alles besser werden und dann würde ihr Vater ihr sicher auch viel erzählen können über Jerusalem. Das war alles zu kurz gekommen nun. Sie hob den Blick und musterte verstohlen den jungen Mann, der ihr über den schmalen Kiesweg vom Hospital her entgegen kam. Ob er wirklich ein echter Araber war? Er sah schon so fremdländisch aus..Neugierig war sie ja schon.

Azeem

Obwohl er es erbärmlich kalt fand, ließ Azeem es sich nicht nehmen, die nähere Umgebung der Burg zu erkunden und heute hatte es ihn zunächst zum Hospital getrieben, wo er nun durch den Kräutergarten ging und seinen Gedanken nach hing. Er zog den Mantel ein wenig fester um sich und lief gedankenverloren den Weg entlang, als er leichte Schritte auf dem Kies hörte und aufsah. Eine junge Frau kam ihm entgegen und an Hand der Kleidung, die sie trug, mutmaßte er, dass sie auf der Burg lebte, denn die einfachen Leute hier aus den Dörfern konnten sich keine solchen Mäntel leisten, das war ihm bereits auf dem Weg nach Truro hin aufgefallen. Als er die junge Frau erreicht hatte, blieb er stehen und verneigte sich förmlich vor ihr. "Mylady. Ich bin nicht der Einzige, der trotz dieser verrückten Kälte draußen ist, scheint mir?" Er lächelte leicht und ließ den Blick kurz durch den Garten schweifen. "Ich glaube daran habe ich mich nicht schnell gewöhnt."

Cathie war überrascht, dass der Fremde sie ansprach und es machte sie ein kleines bisschen verlegen. Trotzdem knickste sie höflich.
"Oh nein, das seid Ihr nicht. Aber ich mag die Kälte, da ist es draußen so schön ruhig. Und mittlerweile wird es auch schon wieder angenehmer. Richtig kalt ist es nur im tiefsten Winter.", erklärte sie mit einem schüchternen Lächeln.
Er sah wirklich aus wie ein Engländer, nur mit dunklerer Haut, dunklem Haar und faszinierenden dunkelbraunen Augen.
"Aber ich kann mir vorstellen, dass man sich daran nicht schnell gewöhnt, wenn man nur Wärme gewohnt ist. So ist es doch auch bei Euch Zuhause, nicht? Mein Vater sprach von Euch. John de Warenne. Mein Name ist Catherine. Woher sprecht Ihr unsere Sprache?"

Azeem

Azeem beobachtete fasziniert, wie die Wangen der jungen Dame vor ihm ein wenig erröteten und sie höflich knickste. Trotz des dicken Wintermantels hatte es etwas unglaublich anmutiges an sich.
Er lachte und entblößte dabei zwei reihen makellos weißer Zähne. "Angenehmer? Ihr meint, nicht mehr so kalt?" wiederholte er amüsiert und schüttelte den Kopf. "Ihr Engländer seid ein ... ein merkwürdiges Menschen."
Das Lächeln, dass sie zeigte, ein wenig schüchtern, aber dennoch aufgeschlossen, fand Azeem regelrecht hinreißend. Sie sah so ganz anders aus als all die Frauen, die er aus seiner Heimat kannte. Sicher hatte er auch schon Frauen aus anderen Ländern gesehen, aber keine hatte er so liebreizend gefunden wie diese hier.
Er nickte und grinste leicht. "Wir haben kein Schnee, dafür viel Sonne, heißen Sand und Steine." erklärte er lachend und seine Miene hellte sich auf. "Ah, Cathie! Ich darf so sagen, oder? Euer Vater hat viel von Euch erzählt." antwortete Azeem und machte dann eine wegwerfende Geste. "Ich muss noch viel lernen von Eurer Sprache. Aber ich habe viele Engländer in Jerusalem getroffen, Besucher ... Pilger. Wie Euer Vater und William. Also habe ich ein bisschen von ihnen sprechen gelernt."

Cathie mochte sein Lachen und seine tiefe Stimme, die klang wie weicher Samt und doch ein klein wenig rau. Sie lächelte zurück.
"Oh ja, nicht mehr so kalt. Es wird Frühling." Sie musste lachen, sah aber davon ab ihn zu korrigieren. Sie kannte ihn nicht, das wäre nicht angemessen gewesen. "Das sind wir wohl. Aber dasselbe kann man von euch wohl auch sagen."
Man sagte, dass die Araber vor allem dunkle Haare hatten. Wie befremdlich musste es für ihn sein, hier rothaarige und blonde Frauen zu treffen?
"Ja, Ihr dürft so sagen. Ich hoffe, mein Vater hat nicht völlig übertrieben. Aber nun da Ihr hier seid, habt Ihr ja viel Gelegenheit zu lernen. Von vielen Engländern."

Azeem

"Nicht mehr so kalt?" wiederholte Azeem ungläubig und lachte. "Ich würde lieber noch einen Mantel tragen." bemerkte er und seine Augen funkelten mutwillig als Cathie lachte. "Ihr lacht! Ich habe etwas falsches gesagt? Bitte, wenn ich etwas falsches sage, müsst Ihr es richtig sagen, Cathie." bat Azeem lächelnd. "Nur so kann ich es ... lernen. Nur so kann ich lernen, wie ich richtig sagen muss."
Azeem legte eine Hand auf die Brust und verneigte sich kurz. "Cathie." wiederholte er und lächelte. "Ich bin geehrt Euch zu sehen." Er betrachtete sie kurz und schüttelte den Kopf. "Oh, ich glaube nicht. Euer Vater ist ein guter Mann. Ein Giaur, aber ein guter Mann. Er sagt die Wahrheit über Euch." erklärte Azeem grinsend. "Das hoffe ich. Dafür bin ich hier, um Euer England, die Menschen und das Sprechen zu lernen."

"Nur, weil Ihr nicht daran gewöhnt seid.", erwiderte Cathie amüsiert. "Wenn Ihr so lange bleibt, wird es Euch nächsten Winter gar nicht mehr so schlimm vorkommen."
Sie staunte über seine Offenheit, aber es gefiel ihr, dass er ihr das Lachen nicht übel nahm. "Nicht ganz falsch. Ich verstehe, was Ihr meint. Aber in Ordnung. Ihr müsst sagen: Ihr Engländer seid merkwürdige Menschen. Oder: Ihr Engländer seid ein merkwürdiges Volk."
Neugierig musterte sie ihn. "Ich bin auch sehr erfreut Euch kennenzulernen. Aber erklärt mir doch, was ist ein Giaur? Und Ihr habt Recht, mein Vater ist ein guter Mann mit einem großen Herzen und ein sehr fähiger Arzt."

Azeem

Azeem runzelte die Stirn und sah skeptisch zum Himmel. "Wenn mich England bis dahin nicht vertrieben hat." erwiderte er, lauschte Cathie dann aber aufmerksam und nickte. "Ich verstehe." erwiderte er langsam. "Ihr Engländer seid ein merkwürdiges ... Volk. Richtig?" fragte Azeem mit einem gewinnenden Lächeln. "Vielleicht könntet Ihr mir dabei helfen, Eure Sprache zu lernen, Cathie. Würdet Ihr das?" fragte Azeem einer plötzlichen Eingebung folgend. Er mochte die junge Frau auf Anhieb und sie schien ihm gegenüber keine Hemmungen zu haben, obwohl er doch auch einem so fernen Land mit einer gänzlich anderen Kultur und einer anderen Religion stammte.
Bei ihrer Frage begann Azeem breit zu grinsen. "Giaur ist ein Ungläubiger." erklärte er. "Einer, der nicht an unseren Propheten glaubt und nicht nach den Lehren des Korans lebt."

Cathie schüttelte den Kopf. "England hat auch wundervolle Seiten, Ihr werdet sie alle sehen und zu schätzen lernen." Sie lächelte zurück. "Ja, das ist richtig. Ihr lernt rasch. Bald werdet Ihr richtig gut Englisch sprechen."
Seine Frage überrumpelte sie ziemlich, aber sie freute sich doch darüber. Sie mochte ihn gern. "Wenn Ihr das wollt, werde ich Euch dabei helfen."
Sie hob eine Augenbraue. "Ah...nun, dann seid Ihr für uns ja auch ein Giaur, weil Ihr nicht an Jesus und seine Wunder glaubt und nicht nach der Bibel lebt.", stellte sie amüsiert fest.