William und Joanna - ab 1171 bis 1172

Richard beobachtete die beiden Frauen miteinander und lächelte zufrieden. Ihm war es wichtig, dass die beiden gut miteinander auskamen, denn immerhin gehörten sie zu den wichtigsten Personen in seinem Leben. Beatrice liebte er über alles und mit seiner Mutter verband den jungen Prinzen ebenfalls ein starkes Band, das er nur ungerne beschädigt sehen würde.
Eleonore nahm vorsichtig ihren Enkel entgegen und ihre Augen begannen zu leuchten. "Was für ein artiger junger Mann du doch bist." murmelte sie entzückt und strich ihm über die Wange. Ein wissendes Lächeln umspielte ihre Lippen als ihr Blick zwischen Richard und Beatrice hin und her glitt. "Es wundert mich wenig, dass du ihn nicht nach deinem Vater benennen wolltest." bemerkte sie ein wenig spöttisch und gab ihren Enkel dann wieder an Beatrice zurück. "Ein wunderschönes Kind mit einem starken Namen. Er wird Euch sicher einmal alle Ehre machen, Mylady." beglückwünschte sie dann die junge Mutter, die ohne Zweifel recht nervös angesichts dieser Begegnung gewesen war.

Beatrice lächelte fast ein wenig zaghaft, als Eleonore dieses Lob aussprach und ihr das Kind zurück gab. "Das ist er.", bestätigte sie. "Und ich bin sicher, dass er uns niemals Schande machen wird. Im Gegenteil."
Sie war zufrieden und strich ihrem Sohn zärtlich über die Wange. Der Kleine wurde langsam schläfrig, schließlich war die Reise mehr als anstrengend gewesen für sie alle, besonders für einen so kleinen Menschen.
Beatrice tauschte einen Blick mit Richard und grinste dann leicht. "Im Gegensatz zum König war mein Vater die ganze Zeit für uns da und hat uns unterstützt. Henry hingegen arbeitet gegen uns daher erschien es uns nur angemessen, wenn der Kleine nach meinem Vater heißt - zumal er auch für Richard eine Art Vater ist."

"Da bin ich sicher." bestätigte Eleonore noch einmal und nickte freundlich. "Ich bin wirklich froh, euch drei nun hier zu wissen. Besonders auf meinen Enkel war ich doch sehr neugierig." gestand sie lächelnd.
Richard grinste zufrieden. "Es erschien uns durchaus angemessen ihn nach Beatrices Vater zu nennen." Richard zuckte mit den Schultern. "Ich glaube aber ohnehin nicht, dass es meinen Vater sonderlich interessieren wird."
Eleonore kräuselte spöttisch die Lippen. "Ihn interessieren doch ohnehin nur Dinge, die sein eigenes Leben bequemer gestalten, alles andere ist ihm egal." pflichtete sie ihrem Sohn bei. "Nun denn, ich schätze, ihr wollt euch sicher von der Reise noch ausruhen. Bis in die Normandie ist es immerhin eine weite Reise mit einem Säugling. Außerdem wolltest du noch mit Henry sprechen, nicht wahr?" bot Eleonore den beiden an zu gehen ohne dabei unhöflich zu wirken, wenn sie sich bereits zurück zogen.
Richard nickte bedächtig. "Ja, ich denke, es gibt so einiges, was ich mit ihm zu besprechen habe."

Beatrice lächelte erneut ein wenig zaghaft. "Nun habt Ihr Euren Enkel ja kennengelernt. Meine Eltern sind auch völlig vernarrt in ihn. Ich befürchte, er wird furchtbar verwöhnt sein, wenn er groß ist."
Im nächsten Moment war sie Eleonore sehr dankbar für die Vorlage zum gehen. "So ist es. Ich bin recht müde und sollte mich noch eine Stunde ausruhen, vor allem aber braucht der Kleine noch ein bisschen Pause vor dem Essen. Es ist schon eine große Anstrengung, gerade für ein so kleines Kind. Ich danke Euch sehr für Euer Verständnis."
Vielleicht musste sie ja auch gar nicht dabei sein, wenn Richard mit Henry sprach. Zumindest nicht die ganze Zeit. In jedem Fall würde ihr das entgegen kommen.

Richard verabschiedete sich für den Moment von seiner Mutter und verließ dann mit Beatrice zusammen das Gemach. "Na siehst du, so schlimm war es doch gar nicht, oder?" fragte er mit sanftem Lächeln und legte den Arm um ihre Taille. "Ich sagte doch, sie wird ganz hin und weg sein." Richard kannte seine Mutter immerhin gut genug und war überzeugt gewesen, dass diese Begegnung zu seiner Zufriedenheit ausfallen würde.
"Lass uns Henry noch einen Besuch abstatten. Ich hoffe, dass Robert bei ihm ist, dann kannst du dich mit ihm gerne schon zurück ziehen und ihr könnt in Ruhe etwas reden, während ich mit meinem Bruder spreche. Was hältst du davon?" schlug Richard dann vor.

Beatrice nickte. "Nein, war es nicht. Aber du weißt genau, wie manche Leute zu unserer Hochzeit stehen und ich will nicht riskieren, dass William etwas passiert. Sie werfen mir so schon komische Blicke zu. Nicht so schlimm wie in London, aber trotzdem.."
Sie lächelte knapp. "Das wäre mir recht lieb. Ich bin nie sicher, was ich von deinem Bruder halten soll. Ich lege nicht zwingend Wert darauf mich ausgiebig mit ihm zu unterhalten. Ich würde dann lieber mit Robert ein stilles Plätzchen suchen, wo wir uns unterhalten können. Ich will wissen, wie es ihm ergangen ist. Außerdem bin ich müde von der Reise und William ist es auch."

Richard runzelte kurz die Stirn und drückte Beatrice sanft an sich. "Ich werde nie zulassen, dass dir oder William irgendetwas geschieht." erwiderte er ernst. "Aber du brauchst dir hier wirklich keine Sorgen machen. Hier sind wir außerhalb der Reichweite meines Vaters und wenn wir hier irgendetwas finden, dann ist es Unterstützung, keine Ablehnung." versicherte Richard ihr zuversichtlich.
Dann schürzte er spöttisch die Lippen. "Was du von ihm halten sollst? Er ist der Erbe meines Vaters und bereits gekrönter Nachfolger. Also hältst du von ihm nur das besten." neckte er sie ein wenig. "Aber darüber hinaus ist er mein Bruder. Auch wenn er sich lieber im Glanz seiner Turniererfolge sonnt als den alltäglichen Reichsgeschäften nachzugehen, ist und bleibt er Teil meiner Familie ... unserer Familie."

"Ich hoffe, dass du recht hast. Es ist nur...ich war noch nie ohne meine Eltern von Zuhause weg und sonst hat mein Vater immer alles im Griff gehabt. Niemand hat es gewagt ihm offen Feindseligkeit entgegen zu bringen. Ich weiß, dass das jetzt deine Aufgabe ist und dass du sie genauso gut erfüllen wirst, aber in meinem Kopf dauert es noch ein bisschen, bis das angekommen ist. Jahrelange Gewohnheit...aber ich bin froh, dass du bei mir bist. Sonst würde ich mich wohl auch etwas verloren fühlen."
Beatrice lächelte schief. "Ich weiß, dass er das ist. Aber ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass er in unserem Sohn einen Konkurrenten zu sehen beginnt, wenn er größer wird. Weil William dein Erbe ist, er selbst aber noch keinen hat."

"Natürlich habe ich Recht." gab Richard zurück. "Aber du wirst dich schon noch daran gewöhnen, glaub mir. Das wird schon noch schneller gehen als du denkst." Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, sah sie dann jedoch einen Moment lang verdutzt an.
Dann konnte Richard ein leises Lachen nicht mehr zurück halten. "Ach was. Soweit denkt er nicht einmal. Ich sage dir, wenn er den Kleinen sieht, wird er sich für uns freuen und sich insgeheim ein wenig ärgern. Die einzige Konsequenz daraus wird allerdings nur sein, dass Marguerite die nächsten Nächte wohl wenig Schlaf finden wird." erklärte Richard und grinste ein wenig anzüglich.
"Zerbrech dir nicht den Kopf, sondern freu dich jetzt lieber erst einmal auf deinen Bruder. Wenn der Tag zu Ende ist und du immer noch ein schlechtes Gefühl hast, sag es mir heute Abend und ich werde sehen was ich tun kann, in Ordnung?" versprach Richard ihr dann, um sicher zu gehen, dass Beatrice nicht glaubte, er würde sie nicht ernst nehmen.
Dann klopfte er an die Tür zum Gemach seines Bruders und wartete darauf, dass einer der Diener öffnete.

 

"Ja, das werde ich schon noch. Es ist nur ungewohnt." Beatrice lächelte, als er ihr einen Kuss gab. "Wenn du das sagst, du kennst ihn besser als ich. Ich will einfach nur nicht, dass dem Kleinen was passiert. Solange die Konsequenzen uns nicht betreffen, soll es mir recht sein. Allerdings glaube ich nicht, dass wir heute Nacht viel Schlaf finden werden." Für Außenstehende mochte es so klingen, als sei der Grund dafür der Säugling, den sie gerade im Arm hatte, aber sie Beide wussten ganz genau, dass es vor allem um etwas Anderes ging.
"Ja, ich werde dir sagen, wenn es so sein sollte. Aber wir werden sehen."
Als die Tür geöffnet wurde, traten sie gemeinsam ein und Beatrice knickste erneut, schließlich war Richards Bruder zum Mitkönig gekrönt worden. Sie war unsicher, wie sie sich zu verhalten hatte, also besser zu höflich als respektlos zu erscheinen.
Zu ihrer Überraschung wirkte Henry aber eher erfreut.

  Henry

Richard sah Beatrice einen Moment lang stumm an, während seine Augen aufglommen und verrieten, dass er sehr wohl verstanden hatte, worauf Beatrice hinaus wollte. "Ich denke, in diesem Fall werde ich eine schlaflose Nacht durchaus begrüßen." raunte er ihr zu, ehe sich die Tür öffnete und sie das Gemach seines Bruders betraten.
Henry hatte bereits darauf gewartet, dass sein Bruder ihn aufsuchen würde und auch, dass er Frau und Kind mitbrachte, stand eigentlich ganz in seinem Sinne. Er erhob sich und griff dann nach Beatrices Hand als diese vor ihm knickste, um ihr in die Höhe zu helfen und ihr dann einen Kuss auf den Handrücken zu hauchen. "Mylady, es freut mich Euch hier begrüßen zu dürfen." erklärte er mit freundlichem Lächeln und warf einen Blick auf den Säugling, den sie im Arm hielt. "Ein kräftiges, gesundes Kerlchen wie mir scheint." bemerkte er als der kleine Junge seine Ärmchen ausstreckte und versuchte Henrys Finger zu umschließen. "Ich hoffe, dass er nach Euch kommt, Mylady. Sollte er nach meinem Bruder kommen, wird es sicher eine anstrengende Zeit für Euch." bemerkte er belustigt und machte sich dann daran Richard zu begrüßen, der ihn mit einem spöttischen Grinsen in die Arme schloss.
"Gut, dass du endlich hier bist. Wir haben einiges zu besprechen." erklärte Henry ehe er die Umarmung löste und Richard nickte. "In der Tat."
"Ah, Mylady, da fällt mir noch etwas ein!" begann Henry dann und gab seinem Diener ein Zeichen, der daraufhin im Nebenraum verschwand. "Ihr wollt doch sicher Euren Bruder begrüßen." bemerkte er lächelnd und sah dann zur Tür als diese sich öffnete und der Diener wieder zurück kehrte, dieses Mal mit Robert im Gefolge.
Roberts Augen funkelten freudig als er seine Schwester entdeckte, doch zunächst verbeugte er sich kurz vor Richard, der lächelnd nach Roberts Arm griff, um ihn zu begrüßen. Dann erst wandte er sich Beatrice zu. Sein Lächeln wurde breiter und er schloss seine Schwester kurzer Hand in eine freudige, wenn auch vorsichtige Umarmung, da sie ja noch immer den kleinen William auf dem Arm hielt. "Gut, euch beide wieder zu sehen." murmelte Robert und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Ihr seht gut aus."

 

Beatrice musste unwillkürlich lächeln, als Henry ihr aufhalf und William in Augenschein nahm. "Das ist er. Allerdings ist es fraglich, ob es angenehmer wäre, käme er nach mir. Ich war als Kind auch recht ungestüm. So oder so wird es also eine interessante Zeit werden.", bemerkte sie lachend.
Henry war ihr sympathischer, als sie geglaubt hatte und das nahm ihr etwas Druck. All das war aber egal, als sie ihren Bruder zu Gesicht bekam.
Beatrice lächelte und ließ sich nur zu gern von ihm umarmen. Sie gab ihrem Bruder einen Kuss auf die Stirn. "Robert..wir freuen uns auch sehr dich zu sehen. Du siehst aus, als würde es dir gut gehen. Das beruhigt mich. Mama hat sich Sorgen gemacht, weil du nicht geschrieben hast. Gefällt es dir hier? Vielleicht können wir uns ungestört irgendwo unterhalten und du erzählst mir alles."

  Henry

Robert schnitt eine Grimasse und lachte dann. "Ich habe mir schon gedacht, dass sie der Meinung ist, ich hätte mir mit dem Brief zu viel Zeit gelassen." bemerkte er schmunzelnd. "Aber nach meiner Ankunft hier gab es einfach so viel zu tun, ich bin nicht eher dazu gekommen. Mittlerweile müsste er allerdings bei ihr eingetroffen sein." erklärte er und sah dann zu Henry hinüber. "Sire, dürfte ich ..." er brauchte den Satz nicht einmal vollenden, da machte Henry bereits eine beschwichtigende Geste. "Natürlich. Zieht euch ruhig zurück, ich denke Richard und ich werden ohnehin eine Weile beschäftigt sein. Ich werde dich erst nachher wieder brauchen." erklärte Henry gelassen und entließ seinen Knappen somit.
Robert verbeugte sich vor seinem Herrn. "Ich danke Euch, Sire." Dann griff er nach Beatrices Hand und führte sie hinaus. "Komm, lass uns in den Garten gehen. Das Wetter ist perfekt und dir wird es da draußen gefallen." erklärte er lächelnd und führte sie nach draußen. "Wie ist es zu Hause gelaufen seit ich weg bin?" erkundigte er sich dann neugierig.

 

"Nun, du kennst doch Mama. Sie macht sich Sorgen um dich. Sie vermisst dich. Es fällt ihr schwer uns gehen zu lassen, aber sie wird sich damit abfinden. Und sich über deinen Brief freuen."
Beatrice lächelte und folgte ihrem Bruder in den Garten. "Du hast recht, es ist wundervoll hier. Genau das Richtige nach einer solchen Reise. Die war durchaus anstrengend...William mag Schiffe nicht sonderlich gern, scheint mir.", erklärte sie dann grinsend.
"Nichts Besonderes. Edward ist ein wenig neidisch, glaube ich, weil er noch zu Hause bleiben muss. Aber Papa hat sich bemüht ihn wieder zu bändigen. Ansonsten nichts Besonderes. Es geht allen gut. Ach, und Isabella schwärmt jetzt für William Marshal. Aber sonst...es geht allen gut. Aber erzähl doch mal, wie es dir hier ergeht."

 

Robert grinste. "So so, er wird also kein Seefahrer werden, was?" mutmaßte Robert und lehnte sich etwas vor, um seinen Neffen ansehen zu können. "Darf ich?" fragte er und nahm seinen Neffen auf den Arm. "Hoffentlich wirst du nicht so anstrengend wie deine Mutter." murmelte er und grinste Beatrice dann frech an.
Dann zog er eine Augenbraue in die Höhe und lachte. "Isabella tut was?" fragte er ungläubig. "Für William Marshal? Und was sagen unsere Eltern dazu?" Robert schüttelte den Kopf. Die Vorstellung seiner kleinen Schwester, die seinen Lehrmeister anhimmelte amüsierte ihn über alles.
"Es ist so ganz anders als zu Hause. Aber es ist eine wahnsinnige Chance. Ich muss zwar viel arbeiten, aber mein König ist ausgesprochen großzügig, wenn ich meine Arbeit gut mache ... du siehst ja, wie ich hier herum laufe." Robert grinste und zupfte an seiner Kleidung. "Und ich lerne eine Menge. William Marshal trainiert viel mit mir und hilft mir auch mit den Pferden." Robert nickte in Richtung einer kleinen Bank. "Ich bin wirklich froh hier zu sein."

 

"Nein, das glaube ich auch nicht. Allerdings muss er das hoffentlich auch nicht." Beatrice nickte zustimmend und überließ ihrem Bruder seinen Neffen. "Natürlich." Dann aber gab sie Robert einen Klaps. "Sei nicht so frech.", protestierte sie, grinste aber dann. "Richard ist viel schlimmer!"
Beatrice verschränkte die Arme und ließ sich auf der kleinen Bank nieder.
"Das tut sie, seit er das letzte Mal so charmant zu ihr war, als er dich abgeholt hat. Sie himmelt ihn regelrecht an. Allerdings bin ich nicht sicher, ob unsere Eltern davon wissen. Allerdings wird zumindest Mama das völlig locker sehen. Sie ist noch so jung..."
Beatrice lehnte sich zurück und lauschte ihrem kleinen Bruder. "Ich bin froh, wenn es dir gefällt. Also bist du glücklich? Hast du kein Heimweh? Aber es ist schön, wenn du viel lernst. Ich freue mich für dich, wenn es das ist, was du willst. Es ist eine Chance, das ist wahr. Papa wird stolz auch dich sein."

 

Robert zuckte mit den Schultern. "Ich finde, ihr nehmt euch beide nichts." erwiderte er grinsend und lachte dann. "Tja, da ist sie wohl nicht die einzige. Der Marshal wickelt so ziemlich jeden im Handumdrehen um den Finger, wenn er will ... und die Frauen himmeln ihn sowieso an. Aber ich habe noch nie erlebt, dass er das ausgenutzt hat."
Robert lehnte sich zurück und legte den Kopf zur Seite. "Natürlich fehlt mir unser zu Hause hin und wieder. Und unsere Eltern und Geschwister ... aber hier gibt es so viel neues, faszinierendes für mich. Ich bin wirklich gerne hier. Und Henry ist ausgesprochen großzügig mir gegenüber ... das ist auch nicht selbstverständlich." Robert lächelte und nickte. "Ich hoffe es. Ich weiß, dass Mutter nicht sonderlich begeistert davon war mich gehen zu lassen. Noch ein Grund mehr, warum ich beiden beweisen will, dass es eine gute Entscheidung war."

 

Beatrice seufzte leise. "Wenn du das sagst. Ich denke allerdings, dass Isabellas Schwärmerei sich schon wieder geben wird. Spätestens, wenn sie sich wirklich verliebt."
Sie betrachtete Robert eine Weile und nickte dann. "Das kann ich verstehen. Und wenn du gerne hier bist, war es auch die richtige Entscheidung. Das wird auch Mama noch einsehen, du wirst sehen. Es fällt ihr einfach nur schwer uns aus dem Haus zu lassen, weißt du. Jetzt, wo ich selber Mutter bin, kann ich das durchaus verstehen. Wenn der König dich gut behandelt und du viel lernst, hast du Glück und du solltest dankbar sein. In jedem Fall freue ich mich für dich. Und Richard tut das auch."

 

"Sicherlich. Auch wenn er noch nicht verheiratet ist ... nicht einmal verlobt. Wenn Isabella also noch ein paar Jährchen wartet bis sie alt genug ist ..." scherzte Robert lachend.
Dann nickte er und sah auf seinen Neffen hinunter. "Ich glaube gern, dass du sie besser verstehst. Schon seit Richard da ist, hast du dich verändert und jetzt wo du Mutter geworden bist, erscheinst du mir noch einmal ganz anders." bemerkte er lächelnd und reichte den kleinen William an seine Mutter zurück.
"Ich bin ausgesprochen dankbar, ohne Zweifel." bestätigte Robert.
Er war gerne hier. Auch wenn es zuweilen sehr anstrengend war, es machte sich letztlich immer wieder bezahlt. Und besonders stolz war Robert, wenn Henry ihn abends hin und wieder aufforderte sich mit an den Tisch zu setzen, wenn er abends mit einigen seiner Getreuen zusammen saß und Robert seinen Dienst beendet hatte.

 

"Wir werden sehen. Nichts desto Trotz ist er dann doch ein wenig alt für unser Schwesterlein. Immerhin dauert es noch ein paar Jahre, bis sie heiratsfähig ist."
Beatrice lächelte. "Ich hoffe, ich habe mich wenigstens positiv verändert? Richard...ja, Richard hat mich vielleicht verändert, auf jeden Fall freue ich mich für jeden Tag, den ich mit ihm und dem Kleinen verbringen kann."
Sie gab Robert einen Kuss auf die Wange. "Gut. Und irgendwann kommst du ja auch wieder nach Hause. Wir werden wohl auch eine Weile hierbleiben. Wohin denn auch, schließlich haben wir kein eigenes Zuhause. Aber das gibt uns Gelegenheit ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen. Und so kann ich Mama ebenfalls schreiben, dass es dir gut geht."

 

Robert grinste. "Ich denke schon. Du bist ein wenig besonnener geworden, Schwesterherz." erklärte Robert und legte ihr einen Arm um die Schultern. "Und ich freue mich darüber, dass ihr her gekommen seid. Es tut gut, dich zu sehen."
Dann nickte er langsam. "Irgendwann, ja. Aber das wird sicher noch eine ganze Weile dauern." Sein Erbe würde er ohnehin erst nach dem Tod seines Vaters antreten und auch wenn Robert sich durchaus auf diese Aufgabe freute, so hoffte er sehr, dass es noch lange dauern würde bis er sie wirklich in die Hand nehmen musste.
Dann sah er Beatrice ein wenig nachdenklich an. "Du weißt weswegen Richard noch hergekommen ist, oder?" fragte er mit etwas gedämpfter Stimme und ließ den Blick kurz durch den Garten schweifen. "Wegen seines Vaters ..." Robert hatte so einiges mitbekommen seit er hier war und besonders natürlich auch den Unmut der Prinzen über das Verhalten des alten Königs. Und das sie dieses nicht mehr allzu lange einfach hinnehmen wollten.

 

"So, findest du? Naja...das muss ich auch sein, schließlich trage ich nun nicht mehr nur Verantwortung für mich allein, sondern auch für dieses kleine Würmchen hier."
Beatrice lächelte leicht und strich ihrem Sohn mit der Fingerkuppe über die Wange. "Gleich ist er eingeschlafen. Es ist wirklich auch anstrengend für ihn gewesen.", murmelte sie zufrieden.
"Ich...ich weiß, dass er sich mit Henry über seinen Vater unterhält. Aber ich habe keine Ahnung, was genau er vor hat. Er wollte mir keine Details verraten. Aber ehrlich gesagt ahne ich nichts Gutes. Er ist vom Hass auf seinen Vater so besessen. Ich mache mir ernsthaft Sorgen. Ich denke, ich werde ihn später noch einmal danach fragen. Hoffentlich macht er keinen Unsinn...Lass du dich in nichts hineinziehen, ja? Du weißt, dass unser Vater Henry liebt wie einen Bruder."

 

Robert nickte. "Das bist du. Und ich denke, du machst deine Sache ausgesprochen gut." er grinste und sah kurz auf seinen Neffen hinunter, der gerade herzhaft gähnte und mit den kleinen Augen verschlafen zu ihnen aufsah. "Es freut mich wirklich, dass du so glücklich geworden bist."
Robert sah einen Moment lang schweigend auf den Boden, ehe er Beatrice wieder ansah. "Dieses Jahr soll mein Herr noch einmal gekrönt werden ... bis dahin wird sicher nichts weiter passieren, aber danach hängt alles einzig und alleine vom Verhalten des alten Königs ab. Und ich weiß nicht, wie seine Söhne reagieren, wenn er sich auch danach nicht ändert. Es ... es könnte schwierig werden."
Und Robert wusste auch, was für Probleme dann auf ihn und seine Familie zukamen. Er hatte dem jungen König die Treue geschworen und war an sein Wort gebunden. Beatrice war mit Richard vermählt. Und ihr Vater hatte nicht nur Henry die Treue geschworen, sondern würde ihn auch sonst nie im Stich lassen. Beatrice hatte Recht, er liebte ihn wie einen Bruder. Aber Robert war sich noch nicht sicher, was passieren würde, wenn es zur Auseinandersetzung zwischen dem König und seinem Sohn kam.
Er seufzte leise. "Aber lass uns nicht über solche dunklen Wolken in weiter ferne reden, wo dieser Tag von eurer Ankunft doch mit Sonne erfüllt wird. Lass uns hinein gehen, damit du den Kleinen schlafen legen kannst, was meinst du?"

:Oxford: 

Aubrey runzelte die Stirn, folgte aber vorsichtig dem Gang entlang hinunter in die Vorratsräume. Er hatte ein Geräusch gehört, beinahe ähnlich einem Wimmern und da er nicht wusste, ob sich nicht eines der Kinder hierher verirrt hatte, wollte er lieber sicher gehen. Eine Kerze mich sich tragend, trat er in den größeren Raum und sah sich zwischen den Regalen um. Erfolglos...
Aubrey schüttelte den Kopf über sich selbst. Er hatte sich sicherlich wieder etwas eingebildet. Gerade wollte er umkehren, da hörte er, wie die Tür ins Schloß fiel. Hektisch drehte Aubrey sich um und hastete zur Tür, rüttelte daran und hörte gerade noch, wie sich der Schlüssel im Schloß drehte.
Er atmete einen Moment tief durch, um sich zu beruhigen, hämmerte aber dann fast panisch gegen die Tür. "Halt! Lasst mich raus! Macht die Tür auf, verdammt noch mal!", brüllte er.
Er konnte Entbehrungen ertragen, das war nicht das Problem. Aber es konnte sehr lange dauern, bis ihn hier jemand fand. Und das Problem war, dass er seit der Zeit im Tower panische Angst davor hatte eingesperrt zu sein.
Schon jetzt schien es ihm, als würde die Luft dünner werden und als ob ihm der Schweiß aus allen Poren trete, während sein Herzschlag sich beschleunigte. Was war da eben geschehen? Hatte ihn jemand absichtlich eingesperrt? "Lass mich raus!!"

 

William seufzte als er die Treppe hinab stieg, die zu den Vorratsräumen führte. Er hatte Joanna versprochen zu kontrollieren, wie viel Fässer Wein sie noch eingelagert hatten, damit sie rechtzeitig für Nachschub sorgen konnten. Er fragte sich zwar immer noch, warum er nicht einfach einen Diener geschickt hatte, aber es würde sicher nicht schaden, wenn er selbst ging.
Er nahm die kleine Lampe, die er mit sich trug in die linke Hand und drehte mit der rechten den Schlüssel im Schloss herum, um dann die Tür zu öffnen.
Völlige Dunkelheit erstreckte sich vor ihm und er hob die Lampe etwas höher, damit das Licht den kurzen Gang vor ihm erhellte.
William machte einen ersten Schritt nach vorne als er aus dem Raum, der vor ihm lag ein Geräusch hörte. "Was zum ...?" murmelte er und ging langsam weiter. "Ist da jemand?" fragte er mit leicht erhobener Stimme in die Dunkelheit.
Die Tür war verschlossen gewesen, eigentlich konnte niemand hier sein, dennoch ...