William und Joanna - ab 1171 bis 1172

:Oxford: 

Aubrey hatte es irgendwann aufgegeben, nachdem er vom Brüllen schon ganz heiser geworden war. Er saß zusammengekauert an der Wand und hatte die angezogenen Knie mit den Armen umfangen. Das hier machte ihm sehr zu schaffen, vor allem, da seine Kerze mittlerweile verloschen war. Es war dunkel und er wusste genau, dass er hier so schnell nicht rauskommen würde. Er hatte solche Angst hier drin...
Er horchte erst auf, als er den Schlüssel hörte, der sich im Schloss drehte und daraufhin ein leichter Lichtschein ihn erreichte.
Eine Welle der Erleichterung machte sich in ihm breit. "William?", fragte er unsicher in das Zwielicht hinein, dass es seinen ohnehin schon nicht sehr leistungsstarken Augen unmöglich machte irgendetwas zu erkennen.

 

William betrat den Vorratsraum und drehte sich zur Seite als er plötzlich seinen Namen hörte. Das war doch ... "De Vere?" fragte er erstaunt und trat dann auf den Mann zu, der an die Wand gelehnt auf dem Boden kauerte. "Was zum Teufel macht Ihr denn hier drinnen?" fragte William völlig verwirrt und ging etwas in die Knie, um dem alten Mann aufzuhelfen.
Er hatte erst einen spöttischen Kommentar auf der Zunge, schluckte ihn jedoch herunter als er Aubrey de Vere ins Gesicht sehen konnte. Ganz offensichtlich hatte der Mann hier unten sichtlich gelitten. Er wirkte mitgenommen und völlig durch den Wind und erinnerte William an den Zustand in dem er sich befand als er ihn das erste Mal im Tower besuchte.
"Kommt, lasst uns nach oben gehen." erklärte William ruhig und griff nach seinem Arm, um den stark kurzsichtigen Mann nach oben führen zu können.

:Oxford: 

Aubrey lachte erleichtert auf, als es wirklich William war, der eingetreten war. "Ich...da war...weiß nicht." Er riss sich zusammen und atmete durch.
"Ich habe hier unten etwas gehört und dann schlug die Tür zu und jemand hat den Schlüssel gedreht. Oh Gott...ich bin so froh Euch zu sehen. Ich hätte das nicht mehr lange ausgehalten.",flüsterte er und ließ sich dann von William aufhelfen und nach oben führen. Er war mehr als nur froh, dass er nicht noch ein paar Stunden hier verweilen musste.
Und erst, als sie die Dunkelheit des Kellergewölbes hinter sich gelassen hatten, konnte er wieder freier atmen.

 

"Immer mit der Ruhe." murmelte William und brachte de Vere nach oben, wo sie auch die Dunkelheit wieder hinter sich lassen konnten. "Wie konnte sowas denn passieren? Habt Ihr Euch denn nicht bemerkbar gemacht als die Tür zuging?" fragte William und runzelte die Stirn.
"Kommt, ich bringe Euch in Euer Gemach, dort könnt Ihr Euch ein wenig ausruhen. Und ich werde dann dieser Sache nachgehen und heraus finden, wer dafür verantwortlich war." versicherte William ihm.
Er glaubte zwar nicht, dass irgendjemand de Vere tatsächlich mit Absicht dort eingesperrt hatte, doch eigentlich hätten die Diener klug genug sein müssen, um erst noch einmal in den Räumen nachzusehen, wenn die Tür offen stand.

:Oxford: 

Aubrey seufzte erleichtert, als sie den Keller endlich hinter sich gelassen hatten. "Natürlich habe ich das! Ich habe gebrüllt und fast die Tür eingeschlagen, wer auch immer zugesperrt hat, muss mich gehört haben, wenn er nicht völlig taub ist.", erklärte er stirnrunzelnd.
Er nickte knapp. "Das wäre gut..." Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, dann ergriff Aubrey erneut das Wort.
"Mylord...ich...auch wenn Ihr mir in letzter Zeit nicht wirklich vertraut habt...aber Ihr sollt wissen, dass ich unglaublich dankbar für das Leben hier bin. ich würde Euch niemals schaden wollen."

 

William runzelte die Stirn. "Sollte dem so gewesen sein, werde ich es herausfinden. Wenn tatsächlich Absicht hinter dieser Tat steckte, dann seid mir versichert, dass ich denjenigen zur Rechenschaft ziehen werde, der das getan hat." erklärte William. "Ihr wurdet meiner Obhut hier unterstellt und ich dulde kein solches Verhaltung Euch gegenüber."
William lief schweigend neben ihm her bis de Vere mit einem Mal wieder das Wort ergriff. Nachdenklich blieb William stehen und fuhr sich mit der Hand über das Kinn. "Ich habe Euch Unrecht getan mit meinen Anschuldigungen und das tut mir Leid. Momentan mache ich mir jedoch weniger darum Sorgen, was ihr mir antun könntet, sondern viel mehr um das, was ihr meiner Mutter antun werdet. Wie stellt Ihr Euch vor soll das ganze weiter gehen, hm?" fragte er nachdenklich und mit gerunzelter Stirn.

:Oxford: 

"Ich danke Euch dafür. Ich halte es derzeit nur schwer aus eingeschlossen zu sein. Nur deshalb hat es mir da unten so viel ausgemacht. Ich konnte kaum mehr atmen."
Aubrey seufzte leise, blieb ebenfalls stehen und sah William an. "Ich kann verstehen, wenn man mir misstraut, nachdem, was ich einst getan habe, aber...ich würde Euch nie schaden wollen. Eure Mutter....Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich würde sie sofort heiraten, wenn ich könnte. Aber ich kann nicht, weil ich kein freier Mann mehr bin. Ich würde Henry darum bitten, aber Henry wird mich nicht anhören. Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll...ich will ihr nicht wehtun, das steht fest. ich will nur, dass es ihr gut geht, aber ich habe Angst davor sie unglücklich zu machen, weil ich bin, was ich bin. Eins steht allerdings fest...ich liebe sie."

 

William nickte. "Ich kann nachvollziehen, dass es Euch so geht nach so langer Zeit." erwiderte er. Er selbst kannte dieses Gefühl ebenfalls, hatte es jedoch zum Glück schnell hinter sich lassen können.
William seufzte. "So kann es aber nicht mehr weiter gehen. Sie wird daran zerbrechen, wenn sich nichts ändert, so viel kann ich jetzt schon voraussagen. Meine Mutter hat nicht gerade gute Erfahrungen in der Ehe mit meinem Vater machen müssen. Ihr scheint ihr nun zu zeigen, dass es ihr auch anders ergehen kann und sollte sie das nun wieder verlieren, wird sie das nicht verkraften. Wenn Ihr sie wirklich liebt, solltet Ihr Euch Gedanken machen wie Ihr diesem Ende vorbeugen könnt."

:Oxford: 

Aubrey schauderte beim Gedanken an den Tower, konzentrierte sich dann aber wieder auf William und nickte. "Ich weiß...aber was soll ich denn machen? Mir sind die Hände gebunden. Ich würde sie so gerne heiraten, aber wie soll ich das anstellen, wenn ich Henry nicht um Erlaubnis fragen darf? Außerdem wird er mir ohnehin nicht helfen. Es sei denn , Ihr legt ein gutes Wort für uns ein."
Aubrey verschränkte die Arme. "Ich mache nichts Anderes als mir den Kopf zu zerbrechen. Ich will sie nicht enttäuschen, ich liebe sie ja wirklich. Aber ich sehe keinen Ausweg."
Aubrey senkte den Blick. "Ich weiß, dass Euch diese Verbindung nicht gefällt. Aber zum ersten Mal habe ich jemandem, dem ich wirklich wichtig bin. Das ist...ein schönes Gefühl."

 

William atmete geräuschvoll aus und strich sich durch die schwarzen Haare. "Ich gebe zu, dass ich nicht sonderlich angetan war als ich davon hörte. Aber ich will meine Mutter glücklich sehen. Und wenn Ihr dazu nötig seid, dann ist das wohl so."
Eigentlich hatte er sich damit nicht auch noch belasten wollen, aber es schien ihm als bliebe ihm nun gar nichts anderes mehr übrig.
"In Ordnung, ich werde sehen, was ich für Euch tun kann. Aber dafür müsst Ihr mir auch versprechen für Eure Sache einzustehen, wenn ich vorher bei Henry ein gutes Wort einlege. Versprecht mir, dass Ihr meine Mutter nie unglücklich machen werdet."

:Oxford: 

"Ich danke Euch. Das ist mehr, als wir erwarten konnten. Ich werde natürlich für meine Sache einstehen. Für unsere Sache...ich werde alles tun, was mir möglich ist..." Er seufzte. "Und wenn ich Henry auf Knien anflehen muss. Was ziemlich wahrscheinlich ist...aber besser ich als Beatrice. Das hat sie nicht verdient."
Aubrey lächelte leicht. "Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um zu verhindern, dass sie unglücklich wird. Das verspreche ich Euch bei meinem Leben.", erklärte er eindringlich und legte die Hand auf die Brust. "Ich liebe sie wirklich und ich möchte sie nicht verlieren."

 

William lächelte knapp. "Ich mache mir diese Mühe hauptsächlich meiner Mutter wegen. Ich will, dass sie glücklich ist und dafür nehme ich auch einiges in Kauf. Aber nur, wenn ich weiß, dass Ihr das auch zu würdigen wisst." Er legte de Vere eine Hand auf die Schulter. "Aber ich denke, dass sie bei Euch durchaus gut aufgehoben ist. Ihr habt Fehler begangen und diese bereut. Ihr solltet ebenfalls eine solche Chance bekommen. Passt nur immer ja gut auf sie auf." erklärte William und setzte sich dann wieder in Bewegung, um das letzte Stück zu de Veres Gemach zurück zu legen. "Und nun solltet Ihr Euch erst einmal noch etwas ausruhen. Ihr seht aus als hätte man Euch noch einmal mehrere Wochen in den Tower gesteckt."

 

John öffnete die Tür und bevor er hindurch treten konnte, hatte sich Constances Hundedame schon an ihm vorbei gequetscht und war fröhlich schwanzwedelnd zu ihrer Herrin gelaufen. Nun, da Constance hochschwanger war und keine weiteren Strecken mehr gehen konnte, hatte John es auf sich genommen der Hündin ihren Auslauf zukommen zu lassen und mit ihr spazieren zu gehen. Erstaunlicherweise war sie inzwischen auch gewillt auf ihn zu hören. Das gestaltete das Ganze doch etwas einfacher.
Er ging zu seiner Frau hinüber, die gerade ein Auge auf die spielenden Zwillinge hatte, und gab ihr einen Kuss.
"Wie geht es dir?", fragte er liebevoll und strich zärtlich über ihren ausladenden Bauch.

 

Constance hatte sich ein paar Kissen so zurecht gelegt, dass sie es auch mit ihrem Leibesumfang einigermaßen bequem hatte, während sie die Zwillinge beim Spielen beobachtete. Cathie zog irgendwo mit Mary und Isabella unterwegs und somit erst einmal eine ganze Weile beschäftigt.
Constance atmete leise aus und strich über ihren Bauch. "Na, Kleines, was ist los?" murmelte sie leise. So unruhig wie das Kind in ihrem Bauch gerade war, würde es sie gar nicht wundern, wenn es nicht mehr lange dauern würde bis es auf die Welt kommen würde. Doch noch hatten keine Wehen eingesetzt also war noch mehr als genügend Zeit.
Als sich die Tür öffnete und ihre Hündin herein gestürmt kam und John ihr langsam folgte lächelte sie und kraulte die Hündin hinter den Ohren als sie zu ihr gelaufen kam und die Schnauze vorsichtig auf Constances Schoß legte. "Ah, hast du mir John auch schön in Bewegung gehalten, meine Hübsche?" fragte sie leise lachend und erwiderte Johns Kuss als er zu ihr kam.
Constance lehnte sich leicht an ihren Mann und genoss das Gefühl, dass seine Hand auf ihrem Bauch auslöste. "Ganz gut. Allerdings denke ich, dass du in Kürze Vater wirst, mein Liebster." erwiderte sie und legte ihre Hand auf Johns auf ihrem runden Bauch.

 

John lächelte und nickte. "Natürlich hat sie das. Aber glücklicherweise hört deine Dame mittlerweile zumindest meistens auf mich. Das ist schon einmal ein Fortschritt." Er strich der Hündin mit der freien Hand über den Kopf.
Er setzte sich auf die Sessellehne und nickte dann. "Ja. Das denke ich auch. Und ich denke, es wird auch langsam Zeit. Es könnte eigentlich jederzeit soweit sein, weit genug bist du inzwischen. Und rund genug auch.", fügte er lachend hinzu und gab ihr erneut einen sanften Kuss.
"Und du? Fühlst du dich bereit dazu?"

 

"Siehst du, sie ist gar nicht so fürchterlich wie du immer gedacht hast. Sie mag dich auch." erwiderte Constance schmunzelnd. Dann begann sie zu lachen und gab John einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf. "Nicht sonderlich charmant, mein Lieber." erklärte sie und strich sich über den ausladenden Bauch. "Aber du hat recht. Es reicht langsam ... ich war lange genug rund wie eine Kugel." lachte sie und gab John einen Kuss. "Das Kleine ist ausgesprochen unruhig. Es würde mich nicht wundern, wenn die Wehen noch heute einsetzen. Es scheint endlich auf die Welt kommen zu wollen." Und sie war so gespannt, was es dieses Mal werden würde.
"Natürlich bin ich das. Ich habe unser Kind lange genug mit mir herum geschleppt, denke ich."

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