William und Joanna ~ 1178

Josephine

Ein leiser, wehklagender Laut kam über Josephines Lippen. An nichts fehlen? Wenn Robert starb, würde es ihr an allem fehlen! Es war als würde ein Teil von ihr hier in diesem Bett dahin siechen.
"Nein." brachte sie leise hervor. "Nein, du musst es mir erst versprechen." flüsterte sie heiser. Er konnte nicht einfach wieder so einschlafen, nicht jetzt. "Versprich es mir, Robert." bat sie leise und wünschte sie inständig, sie könnte stärker sein, sie könnte aufhören zu heulen, wie ein kleines Kind. Aber mit ihm hier im Bett und so schwer erkrankt, war ihre ganze Welt mit einem Mal aus den Fugen geraten und sie konnte kaum etwas tun, um sie wieder zurecht zu rücken.
"Bitte, Robert, versprich mir, dass du kämpfst. Ich liebe dich doch so. Ich brauche dich. Die Kinder brauchen dich ..." Josephine strich ihm durch die schweißnassen schwarzen Haare. Er musste einfach überleben, denn wenn er starb, würde sie daran zerbrechen, das wusste sie.

Robert raffte sich noch einmal auf, als er die Verzweiflung in Josies Stimme hörte. "Ich verspreche es...ich liebe euch doch auch." Er würde kämpfen. "Ich kämpfe mit allem, was ich habe. Und jetzt weine nicht mehr Josie...es liegt nicht in deiner Hand."
Er spürte, wie sie ihm durch das Haar strich und lächelte schwach, dann hüllte ihn das Fieber wieder ein wie eine warme Wolke und trug ihn mit sich in einen unruhigen Schlaf durchzogen von wirren Träumen, die ihn nicht zur Ruhe kommen ließen.

William spürte, dass seine Hand in der er das Pergament hielt, noch immer zitterte als er das Gemach erreichte. Schweiß stand auf seiner Stirn und er glaubte, sein Herz so laut schlagen zu hören, dass es auch jeder um ihn herum hören müsste. Er riss die Tür zum Gemach, das er mit Joanna teilte, förmlich auf und trat eilig hinein.
"Weißt du wo die Mädchen sind?" fragte er Joanna und verzichtete darauf, sie zu begrüßen, sondern eilte zu der kleinen Truhe hinüber in der sich seine Sachen befanden. "Wir müssen abreisen und zwar sofort." Er brachte es noch gar nicht fertig zu erklären warum, denn wenn er es aussprach, würde es Realität werden und davor weigerte William sich noch immer hartnäckig.

Joanna erschrak, als die Tür zu ihrem Gemach aufgerissen wurde, war aber beruhigt, als sie erkannte, dass es nur William war. Doch ihre Erleichterung verflog, als sie in sein Gesicht sah. "Im Garten, glaube ich. Sie wollten über Marys neusten Verehrer reden. Was ist passiert, William? Warum siehst du aus, als hättest du ein Gespenst gesehen?"
Sie runzelte die Stirn.
"Was? Abreisen? Warum? Was ist los?" Gerade William genoss die Zeit in London doch, was zwang ihn nun zu so einem verhalten? Sie erhob sich und trat auf ihn zu.
"Was ist? Sprich mit mir."

"Lass nach ihnen schicken, sie können sich auf dem Rückweg weiter unterhalten, das ist jetzt alles unwichtig." erwiderte William und begann zwei Hemden in seine Truhe zu werfen und hielt erst inne als Joanna zu ihm kam. Einen Moment starrte er auf das Pergament, das er noch immer in der Hand hielt, dann sah er Joanna wieder an und rang sichtlich mit sich.
"Es geht um Robert." brachte er dann langsam hervor, ballte die Faust so, dass das Pergament verdächtig knirschte, hielt es dann jedoch Joanna entgegen. "Philippe schreibt von einem Fieber im Dorf und dass Robert ..." William brach ab, weil er einfach nicht weiter sprechen konnte. Er konnte nicht aussprechen, dass sein Sohn möglicherweise im Sterben lag, weil er diesen Gedanken nicht ertragen konnte.

"In Ordnung, aber...." Joanna setzte gerade an um ihn zurecht zu weisen, damit er endlich eine Erklärung abgab, als er weitersprach. Er brauchte den Satz nicht zu vollenden, damit sie verstand. Wie in Trance nahm sie den Brief entgegen und las.
"Er hat sich angesteckt...Gott steh uns bei." Die Angst griff nach ihr. Nicht auszudenken, wenn Robert es nicht schaffen sollte.
"Ich rufe sofort die Mädchen, in einer Stunde können wir aufbrechen.", erklärte sie entschlossen und ging nach draußen, um einen Diener zu schicken, ehe sie ihre Kleider in ihre Reisetruhe zurückstopfte.

Als Joanna zur Tür ging, löste William sich aus seiner Starre und warf eilig seine restlichen Kleider in die Truhe. Er war bei Henry gewesen als der Bote kam, somit wusste sein Cousin, dass er umgehend abreisen würde und er hatte auf dem Weg hierher auch mit Brian gesprochen, der die Pferde und alles weitere Notwendige für die Abreise vorbereiten sollte.
Erst als seine Truhe fertig gepackt war, hielt William wieder für einen Moment inne und sah Joanna dabei zu, wie sie ihre letzten Sachen zusammen packte. "Ich hatte Lizzy versprochen heute Nachmittag vorbei zu kommen." stellte er mit belegter Stimme fest und strich sich die Haare aus der Stirn. Das alles war so unwirklich. Der Gedanke daran, dass Robert möglicherweise starb, während sie hier in London waren, kam ihm noch immer absurd vor. Ein Fieber ... das war doch nicht zu glauben.

Joanna warf ihre letzten Sachen in die Truhe und schaute dann zu William. "Sie wird es verstehen. Geh jetzt kurz zu ihr oder lass ihr einen Brief da. Sie wird wissen wollen, wie es Robert geht, sobald wir es selbst wissen und sie wird wissen, warum du sofort gehen musst."
Sie seufzte.
"Die Mädchen sind unterwegs. Die Beiden sind gute Reiterinnen, wir sollten auf Schnelligkeit setzen und uns nicht lange mit einer Kutsche aufhalten. Ich kann reiten und sie auch. Das Gepäck ist egal, das kann ein paar Tage später kommen. Lass uns nur schnell nach Hause..."

William nickte knapp. "Ich werde kurz bei ihr vorbei sehen, dann kann ich es besser erklären." entschied William und nickte erneut. "Brian bereitet schon die Pferde vor, wir können also wirklich so schnell wie möglich los, Henry weiß auch schon davon."
Dann gestattete William sich einen Moment der Schwäche und zog Joanna fest in seine Arme. "Er wird es überleben." murmelte William leise. "Er wird es überstehen und wenn wir in Truro ankommen uns bereits mit offenen Armen empfangen." Nicht auszudenken, wenn es nicht so sein würde ... Robert war sein Erbe, er konnte nicht vor ihm sterben. Und nicht an einem Fiber.
William schluckte schwer als sich die Panik in ihm breit machte.

Joanna war ausgesprochen froh, als sie Truro endlich erreichten. Sie machten sich alle große Sorgen und würden als Erstes nach Robert sehen.
Gleich an der Tür begegnete ihnen John und Joanna kam nicht umhin zu erschrecken darüber, wie mitgenommen der Arzt aussah. Nur hastig und unsauber rasiert, tiefe Ringe unter den Augen und sichtlich ausgebrannt, aber immer noch auf den Beinen.
"Wie geht es Robert?" John legte den Kopf leicht zur Seite und schaute von William zu Joanna. "Nicht sehr gut. Er kämpft und ich tue alles, was ich kann, aber das Fieber fällt nicht..."

Seit sie in London aufgebrochen waren, hatte William kein Auge mehr zugemacht. Sie waren schnell gereist, nur er, Joanna, die Mädchen und Brian mit ein paar Männern, der Rest würde mit dem weiteren Gepäck nachkommen.
Als sie nun John an der Tür zu Roberts Gemach begegneten, schnürte es William die Kehle zu und er nickte nur knapp. "Ich weiß zu schätzen, was du tust." brachte er mühsam hervor, ließ John dann jedoch ohne ein weiteres Wort stehen und betrat eilig das Gemach.
Dort stockte er und musste schlucken als er seinen Sohn im Bett liegen sah. Josephine, die neben dem Bett saß und Roberts Hand hielt, sah auf und William wäre beinahe zusammen gezuckt. Das Mädchen sah beinahe so schlecht aus, wie Robert selbst. Vermutlich hatte sie seit Tagen nicht geschlafen und war allem Anschein nach nicht von Roberts Seite gewichen.
Langsam trat William an das Bett heran und ließ sich schweigend auf der Kante nieder. Josephine sah ihn an und nahm dann ohne ein weiteres Wort das Tuch von Roberts Stirn, um es gegen ein neues zu tauschen. William strich seinem Sohn über Stirn und Wange und der eiserne Griff der Angst wurde immer stärker als er spürte, wie heiß Robert war. Er schien regelrecht zu verglühen.
"Tu mir das nicht an, Junge." murmelte William leise.

Joanna war William direkt gefolgt und sie erschrak, als sie Robert zu Gesicht bekam. Er sah wirklich furchtbar aus, doch Josephine stand dem beinahe in nichts nach. Joanna legte ihrer Schwiegertochter sanft die Hand auf die Schulter, nachdem diese das Tuch auf Roberts Stirn ausgetauscht hatte. So sehr sie alle auch um Robert fürchteten, niemand konnte wirklich verstehen, wie schlimm das alles für Josephine war.
"Er hat versprochen zu kämpfen.", wisperte diese gerade erstickt und Joanna schluckte. "Ich denke, das wird er auch tun, bis das hier zu Ende ist. Er wird schon wieder gesund werden, unser Robert.", versuchte sie Josephine ein bisschen Mut zu machen.

Josephine

William starrte eine Weile schweigend auf seinen Sohn hinab, dann sah er langsam auf, ließ den Blick zwischen Josephine und Joanna hin und her gleiten. Schließlich sah er Joanna an und schluckte leicht. "Ihr solltet ein wenig vor die Tür gehen. Ich werde bei ihm bleiben." erklärte er mit rauer Stimme.
Zum einen musste Josephine endlich einmal hier raus, musste sich ein wenig ausruhen, etwas Essen, einfach einmal frische Luft schnappen und zum anderen wollte er ein wenig allein mit Robert sein. Wenn er ihn so ansah, schnürte sich seine Kehle zusammen und es fiel ihm schwer die Fassung zu wahren. Vor 19 Jahren hatte er seinen kleinen Jungen das erste Mal in den Armen gehalten und war so überglücklich über dieses Kind gewesen und nun bangte er um dessen Leben - das war einfach nicht richtig.
Josephine schüttelte indessen den Kopf. "Ich kann nicht." widersprach sie mit rauer Stimme. "Ich habe versprochen bei ihm zu bleiben." Bis es durchgestanden war ... auf die eine oder andere Weise. Seit Tagen bekamen sie das Fieber einfach nicht in den Griff und John versuchte ihr klar zu machen, dass es schwer werden würde, wenn das Fieber nicht endlich zurück ging, dass Josephine unter Umständen mit dem schlimmsten würde rechnen müssen.

Joanna seufzte leise und strich Josephine tröstend über das Haar. "Komm, Liebes...geh einmal kurz mit mir an die frische Luft und iss etwas. Dann kannst du wieder kommen. Bis dahin wird William aufpassen und dir sofort Bescheid sagen, wenn sich etwas verändert. Versprochen. Aber wenn du dich selbst vergisst, wirst du Robert nicht mehr lange so beistehen können. Glaubst du, er würde wollen, dass du dich selbst so vernachlässigst? Komm, fünf Minutenn, liebes. Dann kommen wir wieder her..."
Sie strich auch William einmal kurz über den Rücken. So sehr sie Roberts Anblick auch schmerzte, wenigstens einer von ihnen musste die Fassung wahren.

Josephine

William warf Joanna einen dankbaren Blick zu. Es war gut, dass sie sich um Josephine kümmerte, damit das Mädchen endlich einmal von dem Krankenbett weg kam. Er wusste wie schwer es war einen geliebten Menschen alleine zu lassen, auch nur für einen kurzen Moment, aber es musste einfach sein.
Josephine biss sich auf die Unterlippe und zögerte, dann drückte sie sachte Roberts Hand, die sie in der ihren hielt und stand auf. Vermutlich hatten ihre Schwiegereltern Recht und sie musste einmal vor die Tür, wenngleich es ihr so unendlich schwer fiel, ihn alleine zu lassen.
William wartete bis die beiden Frauen hinaus gegangen waren, dann atmete er geräuschvoll aus. "Robert, du dummer Junge, was machst du nur für Sachen?" murmelte er und legte die Hand an die Wange seines Sohnes. "Du musst durchhalten, hörst du? Ich wollte dir noch so viele Dinge beibringen, wollte sehen, wie du später in meine Fußstapfen trittst, wenn ich alt und grau bin ... das kannst du mir jetzt nicht einfach nehmen."

Joanna lächelte Josephine aufmunternd zu und begleitete die junge Frau nach draußen, glücklich, dass diese zugestimmt hatte. Es würde niemandem helfen, wenn Josephine zu Tode erschöpft und halb verhungert Robert Gesellschaft leistete. Robert würde ihnen nie verzeihen, wenn sie sie einfach so sitzen ließen. Und so nahm sie Josephine erst einmal mit in den Garten für einen kleinen Spaziergang.
Robert regte sich leicht, als große, warme Hände über seine Wange strichen und eine vertraute Stimme Worte murmelte. Eine Stimme, die eigentlich weit weg sein musste. Er träumte sicherlich, wie so viel in letzter Zeit.
"Josie..."murmelte er verwirrt.

Josephine

Josephine atmete tief durch als sie in den Garten kamen und fuhr sich müde über das Gesicht. "Als das Fieber ausgebrochen ist, habe ich ihn darum gebeten etwas zu tun." begann sie schließlich zu erzählen, um sich ein wenig von der Seele zu reden. "Ich wollte helfen, also waren wir im Dorf und da ... dabei hat er sich angesteckt. Am nächsten Tag sah er beim Aufstehen schon müde und mitgenommen aus, aber ich habe es auf den langen Vortag geschoben und er wollte unbedingt mit Philippe trainieren." Josephine machte eine Pause und ließ den Blick durch den Garten wandern. "Und dann hat Phil ihn zurück gebracht ..." fügte sie heiser hinzu, spürte wie erneut Tränen in ihren Augen brannten und schluckte schwer, um sie möglichst zurück zu halten.



William beobachtete Robert als dieser sich leicht regte, dann zog er die Augenbrauen in die Höhe und griff instinktiv nach dem Becher mit Wasser, der auf dem Tisch neben dem Bett stand. "Sie kommt gleich wieder zurück, Robert." redete er beruhigend auf seinen Sohn ein und hielt ihm den Becher an die Lippen. "Hier, trink ein wenig." forderte William mit erstaunlich ruhiger Stimme. "Wir sind so schnell wie möglich aus London zurück gekommen als wir erfahren haben, wie es dir geht." berichtete er, auch wenn er sich nicht sicher war, ob Robert ihn wirklich richtig hören konnte.

Joanna nickte langsam. "Es war Zufall, dass es ausgerechnet ihn erwischt hat. Es hätte dich genauso treffen können. Gottes Wege sind unergründlich. Wenigstens war Philippe bei ihm, als er zusammen gebrochen ist." So hatte dieser Robert wenigstens schnell ins Bett bringen können.
Sie legte Josephine einen Arm um die Schultern.
"Weine nur, Liebes, du musst nicht für mich stark sein. Im gegenteil, je mehr du in dich hinein frisst, desto schlimmer ist es nachher. Ich bin für dich da, wenn du reden willst. oder dich einfach nur ausweinen... Wir alle haben solche Situationen..."



Robert begriff die Worte nicht wirklich, spürte aber den Becher an den Lippen und trank gierig den kühlen Inhalt, der seine ausgetrocknete Kehle etwas befeuchtete. Als er keine Luft mehr bekam, drehte er mühsam den Kopf weg und öffnete halb die verschleierten Augen.
"London...", wiederholte er langsam und es dauerte lange, bis er den Gedanken fassen konnte, dass sein Vater hier sein könnte.
"Papa..."
Er verstand nicht, was dieser zu ihm sagte, aber er war da, das war das Wichtigste.

Josephine

Josephine hielt kurz den Atem an, dann gab sie sich geschlagen als Joanna den Arm um ihre Schulter legte und im nächsten Moment vergrub sie das Gesicht an der Schulter ihrer Schwiegermutter und weinte bitterlich.
Sie hatte in der Zeit an Roberts Bett so manche Träne vergossen, aber sie hatte immer versucht sich möglichst zusammen zu reißen und besonders in den wenigen Momenten in denen Robert etwas zu Bewusstsein gekommen war, hatte sie stark sein wollen. Jetzt aber hatte sie keine Kraft mehr dazu und es tat gut von jemandem in den Arm genommen zu werden. "Ich habe solche Angst um ihn." schluchzte sie leise. "Ich ... ich weiß nicht was ich ohne ihn tun soll." Ohne ihn war sie nichts, ein Niemand ... und sollte sie tatsächlich wieder heiraten, wie sollte es dann weiter gehen? Rob war der Erbe seines Vaters und gehörte damit eigentlich nach Truro ... zumal Josephine überhaupt nicht an eine neue Ehe denken wollte. Aber dennoch ... "Er ... er wollte, dass ich ihm verspreche ... wieder zu heiraten, sollte ihm etwas zustoßen." brachte Josephine stockend hervor.



William lächelte leicht als Robert scheinbar begriff, dass er da war. "Ja, ich bin hier mein Junge." bestätigte er und stellte den Becher zur Seite als Robert fertig war. Dann wechselte er selbst noch einmal das Tuch auf Roberts Stirn. "Du musst durch halten, hörst du?" murmelte William erneut und warf einen Blick unter die Bettdecke, sah seine Vermutung bestätigt und begann die Tücher an Roberts Waden vorsichtig abzunehmen, damit er neue, kühlere anlegen konnte. "Du hast ja keine Vorstellung davon in was für Sorgen du uns stürzt."

Joanna hatte so eine Reaktion schon vermutet und legte beide Arme um Josephine, strich ihr tröstend über den Rücken, damit sie sich einfach ausweinen konnte. Sie wusste, wie schwer die Dinge jetzt
für die junge Frau waren. Sie küsste Josephine mütterlich auf die Schläfe. "Ich weiß wie du dich fühlst. Aber verliere nicht den Mut. Egal, was auch passiert, du gehörst hierher zu uns. Oder glaubst du, wir würden dich und die Kinder nicht mehr hier haben wollen, wenn Robert etwas passieren sollte? Mach dir darüber keine Gedanken, es wird sich alles finden." Joanna schluckte gerührt. "Natürlich wollte er das. Er will dich versorgt wissen. Er will, dass es den Kindern und dir an nichts fehlt. Aber verlier nicht den Mut, Liebes. Noch ist die Schlacht nicht geschlagen, Robert kämpft. Und er wird kämpfen bis zum Ende. Ich glaube an ihn und das solltest du auch tun. Die Hoffnung bleibt bis zuletzt, Josephine. Und ich werde den Kampf nicht verloren sehen, ehe auch die letzte Hoffnung dahin ist."



Robert verzog die rissigen Lippen zu einem schwachen Lächeln. Sein Vater war wirklich hier bei ihm. Wie damals, als er ein kleiner Junge gewesen war. Sein Vater war immer noch an seiner Seite. "Versuche....tut mir leid..."
Er wollte ihnen allen keine Sorge bereiten, aber er kämpfte doch schon mit allem, was er hatte. Er wollte doch seine Familie nicht im Stich lassen. Aber die Momente, da er wirklich zu klarem Verstand kam, wurden immer kürzer und immer seltener. Er schaffte es einfach nicht mehr gegen die wohlige Wärme anzukämpfen.

Josephine

Josephine musste sich eingestehen, dass die Worte ihrer Schwiegermutter wie Balsam auf ihrer Seele wirkten. Sie hatte nicht wirklich geglaubt, dass man sie dann vor die Tür setzten würde, aber ein gewisser Zweifel nagte nun einmal doch beständig an ihr. Und so war es wirklich erleichternd eine solche Zusage zu bekommen.
"Aber mir würde es ohne ihn an allem fehlen ..." murmelte Josephine und schniefte noch einmal, ehe sie sich langsam wieder sammelte. Es hatte gut getan sich einmal ausweinen zu können, all ihre Sorgen heraus lassen zu können.
Dann nickte sie langsam und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Er ist stark, ich habe im Dorf viele Kranke gesehen, die dem Fieber so unglaublich schnell erlegen sind und Robert hält immer noch durch." Und sie würde ihn nicht aufgeben, solange er noch atmete und sein Herz schlug, würde sie ihn nicht aufgeben.
Josephine sah zur Burg zurück und biss sich auf die Unterlippe. "Ich sollte wieder zurück ... ich habe versprochen bei ihm zu bleiben und sollte er wach werden ..."



William drückte leicht die Hand seines Sohnes. "Es muss dir nicht Leid tun. Und nun rede nicht soviel, sondern spar dir deine Kräfte für den Kampf gegen das Fieber." erwiderte er sanft. "Sobald du wieder gesund bist, will ich mit dir einen Ausritt machen, nur wir beide, sonst niemand. Also wage dich ja nicht mir diese Chance zu nehmen. Du wirst durchhalten." erklärte er und ließ sich wieder neben dem Bett nieder.
William wusste, dass er wohl die nächste Zeit sehr viel auf den Knien verbringen würde, um Gott zu bitten seinen Sohn zu verschonen, ihm Kraft zu geben, um wieder gesund zu werden. Und er war bereit einiges dafür zu tun, wenn Robert nur wieder gesund wurde.

"Du gehörst zur Familie, Josephine. Wir haben dich schon lange als Teil von uns akzeptiert und du bist mir lieb wie eine Tochter. Egal, was auch ist, du kannst immer mit deinen Sorgen zu mir kommen. Jetzt und in Zukunft.", erklärte Joanna zärtlich, ehe sie Josephine wieder los ließ.
"Das kann ich verstehen, aber du hast recht. Robert kämpft mit allem, was er hat. Und wenn er siegt, dann für all die, die er liebt. Für dich."
Joanna nickte. "Dann lass uns gehen. Aber wenn er wach wird, ist sein Vater bei ihm. Und bevor du irgendetwas tust, werden wir einen Umweg durch die Küche machen. Du musst bei Kräften bleiben, sonst nutzt du ihm gar nichts."


:Robert

Robert nickte schwach. Doch es würde keinen Unterschied machen, seine Kräfte waren bald aufgebraucht, da schadete auch das Reden nicht mehr. Immerhin würde Josephine versorgt sein. "Gebe mein Bestes...", wisperte er. Die Aussicht war wirklich verlockend, aber er wusste selbst, wie unwahrscheinlich es war, dass es dazu noch kommen würde.
"Papa....", erhob er mit Anstrengung noch einmal die Stimme. "Bitte...pass auf Josie auf und die Kinder..."

Josephine

Josephine lächelte schwach. "Vielen Dank." Es brachte sie fast ein wenig in Verlegenheit, wenn ihre Schwiegermutter so sprach. Sie schluckte leicht und nickte. "Es ist nur so unglaublich schwer. Und selbst John macht sich Sorgen." Wenngleich der Arzt tat was er konnte, sah Josephine es jedes Mal aufs Neue in seinen Augen, diese Sorge davor, dass er Robert nicht würde retten können.
Josephine biss sich kurz auf die Zunge und senkte den Blick. "Ich habe nicht sonderlich viel Hunger." murmelte sie leise. Essen war zu einer Nebensache geworden für die in den letzten Tagen wenig Platz gewesen war. Sie bekam einfach nichts hinunter, so sehr schnürte ihr die Angst um ihren Mann den Magen ab.



"Sschh." machte William und wollte Robert gerade ins Wort fallen als er stockte. Er spürte den kalten Griff, der sich um sein Herz legte und schloss kurz die Augen, ehe er nickte und seinen Sohn wieder ansah. "Ich werde auf sie aufpassen, das weißt du doch. Sie liegen mir am Herzen und nie würde ich zulassen, dass ihnen etwas zustößt." entgegnete William. "Aber" fuhr er dann ernst fort. "Ich werde das nur so lange tun, wie du hier liegst, hörst du? Sobald du wieder gesund bist, ist es wieder deine Aufgabe auf deine Frau und die Kinder aufzupassen." fügte William hinzu und ließ keinen Zweifel daran, dass er den Kampf um Roberts Leben nicht so einfach aufgeben würde.

Joanna lächelte sanft, nickte dann. "Ja, das ist es. Und auch ich habe es in Johns Augen gesehen. Er ist am Ende seiner Weisheit, aber er gibt auch nicht auf. Er wird alles tun, was er kann und darauf setze ich meine Hoffnung."
Sie strich Josephine über den Rücken und schüttelte den Kopf. "Egal, du musst etwas essen. Bevor du entkräftet umfällst. John hat genug zu tun, er kann nicht auch noch dich aufpäppeln. Also sorg dafür, dass du weiter für Robert sorgen kannst. Nun komm..."

:Robert

"Gut...." Mehr brachte Robert nicht mehr heraus, aber er war beruhigt. Und wenig später sank sein Kopf wieder zur Seite, er wurde wieder von einem unruhigen Schlaf umfasst. Aber er hatte die gesehen, die ihm am meisten am Herzen lagen. Er wollte seinen Vater und seine Liebsten nicht enttäuschen, aber so sehr er sich auch mühte, es lag nicht mehr wesentlich in seiner Hand. Nur in Gottes. Und oft hatte er Gott bereits darum gebeten ihnen die Trauer zu ersparen, die sein Tod mit sich bringen würde.

Josephine

Josephine seufzte leise und nickte dann. "In Ordnung, ich werde es versuchen. Vielleicht eine Kleinigkeit, etwas Obst ..." irgendetwas, das sie hinunter bekam. Sie trank regelmäßig einen Kräutertee zudem John ihr geraten hatte, als Vorbeugung, damit sie sich nicht auch noch ansteckte, aber darüber hinaus ... Doch sie wusste, dass Joanna nicht eher Ruhe geben würde also schlug sie zusammen mit ihrer Schwiegermutter den Weg zur Küche ein.



William beobachtete Robert als er wieder einschlief und schloss dann kurz die Augen. Ich bitte dich Gott, nimm mir nicht meinen Jungen. Lass ihn leben, er hat noch so viel vor sich, ich bitte dich.
Die Sorge um Robert lastete schwer auf ihm seit dieser Bote gekommen war und nun da er seinen Sohn vor sich sah, wurde es noch schlimmer. Robert sah wirklich nicht gut aus und es fiel William schwer gegen die nagende Angst anzukämpfen, dass er sterben könnte.