William und Joanna - ab 1181 bis 1182

John schüttelte den Kopf. "Musst du doch auch nicht, du siehst ihn doch, wenn du ihm über den Weg läufst. Aber deshalb musst du doch nicht stundenlang mit ihm zusammen hocken und reden.", erklärte er aufgebracht. "Dich begleiten? Das würde er ohnehin nicht wollen. Und ich würde mir verloren vorkommen, ihr redet ohnehin nur über eure gemeinsame Vergangenheit, was soll ich da mitreden? Und ihn einladen? Dieses Aas kommt niemals in diese vier Wände, nur über meine Leiche. Ich werde sicherlich nicht den Mann zum Essen einladen, der mir die Frau ausspannen möchte. So weit kommt es noch."
John hob eine Augenbraue. "Ach...und er wollte dir nicht sagen, dass ich besser Priester geblieben wäre? Dass ich dich nicht verdient habe, weil du an seine Seite gehörst und ich wäre wie Robin, weil ich ihm alles nehme,w as ihm lieb ist? Mir hat er das gesagt. Wenn du dich nicht schon entschieden hast, warum hängst du dann so an ihm? Was ist an ihm, das ich dir nicht geben kann?"

"Und dann? Dann darf ich mich ein paar Minuten mit ihm unterhalten und muss dann schnell weiter und hier die Hände in den Schoß legen und auf dich warten, weil ich mit ihm nicht länger reden darf?" erwiderte Constance verärgert. "Du willst es ja nicht einmal versuchen! Vielleicht wäre es alles anders gekommen, wenn ihr beide von Anfang an ein wenig mehr aufeinander zugegangen wärt!"
Constance schüttelte ungläubig den Kopf. "Merkst du eigentlich was du tust? Du wirfst ihm vor, dass er dich mit Robin vergleicht und selbst bist du keinen Deut besser!"
Oh, es war doch zum verrückt werden!
"Weil ich ihn liebe, verflucht noch eins! Deshalb hänge ich an ihm und will ihn nicht einfach so aus meinem Leben streichen. Merkst du eigentlich, was du hier tust? Oder bist du schon so blind vor Eifersucht, dass du nicht merkst, dass diese Sache hier gerade beginnt einen Keil zwischen uns zu treiben? John, ich will dich nicht verlassen, aber mach mir diese Sache nicht noch schwerer als sie so schon für mich ist!"

John nickte knapp. "Zum Beispiel! Du hast doch genug andere Dinge, um dich zu beschäftigen. Da muss es ja wohl nicht Arthur sein.", erwiderte er ebenso ärgerlich. "Es wäre alles anders gekommen? Willst du mir sagen, ich bin schuld, dass du ihn liebst? Was hätte es denn ändern sollen, wenn ich auf ihn zugegangen wäre? Dann wären wir nur noch früher aneinander geraten. Ich will es nicht versuchen. Es wird nicht gut gehen."
Johns Miene verschloss sich. "Ich habe ihm nicht gesagt, dass er ist wie Robin. Es ist mir völlig egal, was er tut, solange er uns Beide in Ruhe lässt."
Er schüttelte den Kopf. "Du liebst ihn, du hängst an ihm...schön. Was also brauchst du noch mich? Ja, verdammt noch mal! ich bin eifersüchtig, aber wie sollte ich es auf diesen Kerl auch nicht sein, wenn du ihn so anhimmelst? Wenn ich dir alles so schwer mache, dann geh doch zu ihm, den du so liebst! Ich frage mich wirklich, warum ich mich bemüht habe, heute früher nach Hause zu kommen."

Constance resignierte und mit einem Mal fühlte sie sich unendlich müde und ausgelaugt. Diese ständige Anspannung zerrte an ihren Kräften und dann ausgerechnet ein Streit mit John ... das hielt sie einfach nicht aus.
Sie fuhr sich ein wenig fahrig über die Augen. "Ach John ..." murmelte sie und senkte den Blick. "Ich will wirklich nicht mit dir streiten." Ihre Stimme klang abgespannt und Constance schloss kurz die Augen, ehe sie ihren Mann müde wieder ansah. "Lass uns später noch einmal darüber reden, ja? In Ruhe, wenn wir uns beide ein wenig beruhigt habe."
Dann wandte sie sich ab und ging zur Tür. Sie hatte der Kinderfrau gesagt, dass sie in einer Stunde die Kleinen holen würde, doch vorher musste sie noch ein wenig zur Ruhe kommen und sie hatte das dringende Bedürfnis mit Joanna über diese ganze Sache zu reden, ihr hatte sie sich anvertraut und mit ihr konnte sie sprechen ohne dass sie wusste, dass sie ohnehin nur in eine Richtung gedrängt werden würde.

John seufzte. "Ich auch nicht mit dir, Constance, aber ich verstehe dich einfach nicht. Es wird vermutlich das Beste sein, nachher noch einmal zu reden." Das hier führte schließlich zu nichts.
Aber er hatte geglaubt, sie würde hier bleiben, sich nur vielleicht etwas anders beschäftigen. Als sie ging, erwachte gleich wieder das Misstrauen in ihm.
Ganz gewiss würde sie nun zu Arthur rennen, um sich von ihm trösten zu lassen. Und was war mit ihm? Vielleicht sollte er sich William zu Rate ziehen. Aber eigentlich war es ihm auch zu peinlich, dass er seine Frau nicht bei sich halten konnte. Dass sie einen Anderen liebte...

Constance atmete tief durch und klopfte dann an die Tür zu den Gemächern von Joanna und William. Um diese Zeit wusste man nie so ganz genau, wer von der Familie dort war, ob sie Joanna noch alleine oder mit den Kindern antreffen würde oder ob William schon bei seiner Frau war. Im Grunde war es Constance gleich, sie hoffte nur inständig, dass ihre Freundin ein paar Minuten Zeit für sie hatte.
Wenn sie mit Joanna in Ruhe über alles sprechen konnte, konnte sie im gleichen Atemzug ihre Gedanken ordnen und dann würde sie hinterher mit John vielleicht auch besser reden können. Und hoffentlich fand sie bald eine Lösung, bekam ihre Gefühle für Arthur so in den Griff, dass sie sie auf reine Freundschaft beschränken konnte.

Joanna summte leise vor sich hin und flickte gerade eines der Hemden des kleinen William. Ihr Mann war vor einiger Zeit aus seinem Arbeitszimmer gekommen und hatte kurzerhand seine Söhne mitgenommen, um ihre Fortschritte beim Reiten zu betrachten. Die Mädchen Sophie war mitgegangen um zuzusehen und so war Joanna allein. Es war ohnehin recht ruhig geworden, da die meisten der Kinder inzwischen aus dem Haus waren.
Aber ihre Enkel hielten sie dennoch auf Trab. Als es klopfte, bat sie gut gelaunt den Besuch herein.
"Oh, Constance, wie schön dich zu sehen. Komm herein und setz dich. Wie geht es dir?"

Constance betrat das Gemach und stellte erleichtert fest, dass Joanna alleine war, das machte die Sache deutlich leichter. Sie folgte Joannas Aufforderung und ließ sich ihr gegenüber nieder, dann seufzte sie leise und hob die Schultern in einer verzweifelten Geste. "Es ging schon besser." gestand sie gerade heraus. "John und ich haben uns gestritten. Er ... kam mit blutiger Lippe und zerrissenem Hemd nach Hause, weil er mit Arthur aneinander geraten ist und hat mich zur Rede gestellt."
Sie strich mit den Händen unruhig über ihren Rock und kaute auf ihrer Unterlippe herum, ehe sie leise hinzufügte: "Ich weiß einfach nicht mehr wo mir der Kopf steht, Joanna. Ich ... ich liebe sie alle beide, weil jeder auf seine Art etwas ganz besonderes für mich ist. Und es ist so furchtbar kompliziert im Moment. Arthur macht es mir leicht in seiner Nähe zu entspannen, mich wohl zu fühlen und John ... John ist so furchtbar eifersüchtig, dass wir streiten und das zerrt wirklich an meinen Kräften."

Joanna seufzte leise. "Ich hatte bereits geahnt, dass das noch Ärger geben würde. Man sollte John nicht über gebühr strapazieren. Er ist sehr geduldig, aber wenn man diese Geduld einmal erschöpft hat...diese Erfahrung hat William vor Jahren auch schon gemacht. Und natürlich will er wissen, woran er bei dir ist."
Sie legte nachdenklich den Kopf schief und lauschte Constance aufmerksam. "Du musst dir einfach klar werden, wohin dein Herz dich zieht und dann einen Schlusstrich ziehen. Unter das Eine oder das Andere. Ich kann allerdings nicht sagen, dass ich John nicht verstehen kann. Natürlich reagiert er so. Wenn William so viel Zeit mit einer anderen Frau verbringen würde und ich wüsste, dass sie ihm nicht egal ist, ich würde dem Weibsstück die Augen auskratzen. Du musst ihn auch verstehen. Sicher, er darf dich nicht unter Druck setzen, aber er hat einfach Angst dich zu verlieren. Sei ein bisschen nachsichtig und nimm dir nicht alles so zu Herzen."

Constance schauderte leicht. "Ich weiß, ich weiß, dass ich mich entscheiden muss und dass es so gerade niemandem gegenüber gerecht ist, aber ich weiß einfach noch nicht wie ..." Sie seufzte leise und nickte betroffen. "Es ist ja nicht so, als könnte ich ihn gar nicht verstehen und es ist auch gut, dass er eifersüchtig ist, aber ... im Moment ist es einfach noch nicht der richtige Schritt für mich, Arthur einfach nicht mehr zu besuchen, nicht mehr länger mit ihm zusammen zu sitzen. Soweit bin ich noch nicht zumal -" Constance brach ab und starrte schweigen auf ihre Finger hinab. Sie zögerte eine Weile, dann gab sie sich einen Ruck. "Zumal wir uns geküsst haben." gestand sie leise. "Und es fühlte sich gut an, irgendwie ... richtig. Aber dennoch, allein der Gedanke, John zu verlassen, bringt mich schier um den Verstand, das kann ich einfach nicht."

Joanna nickte. "Ich kann das verstehen, aber dann nimm dir Zeit und denke darüber nach. Je länger du diesen Zustand hinziehst, desto angespannter wird die Lage. Nur du allein kannst daran etwas ändern, also musst du es auch tun. Du kannst sie nicht Beide hinhalten. Dieses Mal war es nur eine blutige Lippe, doch wer weiß, was es das nächste Mal sein wird? Es wird eskalieren, Constance."
Sie wurde blass und legte kurz die Hand vor den Mund.
"Constance, du spielst mit dem Feuer....das solltst du nicht tun. So setzt du dich ins Unrecht. Gegen ein bisschen Schwärmerei sagt niemand etwas, aber so? Du musst dir endlich klar werden, was du willst. Du richtest dich zugrunde damit. Du findest doch gar keine Ruhe mehr..."

Constance biss sich auf die Lippen. Was Joanna da sagte, entsprach durchaus der Wahrheit. Lange würde es so nicht mehr gehen, dass war ihr auch klar geworden als John blutend und abgerissen vor ihr gestanden hatte. Und wenn John und Arthur wirklich ernsthaft aneinander gerieten ... John würde seinem Bruder nicht viel entgegenzusetzen haben und deshalb musste Constance das unbedingt verhindern.
Sie sah beschämt zu Boden und nickte kläglich. "Ich weiß. Ich bin eine furchtbare Person, ganz und gar abscheulich, aber es hat sich so ergeben und ich konnte einfach nicht anders." Sie seufzte schwer und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Oh, ich bin so froh, dass es Arthur gut geht, aber langsam wünsche ich mir fast, er wäre nie hergekommen. Es ist dadurch alles so kompliziert geworden." Constance ließ den Blick kurz durch den Raum wandern. "Es wird unmöglich sein bei John zu bleiben und trotzdem mit Arthur befreundet zu bleiben, oder?" murmelte sie langsam. "Gott hat ihn mir doch gerade erst wieder gegeben, ich kann ihn nicht einfach so wieder weg schicken."

"Das habe ich nicht gesagt, Constance. Du bist nicht abscheulich, nur unentschlossen. und das musst du ändern. Es wäre besser gewesen, er wäre nie hergekommen. Es gibt kein größeres Streitpotenzial zwischen Männern als eine Frau. Simon hätte bei einem Streit um Surrey bessere Karten gehabt."
Joanna lächelte mitleidig.
"Nein, ich fürchte, das wird nicht gehen. Ich glaube kaum, dass John das duldet und Arthur sich auf Freundschaft beschränken würde. Und du...bist du sicher, dass du dich auf Freundschaft beschränken könntest? Das kann einfach nicht gut gehen. Vielleicht ist für Arthur einfach etwas Anderes bestimmt. Du musst ihn nicht wegschicken, aber dich vielleicht etwas zurückziehen."

"Nein, ich weiß, natürlich sagst du so etwas nicht, aber selbst mir erscheint es ja so. Du kannst dir nicht vorstellen, wie mir zu Mute war. Dieser Kuss war wundervoll und gleichzeitig hätte ich heulen können ... es ist alles so durcheinander." Constance nahm sich einen Moment um sich zu sammeln und tief durchzuatmen, dann nickte sie langsam. "Ich muss noch einmal mit John reden und versuchen es ihm zu erklären. Ich will ihn wirklich nicht verlassen, aber ich brauche einfach noch ein wenig, um mich von Arthur distanzieren zu können. Dafür empfinde ich einfach zu viel für ihn als dass ich es einfach so im Handumdrehen könnte ..."
Constance drückte sachte Joannas Hand und lächelte leicht. "Ich danke dir wirklich für deinen Beistand. Ohne dich hätte ich in der Sache wohl schon den Kopf verloren." bemerkte Constance erschöpft und warf einen Blick zum Fenster. "Und ich glaube, ich sollte nun besser die Kleinen von der Kinderfrau abholen. Johnny gehört ins Bett und Jane ist sicher auch schon müde ... und danach versuchte ich noch einmal mit John zu sprechen. Wünsch mir Glück."

John hatte gewartet, sich Sorgen gemacht, gewartet und schließlich war er sauer. Sie war ganz sicher bei Arthur gewesen. Wie konnte sie ihm das antun, gerade nach diesem Streit?
Als sie nun mit den Kindern zurückkam, wartete John, bis die Kinder im Bett waren. Er saß vor dem Kamin, sah in die Flammen und dachte einen Moment nach. Wie sollte es nur weitergehen? Als sie zurückkam, räusperte er sich.
"Warst du nicht einmal nach diesem Streit in der Lage dich von ihm fernzuhalten?", fragte er säuerlich. Das fühlte sich an wie Verrat.

Constance hatte sich nach ihrem Gespräch mit Joanna zumindest so weit gefangen, dass sie den Kindern über unbeschwert hatte wirken können. Cathie konnte sie mittlerweile zwar nichts mehr vor machen, aber die Kleinen sollten von den Streitereien ihrer Eltern idealerweise nichts weiter mitbekommen, solange es sich vermeiden ließ.
Als sie nun wieder zurück kehrte, war sie erleichtert, dass John gewartet hatte, hatte sie sich doch fest vorgenommen mit ihm zu reden und sich um Verständnis zu bemühen. Doch sie hatte nicht mit dem gerechnet, was er ihr im nächsten Moment vorwarf.
Constance blieb ein paar Schritte von ihm entfernt wie angewurzelt stehen und starrte John entgeistert an. "Ich bin nicht bei Arthur gewesen." erwiderte sie ein wenig bissig, denn Johns Tonfall hatte augenblicklich dafür gesorgt, dass sie sich in die Ecke gedrängt fühlte.

John schüttelte den Kopf. "Natürlich nicht....und wo dann? Musstest du ihm nicht gleich sagen, dass ich nicht möchte, dass du ihn weiterhin so triffst?"
Je länger Constance fort gewesen war, desto mehr nagte sein Misstrauen an ihm und desto mehr war er der Überzeugung gewesen, dass sie zu Arthur gegangen war. "Constance, es kann so nicht weitergehen. Wirklich nicht. Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Ich kann nicht mehr klar denken, immer nur daran, wo du bist, was du tust, wie lange du noch bei mir bleibst. Das macht mich fertig."
Er konnte das einfach nicht länger. John seufzte leise und fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht.

Constance spürte, wie sich die Wut in ihr regte und sie verengte die Augen. "ich wüsste nicht, was dich das angeht." zischte sie verärgert. "Muss ich nun in Zukunft Rechenschaft über jeden meiner Schritte ablegen, damit ich ja nicht lange genug bei deinem Bruder bin?" Dahin war die Absicht, sich vernünftig mit John zu unterhalten.
"Nein, so kann es wirklich nicht weiter gehen. Darüber hatte ich eigentlich mit dir sprechen wollen, aber du lässt dich von deiner Eifersucht ja so in Besitz nehmen, dass du nicht einmal mehr ein vernünftiges Gespräch beginnen kannst! Das ist wirklich kein angenehmer Charakterzug, John, und ich dachte, du wärst nur so, wenn du trinkst."
Sie wandte ihm den Rücken zu und trat ans Fenster. Am liebsten würde sie gleich wieder verschwinden, denn so würde das ganze nur in einem weiteren handfesten Streit enden und das hatte sie ja eigentlich vermeiden wollen.

John wurde wütend. "Was mich das angeht? Ich bin ja wohl immer noch dein Mann! Und du hast mich schon wieder hier alleine sitzen lassen! Vielleicht müsste ich mir nicht so viele Sorgen machen, wenn du mir sagen würdest, wohin du gehst!"
John verschränkte die Arme vor die Brust. "Dann solltest du mich vielleicht nicht soweit bringen! Was denkst du, wie sich das anfühlt? Du lässt mich in der Luft hängen! Wie soll ich vernünftig mit dir reden, wenn du nicht bereit bist, mir zu sagen, wohin du gehst?"
Er atmete durch. "Constance, es kann so nicht weitergehen!"

"Du müsstest dir keine Sorgen machen, wenn du mir vertrauen würdest, so wie du gesagt hast." gab sie zurück und biss dann die Zähne aufeinander, um nicht noch mehr wütenden Kommentare heraus zu lassen.
Sie verschränkte die Arme vor sich und atmete tief durch. "Ich war bei Joanna." erwiderte sie dann nüchtern. "Ist mein werter Gemahl damit einverstanden oder war das auch nicht der richtige Ort für mich?"
Es machte sie verrückt. Diese ganze Sache hier. Während Arthur sie auf Händen trug und freundlich, höflich, liebenswert war, geriet sie mit John immer mehr aneinander und das machte es noch schwerer für sie endlich einen Schlussstrich unter diese Sache zu ziehen.

John seufzte. "Das sagst du so leicht. Ich mache mir trotzdem Sorgen. Das lässt sich nicht so einfach abstellen." Immerhin rückte sie mit der Sprache heraus. Wenn er nur wüsste, ob er ihr glauben konnte...Würde sie ihm die Wahrheit sagen, wenn es nicht so wäre?
"Bei Joanna...aha. Warum war das so ein Geheimnis, dass ich es nicht erfahren darf?", erwiderte John misstrauisch.
"Ich verstehe dich wirklich nicht. Wie stellst du dir vor, dass es weitergeht? wollen wir jetzt jeden Tag streiten?"

Constance fuhr herum und maß John mit einem wütenden Blick. "Reagiert nicht so abfällig!" zischte sie und verengte die Augen. "Es war kein Geheimnis und wenn mein werter Gemahl die Güte besessen hätte mich einfach zu fragen, wo ich gewesen bin, hätte ich es ihm auch gleich gesagt. Aber stattdessen machst du mir gleich einen Vorwurf und unterstellst mir etwas, was dein Kopf sich so ausgedacht hat!"
Constance fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und schüttelte den Kopf. "Wie ich vorhin schon sagte, ich brauche Zeit, John. Ich kann nicht von heute auf morgen einfach einen Schlussstrich ziehen. Und wenn du das nicht akzeptieren kannst ... dann weiß ich auch nicht mehr weiter." gab sie zurück.

John trat einen Schritt näher. "Ich reagiere so, wie es mir passt und wie ich es für angemessen halte! Ich habe dich doch gefragt, wo du warst! Aber du wirst zugeben müssen, dass es nicht abwegig ist, dass du zu Arthur gegangen bist, um ihm gleich zu erzählen, dass wir über ihn gestritten haben. Und weil ich mit ihm Streit hatte.", erklärte John aufgebracht.
"Was mein Kopf sich ausgedacht hat? Ja, was glaubst du denn? Du sagst mir, du liebst diesen Dreckskerl und da soll ich mir keine Sorgen machen, ob du nicht vielleicht doch bei ihm bist? Ich bin mir gar nicht so sicher, was ich überhaupt noch glauben kann."
Johns Lippen wurden schmal. "Ich erwarte von dir eine Entscheidung und zwar bald. Ich sagte, ich gebe dir Zeit. Aber nicht zu lange, Constance. Du kannst mich nicht ewig so hinhalten! Das ist ungerecht!"

Constance schnaubte wütend. "Du hast mich erst gefragt, wo ich war, nachdem du mir unterstellt hattest, ich wäre zu Arthur gegangen! Glaub mir, John, das macht einen gewaltigen Unterschied."
Ihre Finger vergruben sich etwas tiefer im Stoff ihres Kleides und sie biss sich einen Moment lang auf die Unterlippe. "Er ist kein Dreckskerl." erwiderte sie schließlich.
Dann schloss sie kurz die Augen und schüttelte den Kopf. "Nicht ewig, keine Sorge, lange halte ich dieses Gezerre nicht mehr aus." erwiderte sie mit bleierner Stimme. Sie wollte sich so gerne für John entscheiden und Arthur um Vergebung dafür bitten, dass sie nach all dieser Zeit für ihn nicht alles ändern konnte, aber John machte es ihr manchmal nicht unbedingt leicht.

John hob eine Augenbraue. "Es war nicht so abwegig, nicht wahr? Sonst erzählst du ihm ja auch alles.", erklärte er bitter. Sie hatte ihm ja auch von seiner Sucht einfach so erzählt. Warum also nicht von dem Streit, um sich trösten zu lassen?"
Er verengte die Augen. "Oh doch, das ist er. Er ist nur darauf aus, dich für sich allein zu haben. Dafür ist ihm jedes Mittel recht. Jedes, glaub mir. Aber wenn du ihn für einen ach so tollen Kerl hältst, dann solltest du vielleicht wirklich besser zu ihm gehen.", warf er ihr bissig vor.
"Du hältst es nicht mehr aus, was ist mit mir? Ich halte diese Ungewissheit auch nicht aus."