William und Joanna - ab 1181 bis 1182

Alans Augen weiteten sich ein wenig und er spürte wie seine Ohren förmlich zu brennen begannen vor Verlegenheit. "Nun ... wer weiß, wo ich nun lande nachdem ich hergekommen bin. Ich würde ohnehin keinen allzu guten Priester abgeben." erwiderte Alan ein wenig stockend. "Allerdings würde wohl keine Frau sonderlich glücklich mit mir." gab er zurück und hätte sich im nächsten Moment am liebsten geohrfeigt. Wieso erzählte er denn solchen Unfug?
Eilig senkte er den Blick und starrte auf das Bild vor ihm, ehe er nickte. "Wenn du es haben möchtest, würde es mich sehr freuen." erklärte Alan langsam.

Cedric grinste, als Alan noch ein wenig mehr errötete. Dieser Junge war wirklich ansehnlich und er würde ihn sicher nicht von der Bettkante stoßen. "Keinen allzu guten Priester? Warum denn nicht?", fragte Cedric stirnrunzelnd nach, musste aber ein triumphierendes Grinsen unterdrücken.
"Ach nein? Warum würde denn keine Frau glücklich mit dir?", fragte er unschuldig nach, doch innerlich war er höchst zufrieden mit sich. Also hatte er recht gehabt und Alan bevorzugte Männer.
"Sehr gerne.", erklärte Cedric etwas gerührt. "Ich werde es stets in Ehren halten. Es ist wirklich wunderschön."

Alan hob leicht die Schultern. "Weil mich Dinge wie die Malerei, die Kunst im allgemeinen, viel mehr interessieren. Ich würde Gott gerne meinen Dienst erweisen indem ich so wundervolle Kirchen gestalte, wie Lorenzo es tut oder Bücher mit Bildern verzieren, aber am Altar stehend und predigend wäre ich wohl keine wirkliche Bereicherung. Ich bin kein solcher Gelehrter wie James es bereits ist und werde es auch nie. Ich habe mich in mein Schicksal gefügt, dass ich eine solche Laufbahn einschlagen soll, aber mein Herz möchte eigentlich etwas anderes." erwiderte Alan überraschend wortreich, schalt sich im nächsten Moment jedoch für seine lose Zunge. Wie sollte er aus dieser Situation nun nur wieder herauskommen? Er schluckte und schüttelte den Kopf, als ärgere er sich über sich selbst. "Weil ... weil man mir von klein auf beigebracht hat, dass es Sünde ist, was Mann und Frau miteinander treiben und ich glaube nicht, dass ich dazu je in der Lage wäre." gestand Alan leise, den Blick auf seine Hände vor ihm gerichtet. "Keine sonderlich guten Voraussetzungen, um eine Frau glücklich zu machen, hm?" murmelte er und spürte, wie er eine Gänsehaut bekam. All diese Dinge waren so kompliziert und er wusste wirklich nicht, wie es mit ihm weiter gehen sollte.

"Ich glaube, Gott weiß auch diese Tätigkeit zu schätzen. Irgendjemand muss es ja tun, damit die Menschen sich daran erfreuen können. Außerdem vermitteln Bilder die Heiligengeschichten auch an die Menschen, die nicht lesen können. Du musst kein Gelehrter sein um Gottes Werk zu tun. Folge deinem Herzen, Alan, sonst wirst du niemals glücklich werden in deinem Leben."
Cedric lächelte sanft.
"Und wer hat es dir beigebracht? Dein Vater? Dann lebt er selbst in Sünde, denn wie sonst bist du zustande gekommen? Du solltest nicht so viel auf das Gerede geben. Du musst ja nicht in der Lage dazu sein, wenn du nicht willst."

Alan rieb sich über die Schläfe und nickte zögernd. "Vermutlich hast du Recht. Es ist nur gar nicht so leicht seinem Herzen zu folgen, wenn man einen Vater hat, der über jeden seiner Schritte wacht. Wenn er irgendwann herausfinden sollte, was ich hier tatsächlich mache, dann ..." Alan hob leicht die Schultern. Dann würde er so leicht nicht wieder glücklich werden, soviel war sicher.
Cedrics Lächeln gab Alan ein klein wenig Sicherheit und er nickte langsam. "Er und die Brüder in der Klosterschule." erwiderte er und seufzte leise. "Aber wenn ich kein Geistlicher werde, würde mein Vater sicher verlangen, dass ich heirate." hielt er dagegen. Das war eine Vorstellung, die ihn noch mehr schreckte als die Möglichkeit, dass er ein einfacher Priester werden würde.

Joanna stand vor ihrem Mann und seufzte leise. Er hatte seine Reisekleidung angelegt und bald würde er gemeinsam mit John aufbrechen zu einer Reise, die ihn so ziemlich ans andere Ende der Welt führte. So lange würden sie sich nicht sehen und sie hatte keine Ahnung, wie sie das durchstehen sollte. Warum nur hatte Constance John soweit bringen müssen diese Reise in Betracht zu ziehen?
"Mir wäre wohler, wenn du hier bliebest, Es ist so eine weite Reise..."
Joanna verzog leicht das Gesicht.
"Aber wehe dir, wenn du nicht heil zurück kommst, William of Cornwall. Lass dir nicht zu lange Zeit."

William ließ den Blick noch einmal durch das Gemach gleiten und nahm dann seinen Schwertgurt von der Truhe, um ihn sich umzulegen. Er seufzte leise und schenkte Joanna ein schiefes Lächeln. "Ich weiß." erwiderte er, während er die Schnalle schloss. "Mir wäre nicht wohler, wenn ich hier bliebe, aber wenn ich nicht so lange von dir getrennt wäre. Aber du weißt ja, wie ich zu dieser Reise stehe. Sie ist mir wirklich wichtig." Und es war in der Tat ein Jetzt oder Nie. Sie hatten es immer wieder vor sich hergeschoben und William wusste, dass er nie gehen würde, wenn er es jetzt nicht tat.
Er trat zu Joanna und legte die Arme um ihre Taille. "Ich werde mich beeilen, meine Schöne." erklärte er und gab ihr einen Kuss.
Dann glitt sein Blick kurz zu seiner Truhe hinüber in der nun noch die Sachen verstaut waren, die er nicht mitnehmen würde, dann sah er Joanna mit ernstem Blick wieder an.
"Ganz unten in der Truhe, unter dem ganzen Krempel, der hier bleibt, liegen einige Briefe." erklärte William dann langsam. "Rühr sie nicht an, hörst du? Auf jedem Brief steht ein Name und ich ... ich will, dass wir jeden einzelnen gemeinsam ins Feuer werfen, wenn ich zurück bin."
William hatte es sich nicht leicht gemacht, aber er war auch kein Narr, er wusste, was auf einer solchen Reise alles passieren konnte und er hatte vorbereitet sein wollen. Also hatte er für Joanna, jedes seiner Kinder und die handvoll Menschen, die ihm darüber hinaus am Herzen lagen jeweils einen Brief geschrieben und letztlich auch sein Testament in Ordnung gebracht. Sollte er also nicht wieder zurück kommen, war alles vorbereitet, dennoch hoffte er inständig, dass er die Briefe allesamt verbrennen konnte, sobald er zurück war.

Joanna musterte ihren Mann ganz genau und folgte mit den Augen jeder seiner Bewegungen. Sie wollte eigentlich um keinen Preis, dass er ging, aber er würde sich nicht aufhalten lassen.
"Ja, das weiß ich. Das ist ja das Schlimme...."Dass es für ihn so wichtig war. Joanna schmiegte sich an ihn und erwiderte seinen Kuss, strich sanft über seine Brust. Es schnürte ihre allerdings fast das Herz zu, als er so mit ihr sprach.
"In Ordnung...", stockte Joanna und riss sich dann zusammen. "Sieh zu, dass du wieder kommst. Ich will gar nicht wissen, was in diesen Briefen steht." Sie atmete langsam aus. "Du hast gut vorgesorgt. Aber wage es nicht diese Dinge auszureizen...Wir werden diese ganzen Sachen verbrennen, wenn du zurück bist."

William lächelte sanft. "Ich kann mich nur wiederholen, ich bin dir sehr dankbar, dass du mich gehen lässt." erwiderte er und zog Joanna noch etwas fester an sich, strich ihr sanft über den Rücken und vergrub das Gesicht für einen Moment an ihrem Hals. Er atmete tief durch, sog ihren süßen, lieblichen Duft regelrecht gierig ein und schloss kurz die Augen, um sich diesen Moment sorgsam einzuprägen. Es war eine so kostbare Sekunde an die er sich während seiner Reise immer wieder gern erinnern wollte.
"Natürlich komme ich wieder, alles andere steht gar nicht zur Debatte. Ich habe noch drei Kinder zu Hause, die ich groß werden und heiraten sehen will und darüber hinaus, habe ich mir fest vorgenommen irgendwann mein erstes Urenkelkind auf dem Arm zu halten." erklärte William und zwinkerte Joanna zu. "Außerdem sind wir beide ja noch nicht alt und grau, nicht wahr? Und das wollen wir ja schließlich zusammen werden. Diese Briefe sind nur in einem Anflug von unsinniger Sentimentalität entstanden und in einem Jahr werden wir darüber lachen, dass ich sie überhaupt geschrieben habe." versprach er und strich Joanna sanft über die Wange. "Gib gut auf die Kinder Acht und pass auf, dass sie nicht allzu sehr wachsen, besonders Will, hörst du?" murmelte William und atmete tief durch. "Nun gut, es hilft wohl nichts, was? Ich weiß Truro bei dir und Geoffrey in guten Händen, besser könnte es nicht sein."
William küsste Joanna noch einmal innig und legte seine gesamte Liebe und Zuneigung zu ihr in diesen Kuss, dann löste er sich von seiner Gemahlin und hielt ihr den Arm entgegen. "Erweist Ihr mir die Ehre mich noch in den Hof zu begleiten, Mylady? Wir sollten die Anderen nicht allzu lange warten lassen."

"Was für eine Wahl habe ich denn auch? Theater machen? Wozu, wenn du ja doch gehen wirst...", erwiderte Joanna und lächelte dann schief. Sie genoss die Umarmung sehr und schmiegte sich fest an ihn. Dieser eine Moment würde sie über die lange Zeit tragen müssen.
"Ich nehme dich beim Wort. Deine Familie braucht dich noch dringend, William of Cornwall. Ich ganz besonders. Ich möchte gern mit dir alt und grau werden und ich werde auf die Kinder aufpasse, keine Sorge. Das alles hier wird in gutem Zustand sein, wenn du wieder da bist."
Sie atmete tief durch, erwiderte dann seinen Kuss voller Liebe und mit einem Anflug von Verzweiflung. Wie sollte sie nur so lange ohne ihn auskommen?
Sie legte die Hand auf seinen Arm und nickte. "Natürlich."

William wiegte den Kopf leicht hin und her. "Du hättest es mir aber deutlich schwerer machen können." gab er zu bedenken und lächelte zärtlich. Er freute sich auf diese Reise, aber gleichzeitig vermisste er Joanna jetzt schon unheimlich.
"Ich weiß. Ich könnte all das hier, was mir lieb und teuer ist, nicht in besseren Händen als den deinen lassen." erwiderte William und hauchte einen Kuss auf Joannas Stirn. "Ich verspreche, dass ich regelmäßig eine Nachricht schicken werde, damit du weißt, wo wir sind und wie es uns ergeht. Und du wirst sehen, im Nu ist die Zeit vorbei, die uns jetzt so furchtbar lang erscheint und ich bin wieder zurück."
Als Joanna die Hand auf seinen Arm legte, hob William die freie Hand, legte sie kurz auf Joannas und drückte diese leicht. Dann führte er sie hinunter durch die Halle und in den Burghof, wo sich eine muntere Schar von Leuten versammelt hatte, zum Teil, weil sie mit William und John zusammen aufbrachen, aber der weit größere Teil, um die Reisenden zu verabschieden. Williams Blick glitt über die Menge und er verlangsamte seine Schritte einen Moment. "Du musst gut auf Constance aufpassen." murmelte er leise. "John wird auf der Reise so einige Ablenkung finden, aber für sie wird es wohl ziemlich schwierig werden." Immerhin trennten die beiden sich nicht gerade im Guten und William wusste aus Erfahrung wie schwer so etwas auf einem lastete.

"Möglich, aber dann hätte ich nur ein schlechtes Gewissen. Und ich bin sehr froh, wenn ich wenigstens zwischendurch etwas von dir höre und weiß, dass es dir gut geht. Die Ungewissheit ist das Schlimmste auf der Reise."
Joanna musste sich wirklich zusammen reißen, aber sie hatte sich vorgenommen, es William nicht so schwer zu machen und nicht zu weinen. Daran wollte sie sich halten. Sie passte sich seinem Tempo an und nickte dann.
"Das werde ich schon hinbekommen, keine Sorge. Ein bisschen Abstand wird den Beiden wirklich gut tun. Und Constance hat einen Fehler gemacht. Auch wenn sie meine Freundin ist, ein bisschen schmoren kann sie dennoch. Aber keine Sorge, ich werde sie nicht hängen lassen. Sie kann mir sicher auch etwas zur Hand gehen, das lenkt sie ab."

William bedachte seine Gemahlin mit einem langen Blick und lächelte dann. "Ich bin sicher, du bekommst das schon hin." erwiderte er zuversichtlich und lächelte breit als er zu der Kinderfrau trat, die mit Sophie und dem kleinen Will im Hof stand und wartete, damit die Kinder sich von ihrem Vater verabschieden konnten.
William küsste Sophie auf die Stirn und strich ihr über die Wange. "Geh deiner Mutter immer schön zur Hand, solange ich weg bin, hörst du? Und tu mir den Gefallen und komm nicht auf die Idee, dich in irgendwen zu verlieben, während ich weg bin. Dafür bist du noch ein wenig jung, nicht wahr?" Er zwinkerte seiner Tochter zu, die ihm ein verschwörerisches Grinsen schenkte und die Arme um seinen Hals legte. "Versprochen! Aber du musst dafür dann auch schnell wieder kommen." erklärte sie und gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. "Das werde ich, versprochen." versicherte William, dann wandte er sich seinem Jüngsten zu und hob ihn auf den Arm. "Und du wächst ein wenig, während ich weg bin, nicht wahr?" Er zerzauste dem Jungen den ohnehin schon wirren Schopf. Will schluckte schwer und nickte eifrig, schmiegte sich dann rasch an seinen Vater und schloss die Augen, damit dieser das verräterische Schimmern nicht sehen konnte.
William behielt seinen Sohn einen Moment auf dem Arm und sah sich stirnrunzelnd um. "Wo treibt Elias sich denn schon wieder herum? Ich dachte, er würde sich wenigstens verabschieden, auch wenn er beleidigt ist." murmelte William und versuchte seinen Sohn in der Menschenmenge irgendwo auszumachen.

Joanna beobachtete lächelnd den Abschied zwischen William und seinen Jüngsten. Sophie war ein großes Mädchen geworden, aufgeweckt und klug. Sie war wirklich stolz auf ihre Tochter. Aber William hatte Recht, sie hatte noch ein wenig Zeit. Und dem kleinen Will fiel es natürlich sehr schwer seinen Vater gehen zu lassen, den er eigentlich noch brauchte. Doch irgendwie würden sie es hinbekommen. Glücklicherweise war Geoffrey trotz fortschreitenden Alters noch wirklich gesund und agil, so dass sie sich um Cornwall keine Sorgen machte.
"Elias? Ich habe keine Ahnung." Suchend schaute Joanna sich um und musste grinsen. "Aber irgendwie kommt mir einer deiner Begleiter merkwürdig zugeknöpft vor, meinst du nicht auch?", fragte sie unschuldig.
John hatte von all dem nicht viel mitbekommen. Er trat zu seiner Frau hin, nachdem er sich von seinen Kindern ausgiebig verabschiedet hatte. "Constance....ich werde dich vermissen.", sagte er leise und küsste sie auf die Stirn.

"Wie?" William sah verdutzt in die Richtung in die Joanna den Blick gerichtet hatte, dann verfinsterte sich seine Miene. "Dieser unverschämte Bengel, ich glaubs ja nicht!" grollte er leise und setzte Will wieder auf dem Boden ab, um sich einen Weg durch die Menge zu bahnen, direkt auf den schmalen Reiter zu, der sich die Kapuze möglichst tief ins Gesicht gezogen hatte und sich ab und an nervös umsah.
"Und was genau glaubst du, tust du da?" fragte William ein wenig düster. "Hast du wirklich gedacht, dass du in einem so kleinen Gefolge nicht auffällst, mein werter Sohn?"
Constance hatte mit einem Kloß im Hals beobachtete, wie John sich ausgiebig von den Kindern verabschiedete und atmete tief durch als er auf sie zu trat. Sie schloss die Augen als er ihr einen Kuss auf die Stirn gab und rief sich gedanklich zur Ordnung. "Ich dich auch, John. Gib gut auf dich Acht und komm bald und vor allem gesund wieder." erwiderte sie mit möglichst fester Stimme.
Dann griff sie unter ihren Mantel und holte einen kleinen Beutel hervor. "Das ... das ist für dich." erklärte Constance ein wenig unsicher. Sie hatte eine kleine Haarlocke von sich mit einem Seidenband zusammen gebunden und zusammen mit ein paar Blütenblättern, die sie im Sommer getrocknet hatte in den Beutel getan. Ein wenig kitschig, aber sie hatte einfach das Bedürfnis gehabt, John etwas von sich mitzugeben.
"Ich kann verstehen, wenn du es nicht die ganze Reise mit dir herum schleppen willst, schließlich soll die Reise ja für Abstand zwischen uns sorgen. Wenn ... du es nicht haben willst, wirf es einfach ins Meer, wenn ihr den Kanal überquert oder in London in die Themse." fügte sie gedämpft hinzu und senkte den Blick. Dieser Abschied fiel ihr so unendlich schwer. Sie hatte kein gutes Gefühl dabei, dass die Dinge zwischen ihnen noch nicht bereinigt waren und John nun für so lange Zeit fort ging.
Bevor sie endgültig der Mut verließ, machte sie einen kleinen Schritt vor und gab John noch einen Kuss auf die Wange. "Ich liebe dich, John de Warenne." wisperte sie und wünschte sich, sie könnte ihn in die Arme schließen, wie die anderen Frauen, die um sie herum ihre Männer verabschiedeten.

Elias

Elias hatte seinen Vater unbedingt auf seiner Reise begleiten wollen, war aber jedes Mal abgewiesen worden. Also hatte er sich nun einen Umhang besorgt und sich unauffällig mit etwas Gepäck und seinem Pferd unter die Begleiter seines Vaters gemischt. Fast wäre es geglückt. Als sein Vater auf ihn zu kam, rutschte ihm das Herz in die Hose. So war er also doch noch aufgeflogen....so knapp war es gewesen!
"Ich...ich will aber mit dir kommen, Vater. Warum darf ich denn nicht? Versuchen konnte ich es ja, hätte ja sein können, dass du es nicht bemerkst. Fast hätte ich es geschafft...",erwiderte er geknickt.
John nickte langsam. "Das werde ich tun, keine Sorge." Überraschung malte sich auf sein Gesicht, als Constance ihm ein Abschiedsgeschenk machte. Es machte ihn fast einen Moment sprachlos, als er den kleinen Beutel öffnete und sich den Inhalt genauer ansah. Dann schnürte er ihn sorgfältig wieder zu und hängte sich den Beutel um den Hals. Er war wirklich gerührt davon.
"Red keinen Unsinn, Constance...", unterbrach er sie. "Warum sollte ich es ins Meer werfen? Ich werde es bei mir tragen bis ich wieder hier bin. Und wenn ich zurückkehre, werden wir es gemeinsam hier an der Küste ins Meer werfen.", erklärte er, nachdem er mit einer Hand ihr Kinn leicht angehoben hatte. Er wusste, wie schwer Constance der Abschied fiel und wie sehr sie ihren Fehler bereute. Er war noch nicht endgültig bereit von vorne anzufangen, aber nach der Reise würde er es sich sein.
John gab seiner Frau ohne weitere Worte einen Kuss auf die Lippen und zog sie in seine Arme. Er wollte nicht wegen dieser Sache einen wirklichen Abschied verhindern.
"Ich dich auch, Constance. Gib die Hoffnung nicht auf..."

William seufzte leise und konnte bei der offensichtlichen Enttäuschung seines Sohnes die böse Miene nicht aufrecht erhalten. "Na los, komm schon runter vom Pferd." forderte er den Jungen auf und schüttelte leicht den Kopf. "Die Reise ist einfach zu lang und zu gefährlich, Elias. Dafür bist du noch zu jung und deine Mutter würde mir die Hölle heiß machen, wenn dir etwas zu stieße." erwiderte William. "Außerdem brauche ich hier doch jemanden, der auf alles aufpasst, nicht wahr? Dein Bruder ist in der Normandie und Geoffrey ist nicht mehr der Jüngste, also sei so gut und geh ihm zur Hand so gut du kannst. Denkst du, du bekommst das hin ohne Truro in meiner Abwesenheit in Schutt und Asche zu legen?" fragte er mit sanftem Spott.
Constance sah John an als er ihr Kinn anhob und versuchte sich an einem Lächeln. "In Ordnung." erwiderte sie ein wenig heiser. Als John sie dann mit einem Mal küsste und in die Arme zog, war es um ihre mühsam aufrecht gehaltene Beherrschung allerdings doch geschehen. "Oh Gott ..." Sie schlang regelrecht verzweifelt die Arme um ihren Mann und vergrub das Gesicht an seinem Hals.
Sie erschauderte kurz, dann hatte sie sich wieder im Griff und versuchte das Gefühl in ihrem Herzen zu verwahren, das sie überkam als sie so Arm in Arm da standen.
"Das werde ich nicht. Bis zu meinem letzten Atemzug nicht." erklärte Constance schließlich leise.

Elias

Elias zögerte kurz und stieg dann traurig vom Pferd. Doch wenigstens schien sein Vater ihm nicht allzu böse zu sein. Doch immerhin bekam er eine wirklich wichtige Aufgabe.
"Na gut. Klar kann ich das, ich bin doch schon groß!", erklärte er überzeugt und nickte. "Ich werde gut auf alles aufpassen, du wirst sehen. Aber beeil dich trotzdem...."
John seufzte leise und zog Constance noch einmal fest an sich. "Dann ist es ja gut. Vergiss nicht, ich liebe dich. Das hier ist doch nicht das Ende, es ist ein neuer Anfang. Alles wird wieder gut werden."
Da war er ganz sicher. Er strich seiner Frau noch einmal über die Wange und löste sich dann von ihr.
"Nun muss ich gehen. Pass gut auf euch auf..."

William legte seinem Sohne eine Hand auf die Schulter als dieser neben ihm stand und einer der Stallburschen Elias' Pferd zurück in die Stallungen brachte. "Ich bin stolz auf dich, mein Junge. Du musst hier ein gutes Auge auf alles haben und pass mir ja gut auf deine Mutter und deine Geschwister auf." forderte er lächelnd und kehrte mit ihm zurück zu Joanna und den anderen.
Er zog Joanna noch einmal an sich und gab ihr einen Kuss. "Ich liebe dich, Joanna of Cornwall." erklärte er lächelnd. "Pass gut auf euch alle auf und bis bald, meine Schöne." Er strich ihr noch einmal über die roten Locken, dann löste er sich von ihr und trat zu seinem Pferd, schließlich mussten sie endlich los kommen.
Constance atmete tief durch und nickte entschlossen. "Ich werde es beherzigen." versprach sie, gab John noch einen letzten Kuss und gab ihn dann frei. "Komm bald wieder nach Hause, John." bat sie ihn und versuchte sich an einem Lächeln, das nicht allzu traurig war.

Cedric hatte sich auf die Suche nach Alan gemacht und war schließlich in dessen Gemach fündig geworden. Er klopfte an und schob sich dann durch die Tür. In den letzten Tagen hatten sie öfter Zeit miteinander verbracht und immer wieder auch mit der Harfe geübt, was Alan besonders viel Freude machte.
Darum hatte Cedric nun auch eine Überraschung für Alan, mit der er den Jüngeren auch ein wenig aufmuntern wollte. Schließlich war dieser dann und wann immer noch traurig, weil er James vermisste.
Cedric lächelte.
"Alan, wie geht es dir heute?"

Alan saß an dem kleinen Tisch, den er in seinem Gemach hatte, hatte einige Pergamentblätter darauf ausgebreitet und verbesserte an der ein oder anderen Zeichnung ein paar Kleinigkeiten. Er wollte Morgen Lorenzo ein paar der Bilder zeigen und seine Meinung einholen und vorher wollte er sie noch etwas verbessern.
Als es klopfte, bat er den Besucher herein und seine Miene hellte sich auf als Cedric herein kam. "Cedric!" rief er begeistert und stand auf, um seinem Besuch entgegen zu treten. "Schön dich zu sehen. Ich habe gerade ein paar Bilder überarbeitet. Was treibt dich her?" fragte er neugierig, schließlich waren sie erst für den späten Nachmittag verabredet gewesen.

Cedric lächelte und trat zum Tisch hin, um einen neugierigen Blick auf die Zeichnungen zu werfen. "Sie sind wie immer ausgezeichnet....sind sie für Lorenzo? Er wird sehr zufrieden mit dir sein, ganz sicher."
Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich lässig darauf.
"Ich weiß, wir waren erst später verabredet, aber ich habe ein kleines Geschenk für dich und da es gerade fertig geworden ist, möchte ich es dir gern sofort geben. Ich denke, es wird dir viel Freude bereiten.", erklärte er.
Cedric zog einen in ein Tuch geschlagenen Gegenstand hervor und legte ihn vor Alan auf den Tisch.
"Ich dachte mir, du würdest dich freuen. Ich habe sie für dich anfertigen lassen."

Alan warf einen Blick auf die Bilder und nickte. "Ich wollte sie ihm Morgen zeigen, wenn ich wieder bei ihm bin, um zu sehen, was er sagt." erklärte Alan und setzte sich Cedric dann gegenüber.
Verblüfft sah er seinen Gegenüber an. "Ein Geschenk? Für mich? Aber wieso denn?" fragte er verwirrt und starrte dann auf das Bündel, das Cedric vor ihm auf den Tisch legte.
Alans Herz stockte und mit bebenden Fingern schlug er das Tuch vorsichtig zurück. "Bei allen Heiligen!" wisperte Alan, starrte fassungslos auf die kleine Harfe hinab, die vor ihm lag und schluckte dann schwer. "Cedric, das ... das muss furchtbar teuer gewesen sein. Das kann ich nicht annehmen." erwiderte er leise und strich sehnsüchtig über das glatt polierte Holz des Instruments. Die Harfe war schlicht, aber ausgesprochen sorgfältig angefertigt worden und in Alans Augen hätte sie kaum schöner sein können.
Dennoch, das war ein viel zu großes Geschenk, nur um ihm eine Freude zu machen ... das konnte er einfach nicht annehmen.

Cedric nickte. "Er wird begeistert sein, glaube mir." Gespannt beobachtete er, wie Alan sich ans Auspacken machte. "Warum denn nicht?", stellte er die Gegenfrage. "Ich möchte dir eine Freude machen."
Er lächelte leicht. "Ach was...natürlich kannst du es annehmen. Du hast Talent, Alan. Und so kannst du üben, wann du möchtest, auch wenn ich einmal keine Zeit habe. Die Harfe ist für dich und du wirst sie behalten.
"Außerdem war es gar nicht so teuer...der Zimmermann schuldete mir noch einen kleinen Gefallen."

Alan war wirklich gerührt. Außer James hatte ihm nie jemand eine solche Freude mit einem Geschenk gemacht und er war völlig überwältigt, war es doch so ziemlich das letzte, womit er gerechnet hätte.
Alan stellte die Harfe auf und entlockte ihr ein paar Töne. Ein seliges Lächeln lag auf seinen Lippen als seine Finger über die Saiten glitten. "Sie ist wundervoll." murmelte er leise, ließ die Hand wieder sinken und sah zu Cedric hinüber.
Im nächsten Moment hatte seine Freude über das Geschenk seine Schüchternheit überwältigt und Alan fiel Cedric kurzer Hand um den Hals. "Danke, Cedric. Vielen, vielen Dank!" Er hatte das Gefühl sich gar nicht genug bedanken zu können. Eine kleine Freude ... das war mehr als eine kleine Freude, die Cedric ihm da bereitet hatte.